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Diamant – neue hochfeine Hüller Aromasorte l
Umweltfreundliche Alternative | Mit Diamant, einer
Tochter der alten Landsorte Spalter, bringt die Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH) nach langjährigen Entwicklungs- und Selektionsarbeiten durch die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) eine neue hochfeine Aromasorte auf den Markt. Diamant ist die wirtschaftliche und umweltfreundliche Alternative zu Spalter, Tettnanger und Saazer, mit einem Aroma der Spitzenklasse. Die alten Landsorten wie Spalter, Tettnanger, Saazer und Hallertauer Mittelfrüher mit ihrem fein-würzigen Hopfenaroma sind nach wie vor weltweit bei Brauern, die Wert auf klassische Bieraromen legen, sehr gefragt. Auch die Craft Brauer haben Hopfen mit klassischem Hopfenprofil für sich entdeckt. Aber für die Pflanzer wird der Anbau dieser Landsorten immer schwieriger: Das geringe, stark schwankende Ertragsniveau, instabile Alphasäurengehalte, Frühblüte als Folge der steigenden Temperaturen [1] und damit verbunden heterogene Ausdoldung und letztlich reduzierter Ertrag sowie geringe Krankheitsresistenzen erschweren zunehmend einen wirtschaftlichen Anbau. Dies hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Brauer. Das Preisniveau der meisten Landsorten hat sich in den letzten Jahren
nahezu verdoppelt und zum Ausgleich massiver Ertrags- und Qualitätsschwankungen ist eine kostspielige Lagerhaltung aus mindestens zwei Ernten notwendig. Grundsätzlich besteht zwar die Möglichkeit, durch Auslesezüchtung innerhalb der natürlich gegebenen Variabilität einer Landsorte eine geringfügige Verbesserung der einen oder anderen Schwachstelle zu erreichen. Aber die engen Grenzen der Machbarkeit dafür wurden in den letzten Jahrzehnten offensichtlich. Die vor Jahrhunderten bei deutlich moderateren Temperaturbedingungen ausgelesenen Landsorten werden von dem rasant fortschreitenden Klimawandel geradezu überrollt.
Als Züchter am Hopfenforschungszentrum Hüll hatte Herbert Ehrmaier das Ziel vor Augen, den Hopfenpflanzern und Brauern mit der züchterischen Weiterentwicklung von bewährten Landsorten das hochfeine Aroma dieser Sorten zu bewahren und andererseits ihre Wirtschaftlichkeit entscheidend zu verbessern. Mit dieser Vision hat er 1988 die Landsorte Spalter mit der männlichen Hüller Aromalinie 80/18/62 gekreuzt, die das der alten Landsorte fehlende Rüstzeug für eine zukunftsorientierte, ertragreichere neue Sorte beisteuern sollte (Abb. 1). Obwohl männliche Hopfen von ihrem Zuchtwert her schwer einzuschätzen sind, traf der Züchter die richtige Wahl. Mit diesem Vater, der aus einer Kreuzung der slowenischen Sorte Super Styrian Aurora als Mutter und einem Hüller Aromazuchtstamm (76/01/259) hervorging, erreichte Herbert Ehrmaier eine deutliche Verbesserung der agronomischen Eigenschaften mit Fokus auf stabilere, leicht erhöhte Alphasäurengehalte und verbessertem Ertragspotenzial. Der Hüller Zuchtstamm 80/18/62 mit einem hohen genetischen Anteil von Hal-
Diamant (89/02/25) Mutter Spalter Landsorte
Autoren: Anton Lutz, Dr. Elisabeth Seigner, Dr. Klaus Kammhuber; alle Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Hopfenforschungszentrum Hüll, Wolnzach; Walter König, Gesellschaft für Hopfenforschung, Hüll, Wolnzach
Verbesserung der Landsorten durch Kreuzungszüchtung
Vater 80/18/62 Hüller Zuchtstamm
Großmutter Super Styrian Aurora slowenische Sorte
Großvater 76/01/259 Hüller Zuchtstamm
Abb. 1 Stammbaum der Spalter- Tochter Diamant
Brauwelt | Nr. 45 (2019)
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