Theoretische Thesis von Maria Altwegg und Josephine Walter

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Haben auch die Schüler*innen Zugang zu dieser Sammlung und können sie diese vielleicht sogar mitbearbeiten? Ja, die SchülerInnen haben Zugang zum Fundus in der Vitrine und dem Schrank, wenn sie es möchten. Sie tun es bedingt. Ihre Mitarbeit beschränkt sich vorerst im zur Verfügung Stellen von Arbeiten: In unserem Fundus befinden sich viele Schülerarbeiten, die bereits ‹inkorporiert› wurden. Diese dienen als Objekte und Gegenstände den zukünftigen SchülerInnen, zum Teil auch als Anschauungsmaterial und/oder Modelle. Unerwähnt bis jetzt blieb hier die Sammlung an Schülerzeichnungen. Oft dienen auch diese Zeichnungen als hilfreiches Anschauungsmaterial. Dabei müssen es gar nicht zwingend die besten Schülerarbeiten sein. In der Diskussion klärt sich meistens der Anspruch an eine Arbeit. Inwiefern ist für Sie das Sammeln und der Umgang mit Sammlungen eine künstlerische Tätigkeit? Meines Wissens haben viele Künstler (seit der Renaissance) Sammlungen zu unterschiedlichen Zwecken angelegt. Die Kuriositätenkabinette als Vorgänger der Museen und Wissenschaften haben mit Sammlungen begonnen. Und ja, seit den Surrealisten ist das Sammeln eindeutig eine künstlerische Praxis. Wie oben erwähnt: Sammeln kann eine Form der ‹Aneignung› von Welt sein. Die Welt in ihrer Vielfältigkeit verstehen wollen, nach Spuren suchen und sie ordnen. In dieser Vielfalt eine Gesetzmässigkeit finden – auch wenn diese zum Teil ganz persönlich festgelegt wird. Und daraus – auch spielerisch und assoziativ – wieder etwas Eigenes entwickeln. Das ist eine künstlerische Methode. Wo liegt aus Ihrer Sicht das Potential des Sammelns und von Sammlungen? In der Vielfalt der Möglichkeiten? In der Handschrift des Sammelnden? In den Möglichkeiten der Aneignung? In der ‹Persönlichkeit› der Sammlung? In der konkreten Wirklichkeit? Im Erleben einer unmittelbaren Präsenz und Physis? In der erlebten Sinnlichkeit? In der Lust am Ordnen oder ‹Umordnen›? In der spielerischen Kombination der Gegenstände? Im möglichen Bezug zu einer Vergangenheit? Im Entdecken? Im Bewusstwerden? In der fortwährenden Veränderung?

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