Technica 04 2011

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Editorial

Botschaften aus Hannover

eugen.albisser@azmedien.ch

Wenn eine Messe durch ihre schiere Grösse imponieren kann, dann die Hannover Messe. 13 Leitmessen, 6500 Aussteller aus 65 Ländern und eine Besucherzahl von rund 230 000 waren es in diesem Jahr. Die Ausstrahlung einer solchen Messe ist gross, hier werden Trends gesetzt. Dr. Wolfram von Fritsch, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe AG, kam aufgrund der diesjährigen Innovationen, die auf seiner Messe gezeigt wurden, zum folgenden Schluss: «Es ging in Hannover in den vergangenen Tagen um den ‹Lösungsmix›, das heisst um den Energiemix der Zukunft, aber auch um Energieeffizienz.» Und aufgrund der zahllosen Lösungen, die einem auf Schritt und Tritt entgegenkamen, kann von Fritsch denn auch von einer Botschaft reden, die von der Hauptstadt Niedersachsens aus die Welt erobern wird: «Die Botschaft […] lautet: Wir können schneller Energie sparen, als neue Anlagen bauen.» Diese Erkenntnis ist zwar nicht sehr neu, zeigt aber einen interessanten Standpunkt auf: Die Industrie dürfte auf dem Wege sein, schneller als Gesetze es vielleicht vermögen, eine grüne (Energie-)Wende einzuleiten mit ihren neuen Produkten. Das Trügerische jedoch könnte sein, dass es den meisten Produkten ergeht wie den Energiesparmotoren oder den Elektroautos: Der Kundenaspekt wird ausser acht gelassen. Die Elektroautos sind dem Konsument zu wenig schick und die Ausgaben für die Sparmotoren sind ihm zu hoch. Die weltgrösste Technologiemesse aber ist auf den Geschmack gekommen bei all diesen Energiemix- und Energieeffizienz-Lösungen. Sie setzt nun vollends auf grüne Technologien. An der gut besuchten Abschlusskonferenz der Messe kündigte sie die «IndustrialGreenTec» als neue Leitmesse an. Das ist auch für die Schweiz mit ihren innovativen Greentec-Firmen eine verlockende Botschaft, um sich künftig in Hannover zu zeigen.

« Es ist besser, hohe Grundsätze zu haben, die man befolgt, als noch höhere, die man ausser acht lässt.» (Albert Schweitzer (1875 –1965)

Interessant wird es sicher sein, die Entwicklung in dieser Wachstumsbranche zu verfolgen. Unter anderem auch dieser Aspekt: Bei welchen Firmen der Stellenwert des Umwelt-, Ressourcenschutzes und der Nachhaltigkeit mehr sein wird als nur ein vorgegaukeltes Gelöbnis und welche Unternehmen sich einem «Green Washing» unterziehen, sich also schnell ein grünes Mäntelchen umhängen.

Eugen Albisser, stv. Chefredaktor

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