technica 03/2013

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technica 3.2013

EDITORIAL

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Titanic II und Hannover Eine zweite Titanic soll gebaut werden. Ist dies wieder so eine Scherzidee von einem passionierten Sammler? Nein, hinter den aktuellen Plänen steckt der australische Milliardär Clive Palmer, der sein Vermögen mit Bergbau und Tourismus verdient hat. Die Idee ist schlicht eine kaufmännische Strategie, mit dem Schiff im Kreuzfahrtbusiness auch wieder Nostalgie und Stil zurückzubringen. Und Ahnung hat er vom Business: 40 000 Anmeldungen zur Jungfernfahrt sind anscheinend eingegangen. Mit der Gründung der «Blue Star Line» wurde der damaligen Reederei der Titanic, der «White Star Line», ebenfalls ein neues Gesicht gegeben. Die Idee hat ingenieurtechnisches Gewicht und Bedeutung vor allem für Maschinenbauer und Technikfreaks, da die «echte» Titanic mit ihrer Hightech bereits vor der Kiellegung am 31. März 1909 Staunen in der internationalen Fachwelt verursacht hatte. Mit einer hochmodernen Dampfturbine wurde die Mittelschraube angetrieben, die

«Wenn in der Zukunft Hoffnung liegt, liegt Kraft in der Gegenwart.»

Bei der Titanic II soll nun aussen und in den Kabinen der historische Charme, im Schiffsinnern jedoch Hightech und aktuellste Sicherheitstechnik eingebaut werden. Mit Baukosten von rund 190 Mio. CHF ist das Projekt kein Pappenstiel, wird aber viele Arbeitsplätze auslasten und setzt ein positives Zeichen. Auch die Hannover Messe ist so eine Art Titanic II: Auf einer spektakulären und glamourösen Veranstaltung werden dort Hightech und Design sozusagen «in einem Boot» präsentiert, an der auch Wirtschafts- und Führungseliten aus aller Herren Länder anwesend sein werden. Während die Messe mit allen Ausstellern durch das turbulente, mit Eisbergen gespickte Wirtschaftsumfeld pflügt, um mit modernsten Innovationen, Technologien und visionären Plänen neue und hoffentlich bessere Zeiten anzusteuern, setzt dies auch Zeichen, dass die Industrie sich nicht unterkriegen lässt. Genauso wie durch die Titanic II, mit der eine Legende und ein Stück Ingenieursgeschichte wieder erlebbar werden könnten. Das ist zwar schön, aber man muss sich auch mit harten Realitäten abfinden: Die Titanic II wird «Made in China» sein. Dieses Jahr ist Russland Partnerland der Hannover Messe, 2012 war es China. Hightech ist halt dort noch immer günstiger zu haben als bei uns. Die Weltmacht und Konkurrenz China dampft weiter kräftig voran.

(James Clerk Maxwell, schottischer Physiker, 1831–1879) Markus Frutig, Redaktor «technica» neuste Telefonanlage verband 50 Kabinen und Räume untereinander, elektrische Generatoren lieferten Energie im 32 km langen Leitungsnetz für neun Aufzüge, 10 000 Glühlampen, 150 Motoren und 520 Heizkörper in den Kabinen der ersten Klasse und – was in der Fachwelt nicht einmal so bekannt ist – für einen Vorgänger einer Sonaranlage, nämlich einen Empfänger für unterseeische bzw. U-Boot-Signale.


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