technica 07/2008

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Im Fokus

| Erfolgsfaktoren

Schweizer Standortvor- und nachteile? Unser Standort Obwalden in der Zentralschweiz ist richtig schön. Das hört sich romantisch an, ist aber tatsächlich ein nicht unwesentlicher Aspekt, um gute Mitarbeiter zu verpflichten und zu halten. Allgemeine Vorteile des Schweizer Systems sind die politische Stabilität, das hohe Ausbildungs-Niveau, die Sicherheit, das Ringen nach Ausgleich und die sehr moderne technische Infrastruktur. Aber auch das Image Swissmade ist im Bereich der Feinwerk- und Mikrotechnik weltweit – ob Deutschland, USA, Indien oder China – hervorragend. Da ist die Schweiz einfach Spitze. Wenn wir zu diesen Vorteilen Sorge tragen, etwas offener werden, dann können wir mit den wenigen Nachteilen relativ gut leben. Auch steuerlich sind wir hier in Obwalden mittlerweile in einer sehr attraktiven Position. Hat die Steuersenkung in Obwalden Neuansiedlungen gebracht? Ja, es sind eine ganze Reihe von hoch interessanten Unternehmen dazugekommen. Das tut dem Kanton Obwalden sehr gut. Man darf das, trotz der grossen Euphorie, nicht überdrehen, es sollte sinnvoll weiter aufgebaut werden mit Schwerpunkt Hightech, aber auch anderen wichtigen Themen, die den Kanton Obwalden vorwärts bringen. Der Standort Schweiz ist ein Hochlohnstandort. Was genau zeichnet Ihre Produkte aus, dass sie in der Schweiz wirtschaftlich hergestellt werden können? Hochleistung hat seinen Preis. Wenn Sie eine Vollkosten-Rechnung machen, dann sind die Kosten hier in der Schweiz günstiger, als wenn Sie das Gleiche in Schwellenländern oder Asien produzieren würden. Allerdings gibt es Produktbereiche, die in Niedriglohnländern kostengünstiger herzustellen sind. Da muss man genau abwägen. Pauschal lässt sich das nicht beantwor-

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ten. Aber so wie sich Maxon Motor entwickelt, mit einem zweistelligen jährlichen Wachstum, sind wir hier in der Schweiz auf einem derzeit guten Weg. Produktinnovation ist eine Seite, auf der anderen Seite müssen Sie immer am Stand der Technik fertigen und produzieren? Henry Ford hat einmal gesagt, ‹Nicht mit Erfindungen, sondern mit Verbesserungen macht man das Vermögen›. Wir müssen schauen, dass wir entwicklungs-, maschinen-, verfahrens- und produktionstechnisch auf einem sehr hohen Level operieren können. Unsere Kernkompetenzen bauen wir gezielt aus, dass was wir besser von extern beziehen können, kaufen wir zu. Ich glaube diese Kombination und der Wille, die Nummer 1 in der Nische zu sein, sind wesentliche Voraussetzungen unseres Erfolgs. Wie sieht in diesem Zusammenhang in Ihrem Unternehmen die Zusammenarbeit zwischen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit der eigenen Produktionsabteilung aus? Bei uns fängt es bereits im Vertrieb an, die Vertriebsingenieure verfügen über ein hohes Wissen. Und wir haben eine sehr enge Zusammenarbeit von Entwicklung und Produktion. Die Abteilungen müssen wissen, was geplant ist. Wir haben die Kommunikation institutionalisiert, so dass keine grossen Reibungsverluste entstehen. Je besser das Verständnis füreinander ist, umso besser läuft der gesamte Prozess vom Vertrieb zur Entwicklung bis hin zur Produktion und zu unseren Kunden. So funktioniert Maxon. Welche Ihrer Tochtergesellschaften wachsen derzeit überdurchschnittlich und woran liegt es Ihrer Meinung nach? Interessant ist, dass wir in der Schweiz, in China und in Japan überdurchschnittlich stark wachsen, das heisst im Minimum 20%. Da spielt sich die Musik ab. In China sind wir präsent. Mit heute 12 Aussenstellen machen wir in China sehr

gute Geschäfte, eigentlich in der Höhle des Löwen. Wie schätzen Sie als VR-Präsident eines international agierenden und produzierenden Unternehmens die Zukunft des Produktions- und Fertigungsstandortes Schweiz ein? Das ist schwierig zu beantworten. Ich glaube, die Schweiz muss auf ihre Stärken setzen. Mit Zufriedenheit klappt das nicht. Wir müssen hungrig sein auf Erfolg, wir müssen mit unseren Produkten in die Welt hinaus. Die Swissness hat ein hohes Ansehen. Wir müssen alles tun, damit die Erwartungen unserer Kunden auch weiterhin erfüllt werden. Wenn wir das pflegen und das an die nächste Generation weitergeben, haben wir eine gute Chance. Mit Durchschnitt kommen wir in der Schweiz nicht weiter. Die Schweiz muss, ob sie will oder nicht, deutlich effizienter werden. Letzte Frage: Qualifiziertes Personal ist ein Schlüsselfaktor für den Unternehmenserfolg. Können Sie uns drei Gründe nennen, warum Jugendliche sich heute und in Zukunft für einen technologischen Beruf entscheiden sollten? Ja, das kann ich. Technologie weckt Begeisterung und macht Spass. Sie ist eine Triebfeder für unsere Weiterentwicklung. Sie ist die Basis, um Neues entstehen zu lassen und sie bildet letztlich sogar die Voraussetzung, um die grossen Aufgaben unserer Menschheit zu lösen. Technologie ist ein Biotop für globales Teamwork und sie befasst sich mit der Zukunft anstatt mit der Vergangenheit. (mb)


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