HKB Zeitung 1/18

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Recording the Soul of Music heisst ein kürzlich in Zusammenarbeit mit dem Museum für Musikautomaten in Seewen SO herausgegebener Sammelband mit Texten zu den selbst spielenden Klavieren und Orgeln der Firma Welte, herausgegeben von Kai Köpp und Christoph E. Hänggi. Die auf ein Symposium zurückgehenden Texte behandeln unter anderem den bisher im Dunkeln liegenden Aufnahme- und Editionsprozess der Welte-Rollen sowie ihre Aussagekraft im Hinblick auf die Interpretationspraxis des späten 19. Jahrhunderts. hkb-interpretation.ch /publikationen Seit Anfang Jahr ist Dorothee Joss an der HKB im Rahmen einer neu geschaffenen Stelle für die Koordination der Zusammenarbeit mit Gymnasien und Mittelschulen verantwortlich. Ein gutes Verhältnis zu ihren wichtigsten Zubringerschulen ist für die HKB von grosser Bedeutung. Joss studierte Germanistik, Sozial­anthropologie und Kulturmanagement und besitzt ein Lehrdiplom für die Sekundarstufe II. Nach Tätigkeiten als Regie- und Produktionsassistentin sowie als Theaterpädagogin unterrichtet sie aktuell, neben ihrem Engagement an der HKB, am Gymnasium und ist für das Schulprogramm des Wissenschaftsfestivals science+fiction verantwortlich. Unter dem Titel Musikvermittlung heute –  Konzert. Kontext. Teilhabe. bietet die HKB ab dem Herbstsemester 2018 einen neuen Weiterbildungskurs an. Er richtet sich an Personen, die beruflich mit einer Musikkultur im Umbruch zu tun haben und zugleich um Veränderung und Erhaltung – sowohl ihrer Formate und Inhalte als auch ihrer Zuhörerschaft und ihrer Konzertkultur – ringen. Im Kurs werden einige hartnäckige Gewohnheiten des Musikbetriebs hinterfragt. Die Teilnehmenden eignen sich mit Expertinnen und Experten die aktuellsten Methoden der Musikvermittlung an und erhalten konkrete Antworten auf die Forderungen nach kultureller Teilhabe und Kooperation. hkb.bfh.ch /cas-musikvermittlung

Gianna Molinari Ein Jahr nach Biel war Biel ein Jahr erst vorbei. Zwei Jahre nach Biel wusste ich nicht, wie ich in Zukunft mein Geld verdienen sollte. Fünf Jahre nach Biel fahre ich immer noch sehr viel Zug. Fünf Jahre nach Biel sage ich seltener Biel. Fünf Jahre nach Biel stelle ich fest, dass schon eine grössere Anzahl Abgängerinnen und Abgänger aus Biel hervorgegangen ist. Und es scheint eine Anzahl erreicht zu sein, die es ermöglicht, dass ich im Sommer 2016 im hinterletzten schottischen Tal aller schottischen Täler auf Lucien Haug treffe, den ich vorher nicht kannte und mit dem ich zuerst Englisch spreche, dann Hochdeutsch und dann über unsere Gemeinsamkeit, das Literaturinstitut. Manchmal ist mir das Schreiben ein Klotz am Fuss und manchmal eine viel zu steile Kurve. Manchmal ist mir das Schreiben eine frisch gefangene Forelle. Manchmal ist es ein Schritt in den Sumpf und manchmal einer daraus heraus. Sechs Jahre nach Biel frage ich mich, was ich jetzt machen würde, wenn ich nicht in Biel gewesen wäre. Auch schreiben? Schreinern? Sechs Jahre nach Biel schreibe ich und lese das Geschriebene an Lesungen vor und kann mir das alles nicht ohne Schreiben und Lesen vorstellen. Das Schreiben und das In-der-Literatur-Sein sind eine Selbst-Verständlichkeit. Ob für mich oder auf Auftrag, für ein Museum oder ein Theaterstück oder bei meiner Arbeit als Programmassistentin bei den Solothurner Literaturtagen. Sechs Jahre nach Biel habe ich eine Ahnung davon, was es heisst, einen Roman zu Ende zu schreiben. Mein Roman wird im Herbst erscheinen und ich denke über das Wort Erscheinen nach und über das Buch und über die Freude darüber in mir drin. Sechs Jahre nach Biel sind mir die Freundschaften, die ich dort geschlossen habe, in allem und in meinem Schreiben von grösster Wichtigkeit. Meinen Roman durch ihre Augen gelesen zu wissen, ihre Kritik zu hören ist wesentlich. Sechs Jahre nach Biel schreibe ich mit Literatur für das, was passiert, auf Schreib­ maschinen Texte auf Wunsch und das Geld, das wir dafür bekommen, geben wir Menschen auf der Flucht. Schreiben ist oft einsam und oft ist es das nicht. Manchmal ist mir das Schreiben zu viel, weil es immer etwas tut und im Tun auch antut. Manchmal ist mir das Schreiben das Schönste, weil es tut und antut.

Foto: Christoph Oeschger

Gianna Molinari, 1988 in Basel geboren, studierte von 2009 bis 2012 Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut Biel. Nach einem Master in Neuerer Deutscher Literatur an der Universität Lausanne arbeitet sie heute als Programmassistentin der Solothurner Literaturtage. 2015 gründete sie gemeinsam mit Julia Weber die Kunstaktionsgruppe Literatur für das, was passiert. Sie ist Gewinnerin des 3Sat-Preises des Bachmann-Wettbewerbs 2017. Ihr erster Roman erscheint im Herbst 2018 im Aufbau-Verlag.

Zu Gast

A.L. Steiner und Lise Soskolne von Hans Rudolf Reust, Judith Kakon und Annaïk Lou Pitteloud

Das BFH-Zentrum Arts in Context hat mit Matthias Vatter seit Anfang Jahr einen neuen Koordinator. Vatter ist ausgebildeter Lehrer und studierter Historiker und Politikwissenschaftler. In den vergangenen 20 Jahren arbeitete er als selbstständiger Unternehmer im Lernmedienbereich (hep-Verlag, LerNetz) und in der Kulturvermittlung. Gemeinsam mit seiner Schwester führt er seit 2015 den Kleinverlag vatter&vatter (vatterundvatter.ch), seit 2016 ist er an der HKB als Gastdozent im Master Design tätig. Das BFH-Zentrum Arts in Context erarbeitet Lösungen für den praxisnahen Einsatz der Künste in Kultur, Gesellschaft, Verwaltung und Wirtschaft – von Kreation und Interpretation bis zur Vermittlung und Erhaltung. Die Kunstvermittlerin Virginie Halter ist neue Geschäftsleiterin von HKB geht an Land / La HKB touche terre. Nach der ersten Runde 2017 im Berner Jura wird die HKB dieses Jahr erneut ein Projekt umsetzen, diesmal in Zusammenarbeit mit und in der Stadt Burgdorf. Halter hat an der HKB den Master Art Education abgeschlossen und u.a. als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kunsthaus Pasquart in Biel gearbeitet. Vor der Übernahme ihrer neuen Stelle war sie in der Produktion von L’Europe sauvage engagiert, dem Musiktheaterstationendrama der HKB, das Ende Januar im Galgenfeld erfolgreich zur Aufführung kam. hkbgehtanland.ch

M ÄR Z  –  MAI 2018

Der englische Trompeter und Musikwissenschafter Tom Arthurs ist neuer künstlerischer Leiter des Studienbereichs Jazz an der HKB. Arthurs lebt seit Langem in Berlin und ist ein viel beschäftigter Künstler und Forscher. Als Partner zahlreicher renommierter Musikerinnen und Musiker hat er ausgiebig getourt, seine Improvisationskünste sind auf Labels wie ECM, Intakt und Unit dokumentiert. In seiner Dissertation beschäftigte er sich mit der freien Musikszene Berlins. Für Tom Arthurs endet die Musik nicht am Bühnenrand – er begreift sie ebenso als soziales Konstrukt und als Mittel einer erweiterten Kommunikation. Damit ergänzt er die Schwerpunkte der HKB Musik in Forschung und Vermittlung bestens für den Studienbereich Jazz. tomarthurs.co.uk

HKB-Absolventin im Fokus

HKB -ZEITUNG

Neu an der HKB

Mi, 14. März 2018, 17.30 Uhr GK-Talk mit A.L. Steiner und Lise Soskolne HKB, Fellerstrasse 11, 3027 Bern W.A.G.E. – diese vier Buchstaben bezeichnen im Englischen den Lohn für eine Arbeitsleistung. Seit 2008 bilden sie aber auch die spezifische Abkürzung für eine von New York ausgehende Organisation, die sich mit Working Artists And The Greater Economy befasst (wageforwork.com). Mitgründerin A.L. Steiner und Lise Soskolne, Hauptorganisatorin von W.A.G.E., werden an der HKB zusammen mit ihrem Gast Federica Martini ihre Konzeption von Kunst und Aktivismus vorstellen. Mit einem dreitägigen Workshop führen sie vertieft in die ökonomischen Grundlagen ein, präsentieren aktuelle Interventionen und fragen nach möglichen Umsetzungen in

die konkreten Arbeitsbedingungen der Studierenden. Wie versteht sich die künstlerische Praxis in einer allgemeinen Ökonomie, die zunehmend volatile und prekär bezahlte Arbeitsbedingungen für alle Arbeitenden schafft? Wie lassen sich bei verschärfter Konkurrenz in einem hierarchisierenden Markt solidarische Initiativen organisieren? Welche Rolle spielen dabei die digitalen Plattformen? Wie muss sich die Praxis von Kunstinstitu­ tionen verändern, um den Künstlerinnen und Kulturschaffenden eine finanziell unabhängige Arbeit zu ermöglichen? Der Workshop zu W.A.G.E. findet im Rahmen von Springtime statt, einem eigenständigen

Unterrichtsformat, das vom Mittelbau im Fachbereich Gestaltung und Kunst getragen wird. In Anlehnung an die international erfolgreiche Sommerakademie Paul Klee versammeln sich ausgewählte Studierende der Fine Arts im Bachelor und im Master Contemporary Arts Practice, Studierende aus dem Bachelor Vermittlung in Kunst und Design, dem Master Art Education und dem Master Design sowie von der Partnerhochschule HfK Bremen zu einem die Studiengänge übergreifenden Forum. Sie eröffnen ihr eigenes Netzwerk, indem sie je einen Gast aus anderen Hochschulen der Schweiz oder aus ihrem persönlichen Umfeld einladen. Die Begegnung im ungewohnten Kreis und mit den beiden Kuratorinnen soll zu einem provozierenden Austausch anregen, der über die persönlichen Arbeitsbedingungen hinaus auch die Formate der Lehre an der HKB erweitert. Mit Springtime, dieses Jahr unter dem Motto What We Share / How We Organize, bricht der Frühling in die Kunst ein. W.A.G.E. wird eine künstlerische Art sein, die Qualität der Ausbildung an der HKB zu befragen.

Springtime ’18 What We Share / How We Organize 14. – 16. März 2018

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