5 minute read

ALTES HANDWERK

Next Article
IM PORTRAIT

IM PORTRAIT

HONIG VON PASSEIRER BIENEN Die Imkerei Pichler in St. Martin in Passeier hat sich nicht nur auf die Zucht von Bienen und BienenProdukte spezialisiert, sondern "verleiht" ihre Bienen auch an Obstbauern zum Bestäuben ihrer Bäume. Ein interessanter und immer wichtiger werdender Beruf, den uns Imker Walter Pichler hier vorstellt.

Advertisement

Walter Pichler stellt seit mehr als 20 Jahren Honig her. Warum die Bienen so wichtig sind und der Honig so gesund, verrät er uns in einem Interview.

Wie kamst du zu deinem Beruf „Imker“? Eigentlich bin ich gelernter Maschinenschlosser. Am Anfang war ich Hobbyimker, das habe ich von meinem Opa. Vor fünf Jahren habe ich jedoch beschlossen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Am Anfang wurde ich deswegen belächelt, aber für mich hat es sich rentiert.

Seit wie vielen Jahren stellst du eigenen Honig her? Ich habe vor 26 Jahren mit zwei Bienenstöcken angefangen. Nun besitze ich 140 Bienenstöcke, welche im Frühjahr zur Obstbestäubung in ganz Südtirol und über den Sommermonaten im Passeiertal stehen.

Wie viele Kilogramm Honig produzierst du jährlich? Das werden so um die vier Tonnen sein.

Welche Sorten bietest du an? Meine Bienen und ich produzieren den Frühjahrsblütenhonig, den Waldhonig, den Alpenrosenhonig, den Kräuterhonig und den Cremehonig. Auch die Waben erfreuen sich bei den Kunden immer größerer Beliebtheit. Honig entsteht aus Blütennektar oder Honigtau. Honigbienen saugen den Nektar mit ihren Rüsseln auf. Sie sind dabei blütentreu. Das bedeutet, dass sie sich auf eine Art von Pflanze konzentrieren und sie erst wechseln, wenn ihre Arbeit dort erledigt ist. Während der Sammelaktivität bleiben Pollen an den vielen Härchen der Biene hängen. Fliegt sie daraufhin zur nächsten Blüte, bestäubt sie diese. Deshalb sind Bienen auch so wichtig.

"Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr." Albert Einstein

Die Biene fliegt also mit dem Nektar in den Bienenstock. Was passiert dann? Ja genau, sie transportiert in ihrer Nektarblase ca. 25mg Nektar, für die sie ungefähr 200 Blüten besuchen musste. Die Entfernung zwischen Blüte und Bienenstock kann dabei bis zu 10 Kilometer betragen, was für sein so kleines Insekt schon beachtlich ist. Im Bienenstock angekommen, übergibt die Sammelbiene die Nektarflüssigkeit an ihre Schwester, die Stockbiene. Rüssel an Rüssel gleitet der Nektar von der einen Biene zur anderen. Im Stock geschieht diese Übergabe danach noch häufiger - man nennt das Futterkette. Ziel dieses Prozesses ist es, den Nektar in Form von Honig haltbar zu machen, um ihn einzulagern. Während der Aufnahme und Abgabe des Nektars, mengt die Biene nämlich immer wieder körpereigene Stoffe bei: diese Aminosäuren, Enzyme und anderen Eiweiße bewirken, dass der Nektar haltbarer wird. Es entstehen so Stoffe, die das Wachstum von unerwünschten Bakterien hemmen. Die beigemischten Enzyme bewirken auch eine Veränderung der Zucker, die im Blütensaft enthalten sind. Es entstehen besondere Honigzucker, die nur im Honig vorkommen. Der Zweifachzucker Saccharose wird meist komplett von Enzymen zersetzt. Damit Nektar zu haltbarem Honig werden und seine bekannte Konsistenz erlangen kann, muss dem Saft abschließend noch Wasser entzogen werden. Dazu presst das Insekt den Nektar tropfenweise nach außen und saugt ihn wieder auf. Dabei geht ein erster Teil des Wassers verloren. Die Honigbiene lagert den etwas eingedickten Nektar dann in Wabenzellen. Während der Nektar sich nun in den Waben befindet, verdunstet weiteres Wasser. Nun fächeln die Honigbienen mit ihren Flügeln und beschleunigen so die Verdunstung des Wassers, indem sie die feuchte Luft aus dem Bienenstock wehen und durch

trockenere Außenluft ersetzen. Der Honig ist fertig und besitzt nun einen Wassergehalt von 18% - 20%.

Wie wird eigentlich die Bienenkönigin bestimmt? Jede Larve im Bienenstock könnte rein theoretisch eine Königin werden. Das kommt einzig und allein auf die Fütterung darauf an. Es wird aber immer die jüngste Larve auserwählt und diese bekommt das bekannte „Gelee Royal“, was ein sehr nahrhaftes Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen ist und zu stärkerem Wachstum führt. Pro Bienenstock lebt eine Königin.

Wieso ist in deinen Augen Honig so gesund? Es ist ein natürlicher Energielieferant, wirkt leicht antiseptisch, das heißt, dass es Keime an Wunden reduziert und Entzündungen hemmen kann. Honig regt den Appetit an, fördert die Verdauung, stärkt das Immunsystem, unterstützt die Blutbildung und hat zudem eine antibiotische Wirkung.

Was ist Propolis? Propolis ist ein Geschenk der Natur. Propolis - auch unter dem Namen Bienenkittharz bekannt - ist ein natürliches Antibiotikum, das im Bienenstock sowohl zur Isolation oder Versiegelung gegen Kälte als auch zur Schädlingsbekämpfung bzw. als präventive Maßnahme gegen Keime und Erreger dient. Propolis, das in Rohform Harz ähnelt, wird von den Bienen produziert, um den Stock winterfest zu machen bzw. Zugluft zu verhindern. Dazu werden Löcher, Schlitze und andere offene Stellen versiegelt. Da es die Bienen im Stock konstant mit etwa 35 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit zu tun haben, ist der Wohnraum der Insekten ein idealer Ort für die Ausbreitung von Bakterien, Pilzen und anderen Mikroorganismen die Krankheiten auslösen oder übertragen können. Das Kittharz Propolis dämmt jede Gefahr von Krankheiten ein und lässt sie buchstäblich im Keim ersticken.

Welche Propolis-Produkte verkaufst du und was bewirken sie beim Menschen? Ich biete hochwertige Propolistinktur und Salben an. Insbesondere bei Erkältungen, Halsschmerzen, Hautproblemen, Geschwüren im Magen, Wunden oder Verbrennungen sowie Hämorrhoiden ist die Wirkung von Propolis als besonders effizient hervorzuheben.

Was ist Honig für dich? Honig ist für mich das Gold der Bienen. Ich durfte durch meine Leidenschaft zum H o n i g , mein Hobby zum Beruf machen.

M e i n e B i e n e n sind für mich… . . . m e i n e Leiden - s c h a f t , meine Passion, mein Leben! Ich möchte sie

schützen und mein Wissen weitergeben. Möchte den Menschen klar machen, wie wichtig die Bienen für uns sind.

Ohne Bienen kein… ...Leben auf der Erde. Es gäbe keine Pflanzen, kein Obst, keine Blumen - ein Drittel unserer Nahrung gäbe es schlicht nicht mehr.

Vielen Dank für das informative Gespräch! ih

Besichtigung der Wunderwelt Bienen Jeden Donnerstag, Treffpunkt 9:30 Uhr Tourismusverein St. Martin Nur mit Voranmeldung Gezeigt wird das friedliche und fleißige Bienenvolk und deren soziales Verhalten. Ein Bienenstock wird geöffnet zum vorzeigen und anschauen. Traditionelle Honigverarbeitung von der Wabe bis ins Glas. Verarbeitungsmöglichkeiten von reinem Bienenwachs usw. Schutzbekleidung wird zur Verfügung gestellt.

This article is from: