„Einzigartiges Erfolgsmodell“ Im Gespräch mit der Gesellschaft für Hopfenforschung Im Jahre 1926 wird in der Hallertau – aus der Not geboren – eine zentrale Beratungsstelle für den Hopfenbau zur Sicherstellung der Hopfenversorgung für die Brauwirtschaft gegründet. Die damaligen Ziele Schädlingsbekämpfung, Züchtung neuer Sorten sowie wissenschaftliche und technische Forschung sind knapp hundert Jahre später immer noch zentrale Arbeitsgebiete der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH). Heute ist das Hopfenforschungszentrum Hüll weit über die Grenzen der Hallertau bekannt. Im Gespräch mit der BRAUINDUSTRIE erläutern Dr. Michael Möller, Vorstandsvorsitzender der GfH, und Walter König, Geschäftsführer der GfH, nicht nur die aktuellen Herausforderungen für die weltweite Hopfen- und Brauwirtschaft, sondern geben auch Einblicke in die jüngsten Hopfensorten aus dem Hüller Zuchtprogramm. BRAUINDUSTRIE: Herr Dr. Möller, die Brau- und Hopfenbranche blickt auf ein turbulentes Jahr zurück. Wie hat die Gesellschaft für Hopfenforschung das „Corona-Jahr“ 2020 erlebt? Dr. Michael Möller: Die GfH war in erster Linie durch die Einschränkungen der beiden Lockdowns im Frühjahr und Herbst betroffen. Trotz Verschiebungen konnten wir unsere Mitgliederversammlung und die Verleihung des Nienaber-Preises nur virtuell durchführen. Während die für unsere Arbeit sehr wichtigen Treffen des Beratungsgremiums zur Aromabonitur für die neue Sortenmappe ausfallen mussten, konnten wir im Sommer unter Einhaltung der Auflagen wenigstens die Expertenrunde zur Verkostung der Bitterqualität neuer Hochalphasorten und auch das Treffen des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses in Präsenz im Deutschen Hopfenmuseum durchführen. Die Arbeit am Hopfenforschungszentrum selbst war nur in sehr geringem Maße von den Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen, sodass die geplante Forschungsarbeit und das in diesem Jahr erstmalig notwendige Citrus Bark Cracking Viroid- Monitoring erfolgreich durchgeführt werden konnten. BI: Eine gute durchschnittliche Hopfenernte 2020 trifft auf einen deutlich niedrigeren Bierabsatz. Herr König, wie beurteilen Sie den Hopfenüber-
Dr. Michael Möller, Vorstandsvorsitzender der GfH
GfH-Geschäfsführer Walter König
schuss und was bedeutet das für die Hopfenwirtschaft auf der einen Seite und die Braubranche auf der anderen Seite?
Hopfenwirtschaft bedeutet das eine strukturelle Überversorgung, die eingelagert, gekühlt, verarbeitet und vorfinanziert werden muss. Auch der dringend notwendige Sortenwechsel zu gesünderen, klima angepassten und ertragreicheren Sorten kommt aufgrund des Überangebots im Stammsortiment ins Stocken.
Walter König: Deutschland produziert über ein Drittel der jährlichen Welt-Hopfenernte. Wir müssen deshalb den Blick auf die Entwicklung des weltweiten Bierabsatzes und des Hopfeneinsatzes je Hektoliter richten. Nach den bis heute bekannten Zahlen wird der globale Hopfenbedarf gegenüber dem Vorjahr um 7 bis 8 Prozent zurückgehen. Aus Sicht der
Aus Sicht der Brauwirtschaft ist die Situation nach einigen Jahren der knappen Versorgung eher komfortabel. Dort wo es die Liquidität zulässt, eignen sich die qualitativ sehr guten BRAU INDUSTRIE 1/2021 ·
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