hier wech | Lipperland & Leute | Ausgabe 1

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Sommer 2014 | 3,– EURO

Sommer '14

Lipperland & Leute

ich bin

Lage:

Tierisch Lust auf Känguru Barntrup:

Blutbuchen erzählen Geschichte(n) Lügde:

Weltkulturerbe aus Lippe?

Aufkleb

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der Eindruck prägt

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Editorial

Liebe Freundinnen und Freunde des Lipperlandes, jawohl, Sie haben Mut bewiesen! Wer greift schon ins prall gefüllte Illustrierten Regal und wählt ausgerechnet ein bis dato völlig unbekanntes Magazin? Sie haben es getan! Glückwunsch!

Heimattümelei ist allerdings nicht angezeigt. Dafür gibt es in unserem Redaktionsteam auch viel zu viele „Beute-Lipper“, die lieber mit einem Augenzwinkern auf die Region schauen.

Auf 56 Seiten möchten wir Sie mit spannenden, schönen, ausgefallenen, manchmal skurrilen Geschichten aus Lippe davon überzeugen, dass Ihre Entscheidung richtig war. Es sind Geschichten, die „hier wech“ kommen. Reportagen, Features, Interviews, Berichte aus Lippe, für Lipper und ihre Gäste.

Aber im Ernst, Lippe ist wieder in. Das hat der Verkaufserfolg der „Lippischen Wörter“ in den vergangenen Monaten bewiesen.

Wir vom Redaktionsteam möchten Sie überraschen mit Themen, die bislang kaum Thema waren, mit außergewöhnlichen Perspektiven auf (Un)Bekanntes, mit Fotos, die auch einen zweiten Blick lohnen. Wir finden unseren Content, wie es neulippisch heißt, überall im Kreisgebiet. Und Sie dürfen sich auf eine breite Palette freuen: Kultur und Landschaft, Sport und Wirtschaft, Gesundheit und Genuss, vor allem aber Menschen und ihre ganz persönlichen Geschichten. Hauptsache von „hier wech“.

Zu Risiken und Nebenwirkungen: „hier wech“ steigert ihr Verlangen, in Lippe zu leben, zu arbeiten oder Urlaub zu machen. Es wird Sie in Ihrem Empfinden bestätigen, dass Lebenslust auch in der Region zwischen Kalldorf und Kohlstädt, zwischen Lipperreihe und Lügde zuhause ist. Sie müssen damit rechnen, ungeahnt, ungewollt und unkontrolliert Lust auf Lippe zu bekommen.

Titelfoto: Wetterhahn in Lügde

„Lippische Wörter“? Kennen Sie doch, oder? Egal, ob als Postkarte oder als Poster, generationenübergreifend fand die lippische Vokabelsammlung reißenden Absatz.

Die Lipperinnen und Lipper interessieren sich wieder für Kinkerlitzken und Gedöns, werden nöckelig, wenn das Wetter mal wieder usselich ist, bekakeln die Dönekens der dölmernden Blagen vom Nachbarn, die wieder in der Köcker möttkern. Was liegt also näher, als aus einzelnen lippischen Wörtern ganze lippische Geschichten zu machen? Genau das haben wir getan. Und damit – ganz wie Sie – vielleicht auch ein bisschen Mut bewiesen.

Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihr hier wech-Team

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INHALT 10

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Bei

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Au f Jück

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Au f Jück

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Lippische Impressionen

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Musenkuss

Ein Hauch der „Goldenen Zwanziger“

Impressum Jesund

Biohof Brinkmann

Musenkuss

Wechselspiel von Tanz und Klang

Frisches Grün und Leckereien aus Hagen

Dunnemals

Lebendige Zeitzeugen – Blutbuchenallee Barntrup

Lippe macht 's

Kängurukekse für den Gourmet-Hund

Bündelweise Klassik für die Kleinen

Lipper Geschichte – hätten Sie es gewusst?

„Heiden und Billerbeck“ aus Lage backt exklusive Leckerlis

Hier wech

Lippische Wörter Die Geschichte hinter den Plakaten 4

Piccolino

Schmöker

Mit Leib und Seele den Büchern verschrieben


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Au f Jück

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Was los

Herr mit Laserschwert

gsAus f lu s Tipp

Schmeckt uns

Genießen wie in Omas guter Stube

n

t 's was Hier gib cken! zu entde

Stockwechsel – wenn der Winter fehlt

B u nte s ru

Spochtlich

Die & D as s L ip pe

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um

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Lecker mülmern

Den Frühling italienisch genießen

Vereinsmeier

Beim „Kleinen Schröder“

Der Osterräderlauf – ein Weltkulturerbe? Vereinsmeier

Bogenkunst – das fließende Wasser

Handgemacht

Kostbare Kleinodien aus  eigener Hand Ringe schmieden in Heiden

Kyudo in Detmold 5


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Š Birgit Sanders

Wärme. Wachstum. Wonnemonat. Spargelzeit in Lippe.

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Licht. Schatten. Leben.

© Sabine Hergemöller

Lerchensporn und Bärlauch – Frühlingserwachen bei Schlangen.

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Kängurukekse für den Gourmet-Hund „Heiden und Billerbeck“ aus Lage backt exklusive Leckerlis für den Fachhandel in ganz Deutschland Von Carolin Jenkner-Kruel (Text) und Birgit Sanders (Fotos)

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Lippe macht 's

Etwas versteckt in einer Sackgasse, unweit der Lagenser Zuckerfabrik, hat ein noch junges lippisches Unternehmen seinen Sitz. Reporterhündin Laika findet sofort die Eingangstür von „Heiden und Billerbeck“. Schwanzwedelnd schnuppert sie auf dem Hallenboden – und scheint gleich gerochen zu haben, dass es hier um das leibliche Wohl von Hund und Katze geht. Hinter der Eingangstür stapeln sich auf Europaletten Pralinenschachteln mit Osterleckerlis für Hunde. Mittendrin steht Geschäftsführer Marcus Blachowski, 44. Sein weißes Poloshirt hat an diesem Morgen schon ein paar Teigflecken abbekommen. Und bevor Zeit für einen Rundgang ist, schreibt er Lieferscheine und hilft, die Paletten zu verladen. Im Hintergrund brummt eine Teigmaschine. „Bei einem kleinen Unternehmen muss jeder alles machen“, erzählt Marcus Steuerer, 42, der Geschäftspartner von Blachowski. Gemeinsam mit vier Aushilfen produzieren Blachowski und Steuerer bis zu 200 Kilogramm Hunde- und Katzenleckerlis am Tag. Aus einer Geschäftsidee, die vor gerade einmal fünf Jahren entstand, ist in kurzer Zeit eine Erfolgsgeschichte geworden.

Und das, obwohl die Idee ein bisschen aus der Not heraus geboren wurde. Denn der Lebensmitteltechnologe Blachowski war zuvor bei Prinz Tiernahrung beschäftigt. Als das Werk in Lage vor fünf Jahren geschlossen wurde, wollte er nicht an einen anderen Unternehmensstandort wechseln. „Ich habe mich mit einem Kollegen dazu entschlossen, selbst Tiernahrung herzustellen, aber kleiner, feiner und hochwertiger“, erzählt Marcus Blachowski. Die Zielgruppe sollten der anspruchsvolle Hund und die anspruchsvolle Katze sein – oder vielmehr deren Besitzer. Bei denen versucht „Heiden und Billerbeck“ mit Qualität zu punkten: „Wir verarbeiten nur frische Produkte“, sagt Marcus Steuerer, sei es beim Gemüse oder beim Fleisch. Außerdem verzichten wir auf Zusatzstoffe, tierische Mehle und Aromen.“ Blachowski mietete die alte Halle an, die heute ein wenig wie eine Großbäckerei anmutet. Tatsächlich sind alle Maschinen ursprünglich für die Herstellung von Lebensmitteln gebaut worden. Steuerer und Blachowski haben sie umfunktioniert. „Wir könnten hier auch ohne weiteres Brötchen oder Kuchen für Menschen backen“, erzählt Steuerer, der einst den Beruf des Bäckers erlernt hat und ebenfalls lange bei Prinz beschäftigt war.

Die Entwicklung der Rezepte war am Anfang der größte Stolperstein.

„Es dauert, bis man die richtige Konsistenz, Farbe und Zusammensetzung erreicht hat“, erinnert sich Blachowski. Und gerade bei den Katzenleckerlis ist es nicht einfach, den Geschmack des Endkunden zu treffen. „Dem Hund reicht es schon fast, dass er überhaupt etwas vom Herrchen bekommt, während die Katze eher selber auf Futtersuche geht, bevor sie etwas frisst, das ihr nicht schmeckt.“

Der große Durchbruch kam vor drei Jahren. Neben der Eigenmarke „Heiden und Billerbeck“, die bundesweit in Hundeboutiquen und Internetshops vertrieben wird, werden für andere Hersteller Leckerlis entwickelt und produziert.

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Vom Wasserbüffel bis zum Kängurufleisch kommt alles in den Keks, was der Kunde wünscht.

Beim Rundgang durch das Lebensmittellager fällt vor allem eins auf:

Sogar Leckerlis mit Bachblüten, glutenfreie Produkte und Gebäck in Fledermausform zu Halloween haben die Lagenser Unternehmer im Sortiment. Auch Kleinmengen für Sonderaktionen werden hier hergestellt, wie Christstollen zu Weihnachten oder bunte Kekse in Eiform zu Ostern.

Alles, was hier verarbeitet wird, würde auch der Mensch essen: Weizenmehl in Bioqualität, Äpfel und Rote Beete, verschiedene Fleischsorten, Thymian und Rosmarin – wenn Herrchen mediterran isst, kann der Hund das schon lange.

An diesem Morgen rattern violette Herzen aus der Nudelmaschine. Daneben rührt eine Maschine Reismehl, Lammfleisch, Holundersaft und Cranberries zu einer Teigmasse. Im Industriebackofen rotieren gelbliche Hundekekse. Marcus Steuerer reicht Reporterhündin Laika ein Bällchen aus Kängurufleisch und Pastinake. Die Mischlingshündin weicht jetzt nicht mehr von seiner Seite.

Der Bio-Boom, der vor zehn Jahren deutsche Supermärkte erreichte, scheint nun auch bei den Haustieren angekommen zu sein. Zudem werden bei immer mehr Hunden Allergien und Glutenunverträglichkeiten diagnostiziert – und auch für die stellen Blachowski und Steuerer spezielle Snacks her. „Heiden und Billerbeck“ profitiert davon, dass Hunde und Katzen in den

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Augen ihrer Besitzer oft einen ähnlich hohen Stellenwert haben wie Kinder. Knapp 1,2 Milliarden Euro gaben die Deutschen im Jahr 2012 für Hundefutter aus, besonders wachstumsstark ist der Bereich Snacks – also Leckerlis wie „Heiden und Billerbeck“ sie herstellt. Da wundert es nicht, dass viele bereit sind für eine 125-Gramm-Packung der Eigenmarke 2,95 Euro auszugeben. Die Känguru-Leckerlis, die Laika getestet hat, schlagen gar mit 7,29 Euro für die schick designte 200-Gramm-Schachtel zu Buche. In den kommenden Jahren wollen die beiden ihre Produktion ausweiten und sich noch intensiver um die Vermarktung der Eigenmarke kümmern. Dazu gehört auch die Etablierung eines Fabrikverkaufs am Produktionsstandort im Ziegelweg in Lage.


Lippe macht 's

Neben stetig wachsenden Umsätzen scheint das eigene Unternehmen für Blachowski und Steuerer aber vor allem eins zu bedeuten: Spaß. „Wir können hier vieles verwirklichen und ausprobieren. Es macht Freude, mit so hochwertigen Rohstoffen zu arbeiten und immer neue Produkte zu entwickeln“, sagt Steuerer.

Die darf dann abends auch mal sein zwölfjähriger Labrador testen. „Er darf sich aber auch im Dreck wälzen und Knochen verbuddeln“, betont Steuerer.

Denn ihm ist wichtig, dass Hunde nicht zu sehr vermenschlicht werden.

Bei den Leckerlis geht es ihm allein um die gesunde Ernährung, nicht um falsch verstandene Tierliebe. Geschäftsführer Blachowski hat selbst gar keinen Hund – aus Zeitmangel: „Ich habe zwei Kinder, und meine Frau und ich arbeiten beide viel. Da bleibt nicht genug Zeit, um einem Hund gerecht zu werden.“

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Jesund

„Feierabend wäre uns zu langweilig“ Wiebke Brinkmann-Roitsch über Familienzusammenhalt, Idealismus und die schönen Seiten des Landlebens Ein Interview von Carolin Jenkner-Kruel, Fotos Sabine Hergemöller

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Jesund

Wiebke-Brinkmann-Roitsch (33) hat erfolgreich als Projektmanagerin bei der Bertelsmann-Tochter Arvato gearbeitet, bevor sie mit ihren Geschwistern Frederik und Inken den elterlichen Biohof in LageHagen übernommen hat. Neben dem Anbau von zahlreichen Kartoffelsorten betreibt die Familie ein Hofcafé, bietet Kräuter- und Brotbackseminare an und vermietet Bio-Gärtchen. Ganz neu ist die Hofschule, in der Wiebke Brinkmann-Roitsch ein pferdegestütztes Coaching für Führungskräfte anbieten will. Mit ihrem Mann Nils Roitsch und Sohn Fiete (6 Monate) wohnt sie im Haupthaus des Hofes. Du hast in Bielefeld BWL studiert, deine Diplomarbeit in Moskau geschrieben und als Projektmanagerin in großen Unternehmen gearbeitet. Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus, als wäre es dein Kindheitstraum gewesen, den Hof Deiner Eltern zu übernehmen. Oder doch? Brinkmann-Roitsch: Nein, eigentlich war das nicht mein Traum. Aber vielleicht braucht man ein gewisses Alter dafür und eine gewisse Reflexion, um zu sagen: Man hat jetzt viel gesehen, aber eigentlich ist es zu Hause doch am schönsten. Wann war bei Dir der Punkt, an dem Du gesagt hast: Jetzt geht 's zurück aufs Land?

Das war 2010, als sich uns als Familie die Frage stellte, wie es mit dem Hof weitergeht. Meine Geschwister und ich haben uns zusammengesetzt und lange diskutiert, um dann bewusst zu entscheiden: Wir machen das, auch wenn wir noch nicht genau wissen, in welche Richtung es geht. Wichtig war uns erst mal, den Hof zu erhalten. Da wir aber alle auch noch einen anderen Job hatten, war auch klar: Es geht nur zu dritt und mithilfe unserer Eltern, die ja nach wie vor hier den größten Teil der Arbeit auf dem Hof stemmen. Drei Geschwister führen einen Hof, und das ohne klare Hierarchien. Wie funktioniert Eure Zusammenarbeit? Am Anfang gab es einige Stolpersteine, aber mittlerweile hat sich alles eingespielt. Alle 14 Tage gibt es ein Teammeeting, bei dem wir über alles sprechen, was ansteht. Vieles läuft aber mittlerweile auch über E-Mails. Mein Bruder ist zum Beispiel für das Marketing zuständig. Bevor er eine Entscheidung trifft, schickt er eine kurze Mail, damit wir alle schnell reagieren können. Das Ganze läuft aber auch demokratisch. Wenn einer überstimmt ist, ist er eben überstimmt.

So geht Idylle: Impressionen vom Biohof Brinkmann

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Rustikal und doch stilvoll – das Hofcafé strahlt eine ganz besondere Gastlichkeit aus. Haben Eure Eltern denn auch noch eine Stimme? Ja, klar. Mein Vater macht nach wie vor die ganze Landwirtschaft und meine Mutter kümmert sich um das Hofcafé und ist der Kopf hinter allen HofRezepturen, weil wir ja alle keine Landwirte sind. Wir haben erst mal „was Ordentliches“ gelernt, so sahen es unsere Eltern: eben keine Landwirtschaft und auch keine ländliche Hauswirtschaft oder Gastronomie. Das heißt aber auch, dass wir auf die Expertise meiner Eltern angewiesen sind. Und es ist schön, von ihnen zu lernen. Habt Ihr eine Strategie, um Konflikte innerhalb der Familie zu überwinden? Ich glaube, es gibt keine Standardstrategie. Es kommt immer auf das konkrete Problem an. Hilfreich ist aber, dass meine Mutter eine Ausbildung als Coach absolviert hat. Sie ist außerdem diejenige, die uns am besten kennt und gut moderieren kann. Natürlich eskaliert auch bei uns mal eine Situation, aber mittlerweile sind wir gut darin, uns einmal die Meinung sagen zu können, ohne das hinterher jemand böse ist. Ihr wohnt und arbeitet zusammen und habt eine 7-Tage-Woche. Gibt es da nie das Bedürfnis nach einer Auszeit?

Wir sind in der Landwirtschaft groß geworden. Ich glaube, ein geregelter Feierabend wäre uns allen zu langweilig. Aber wir gucken trotzdem immer, dass jeder alle zwei Wochen mal die Möglichkeit hat, sich ein oder zwei Tage frei zu nehmen. Das geht bei so vielen helfenden Händen zum Glück ganz gut. Trotzdem steckt hier natürlich sehr viel Leidenschaft und Liebhaberei drin. Aber gerade deshalb macht mich die Arbeit hier auf dem Hof sehr zufrieden. Du bist letztes Jahr Mutter geworden und Ihr wohnt jetzt mit drei Generationen auf dem Hof. Glaubst Du, dass auch eure Kinder den Hof eines Tages weiterführen werden? Ich glaube, das hängt davon ab, wie attraktiv das Ganze ist. Wenn wir es schaffen, ein nachhaltig erfolgreiches Geschäftsmodell auf dem Hof zu etablieren, kann ich mir das schon vorstellen. Letztendlich kommt es immer darauf an, was man vorgelebt bekommt. Ich glaube, wenn man von seinen Eltern mitbekommt, dass das Leben auf dem Land Spaß macht und dass die Bewirtschaftung eines eigenen Bauernhofes einem viele Gestaltungsmöglichkeiten gibt, bestärkt einen das darin, den Hof auch in seine eigenen Lebenspläne einzubeziehen.

Kuchen und Kartoffeltüten: Die Produktpalette auf dem Biohof Brinkmann reicht von himmlisch süß bis erdverbunden.

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Die Herren der Lüfte

Au f Jück

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Jubiläum Adlerwarte Berlebeck

Eine lippische „Institution“ wird 75: Die Adlerwarte Berlebeck feiert dieses Jubiläum am Sonntag, 22. Juni, mit einem bunten Familienfest voller Überraschungen, Aktionen und Spaß für große und kleine Gäste. Klar, dass dann auch die Herren der Lüfte, die Adler und Falken, die Geier und Eulen, die Kondore und Milane zu bewundern sind. Adolf Deppe gründete den Spezialzoo 1939 und führte ihn mehrere Jahrzehnte. Heute ist die Adlerwarte mit ihren gut 200 Tieren aus rund 50 Arten nicht nur einer der größten Greifvogelparks Europas sondern auch ein echter Touristenmagnet für Lippe.

© Adlerwarte

22. Juni Adlerwarte Berlebeck www.adlerwarte-berlebeck.de

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IMPRESSUM

Tag der Johanniter in Detmold

Herausgeber Tobias Heinze und Thorsten Sagner | Lagesche Straße 15 E 32657 Lemgo | t.sagner@sagner-heinze.de Redaktion hier wech Magazin | Lagesche Straße 15 E | 32657 Lemgo T 05261 288950 | info@hier-wech.de Text Sabine Hergemöller | Anja Imig | Carolin Jenkner-Kruel Michael Krakow | Achim Krause | Dr. Axel Lehmann | Thorsten Sagner Verantwortlicher Redakteur Thorsten Sagner Fotos Sabine Hergemöller | Anja Imig | Achim Krause Dr. Axel Lehmann | Birgit Sanders | Titel thinkstockphotos istock mb-fotos Gestaltung Petra Niedernolte Druck Strangfeld Druck GmbH | Gewerbegebiet Echternhagen 5a 32689 Kalletal-Hohenhausen

Foto: Landesverband Lippe

Verlag sagner-heinze Werbeagentur GmbH | Lagesche Straße 15 E 32657 Lemgo | info@sagner-heinze.de Anzeigenverwaltung hier wech Magazin | Lagesche Straße 15 E 32657 Lemgo | info@hier-wech.de Anzeigenverkauf Anke Garnjost | T 05261 288950 a.garnjost@sagner-heinze.de Bankverbindung sagner-heinze Werbeagentur GmbH | Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold | BLZ 47260121 | Kto. 8280579200 IBAN DE67472601218280579200 | BIC DGPBDE3MXXX

Am Samstag, 21. Juni 2014, feiern rund 1 500 Johanniter in der Detmolder Innenstadt den „Tag der Johanniter“ und zeigen ihr Können bei einem Olympia der Ersten Hilfe. www.johanniter.de/tdj

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Sabbeln

von Thorsten Sagner (Text)

Es fing an mit einem Facebook-Post: ein kleiner Aufruf in die Social Media-Welt, sich an der Sammlung Lippischer Wörter zu beteiligen. Die Resonanz war groß – aber zunächst nicht so groß, als dass wir die Sammlung nicht bald wieder aus den Augen verloren hätten. Nach und nach aber wurde die Liste länger: beinahe täglich kamen Vorschläge und wurden online diskutiert. Echtes, lippisches Crowd-Sourcing sozusagen (sorry, dafür gibt‘s kein heimisches Wort)! Erst über ein Jahr später haben wir diese Wörter in Plakatform gebracht. Dabei haben wir uns gestalterisch bei unserem Freund Hermann Hoffe angelehnt, der in der Zwischenzeit ein erstaunlich erfolgreiches Wörter-Plakat im Sauerland etabliert hatte. Am 2. Oktober 2013 haben wir das Plakat der Lippischen Wörter schließlich auf Facebook veröffentlicht – doch über das, was dann passierte, haben wir nicht schlecht gestaunt:

Innerhalb weniger Tage wurde das Plakat von über 50.000 Menschen gesehen und über 1.000 mal kommentiert und geteilt! Mit einer solchen Welle lippischen Lokalpatriotismus‘ hatten wir nicht gerechnet! Jetzt war natürlich klar, dass das Plakat auch gedruckt und den Buchhandlungen in Lippe angeboten wird – wo es sich bis heute großer Beliebtheit erfreut. Doch was macht eigentlich den Reiz dieser Regionalia aus? Ist diese (Rück-)besinnung auf das lokale Umfeld eine Gegenbewegung zur Globalisierung? Fest steht: Diesen Erfolg des Regionalen gibt es in vielen Gegenden Deutschlands, aber nicht in allen. Gewachsene regionale Einheiten (Lippe, Sauerland, Münsterland) scheinen besser zu funktionieren als künstliche Konstruktionen (Südwestfalen, OWL). 18

Besucher der Homepage – Heimatgefühle worldwide

Interessant ist auch, dass sehr viele Besucher unserer entsprechenden Internetseite gar nicht in Lippe wohnen, sondern über die ganze Welt verteilt sind. In den Statistiken der Homepage und des Online-Shops finden sich Länder aus allen Winkeln der Erde – von Alaska, Bolivien, Südafrika über Vietnam, Indien bis Sibirien und Afghanistan finden sich Fans der Lippischen Wörter auf allen Kontinenten. Hier lassen Exil-Lipper offenbar ein wenig ihre heimatlichen Gefühle aufleben. Wir helfen gern beim kleinen, liebevollen Blick zurück!

Lippische Wörter interaktiv! Kärr! Was für ein Wetter! Ab zur Bieke und mit dem Bockermann hinein oder inne Batze, sobutz Klotten aus und über Kopps ins kühle Nass! Wer nur die Hälfte verstanden hat, sollte sich die neue interaktive Version unseres „Lippische Wörter“-Plakates anschauen:

www.hier-wech.de


Sabbeln

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Dunnemals

„Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst.“

Bernhard von Clairvaux

Lebendige Zeitzeugen - Die Blutbuchenallee in Barntrup von Sabine Hergemöller (Text und Fotos)

Die Kinder der nahen Grundschule haben sie täglich im Blick. Jogger laufen hier routiniert ihre gewohnte Trainingsstrecke, zwei kleine Jungen fahren stolz auf ihren Rädern laut klingelnd durch die Nachmittagssonne dieses Frühlingstages. Der angrenzende Spielplatz ist gut besucht. Ein älterer Herr sitzt etwas abseits auf einer Bank, das Fahrrad an eine der mächtigen Blutbuchen gelehnt, die Teil der scheinbar endlos langen Reihe von Bäumen ist, die Barntrup nach Süden hin in einer geschwungenen Linie umfasst.

Ob sie alle wissen, was es mit dieser einzeiligen Allee auf sich hat? Friedrich M. Dreier, Direktor des Gymnasiums Barntrup, hat sich intensiv mit der 20

Geschichte der Stadt auseinandergesetzt und hält das Wissen hierum lebendig. Jedes Jahr setzen sich auf seine Initiative hin Schüler in jährlich neuen Projekten mit der Vergangenheit der Stadt auseinander, auch mit ihren Denkmälern, zu denen die Blutbuchenallee gehört. Denkmäler, an denen sich der Wandel der Zeit, des Stils und des Denkens ablesen lässt. Im Ersten Weltkrieg, dessen Beginn hundert Jahre zurückliegt, kamen 106 Barntruper zu Tode. Da die meisten auf den Schlachtfeldern in Frankreich blieben, gab es für sie keine Gräber, an denen die Angehörigen hätten trauern können. Deshalb schlossen sich Stadtabgeordnete und Kriegerverein, Bürgermeister Quest

und Baron von Kerssenbrock, viele Gewerbetreibende und Handwerker zusammen, um einen Gedenkort und ein Ehrenzeichen zu errichten. Unter ihnen etliche, die später im Nationalsozialismus eine Rolle spielen sollten.


Dunnemals

1923 wurde das Denkmal, errichtet nach dem Entwurf von Baurat Dr. Karl Meyer aus Lemgo, an der Stützmauer des Kirchhofes an der Mittelstraße eingeweiht. In seiner fast klassizistischen Anmutung eines schlichten Tempels, von zwei Steinbänken eingefasst, als Ort der Trauer für die Hinterbliebenen, war es einigen Zeitgenossen bei weitem nicht monumental genug.

1925 gründete sich die NSDAP-Ortsgruppe in Barntrup. Zum zehnjährigen Bestehen der Ortsgruppe entschlossen sich die Machthaber, ein neues Kriegerehrenmal zu errichten. 106 Blutbuchen wurden, wie eine lange Schützenreihe, vielleicht auch in Anlehnung an die germanisierenden „Heldenhaine“, auf einer Strecke von rund

800 Metern entlang des eigens begradigten Begalaufes südlich des Stadthügels angepflanzt und ein parallel verlaufender Kiesweg angelegt.

106 Blutbuchen als Kriegerehrendenkmal

nenweg zum KZ denken lassen, zusammengehalten von zwei Bronzebändern, die an Stacheldraht erinnern mit den Namen der Fünf und den Bibelworten „Soll ich meines Bruders Hüter sein“ sowie der hebräischen Abkürzung für den Satz: „Ihre Seelen sollen eingebunden sein in das Bündel des Lebens“.

Bei der Einweihung am 12. Juli 1936 übergab der Ortsgruppenleiter die Allee, den Soldatentod glorifizierend, an Bürgermeister Wedderwille. Es sei ihre „heiligste Pflicht“, „die Gefallenenallee stets als Heiligtum“ zu behandeln und zu betrachten, forderte er von den in großer Zahl anwesenden Bürgern. Unter ihnen waren wohl auch jene, die am 30. März 1942 ihre jüdischen Nachbarn Julie und Helene Katz, Emma Grünwald, sowie Berta und Hermann Herzberg zunächst auf die Straße und dann in den KZ-Tod trieben, deren weltliches Gut öffentlich versteigerten oder nach Hause trugen. Für die jüdischen Bürger steht seit November 1988 das Denkmal an der Großen Twete: fünf senkrecht stehende, roh behauene Sandsteinstelen, die an Eisenbahnschwellen wie auf dem Schie-

Bereits 1959 war ein weiteres Ehrenmal mit der Inschrift „Die Toten mahnen die Lebenden 1914-1918 1939-1945“ an der Großen Twete installiert worden. Eine parkähnliche Anlage mit Bänken, mit Blick auch auf die Blutbuchenallee, und einem Sandsteinhalbrund, das einen abgesenkten Hof mit Brunnen begrenzt. 21


Dunnemals

Noch ließ die Einweihungsrede von Bürgermeister Schünnemann jegliche Verantwortung für die Gräueltaten des Dritten Reiches vermissen. Doch mahnt er die Jugend, „wachsamen Auges und hellen Geistes in die Verantwortung hineinzuwachsen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.“ Als Ausdruck für diese Mahnung des „Nie wieder Krieg“, das so erst von der nun

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Dunnemals

folgenden Generation postuliert wird, stehen die drei trauernden Frauen des Künstlers Attila Kirilowitsch. Drei zwei Meter hohe, magere, ausgezehrt wirkende Gestalten tragen eine große Schale, über die sie ihre gesichtslosen Köpfe senken. Sie stellen die Mütter, die Frauen, die Liebsten der Gefallenen dar, deren nie versiegende Tränen die Schale zum Überfließen bringen und damit das große Rund am Boden füllen, in dem sie stehen. Überlebensgroß verkörperte reine Trauer. Der wirkliche Wandel im Denken wurde erst anlässlich der Einweihung des Erinnerungsmals für die jüdischen Opfer deutlich, bei der auch Eugene Katz anwesend war, der Mutter und Schwestern im Holocaust verlor. Bürgermeister Prof. Dr. Paul Harff sprach aus, was sein Amtsvorgänger noch nicht aussprechen konnte oder wollte:

„Zum andern müssen wir Stellung beziehen. Es wurde falsch gehandelt, nicht nur aus heutiger Sicht, auch unter den damaligen Bedingungen.“ Er zitiert Bonhoeffer, dass „starke äußere Machtentfaltung … einen großen Teil der Menschheit mit Dummheit schlägt. ... So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dieses als Böses zu erkennen.“ Harff mahnte: „Wir haben die Pflicht, die Institutionen und Regeln unseres Rechtsstaates und der Teilung der Machtbefugnisse zu erhalten, zu sichern und im Zweifel gegenüber jedem äußeren und inneren Angriff zu verteidigen. Nur so können wir verhindern, dass sich unsere schreckliche Geschichte wiederholt.“

Die meisten Blutbuchen haben die Jahrzehnte überdauert. Vielleicht ist es an der Zeit, hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, sie neu zu betrachten: Nicht als historische Schützenreihe, nicht nur als Schatten spendende Allee, sondern als Brüder, die einer dem anderen Hüter sind, die Stellung beziehen, Charakter zeigen, mit dem Wissen um die Geschichte.

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Musenkuss in Hohenloh

Textil, ragt empor in den Lichtkegel, der jetzt hell erstrahlt. Der Stoff fällt endgültig und gibt das hochkonzentrierte Antlitz des iranischen Tänzers Kaveh Ghaemi frei.

Mit seinem Ausstieg aus dem einschnürenden Gefängnis setzen Töne ein. Percussionist Joss Turbull hat fast unbemerkt Platz genommen hinter der kleinen Bühnenfläche. Einer Tombak, der klassischen Bechertrommel aus Persien,

seine Körperspannung zersetzt sich in erschreckender Geschwindigkeit. Seine Haltung zerfällt, er geht zu Boden. Fortwährende Versuche, sich aufzurichten, misslingen, die Körperteile verkrampfen, grotesk verdreht. So verlegt er sich aufs Kriechen, zieht den geschwächten Leib durch die Finger allein voran.

Nahezu physisch empfindet der Zuschauer, emphatisch spiegelnd, die Qualen des Künstlers nach.

wechselspiel von Michael Krakow (Text) und Birgit Sanders (Fotos)

Ein klandestines Klagen durchwabert den viel zu groß scheinenden Hangar in Hohenloh. Ein von oben konzentrierter, jedoch sehr schwacher Lichtstrahl lenkt die Blicke allmählich auf die Quelle des nur unglaublich fein wahrnehmbaren Klagens. Etwa zwanzig Meter abseits der Zuschauertribünen kauert auf dem Boden etwas Unförmiges, in weiße Stoffbahnen gehüllt, einer gestauchten Mumie nicht unähnlich. Aus dem Stoff fleht eine Stimme in melodiösem Singsang, in einer den meisten Besuchern wohl unergründlichen Sprache. Doch auch in der inhaltlichen Unkenntnis weiß die Stimme zu berühren und zu bewegen. Ihr Wehklagen geht unter die Haut, durchdringt die erwartungschwere Stille, wird durch die bislang fehlende Performance eindringlich.

Dieses kauernde, singende Wesen ist so nah und gleichzeitig doch so fern.

Es kümmert sich um nichts anderes als sich in seinen Kummer zu versenken, der eigenen Empfindung völlig hinzugeben. Die Stimme hebt allmählich an, wird lauter, klarer, zunehmend phonetisch verständlicher. Das passive Leiden wandelt sich in ein aktives Befreienwollen. Die eingewickelte Figur richtet sich schmerzhaft langsam auf, weitet, streckt sich. Die Stoffbahnen lockern sich zusehends, eine menschliche Hand windet sich aus dem 24

verlangt er in der folgenden Stunde allerlei ab, entlockt ihr unterschiedlichste Töne. Ghaemi bewegt sich nun im gutsitzenden Mantel der Töne in unendlicher Langsamkeit Richtung Bühne, akzentuierte Eleganz, latent soldatisch anmutendes Schreiten. Turnbull bedient eine Art Steuergerät, welches Alltagsgeräusche, zum Teil schmerzhaft laut verzerrt, durch die Halle schickt, die dieses kakophone Futter dankbar aufnimmt und verstärkt.

Des Tänzers Bewegungen werden stetig wilder, er scheint längst in einen trancehaften Zustand getanzt, sein Bewusstsein losgelöst von Raum und Zeit. Die anwachsende Dynamik, in turbulentem Crescendo vereint, strebt einem überraschenden Ende entgegen, welches im Kern doch an den Beginn anschließt, gleichsam einen Spannungsbogen schließt. Schließlich steht Ghaemi starr und intoniert klar a capella eine persische Weise. Das aufflackernde

Der Klangkünstler benutzt die akustischen Möglichkeiten des Hangars, macht ihn zu einem zusätzlichen Instrument. Ghaemi schlängelt sich traumwandlerisch durch den Klangteppich. Turnbull lässt die elektronischen Töne verebben, verlegt sich auf eine direktere Art seiner Handarbeit. Er streicht über die Seitenwand seines Instrumentes, klopft rhythmisch darauf, trommelt auf Kante und Fell, lässt seine Fingernägel über geriffelte Flächen ziehen. Unglaublich, wie einfallsreich er Klänge evoziert, stetig das Wechselspiel mit dem Tänzer im Fokus behaltend. Dessen Darbietung ändert sich deutlich. Vom disziplinierten, langsamen Schreiten wandelt Ghaemi in einen ausdrucksstarken Tanz. Jede Bewegung voller Metaphorik. Doch auch dieses Tanzen ist nicht von Dauer. Die Kraft scheint ihn zu verlassen,

Hallenlicht zerrt unangenehm zurück ins Hier und Jetzt. Der Beifall erfolgt zunächst verhalten, eher aus Reflex. Nicht, dass er nicht angemessen wäre, im Gegenteil, sondern weil diese Form von Vorführung noch im Innern nachhallt. Die Darbietung von Joss Turbull und Kaveh Ghaemi zwingt Tiefe auf, erlaubt kaum innere Distanz zum Erlebtem. Die gewählte Reduktion bietet eine ungeheure Verdichtung, Aktionen wie diese sind es, die den Hangar zurück zu dem bringen, wofür dieser Ort einst geschaffen wurde.


Musenkuss

Wer schmeißt denn da mit Lehm!? Bereits dieser bekannte Titel der Berliner Kabarettkönigin Claire Waldoff aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist nicht nur wegen seiner augenzwinkernd neugierig machenden Wirkung als Überschrift dieses Abends prächtig gewählt. Das auf vielerlei Ebenen ambivalente Künstler-Kleeblatt, das sich da im März offenkundig höchst vergnügt zunächst auf eine künstlerische Zeitreise und dann leibhaftig ins Kesselhaus nach Lemgo begeben hat, war den Besuch wert. Märchenerzähler Lothar Schröer trug mit sonorer Stimme verschiedene Texte jener Zeit vor, Rezitatorin Elke Dießner schauspielerte sich mit Verve in dessen Partnerrolle hinein, Filmmusikkomponist Jan Jendrkowiak füllte seine Aufgabe am Klavier mit leichter Hand höchst virtuos aus. Wenn seine Töne funkelten, war auch stets der Moment für Daniela Palma. Mit modulierter Stimme und erkennbarer Lust am eigenen Tun durfte die Sängerin leider viel zu selten mit kraftvoller Darbietung ihr Publikum mitreißen.

Ein Hauch der „Goldenen Zwanziger“ weht durch Lemgo von Michael Krakow (Text) und Sabine Hergemöller (Fotos)

Mischung aus Freilichtbühne, Ohnsorg Theater und Liederabend Das waren die Momente, in denen dieses Stück Fahrt aufnahm, die Besucher zu gewinnen wusste. In einer Patchwork haften Mischung aus Freilichtbühne, Ohnsorg Theater und Liederabend spielten diese höchst unterschiedlichen Vier ihr Publikum im mehr als ausverkauften Kesselhaus burlesk zurück in diese turbulente Epoche.

In puristischer, jedoch charmanter Kulisse war das andeutende Bühnenbild „Künstler-Klause“ rasch vorstellbar. Texte von Tucholsky, Ringelnatz und Kästner, mit Musikstücken unter anderem von Claire Waldoff, Werner Richard Heymann und Robert Gilbert zu einem bunten Teppich verwoben, bot kurzweilige, schwungvolle Unterhaltung. Ein lebendiges Kleinkunstprojekt, hervorragend geeignet, ein Wochenende beschwingt einzuläuten. Hoffentlich bald auch in weiteren Gastronomien Lippes. ANZEIGE

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Prämiert mit dem Deutschen Bauherrenpreis Neubau 2014


Fotos © Henry Krul

Auf Jück

Au f Jück

Große Bühne Detmold Europäisches Straßentheaterfestival

Bühne frei für großes Open-Air-Theater: 21 Ensembles haben sich zum Europäischen Straßentheaterfestival 2014 in Detmold angesagt. Von Freitag, 6. Juni, bis Montag, 9. Juni, stehen 79 Aufführungen an unterschiedlichen Plätzen der Stadt auf dem Festival-Programm. Es wird faszinierend, es wird lustig, es wird schräg, es wird furios, es wird provokant – all das ist Straßentheater in Detmold. Die Inszenierungen der europäischen Spitzen-Ensembles könnten vielfältiger kaum sein: Walk Acts, Neuer Zirkus, Tanztheater, lokalspezifische Produktionen, aufwendige Paraden, Park- und Platzinszenierungen. Die Geschichte der Straßentheaterfestivals in der Residenz begann 1991 mit der „1. Detmolder Bildstörung“. Seither ist es der Stadt Detmold als Veranstalter gelungen, ein Festival von internationalem Ruf zu etablieren. 6. – 9. Juni Innenstadt Detmold www.strassentheater-detmold.de

Ökologisch feiern

Silberjubiläum am Umweltzentrum Heerser Mühle

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© Heerser Mühle

Dort findet am Sonntag, 15. Juni, der 25. Umwelttag statt. Das ökologische Volksfest lockt jedes Jahr nicht nur mehrere tausend Besucher, sondern auch über 100 Aussteller, Gruppen und Vereine an. Der Umwelttag beginnt um 10 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Dann folgt ein Kinder- und Kulturprogramm mit der Kinderbühne Sauresani, der Musikschule Bad Salzuflen, mit Mittelaltermarkt, zwei Ausstellungen und vielem mehr. 15. Juni Heerser Mühle Bad Salzuflen www.heerser-muehle.de


Piccolino

B undelweise Klassik ausgeschuttelt von Michael Krakow (Text) und Sabine Hergemöller (Fotos)

Helle Stimmen, kunterbunte Kleidung, ein unübersehbares Gewusel. Immer mehr junges, ja ganz junges Publikum drängt schnatternd ins Foyer des Sommertheaters. Als sich die großen, roten Türen zum Bühnenraum endlich öffnen, werden es wohl an die 200 Kinder sein. Ihr gemeinsamer Auftrag: Klassik genießen – ein hehres Ziel in solch frühen Jahren. Ihre Betreuer haben alle Hände voll zu tun, die ihnen anvertrauten, ansteckend neugierigen Kinder in die Sitzreihen zu lotsen. „Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein“, schrieb einst Oscar Wilde. An diesem Morgen hätte er sich hier im Detmolder Sommertheater zutiefst bestätigt gefühlt. Die gleichermaßen wichtige wie diffizile Aufgabe, Kindern im Vorschulalter klassische Musik zugänglich zu machen, das ist die ambitionierte Zielsetzung der Konzertreihe „Concertino Piccolino“. Seit mehr als sechs Jahren konzipieren Ulrich Holle und Claudia Runde alljährlich diese Reihe neu. Dabei nutzen sie geschickt einfache Geschichten für jenen anspruchsvollen Spagat, den erkannten Bildungsauftrag umzusetzen, ohne allzu pädagogisch dabei zu wirken. Etwas an einführender Erklärung zu Beginn durch Claudia Runde reicht an schulischer Didaktik. Die auf Sitzen und Bodenkissen hockenden Kinder lernen zunächst das begleitende Klavier sowie das Fagott kennen. Dieses weist insgesamt 3,5 Meter Länge auf. 3,5 Meter, die wie ein Bündel zusammengelegt sind. Ein Blick aus den erstaun-

ten Gesichtern der Zuhörer, dann geht es auch schon an anderer Stelle los. Über ihnen schüttelt Frau Holle vom Balkon ihr großes Kissen aus und wundert sich teilweise singend über das Ausbleiben der anderen Protagonisten, welche dadurch angelockt auch nicht lang auf sich warten lassen. Der Hase hüpft und tanzt, bindet die Zuschauer animierend ein. Ein kluges Intermezzo, denn:

Allzu langes Sitzen und ruhiges Rezipieren ist in dieser Altersklasse zuviel verlangt

gemeinsames Musizieren, was auch als ganz eigene Botschaft verstanden werden darf. Klavier und Fagott komplettieren vergnügt die Inszenierung. Ein Bündel wird übrigens im Italienischen „Fagotto“ genannt. Daher bekam das Instrument seinen Namen. Eine jener Kenntnisse, um die nicht nur die Kinder bereichert das Theater verlassen. In puristischer, jedoch charmanter Kulisse war das andeutende Bühnenbild „Künstler-Klause“

Der Igel tritt zum altbekannten Wettlauf mit dem Hasen hinzu. Die betrügerische List mit Komplizin Frau Igel empört nicht wenige Kinder, was aufzeigt, wie sehr sie mitgehen mit diesem Stück. Auf diese leichte, spielerische Weise werden den Kindern, fast als Beigabe, Werke von etlichen großen Komponisten nahegebracht. Die Geschehnisse auf und auch neben der Bühne als Medium nutzend, präsentieren Runde und Holle Klassik einmal niedrigschwellig, ganz ohne ihr sonst oft abwehrend wirkendes Pathos. Dieses Konzept greift, die Saat geht auf:

Die wunderbaren Melodien erreichen die Herzen der quirligen Zuhörer Frau Holle und der Hase greifen zu den Geigen und beenden ihren Zwist durch

rasch vorstellbar. Texte von Tucholsky, Ringelnatz und Kästner, mit Musikstücken unter anderem von Claire Waldoff, Werner Richard Heymann und Robert Gilbert zu einem bunten Teppich verwoben, bot kurzweilige, schwungvolle Unterhaltung.

Ein lebendiges Kleinkunstprojekt, hervorragend geeignet, ein Wochenende beschwingt einzuläuten. Hoffentlich bald auch in weiteren Gastronomien Lippes 27


„Mit Leib und Seele den Büchern verschrieben“ von Sabine Hergemöller (Text und Fotos)

„Fernspr. 40 - Gegr. 1865“ ist in goldenen Lettern auf dem schwarzen Schild an der roten Backsteinmauer zu lesen. Unter dieser Telefonnummer erreicht man schon lange niemanden mehr, doch es verrät das Alter des Ladengeschäftes, das die Gebrüder Blume in der Hauptstraße 18 in Oerlinghausen als Buchdruckerei, Buchhandlung und Buchbinderei gründeten. Und gemeinsam mit der ursprünglichen Jugendstil-Eingangstür, in deren Milchglasscheibe noch heute der Gründername zu lesen ist, den bis zu den breiten Seerosen-Stuckbändern unter der Decke reichenden alten Bücherregalen und dem dazu gehörigen trutzigen Tresen erfährt man auch ein bisschen über das Herzblut, 28

mit dem die heutige Inhaberin Martina Lange die Tradition des langjährigen Familienunternehmens fortführt. Mit so viel Engagement, Fachkenntnis und Liebe zu Büchern berät sie ihre Kunden, dass etliche sie automatisch mit „Frau Blume“ ansprechen. Trotz des im kommenden Jahr anstehenden Doppel-Jubiläums – Martina Lange übernahm das Geschäft dann vor genau zehn Jahren – ist die Sortimentsbuchhandlung alles andere als angestaubt.

„Wir sind keine Fachbuchhandlung. Eher eine Feld-Wald-und-Wiesenbuchhandlung“, lacht sie.

Den kompletten Schulbedarf können Kinder hier erstehen: Schreibwaren, geschmackvoll ausgewählte Geschenkartikel, die nahezu immer etwas mit Lesen oder Schreiben zu tun haben. „Wir wählen mit viel Bedacht die einzelnen Bücher aus, die wir in die Regale stellen, um die Vielfalt und Qualität auch empfehlen zu können. Und das, was wir nicht da haben, können wir innerhalb eines Tages liefern.“ Liefern ist durchaus auch wörtlich gemeint. Der Lieferdienst der örtlichen Apotheken nimmt bei Bedarf die Bücher auf seinem Weg zu den Kunden im Stadtgebiet mit. „Und wer erst nach Ladenschluss seine Bücher holen kann, kann


Schmöker

„Ich mag die Vernetzung, auch unabhängig vom world wide web. Sie ist realer, tragfähiger. Wir Einzelhändler veranstalten gemeinsam mit den regionalen Handwerkern das jährliche Stadtfest. Wussten Sie, dass die Aktion „Buy local“ im Buchhandel entstanden ist? Wir stärken uns hier erfolgreich gegenseitig. Beispielsweise haben wir die Aktion „Oerlinghausen liest“ ins Leben

gerufen. Da werden mit großer Begeisterung Gedichte geschrieben und gelesen, oder die Oerlinghauser lesen einen ganzen Roman gemeinsam. Man kennt sich hier, hat ein gutes Wort füreinander. Ich kann den Eltern Tipps geben, welche Bücher ihre Kinder sich wünschen. Wir sind hier ein kleines Kommunikationszentrum“, berichtet Martina lange – mehr jedenfalls als „nur“ eine Buchhandlung.

Insider-Wissen: Lippe-Krimis vom Polizeibeamten In dieser Aufgabe von „hier wech“ stellt Martina Lange die Buchreihe von Joachim H. Peters vor. Hier serviert ein echter Experte mörderische Krimikost. Der Autor ist selbst Polizeibeamter. „Es gibt sie so zahlreich und verschieden, wie es Landschaften in Deutschland gibt: Regional-Krimis. Selbst eine überschaubare Region wie das Lipperland verzeichnet eine beträchtliche Auswahl an „Mordsgeschichten“ im Schatten des Hermannsdenkmals.

sie sich auf Wunsch bis Mitternacht in der nahen Kneipe abholen, in der „Klappe 30, die 2.“, erzählt die Buchhändlerin verschmitzt. Dort finden auch Lesungen statt, oder in den Altdeutschen Bierstuben. Durchaus auch ausgefallene, wie bereits zwei literarische Loriot-Menüabende, bei denen „Die Nudel“, das „Nilpferd in Burgunder“ oder der „Kosakenzipfel“ kulinarisch Pate standen. Wenn besonders viele Gäste zu erwarten sind, so wie die 130 Zuhörer kürzlich bei einem Abend mit Werner Schneyder, dann werden kurzerhand die Stühle im Bürgerhaus, im Gemeindezentrum oder der Aula des Gymnasiums aufgebaut.

Wer neben den regionaltypischen Verweisen auch eine durchweg spannende und fesselnde Handlung liebt, ist bei dem Autor Joachim H. Peters bestens aufgehoben. Sein Protagonist heißt „Koslowski“, und niemand erfährt dessen Vornamen oder womit er sich seinen Lebensunterhalt verdient. Dieser Privatmann Koslowski gerät meistens ungewollt in Angelegenheiten, deren weit entfernte kriminelle Ursprünge in Lippe liegen.

Da geschieht ein Mord schon einmal in Dänemark oder der Türkei, da kommt ein unterstützender Kripobeamter aus Brandenburg, da reist Koslowski zu Ermittlungen nach Berlin. Dabei ist Koslowski kein Superheld, sondern eine Type mit Brüchen und Kanten. Einer, der verhauen und bedroht wird und trotzdem nicht Nein sagen kann, wenn seine Hilfe gefragt ist. Einer der mit seinen Freunden in seiner Stammkneipe würfelt oder mit seinem Land Rover durch lippische Wälder fährt. Einer, der ganz tief abstürzt, als seine große Liebe… Aber hier soll gar nicht zu viel verraten werden. Joachim H. Peters hat bislang fünf Koslowski-Krimis im Verlag topp+möller vorgelegt, der sechste Band ist im Druck und wird im Herbst erscheinen. Wer die Gelegenheit hat, den Autor einmal live bei einer Lesung zu erleben, sollte sich das nicht entgehen lassen. Peters liest nicht einfach aus seinen Romanen vor, er inszeniert seinen Vortrag und lässt durchscheinen, wie sehr er das Kabarett mag.“ Mehr Infos @ www.blume-buch.de

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Genießen wie in Omas guter Stube „Kleiner Schröder“ in Lage Von Anja Imig (Text und Fotos)

Hineinkommen, sich wohlfühlen wie in Omas guter Stube und sich kulinarisch nach allen Regeln der Kochkunst verwöhnen lassen:

Für Feinschmecker, die es gemütlich mögen, ist das Restaurant „Kleiner Schröder“ ein wahres Paradies. Seit mehr als 30 Jahren bietet Klaus Wewior im Herzen der Lagenser Altstadt Erlebnis-Gastronomie der etwas anderen Art. Wer in einer der drei liebevoll eingerichteten Gaststuben des denkmalgeschützten Fachwerkhauses Platz nimmt, fühlt sich sofort zu Hause. Die mit viel Liebe zum Detail gedeckten Tische spiegeln Anspruch und Philosophie des Hausherrn auch im Hinblick auf die Küche wider: „Viel Abwechslung, die für jeden Geschmack etwas bietet, und die Verwendung ausschließlich

Wie der Kleine Schröder zum Kleinen Schröder wurde Das Vierständer-Fachwerkhaus in der Lagenser Rhienstraße ist bereits 340 Jahre alt. 1674 als Ackerbürgerhaus errichtet, werden dort seit Anfang des 20. Jahrhunderts Gäste bewirtet. Irgendwann in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hieß der Gastronom Schröder. Weil es gleichzeitig in Lage ein Hotel namens Schröder gab, gingen die Einheimischen immer zum „Kleinen Schröder“, wenn sie die Gaststätte in der Rhienstraße besuchten. Diese Bezeichnung hielt sich trotz mehrerer Pächterwechsel in den 1970er Jahren. Und genau das machte Klaus Wewior sich zu nutze: „Wenn das Haus sowieso von allen „Kleiner Schröder“ genannt wird, kann ich das auch zum Namen meines Restaurants machen“, dachte er sich, blieb dabei und machte es zu einer lippeweit bekannten Marke. 30

frischer Zutaten“ sind oberste Gebote für Klaus Wewior. Und genau mit dieser Maxime überzeugt der 63-Jährige Koch seit Jahrzehnten die Lipper. Beliebt zurzeit ist der Spargel mit Kalbsfiletmedaillons in SambalHollandaise und Petersilienkartoffeln. Aber auch außerhalb der Spargelzeit stehen stets frische Gemüse wie Blattspinat, Brokkoli, Spitzkohl oder Wirsing Pate bei den delikaten Fleischgerichten. Große Salatteller ergänzen das breite Spektrum auf der Speisekarte, anhand derer sich auch Vegetarier garantiert immer ein köstliches Mahl zusammenstellen können.

Mittags, wenn die meisten Gäste eher wenig Zeit haben, geht ’s im Kleinen Schröder westfälisch herzhaft zu Deftiger Bohnen-Eintopf mit Mettwurst oder auch Bratwurst auf Wirsinggemüse und Stampfkartoffeln zählen zu den Klassikern der regelmäßig wechselnden Mittagskarte. Zum besonderen Genuss wird das Speisen im Kleinen Schröder aber insbesondere abends dank der wohl einmaligen Atmosphäre: Liebevoll arrangierte Details wie beispielsweise ein mit Spirituosen bestückter historischer Kinderwagen oder die Teile alter, ornamentreicher Kirchenfenster, die zwei Gasträume trennen, zeugen vom ausgefallenen Geschmack des Hausherrn. Stilvoll: Ein englisches Highboard von 1890 – mit farbigen Glasflaschen und vielarmigen Kerzenständern kunstvoll dekoriert. Und ein gemütliches Sofa – hinterm Couch-Tisch mit Spitzendecke - lädt auch nach dem Essen zum Bleiben ein. Spätestens dann freut sich der Gast über die reichhaltige Getränkeauswahl : „Das hochprozentige Spektrum reicht vom lippischen Wacholder bis


Schmeckt uns

hin zum 70 Jahre alten Calvados“, erklärt der Gastronom – ohne die gut sortierte Weinkarte zu vergessen, die Wewior ständig um gute neue Fläschchen erweitert. Nicht zuletzt, damit auch Stammgäste immer mal wieder ein neues Tröpfchen probieren können. Zum Beispiel beim „Menüabend“. „Menüabend“ nennt Klaus Wewior es, wenn er Gäste empfängt, die Lust haben, vermeintlich Gewöhnliches neu zu erleben: Ein Mal im Monat sind Gäste und Mitarbeiter des Restaurants eingeladen, sich an einer großen Tafel zu versammeln und gemeinsam einen geselligen Abend mit kulinarischen Leckerbissen zu verbringen. Wobei „gemeinsam“ sehr wörtlich zu verstehen ist: „Das ist wie Kochen und Speisen mit der Familie daheim. Das Personal isst mit und die Gäste packen in der Küche und beim Service mit an“, schildert Wewior die Idee, die sich wachsender Beliebtheit erfreut, so dass es inzwischen oft zwei Termine im Monat gibt. Kein Wunder: Ist das anheimelnde Ambiente und die ungezwungene Atmosphäre im Kleinen Schröder doch wie gemacht für solch originelle Abende mit Freunden. KLEINER SCHRÖDER | Klaus Wewior Rhienstraße 6 | 32791 Lage Telefon 0 52 32 25 97 Täglich außer Montags: 12 – 14 Uhr und ab 18 Uhr

Vom Lipper für Lipper: Für „hier wech“ hat Klaus Wewior das Rezept für Spargel mit Kalbsfiletmedaillons in Sambal-Hollandaise und Petersilienkartoffeln verraten: Den gut geschälten Spargel kocht Wewior mit Salz, Zucker und dem weißen Teil der Zitronenschale. Die Sambal-Hollandaise wird auf der Grundlage von frischem Eigelb und Butter reduziert, bevor Weißwein, Pfeffer und Salz hinzugefügt werden. Zum kulinarischen Hochgenuss wird die Hollandaise durch die Zugabe von Sambal (Sambal ist eine ursprünglich aus Indonesien stammende Würzsauce auf Chili-Basis). Das Kalbsfilet wird paniert, zu Medaillons geschnitten, kurz gebraten und mit Pfeffer, Salz und edelsüßem Paprika gewürzt. ANZEIGE

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Spochtlich

Stockwechsel Was macht eigentlich ein Skiclub in Horn-Bad Meinberg, wenn der Winter fehlt? von Axel Lehmann (Text und Fotos)

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Spochtlich

Der Winter 2014 war gar keiner. Lippes Hänge blieben grün. Da machte sich Enttäuschung breit, bei Iris Grüttner und den vielen anderen Skifans im Lande. Doch die Enttäuschung schmilzt so schnell, wie es der nicht vorhandene Schnee in der Mittagssonne täte. Skistöcke weg – Nordic-Walking-Stöcke her! Die Hornerin zeigt sich sportlich flexibel und wechselt die Disziplin. Die neuen Stöcke begleiten sie nicht nur durch einen grünen Winter, sondern auch durch den Rest des Jahres.

Jawoll, Iris Grüttner hat 's getan. Sie hat gewechselt. Ohne lange darüber nachzudenken. Einfach so. Der alte hatte eben ausgedient, etwas Neues musste her. Denn der alte Sport braucht Schnee. Schnee aber gab es in lippischen Breiten in diesem „Winter“ ohnehin nicht. Und mit einem Kälteeinbruch ist jetzt garantiert nicht mehr zu rechnen. Also stellt die passionierte Skiläuferin nach einer für sie kurzen Saison in den Alpen ihr Sportgerät an die Seite, die dicken Skischuhe werden in den Keller gepackt, und die Stöcke verschwinden auch für die nächsten Monate. Aber was tut eine Wintersportlerin, wenn ihr der Winter fehlt? Sie greift zu anderen Stöcken, zu leichterem Schuhwerk und tauscht den Ski Helm gegen ein Stirnband ein. Iris Grüttner hat sich entschieden:

„Das ist ein Ganzkörpertraining. 90 Prozent der gesamten Muskulatur werden beim Nordic Walking beansprucht.“

Sommerzeit ist Nordic Walking-Zeit!

Das böse Wort von der „Stockente“ kommt nur noch Ignoranten über die Lippen :-)

Die Kauffrau absolvierte beim Westdeutschen Skiverband die Ausbildung zum Nordic Walking-Instructor. Und dieses Wissen gibt sie seither in ihrem Verein weiter. Für viele Mitglieder des Skiclubs Horn-Bad Meinberg hat sich damit die Sommersport-Frage beantwortet. Nordic Walking ist für Iris Grüttner der perfekte Sport – vom Skifahren mal abgesehen.

Der Stöcke sei Dank. Denn der richtige Stockeinsatz bringt Arm- und Schultermuskeln zum Arbeiten, die sonst nicht so gefordert werden. Entscheidend sei, den Stock am langgestreckten Arm beim Walken hinter das Becken zu führen, den Griff dann zu lösen und sich dabei nach vorn abzudrücken, beschreibt die Nordic-Walking-Trainerin die richtige Technik. „So kommt Druck auf den Stock und die Schritte greifen weit aus. Das hat mit wandern dann nichts mehr zu tun.“ Nordic Walking ist in den vergangenen gut zehn Jahren zu einer Kultsportart geworden.

Deutschlandweit ist die Fangemeinde auf rund fünf Millionen Sportlerinnen und Sportler angewachsen. Eine Entwicklung, die auch Iris Grüttner im Skiclub Horn-Bad Meinberg wahrnahm. Die ersten Trainingseinheiten absolvierte sie mit vier bis fünf Teilnehmern. Inzwischen sind rund 25 Vereinsmitglieder regelmä33


Spochtlich

ßig aktiv. Besonders beliebt: die Trainingswochenenden an der Nordsee oder im Sauerland. Klar, dass der Club auch bei Wettkämpfen wie dem Cheruskerwalk, beim Panoramalauf in Willingen oder – eine Nummer kleiner – beim Velmerstotlauf in Leopoldstal vertreten ist. Doch den meisten Sportlerinnen und Sportlern geht es gar nicht um Medaillen, Podestplätze oder Spitzenzeiten. Viel häufiger geht es um den „inneren Schweinehund“. In der Gruppe mit festen Trainingszeiten lässt sich dieses grausame Untier viel besser bekämpfen. Da muss man raus an die frische Luft und sich bewegen. Nordic Walking ist auch ein sozialer Sport, der in der Gruppe besonders viel Spaß macht. Denn abseits des Leistungssports bietet Nordic Walking durchaus die Möglichkeit, sich mit Gleichgesinnten zu unterhalten. Dafür reicht die Puste allemal noch aus.

Hier keult der Chef: Clubvorsitzender Gerd Rädeker beim Aufwärmen.

Wer so Nordic Walking betreibt, betreibt es als Gesundheitssport. Übrigens ein Gesundheitssport, der sowohl vorbeugend als auch rehabilitativ ausgeübt wird. Die positiven Aspekte von Nordic Walking sind in der Medizin unstrittig: Es stärkt Herz und Kreislauf und schont dabei die Gelenke – die richtige Technik vorausgesetzt. Deshalb kommt auch so manch alt gedienter Fußballer auf die Idee, es könne ein Leben nach den „Altherren“ geben, ein Leben mit Nordic-Walking-Stöcken. Und tatsächlich gehört zu den Vorteilen, dass sich Nordic Walking auch mit 60 oder 70 Jahren noch als Fitnessprogramm anbietet.

mutieren? Iris Grüttner findet einfach, Skifahren und Nordic Walking passen bestens zusammen. Und das nicht nur, weil Nordic Walking in den späten 70er-Jahren vom Finnen Mauri Repo als Sommertraining für Skilangläufer entwickelt worden ist. „Wer Ski fährt, lernt Nordic Walking meistens schneller als andere. Wahrscheinlich, weil Skifahrer mit Stöcken gut umgehen können“, schmunzelt die Hornerin. Vor allem aber ist das sommerliche Fitnessprogramm eine optimale Vorbereitung auf die Wintersaison. „Wer regelmäßig ein- oder zweimal in der Woche losgeht, vielleicht acht, neun oder zehn Kilometer unterwegs ist, der bleibt konditionell fit für Piste und Loipe. Und auch die Muskulatur behält die nötige Kraft.“

Doch zurück zum Skifahren. Warum sind es gerade die Skifahrer, die im Frühjahr voller Leidenschaft zu Nordic Walkern

Die nötige Kraft, um dann im Dezember wieder die Stöcke zu tauschen. Jawoll, Iris Grüttner wird es wieder tun.

Im Überblick: Der Skiclub Horn-Bad Meinberg Wintersport • 4 – 5 Skiclubfahrten pro Jahr in Top-Gebiete der Alpen, vom Skiopening bis zur Kids-Tour • Skiliftbetrieb in Holzhausen-Externsteine • Langlaufloipe am Bauernkamp zwischen Schlangen und Veldrom • Skigymnastik von Ende September bis Ende April

Ganz in Gelb: Der Skiclub Horn-Bad Meinberg prägt das Teilnehmer­feld der Walker zumindest optisch, oft auch sportlich.

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Fitness von Frühjahr bis Herbst • Regelmäßige Sonntagswanderungen, mehrtägige Mittelgebirgswanderungen, alpines Bergwandern/Bergsteigen • Radtouren • Nordic Walking (auch ganzjährig)

Ziel erreicht – beim Velmerstotlauf in Leopoldstal zeigen die Skifahrer, dass sie auch mit Nordic Walking-Stöcken umgehen können.


Au f Jück xx

Volkstümlich und international Schwalenberger Trachtenfest

© Trachtengilde

Alle zwei Jahre ist es einer der Höhepunkte im lippischen Veranstaltungskalender: das Internationale Trachtenfest in Schwalenberg. Die Trachtengilde richtet die Traditionsveranstaltung von Freitag, 1. August, bis Montag, 4. August, in der Malerstadt aus. Natürlich führt die Trachtengilde im 102. Jahr ihres Bestehens wieder original Schwalenberger Tänze des 18. und 19. Jahrhunderts in historischen Kostümen auf. Doch wer „nur“ lippisches Brauchtum erwartet, hat das „International“ im Titel überlesen. Zugesagt haben bereits Gruppen aus China, Griechenland, Kenia und Mexiko, weitere werden folgen. Mit Konzerten, Umzügen, Tanz und Folklore präsentiert sich die historische Altstadt vier Tage lang von ihrer buntesten und fröhlichsten Seite – live und open air.

1. – 4. August Innenstadt Schwalenberg www.trachtengilde-schwalenberg.com

Fernost trifft Lippe © Stadtmarketing Horn-Bad Meinberg

Yoga – Moor – Externsteine

Die Kombination klingt gewöhnungsbedürftig. Aber gerade dieser außergewöhnliche Mix macht die Stärke von Horn-Bad Meinberg aus. Und deshalb veranstaltet das Stadtmarketing Horn-Bad Meinberg am Samstag, 26. Juli, und Sonntag, 27. Juli, jeweils ab 11 Uhr, im Historischen Kurpark erstmalig einen Marktplatz für Urlaub & Gesundheit. Aktivitäten wie Yoga für alle, Moor-Spiele, Sternwanderungen, Radtouren, ein elektrisch bewegter Autocorso, Moor Nordic Walking, Vorträge zu Gesundheitsthemen oder neueste Forschungsergebnisse rund um die Externsteine stehen auf dem Programm. Der Eintritt ist frei. 26. + 27. Juli Historischer Kurpark Horn-Bad Meinberg www.horn-badmeinberg.de

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Spochtliches Detmold

von Michael Krakow (Text) und Sabine Hergemöller (Fotos)

Spannung bis zum Äußersten. Sekunden, die für die haltenden Muskeln eine kleine Ewigkeit bedeuten. Dann endlich darf sich die Hand lösen, die in einem maßgefertigten, beeindruckenden Handschuh aus Hirschleder steckt. Die angestaute Kraft überträgt sich auf den Bambuspfeil, schiebt ihn mit Macht durch die Luft, lässt ihn 28 Meter weiter mit einem dumpfen, satt schnalzenden Geräusch in eine kleine Scheibe einschlagen. Der Bogen in der anderen Hand des Schützen Peter Kollotzek wird durch die Energie herumgewirbelt, die haltende Hand als Achse nutzend. Das ist nicht einfach Bogensport, das ist Kyudo. Kyudo bedeutet „Weg des Bogens“ und hat sich als Kriegskunst 36

des japanischen Hofadels im 16. Jahrhundert begründet. Der Weg bis zum Lösen des Pfeils ist streng durchritualisiert, eine meditationshaft langsame Abfolge von Bewegungsstationen, deren Betrachtung eine ungeheuer intensive Darbietung von Fokussierung, Versammlung, Stand und Stärke vermittelt. Um die einzelnen Schritte vor, während und nach dem Schuss, „Hassetu“ genannt, in Vollkommenheit ausüben zu können, braucht es sehr viele Jahre der Übung. Kollotzek, der sehr erfolgreich auch mit dem westlichen Sportbogen ist, widmet sich dieser außergewöhnlichen Kunst bereits seit mehr als fünfzehn Jahren und bezeichnet sich selbst noch immer als Anfänger.


Spochtliches Detmold

Vermutlich ist Bescheidenheit die erste Tugend, um sich Kyudo zu nähern. Wie fließendes Wasser soll die stolze Choreographie wirken, so verlangen es die gestrengen Vorgaben aus einer für uns in Lippe fremden, versunkenen Zeit. Was dann recht leicht wirkt, ist tatsächlich enorm komplex. Dies vermittelt bereits der Bogen, welcher sich in seiner Bauweise zunächst erstaunlich einfach, regelrecht bescheiden ausnimmt. Die stolze Länge von 2,36 Meter wird in ihrer Anmutung verstärkt, weil es sich um einen sehr filigranen, dunkel lackiert geschwungenen Stab handelt, der durch keinerlei Zierrat beschmückt ist. In sich jedoch besteht dieser „Yumi“ benannte Bogen aus unterschiedlichen 37


Spochtliches Detmold

Hölzern und Maserungen in etlichen Schichten, die ein Maximum an Festigkeit, aber auch die erforderliche Flexibilität bieten. Asymmetrisch in seiner Proportion – der obere Schenkel ist erheblich länger als der untere – verlangt er eine bestimmte Winkelung, um den Pfeil auf geradem Weg auf die Reise zu schicken. Für den korrekten Winkel gibt es keine Angabe, auch Pfeilauflage und Zieleinrichtung fehlen. Einzig seine Erfahrung sowie hochsensible Empfindungen sind es, die dem Schützen zum Treffen dienlich sein können. Die einfache, gleichwohl zeremonielle Kleidung, bestehend aus dem Hosenrock Hakama und Keiko-Gi, einer Art lockerem Anzug darunter, stimmt den Schützen auf die drei wesentlichen Ziele Shin-Zen-Bi ein: Wahrheit, Güte und Schönheit. Das Ziel in Bodennähe abstrahiert einen knienden Schützen, die Breite von 36 Zentimetern entspricht dessen Brustpanzerung, der Ringdurchmesser dem Augenabstand von zwölf Zentimetern. Beides gemahnt daran, dass diese Kunst aus dereinst finalen Konfrontationen im Land der aufgehenden Sonne entstand. Kyudo vereint Kunst mit Sport, ein feines Gewebe, in das zudem prägende Einflüsse des Zen-Buddhismus eingeflochten sind. Diese Verbindung von Poesie, Meditation und Kampf ist typisch für Japan. Nur sechs Personen üben diesen tradierten Weg des Bogens derzeit in Lippe aus. Viele, die es versuchen, geben alsbald wieder auf, berichtet Peter Kollotzek, der Kyudo im PolizeiSportverein Lippe-Detmold ausübt. Denn dieser Weg verlangt Hingabe, Demut und unbeschreibliche Geduld. Die ersten Monate verbringt der Adept damit zu, lediglich die Bewegungsfolge zu durchdringen, sie wieder und wieder zu üben. An das Zielen oder gar Treffen wird dabei lange nicht gedacht. Die persönliche Weiterentwicklung ist gleichermaßen Aufgabe, Zugangsvoraussetzung und Geschenk des Kyudo. Beim Weisen Tranxu findet man die Intention: „Erst wenn der Bogenschütze schießt, ohne an den Erfolg zu denken, kann er seine ganze Kunst entfalten“. Eine Weisheit, die für viele Aufgaben des Alltags übertragbar scheint.

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Spochtliches Detmold

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Vereinsmeier

Der Osterräderlauf – ein Weltkulturerbe ?

Das Jahrhunderte alte Lügder Brauchtum bewirbt sich um offizielle Anerkennung

von Achim Krause (Text und Fotos)

Es ist sicherlich das spektakulärste Osterbrauchtum, das Lippe und die Region kennen: Der Osterräderlauf von Lügde. Dessen Wurzeln führen auf den heidnischgermanischen Sonnenkult zurück und wurden später von den Christen rituell übernommen. Der Übergang vom tristen, kalten Winter ins Frühjahr stellte auch für das Leben der Menschen einen Wendepunkt im Alltag dar. Das feierten schon die Germanen immer am ersten Sonntag nach Frühlingsvollmond. In Lügde entstand daraus später die Tradition, sechs brennende Feuerräder den Osterberg hinab ins Tal rollen. Ein Brauchtum, das nun in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen werden soll. Die Bewerbung ist auf dem Weg. 40

Kopien des Osterräderlaufs mag es geben. Doch als Brauchtum mit Jahrhunderte alter Tradition ist es wohl einzigartig in Deutschland und vermutlich sogar in Europa. In Lügde wird es vom Osterdechenverein von Generation zu Generation weitergegeben. Eine Urkunde aus dem Jahr 1743, die sich im Archiv des Generalvikariats Paderborn befindet, erwähnt explizit dieses Ereignis. Da wird auch die enge Beziehung zum Christentum deutlich, die sich im Namen des Vereins widerspiegelt: Die Dechen leiten sich von den so genannten „Kirchendechen“ ab, die sich um die Wahrung der kirchlichen Bräuche kümmerten. Der gesamte Dechenverein hat derzeit rund 600 Mitglieder.

Eine Aktivengruppe der Dechen beherrscht die handwerklichen Fähigkeiten zur alljährlichen Vorbereitung der sechs Eichenräder, die über eine Höhe von 1,70 Meter und ein Rohgewicht von etwa 240 Kilogramm verfügen. Gebaut sind sie aus vierlagigem, jahrelang abgelagertem Eichenholz. Gestopft werden die Räder mit dem Stroh einer extra angebauten Langhalmroggen-Sorte. Jedes Rad trägt eine Inschrift mit Bezug auf ein herausragendes geschichtliches welt-, landes-, regional- oder lokalpolitisches Ereignis. 2004 schenkte die Partnerstadt Angermünde in Brandenburg den Lügdern ein nach den Originalbauplänen dort gefertigtes Osterrad mit der Inschrift „Freundschaft ich verkünde Lügde – Angermünde“. Das letzte in Dienst gestellte Rad baute


Vereinsmeier

das Felix-Fechenbach-Berufskolleg des Kreises Lippe, Abteilung Holztechnik, 2009. Es erinnert an ein bedeutsames Jubiläum in Lippe in jenem Jahr mit der Gravur „Memoriam der Varusschlacht, drum lauf ich in der Osternacht.“ Der Osterräderlauf Lügde ist übrigens ein eingetragenes Warenzeichen. Die Kommune identifiziert sich mit dieser Tradition, indem sie seit 2013 mit Genehmigung des Innenministeriums in Düsseldorf zum Ortsnamen auch offiziell den Zusatz „Stadt der Osterräder“ tragen darf. Diese Unverwechselbarkeit und Einmaligkeit des Brauchtums haben den Osterdechenverein dazu bewogen, die Aufnahme in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zunächst auf der Landesebene zu beantragen. Der Kunsthistoriker und Leiter des Museums im Schloss Bad Pyrmont, Dr. Dieter Alfter, und der Vorsitzende des Lippischen Heimatbundes, Friedrich Brakemeier, haben in Empfehlungsschreiben den Osterräderlauf dargestellt und bewertet. Beide kommen sie zum Schluss, dass dieses Brauchtum unbedingt in das Verzeichnis aufgenommen werden müsste. Jetzt heißt es warten: auf das Ergebnis des Prüfungsverfahrens.

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So wurden die Osterräder 1920 auf ihren Lauf am Osterabend vorbereitet

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Die Spreu wird auch bei den Dechen vom Korn getrennt. Das erhält der Landwirt, der den speziellen Langhalmroggen auf seinem Acker angebaut hatte.

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Mit Führungen bringen die Dechen Kindern aus den Kitas und Schulen im Dechenhelm das alte Brauchtum näher.

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Vom Montag vor Ostern bis zum Ostersamstag saugen sich die Eichenholzräder mit Wasser aus der Emmer voll, um wider-

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standsfähiger gegen die hohen Temperaturen beim Räderlauf zu sein. 5

Unberechenbar sind die Laufstrecken der Osterräder, die frei vom Gipfel des Osterberges talwärts rollen.

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Ausflugsziele

Tipps für den ‚klitzekleinen Urlaub‘ Die 1000-jährige Linde in Reelkirchen

Die uralte Linde mit einem Umfang von rund 8 Meter befindet sich direkt vor der Kirche im Blomberger Ortsteil Reelkirchen. Das Alter der Linde wird auf ca. 800 Jahre geschätzt. Damit zählt der Baum zu den ältesten Bäumen in Nordrhein-Westfalen. Zur Erhaltung dieses Baumes wurde dieser in den vergangenen Jahren mit Stützen und Seilen gesichert. 1000-jährige Linde Blomberg-Reelkirchen Kirchplatz

Dreiflußstein in Augustdorf

Mitten im Wald am Grenzgebiet zum Truppenübungsplatz Senne befindet sich der Dreiflußstein. Er soll daran erinnern, wie wichtig es ist, für einen guten Zustand des Grundwassers und der Flüsse zu sorgen. Der aus Osning-Sandstein bestehende Dreiflußstein befindet sich am Schnittpunkt der Einzugsgebietsgrenzen von Weser, Ems und Rhein. Das Gebiet rund um den Stein bietet sich hervorragend für einen Wanderausflug oder andere sportliche Aktivitäten an. Einige Wanderwege wie z.B. der Residenzweg, der auf ca.57km einmal rund um Detmold und Umgebung verläuft, führen direkt an diesem Ort vorbei. Der Sender „Teutoburger Wald“ ist ebenfalls nicht weit vom Stein entfernt und bietet sich als ein zusätzliches Ziel bei einer Wanderung in diesem Areal an. Dreiflußstein Lönspfad | 32832 Augustdorf 42


Ausflugsziele

Patensteig mit Wasserfällen in Extertal

Der Patensteig führt in der Ortschaft Almena u.a. entlang am Rickbach. Der ca. 6km lange Rundwanderweg ist interessant gestaltet. Die Wege sind oft nur sehr schmal und kleine Treppen sind liebevoll in die Landschaft integriert. Festes Schuhwerk ist auf jeden Fall angebracht. Findlinge aus der Eiszeit, der Wasserfall am Fahrenbach, am Rickbach, am Höllbach, und am Hilkersiek sind neben dem Schützengraben aus dem zweiten Weltkrieg einige der sehr reizvollen Stationen auf diesem Weg. Der Wasserfall am Fahrenbach hat eine Gesamthöhe von ca. 4m. In Zeiten, in denen der Bach viel Wasser führt, ist dieser Ort besonders imposant. Die Findlinge aus der Eiszeit dokumentieren, dass diese Landschaft von den Gletschern der Eiszeit geformt wurde. Die gute Beschilderung macht ein „Verlaufen“ so gut wie unmöglich. Über eine Vielzahl an Informationstafeln erhalten Sie Auskunft zu den Stationen. Genießen Sie auf diesem Weg einzigartige Naturschauspiele im schönen Lipperland. Patensteig Parkplatz "Im Siek" (K53) | Extertal-Fütig

Bismarckturm in Bad Salzuflen

Der 18m hohe Turm auf dem Vierenberg feierte am 14.10.1900 seine Einweihung. Für rund 12.000 DM wurde dieser Turm damals erbaut. Durch die Spenden von Bürgern, besonders durch Leberecht Hoffmann, Chef der bekannten Hoffmann's Stärkefabriken, wurde der Bau ermöglicht. Der Turm kann jeden ersten Sonntag im Monat (von Mai– Oktober) bestiegen werden. Der Gastwirt des Berggasthofes Hollenstein, ganz in der Nähe des Turmes, gibt den Schlüssel zu den Öffnungszeiten aus. Eine wunderschön Aussicht, gutes Wetter vorausgesetzt, belohnt den Aufstieg. An der Südseite des Turmes steht der Name "BISMARCK" in vergoldeten Metallbuchstaben. Bismarckturm Vierenbergstraße | Bad Salzuflen 50 m nachdem Sie auf die Vierenbergstraße eingebogen sind, befindet sich links ein Weg (Schild: Privatweg). Folgen Sie diesem gerade­aus bis zum Turm. Nach ca. 5 Minuten Fußmarsch sollten Sie den Turm erreicht haben. 43


Ausflugstipps

Wasserpark am Iberg Oerlinghausen-Währentrup

Wenige Meter abseits der Währentruper Straße befindet sich der Wasserpark in Währentrup. Neben den natürlichen Bachläufen und dem ursprünglichen Dorfteich wurde hier in den letzten Jahren eine sehr gepflegte Parkanlage errichtet. Die verschiedenen Themengärten mit seltenen und exotischen Pflanzen- und Baumarten laden zum Verweilen und Entspannen ein. Die Wege sind liebevoll angelegt und für die kleinen Gäste steht innerhalb des Parks ein Fußballplatz bereit. Bänke und Tische sind in den verschiedenen Bereichen der Parkanlage ausreichend vorhanden, einer kleinen Picknickpause steht somit nichts im Weg. Den Park in seiner ganzen Pracht können Sie am besten überblicken, indem Sie auf die angelegte Empore mitten im Park steigen. So blicken Sie von dort aus auf das imposante Steinkreuz in der Mitte eines Sees und die umliegenden Wasserlandschaften. Ebenfalls im Park integriert sind einige Sportgeräte, wer also etwas aktiv werden will, kommt auch hier nicht zu kurz. Der Eintritt in den Park ist kostenlos. Wasserpark am Iberg Währentruper Straße 32791 Lage

Mo – Do 8 – 21 Uhr Fr 8 – 17 Uhr Am Wochenende und an Feiertagen hat der Park geschlossen.

Seit 15 Jahren werden auf Lipperland.de Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten aus dem Kreis Lippe präsentiert. Als einer der ersten Onlinedienste für das Lipperland, wurde schon vor vielen Jahren auf interessante Orte hingewiesen, die in einem herkömmlichen Reiseführer selten Platz finden. Alle Ausflugstipps und Fotos mit freundlicher

Unterstützung von www.Lipperland.de Das Portal ist eine umfassende Informationsquelle für Besucher der Region. Seit 15 Jahren werden auf Lipperland.de Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten aus dem Kreis Lippe präsentiert. Als einer der ersten Onlinedienste für das Lipperland, wurde schon vor vielen Jahren auf interessante Orte hingewiesen, die in einem herkömmlichen Reiseführer selten Platz finden. Das Portal ist eine umfassende Informationsquelle für Besucher der Region. „Die schönsten Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Lipperland, außerdem interessante Orte, die nicht in jedem Reiseführer auftauchen“

http://www.lipperland.de 2014

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„Die schönsten Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten im Lipperland, außerdem interessante Orte, die nicht in jedem Reiseführer auftauchen“


Ausflugstipps

Lippe mit den Lütten Westfälisches Industriemuseum Ziegelei in Lage

Fotos © Tobias Heinze

Die 1909 gegründete Ziegelei ist heute ein Museum, welches auf interessante Art und Weise versucht, die Arbeitswege vergangener Tage zu beschreiben. Besonders gelungen sind die geteilten Erklärungstafeln. Jeweils für Erwachsene und für Kinder. Auf den Erklärungstafeln für die Kinder wird mittels eines "Zeichentrick-Ziegels" auf leicht verständliche Art erklärt, wie die Menschen damals gearbeitet haben.

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Tipp

Das Museum verfügt über eine sehr schöne Außenanlage mit Gastronomie und großem Kinderspielplatz. Hier können sich alle Familienmitglieder entspannen – auch wenn man mal das Museum nicht besuchen möchte: Einfach am Eingang Bescheid sagen, dass man zum Restaurant möchte und schon ist der Weg frei für Kuchen, Pizza oder Gerstenkaltschale!

Museum Ziegelei Sylbach Sprikernheide 77 | 32791 Lage

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Was los

Herr mit Laserschwert von Michael Krakow (Text) und Sabine Hergemöller (Fotos)

Viele Kilometer weit ist er klar zu sehen, wie er grün den Nachthimmel über dem Teutoburger Wald präzise zerteilt. Ein Laser von beeindruckender Strahlkraft schießt seine Bahn oben vom Berge durch das dunkle Firmament. Nähert man sich dem Ursprungsort dieser leuchtenden Bahn, so sind zudem sonderbare Klänge zu hören, eine Art elektronische Orchestrierung. Wer zur Quelle dieser science-fiktion-haften Verbindung von Licht und Ton gelangen will, muss den Serpentinen hinauf zur Grotenburg folgen – zur Light-Art-Show „Hermann leuchtet“,

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die an mehreren Abenden das beginnende lippische Frühjahr illuminierte. Seit 139 Jahren reckt dort Hermanns Abbild sein Schwert in die Luft. Nun also der Sprung in die Moderne, Hermann erhält eine zweite, modernere Klinge, ein Laserschwert. Die Farbe indes bleibt, stärkt sich lediglich vom blassen zu einem kräftigen Grün. Doch dient dieser Leitstrahl lediglich zur Anlockung. Das eigentliche Ereignis findet am Fuße von Deutschlands höchster Statue statt. Allabendlich zelebrierten Lichtkünstler


Was los

eine Woche lang dort eine Inszenierung, die einen reizvollen Kontrapunkt setzt zur schweren Tradition steinerner Historie. Zu jeder halben Stunden nach Dämmerung erklingen wagneresk wuchtige Melodien, die in ihrer Art Filmbildern zu mehr Nachdruck verhelfen. Dazu pusten zwei Nebelwerfer ihren Qualm über den Vorplatz, um deutlich scheinen zu lassen, worum es geht. Das Zauberwerk modernster Lasertechnik zuckt über die in großer Zahl erschienenen Besucher, lässt kantenscharfe Kegel entstehen, diffuse Wolkenbänke wabern und strahlreiche Farbspiele ineinander laufen.

Wenige Minuten nur dauert jede Vorführung, klug stets an jener Stelle gestoppt, wo des Betrachters Aufmerksamkeit sich zu verlieren beginnt. Auch wenn die inhaltliche Nähe zum Denkmal keinerlei thematischen Kontext anbot, so war es doch eine interessante Spielerei zu später Stunde. Manches ist einfach nur schön, will eben nicht belehren. Das macht der Hermann dann eine Woche später wieder ohne Strom. Mit konventionellem Gerät und ruhigem Blick über das Land.

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Handgemacht

Kostbare Kleinodien aus eigener Hand von Sabine Hergemรถller (Text und Fotos)

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Handgemacht

Heiden: Samstag, zehn Uhr morgens. Dampfender, duftender Tee steht in zarten Porzellanbechern auf dem Tisch aus alten Eichenbohlen vor fünf erwartungsvollen Frauen, die heute in der Goldschmiede von Daniela Blachowski in Heiden ihren eigenen Schmuck entwerfen und anfertigen werden. Rita bekam den Schmuckseminartag geschenkt, Christiane war bereits im vergangenen Jahr hier. Sie trägt den breiten, gewölbten Silberring mit oval gefasstem Ebenholz vom Vorjahr auch heute mit Stolz, er ist wunderschön. Das fanden auch Petra, Britta und Viola, die sich mit ihr beim Sport treffen und die gemeinsam mit Violas Tochter Jabeena nun ihren eigenen Schmuck fertigen möchten. Mutter und Tochter brachten aus dem Afrika-Urlaub zwei geschliffene ovale Steine in einem warmen Cognac-Ton mit, die für Viola Reif und Fassung in Silber und für Jabeena in Gold bekommen sollen. Petra und Christiane entscheiden sich für einen breiten, doppelt gelegten Ring, bei dem beide Oberflächen unterschiedlich

bearbeitet und durch die Aufwölbung des unteren Randes verbunden sind. Britta und Rita gefällt ein breiter Ring am besten, dessen leicht nach außen gewölbter Rand einen schmaleren, beweglichen Ring jeweils aus Gold oder Silber hält. Mit Musterringen nehmen sie knappes Maß. Bis auf Christiane hat noch keine von ihnen mit Metall gearbeitet. Und nun wollen sie solch kostbare Unikate herstellen.

schmiedet Pläne und Schmuck, bewirtet ihre Gäste mit Tee und einem köstlichem Drei-Gänge-Menü, und das Silber für die Ringe ist auch noch in der Kursgebühr von nicht einmal 100 Euro enthalten. Gold kostet dem Goldpreis entsprechend mehr. Wer an einem solchen Kurs interessiert ist, sollte lange im Voraus planen, sie sind auf Monate hinaus ausgebucht. Nachdem die Entwürfe klar sind, geht es über den Flur in die Werkstatt, die

Daniela Blachowski, gelernte Goldschmiedin, zog vor zehn Jahren mit ihrer Familie aus Detmold nach Heiden. Um nicht immer in ihrer Werkstatt, die ein wenig wie aus einer anderen Zeit anmutet, allein arbeiten zu müssen, lädt sie etwa drei Mal in der Woche Menschen zu sich ein,

so aussieht, als könne sie auch kleine Gruppen gar nicht aufnehmen. Doch in den folgenden Stunden wird hier konzentriert gearbeitet, und die Werkstatt wirkt mit einem Male größer, als sie eigentlich ist. Die Teilnehmerinnen fügen dem Silber Kupfer hinzu, um es geschmeidiger zu 49


Handgemacht

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Handgemacht

machen, bevor es bei rund 1000 Grad eingeschmolzen wird. Für Mutter und Tochter gießt Daniela Gold und Silber zu matten Stangen. Die Übrigen erhalten kleine, blasige, spröde wirkende Barren, die erst in der Walze, durch die sie wieder und wieder mit enger gezogener Schraube unter Kraftaufwand gleichmäßig hindurch gezogen werden, nach und nach die

Unterdessen richtet Daniela den Mittagstisch: Bruschette als Vorspeise, SpinatLasagne als Hauptgang und – zur Krönung des Ganzen – zarte Panna Cotta mit Kokosmilch, selbst gerührtem Sorbet von geeisten Himbeeren, dekoriert mit Fächern aus gesponnenem Zucker! Die Damen genießen es sichtlich, sich hier verwöhnen zu lassen. Nach Espresso oder Milchkaffee

im richtigen Winkel zu den runden Ringen stehen, bevor sie auch die beiden von Viola und Jabeena lötet. Ein Fasser wird die Steine in den nächsten Tagen endgültig einsetzen.

Form eines breiten, glatten Metallbandes annehmen. Durch das Walzen gehärtet, wird dieses Band erneut mit dem Brenner erhitzt und zischend in die Wasserschale getaucht, danach zugeschnitten und mit einem Ritzel nach Maß markiert. Nun dürfen die Damen die erste Feinarbeit erledigen, und die Stoßkanten ihres Ringes gerade feilen, damit die Lötnaht so gerade und schmal wie möglich wird. Gleichzeitig fädeln Viola und Jabeena ihre mehrfach gewalzten langen, von Daniela zugespitzten Stangen in eine Lochplatte am Ende einer Winde ein, um sie noch runder und dünner zu ziehen, bis der Golddraht der Tochter gerade noch drei Millimeter dick ist, der Silberdraht der Mutter fünf.

geht es wieder ans Werk. Die Stangen werden am Schraubstock rund gebogen und auf Maß gesägt, die Bänder per Hand mit einer Spezialzange zum Ring geformt. Nun trägt Daniela ein Fließmittel auf und lötet, kontrolliert durch die eigene Atemluft, den feinen Spalt zwischen den Enden zusammen. Die Lötnaht feilen die Kursteilnehmerinnen eben. Nun werden die Ringe im Salpeterbad gereinigt, entfettet und leicht angeätzt, um dann auf Hochglanz poliert, gebürstet oder mit einem Metallwerkzeug mit vielen kleinen Nadelspitzen ziseliert zu werden.

konischen Ringeisen noch einmal gefestigt und geglättet haben, weitet Daniela nun die äußeren Ränder auf dem Amboss mit Hammer und Kugeleisen, bis Ritas und Brittas bewegliche Ringe nicht mehr vom großen Ring herabrutschen und die breiten, im Kontrast zu den unteren gearbeiteten, fest mit diesem verbunden sind.

Gewissenhaft prüft Daniela, ob die beiden Ovale für die Steinfassung, die ebenso gefertigt wurden wie die breiten Ringe,

Nachdem Britta, Petra, Christiane und Rita die Ränder ihrer Ringe erneut gefeilt und mit einem Kunststoffhammer auf einem

Voller Stolz und sehr zufrieden mit ihrer Arbeit und dem gesamten Tag strahlen die fünf mit ihren Ringen, an denen sie sich gar nicht satt sehen können, um die Wette. Diese Ringe werden ihnen immer viel mehr wert sein als das Silber und Gold, das sie enthalten.

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Daniela Blachowski Marktstrasse 17 | 32791 Lage Heiden T 05232 979769 www.heiden-schmuck.de info@heiden-schmuck.de

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Lecker mülmern

Den Frühsommer genießen – auf italienisch von Axel Lehmann (Text und Fotos)

Cremig muss es sein, vor allem cremig. Safrangelb auch. Und wenn dann der Duft noch einen Hauch von Italien in die Nase zaubert, dann ist das Risotto ganz nach ihrem Geschmack. Ingrid von der Ahe mag Risotto in unterschiedlichsten Varianten. Aber das mit frischem grünen Spargel und Scampi ist ihr eindeutig die liebste. Da ist am meisten Italien drin, findet die Augustdorferin. Doch bevor es an Kochtopf und Pfanne richtig heiß hergeht, wirft Ingrid von der Ahe einen kritischen Blick ins heimische Weinregal. Schließlich spielt der richtig Tropfen schon bei der Zubereitung eine wichtige Rolle. Was zum Essen im Glas ist, sollte vorher beim Kochen auch in den Topf kommen. Die Entscheidung fällt leicht: ein Pinot Grigio soll es sein. 52

Ein leichter Wein zu einem frühlingshaft leichten Essen. Die Zutaten stehen bereits fertig geschält, gewaschen und geschnitten bereit. Farblich auch ein Stück Italien: das Grün des Spargels, das Weiß vom Reis und das kräftige Rot des Safrans. Italien steht für die Altenpflegerin für Genuss, für Lebensart, für Momente ohne Hektik und Stress. Und ganz ohne Hektik und Stress macht Ingrid von der Ahe sich dann an die Zubereitung. Schnell zieht ein viel versprechender Duft von Zwiebel, Knoblauch und Olivenöl durch die Küche. Und während die Chefin des Hauses mächtig im Kochtopf rührt – Rühren ist für ein cremiges Risotto das A und O – verweist sie auf Varianten des Gerichts. „Natürlich kann man dieses Risotto auch mit weißem Spargel oder mit

beiden Sorten gemischt kochen. Und es eignet sich auch als Vorspeise hervorragend.“ Und weiter geht es mit dem Rühren. Die Safranfäden müssen sich vollständig auflösen, das Risotto das typische Gelb annehmen, das so große Lust auf die erste Gabel macht. Doch bevor es soweit ist, kommt die Pfanne zum Einsatz, um Spargel und Scampi zu braten. Das italienische Tüpfelchen für das Risotto ist der richtige Käse. Parmigiano Reggiano ist dabei Ingrid von der Ahes erste Wahl. Schließlich ist das beste Essen nur so gut wie seine Zutaten. Und der richtige Parmesan gibt dem Risotto nicht nur Würze sondern auch Cremigkeit. Die Cremigkeit, die Risotto eben braucht. Aber das Thema hatten wir ja schon…


Spargel-Risotto mit Scampi Zutaten für 4 Personen 500 g grüner Spargel 200 g Risotto-Reis 200 g küchenfertige Scampi davon 4 mit Schale zum Garnieren 1 Zwiebel oder 2 – 3 Schalotten 1 Knoblauchzehe 1 Bund Frühlingszwiebeln 50 g Parmesan 3 EL Butter 40 g Kräuterbutter 2 EL Olivenöl 750 ml Gemüsebrühe 50 ml trockener Weißwein Salz 1 Prise Zucker Pfeffer 1 – 2 Döschen Safran Zubereitungszeit: ca. 1 Stunde

Holzige Enden des Spargels abschneiden, unteres Drittel des Spargel schälen und Stangen in mundgerechte schräge Stücke schneiden. Zwiebeln würfeln, Knoblauch durch eine Presse drücken. Olivenöl erhitzen, Zwiebelwürfel, Knoblauch und Reis darin dünsten. Mit Wein ablöschen. Mit Salz, Pfeffer und Safran würzen, etwas Brühe hinzufügen und aufkochen. Unter mehrmaligem Rühren weiterköcheln lassen und die restliche Brühe nach und nach hinzugeben, sobald jeweils der Reis die Flüssigkeit aufgenommen hat. Scampi waschen, Parmesan reiben, Frühlingszwiebeln putzen, waschen und in Ringe schneiden. Butter in einer Pfanne erhitzen, Spargel

hinzufügen, mit Salz und Zucker würzen. Den Spargel immer wieder wenden und 3 – 4 Minuten braten. Frühlingszwiebeln dazugeben und nochmals etwa 1 Minute braten. Kräuterbutter erhitzen und Scampi darin etwa 4 Minuten braten, Spargel, Frühlingszwiebeln, Scampi und Parmesan unter das Risotto rühren und mit den Scampi in der Schale garnieren. Guten Appetit!

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Dies & Das

Spaziergänge rund um den Schieder-See fallen jetzt im übertragenen Sinne ins Wasser – jedenfalls auf der gewohnten Strecke. Der Weg am Nordufer ist über rund drei Kilometer gesperrt. Außerdem bleibt die Straße auf dem Staudamm dicht. Grund sind die Arbeiten an der Umflut, mit der die Emmer künftig um den See herumgeleitet werden soll. Sicherheitsfragen und bauliche Notwendigkeiten schränken die Möglichkeiten für Spaziergänger, Radfahrer aber auch motorisierte Verkehrsteilnehmer ein. Doch es gibt auch tröstliche Nachrichten: Bis zum Jahresende soll die Umflut fertig, der Uferweg runderneuert und die Staumauer-Straße wieder freigegeben sein. Und für die Wanderer: Wem ein paar Kilometer zusätzlich nichts ausmachen, kann über Wanderwege weiter nördlich, bei Glashütte, den See doch noch umrunden.

© Axel Lehmann

Wo ein Wille ist, ist nur noch ein Umweg

© FHM

www.kreis-lippe.de/Natur-und-Umwelt/Wasserwirtschaft/Umflut-am-SchiederSee

Biennale in Detmold Detmold feilt an seinem Image als Kulturstadt. Oder besser: Es sind Theaterintendant Kay Metzger und der Rektor der Hochschule für Musik, Prof. Martin Christian Vogel, die die Kultur-Feile schwingen. Sie haben die zweite OWL-Biennale nach Lippe geholt, nachdem 2012 die Premiere in Rheda über die Bühne ging. An den fünf letzten Tagen im Mai erklang Musik vom Feinsten an unterschiedlichen Schauplätzen, vom Ahnensaal im Detmolder Schloss bis zur Waldbühne am Hermann. Mit von der Partie waren auch die Theater Bielefeld und Paderborn sowie die Nordwestdeutsche Philharmonie. Schirmherr war übrigens ein gebürtiger Lipper: Bundesaußenminister FrankWalter Steinmeier. www.land-schafft-kultur.de

Olympiade der Ersten Hilfe

© Axel Lehmann

© Axel Lehmann

Mehrere Schwerverletzte mitten in der City, junge Ersthelfer in orangefarbenen Rettungsjacken, die Wunden stillen und Brüche versorgen – Detmold scheint zum Ort eines schweren Großunglücks geworden zu sein. Aber der Schein trügt. In der Residenz findet der landesweite „Tag der Johanniter“ statt. Dazu treffen sich rund 1.500 Johanniter aus ganz NRW. Detmold steht erstmals vom 20. bis zum 22. Juni ganz im Zeichen des weißen achtzackigen Johanniter-Sterns. Die Johanniter – vom Nachwuchs bis zum erfahrenen Rettungsassistenten – messen sich dann öffentlich bei ihrer kleinen „Olympiade der ersten Hilfe“. Geplant ist außerdem ein Kongress für Erzieherinnen und Erzieher. Schließlich betreibt die Johanniter-Unfall-Hilfe in Reelkirchen und Elbrinxen allein in Lippe zwei Kindertageseinrichtungen. Und trotz Wettkampf und Kongress, zu feiern verstehen die Johanniter auch.

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Tag der Johanniter 21. Juni 2014 www.juh-lippe.de


Fotos © Staatsbad Salzuflen

Dies & Das

100 Jahre „Bad“ Salzuflen

Einer der größten Kurorte Deutschlands feiert Geburtstag Lange Zeit stellten die Salzufler ihre Sole förmlich unter den Scheffel. Obwohl sich die Stadt längst zu einem „Gesundheitsstandort“ von Rang entwickelt hatte, sonnte sie sich lieber im industriellen Licht von Hoffmanns Stärkefabriken. Und der Firmenpatriarch wollte von einem „Bad“ damals nichts wissen. Er fürchtete postalische Verwirrungen in seinem Geschäftsverkehr. Doch 1914 entschieden sich die Stadtväter und das lippische Fürstenhaus dann doch noch für das Kur-Prädikat: Aus Salzuflen sollte BAD Salzuflen werden. Eigentlich längst überfällig: Das deutlich kleinere Bad Meinberg trug den Bad-Titel schon längst. Und so kann Lippes zweitgrößte Stadt in diesem Jahr das 100jährige Badjubiläum feiern. Der Festakt fand pünktlich zum Geburtstag am 14. April statt. Über das Jahr verteilt folgen Jubiläumskonzerte, -vorträge, -stadtführungen, -ausstellungen, -tanzshows und Festveranstaltungen. Für Bad Salzuflen sollte es sich als richtig erweisen, den Widerstand des Industriellen Leberecht Hoffmann zu überwinden und die eigene Zukunft auch auf der Sole aufzubauen. Das traditionelle Heilmittel Salzuflens – zum Baden, zum Inhalieren oder zum Trinken – machte die Stadt zeitweilig zum größten Heilbad Norddeutschlands. Bad Salzuflen gehörte in der Weimarer Republik zu den „großen Fünf“, spielte in einer Liga mit Wiesbaden und Baden-Baden. Die höchsten Gästezahlen erreichte das Bad Anfang der 70er-Jahre mit mehr als 72.000 Kurenden. Ob Gelenkerkrankungen und Rheuma, Adipositas und Atemwegserkrankungen, Allergien oder Osteoporose, frauenspezifische Erkrankungen oder Erkrankungen des Nervensystems –Salzuflen verspricht bei diesen Indikationen, auch nach 100 Jahren Bad Heilung oder Linderung. Und die Zuschauer des WDR wählten die Stadt Anfang des Jahres zum beliebtesten Kurort in Nordrhein-Westfalen. Dabei gab es in den 100 Jahren Badgeschichte auch so manchen Rückschlag. Inflation und Wirtschaftskrise trafen die Stadt. Und das Ende des traditionellen Kurwesens in den 90er-Jahren zwang zu

Kult-Krimi-Kost mit dem Fleischhammer Aufruhr im fiktiven Dörfchen Heidental: Ein brutaler Mord zwingt den lippischen Kult-Kriminalen Jupp Schulte, in der eigenen Nachbarschaft zu ermitteln. Da ist es plötzlich vorbei mit der ländlichen Idylle, mit Freundlichkeit und Gemeinsinn. Mit „Fleischhammermord“ legen Jürgen Reitemeier und Wolfram Tewes ihren inzwischen 13. Regional-Krimi aus dem Lipperland vor. Ein Wiedersehen nicht nur mit Schulten Jupp sondern auch mit Maren Köster, Pauline Meier zu Klüt, dem unsympathischen Polizeioberrat Erpentrup und natürlich dem ewig jungen Altbau-

Umstellungen, zum Wandel. Ein Stück weit musste sich das Bad – wie alle anderen Kurbäder in Deutschland auch – quasi neu erfinden. Zum Geburtstag darf man auch vor diesem Hintergrund wohl gratulieren. Trotz einiger Sorgen und Nöte, insbesondere mit älteren Immobilien, hat das Bad die Weichen wohl richtig gestellt. Seit 2013 ist Bad Salzuflen auch Kneipp-Kurort, die drei in die Jahre gekommenen Gradierwerke sind nicht nur neu errichtet. Ein Erlebnisgradierwerk mit Sole-Nebelkammer erweist sich als echter Publikumsmagnet. Einer blieb in den 100 Jahren Bad Salzuflen aber doch auf der Strecke: Hoffmanns Stärkefabriken, die den Bad-Titel so lange verhinderten, gibt es nicht mehr. Das Bad sehr wohl. Herzlichen Glückwunsch! Infos zum Festprogramm: www.staatsbad-salzuflen.de

ern Anton Fritzmeier. Unwillkürlich erinnert der fiktive Mord an dem Softwareentwickler Joachim Krömer an einen echten Kriminalfall, der vor einigen Jahren das ebenso echte Leopoldstal erschütterte. Am Ende siegen im Buch die Gerechtigkeit und – die Liebe. Das mit der Gerechtigkeit ist für Schulten Jupp nicht ungewöhnlich. Für die Sache mit der Liebe hat er 13 Folgen gebraucht… Reitemeier/Tewes: Fleischhammermord, 239 Seiten, broschiert, 11,20 Euro 55


„Wir möchten, dass Sie sich

gut aufgehoben fühlen.“

Patrick Haring

Frank Wüstenbecker

Mario Pelikowsky

Gabi Deckert

Gisela Nolting

Dörthe Höft

Höft GmbH & Co. KG Lagesche Straße 66 – 68 | 32657 Lemgo Fon 0 52 61 . 77 99 6 - 0 | info@ep-hoeft.de | www.ep-hoeft.de www.facebook.com/ep.hoeft

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