Master Thesis von Franziska Winkler, MA Art Education, Hochschule der Künste Bern, 2022

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Was macht Dich glücklich? Könnte mich das auch glücklich machen? Eine Sammlung von Glücksrezepten

Franziska Winkler Masterthesis 2022



Was macht Dich glücklich? Könnte mich das auch glücklich machen? Eine Sammlung von Glücksrezepten

Franziska Winkler Masterthesis 2022 MA Art Education HKB



«Was macht Dich glücklich? Könnte mich das auch glücklich machen?», waren die Titelfragen der Website gluecksrezepte.ch, welche ich im Rahmen meiner Masterarbeit erstellte.Ⅰ Dies mit dem Ziel, Handlungsanweisungen zum Glück zu sammeln, auszuführen und am Ende weiterzugeben. Auf diesen Aufruf hin gingen über hundert Glücksrezepte ein, wovon ich vierzig Tage lang eines pro Tag ausgeführt und den Prozess entsprechend dokumentiert habe.

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Meine Website erreichte viele kunstnahe Personen über Mailverteiler und Instagram-Kanäle in Zusammenhang mit der HKB, sowie Personen aus meinem persönlichen Umkreis, welche ich via WhatsApp anschrieb. Mit dieser Setzung wollte ich die Glückszugänge meines unmittelbaren und erweiterten Umfelds abfragen, um von diesem und mir selbst (als Teil derselben Gruppe) ausgehend, das Glück zu befragen. Die gesammelten Glücksrezepte verstehe ich als künstlerische Handlungsanweisungen, wie es sie in der Kunstgeschichte spätestens seit den 1950er Jahren gibt.1 Ein berühmtes Beispiel ist das 1964 veröffentlichte Buch Grapefruit von Yoko Ono, welches eine umfangreiche Sammlung von Handlungsanweisungen umfasst. Ein zentraler Unterschied besteht allerdings darin, dass nicht ich als Künstlerin die Handlungsanweisungen verfasst habe, sondern sie von anderen habe verfassen lassen. Auch nenne ich sie nicht Handlungsanweisungen, sondern Rezepte. Glückszugänge, wie ich im folgenden Text erläutern werde, sind subjektiv und haben damit eine intime Komponente. Auch der Rezeptbegriff beinhaltet eine persönliche Note, sind Kochrezepte doch oft keine blossen Anweisungen, sondern tragen Geschichten aus vorangegangenen Generationen, der Kindheit oder besonderen Momenten in sich. Rezepte werden im Verlaufe der Zeit weitergegeben und nach individuellem Geschmack verfeinert. So scheint mir dieser Begriff im Kontext dieser Arbeit passend. Vorweg möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich mich beim Schreiben dieser Arbeit immer wieder mit der schier unendlichen Weite des Phänomens Glück konfrontiert sah, welches sich auf verschiedenste Bereiche unseres Lebens hin reflektieren lässt. Die vorliegende Arbeit bietet Einblick in Fragmente dieses grossen Gebiets und hat keinen Vollständigkeitsanspruch. Trotzdem hoffe ich, dass sie in ihrer Unvollständigkeit zum Weiterdenken und Sinnieren anregen kann.

Die Website gluecksrezepte.ch werde ich höchstwahrscheinlich nach Beenden der Masterarbeit löschen. Entsprechende Screenshots sind auf S. 20 aufgeführt.


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«Alle Menschen ohne Ausnahme streben danach, glücklich zu sein, wie verschieden die Wege auch sind, die sie einschlagen […]. Zu keiner Handlung ist der Wille zu bewegen, wenn sie nicht auf diesen Gegenstand zielt. Das Glück ist das Motiv, der Beweggrund, für alle Handlungen aller Menschen, selbst der, die sich erhängen wollen.», lautet ein Zitat von Pascal Blaise, einem französischen Mathematiker, Physiker, Literat und christlichen Philosophen des 17. Jahrhunderts.2 Diese Worte erhalten umso mehr Kraft, wenn man bedenkt, dass die ersten überlieferten Gedanken über das Glück aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammen und sich die Menschheit heute immer noch damit auseinandersetzt. Doch wovon sprechen wir, wenn von Glück die Rede ist? Die Suche nach einer entsprechenden Definition erweist sich als nicht besonders einfach, da, wie Sabine Meck in ihrem Buch über die Geschichte des Glücks schreibt, Glücksvorstellungen und Glücksempfinden einerseits subjektiv und andererseits eng mit dem Zeitgeist und der entsprechenden Gesellschaft verwoben sind.3 Diese Annahme scheint sich mit einem Blick auf die eingereichten Glücksrezepte zu bestätigen. Einerseits ist das Spektrum an unterschiedlichen Rezepten gross und reicht etwa von ‘Wasserkocher entkalken’Ⅱ, über ‘Lügen wollen und sich dann doch für Ehrlichkeit entscheiden’Ⅲ, bis hin zu ‘im Gras herumrollen’Ⅳ – was für den subjektiven Zugang zu Glück spricht. Andererseits lassen sich auch Trends erkennen. So wurden beispielsweise mehrere Rezepte rund um WandernⅤ, SpazierenⅥ, Aufenthalte im WaldⅦ, KochenⅧ, Baden im kalten WasserⅨ oder MusikhörenⅩ eingereicht. Was jedoch möglicherweise noch mehr als diese inhaltlichen Gemeinsamkeiten für eine gesellschaftliche Zusammengehörigkeit der Glücksrezepte spricht, ist das, was die Rezepte nicht beinhalten. Wie würden wohl die Glücksrezepte lauten, wenn sie aus einer anderen Gesellschaft kämen? Was bedeutet Glück, wenn beispielsweise menschliche Grundbedürfnisse wie Nahrung und Kleidung nicht einfach gewährleistet sind? Oder sich Wohn- und Einkommensverhältnisse instabil gestalten?

Ⅱ Ⅲ Ⅳ Ⅴ Ⅵ Ⅶ Ⅷ Ⅸ Ⅹ Ⅺ

Siehe Glücksrezept S. 59. Siehe Glücksrezept S. 189. Siehe Glücksrezept S. 173. Siehe Glücksrezepte S. 91, S. 115, S. 131, S. 149, S. 177. Siehe Glücksrezepte S. 29, S. 113, S. 187, S. 203. Siehe Glücksrezepte S. 37, S. 39, S. 159, S. 167. Siehe Glücksrezepte S. 71, S. 125, S. 137, S. 183. Siehe Glücksrezepte S. 49, S. 69, S. 145. Siehe Glücksrezepte S. 81, S. 163, S. 223. Zur Zeit der Dreharbeiten gehörte Bhutan noch zu den ärmsten Ländern der Welt.5 Der Lebensstandard hat sich seit da verbessert und das Bruttoinlandprodukt ist gestiegen. Das Bruttonationalglück hingegen ist eher gesunken.6

Der Dokumentarfilm von 2012 What Happiness Is von Harald Friedl gibt darauf mögliche Antworten:4 «Was macht Sie glücklich?», fragt eine bhutanische Beamte ihre junge Interviewpartnerin. «Elektrizität und ein Handymast. Als der Handymast kam, war ich sehr glücklich!» antwortet diese. Eine andere, ältere Frau ohne Zähne zündet sich eine handgedrehte Zigarette an und meint: «jetzt bin ich glücklich». Der Film zeigt vor allem das Leben ländlicher Gebiete Bhutans, zu denen teilweise keine Strasse führt und die Menschen mehrheitlich von dem leben, was sie selbst auf dem Acker bestellen können. «Ich zünde Butterlampen an. Ich gehe in den Tempel. Ich habe kaum schwere Arbeit, das macht mich froh. Wir sind alle gesund. Ich bin unbeschwert.», erklärt ein Mann mittleren Alters. Der Dokumentarfilm begleitet bhutanische Forscher auf ihrer Reise durch das ganze Königreich, um das Bruttonationalglück der Bevölkerung zu ermitteln.Ⅺ Das Ziel dahinter ist es, die


Politik Bhutans nach den Erkenntnissen der Befragung auszurichten und das Glück der Menschen zu steigern. Die Antworten der interviewten Personen, wie auch die gestellten Fragen im Film zeugen von einer anderen Gesellschaft, und wie ich wage zu behaupten, von einer andern Glücksvorstellung als der, welche sich in den aus meinem erweiterten Umfeld stammenden Glücksrezepten widerspiegelt. Wo sich allerdings die Wege schneiden könnten, ist im Gefühl des Glückszustandes. Der Duden beschreibt diesen folgendermassen: «angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat; Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung»7 Ist es nicht derselbe «Zustand der inneren Befriedigung und Hochstimmung», der, wie in einem Glücksrezept beschrieben, beim Essen eines Pastel de NataⅫ entstehen kann, wie der, den die bhutanische Bäuerin erlebt, wenn sie ihre Zigarette inhaliert? Und ist es nicht dieselbe «angenehme und freudige Gemütsverfassung, in der man sich befindet, wenn man in den Besitz oder Genuss von etwas kommt, was man sich gewünscht hat», welche bei der Person entstehen kann, die an ihrem neuen Manga riechtⅫⅠ und der jungen Frau, welche sich über den Handymast freut? Und könnte der Gang in den Tempel nicht ähnliche Gefühle auslösen wie das tägliche Aufschreiben von Dingen, für die man dankbar istⅪⅤ? Um das Glück noch etwas besser zu verstehen, möchte ich an dieser Stelle einen kleinen Exkurs in die Semantik und Geschichte des abendländischen Glücks unternehmen. Glück – Ein interdisziplinäres Handbuch, erschienen 2011 im J.B. Metzler Verlag, zeigt auf, wie unterschiedlich der Glücksbegriff in verschiedenen Sprachen funktioniert. Das Englische und Französische nutzen beispielsweise beide eine ganze Reihe an unterschiedlichen Glücksbegriffen, während das Deutsche lediglich das eine Wort Glück kennt. Das Französische unterscheidet zwischen chance (glückliche Fügung), bonheur (Glück), félicité (anhaltendes Glück), fortune (Glück durch materiellen Wohlstand) und béatitude (vollkommenes, überirdisches Glück).8 Im Gegensatz dazu ist das deutsche Glück geradezu ein Sammelbegriff. Glück differenziert weder zwischen Zufallsglück und einem durch eigenes Streben errungenen Glückszustand noch zwischen Glück durch materiellen Wohlstand und Glück als seelisch-geistigem Zustand.9 Bemerkenswert ist auch das etymologisch nächstverwandte Wort zu Glück: Lücke. Diese enge Verwandtschaft scheint mir nicht nur ironisch hinsichtlich der mangelnden Glücksbezeichnungen im Deutschen, sondern «sie lädt auch zu mehr oder weniger tiefsinnigen Gedanken darüber ein, dass Glückserfahrungen ohne vorangegangene Lücken- und Mangelerfahrungen nicht zu haben sind.».10 Diese Form des Glücks kennen, so behaupte ich, alle Menschen. Sie tritt ein, wenn wir uns nach langem Ausharren endlich auf einer Toilette erleichtern können oder wenn wir beim ersten Schluck kühlen Wassers nach einer längeren Durststrecke spüren, wie uns die angenehme FlüsⅫ Siehe Glücksrezept S. 77. sigkeit den Hals herunterrinnt. ⅫⅠ Siehe Glücksrezept S. 157. Auch in den Glücksrezepten finden sich Anweisungen, ⅪⅤ Siehe Glücksrezept S. 65.

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welche von einem vorangegagenen Mangel ausgehen. So beispielsweise beim Hüpfen als Rezept gegen die TraurigkeitⅩⅤ, beim Zimmeraufräumen, nachdem sich eine Unordnung aufgebaut hatⅩⅥ oder beim Singen in der Dusche nach einem stressigen TagⅩⅦ. Stimmt es demnach, dass erst etwas fehlen muss, damit wir uns anschliessend glücklich fühlen können, wenn wir es erhalten haben? Dass eine Negativerfahrung als Ausganglage für ein anschliessendes Glücksgefühl zwingend ist? Allerdings basieren die meisten Glücksrezepte meiner Sammlung nicht auf einer Lücke, die gefüllt werden müsste. Beim Lauschen des botanischen GartensⅩⅧ, Lesen auf der MünsterplattformⅩⅨ, LiederschreibenⅩⅩ, Sommerregen einatmenⅩⅩⅠ, sich von jemandem Abholen lassenⅩⅩⅡ, Vögel beobachtenⅩⅩⅢ, oder TanzenⅩⅩⅣ, um nur einige Beispiele zu nennen, geht es nach meinem Verständnis um das Glück des Präsent-Seins und Geniessens im Augenblick einer angenehmen Tätigkeit. Wenn davor ein Mangel bestanden hat, dann vielleicht höchstens der des Glücksgefühls an sich. Im antiken Griechenland findet sich die wichtigste Glücksbezeichnung im Wort eudaimonia, was so viel bedeutet wie: «wer in sich einen guten Dämon zum Führer hat».11 Es geht hier um eine Verinnerlichung des Glücks in Verbindung zum Guten und Tugendhaften. Eine seelische Verfasstheit, welche mehr oder weniger unabhängig von äusseren Zuständen wie Besitz oder Reichtum ist.12 Die Entstehung dieses Glücksbegriffs beginnt um ca. 600 vor Christus, als der Mensch und sein Geist in das Zentrum der Philosophie rücken.13 Der Glaube an Tyche, die Tochter des Zeus, welche die menschlichen Geschicke zur See und zu Lande, im Krieg wie im Frieden steuert, wie es ihr gefällt,14 beginnt zu bröckeln.15 An ihre Stelle tritt die Ansicht, dass Glück nicht in äusseren Gütern, sondern in der seelischen Haltung der Menschen begründet ist und eudaimonia (Glückseligkeit) das Endziel allen Handelns sei.16 Mit Aristoteles, Schüler des Platon, kommt um rund 300 vor Christus «der Prozess zum Abschluss, in dem Glück als in der Natur des Menschen und seinem tätigen Lebensvollzug begründeten Erfüllung vor die vom Geschick und Zufall abhängigen, nicht in der Verfügung des Menschen stehenden Glücksgüter tritt».17 Platon und Aristoteles sind sich allerdings einig darin, «dass die Erkenntnis des Glücks allgemein an die Philosophie und ihre Einsicht gebunden wird. Was Glück sei, wird erst durch die Philosophie und mit ihr begriffen.».18 Wahres Glück konnte demnach nur den Philosophen zuteilwerden, was einen Grossteil der damaligen Bevölkerung kategorisch ausschloss.

ⅩⅤ ⅩⅥ ⅩⅦ ⅩⅧ ⅩⅨ ⅩⅩ ⅩⅪ ⅩⅫ ⅩⅫⅠ ⅩⅩⅣ

Eine sehr viel egalitärere Lehre vertraten dahingegen die Stoiker. Sie waren der Ansicht, dass man selbst auf der Folterbank glücklich sein kann, da günstige äussere Umstände zwar etwas ‘Vorziehenswertes’, jedoch nicht notwendig seien. Der Mensch könne Glück Siehe Glücksrezept S. 161. nämlich dann erreichen, wenn er sich, geleitet durch seiSiehe Glücksrezept S. 61. Siehe Glücksrezept S. 207. ne Vernunft, der Weltordnung aus freier Einsicht anpasSiehe Glücksrezept S. 33. se.19 Vereinfacht ausgedrückt kann der Mensch glückSiehe Glücksrezept S. 99. lich sein, in dem er die Dinge nimmt, wie sie sind, ohne Siehe Glücksrezept S. 105. Siehe Glücksrezept S. 213. sich gegen ‘den Kosmos’ zu wehren.

Siehe Glücksrezept S. 53. Siehe Glücksrezept S. 201. Siehe Glücksrezept S. 67.


Diese Form des Glücks findet sich beispielsweise im Glücksrezept Die kleinen Dinge wahrnehmenⅩⅩⅤ wieder, wo es darum geht, sich in einen Park zu begeben und sich in Achtsamkeit zu üben. Es wird nichts verändert oder gewertet, sondern schlicht wahrgenommen, was gerade um einen herum passiert. Ob Glück auf diesem Weg allerdings auch in lebensbedrohlichen Situationen wie etwa während einer Folter weitergelebt werden kann, wage ich zu bezweifeln. Hier scheint es mir wichtig, zu erwähnen, dass das Nachdenken über Glück und die Suche nach dem Weg zu diesem, wie es die antike griechische Philosophie getan hat, zu derselben Zeit auch andere Denker der Welt beschäftigte. Besonders nennenswert ist hier die Lehre des Inders Siddharta Gautama, besser bekannt als Buddha. Allerdings unterscheidet sich dessen Glücksbegriff von dem der antiken Griechen. In Buddhas Lehre ist wahres Glück nur im Nirvana zu finden, wo der Mensch von seinem karmischen Dasein befreit wird und damit am «Ende der Wanderung durch die Existenzen» angelangt ist – folglich nicht mehr wiedergeboren wird.20 Leben bedeutet im Buddhismus Leiden, und nur wer sich vom Irdischen loslösen kann, findet auch ein Ende des Leidens. Der Weg zum Nirvana führt über den sogenannt Edlen Achtgliedrigen Pfad, wobei die letzten beiden Pfade, Achtsamkeit und Meditation, am entscheidendsten sind.21 «Meditieren bedeutet innehalten, gewahr werden, spüren, bewusst werden […]. Eine meditative Haltung kann man nicht nur in der Meditation einnehmen, sondern auch bei seinen alltäglichen Verrichtungen. Es ist eine bewusste Haltung bei allem, was man tut.», schreibt Verena Reichle in Die Grundgedanken des Buddhismus.22 Es lassen sich demnach, zumindest im täglichen Lebensvollzug, ganz klare Parallelen zu den Lehren griechischer Denker, insbesondere zur Stoa finden. Die letzte antike philosophische Haltung zum Glück, die ich hier aufführen möchte, ist die des Epikur, der an seiner philosophischen Schule in Athen auch Sklaven, Frauen und Kinder unterrichtete.23 Wie die Stoiker war Epikur davon überzeugt, dass das Glück ‘in unserer Macht liegt’ und damit tatsächlich erreichbar ist.24 Epikur sieht Glück in einem bescheidenen Leben, welches sich der Empfindung von Lust widmet. Er meint damit das ‘Vergnügen an den kleinen Dingen im Leben’, wie wir heute sagen würden. Weiter spricht er von einer Zufriedenheit mit dem, was man bereits hat: «Keiner der Unvernünftigen begnügt sich mit dem, was er hat, vielmehr quält ihn das, was er nicht hat».25 Das epikureische Glück hat eine gelassene Heiterkeit. Es sucht ständig die Süsse des Lebens in einem von Verstand, Schönheit, Gerechtigkeit und von Einsicht geleiteten Leben und in der Einheit mit diesem.26 Das Glücksverständnis der genannten antiken Philosophien haben die Zeiten überdauert und bilden letztlich die Grundlage heutiger Glücksforschung und Glücksratgeber. Sie prägten die Ansicht, dass wir selbst durch unser Handeln und Denken unser eigenes Glück beeinflussen, wenn nicht sogar steuern können. Diese Annahme führt im besten Fall zu einem Gefühl der Selbstermächtigung und Eigenständigkeit. Drehen wir die Logik allerdings um, wird Glück und Unglück zu einer Frage der Wahl ⅩⅩⅤ Siehe Glücksrezept S. 165.

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und des Willens. Was bedeutet, dass Gewinner und Verlierer letztlich selbst für ihr Schicksal verantwortlich sind und es demnach keine strukturellen Probleme, sondern ausschliesslich psychologische Defizite gibt, wie Edgar Cabanas und Eva Illouz in ihrem Buch Das Glücksdiktat schreiben.27 Die Verantwortung der Gesellschaft wird entlang einer neoliberalen Logik damit komplett auf die des Individuums übertragen. Warum, so würde ich jetzt gerne die Stoiker fragen, sollten wir versuchen, auf der Folterbank glücklich zu sein, wenn wir stattdessen die Folterbank abschaffen könnten? Der Boom der Glücksforschung und der sogenannt Positiven Psychologie begann kurz vor der Jahrtausendwende. Laut der World Database of Happiness, einer Internetseite, welche als Archiv für Forschungsergebnisse der Glücksforschung dient, werden mittlerweile pro Jahr über achthundert Studien publiziert; in den vergangenen zehn Jahren waren es rund zehntausend, welche neu dazukamen.28 Diese Bewegung schaffte es, mit enormen amerikanischen Finanzmitteln ausgestattet, innert kürzester Zeit «das Glück an die Spitze der universitären Prioritätenliste und zumindest weit nach oben auf die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Tagesordnung zahlreicher Länder» zu bringen.29 So messen sich Länder beispielsweise seit 2012 nicht mehr nur in ihrer Wirtschaftskraft, sondern auch im Glücklichsein. Dieses Jahr ist die Schweiz laut dem World Happiness Report hinter Finnland und Dänemark auf Platz drei der glücklichsten Länder der Welt gelandet.30 Was genau sagt das aus? Hat die Schweiz kaum mehr Verbesserungspotenzial? Bin ich umgeben von glücklichen Menschen? Sind die hohen Suizidraten bloss ein Zufall?31 Weiter haben die Wirtschaftswissenschaften herausgefunden, dass Glück möglicherweise ein besseres Mass für ökonomischen Wert darstellt als Nutzen.32 Mit jedem Produkt wird uns mittlerweile Glück versprochen und verkauft. Social Media spornt uns ständig dazu an, glücklicher werden zu wollen, da wir uns andauernd global mit anderen Menschen vergleichen. Wie Martin Schröder in seinem Buch Wann sind wir wirklich zufrieden? aus dem Jahr 2021 im Kapitel über die Zufriedenheit von Geld schreibt: «Besser fühlen wir uns, wenn wir mehr Geld haben als andere, nicht wenn unser absoluter Lebensstandard höher ist.». Offenbar würden viele Menschen sogar lieber in einer ärmeren Gesellschaft leben, solange sie dadurch mehr als andere hätten, schreibt er weiter.33 Glück ist zu einem Lifestyle geworden. Und um dort mithalten zu können, hat für uns die personalisierte Werbung bereits das perfekte Produkt herausgesucht. Die Glücksforschung hat also Glück zu einem vermeintlich messbaren und objektiven Gegenstand der Wissenschaft gemacht. «Wie zufrieden sind Sie ganz allgemein mit Ihrem jetzigen Leben, wenn 0 ‹gar nicht zufrieden› und 10 ‹vollständig zufrieden› bedeutet?». lautet die Frage des Bundesamtes für Statistik, um das Glück der Schweizer Bevölkerung zu ermitteln.34 Im Durchschnitt erreichen wir einen Wert von 8,0 an Lebenszufriedenheit. Anhand dieser Skala werden weltweite Messungen durchgeführt. Doch woher sollen wir wissen, «ob ein Glücksquotient wie 7 von 10, der sich für eine Probandin nach Beantwortung eines entsprechenden Fragebogens ergibt, mit demselben Ergebnis einer anderen Person äquivalent ist? Woher sollen wir wissen, ob ein Quotient von 7 in Irland besser oder schlechter ist als einer in Kambodscha oder China?


Um wie viel glücklicher ist jemand mit einem Ergebnis von 5 als jemand mit einem von 3? Was bedeutet ein Glücksquotient von 10 eigentlich?».35 Auch ich habe die Glücksrezepte nach der Durchführung auf einer Skala von eins bis fünf bewertet, je nachdem wie glücklich sie mich in dem Moment machten. Allerdings, so habe ich im Verlauf der Arbeit festgestellt, sagen diese Zahlen nichts über die Qualität, im Sinne von ‘gut’ oder ‘schlecht’, eines Glücksrezeptes aus. Jedes der Glücksrezepte ist gut, da es zumindest eine Person glücklich macht und damit seinen Zweck erfüllt. Meine Bewertung sagt auch nichts darüber aus, ob ein Rezept eine andere Person glücklich machen würde oder nicht. Die Bewertungen zeigen einzig, welche Rezepte für mich persönlich besser funktionierten als andere und erleichtern es mir, Vergleiche zu ziehen. Was wäre aber, wenn ein Glücksrezept von zehn Personen mit derselben Zahl bewertet würde? Würde dieses Resultat dann mehr über das Glücksrezept, die Person, die es geschrieben hat, oder die Personen, die es ausgeführt haben, aussagen? Der in New York lebende Grafiker Stefan Sagmeister nutzte das Glücksranking von null bis zehn in seiner Ausstellung The Happy Show, welche unter anderem 2017 im Museum für Gestaltung in Zürich gezeigt wurde, indem er die Besuchenden dazu aufforderte, einen Kaugummi aus dem entsprechenden Zahlenbehälter zu entfernen, um so deren Glück zu visualisieren. Die Ausstellung bestand aus humorvoll gestalteten Grafiken der Glücksforschung, Filmausschnitten seines Selbstexperiments sowie interaktiven Designobjekten.36 Die Ausstellung entstand aus der Produktion des Films The Happy Film heraus, welche 2009 begonnen hatte und 2016 endete. In Zuge dieser entschied er, sich selbst zu einem Designprojekt zu machen und herauszufinden, ob er seinen Geist ‘redesignen’ kann, um glücklicher zu werden. Dazu führte er, von den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgehend, ein Selbstexperiment in drei Phasen durch und versuchte, sich mittels Meditation, Psychotherapie und Medikamenten glücklicher zu machen.37 Wie dem Film zu entnehmen ist, verlief sein Unterfangen alles andere als planmässig. Am Ende seiner mehrjährigen Reise macht es zwar nicht den Anschein, als wäre er ein glücklicherer, möglicherweise aber ein reflektierterer Mensch geworden. Indem ich vierzig Tage lang Glücksrezepte ausprobiert habe, gibt es auch in meiner Arbeit das Moment der Selbstoptimierung – ganz im Sinne des Glückstrends und dem Selbstexperiment von Stefan Sagmeister. Den entscheidenden Unterschied sehe ich allerdings darin, dass die gesammelten Glücksrezepte weder einen wissenschaftlichen und damit allgemeingültigen, noch einen kommerziellen Anspruch haben. Es sind vielmehr persönliche und oft auch intime Zugänge zum Glücksempfinden von Einzelpersonen, welche als Angebot in Form eines Glücksrezeptes weitergereicht wurden. Mich interessiert genau dieser individuelle Glücksmoment, fernab von verallgemeinerten Behauptungen. Die Neugierde darüber, was andere glücklich macht und der spielerische, zugegebenermassen etwas absurde Versuch, diesen Glücksmoment für mich zu rekonstruieren, entsteht aus dem Bedürfnis heraus, aus dem Wissen meines Umfeldes zu lernen. Mein Versuch wird von der Annahme begleitet, dass es einen riesigen Schatz an Möglichkeiten gibt, Formen des Glücks zu entde-

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cken, welcher nicht mehr kostet, als danach zu fragen. Schlussendlich kennen wir Glück alle auf die eine oder andere Weise und sind damit Expert:innen für mindestens einen individuellen, persönlichen Zugang dazu. Ich verstehe meine Arbeit in dieser Hinsicht als Sammelbecken individuellen Wissens über Glück, welches in seiner Sammlung zu einem kollektiven Wissen all derer wird, die ein Glücksrezept eingereicht haben. Hat mich dieser Selbstversuch demnach glücklich gemacht? Zumindest meistens. Ich durfte feststellen, dass mich das Ausprobieren der Glücksrezepte – auch derer, die mir selbst nie in den Sinn gekommen wären – tatsächlich glücklicher gemacht hat. Damit will ich nicht sagen, dass ich bei jedem Rezept in der von den antiken Griechen beschriebenen Glückseligkeit schwelgte; trotzdem war ich im Schnitt nach jedem Rezept glücklicher als zuvor. Ob mein Glück nun in den Glücksrezepten, übergeordnet in der Absurdität des Versuches selbst oder darin lag, dass ich mir fast täglich bewusst Zeit nahm für etwas Wohltuendes, kann nur spekuliert werden. Sicher ist, dass das in den Handlungsanweisungen zum Glück implizierte Handeln (entgegen einer rein textlichen Analyse der Rezepte) bei mir Früchte trug. Den kurzen Erfahrungsberichten, in welchen ich meine Erlebnisse bei jedem Glücksrezept festgehalten habe, ist zu entnehmen, dass in den wenigen Fällen, in denen die Glücksrezepte für mich vergleichsweise schlecht funktionierten, meist externe Faktoren wie Krankheit oder Stress eine Rolle spielten und es daher nicht am Glücksrezept an sich lag.ⅩⅩⅥ Ein weiteres Element, das meinen Selbstversuch beeinflusste, war das videografische Dokumentieren beim Ausführen der Glücksrezepte. Die Kamera als stete Begleiterin führte dazu, dass die Glücksrezepte länger dauerten und ich mir der Aufzeichnung stehts bewusst war. Trotzdem war es für mich im Hinblick auf eine spätere Vermittlung der Glücksrezepte wichtig, diese auf Video festzuhalten. Ich versuchte die Glücksrezepte in meinen Alltag zu integrieren und möglichst wenige Aspekte aufgrund der Kamera zu kuratieren. Wie stark die Kamera allerdings mein Glücksempfinden beeinflusst hat, ist schwer zu sagen. Nahm ich die Glücksrezepte bewusster wahr, weil eine Kamera auf mich gerichtet war? Wäre ich glücklicher gewesen, hätte die Kamera nicht existiert?

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Auch der deutsche Künstler Carsten Höller hat 1996 in seiner Einzelausstellung Glück die Besuchenden zum Handeln angeregt. Die Ausstellung, welche in verschiedenen Institutionen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden gezeigt wurde, bestand aus einer Reihe von Skulpturen, welche nicht zum Ansehen, sondern Ausprobieren bestimmt waren. «Massagesessel, Fluggeräte oder legale Drogen ermöglichten Erfahrungen ganz eigener Art.».38 So konnte man sich beispielsweise an eine Flugmaschine schnallen lassen und im Kreis über den Raum fliegen. Höller versetzte dabei Besucher:innen in die Rolle von Proband:innen, um ihnen temporäre, physiologisch ausgelöste Glücksgefühle zu verschaffen.39 In der Publikation zur Ausstellung wird seine Rolle als Künstler folgendermassen beschrieben: «Lasst uns für einen Moment daran denken, wie es wäre, wenn der Künstler in die Rolle des Vermittlers treten könnte. Eine Möglichkeit besteht daVgl. dazu beispielsweise den rin, Erfahrung nicht zu schildern, in welcher Form auch Erfahrungsbericht S. 180 und immer, sondern zu ermöglichen. Das Potenzial zu schafS. 62.


fen, welches die Veränderung der Wahrnehmung unserer Umgebung und das Empfinden des Zeitgefühls ermöglicht.».40

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Diesen Ansatz möchte ich im Rahmen der Ausstellung aufgreifen und die Besuchenden dazu einladen, selbst Glücksrezepte auszuprobieren und somit von dem zusammengetragenen, kollektiven Wissen über Glück profitieren zu können. Anders als bei Kochrezepten, welche zwischen Familie und Freunden weitergereicht werden, ist dies nämlich bei Glücksrezepten (noch) nicht der Fall. Ich möchte zu einer solchen Weitergabe-Kultur anregen. Dazu stelle ich die hundert und eins eingegangenen Glücksrezepte in Form von Postkarten zur Verfügung. Sie können gratis mitgenommen oder direkt vor Ort beschriftet und versendet werden. Auf diese Weise werden die Handlungsanweisungen zum Glück wiederum weitergegeben, verteilt und so ihr Potenzial vermehrt. Indem die Handlungsanweisungen verschenkt werden, wird die Handlung und die damit verbundene mögliche (Glücks-)Erfahrung ermöglicht, um wieder auf Carsten Höller zurückzukommen. Dadurch hoffe ich eine (wenn auch nur temporäre) Plattform zu kreieren, welche ein Moment des Austausches von Glückszugängen schafft und hoffentlich Lust macht, selbst andere Rezepte auszuprobieren. Nebst den Postkarten bilden auch die Videodokumentationen meines Selbstversuches ein Element der Ausstellung. Diese verstehe ich, über ihr dokumentarisches Moment hinaus, als Handlungsanreger. Sie können für die Besuchenden einen Zugang zu den Glücksrezepten bilden und diese beispielhaft fassbar(er) machen – sind es doch meist Bilder alltäglicher Situationen. Die Alltäglichkeit der Videos hat möglicherweise noch einen weiteren Effekt: Sie holt das Glück von seinem Sockel herunter oder stellt diesen zumindest in Frage. Glück, so scheint es mir, wenn ich die Glücksrezepte lese und über meine gemachten Erfahrungen der letzten Monate nachdenke, hat wirklich etwas banales. Wie sonst könnte ich beim EntkalkenⅩⅩⅦ, HüpfenⅩⅩⅧ, KochenⅩⅩⅨ, JätenⅩⅩⅩ, MusikhörenⅩⅩⅩⅠ, Rennen am frühen MorgenⅩⅩⅩⅡ oder KatzenstreichelnⅩⅩⅩⅢ Glück empfinden? Und doch, so zeigt das jahrtausendelange Nachdenken über Glück und exemplarisch auch diese Arbeit, werden wir offenbar nie ganz schlau aus ihm.

ⅩⅩⅦ ⅩⅩⅧ ⅩⅩⅨ ⅩⅩⅩ ⅩⅩⅩⅠ ⅩⅩⅩⅡ ⅩⅩⅩⅢ

Siehe Glücksrezept S. 59. Siehe Glücksrezept S. 161. Siehe Glücksrezept S. 183. Siehe Glücksrezept S. 135. Siehe Glücksrezept S. 81. Siehe Glücksrezept S. 153. Siehe Glücksrezept S. 73.


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Vgl. Angeli Jansen: Was tun? Künstler machen Vorschläge; Freiburg i. Br. 2018, S.145. Ins Deutsche übersetzt von Ulrich Kirsch: Blaise Pascals «Pensées» (1656-1662); Freiburg/ München 1989, S.255. Vgl. Sabine Meck: Vom Guten Leben – Eine Geschichte des Glücks; Darmstadt 2003, S.9. https://haraldfriedl.com/filmprojekte/what-happiness-is/ (3.6.2022). Vgl. https://ourworldindata.org/grapher/gross-domestic-product?tab=chart&country=BTN, (3.6.2022). Vgl. https://worlddatabaseofhappiness-archive.eur.nl/hap_nat/nat_fp.php?cntry=111&mode=3&subjects=63&publics=3, (3.6.2022). https://www.duden.de/rechtschreibung/Glueck (3.6.2022). Vgl. Vincent Kaufmann: «Glück im Französischen» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 16. Vgl. Jochen Hörisch: «Glück im Deutschen» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 13. Ebd. S. 14. Joachim Ritter, Otto Hermann Pesch, Robert Spaemann: «Glück, Glückseligkeit» in Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. von Joachim Ritter, Basel 1974, Abschnitt 2. Vgl. Jörg Lauster: «Glück im Griechischen» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 11. Vgl. Sabine Meck: Vom Guten Leben – Eine Geschichte des Glücks; Darmstadt 2003, S.36. Vgl. Ehrengard Meyer Landrut: Fortuna – Die Göttin des Glücks im Wandel der Zeit; München/ Berlin 1997, S. 15. Vgl. Joachim Ritter, Otto Hermann Pesch, Robert Spaemann: «Glück, Glückseligkeit» in Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. von Joachim Ritter, Basel 1974, Abschnitt 1. Ebd. Abschnitt 1. Ebd. Abschnitt 8. Ebd. Abschnitt 3. Vgl. Christoph Horn: «Glück im Hellenismus. Zwischen Tugend und Leid» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 126. Klaus-Josef Notz: Das Lexikon des Buddhismus; Freiburg i. Br. 1998, Band 2, S. 338. Vgl. Verena Reichle: Die Grundgedanken des Buddhismus; Frankfurt am Main 1994, S.84. Ebd. S. 85/86. Vgl. Sabine Meck: Vom Guten Leben – Eine Geschichte des Glücks; Darmstadt 2003, S.45. Sowie https://de.wikipedia.org/wiki/Epikur (2.6.2022). Vgl. Christoph Horn: «Glück im Hellenismus. Zwischen Tugend und Leid» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 127. Epikur: Epicurea; hrsg. von H.Usener, Stuttgart 1966, S. 471. Vgl. Joachim Ritter, Otto Hermann Pesch, Robert Spaemann: «Glück, Glückseligkeit» in Historisches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. von Joachim Ritter, Basel 1974, Abschnitt 28. Vgl. Edgar Cabanas, Eva Illouz: Das Glücksdiktat; Berlin 2021, S. 12/18. Vgl. https://worlddatabaseofhappiness.eur.nl/ (5.6.2022). Edgar Cabanas, Eva Illouz: Das Glücksdiktat; Berlin 2021, S. 15. Vgl. https://worldhappiness.report/ed/2022/ (5.6.2022). Vgl. https://apps.who.int/gho/data/node.main.MHSUICIDE?lang=en (5.6.2022). Vgl. Edgar Cabanas, Eva Illouz: Das Glücksdiktat; Berlin 2021, S. 44. Martin Schröder: Wann sind wir wirklich zufrieden?; München 2021, S. 87/88. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/querschnittsthemen/wohlfahrtsmessung/ alle-indikatoren/gesellschaft/lebenszufriedenheit.html (3.6.2022). Edgar Cabanas, Eva Illouz: Das Glücksdiktat; Berlin 2021, S. 57. Vgl. https://museum-gestaltung.ch/de/ausstellung/sagmeister-happy-show/ (3.6.2022). Vgl. https://www.thehappyfilm.org/about (3.6.2022). Karen van der Berg: «Figuren des Glücks in der zeitgenössischen Kunst. Wellnessübungen und Neuroapparaturen, Süssigkeiten und Drag Queens» in Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch; hrsg. von Dieter Thomä, Christoph Henning und Olivia Mitscherlich-Schönherr, J.B. Metzler, Stuttgart 2011, S. 329. Vgl. Ebd. S. 330. Marja Bosma, Yilmaz Dziewior, Liam Gillick, Carsten Höller, Udo Kittelmann, Kathrin Rhomberg, Stephan Schmidt-Wulffen, Wolf-Günther Thiel und Werner Würtinger: Glück/Skop; hrsg. von Kunstverein in Hamburg, Kölnischer Kunstverein und Centraal Museum Utrecht, Köln 1996, S. 35.






Im Folgenden sind alle hunderteins Glücksrezepte aufgeführt, welche ich mittels der von mir erstellten Website gluecksrezepte.ch erhalten habe. Auf dieser wurden die Besucher:innen als erstes gefragt, welche von sechs zur Auswahl stehenden Farben sie am glücklichsten machen würde. Klickte man auf eine der Farben, gelangte man auf die Hauptseite der Website und konnte dort sein Glücksrezept einreichen. Die Sammlung ist nach Eingabedatum geordnet, die von den Besucher:innen ausgewählten Farben sind aufgeführt. Die vierzig Rezepte, welche ich im Rahmen dieser Arbeit ausgeführt habe, sind durch die Sammlung verteilt, jedoch entsprechend gekennzeichnet. Auch wenn ich leider nicht alle Rezepte ausführen konnte, werden sie mich doch über diese Arbeit hinaus begleiten.

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Pro Tag habe ich nicht mehr als ein Rezept ausgeführt – ich wollte vermeiden, dass mein Prozess zu einer reinen Pflichterfüllung wird und den Glücksrezepten stattdessen ihren gebührenden Raum geben. Als ich begann, Glücksrezepte zu testen, rechnete ich nicht damit, über hundert Rezepte zu erhalten. Dies stellte mich schnell vor das Problem, eine Auswahl treffen zu müssen. Die Auswahl entstand unter folgenden Kriterien: 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Von Glücksrezepten, welche sich inhaltlich sehr ähnlich waren, habe ich jeweils nur eines ausgeführt. Es gab Glücksrezepte, welche ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht machen konnte. So z.B. Skilehrerin seinⅩⅩⅩⅣ oder bei der Feuerwehr helfenⅩⅩⅩⅤ. Glücksrezepte, welche mehr als einen Tag dauern, habe ich ausgeschlossen, da ich dafür mehr Zeit benötigt hätte, als mir zur Verfügung stand. Einige Glücksrezepte wären videografisch schwierig festzuhalten gewesen, weshalb ich sie ausgeschlossen habe. So z.B. fremde Menschen anlächelnⅩⅩⅩⅥ oder in einer glücklichen Beziehung lebenⅩⅩⅩⅦ. Einige wenige Glücksrezepte wären mir zu intim gewesen, um sie auf Video festzuhalten. Namentlich: zwei Stunden lang Sex habenⅩⅩⅩⅧ und nackt BadenⅩⅩⅩⅨ. Zuletzt hatte ich neben meinem Experiment weiterhin andere Verpflichtungen und brauchte daher eine gewisse Flexibilität, um die Glücksrezepte in meine Tage einfliessen lassen zu können. Einige fielen am Ende weg aus Zeitgründen, andere weil das Wetter nicht passte oder ich das Rezept nicht organisieren konnte.

Jedem Glücksrezept habe ich ein bis fünf Punkte verliehen und einen kurzen Erfahrungsbericht hinzugefügt. Ein Punkt bedeutet, dass das Glücksrezept mich in dem Moment nicht glücklicher gemacht hat; fünf Punkte bedeuten, dass mich das Glücksrezept in dem Moment sehr glücklich gemacht hat. Die Punkte sind nicht im Sinne einer Wertung des Glücksrezepts zu verstehen, sondern dienen dazu, einen Vergleich meines Glücksempfindens zwischen den Rezepten ziehen zu können. Die ⅩⅩⅩⅣ Siehe Glücksrezept S. 119. ⅩⅩⅩⅤ Siehe Glücksrezept S. 85. Erfahrungsberichte sind eine schriftliche Notiz meiner ⅩⅩⅩⅥ Siehe Glücksrezept S. 171. Erlebnisse mit den Rezepten. Alle Glücksrezepte wurⅩⅩⅩⅦ Siehe Glücksrezept S. 179. den von mir videografisch festgehalten, die Rezepte sind ⅩⅩⅩⅧ Siehe Glücksrezept S. 117. ⅩⅩⅩⅨ Siehe Glücksrezept S. 145. im Folgenden mit entsprechenden Videostills versehen.


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Datum 03. Mai 2022 Uhrzeit 17:00 Ort Toffen

Da mein Freund bei mir war, haben wir das Rezept zusammen ausprobiert. An diesem Tag fühlte ich mich sehr aufgewühlt und konnte meine Gedanken kaum ausschalten. Ich versuchte zwar, mich auf das leckere Brot und die Butter einzulassen, schweifte aber immer wieder ab. Ich weiss aus Erfahrung, dass dieses Rezept für mich schon besser funktioniert hat. Trotzdem war es befriedigend.


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Datum 28. April 2022 Uhrzeit 16:15 Ort Toffen

Es war ein sehr schönes Gefühl, mich dem Baum und dem Wald hinzugeben. Ich habe die Sonne genossen, welche mir durch die Blätter hindurch ins Gesicht schien. Die Geräusche des Waldes und der Strasse weiter weg haben mich beruhigt und ich habe versucht, mich wirklich auf den Baum einzulassen. Die Energie zu spüren, welche durch seinen Stamm nach oben in die Krone fliesst. Es war ein beseelter Moment, den ich dort verbrachte.


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Datum 08. April 2022 Uhrzeit 18:10 Ort Winterthur

Mein Freund hat mich schon öfters vom Bahnhof abgeholt und ich habe mich jedes Mal gefreut! Von daher kann ich das Rezept gut nachvollziehen. Es ist schön, wenn jemand auf mich wartet und sich freut, mich zu sehen. Heute war es etwas anders, da ich gleichzeitig gefilmt habe – die Kamera hat mich immer wieder abgelenkt. Aber auch so war es ein schönes Erlebnis. In Zukunft werde ich mir wohl dem Glück in dieser Situation bewusster sein und damit dankbarer dafür, wenn mich jemand abholt. Das finde ich ein sehr schönes Mitbringsel aus diesem Glücksrezept.


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Datum 09. April 2022 Uhrzeit 18:15 Ort Winterthur

Der Wasserkocher in der WG meines Freundes war schon seit immer stark verkalkt. Es war super befriedigend, ihn mal so sauber zu sehen!


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Datum 23. April 2022 Uhrzeit 21:00 Ort Toffen

Es empfiehlt sich, Raum für Raum, Bereich für Bereich aufzuräumen. Ich bin an dem Abend zwar nicht mit der ganzen Wohnung fertig geworden, hatte aber ein gutes Gefühl nach jedem aufgeräumten Bereich!


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Datum 05. Mai 2022 Uhrzeit 08:10 Ort Toffen

Da in meinem Schlafzimmer ein Dachfenster ist und ich vom Bett aus nicht mehr als den Himmel sehen kann, musste ich etwas improvisieren. Deshalb habe ich mir eine gemütliche Aussichtsecke hergerichtet. Ausserdem habe ich den Kaffee mit einem Matcha-Latte ersetzt. Es tat gut, mir Zeit zu nehmen, mein Morgengetränk zu trinken und aus dem Fenster zu schauen. Allerdings habe ich mich innerlich sehr gegen die Kamera gesträubt und war so in (mich belastenden) Gedanken versunken, dass ich kaum ein Glücksgefühl empfinden konnte.


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Datum 6. April 2022 Uhrzeit 21:20 Ort Bern

Toll!


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Datum 10. April 2022 Uhrzeit 17:40 Ort Bichelsee

Es hat mich unglaublich viel Überwindung gekostet, in den See zu gehen. Das Wasser war eiskalt und ich dachte zuerst, ich würde es nicht hineinschaffen. Am Ende war ich doch mit fast meinem ganzen Körper im Wasser. Irgendwann habe ich an den Beinen gar nicht mehr gespürt, wie kalt das Wasser war. Wieder draussen war mir nur an den Körperstellen kalt, die davor nicht im Wasser waren – das war eindrücklich. Mein Körper hat sich sehr lebendig angefühlt und der Kakao danach und die dicken Socken waren wunderbar wärmend.


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Datum 24. April 2022 Uhrzeit 12:30 Ort Langnau

Leider habe ich selbst keine Katze und auch kein anderes Haustier. Stattdessen war ich bei der Familie meines Bruders zu Besuch um mit Succa, ihrer Katze, zu schmusen. Sie hatte vor kurzem drei junge Kätzchen auf die Welt gebracht. Es war natürlich toll, mit den jungen Kätzchen zu spielen, sie zu beobachten und die stolze Katzenmama zu streicheln. Es hat mir sehr mein Herz erwärmt!


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Datum 07. Mai 2022 Uhrzeit 21:00 Ort Toffen

Es war das Ende eines langen Tages und ich war schon ziemlich müde, als ich mit dem Film startete. Es war sehr entspannend und angenehm, mich zurückzulehnen und die Bilder auf mich wirken zu lassen.


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Datum 16. Mai 2022 Uhrzeit 22:20 Ort Toffen

Schon lecker, aber nur für Menschen die es gerne süss mögen. Für mich war es zu süss.


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Datum 13. April 2022 Uhrzeit 22:05 Ort Toffen

Ich kannte die Band davor nicht und fand sie auf Anhieb super! Die Musik hat mich voll reingezogen und ich werde sie auf jeden Fall weiterhin hören. An einem Livekonzert wäre ich super gerne einmal dabei. Im Rezept stand nicht genau, was zum Musikhören gemacht wird – deshalb habe ich versucht, mich einfach voll auf die Musik zu konzentrieren. Hatte aber bei vielen Liedern auch Lust, spontan dazu zu tanzen. Ich habe allgemein immer grosse Freude, neue Musik kennenzulernen, welche mir gefällt.


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Datum 13. Mai 2022 Uhrzeit 20:50 Ort Zürich

Am Abend zogen immer mehr Wolken auf und ich hatte schon Angst, es würde keinen Sonnenuntergang zu beobachten geben. Aber dann gab es plötzlich doch noch eine Lichtung in den Wolken und es wurde ein perfektes Spektakel. Der Glücksmoment war für mich dann nicht nur der Sonnenuntergang an sich, sondern auch, dass es überhaupt einen gab.


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Datum 01. Mai 2022 Uhrzeit 17:00 Ort Toffen

Liebe, tolle Menschen, leckeres Essen, gute Getränke, gute Gespräche, viel Lachen und Geniessen. Wie schön!


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Datum 07. April 2022 Uhrzeit 14:40 Ort Bümpliz

Es kamen mir anfangs viele Dinge in den Sinn, welche nichts mit meinem Gegenstand (Muffin) zu tun hatten. Fühlte mich dann vom Muffin etwas eingeschränkt. 3 Minuten war für mich zu kurz, um in einen Fluss zu kommen. Allerdings ist das Muffin-Gedicht sehr lustig - musste schon schmunzeln.


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Datum 12. Mai 2022 Uhrzeit 16:30 Ort Bern

Es war ein reges Treiben auf der Münsterplattform, wie es auch an einem sonnigen und warmen Tag zu erwarten ist. Ich hatte nicht so Lust auf einen Kaffee und habe mir stattdessen einen Eistee geholt. Normalerweise bin ich immer in Begleitung dort und es war ganz etwas anderes, mich alleine auf eine Bank zu setzen. Ich hatte den Manga vom Vortag dabei und wollte ihn dort lesen, merkte aber schnell, dass die Inhalte etwas zu explizit waren für diesen öffentlichen Ort. Ich wechselte dann auf ein Buch über die Geschichte des Glücks.


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Datum 17. Mai 2022 Uhrzeit 19:00 Ort Toffen

Ich wusste erst nicht genau, wo ich hingehen sollte. Dann kam mir die Rutsche auf dem Spielplatz in den Sinn, wo ich in meiner Kindheit oft gespielt habe. Es war schön, sie wieder einmal zu besuchen und Erinnerungen hochkommen zu lassen.


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Datum 14. Mai 2022 Uhrzeit 06:30 Ort Pfäffikersee

Wir standen um 5 Uhr morgens auf, damit wir um 06:30 mit dem Fischen beginnen konnten. Ich war sehr müde, aber die Stimmung am See war schön. Wir fingen keine Fische, worüber ich gar nicht so traurig war, da mir die Vorstellung vom Töten der Fische nicht sonderlich behagte. Allerdings war auf dem selben Steg noch ein anderer Fischer, welcher seine zwei Ruten ausgeworfen hatte. Dieser zog einen riesigen Karpfen aus dem See und liess ihn anschliessend wieder frei. Ich durfte dabei sein bei seinem grossen Glücksmoment. Das war sehr schön, er war überglücklich.


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Datum 02. Mai 2022 Uhrzeit 08:30 Ort Toffen

Schön, den Tag so bewusst zu starten. Es tat gut, mich zu bewegen und so meinen Körper zu aktivieren.


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Datum 12. April 2022 Uhrzeit 16:30 Ort Toffen

Da ich mich immer noch nicht ganz fit fühlte, wäre ich unter anderen Umständen wohl trotz des schönen und warmen Wetters nicht aus der Wohnung hinausgekommen. Es hat mir gut getan, an die frische Luft zu kommen und ein wenig die Sonne zu geniessen. Nach dem ca. 30-minütigen Spaziergang war ich allerdings ziemlich erschöpft. Der Wind um meine Ohren war etwas viel. Würde ich mich nicht krank fühlen, hätte ich das Rezept womöglich mehr geniessen können.


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Datum 22. April 2022 Uhrzeit 15:00 Ort Toffen

Das Säen an sich war ganz in Ordnung. Habe mich für Kresse entschieden. Seither kontrolliere ich jeden Tag den Wachstumsstand. Vorfreude. Es ist schon schön zu sehen, dass sich etwas regt.


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Datum 26. April 2022 Uhrzeit 15:40 Ort Toffen

Eigentlich ganz schön. Dieses über das Blatt gleiten mit dem Pinsel ohne genau zu wissen wohin oder was entsteht. Mir wurde aber auch etwas langweilig. Wurde teilweise etwas unruhig.


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Datum 18. April 2022 Uhrzeit 18:10 Ort Presqu'île de Giens

Wir waren ca. 4 Stunden unterwegs und haben eine wunderschöne Wanderung entlang der Küste gemacht. Die Aussicht war wie aus dem Bilderbuch und die Route stehts interessant und abwechslungsreich. Es gab auf jedem Abschnitt etwas zu entdecken. Immer wieder tauchten kleine Strände zwischen den schroffen Felswänden auf, welche ins Wasser ragten. Das schöne, laue Wetter zog auch viele Segelschiffe an, was die malerische Aussicht noch unterstrich. Einzig die vielen Leute, welche ebenfalls unterwegs waren, waren etwas nervig. Es war ein ständiges Überholen und überholt werden und wir waren selten mehr als 10 Minuten alleine unterwegs.


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Datum 29. April 2022 Uhrzeit 15:30 Ort Toffen

Es war anfangs gar nicht so einfach, die grünen Pflänzchen voneinander zu unterscheiden. Es dauerte einen Moment, bis ich das Beet effizient nach Unkraut zu scannen vermochte. Und ich bin mir sicher, dass ich am Ende doch nicht alles gesehen habe. Die Arbeit war aber sehr friedlich und auf ihre Art meditativ. Ich schaffte es nur leider bis zum Ende nicht, eine Körperposition beim Jäten zu finden, welche ich wirklich angenehm fand – möglicherweise geht das auch nicht und ist halt Teil des Prozesses.


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Datum 14. April 2022 Uhrzeit 14:00 Ort Köniz bis Bern

Der Spaziergang war super! Sonnenschein, kurzer Stopp bei einem Kaffee im Park, Aperol Spritz trinken, gute Gespräche, viel Energie, Sonnenbrille, einfach eine gute Stimmung so kurz vor Ostern!


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Datum 11. April 2022 Uhrzeit 17:30 Ort Toffen

Nach dem Baden im kalten Wasser am Vortag war ich körperlich angeschlagen. Ich hatte mir schon überlegt, kein Rezept zu machen. Konnte mich dann doch überwinden. Das Rezept an sich hat mir sehr gut getan. War total im Moment, habe den vielen Vogelstimmen gelauscht. Es war richtig friedlich und schön, konnte loslassen und mich einfach hingeben. Hätte nicht gedacht, dass ich mich körperlich angeschlagen darauf einlassen kann. Wie schön.


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Datum 15. April 2022 Uhrzeit 06:30 Ort Toffen

Eine Zeit lang war ich oft am Morgen rennen, als Homeoffice noch Normalzustand war. Jetzt schon länger nicht mehr. Es hat gut getan, die kühle Morgenluft einzuatmen und meinen Körper beim Joggen zu spüren. Meine Lungen haben gut mitgemacht, ich bekam kein Seitenstechen. So früh am Morgen war ich voll allein unterwegs, niemand ist mir begegnet. Nur von weitem habe ich auf dem Rückweg eine Person mit Hund entdeckt. Es ist schön, so in den Tag zu starten.


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Datum 11. Mai 2022 Uhrzeit 10:00 Ort Bern

Das Riechen am Manga an sich hat nicht unbedingt Glück ausgelöst bei mir. Allerdings die damit verbundene Vorfreude schon. Seit meiner Jugend habe ich keine Mangas mehr gelesen und habe nicht viel Ahnung davon, was Mangas alles zu bieten haben. Als ich im Buchladen nach dem Genre Yaoi gefragt habe, wusste der Verkäufer erst nicht was gemeint ist und musste es Googlen. Es war dann ziemlich lustig, als er mich zu den entsprechenden Mangas führte und ich keine Ahnung hatte, dass mich erotische Zeichnungen erwarteten.


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Datum 03. Mai 2022 Uhrzeit 21:50 Ort Toffen

Heute fühlte ich mich nicht gut. Ich hatte den ganzen Tag schlechte Laune und war komplett unmotiviert. Das Hüpfen hat mich wirklich in eine andere Stimmung versetzt. Miesepetrig sein während dem Hüpfen geht irgendwie nicht. Verglichen mit meinem Gefühl vor dem Hüpfen hätte ich 5 Punkte geben müssen. Aber wenn ich es vergleiche mit anderen Rezepten, dann waren 3 Punkte wohl eine gute Wahl.


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Datum 16. April 2022 Uhrzeit 08:20 Ort Hermance

Ich war zwar nicht in einem Park, aber dafür an einem wunderschönen Ort direkt am Genfersee. Mein Körper war noch nicht ganz wach. Auch ohne Menschen war sehr viel los. Der Wind war überall im Gange und hat die Natur um mich herum zum Leben erweckt. Es war ein richtiges Schauspiel, der Wind der Regisseur. Ich hatte das Gefühl, die Landschaft um mich herum wie eine impressionistische Malerin wahrzunehmen. Wie sich die Farben und Formen komponierten. Das Schilf hatte beige, rötliche, grüne und dunkelblaue Stellen und der Dunst in den Bergen hinter dem See fühlte sich mystisch an. Es gaben etliche Vögel um mich herum ihre Stimmen zum Besten und die Sonne erhob sich ganz langsam in meine Richtung. Stück für Stück.


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Datum 30. April 2022 Uhrzeit 15:10 Ort Langnau

Das war lustig. Ich habe es mit meinem Patenkind gemacht. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass wir uns nicht so richtig hineingeben konnten. Nach jeder Umarmung mussten wir wieder überlegen und kamen ein wenig aus dem Flow.


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Datum 15. Mai 2022 Uhrzeit 16:00 Ort Winterthur

Mir wurde schwindlig und ich hatte es aus der Kindheit einfacher in Erinnerung.


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Datum 20. April 2022 Uhrzeit 17:00 Ort Presqu'île de Giens

Heute ging es mir soweit wieder gut, nachdem ich gestern mit hohem Fieber im Bett lag. Ich fühlte mich aber doch noch etwas schwach auf den Beinen und war nicht besonders aktiv. Es schien mir ein guter Zeitpunkt, dieses Rezept auszuprobieren, um zu sehen, ob ich den beschrieben Effekt bestätigen kann. Tatsächlich spürte ich nach ein paar Sekunden, wie sich mein Gemüt etwas heiterte.


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Datum 25. April 2022 Uhrzeit 17:10 Ort Toffen

Früher hatte ich häufig Freude daran, für mich allein etwas zu kochen. Seit einiger Zeit (ich kann nicht sagen wie lange schon) koche ich kaum noch richtig für mich allein. Es ist mir zu viel Aufwand und ich versuche immer, möglichst einfache Gerichte zu machen wie z.B. Pasta oder einen Salat. Sobald ich mit und für mehr Leute koche, macht es mir allerdings sehr viel Spass. Dann koche ich wahnsinnig gerne und auch sehr häufig. Jedenfalls war es schön, mir wieder einmal die Zeit zu nehmen, ein ‘richtiges’ Essen für mich allein zu kochen. Ich glaube, wenn man das alleine Kochen bewusst zelebriert, hat es schon etwas sehr Schönes. Vielleicht sollte ich das wieder öfter machen.


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Datum 17. April 2022 Uhrzeit 12:20 Ort Presqu'île de Giens

Ich habe richtig gefühlt, wie mein Ohr von der Sonne aufgeheizt wurde. Das war schön. Ich glaube das Glücksrezept konnte mich nicht viel glücklicher machen, weil ich gerade eh schon mega glücklich war. Ich war gerade sehr präsent dort. Hatte überhaupt keine Lust, mein Filmequipment hervorzuholen und zu dokumentieren. Aber der Moment mit dem Ohr in der Sonne an sich war schon glückbringend.


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Datum 27. April 2022 Uhrzeit 12:30 Ort Bern

Ich durfte den holografischen Nagellack einer Mitstudentin für das Experiment benutzen, da dieser in der Schweiz nicht zu kaufen ist. Im Vorfeld hätte ich nicht geglaubt, wie viel Spass mir dieser Nagellack macht. Meine Nägel sahen aus, wie eine Videomontage. Wie toll!


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Datum 09. Mai 2022 Uhrzeit 22:20 Ort Toffen

Normalerweise dusche ich eher am Morgen als am Abend und ich musste mich daher kurz überwinden, vor dem ins Bett gehen noch in die Dusche zu stehen. Das Duschen hat mir dann aber doch voll gut getan! Im Anschluss konnte ich mich in mein frisches Bett legen und auch gleich einschlafen.


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Datum 18. Mai 2022 Uhrzeit 18:30 Ort Toffen

Ich hatte erst gedacht, dieses Rezept nicht ausprobieren zu können, da das Wetter nie gestimmt hatte. Aber plötzlich war er da, der Sommerregen, und es war wunderbar, ihn einzuatmen.


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Datum 21. April 2022 Uhrzeit 15:30 Ort Marseille bis Lyon

Meditativ, angenehm, gut, um die Gedanken schweifen zu lassen, sich treiben lassen, machte mich irgendwie melancholisch.


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Datum 10. Mai 2022 Uhrzeit 17:00 Ort Toffen

Ich hatte den ganzen Tag zuhause in Gammelklamotten an meiner Arbeit gesessen und hatte echt das Bedürfnis, am Abend noch aus dem Haus zu kommen. Ich habe mich gleich viel besser gefühlt in meinem Körper nach der Dusche und in meinem Abendoutfit.


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Herzlichen Dank an Roland Roos, Andrea Rickhaus, Bastian Riesen, Fabia Lyrenmann, Ruth und Franz Winkler, alle Glücksrezepteinreicher:innen und alle, die meine Website geteilt haben.

Mentorat Roland Roos Andrea Rickhaus Layout Fabia Lyrenmann Franziska Winkler Cover Bastian Riesen Franziska Winkler Druck Druckerei Hofer Bümpliz AG Masterthesis Franziska Winkler 2022 MA Art Education, Hochschule der Künste Bern Jegliche in dieser Arbeit verwendete Bildmaterialien wurden von mir produziert.

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