Identifizierung attraktiver Auslandsmärkte für die

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Identifizierung attraktiver Auslandsm채rkte f체r die hessische Wirtschaft

Dr. Alexander Werner Dr. Claus Bauer Prof. Dr. Johannes Harsche

HA-Report Nr. 900 Wiesbaden 2015


Eine Veröffentlichung der

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Titelbild: Flaggen der Welt – Fotolia (Marcel Schauer) Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Identifizierung attraktiver Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Inhalt

Seite

1

Einleitung

1

2

Statistische Analyse hessischer Exportbeziehungen und weltweiter Importentwicklungen

3

2.1

Aktuelles Exportvolumen Hessens nach Ländern

3

2.2

Entwicklung der hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013

6

2.3

Konzentration der hessischen Exporte

12

2.4

Größe und Entwicklung der Exportmärkte – Importvolumen einzelner Länder

15

Komparative Vorteile – Hessische Exporte in Relation zur Marktgröße der jeweiligen Länder

19

Vergleich der Entwicklung der hessischen Exporte und der Importvolumina der Auslandsmärkte

25

Kategorisierung von Auslandsmärkten aus Sicht der hessischen Exportwirtschaft

29

Branchenanalyse hessischer Exportmärkte

37

2.5

2.6

2.7

2.8 3

Qualitative Untersuchung zu Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Perspektiven des Auslandsgeschäfts hessischer KMU

66

3.1

Konzeption der Befragung

66

3.2

Branchenspektrum und Größenstruktur

67

3.3

Auslandsaktivitäten der Unternehmen

71

3.4

Auslandsumsatz und Exportquote

73

3.5

Regionale Schwerpunkte der Exporttätigkeit differenziert nach Wirtschaftsräumen

79

Regionale Schwerpunkte der Exporttätigkeit differenziert nach Zielländern

83

Planung von unternehmerischen Maßnahmen in bislang noch nicht belieferten Absatzmärkten

89

Rahmenbedingungen zur Erschließung von Auslandsmärkten

91

3.6

3.7

3.8

I


Attraktive Auslandsm채rkte f체r die hessische Wirtschaft

4

Fazit und Handlungsempfehlungen

101

Abbildungsverzeichnis

110

Tabellenverzeichnis

112

Literaturverzeichnis

113

Anhang

115

II


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

1

Einleitung

Der internationale Handel hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich intensiviert. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Für den Wohlstand der einzelnen Volkswirtschaften ist es von großer Bedeutung, dynamisch wachsende Märkte im Ausland zu erschließen. Auch die hessische Wirtschaft erzielt einen beträchtlichen Anteil ihres Umsatzes mit dem Ausland. So liegt etwa im Verarbeitenden Gewerbe die Exportquote, d.h. der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, bei gut 50 % – sie übertrifft damit den ohnehin hohen Wert auf Bundesebene (rund 45 %). Um im Auslandsgeschäft reüssieren zu können, ist ein umfangreiches Wissen über die weltweiten Absatzmärkte notwendig. Dies gilt keineswegs nur für die Akteure der heimischen Wirtschaft, sondern ebenfalls für die Politik. Denn auch für eine zielgerichtete Außenwirtschaftsförderung des Landes ist die Kenntnis der für die hessische Wirtschaft relevanten Auslandsmärkte eine wesentliche Grundlage – so z. B. bei der Planung von Delegationsreisen oder der Unterstützung des heimischen Mittelstands bei Auslandsmesseaktivitäten. Angesichts eines möglichst effizienten Fördermitteleinsatzes und der Vielzahl möglicher Exportdestinationen gewinnt zudem die Priorisierung von Auslandsmärkten in der Wirtschaftspolitik an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wird in der vorliegenden Untersuchung mittels verschiedener, sich ergänzender methodischer Ansätze eine Identifizierung von für die hessische Wirtschaft vielversprechenden Auslandsmärkten vorgenommen. Die Identifizierung von Absatzmärkten ist dabei eine klassische betriebswirtschaftliche Fragestellung. Dementsprechend wird in verschiedenen Studien der Entscheidungsprozess von Unternehmen zur Auswahl eines attraktiven Auslandsmarktes analysiert. Hingegen liegen vergleichsweise wenige Untersuchungen vor, die strategische Konzepte zur Identifikation relevanter Auslandsmärkte vor dem Hintergrund der Wirtschaftspolitik und Außenwirtschaftsförderung eines Landes oder einer Region entwickeln. Hervorzuheben sind Untersuchungen mit einem Gravitationsmodell (Larch, Nerb, Osterkamp 2007) oder vergleichende statistische Analysen wie durch Gehrke, Krawczyk und Schasse (2010). Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sollen sowohl hessische Unternehmen bei der Identifikation interessanter individueller Auslandsmärkte unterstützen als auch die für die hessische Wirtschaft insgesamt interessanten Absatzmärkte benennen. Hierzu erfolgt innerhalb des zweiten Abschnitts eine detaillierte Analyse der Regionalund Sektoralstruktur der hessischen Exporte und deren Entwicklung im Zeitablauf. Dieser hessische Blickwinkel anhand der Daten für Hessen aus der deutschen Außenhandelsstatistik wird ergänzt um die internationale Perspektive, indem die gesamten Importe des jeweiligen ausländischen Staates anhand der Daten der jeweiligen nationalen Statistik betrachtet werden. Zur Identifikation von internationalen Märkten

1


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

für Einzelunternehmen werden diese Einschätzungen zu den Gesamtmärkten durch produktspezifische Detailanalysen ergänzt. Im Einzelnen werden in der statistischen Analyse der Außenhandelsdaten zunächst wichtige Kriterien zur Kategorisierung der Auslandsmärkte separiert betrachtet – dies umfasst eine Analyse des aktuellen Exportvolumens Hessens in einzelne Staaten sowie seine zeitliche Entwicklung zwischen 2002 und 2013. Hierbei wird ergänzend die konjunkturelle Veränderung der hessischen Exporte im Verlauf der Krise zwischen 2008 und 2011 sowie die Konzentration der Exporte auf Absatzmärkte analysiert. Den hessischen Exporten werden sowohl hinsichtlich ihres aktuellen Volumens als auch im Hinblick auf die zeitliche Entwicklung die weltweiten Importe der Länder gegenübergestellt. Durch diese Gegenüberstellung lassen sich strukturelle Aspekte – in welche Länder exportiert Hessen über- und unterproportional viele Waren – mit Hilfe eines Index sowie regressionsanalytischer Verfahren bestimmen. Schließlich wird das Wachstum der hessischen Exporte sowie der weltweiten Importe in einzelne Länder mit dem jeweiligen durchschnittlichen Wachstum verglichen, um dynamische Wachstumsmärkte zu identifizieren. Die separierten Betrachtungen der genannten einzelnen Aspekte werden schließlich zusammengeführt, um die Auslandsmärkte kategorisieren zu können. Zusätzlich zu der Kategorisierung der Auslandsmärkte insgesamt erfolgt eine Betrachtung nach Branchen, die sich aus Gründen der Datenverfügbarkeit auf die Jahre 2008 bis 2013 beschränkt. Es werden fünf Kriterien entwickelt, durch die sich einerseits strukturelle Vorteile der Branchen und andererseits Wachstumsvorsprünge in den jeweiligen Absatzländern ermitteln lassen. Die Erkenntnisse aus diesem grundlegenden statistisch-ökonometrischen Untersuchungsteil werden durch Ergebnisse einer schriftlichen Befragung im Teil 2 erweitert. Hierfür wurden im März/April 2015 hessische kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) als relevante Akteure im Hinblick auf die hessische Auslandsmesseförderung zu ihren Exportaktivitäten schriftlich befragt. Von rund 1500 angeschriebenen Unternehmen nahmen mehr als 12 % an der Befragung teil, die Auswertung erfolgt nach strukturellen Merkmalen wie Größe und Branchenzugehörigkeit der KMU. Im Einzelnen wurden die Unternehmen nach ihren derzeitigen Auslandsaktivitäten sowie ihren Erwartungen für die zukünftige Entwicklung befragt. Insbesondere erfolgt durch die Unternehmen eine Einschätzung zu weltwirtschaftlichen Regionen und einzelnen Ländern. Schließlich machen die Unternehmen Angaben zu wichtigen Faktoren bzw. Chancen und Herausforderungen bei der Erschließung von Auslandsmärkten. Im abschließenden Fazit werden die Ergebnisse der statistischen Analyse und der Befragung hessischer Unternehmen hinsichtlich relevanter Absatzmärkte zusammengeführt und Handlungsempfehlungen abgeleitet.

2


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2

Statistische Analyse hessischer Exportbeziehungen und weltweiter Importentwicklungen

2.1

Aktuelles Exportvolumen Hessens nach Ländern

Hessen hat im Jahr 2014 Waren im Wert von 58,5 Mrd. Euro exportiert. Wichtigstes Zielland sind die USA mit einem Anteil von 12,4 % (7,3 Mrd. Euro). Es folgen die Länder Frankreich (8,1 %), Vereinigtes Königreich (7,9 %), Niederlande (5,7 %), Italien (5,3 %) und China (4,7 %). Bei diesen Angaben handelt es sich um vorläufige Angaben, sodass für die weiteren Analysen auf die Handelsdaten des Jahres 2013 zurückgegriffen wird. Während aufgrund des großen Exportvolumens die genannten Länder relativ hohe Stabilität zwischen vorläufigen und endgültigen Daten aufweisen, ergeben sich insbesondere bei Ländern mit geringen Exportvolumina bzw. im Zuge der Betrachtung von einzelnen Warengruppen teils deutliche Abweichungen zwischen den vorläufigen und den endgültigen Werten. Hessen hat im Jahr 2013 Waren im Wert von 56,95 Mrd. Euro exportiert. Je geringer das Exportvolumen zwischen Hessen und einem bestimmten Land ist, desto eher sind diese Exporte auf Erfolge einzelner Unternehmen zurückzuführen. Diese erfreulichen Einzelleistungen lassen jedoch kaum Rückschlüsse auf generelle wirtschaftliche Verbindungen zwischen Hessen und dem betreffenden Land zu, sodass diese Länder aus den Analysen zur Identifikation interessanter Absatzmärkte der hessischen Wirtschaft auszuschließen sind. Ein Exportvolumen von 30 Mio. Euro bildet die Untergrenze der hier einbezogenen Länder, sodass Länder mit einem geringeren hessischen Exportvolumen nicht in die Analyse aufgenommen wurden. Danach gehen 99 % aller Exporte Hessens in die in Abbildung 1 wiedergegebenen 77 Länder. Das höchste Exportvolumen entfällt mit 6,2 Mrd. Euro auf die USA, Neuseeland erreicht mit einen Wert von rund 30 Mio. Euro Rang 77. 1

1

Relativ knapp ausgeschlossen werden bei einer Grenze von 30 Mio. Euro die Länder Zypern (28 Mio. Euro), Aserbaidschan (26 Mio. Euro), Usbekistan (24 Mio. Euro), Malta (21 Mio. Euro) und Georgien (20 Mio. Euro).

3


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 1: Länder mit hessischen Exporten von mindestens 30 Mio. Euro im Jahr 2013 Vereinigte Staaten Frankreich Vereinigtes Königreich Niederlande Italien China Österreich Belgien Schweiz Spanien Polen Tschechische Republik Russische Föderation Türkei Ungarn Japan Korea, Republik Schweden Taiwan Brasilien Dänemark Indien Slowakei Südafrika Luxemburg Mexiko Australien Saudi-Arabien Rumänien Kanada Finnland Portugal Hongkong Singapur Irland Norwegen Thailand Vereinigte Arabische Emirate Griechenland Ukraine Malaysia Iran Slowenien Israel Argentinien Bulgarien Ägypten Algerien Indonesien Belarus Litauen Kroatien Chile Kolumbien Serbien Estland Nigeria Kasachstan Lettland Vietnam Uruguay Philippinen Marokko Kuwait Katar Irak Venezuela Pakistan Panama Libyen Tunesien Bosnien und Herzegowina Libanon Jordanien Oman Peru Neuseeland

2.626 2.560 2.396 2.075 2.015 1.984 1.611 1.540 1.141 1.113 1.086 1.079 1.034 872 593 592 588 556 547 501 481 450 449 446 437 361 345 332 307 287 280 233 230 224 211 183 182 182 179 171 165 147 141 132 117 113 102 100 99 95 92 89 88 79 74 71 66 64 61 61 60 53 51 49 46 44 44 38 36 36 32 30 0

1.000

2.000

3.480 3.117

3.000

4.000

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur

4

4.512 4.157

5.000

6.182

6.000 Mio. Euro


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Abbildung 2: Exporte Deutschlands in ausgewählte Länder in Mrd. Euro im Jahr 2013 Vereinigte Staaten Frankreich Vereinigtes Königreich Niederlande Italien China Österreich Belgien Schweiz Spanien Polen Tschechische Republik Russische Föderation Türkei Ungarn Japan Korea, Republik Schweden Taiwan Brasilien Dänemark Indien Slowakei Südafrika Luxemburg Mexiko Australien Saudi-Arabien Rumänien Kanada Finnland Portugal Hongkong Singapur Irland Norwegen Thailand Vereinigte Arabische Emirate Griechenland Ukraine Malaysia Iran Slowenien Israel Argentinien Bulgarien Ägypten Algerien Indonesien Belarus Litauen Kroatien Chile Kolumbien Serbien Estland Nigeria Kasachstan Lettland Vietnam Uruguay Philippinen Marokko Kuwait Katar Irak Venezuela Pakistan Panama Libyen Tunesien Bosnien und Herzegowina Libanon Jordanien Oman Peru Neuseeland

89,3 53,2 42,4 46,9

31,3

5,9

21,4 17,5 17,1 14,4 20,7

31,1 35,8

56,3

75,5 71,0

100,0

66,9

42,5

11,3 15,8 9,1 10,6 8,5 5,5 8,9 8,6 9,2 9,6 8,8 8,2 6,4 5,6 6,3 5,5 8,2 3,9 9,9 4,7 5,4 4,8 1,8 4,1 3,6 2,8 2,6 2,4 2,1 3,1 2,3 2,5 2,0 2,8 1,4 1,6 1,7 1,3 2,2 1,4 1,8 0,4 1,7 1,6 1,3 1,3 1,4 0,7 0,8 0,4 0,9 1,3 0,7 0,8 0,7 0,8 1,0 1,1 0

20

40

60

80

100

Mrd. Euro

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur

5


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Zum Vergleich mit Hessen ist das Exportvolumen Deutschlands in die ausgewählten 77 Länder in Abbildung 2 wiedergegeben. Auf diese Länder entfallen 98,3 % der Exporte Deutschlands. Es zeigt sich, dass die Reihenfolge bei der Bedeutung der Exportdestinationen relativ starke Ähnlichkeit zwischen Hessen und Deutschland aufweist.2 Bei geringfügigen Abweichungen der Reihenfolge sind die 14 wichtigsten Exportnationen zwischen Hessen und Deutschland identisch. Das höchste Exportvolumen entfällt auf Frankreich mit rund 100 Mrd. Euro im Jahr 2013. Die USA als wichtigste Abnehmer hessischer Waren belegen in Deutschland mit 89 Mrd. Euro Rang 2. Für wenige Länder ergeben sich größere Abweichungen bei der Platzierung unter den 77 Exportzielen zwischen Hessen und Deutschland. Die Bedeutung der Exporte in die Vereinigten Arabischen Emirate ist für Hessen geringer als für Deutschland. Hessens Exporte betragen 230 Mio. Euro, womit das Land auf Rang 38 liegt. Demgegenüber belegt es für Deutschland mit dem Export von 9,9 Mrd. Euro Rang 22. Höhere Bedeutung für Hessen als für Deutschland haben insbesondere zwei Länder: Uruguay liegt mit 71 Mio. Euro auf Rang 61 für Hessen (D: 352 Mio. Euro, Rang 77). Taiwan erreicht mit 872 Mio. Euro Rang 19 für Hessen (D: 5,9 Mrd. Euro, Rang 34).

2.2

Entwicklung der hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013

Für die 77 ausgewählten Staaten ist die Entwicklungsdynamik von 2002 bis 2013 in Abbildung 3 dargestellt. Das linke Diagramm zeigt die prozentuale Entwicklung der Exporte in jedes Land. Das mittlere Wachstum der hessischen Exporte beträgt 145 %. Ein besonders hohes Wachstum erreicht Uruguay mit mehr als 1.400 %. Dabei hält Uruguay seit drei Jahren ein deutlich höheres Niveau als zu Beginn des Untersuchungszeitraums. Demgegenüber sind die großen Zuwächse von Algerien und Panama (jeweils rund 740 %) durch einen starken Anstieg im letzten Jahr beeinflusst. Abzuwarten ist, ob es sich um eine dauerhafte Niveauverschiebung oder um ein einmaliges Ereignis – wie etwa für Marokko in 2004 und Kuwait in 2008 zu beobachten ist – handelt. Das rechte Diagramm zeigt die Wachstumsbeitrag der einzelnen Länder zum Wachstum der hessischen Exporte insgesamt. Die USA sind als volumenstarker Markt mit überproportionalen Wachstum für 12,5 % des gesamten hessischen Exportwachstums verantwortlich. Dagegen haben die äußerst wachstumsstarken Exportdestinationen Panama, Uruguay und Algerien lediglich 0,1 % bis 0,4 % zum Wachstum des hessischen Exportvolumens beigetragen.

2

6

In Deutschland sind die Länder Zypern mit Rang 71 und Aserbaidschan (73) unter den TOP-77 Exportdestinationen platziert. Auch die nicht länderspezifische Exportdestination „Schiffs- und Luftfahrzeugbedarf“ (43) zählt zu den Top-77. In Hessen erreichen diese Exportdestinationen die Ränge 78 (Zypern), 79 (Aserbaidschan) und 86 (Schiffs- und Luftfahrzeugbedarf). Demgegenüber werden die hessischen Exportdestinationen Uruguay (61), Panama (69) und Jordanien (74) in die Liste für Deutschland aufgenommen, obwohl sie bei den Exporten für Deutschland nur die Plätze 78 (Jordanien), 82 (Panama) und 89 (Uruguay) belegen.


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Abbildung 3: Wachstum der hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013 in Prozent Veränderung Exporte

Anteil an Veränderung der ges. hessischen Exporte

Vereinigte Staaten Vereinigtes Königreich Niederlande Frankreich China Polen Italien Belgien Russische Föderation Österreich Tschechische Republik Schweiz Spanien Türkei Ungarn Korea, Republik Taiwan Schweden Indien Slowakei Japan Luxemburg Südafrika Rumänien Brasilien Dänemark Australien Saudi-Arabien Mexiko Kanada Singapur Norwegen Finnland Portugal Vereinigte Arabische Emirate Bulgarien Argentinien Algerien Ukraine Thailand Hongkong Slowenien Malaysia Serbien Belarus Iran Ägypten Indonesien Estland Kolumbien Chile Litauen Uruguay Kasachstan Israel Nigeria Irland Katar Lettland Marokko Panama Philippinen Irak Kuwait Bosnien und Herzegowina Vietnam Kroatien Griechenland Oman Libyen Pakistan Peru Jordanien Tunesien Libanon Neuseeland Venezuela

Exportveränderung insgesamt: 144.5% 0%

500% 1.000% 1.500% 0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

14%

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Deutsche Bundesbank, Darstellung der Hessen Agentur

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Exkurs: Entwicklung im Zuge der weltweiten Krise für die Jahre 2008 bis 2011 Die hessische Wirtschaft zeigte sich trotz der Finanzmarktschwierigkeiten in den USA bis Mitte des Jahres 2008 noch robust, die Konjunktur hatte jedoch bereits etwas an Kraft verloren. Im Herbst spitzten sich die Turbulenzen an den Finanzmärkten allerdings dramatisch zu. Obwohl weltweit Maßnahmen zur Stabilisierung ergriffen wurden, hielt der Abwärtssog, dem sich auch die hessische Wirtschaft und mit ihr der hessische Export nicht entziehen konnte, an. Zwar hat der Außenhandel als traditioneller Transmissionskanal für Konjunkturschwankungen gegenüber Einflussgrößen wie dem Geschehen an den globalen Finanzmärkten an Relevanz verloren, er ist jedoch nach wie vor von großer Bedeutung. Dies gilt erst recht für einen so ausgeprägt international ausgerichteten Standort wie Hessen. Abbildung 4 (linke Abbildung) veranschaulicht, dass der Außenhandel 2009 nicht nur dem Volumen nach massiv zurückgegangen ist (-20 % gegenüber 2008), sondern auch in enormer Breite: In der weitaus überwiegenden Mehrheit der aufgeführten 77 Länder musste die hessische Wirtschaft – zudem zumeist erhebliche – Exportrückgänge hinnehmen. Für zwei sehr wichtige Auslandsmärkte der hessischen Wirtschaft – und zwar die USA und China – gaben die Exporte mit -5,2 % bzw. -6,9 % allerdings nur vergleichsweise gering nach. Die wenigen Länder, in die entgegen dem Trend im Jahr 2009 mehr Güter als noch 2008 exportiert werden konnten, sind nahezu ausschließlich kleine Absatzmärkte. Eine Ausnahme stellt hierbei nur die Schweiz da, die zu den Top-Ten Exportländern Hessens zählt. Doch auch einschließlich der Schweiz sind die hessischen Exporterfolge in diesen wenigen Ländern während der Krise nicht ausreichend, um den Exporteinbußen mit den anderen Staaten einen signifikanten Beitrag entgegenzusetzen. Letztlich erwies sich die weltweite Rezession als Konjunktureinbruch in historischem Ausmaß. Für Hessen steht für das Jahr 2009 ein Rückgang des (preisbereinigten) Bruttoinlandsproduktes gegenüber dem Vorjahr um 7,6 % zu Buche. Unerwartet schnell und zugleich kräftig setzte nach dem Krisenjahr 2009 jedoch auch der Aufschwung wieder ein. Der hessische Außenhandel und die hessische Wirtschaft insgesamt konnten in unsicherem konjunkturellen Umfeld (Stichwort: Euro-Schuldenkrise) wieder zulegen. So nahm der hessische Export von 2009 auf 2010 um 13,2 % zu, in die meisten der hier betrachteten 77 Länder konnte Hessen wieder mehr exportieren. Werden die Jahre 2008 bis 2011 zusammengefasst betrachtet – in dem Sinne, dass in 2008 die Exporte noch in recht geringem Ausmaße von der Krise tangiert wurden, 2009 das Hauptjahr der Krise war, die Entwicklung in 2010 wieder kräftig aufwärts

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gerichtet war und sich im Verlauf des Jahres 2011 die Exporte wieder normalisiert hatten – so ergibt sich folgendes in Abbildung 5 wiedergegebenes Bild: Bei einer Zunahme des Exportes in die 77 Länder um 2,9 % von 2008 auf 2011 konnte Hessen in etwa zwei Drittel der Staaten bereits wieder mehr Güter exportieren als vor der Krise, d.h. die Ausfuhr hat sich sehr schnell wieder erholt. Auf der positiven Seite sind vor allem die USA und China hervorzuheben, in die der Export in der Krise unterdurchschnittlich gesunken ist, anschließend zügig wieder „angesprungen“ ist, und es sich zudem um sehr wichtige Absatzmärkte für Hessen handelt. Die stabilisierende Wirkung im Verlauf der Krise veranschaulicht der außerordentlich hohe positive Beitrag dieser beiden Staaten zur Veränderung des Exportes 2008-2011. Mit deutlichem Abstand sind allerdings auch Märkte wie Taiwan und Indien sowie in Europa etwa Luxemburg und die Schweiz zu nennen. Am entgegengesetzten Ende der Rangliste, d.h. mit deutlich negativen Beiträgen zur Veränderung des Exportes, sind drei EUStaaten platziert: Belgien vor Österreich und Spanien. Mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait sind am unteren Ende der Rangliste aber auch außereuropäische Staaten zu finden.

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 4: Veränderung der hessischen Exporte zwischen 2008 und 2009 sowie 2009 und 2010 in Prozent Veränderung Exporte 08-09 Irak Libyen Peru Vietnam Saudi-Arabien Venezuela Libanon Philippinen Iran Uruguay Jordanien Oman Schweiz Hongkong Kanada Nigeria Bosnien und Herzegowina Singapur Belarus Luxemburg Thailand Neuseeland Vereinigte Staaten Chile China Serbien Panama Katar Indien Italien Australien Kroatien Griechenland Tunesien Israel Kasachstan Marokko Algerien Bulgarien Türkei Malaysia Portugal Taiwan Vereinigtes Königreich Slowenien Frankreich Dänemark Ungarn Österreich Slowakei Niederlande Polen Spanien Kolumbien Japan Indonesien Norwegen Russische Föderation Tschechische Republik Brasilien Vereinigte Arabische Emirate Finnland Pakistan Rumänien Korea, Republik Schweden Mexiko Ägypten Belgien Irland Litauen Südafrika Argentinien Estland Ukraine Lettland Kuwait

Exportänderung insgesamt: -20%

-50%

0%

50% 100%

Veränderung Exporte 09-10 Uruguay Taiwan Argentinien Südafrika Schweden Mexiko Tschechische Republik Luxemburg China Bulgarien Hongkong Estland Malaysia Panama Indien Niederlande Brasilien Slowakei Japan Oman Korea, Republik Vereinigte Staaten Vietnam Türkei Indonesien Bosnien und Herzegowina Philippinen Spanien Litauen Belarus Australien Rumänien Slowenien Ägypten Italien Thailand Portugal Chile Polen Finnland Ungarn Serbien Tunesien Kolumbien Österreich Kasachstan Russische Föderation Frankreich Pakistan Ukraine Lettland Singapur Neuseeland Vereinigtes Königreich Libanon Nigeria Dänemark Israel Belgien Algerien Schweiz Saudi-Arabien Irland Katar Marokko Kanada Irak Iran Norwegen Griechenland Jordanien Peru Kroatien Venezuela Vereinigte Arabische Emirate Kuwait Libyen

Exportänderung insgesamt: 13.3%

-50%

50%

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Deutsche Bundesbank, Darstellung der Hessen Agentur

10

150%


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Abbildung 5: Veränderung der hessischen Exporte zwischen 2008 und 2011 in Prozent Veränderung Exporte

Anteil an Veränderung der ges. hessischen Exporte

Vereinigte Staaten China Luxemburg Taiwan Schweiz Türkei Italien Niederlande Indien Hongkong Saudi-Arabien Tschechische Republik Südafrika Polen Thailand Australien Singapur Schweden Slowakei Malaysia Uruguay Korea, Republik Mexiko Dänemark Kanada Argentinien Vietnam Belarus Israel Philippinen Panama Slowenien Irak Peru Bulgarien Nigeria Chile Serbien Lettland Bosnien und Herzegowina Kolumbien Rumänien Estland Marokko Kasachstan Jordanien Libanon Pakistan Indonesien Oman Neuseeland Venezuela Ungarn Tunesien Iran Kroatien Litauen Algerien Katar Brasilien Finnland Portugal Ukraine Vereinigtes Königreich Russische Föderation Ägypten Libyen Japan Frankreich Griechenland Norwegen Kuwait Irland Vereinigte Arabische Emirate Spanien Österreich Belgien

Exportveränderung insgesamt: 2.9%

-100% 0% 100%200%300%

-50%

0%

50%

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Deutsche Bundesbank, Darstellung der Hessen Agentur

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

2.3

Konzentration der hessischen Exporte

Zur Verdeutlichung der starken relativen Konzentration der hessischen Ausfuhren auf wenige Länder ist in Abbildung 6 die Lorenz-Kurve der 77 ausgewählten Länder wiedergegeben. Auf der horizontalen Achse sind die Länder proportional von links nach rechts sortiert nach der Höhe ihres Exportvolumens abgetragen. Demgegenüber werden auf der vertikalen Achse die kumulierten Exporte angezeigt. Eine Gleichverteilung der hessischen Exporte auf alle Länder würde zu der dargestellten Diagonalen führen. Stattdessen zeigt sich, dass auf die unteren 50 % der nach Exportvolumen sortierten Länder nur 6,8 % der hessischen Exporte entfallen. Umgekehrt gehen rund 60 % der Exporte in die Top-Ten Länder mit dem größten hessischen Exportvolumen.3 Eine starke Konzentration des Absatzes auf wenige Länder kann zu einer hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit zwischen Hessen und einem einzelnen Absatzmarkt führen. Aufgrund dessen können aus Sicht der hessischen Außenwirtschaftsförderung der Aufbau und die Weiterentwicklung bisher kleiner Absatzmärkte seine sinnvolle Strategie ein. Allerdings zeigt beispielsweise für den Maschinenbau der VDMA (2014), dass eine Streuung der Exporte auf mehr Länder nicht mit einer Senkung des Risikos einhergeht, wenn die Exporte in diese Länder einer stärkeren Volatilität unterliegen. Abbildung 6: Lorenz-Kurve der hessischen Exporte des Jahres 2013 nach Ländern

Kumulierter Anteil an den Exporten

1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0.0

0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 Anteil der Exportländer (aufsteigend sortiert nach Exportvolumen)

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

3

12

Der Gini-Koeffizient als relatives Konzentrationsmaß bzw. Disparitätsmaß liegt für die hessischen Exporte unter den betrachteten 77 Ländern bei 0,676. Er berechnet sich als Verhältnis zwischen der Fläche unter der Gleichverteilungsgeraden und der Fläche zwischen der Lorenzkurve und der Gleichverteilungsgeraden. Der Gini-Koeffizient ist für Deutschland unter diesen 77 Ländern nahezu identisch. Werden die 77 wichtigsten Exportdestinationen Deutschlands zu Grunde gelegt (vgl. Fußnote 1, S. 3) ist er mit 0,671 nur geringfügig kleiner, sodass Hessen das gleiche Konzentrationsniveau wie Deutschland aufweist.


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Zusätzlich zur im Gini-Koeffizient bzw. der Lorenz-Kurve widergespiegelten relativen Konzentration bzw. Disparität der Länder hinsichtlich des hessischen Exportvolumens lässt sich die absolute Konzentration der hessischen Exporte durch den HerfindahlIndex bestimmen und im Zeitablauf vergleichen. Je höher der Wert ist, desto stärker ist die Konzentration der Exporte auf wenige Länder. Zur Berechnung des HerfindahlIndex werden die quadrierten Anteile der Länder an den gesamten Exporten über alle Länder addiert, wodurch das Maß der Konzentration insbesondere durch die Anteile der wichtigsten Exportpartner bestimmt wird. Der Herfindahl-Index ist relativ robust gegenüber der Erfassung von zusätzlichen Ländern mit geringen Exporten, sodass die Ergebnisse für die 77 ausgewählten Staaten und für alle in der hessischen Statistik erfassten Staaten sehr ähnlich sind.4 In Abbildung 7 ist die Entwicklung des Herfindahl-Index der hessischen Exporte über den Zeitraum 2002 bis 2013 dargestellt. Abbildung 7: Entwicklung des Herfindahl-Index der hessischen Exporte von 2002 bis 2013 0.050

Ausgewählte Länder Alle Länder

0.049

Herfindahl-Index

0.048 0.047 0.046 0.045 0.044 0.043 2002

2004

2006

2008

2010

2012

Jahre

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

Im zeitlichen Vergleich zeigt sich, dass der Herfindahl-Index zwischen 2002 und 2008 deutlich von 0,050 auf 0,045 um rund 10 % gesunken ist, was eine Verringerung der Konzentration der hessischen Exporte anzeigt. Das bedeutet, dass im Mittel Länder mit geringeren hessischen Exportvolumina überproportional hohe Zuwächse verzeichnen konnten. Im Zuge der weltweiten Krise erhöhte sich die Konzentration nur 4

Im Gegensatz dazu wird ein Disparitätsmaß wie der Gini-Koeffizient (vgl. Fußnote 3) maßgeblich durch die Anzahl der Länder bestimmt, sodass sich bedeutende Unterschiede zwischen der Berechnung des Gini-Koeffizienten bei Nutzung der 77 größten Exportdestinationen gegenüber der Nutzung aller Länder ergeben.

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

leicht, allerdings erhöhte sich der Herfindahl-Index besonders im Jahr 2013 nochmal deutlich. Wichtiger Einflussfaktor für dieses Ergebnis ist das überproportionale Wachstum besonders großer Exportmärkte wie der Vereinigten Staaten, des Vereinigten Königreichs und Chinas gegenüber 2012. Die Ergebnisse des Herfindahl-Index werden in Abbildung 8 anschaulich bestätigt. Der Anteil der hessischen Top-Ten Exportmärkte geht zwischen 2002 und 2013 tendenziell zurück, sodass die Konzentration abnimmt. Auf die übrigen Länder entfällt im Jahr 2002 ein Anteil von 37 %, im Jahr 2013 gehen knapp 42 % der Exporte in diese Staaten. Im Jahr zuvor lag dieser Anteil mit mehr als 43 % sogar bereits noch höher. Darüber hinaus sind Positionsänderungen unter den Top-Ten Exportmärkten Hessens im Untersuchungszeitraum zu erkennen. Japan zählte zuletzt im Jahr 2002 zu den zehn wichtigsten Exportmärkten Hessens. Besonders hervorzuheben ist dagegen die Entwicklung Chinas, das bereits in den Jahren 2003 und 2004 unter den TopTen Exportmärkten zu finden ist, sich aber vor allem seit dem Krisenjahr 2009 fest unter den Top-Ten Exportmärkten etabliert hat und bis zum Jahr 2013 den sechsten Rang erreicht hat. Ebenfalls seit dem Krisenjahr 2009 haben die USA Frankreich als wichtigsten hessischen Exportmarkt abgelöst und diese Position seitdem durch weiter steigende Anteile an den hessischen Exporten untermauert. Abbildung 8: Prozentuale Verteilung der Exporte Hessens auf die Top-Ten Exportmärkte und die übrigen Staaten 100 Vereinigte Staaten Frankreich 80

Vereinigtes Königreich Niederlande Italien

60

China Österreich Belgien

40

Schweiz Spanien Polen

20

Tschechische Republik Japan Weitere Länder

0 2002

2004

2006

2008

2010

2012

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

14


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

2.4

Größe und Entwicklung der Exportmärkte – Importvolumen einzelner Länder

Neben dem Volumen der hessischen Exporte ist auch das Marktvolumen der jeweiligen Zielländer für die Charakterisierung eines Absatzmarktes aus Sicht der hessischen Wirtschaft von Bedeutung. Hierfür lassen sich die Importe der jeweiligen Länder heranziehen. Das in Abbildung 9 wiedergegebene Importvolumen der ausgewählten Staaten zeigt, dass die USA mit weitem Abstand der größte Absatzmarkt weltweit sind – das Importvolumen des Jahres 2013 beträgt mehr als 2,3 Billionen US-Dollar. Das Importvolumen Chinas liegt im Jahr 2013 noch knapp unter 2 Billionen US-Dollar. Darauf folgen mit Japan (830 Mrd. US-Dollar), Frankreich (671 Mrd. US-Dollar) und Großbritannien (642 Mrd. US-Dollar) die weiteren volumenstärksten Importstaaten. Deutschland – mit einem Importvolumen von 1,2 Billionen US-Dollar – liegt international an dritter Stelle, ist aber definitionsbedingt aus der Untersuchung der Exportmärkte für Hessen auszuschließen. Zudem liegen für einige der 77 größten hessischen Exportmärkte keine Daten auf internationaler Ebene für das Jahr 2013 vor. Neben Taiwan sind dies die Vereinigten Arabischen Emirate, Iran, Irak und Libyen. Einige Länder, die aufgrund ihres hessischen Exportvolumens nicht in die Untersuchung aufgenommen wurden, sollen nachfolgend aufgrund ihres Marktvolumens gemessen an ihren Importen genannt werden. Diese Länder weisen ein leicht höheres Marktvolumen als die mit den geringsten Importvolumina aufgenommenen Staaten Bosnien und Herzegowina (10 Mrd. US-Dollar), Uruguay (12 Mrd. US-Dollar) und Panama (13 Mrd. US-Dollar) auf. Hierunter fallen Ecuador (27 Mrd. US-Dollar), Bahrain, Costa Rica, Dominikanische Republik, Sri Lanka, Guatemala (je 18 Mrd. US-Dollar), Kenia (16 Mrd. US-Dollar), Äthiopien (15 Mrd. US-Dollar), Jemen und Ghana (je 13 Mrd. US-Dollar). Eine ähnliche Größenordnung des Importvolumens von 10 bis 13 Mrd. US-Dollar weisen zudem die Staaten Tansania, Côte d’Ivoire, Paraguay, El Salvador, Sambia, Mosambik und Aserbaidschan auf. Die Auswahl anhand des hessischen Exportvolumens ist offenkundig zielführend, da alle Staaten mit einem Importvolumen von mehr als 30 Mrd. US-Dollar in der Untersuchung enthalten sind, ergänzt um einige Märkte mit geringerem Volumen, aber überproportionaler Bedeutung für die hessischen Exporte.

15


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 9: Importe ausgewählter Länder in Mrd. US-Dollar im Jahr 2013 Vereinigte Staaten Frankreich Vereinigtes Königreich Niederlande Italien China Österreich Belgien Schweiz Spanien Polen Tschechische Republik Russische Föderation Türkei Ungarn Japan Korea, Republik Schweden Brasilien Dänemark Indien Slowakei Südafrika Luxemburg Mexiko Australien Saudi-Arabien Rumänien Kanada Finnland Portugal Hongkong Singapur Irland Norwegen Thailand Vereinigte Arabische Emirate Griechenland Ukraine Malaysia Iran Slowenien Israel Argentinien Bulgarien Ägypten Algerien Indonesien Belarus Litauen Kroatien Chile Kolumbien Serbien Estland Nigeria Kasachstan Lettland Vietnam Uruguay Philippinen Marokko Kuwait Katar Irak Venezuela Pakistan Panama Libyen Tunesien Bosnien und Herzegowina Libanon Jordanien Oman Peru Neuseeland

505 474 171 200 205 142

487 331

161 240 98 81 103 24 228 159

61 76

514

832

428 381 452

78 76 66 90

1.950

315 237

99

73

2.312

671 642

371

524

236 202

29 72 74 34 66 55

187 43 35 22 79 59 21 20 45 49 17 132 12 65 45 29 27 45 43 13 24 10 20 21 34 43 40 0

500

1.000

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur

16

1.500

2.000 Mrd. US-Dollar


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Die Entwicklung der Länder bzw. der Größe des Marktes liefert eine wichtige Grundlage zur Beurteilung der Exportchancen für die hessische Wirtschaft. In Abbildung 10 ist einerseits das prozentuale Wachstum der Importe einzelner Länder zwischen 2002 und 2013 abgetragen (linke Spalte) und andererseits der Anteil der Länder an der Entwicklung der weltweiten Importe (rechte Spalte), worin sich das gänzlich unterschiedliche Volumen der Importe der einzelnen Länder niederschlägt. Die Importe insgesamt steigen um knapp 180 Prozent im Untersuchungszeitraum. Deutlich überproportionales Wachstum weisen mit China, Indien, Russland, Brasilien und Südafrika beispielsweise die BRICS-Staaten auf. Aber auch Vietnam, Indonesien, Kasachstan sowie Katar, Oman, Uruguay und Peru erreichen eine hohe Steigerung. Die größte Steigerung erreicht Argentinien, das sich allerdings im Ausgangsjahr der Untersuchung auf dem Höhepunkt einer Wirtschaftskrise befand, wodurch dieses Ergebnis durch den entsprechenden Niveaueffekt leicht verzerrt sein dürfte. Während sich für China, Indien und Russland aufgrund ihres Importvolumens das starke Wachstum auch in einem hohen Anteil am gesamten Wachstum der weltweiten Importe niederschlägt, sind die übrigen relativ wachstumsstarken Länder gemessen an ihrem Anteil an den Importen weltweit von geringere Bedeutung. Nach China sind großvolumige Importmärkte wie die USA und Japan – trotz ihres unterproportionalen Zuwachses der Importe – für die höchsten Zuwächse an den weltweiten Importen zwischen 2002 und 2013 verantwortlich.

17


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 10: Veränderung der Importe ausgewählter Länder zwischen 2002 und 2013 in Prozent Veränderung Importe

Anteil an Veränderung der weltweiten Importe

China Vereinigte Staaten Japan Indien Frankreich Korea, Republik Hongkong Niederlande Belgien Vereinigtes Königreich Russische Föderation Singapur Italien Kanada Mexiko Brasilien Türkei Thailand Spanien Australien Indonesien Polen Saudi-Arabien Malaysia Schweiz Vietnam Österreich Tschechische Republik Schweden Südafrika Argentinien Slowakei Chile Ungarn Ukraine Rumänien Norwegen Ägypten Dänemark Kolumbien Finnland Algerien Kasachstan Israel Peru Nigeria Portugal Belarus Marokko Venezuela Pakistan Griechenland Oman Litauen Bulgarien Neuseeland Philippinen Katar Kuwait Slowenien Jordanien Tunesien Estland Libanon Irland Lettland Luxemburg Kroatien Panama Uruguay

Importveränderung weltweit: 177.7% 0% 200% 400% 600% 800%

Quelle: Statistisches Bundesamt (2014), Darstellung der Hessen Agentur

18

5%

10%

15%


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

2.5

Komparative Vorteile – Hessische Exporte in Relation zur Marktgröße der jeweiligen Länder

Die Kombination von Marktvolumen eines Landes und den Exporten Hessens ermöglicht die Bestimmung von komparativen Vorteilen Hessens für einzelne Staaten. Bereits der Vergleich der Reihenfolge der wichtigsten Exportdestinationen Hessens (vgl. Abbildung 1) und der Reihenfolge der Länder hinsichtlich ihrer gesamten Importe (vgl. Abbildung 9) zeigt, dass Unterschiede zwischen den relativen Exporterfolgen Hessens und der Bedeutung des jeweiligen Marktes bestehen. Als Index zur Bestimmung dieser relativen Erfolge wird der Revealed Symetric Comparative Advantage (RCSA) nach Laursen (2015) berechnet. Ausgehend vom herkömmlichen RCA nach Balassa (1965) wird zur Berechnung des RSCA der RCA auf Werte zwischen -1 und 1 normiert. Die Berechnung des RCA wird für die Fragestellung der vorliegenden Untersuchung abgewandelt, indem der Anteil eines Landes an den hessischen Exporten auf den Anteil des Landes an allen Importen weltweit bezogen wird.5 Die Normierung des RCA zum RSCA erleichtert die Interpretation6: Ist der Anteil des Landes an den hessischen Exporten höher als an den weltweiten Importen, ist der RSCA positiv. Umgekehrt ist der RSCA negativ, wenn das Land an den hessischen Exporten einen geringeren Anteil als an den weltweiten Importen hat. Nimmt der RSCA den Wert Null an, entspricht die Bedeutung des Landes bei den hessischen Exporten der Bedeutung bei den Importen weltweit – es ist weder ein struktureller Vorteil noch ein struktureller Nachteil Hessens zu identifizieren. In Abbildung 11 ist der RSCA der ausgewählten Länder im Jahr 2013 abgetragen. Es zeigt sich, dass komparative Vorteile, d.h. überproportionale hessische Exporte gegenüber dem Anteil des Landes am Weltmarkt, insbesondere für räumlich nahe liegende Staaten, auftreten. Hierzu zählen insbesondere Luxemburg, Österreich, die Tschechische Republik, Ungarn, die Schweiz und Polen. Umgekehrt ist ein unterproportionaler Anteil eines Landes am hessischen Export gegenüber dem Anteil des Landes am Weltmarkt insbesondere für weit entfernt liegende Länder wie etwa Vietnam, Hongkong, Indonesien und Peru zu beobachten. Daher ist es sinnvoll, den RSCA um diesen Entfernungseffekt zu bereinigen. Ein geeignetes analytisches Instrumentarium zur Ermittlung der strukturellen Vorteile über die Entfernung hinaus ist die Regressionsanalyse.

5

6

Die Berechnung des für die vorliegende Fragestellung abgewandelten RCA erfolgt für jedes Land i durch die Formel: RCAi=(Exp Hessen->Landi / Exp Hessen gesamt) / (Imp Landi / Imp alle Länder). In der herkömmlichen Form nach Balassa (1965) werden dagegen jeweils Exportanteile aufeinander bezogen, sodass relative Exporterfolge ermittelt werden. Der symmetrische RSCA wird berechnet durch die Formel: RSCAi= (RCAi-1)/(RCAi+1).

19


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 11: Komparative Vorteile der hessischen Exporte in ein Land gegenüber dem Anteil des Landes an den weltweiten Importen 2013 (RSCA) Luxemburg Österreich Tschechische Republik Ungarn Schweiz Polen Niederlande Slowakei Frankreich Italien Vereinigtes Königreich Schweden Slowenien Uruguay Spanien Rumänien Dänemark Südafrika Belgien Russische Föderation Türkei Bulgarien Lettland Finnland Kroatien Estland Serbien Portugal Irland Bosnien und Herzegowina Panama Griechenland Litauen Norwegen Saudi-Arabien Ukraine Belarus Vereinigte Staaten Algerien Israel Brasilien Argentinien Katar Ägypten Kuwait Korea, Republik Nigeria Australien Libanon Tunesien Kasachstan Jordanien Kolumbien Marokko Indien China Japan Chile Mexiko Venezuela Pakistan Oman Philippinen Thailand Kanada Malaysia Singapur Neuseeland Peru Indonesien Hongkong Vietnam -1

-0,5

0

0,5

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

20

1


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Die Regressionsanalyse ist ein lineares Modell, in dem der RSCA als abhängige Variable durch verschiedene unabhängige Variablen erklärt wird. Neben der Entfernung – die Luftliniendistanz zwischen Hessen und dem jeweiligen Land – fließt das BIP pro Einwohner jeden Landes als Variable mit ein. Aufgrund des hohen Entwicklungsstandes der hessischen Wirtschaft ist denkbar, dass Hessen im Handel mit weniger wohlhabenden Staaten einen strukturellen Nachteil aufweist.7 Durch die Regressionsanalyse werden für jedes Land Werte des RSCA prognostiziert, denen sich die tatsächlichen Werte gegenüberstellen lassen. Je weiter der tatsächliche Wert des RSCA oberhalb des prognostizierten Wertes liegt, desto größer ist der komparative Vorteil Hessens gemessen an den Exporterfolgen über den Entfernungseffekt und den Wohlstandseffekt hinaus. Umgekehrt weist Hessen strukturelle Nachteile in seiner Exportstruktur auf, wenn der RSCA unterhalb des prognostizierten Wertes liegt. In Abbildung 12 sind den tatsächlichen RSCA die prognostizierten RSCA, sortiert nach der Höhe der Residuen, gegenübergestellt. 32 Länder weisen eine positive Differenz zwischen dem tatsächlichen und dem prognostizierten RSCA auf. Besonders hohe Differenzen gibt es für die Länder Uruguay, Südafrika und Panama, da für diese Länder aufgrund Entfernung und Einkommens ein negativer RSCA zu erwarten ist, tatsächlich aber positive RSCA beobachtet werden. Für Ungarn und Österreich sind positive RSCA der hessischen Exporte aufgrund ihrer Nähe und des Niveaus des BIP pro Einwohners zu erwarten, die tatsächlichen Werte übersteigen diese Prognosen jedoch nochmals deutlich. Umgekehrt sind zwar die tatsächlichen RSCA der hessischen Exporte in 2013 für Argentinien und Brasilien negativ, liegen aber trotzdem deutlich oberhalb der durch das Regressionsmodell prognostizierten Werte. Hohe negative Differenzen zwischen dem tatsächlichen und dem prognostizierten RSCA weisen die hessischen Exporte nach Norwegen, Oman, Kanada, Belgien und Hongkong auf, sodass für diese Länder bei Beachtung ihrer Entfernung und ihres Wohlstandsniveau von einer relativen Schwäche der hessischen Exporte auszugehen ist. LESEHILFE zu Abbildung 12 am Beispiel Ungarns: Auf Grundlage der Entfernung zwischen Hessen und Ungarn und des BIP pro Einwohners in Ungarn, sollten die hessischen Exporte nach Ungarn einen höheren Anteil an den hessischen Exporten haben als die Importe Ungarns an den Importen weltweit, was zu einem RSCA von rund 0,2 führen müsste. Der tatsächliche RSCA ist mit mehr als 0,5 deutlich höher, wodurch sich ein Residuum zwischen dem tatsächlichen Wert und dem erwarteten Wert von rund 0,3 ergibt. Diese Differenz signalisiert deutlich überproportionale Exporterfolge der hessischen Wirtschaft in Ungarn.

7

Im Regressionsmodell RSCAi = α + β1 • ln(Entfernung) + β2 • ln(BIP/Einwohner)i + ui werden die Parameter α, β1 und β2 in dem genutzten Verfahren so berechnet, dass die Summe der quadrierten Abweichungen u über alle Länder i minimal sind. Die abhängigen Variablen gehen als natürliche Logarithmen ein, um einen linearen Zusammenhang zur abhängigen Größe herzustellen. Die Parameter sind signifikant von Null verschieden (auf einem Signifikanzniveau von 5 %), sodass der Einfluss der Entfernung und des BIP pro Einwohner auf den RSCA statistisch abgesichert ist. Der Determinationskoeffizient R² des Modells liegt bei 0,68.

21


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 12: Prognostizierte und tatsächliche komparativen Vorteile der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen 2013 (Residuen RSCA) Uruguay Südafrika Panama Russische Föderation Ungarn Argentinien Österreich Brasilien Türkei Polen Rumänien Spanien Tschechische Republik Vereinigte Staaten Australien Bulgarien Schweden Portugal Italien Slowakei Korea, Republik Luxemburg Vereinigtes Königreich Kolumbien Saudi-Arabien Serbien Schweiz Finnland Estland Lettland Nigeria Frankreich Indien Bosnien und Herzegowina Slowenien Ägypten Chile Algerien Griechenland Philippinen Mexiko Irland China Dänemark Kroatien Ukraine Katar Israel Pakistan Venezuela Japan Kasachstan Kuwait Thailand Neuseeland Indonesien Jordanien Malaysia Litauen Belarus Niederlande Libanon Peru Vietnam Tunesien Singapur Marokko Norwegen Oman Kanada Belgien Hongkong

RSCA Prognose RSCA

-0.6

-0.4

-0.2

0.0

0.2

0.4

0.6

Quelle: HSL (2014), UN Comtrade, United Nations Statistics Division, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Die länderspezifischen, absoluten Entwicklungen der Exporte Hessens sowie der internationalen Importe zwischen 2002 und 2013 führen zu Veränderungen der strukturellen Unterschiede zwischen der Verteilung der hessischen Exporte sowie der weltweiten Importe unter den Ländern. In Abbildung 13 sind daher auch die durch das entsprechende Regressionsmodell8 prognostizierten Werte des RSCA der hessischen Exporte des Jahres 2002 den tatsächlichen RSCA dieses Jahres gegenübergestellt. Die höchsten strukturellen Vorteile – bei Beachtung der Distanz und des Wohlstandniveaus des jeweiligen Landes – sind im Jahr 2002 für Hessen in Südafrika, Brasilien, Russland und Argentinien zu beobachten. Die am deutlichsten unterhalb des Durchschnitts liegenden RSCA der hessischen Exporte erreichen die Philippinen, Algerien und Marokko. Der Vergleich zwischen den Residuen – d.h. der Differenz zwischen tatsächlichen und prognostizierten RSCA-Werten – der Länder des Jahres 2002 und 2013 zeigt, inwieweit sich strukturelle Änderungen bei den hessischen Exporten im Vergleich zu internationalen Importen ergeben haben. So waren die hessischen Exporte in die Republik Korea im Jahr 2002 noch unterproportional ausgeprägt – der tatsächliche RSCA ist geringer als der prognostizierte RSCA. Dagegen übersteigt der tatsächliche RSCA den prognostizierten RSCA im Jahr 2013 für Korea – das Land gehört aktuell zu den Märkten, auf denen hessische Unternehmen überproportional viele Güter absetzen können. Ein Beispiel für den umgekehrten Fall, dass die strukturellen Vorteile der hessischen Exporte im Jahr 2002 nicht aufrecht erhalten werden konnten, ist Indien – lag im Jahr 2002 der tatsächliche RSCA noch knapp über dem prognostizierten Wert, ist er im Jahr 2013 etwas niedriger als der prognostizierte Wert. Insgesamt liegt der hessische Absatz nach Indien allerdings in beiden Jahren relativ dicht an den Erwartungen.9 LESEHILFE zu Abbildung 13 am Beispiel Ungarns: Auf Grundlage der Entfernung zwischen Hessen und Ungarn und des BIP pro Einwohners in Ungarn, sollten die hessischen Exporte nach Ungarn einen höheren Anteil an den hessischen Exporten haben als die Importe Ungarns an den Importen weltweit, was zu einem RSCA von rund 0,2 führen müsste. Der tatsächliche RSCA ist mit 0,35 höher, sodass sich ein Residuum zwischen tatsächlichem und erwartetem Wert von rund 0,15 ergibt. Diese Differenz signalisiert Exporterfolge der hessischen Wirtschaft in Ungarn.

8

9

Im Regressionsmodell werden die hessischen Exporte sowie die internationalen Importdaten und Daten des BIP pro Einwohner des Jahres 2002 genutzt – die Entfernung bleibt unverändert. Das Modell hat für das Jahr 2002 einen etwas geringeren Determinationskoeffizient von 0,58. Der Einfluss des BIP pro Einwohner lässt sich nicht signifikant nachweisen. Der Einfluss der Entfernung ist sehr ähnlich zu den Ergebnissen des Jahres 2013 und statistisch ebenfalls hochsignifikant. Hervorzuheben ist, dass es sich um eine rein strukturelle Bewertung handelt, die keine Aussage zur absoluten Entwicklung der Importe der Länder und der hessischen Exporte zulässt. Konstruktionsbedingt treten bei der Regressionsanalyse stets für einige Länder überproportionale und für andere Länder unterproportionale Ergebnisse, d.h positive oder negative Residuen, auf.

23


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 13: Prognostizierte und tatsächliche komparativen Vorteile der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen 2002 (Residuen RSCA) Südafrika Brasilien Russische Föderation Argentinien Österreich Saudi-Arabien Iran Venezuela Schweden Türkei Ägypten Spanien Finnland Lettland Schweiz Griechenland Polen Australien Ungarn Portugal Italien Uruguay Frankreich Jordanien Slowakei Tschechische Republik Indien Ukraine Vietnam Kasachstan Chile Litauen Slowenien Kroatien Nigeria Israel Libanon Kuwait Japan Rumänien Kolumbien Thailand Panama Bulgarien Katar Indonesien Irland Korea, Republik China Vereinigtes Königreich Neuseeland Pakistan Dänemark Vereinigte Staaten Luxemburg Norwegen Irak Mexiko Niederlande Tunesien Belgien Peru Malaysia Hongkong Estland Singapur Oman Kanada Belarus Philippinen Algerien Marokko

RSCA Prognose RSCA

-0.6

-0.4

-0.2

0.0

0.2

0.4

0.6

Quelle: HSL (2014), UN Comtrade, United Nations Statistics Division, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

24


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

2.6

Vergleich der Entwicklung der hessischen Exporte und der Importvolumina der Auslandsmärkte

Die Entwicklung der gesamten Importe des jeweiligen Landes spiegelt die Dynamik des Zielmarktes wider, die Entwicklung der Exporte Hessens in das jeweilige Land steht sozusagen für die hessische Exportperformance. Diese beiden Aspekte wurden in den Abschnitten 0 und 2.4 getrennt voneinander dargestellt. Um die Kategorisierung der hessischen Exportmärkte im nächsten Abschnitt zu ermöglichen, werden zunächst diese separaten Analysen in eine vergleichende Betrachtung zusammengeführt. Zudem wurden lediglich die Ausgangswerte des Jahres 2002 und die Endwerte des Jahres 2013 betrachtet, während Schwankungen innerhalb dieses Zeitraumes weitgehend unberücksichtigt blieben. Dadurch wird der Fokus auf die langfristigen Wachstumstrends gelegt, und kurzfristigere konjunkturelle Schwankungen bzw. singuläre Effekte wie etwa der Krise des Jahres 2009 lassen sich ausblenden. Die wirtschaftliche Entwicklung weltweit ist durch die Zunahme des internationalen Handels geprägt (vgl. Abschnitt 2.4). Aufgrund dieser Tatsache ist es für die vorliegende Fragestellung nicht zielführend, die einzelnen Länder anhand der absoluten Entwicklung ihres Handels zu kategorisieren, sondern vielmehr in Relation zu einem allgemeinen Trend der Handelsentwicklung über alle Länder hinweg zu setzen. Zudem werden in der amtlichen Statistik Exporte und Importe in nominalen Größen, d.h. zu den jeweils gültigen Preisen, erfasst. Aufgrund der Preisentwicklung ergeben sich daraus gewisse Steigerungen der Export- und Importwerte im Zeitablauf, ohne dass diesen eine tatsächliche reale Erhöhung der Ausfuhren gegenüber steht. Daher ist zunächst das mittlere Wachstum über alle Länder als Vergleichsmaßstab zu ermitteln. Die in Abbildung 14 wiedergegebene Entwicklung der gesamten hessischen Exporte über eine Auswahl von 116 Referenzländern sowie die gesamten Importe dieser Staaten bildet diesen Referenzmaßstab.10 Zwischen 2002 und 2008 zeigten sowohl die Exporte Hessens als auch die Importe insgesamt eine relativ ähnliche Entwicklung und stiegen vom jeweiligen Ausgangsniveau auf einen Wert von knapp 250. Im Jahr 2009 schlug sich die globale Finanz- und Wirtschaftskrise durch einen deutlichen Rückgang des Handelsvolumens weltweit nieder. Seit 2009 stiegen die weltweiten Importe insgesamt stärker als die Exporte aus Hessen. Bis zum Jahr 2013

10 Die Referenzgröße konnte nicht aus allen Ländern weltweit berechnet werden, da die Daten für einige Länder nicht für die vollständigen Zeitreihen der betrachteten Datengrundlagen zum Handelsvolumen vorliegen. Hierzu zählen überwiegend kleine Länder mit geringen Handelsvolumina, sodass die 116 Länder einen hohen Anteil des gesamten Handels repräsentieren. Die 116 Länder vereinigen auf sich rund 96-98 % der hessischen Exporte und 88-91 % aller Importe weltweit. Der geringere Anteil an den Importen weltweit lässt sich unter anderem darauf zurückführen, dass mit Deutschland ein Land mit relativ großem Importvolumen auszuschließen ist. Anhang 2 enthält eine Übersicht der berücksichtigten Länder sowie eine Übersicht von vergleichsweise großen, aufgrund von fehlenden Daten ausgeschlossenen Ländern.

25


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

hat sich das Importvolumen insgesamt mit einem Wert von 280 gegenüber 2002 nahezu verdreifacht. Die hessischen Exporte liegen etwa auf dem Vorkrisenniveau bei Werten von rund 245. Abbildung 14: Entwicklung ausgewählter Handelsvolumina zwischen 2002 (=100) und 2013 über alle Länder* Exporte Hessen Importe insgesamt

Entwicklung Import, Export 2002 = 100

250

200

150

100 2002

*

2004

2006

2008

2010

2012

Jahr

Der Berechnung liegen die Handelsdaten von 116 Ländern zugrunde. Zu Methodik vgl. Fußnote 10 und Anhang 2.

Quelle: UN Comtrade, Deutsche Bundesbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung der Hessen Agentur

Für alle Länder11 werden die Entwicklung der jeweiligen weltweiten Importe und der hessischen Exporte der Referenzentwicklung gegenübergestellt, um die Dynamik der einzelnen Staaten gegenüber diesen Benchmarks beurteilen zu können. Hierdurch lassen sich Länder kategorisieren, deren weltweite Importe über- oder unterdurchschnittlich wachsen. Auch die jeweilige Entfernung von der Benchmarkentwicklung der hessischen Exporte und der weltweiten Importe lassen sich zur Kategorisierung der Märkte heranziehen. Die Ergebnisse dieser Zeitreihenanalyse werden nachfolgend für alle Länder in Tabelle 3 verdichtet dargestellt. An dieser Stelle sollen anhand der drei Länder China, Frankreich und USA unterschiedliche Entwicklungsmuster beispielhaft in Abbildung 15 veranschaulicht werden:

11 Für Taiwan liegen keine Daten auf internationaler Ebene in der UN Comtrade Datenbank vor, d.h. die nachfolgenden Analysen beziehen sich auf 76 Länder. Bei weiteren Staaten sind zum Teil Lücken in den Zeitreihen bei der Interpretation zu beachten.

26


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

China zeichnet sich durch ein überproportionales Wachstum des Handelsvolumens aus. Die chinesischen Importe stiegen ausgehend vom Niveau im Jahr 2002, das auf 100 Punkte normiert ist, auf einen Wert von über 700 Punkten im Jahr 2013. Auch die hessischen Exporte in das Land nahmen in diesem Zeitraum beträchtlich zu. Sie stiegen zwischen 2002 und 2013 von 100 auf 400 Punkte. Mit dieser Entwicklung liegen sowohl die hessischen Exporte als auch die chinesischen Importe 2013 deutlich über den jeweiligen Referenzwerten für alle Länder. Es ist allerdings festzuhalten, dass die Entwicklung der hessischen Exporte nach China gegenüber der Entwicklung der chinesischen Importe insgesamt unterproportional ausfällt, da Chinas Importe mehr als 380 Punkte über dem Referenzwert der weltweiten Importe liegen, während Hessens Exporte nach China die hessischen Exporte weltweit um knapp 200 Punkte übersteigen. Daraus ergibt sich ein Rückstand Hessens in der Wachstumsdynamik von 188.

Die Importe Frankreichs insgesamt wie auch die Exporte Hessens nach Frankreich entwickelten sich unterdurchschnittlich. Während die Importe insgesamt über alle Länder 2013 den Wert 280 erreichen, liegt dieser Wert für Frankreich nur bei rund 220 Punkten. Die hessischen Exporte insgesamt stiegen gegenüber dem Ausgangsjahr 2002 auf knapp 250 Punkte im Jahr 2013, in Frankreich wurden hingegen nur annähernd doppelt so viele Güter abgesetzt. Im Vergleich der hessischen Exporte mit den französischen Importen insgesamt zeigt sich, dass die hessischen Exporte leicht überproportional ausfallen, d.h. der Rückstand zur entsprechenden Referenzentwicklung über alle Länder ist geringer. Im Ergebnis ergibt sich eine positive Differenz zwischen den beiden genormten Abweichungen von 5.

Die Importe in die USA sind gegenüber den weltweiten Importen zwischen 2002 und 2013 weniger stark gestiegen. Die Importe der USA lagen im Jahr 2013 etwa doppelt so hoch wie 2002, während sich die Importe weltweit nahezu verdreifacht haben. Entgegen diesem Trend hat sich die hessische Ausfuhr in die USA besser entwickelt als die Exporte Hessens insgesamt. Die hessischen Exporte insgesamt wuchsen von 100 im Jahr 2002 auf 250 im Jahr 2013, im selben Zeitraum verdreifachten sich die hessischen Exporte in die USA. Die USA sind aktuell der bedeutendste Absatzmarkt der hessischen Wirtschaft und zeigen zudem seit 2002 eine überdurchschnittliche Wachstumsperformance. Die Differenz zwischen den jeweiligen Abständen zur Referenzentwicklung beträgt rund 150 und belegt damit die außerordentliche Dynamik der hessischen Exportentwicklung in die USA.

27


Attraktive Auslandsm채rkte f체r die hessische Wirtschaft

Entwicklung Import, Export Niveau 2002=100

Abbildung 15: Vergleich zwischen der Handelsentwicklung Hessens im Hinblick auf China, den USA und Frankreich mit der Entwicklung insgesamt China

Hess. Export: 2.626 Mio. Euro Differenz der hessischen Exporte zum Benchmark: 193,3 Differenz der weltweiten Importe zum Benchmark: 381,3 Differenz der Differenzen: -188

Exporte aus Hessen Referenzentw. Hessen Importe aus der Welt Referenzentw. Welt

600 500 400 300 200 100 2002

2004

2006

2008

2010

2012

Entwicklung Import, Export Niveau 2002=100

Jahr Frankreich

Hess. Export: 4.512 Mio. Euro Differenz der hessischen Exporte zum Benchmark: -53,35 Differenz der weltweiten Importe zum Benchmark: -58,39 Differenz der Differenzen: 5,04

Exporte aus Hessen Referenzentw. Hessen Importe aus der Welt Referenzentw. Welt

250

200

150

100 2002

2004

2006

2008

2010

2012

Entwicklung Import, Export Niveau 2002=100

Jahr Vereinigte Staaten 300

Hess. Export: 6.182 Mio. Euro Differenz der hessischen Exporte zum Benchmark: 63,97 Differenz der weltweiten Importe zum Benchmark: -86,62 Differenz der Differenzen: 150,6

Exporte aus Hessen Referenzentw. Hessen Importe aus der Welt Referenzentw. Welt

250 200 150 100 2002

2004

2006

2008

2010

2012

Jahr

Quelle: UN Comtrade, Deutsche Bundesbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung der Hessen Agentur

28


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

2.7

Kategorisierung von Auslandsmärkten aus Sicht der hessischen Exportwirtschaft

Hauptziel der vorliegenden Untersuchung ist die Identifizierung von Absatzmärkten für die hessische Wirtschaft. Die Identifizierung und Kategorisierung von relevanten Auslandsmärkten der hessischen Wirtschaft greift auf Ergebnisse der Einzelanalysen spezifischer Aspekte in den vorstehenden Abschnitten zurück und ist in mehrere Schritte untergliedert. Dabei werden die Größe eines Marktes anhand des aktuellen hessischen Exportvolumens, der strukturelle Vorteil der hessischen Exporte gegenüber den weltweiten Importen eines Marktes sowie ihre Entwicklung anhand des RSCA und das Wachstum des Marktes anhand der zeitlichen Entwicklung der entsprechenden Exporte und Importe betrachtet.

In einem ersten Schritt werden die Auslandsmärkte zunächst nach dem aktuellen hessischen Exportvolumen ausgewählt. Die Grenze wird auf ein Exportvolumen von 30 Mio. Euro festgesetzt, wodurch 77 Länder der insgesamt rund 240 hessischen Exportdestinationen für die weiteren Analysen ausgewählt wurden (vgl. Abschnitt 2.1). Das Ergebnis dieses ersten Selektionsschrittes lässt sich durch die Größe des jeweiligen Zielmarktes – gemessen durch die Importvolumina der einzelnen Länder – weitgehend bestätigen (vgl. Abschnitt 2.4). Anschließend lassen sich die Auslandsmärkte anhand ihres Exportvolumens in drei Gruppen einteilen. Zu den großvolumigen Exportmärkten zählen Länder, in die Hessen im Jahr 2013 Waren im Wert von mindestens 500 Millionen Euro ausgeführt hat. In die mittlere Kategorie fallen Länder mit einem Exportvolumen zwischen 100 und 500 Millionen Euro. Länder mit einem geringeren Exportvolumen werden als kleine Märkte eingeteilt. Die Kategorisierung geht aus Tabelle 1 hervor. Die Zuordnung der Länder werden in den weiteren Analyseschritten in Tabelle 2 bis Tabelle 4 durch (G), (M) und (K) gekennzeichnet.

29


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Tabelle 1: Kategorisierung der Länder nach dem hessischen Exportvolumen in 2013 Großer Markt (>500 Mio. Euro)

Mittelgroßer Markt (100-500 Mio. Euro)

Kleiner Markt (<100 Mio. Euro)

Vereinigte Staaten

Mexiko

Kolumbien

Frankreich

Australien

Serbien

Vereinigtes Königreich

Saudi-Arabien

Estland

Niederlande

Rumänien

Nigeria

Italien

Kanada

Kasachstan

China

Finnland

Lettland

Österreich

Portugal

Vietnam

Belgien

Hongkong

Uruguay

Schweiz

Singapur

Philippinen

Spanien

Irland

Marokko

Polen

Norwegen

Kuwait

Tschechische Republik

Thailand

Katar

Russische Föderation

Vereinigte Arabische Emirate

Irak

Türkei

Griechenland

Venezuela

Ungarn

Ukraine

Pakistan

Japan

Malaysia

Panama

Korea, Republik

Iran

Libyen

Schweden

Slowenien

Tunesien

Taiwan

Israel

Bosnien und Herzegowina

Brasilien

Argentinien

Libanon

Dänemark

Bulgarien

Jordanien

Indien

Ägypten

Oman

Slowakei

Algerien

Peru

Südafrika

Indonesien

Neuseeland

Luxemburg

Belarus Litauen Kroatien Chile

Anm.: Quelle:

30

Spalten absteigend sortiert nach dem hessischen Exportvolumen in die Länder. Darstellung der Hessen Agentur

Als zweites Kriterium werden die strukturellen Vorteile der hessischen Exporte gegenüber den Importen sowie ihre Veränderung zwischen 2002 und 2013 berücksichtigt. Hierzu wird auf die Ergebnisse zur Berechnung des prognostizierten und beobachteten RSCA zurückgegriffen (vgl. Abschnitt 2.5). Entscheidend für die Einschätzung, ob die hessischen Exporte in ein Land strukturelle Vorteile aufweisen, ist die Ausprägung der Residuen: Liegt der tatsächliche Wert des RSCA über dem prognostizierten Wert, so ergibt sich ein positives Residuum – Hessen weist überproportionale Exporte gegenüber den weltweiten Importen in ein Land auf. Länder, für die Hessen sowohl im Jahr 2002 als auch im Jahr 2013 einen überproportionalen RSCA – gegenüber dem auf Basis der Entfernung und des BIP


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pro Einwohner prognostizierten RSCA – aufweist, weisen langfristig strukturelle Vorteile auf. Für einige Länder traten zwischen 2002 und 2013 Änderungen auf – Hessen konnte sich von unterproportional ausgeprägten RSCA-Werten auf überproportionale Werte verbessern, teils sank der RSCA-Wert aber auch von über- auf unterproportionale Werte. Schließlich ist der RSCA für einige Länder langfristig, d.h. sowohl im Jahr 2002 als auch im Jahr 2013, unterproportional ausgeprägt (siehe Tabelle 2). Die Ergebnisse der Zuordnung werden im Folgenden (Tabelle 3 und Tabelle 4) anhand des Farbschemas gekennzeichnet. Tabelle 2: Kategorisierung der Länder nach der Differenz zwischen den prognostizierten und tatsächlichen komparativen Vorteilen der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen (Residuen RSCA) in 2002 und 2013 Langfristige strukturelle Vorteile (Residuen RSCA 2002>0, RSCA 2013>0)

Gewonnene strukturelle Vorteile (Residuen RSCA 2002<0, RSCA 2013>0)

Verlorene Strukturelle Vorteile (Residuen RSCA 2002>0, RSCA 2013<0)

Langfristig strukturell unterproportional (Residuen RSCA 2002<0, RSCA 2013<0)

Uruguay (K)

Panama (K)

Indien (G)

Algerien (M)

Südafrika (G)

Rumänien (M)

Slowenien (M)

Philippinen (K)

Russische Föderation (G)

Vereinigte Staaten (G)

Ägypten (M)

Mexiko (M)

Ungarn (G)

Bulgarien (M)

Chile (M)

Irland (M)

Argentinien (M)

Korea, Republik (G)

Griechenland (M)

China (G)

Österreich (G)

Luxemburg (G)

Kroatien (M)

Dänemark (G)

Brasilien (G)

Vereinigtes Königreich (G)

Ukraine (M)

Katar (K)

Türkei (G)

Kolumbien (K)

Israel (M)

Pakistan (K)

Polen (G)

Estland (K)

Venezuela (K)

Japan (G)

Spanien (G)

Kasachstan (K)

Kuwait (K)

Tschechische Republik (G)

Jordanien (K)

Thailand (M)

Australien (M)

Litauen (M)

Neuseeland (K)

Schweden (G)

Libanon (K)

Indonesien (M)

Portugal (M)

Vietnam (K)

Malaysia (M)

Italien (G)

Belarus (M)

Slowakei (G)

Niederlande (G)

Saudi-Arabien (M)

Peru (K)

Schweiz (G)

Tunesien (K)

Finnland (M)

Singapur (M)

Lettland (K)

Marokko (K)

Nigeria (K)

Norwegen (M)

Frankreich (G)

Oman (K) Kanada (M) Belgien (G) Hongkong (M)

Anm.:

Spalten absteigend sortiert nach der Höhe der Residuen zwischen tatsächlichen und prognostizierten RSCA 2013. Keine Angaben für Bosnien und Herzegowina, Irak, Iran, Serbien, Libyen, Taiwan, Vereinigte Arabische Emirate. (G) Großer Exportmarkt, (M) Mittelgroßer Exportmarkt, (K) Kleiner Exportmarkt

Quelle: Darstellung der Hessen Agentur

31


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Zur Kategorisierung der 77 wichtigsten Exportdestinationen Hessens wird nicht nur auf das Exportvolumen der Auslandsmärkte und die komparativen strukturellen Vorteile Hessens an sich abgestellt, sondern auch die Entwicklung der Märkte zwischen 2002 und 2013 analysiert. Dabei wird nicht auf die separate Analyse der jeweiligen Export- bzw. Importentwicklungen in den Abschnitten 0 und 2.4 zurückgegriffen, sondern auf der darauf aufbauenden und in Abschnitt 2.6 vorgestellten vergleichenden Analyse der Entwicklung der Exporte Hessens zu den Importen der Länder. Diese Clusterung anhand der Entwicklung der Exporte bzw. Importe gegenüber ihres jeweiligen Benchmarks stellt den nächsten Schritt zur Ableitung attraktiver Auslandmärkte für die hessische Wirtschaft dar. Es ergeben sich damit zwei weitere Kriterien:

32

Wie entwickeln sich die hessischen Exporte und die Importe des jeweiligen Landes gegenüber dem Benchmark? Hieraus ergeben sich vier Kategorien (vgl. Spalten in Tabelle 3):

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickeln sich überproportional zu den hessischen Exporten insgesamt. Die Importe des jeweiligen Landes aus der Welt entwickeln sich überproportional zu den Importen weltweit.

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickeln sich überproportional zu den hessischen Exporten insgesamt. Die Importe des jeweiligen Landes aus der Welt entwickeln sich unterproportional zu den Importen weltweit.

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickeln sich unterproportional zu den hessischen Exporten insgesamt. Die Importe des jeweiligen Landes aus der Welt entwickeln sich überproportional zu den Importen weltweit.

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickeln sich unterproportional zu den hessischen Exporten insgesamt. Die Importe des jeweiligen Landes aus der Welt entwickeln sich unterproportional zu den Importen weltweit.

Sind die hessischen Exporte weiter als die Importe des Landes vom jeweiligen Benchmark entfernt? Es ergeben sich drei Kategorien (vgl. Zeilen in Tabelle 3):

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickelten sich deutlich besser als die Importe des Landes gegenüber den Importen weltweit.

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickeln sich ähnlich zu den Importen des Landes gegenüber den Importen weltweit.

Die hessischen Exporte in das jeweilige Land entwickelten sich deutlich schwächer als die Importe des Landes gegenüber den Importen weltweit.


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Tabelle 3: Einordnung der Länder anhand der Wachstumsdynamik zwischen 2002 und 2013 Vergleich der Entwicklung der hessischen Exporte und der weltweiten Importe gegenüber der jeweiligen Benchmarkentwicklung Export Hessen Import Welt

Überproportional

Überproportional

Uruguay (K), Panama (K), Algerien (M), Estland (K), Rumänien (M), Korea, Republik (G), Hessen Tschechische Republik (G), Bulgarien (M), >> Belarus (M), Welt Marokko (K), (>40) Polen (G) Differenz zum Benchmark:

Unterproportional

Unterproportional

Überproportional

Luxemburg (G), Bosnien-Herzegowina (K)*, Serbien (K)*, Ungarn (G), Vereinigte Staaten (G), Philippinen (K), Niederlande (G)

Vereinigtes Königreich (G), Dänemark (G)

Irland (M), Italien (G), Kanada (M), Portugal (M), Mexiko (M), Spanien (G), Frankreich (G), Belgien (G), Malaysia (M), Schweiz (G), Slowenien (M), Österreich (G), Schweden (G), Norwegen (M), Israel (M), Kroatien (M), Finnland (M)

Differenz zum Benchmark:

Australien (M), Slowakei (G), Singapur (M), Hessen Südafrika (G), ≈ Kolumbien (K), Welt Katar (K) (40 bis -40) Türkei (G), Oman (K), Lettland (K), DiffeNigeria (K), renz Chile (M), zum Peru (K), BenchLitauen (M), mark: Saudi-Arabien (M), Hessen China (G), << Russische Föderation (G), Welt Kasachstan (K), (<-40) Indonesien (M), Indien (G), Argentinien (M) Anm.:

Unterproportional

Kuwait (K), Libanon (K), Thailand (M), Pakistan (K), Ukraine (M), Jordanien (K), Venezuela (K), Ägypten (M), Brasilien (G), Vietnam (K)

Griechenland (M), Japan (G), Neuseeland (K), Tunesien (K), Hongkong (M)

Spalten absteigend sortiert nach Differenzen der jeweiligen Differenzen zum Benchmark. Keine Angaben für Irak, Iran, Libyen, Taiwan, Vereinigte Arabische Emirate. *: Vergleich der Entwicklung ab dem Basisjahr 2005 (G) Großer Exportmarkt, (M) Mittelgroßer Exportmarkt, (K) Kleiner Exportmarkt Langfristig strukturell überproportional, strukturelle Vorteile gewonnen, strukturelle Vorteile verloren, langfristig strukturell unterproportional

Quelle: UN Comtrade, Deutsche Bundesbank, Hessisches Statistisches Landesamt, Darstellung der Hessen Agentur

33


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

In die statistische Analyse gehen vielfältige Faktoren zur Kategorisierung der Auslandsmärkte der hessischen Wirtschaft ein. Diese Aspekte sind in der Tabelle 3 vollständig zusammengefasst. Im abschließenden Schritt werden diese Ergebnisse in verschiedene Marktkategorien im Hinblick auf die hessische Exportwirtschaft transformiert, in die sich die Länder einordnen lassen. Hierzu werden sechs Marktkategorien gebildet, die im Folgenden erläutert werden. Die Zuordnung der Länder zu diesen Marktkategorien ist in Tabelle 4 wiedergegeben.

34

Exporterfolge Hessens im Umfeld schwächerer Entwicklung der Importe Zu dieser Marktkategorie zählen Länder, in denen Hessen ein überproportionales Exportwachstum erreicht hat, obwohl die Entwicklung der weltweiten Importe des Ziellandes unterproportional war. In diesen Märkten hat Hessen daher besonders hervorzuhebende Absatzerfolge erreicht. Hierzu zählt insbesondere die USA, die den höchsten Wachstumsbeitrag an der Entwicklung der hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013 aufweist. Dynamische Wachstumsmärkte mit überdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen Die Länder in dieser Marktkategorie sind dynamische Wachstumsmärkte, für die sowohl die hessischen Exporte als auch die globalen Importe stärker zugenommen haben als im Durchschnitt aller Länder. Zusätzlich ist das Wachstum der hessischen Exporte gegenüber der durchschnittlichen Entwicklung der hessischen Exporte größer als das Wachstum der weltweiten Importe des Landes gegenüber dem Durchschnitt aller Länder. Hierzu zählen mit Korea, Tschechien und Polen Länder mit einem hohen hessischen Exportvolumen. Dynamische Wachstumsmärkte mit unterdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen Wie auch bei den Länder der zweiten Kategorie handelt es sich hierbei um wachstumsstarke Märkte, für die sowohl die hessischen Exporte als auch die globalen Importe stärker zugenommen haben als im Durchschnitt aller Länder. Im Unterschied zur zweiten Kategorie ist aber hier das Wachstum der hessischen Exporte schwächer ausgeprägt als das Wachstum der weltweiten Importe gegenüber dem jeweiligen Durchschnitt. Viele der aufstrebenden Wachstumsmärkte wie China, Russland, Indien, Indonesien, Südafrika und Nigeria werden der dritten Kategorie zugeordnet. Gefährdete Potenzialmärkte der hessischen Exportwirtschaft Hier sind international attraktive, gemessen an den weltweiten Importen wachstumsstarke Märkte zu finden, in denen die Entwicklung der hessischen Exporte aber schwächer als die Entwicklung der hessischen Exporte insgesamt verlief.


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Daraus ergibt sich die qualitative Einschätzung als gefährdeter Potenzialmarkt, da diese Märkte ein hohes Potenzial aufweisen, ohne dass Hessen davon entsprechend profitiert. Diese Märkte bedürfen daher erhöhter Aufmerksamkeit hinsichtlich der Exportanstrengungen, da sie weitgehende nicht ausgeschöpfte Potenziale bereithalten. Unter diesen Ländern ist Brasilien zu relativieren, dem trotz der beobachteten schwachen Entwicklung zwischen 2002 und 2013 noch immer eine überproportionale Bedeutung an den hessischen Exporten gegenüber den weltweiten Importen zukommt.

Hochentwickelte Volumenmärkte mit geringem Wachstum In diese Kategorie fallen Zielmärkte, die sowohl hinsichtlich der hessischen Exporte als auch der weltweiten Importe ein unterproportionales Wachstum aufweisen. Es handelt sich bei diesen Märkten jedoch um hochentwickelte Volkswirtschaften mit einem großen Handelsvolumen, deren Wachstum dementsprechend hinter den dynamischen Schwellenländern zurückliegt. Trotz des geringeren Wachstums kommt diesen Volkswirtschaften wie etwa dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien, Schweiz und Japan aufgrund des hohen hessischen Absatzvolumens quantitativ eine große Bedeutung für die hessischen Exporte zu. Aufgrund der langfristigen, gewachsenen Handelsbeziehungen kann Hessen in diesen Märkten besonders häufig strukturelle Exportvorteile nachweisen. Schwach wachsende Märkte mit Entwicklungsrückstand Die letzte Marktkategorie umfasst ebenfalls Länder, die sowohl hinsichtlich der hessischen Exporte als auch der weltweiten Importe ein unterproportionales Wachstum aufweisen. Im Unterschied zu den Ländern in der Kategorie hochentwickelte Volumenmärkte mit geringem Wachstum weisen Tunesien, Malaysia und Mexiko aber gewisse Entwicklungsrückstände auf. Trotz dieses Entwicklungsrückstandes erreichen sie kein überproportionales Wachstum und durchlaufen somit nicht den Aufholprozess, der bei vielen Schwellenländern zu beobachten ist.

35


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Tabelle 4: Qualitative Kategorisierung von Auslandsmärkten Exporterfolge Hessens im Umfeld schwächerer Entwicklung der Importe

Dynamische Wachstumsmärkte mit überdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen

Dynamische Wachstumsmärkte mit unterdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen

Gefährdete Potenzialmärkte der hessischen Exportwirtschaft

Hochentwickelte Volumenmärkte mit geringem Wachstum

Schwach wachsende Märkte mit Entwicklungsrückstand

Luxemburg (G)

Uruguay (K)

Slowakei (G)

Kuwait (K)

Vereinigtes Königreich (G)

Mexiko (M)

Panama (K)

Singapur (M)

Libanon (K)

Dänemark (G)

Malaysia (M)

Algerien (M)

Südafrika (G)

Thailand (M)

Irland (M)

Tunesien (K)

Kolumbien (K)

Pakistan (K)

Italien (G)

Katar (K)

Ukraine (M)

Kanada (M)

Türkei (G)

Jordanien (K)

Portugal (M)

Oman (K)

Venezuela (K)

Spanien (G)

Lettland (K)

Ägypten (M)

Frankreich (G)

Belarus (M)

Nigeria (K)

Brasilien (G)

Belgien (G)

Marokko (K)

Chile (M)

Vietnam (K)

Schweiz (G)

Polen (G)

Peru (K)

Slowenien (M)

Australien (M)

Litauen (M)

Österreich (G)

Saudi-Arabien (M)

Schweden (G)

China (G) Russische Föderation (G) Kasachstan (K)

Norwegen (M)

Indonesien (M)

Finnland (M)

Indien (G)

Griechenland (M)

Argentinien (M)

Japan (G)

BosnienHerzegowina (K)* Serbien (K)*

Ungarn (G) Estland (K) Vereinigte Staaten Rumänien (M) (G) Philippinen (K) Korea, Republik (G) Tschechische Niederlande (G) Republik (G) Bulgarien (M)

Israel (M) Kroatien (M)

Neuseeland (K) Hongkong (M) Anm.:

Spalten absteigend sortiert nach Differenzen der jeweiligen Differenzen zum Benchmark. Keine Angaben für Irak, Iran, Libyen, Taiwan, Vereinigte Arabische Emirate (G) Großer Exportmarkt, (M) Mittelgroßer Exportmarkt, (K) Kleiner Exportmarkt *: Vergleich der Entwicklung ab dem Basisjahr 2005 Langfristig strukturell überproportional, strukturelle Vorteile gewonnen, strukturelle Vorteile verloren, langfristig strukturell unterproportional

Quelle: Darstellung der Hessen Agentur

36


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2.8

Branchenanalyse hessischer Exportmärkte

Die in den vorangegangenen Abschnitten betrachtete Entwicklung der hessischen Exporte insgesamt wird im Folgenden um den Aspekt unterschiedlicher Güterstrukturen erweitert. Der Analyse liegt die internationale Warenklassifikation (SITC12) zugrunde, wodurch ein präziser Abgleich mit den Importdaten der jeweiligen Länder ermöglicht wird. Für die nachfolgenden Analysen werden zur besseren Übersichtlichkeit und Annäherung an das durch das Hessische Statistische Landesamt genutzte Warenklassifikationssystem eigene Warengruppen13 gebildet. In Abbildung 16 sind die gesamten hessischen Exporte nach Warengruppen gegliedert wiedergegeben.14 Gemessen anhand des monetär bewerteten Exportvolumens sind die bedeutendsten Warenabschnitte für die hessischen Exporte die Chemie- und Kunststofferzeugnisse mit fast 12 Mrd. Euro. Gleichauf dahinter liegen der Maschinenbau sowie die medizinischen und pharmazeutischen Erzeugnisse mit je 7,6 Mrd. Euro. Es folgen Fahrzeuge und elektrotechnischen Erzeugnisse mit je rund 5,8 Mrd. Euro sowie die Metallindustrie mit 4,1 Mrd. Euro und die feinmechanischen und optischen Erzeugnisse mit 3,5 Mrd. Euro. Mit mehr als 4 Mrd. Euro nimmt die erläuterungsbedürftige Gruppe der sonstigen Exportgüter ebenfalls einen relativ hohen Stellenwert ein. Hierzu zählen insbesondere zwei Restgruppen auf SITC-2-Steller-Ebene, nämlich Verschiedene bearbeitete Waren15 (2 Mrd. Euro) und Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren16 (1 Mrd. Euro), wie auch die Warengruppe Gold zu nichtmonetären Zwecken (1 Mrd. Euro).

12 Standard International Trade Classification. 13 In Anhang 4 wird die Zuordnung der SITC-Warenabschnitte zu den eigenen Warengruppen dargestellt. Eine Nutzung der übergeordneten 1-Steller der SITC-Klassifikation ist für die vorliegende Untersuchung nicht zielführend, da die Branchendifferenzierung damit kaum möglich ist. 14 In Anhang 3 finden sich die entsprechenden Exportvolumina zu den einzelnen Warenabschnitten auf SITC-2-Stellerebene. 15 Hierunter fallen unterschiedlichste Waren wie Druckerzeugnisse, Datenträger, Büroutensilien, Sport- und Spielwaren, Musikinstrumente und Kunstwerke sowie viele Kunststoffwaren. 16 Gemeinsam mit weiteren Sonderposten der deutschen Statistik zu einzelnen Branchen umfasst diese Gruppe insbesondere vollständige Fabrikationsanalagen.

37


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 16: Hessische Exporte nach Warengruppen basierend auf SITC-2-Stellern in 2013 11.837

Chemie und Kunststoff 7.587

Maschinenbau

7.585

Medizin und Pharma Fahrzeuge

5.801

Elektronik

5.769

Sonstige

4.161

Metall

4.056 3.506

Feinmechanik, Optik 1.855

Ernährungswirtschaft

1.513

Papier, Holz, Möbel

1.101

Glas, Stein, Keramik

975

Rohstoffe

661

Textil, Bekleidung, Leder 0

2.000

4.000

6.000

8.000

10.000

12.000Mio. Euro

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

Das Wachstum der hessischen Exporte insgesamt17 ist in den einzelnen Warenabschnitten sehr unterschiedlich. Aufgrund des starken Rückgangs der Exporte im Jahr 2009 ist das Wachstum zwischen 2008 und 2013 insgesamt relativ gering und liegt bei knapp 12 %. Die hessischen Exporte wuchsen währungsbereinigt – d.h. in USDollar – sogar lediglich um 1,1 %. Sowohl die Exporte als auch der Kurs des EURO gegenüber dem US-Dollar befanden sich im Jahr 2008 auf einem Höhepunkt. In Abbildung 17 sind die prozentualen Veränderungen des Exportvolumens in den einzelnen Warengruppen in Euro wiedergegeben. Die Gruppen sind nach der Bedeutung sortiert, die ihnen an der Entwicklung insgesamt zukommt. Diese auf der zweiten Skala abgetragenen Balken setzen sich aus der Veränderung des Exportvolumens in dem einzelnen Wirtschaftszweig und dem jeweiligen Gewicht des Wirtschaftszweiges an allen Exporten zusammen. Der überproportionale Anstieg des Absatzes der medizinischen und pharmazeutischen Produkte von knapp 80 % zwischen 2008 und 2013 ist für den weitaus größten Teil des gesamten hessischen Exportwachstums verantwortlich. Mit mehr als vierzig Prozent Exportsteigerungen ist die Ernährungswirtschaft ebenfalls stark gewachsen, hat jedoch aufgrund ihres insgesamt geringeren Gewichtes weniger zum Wachstum der hessischen Exporte beigetragen als die Warengruppen Fahrzeuge, Chemie und Kunststoff sowie Feinmechanik und Optik.

17 Erfasst werden in den nachfolgenden Berechnungen die in Abschnitt 2.1 ausgewählten 77 Länder, auf die mehr als 99 % der hessischen Exporte entfallen. Zu beachten ist angesichts der Tatsache, dass die Berechnungen auf den Exportwerten und nicht den Exportmengen beruhen, die in dem hier berücksichtigten Zeitraum je nach Güterkategorie unterschiedliche Preisentwicklung, die allerdings aus methodischen Gründen im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht berücksichtigt werden konnte. Während beispielsweise die Rohstoffpreise – auch konjunkturell bedingt – ausgeprägten Schwankungen bzw. Zyklen unterliegen, zeichnen sich mehrere langlebige Gebrauchsgütersegmente der Elektronikindustrie, z. B. Fernseher oder Abspielgeräte, seit geraumer Zeit durch stetige Preissenkungen aus.

38


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Nur geringe Exportsteigerungen konnten in den Warengruppen Metall und Maschinenbau erreicht werden, Rückgänge hatten Glas, Stein, Keramik sowie die Gruppen Papier, Holz, Möbel und Rohstoffe zu verzeichnen. Abbildung 17: Veränderung der hessischen Exporte nach Warengruppen von 2008 bis 2013 in Prozent Wachstum Exporte

Wachstumsbeitrag

Medizin und Pharma Fahrzeuge Chemie und Kunststoff Feinmechanik, Optik Ernährungswirtschaft Elektronik Sonstige Textil, Bekleidung, Leder Metall Maschinenbau Glas, Stein, Keramik Papier, Holz, Möbel Rohstoffe

Exportwachstum insgesamt: 12% -40%-20% 0% 20%40%60%80% -10%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

Den hessischen Exporten sind die weltweiten Importe (Abbildung 18) gegenüber zu stellen. Mit mehr als 3,6 Bill US-Dollar bilden Rohstoffe die weltweit wichtigste Importgütergruppe. Auf Elektronikprodukte entfallen Importe im Wert von 2,6 Bill. US-Dollar. Es folgen mit Importvolumina zwischen 1,3 und 1,4 Bill. US-Dollar Waren der Gruppen Chemie und Kunststoff, Fahrzeugbau und Maschinenbau. Die für die hessischen Exporte besonders bedeutsamen Exportgüter des Medizin- und Pharmasegments bilden ein weltweites Marktvolumen von knapp einer halben Billionen US-Dollar. Abbildung 19 zeigt, dass insgesamt das weltweite Importvolumen zwischen 2008 und 2013 um knapp 13 % – von 13,0 auf 14,7 Bill. US-Dollar – zunimmt.18 Die höchsten Zuwächse erreichten die Importe im Bereich der auch in Hessen bedeutsamen Branche Medizin und Pharma. Zudem erreichen Ernährungsgüter, Elektronik, Feinmechanik und Optik sowie Chemie und Kunststoff überproportionale Zuwachsraten. Unterproportionale Zuwächse entfallen unter anderem auf die Branchen Fahrzeugbau und Maschinenbau, während lediglich die Metallwirtschaft Rückgänge verbucht.

18 Dieser Wert übersteigt das Wachstum der Exporte Hessens nur geringfügig. Hierbei ist zu beachten, dass das Wachstum der hessischen Exporte währungsbereinigt, d.h. in US-Dollar statt Euro, wesentlich geringer ist und zwischen 2008 und 2013 bei 1,1 % liegt. Auf diesem Währungseffekt basiert das in Abbildung 14 zu erkennende deutlich höhere Wachstum der internationalen Importe seit dem Jahr 2008

39


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 18: Weltweite* Importe nach Warengruppen basierend auf SITC-2-Stellern in 2013 3.615

Rohstoffe 2.635

Elektronik 1.434

Chemie und Kunststoff Fahrzeuge

1.357

Maschinenbau

1.345 1.102

Sonstige

1.013

Ernährungswirtschaft

984

Metall 752

Textil, Bekleidung, Leder Feinmechanik, Optik

460

Medizin und Pharma

459

Papier, Holz, Möbel

328

Glas, Stein, Keramik

316 0

*

1.000

2.000

3.000

Mrd. US-Dollar

basierend auf den 77 ausgewählten Ländern, keine Angaben zu Irak, Iran, Libyen, Marokko, Philippinen, Taiwan, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate

Quelle: UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

Abbildung 19: Wachstum der internationalen Importe nach Warengruppen von 2008 bis 2013 in Prozent Wachstum Importe

Wachstumsbeitrag

Elektronik Rohstoffe Chemie und Kunststoff Ernährungswirtschaft Fahrzeuge Maschinenbau Medizin und Pharma Sonstige Textil, Bekleidung, Leder Feinmechanik, Optik Glas, Stein, Keramik Papier, Holz, Möbel Metall

Importwachstum insgesamt: 12.8% -10%

*

0%

10% 20% 30%

-5%

5%

10%

15%

20%

25%

basierend auf den 77 ausgewählten Ländern liegen Angaben zu 60 Ländern vor, keine Angaben zu Indien, Indonesien, Irak, Iran, Kasachstan, Katar, Kuwait, Libyen, Malaysia, Marokko, Nigeria, Oman, Philippinen, Taiwan, Ukraine, Venezuela, Vereinigte Arabische Emirate

Quelle: UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

40

0%


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Kriterien zur Kategorisierung der Auslandsmärkte der hessischen Wirtschaft nach Branchen Im Folgenden werden für die vorstehend im Überblick betrachteten Branchen – sortiert nach der Höhe des Exportvolumens – jeweils attraktive Absatzmärkte für die hessische Wirtschaft identifiziert. Hierzu werden fünf Kriterien herangezogen. Hierbei wird auf relative strukturelle Vorteile eines Landes in der jeweiligen Branche sowie die Entwicklungsdynamik eines Landes in dieser Branche abgestellt. Es lassen sich fünf Fragen beantworten:

K1: Ist die Branche im Jahr 2013 hinsichtlich der Importe innerhalb eines Landes von größerer Bedeutung als für den weltweiten Durchschnitt? K2: Ist die Branche im Jahr 2013 hinsichtlich der hessischen Exporte in ein Land von höherer Bedeutung als für die hessischen Exporte insgesamt? K3: Ist Hessen überproportional erfolgreich, das heißt ist der Anteil der Branche an den hessischen Exporten in ein Land größer als der Anteil der Branche an den Importen in ein Land im Jahr 2013? K4: Sind die Importe des Landes innerhalb der Branche zwischen 2008 und 2013 stärker gestiegen als die Importe der Branche weltweit? K5: Sind die hessischen Exporte in ein Land in der Branche zwischen 2008 und 2013 stärker gestiegen als die hessischen Exporte in der Branche insgesamt?

Bei der Interpretation ist zu beachten, dass es sich ausschließlich um relative Bewertungskriterien handelt. So erreichen einzelne Warengruppe des hessischen Verarbeitenden Gewerbes rein rechnerisch auch dadurch überproportionale Anteile an den hessischen Exporten gegenüber den internationalen Importen, weil Rohstoffe in Hessen einen im weltweiten Vergleich stark unterdurchschnittlichen Anteil haben.19 Im Folgenden werden Länder als attraktive Märkte für die jeweilige Branche identifiziert, wenn sie mindestens vier der fünf Kriterien erfüllen. Des Weiteren werden je Branche die wichtigsten Volumenmärkte der hessischen Exporte, sofern sie nicht mindestens vier Kriterien erfüllen und ohnehin bereits genannt werden, zusammengestellt und ihr Erfüllungsgrad hinsichtlich der Kriterien beurteilt.

19 In der vorliegenden Untersuchung wird zudem der Einfluss der Dienstleistungsexporte auf die Handelsstruktur nicht erfasst.

41


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Chemie und Kunststoff Die Chemie- und Kunststoffbranche ist für Hessen gemessen am Exportvolumen mit knapp 12 Mrd. Euro die bedeutendste Branche. Gleichzeitig ist der weltweite Absatzmarkt ebenfalls sehr umfangreich und rangiert unter den hier abgegrenzten Branchen auf Rang 3 (vgl. Abbildung 16 und Abbildung 18). Diese Warengruppe erreicht an den hessischen Exporten einen Anteil von 21 %, womit er mehr als doppelt so hoch liegt als bei den weltweiten Importen mit 9 %. Hinsichtlich der relativen strukturellen Vorteile erzielen Mexiko, Thailand, Ägypten, Chile und Vietnam bei allen fünf Kriterien überproportionale Ergebnisse. Aufgrund fehlender Angaben für das Jahr 2008 kann die Dynamik der internationalen Importe für Indonesien und Indien nicht beurteilt werden, die übrigen Kriterien werden jedoch ebenfalls durch beide Länder erfüllt. Mit Ägypten, Indonesien und Thailand sind drei Länder unter den attraktivsten Auslandsmärkten, für die in einer früheren Untersuchung der Hessen Agentur durch die ansässigen Auslandshandelskammern (AHK) ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial dieser Branche prognostiziert wird (Werner, Bauer, Harsche 2014, S. 81). Die übrigen in Tabelle 5 zusammengestellten attraktiven Märkte erfüllen jeweils vier der fünf Kriterien. Unter diesen Absatzmärkten befinden sich mit Polen, Korea und China auch vom Volumen bedeutende Handelspartner Hessens. Die weiteren Volumenmärkte erreichen höchstens drei positive Bewertungen. Hierfür ausschlaggebend ist vor allem die geringere Entwicklungsdynamik der großvolumigen Absatzmärkte in hochentwickelten Volkswirtschaften gegenüber den aufholenden Schwellenländern. Für Brasilien und Südafrika ist die geringere Dynamik des Exportwachstums in das jeweilige Land gegenüber des gesamten Exportwachstums in Hessen negativ zu bewerten (K5). Die Republik Korea zeichnet sich durch eine hohe Dynamik und strukturelle Vorteile aus. Lediglich der Anteil der Importe in der Branche Chemie und Kunststoff an allen Importen ist gegenüber der internationalen Verteilung unterproportional (K1), was auf hohe Rohstoffimporte des Landes zurückzuführen ist. Mit China, Türkei, Belarus, Kolumbien und Litauen sind fünf Zielmärkte als attraktive Absatzmärkte zu identifizieren, obwohl die Absätze der Chemie- und Kunststoffbranche in diese Länder gegenüber den hessischen Exporten insgesamt unterproportional ausgeprägt sind. Diese Schwäche sollte aber nicht absolut interpretiert werden, sondern zeigt auch die deutlich überproportionalen Absatzerfolge in anderen Branchen – so sind in China vor allem Maschinen und Güter des Bereichs Feinmechanik und Optik aus Hessen äußerst überproportional gefragt. Attraktive europäische Märkte, die vier Kriterien erfüllen, hängen teils hinter der Wachstumsdynamik weltweit bei den Branchenimporten zurück. Dies lässt sich zum Teil auf das schwächere Wachstum insgesamt in Europa aufgrund der Staatsschuldenkrise und auf das häufig schwächere Wachstum hochentwickelter Staaten zurückführen. Hinsichtlich des Absatzpotenzials heben die AHK in der Untersuchung von Werner, Bauer und Harsche (2014, S.83) von den hier genannten Märkten Indonesien, Südafrika, Thailand und die Türkei hervor.

42


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 5: Attraktive Auslandsmärkte in der Chemie und Kunststoffbranche Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Mexiko

148,7

23

Thailand

66,5

38

Ägypten

49,4

44

Chile

32,8

48

Vietnam

25,7

53

Polen

646,5

7

Korea, Republik

645,1

8

Spanien

626,2

10

China

574,5

12

Schweden

345,3

17

Südafrika

323,4

18

Türkei

258,7

20

221

21

Brasilien

191,9

22

Finnland

130,3

25

Rumänien

125,6

26

94,3

31

58,1

42

49,9

43

Serbien

32,4

49

Kroatien

31,2

50

Belarus

29,3

51

Kolumbien

25,9

52

Litauen

24,9

54

Peru

10,4

65

Indien

NA

Irland Argentinien Indonesien

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

NA

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

1.401,8

1

Vereinigte Staaten

1.053,8

2

Italien

1.012,1

3

Belgien

958,6

4

Vereinigtes Königreich

835,6

5

830,0

6

Österreich

642,7

9

Niederlande

614,2

11

NA

Taiwan

NA

NA

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

43


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Maschinenbau Für den Maschinenbau werden sehr viele Märkte als besonders interessante Absatzmärkte für die hessische Wirtschaft identifiziert. Hierfür spricht auch, dass Produkte des hessischen Maschinenbaus rund 13,5 % der hessischen Exporte ausmachen, während nur 8,5 % der weltweiten Importe auf diese Warengruppe entfallen. Für zehn Länder sind alle Kriterien überproportional ausgeprägt. Darunter sind insbesondere Länder, in denen die Industrie einen intensiven Modernisierungsprozess durchläuft. Zudem erfüllen mit Indonesien, Kasachstan und Oman drei Länder vier Kriterien, für die für das Kriterium des Wachstums auf internationaler Ebene keine Daten verfügbar sind. Mit Russland zählt ein Exportmarkt mit hohem Volumen zu den attraktivsten Zielländern. Dabei ist die Unsicherheit der zukünftigen Wirtschaftsbeziehungen aufgrund der aktuellen politischen Situation zu beachten. Mit China und den Vereinigten Staaten sind die beiden hessischen Exportmärkte mit dem größten Volumen unter den besonders attraktiven Exportmärkten. Für China ist lediglich der Anteil der internationalen Maschinenbauimporte gegenüber den weltweiten Maschinenbauimporten unterproportional ausgeprägt. Auf die USA entfällt ein unterproportionaler Anteil der hessischen Exporte im Maschinenbau. Dieses Ergebnis ist jedoch vor allem auf die weit überproportionalen Absätze der hessischen Medizin- und Pharmaindustrie in die USA zurückzuführen.20

20 Vergleiche für detaillierte Analysen hinsichtlich der USA Werner, Petkova und Harsche (2015).

44


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 6: Attraktive Auslandsmärkte im Maschinenbau Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Russische Föderation

410,4

6

Türkei

219,6

16

Mexiko

178,2

18

Brasilien

168

19

Saudi-Arabien

99,5

23

Thailand

66,6

32

Belarus

47,8

39

20

51

15,2

55

Chile Vietnam Peru

7,8

67

1.180,8

1

Vereinigte Staaten

853,2

2

Tschechische Republik

344,2

10

Schweden

186,6

17

Slowakei

95,3

24

Hongkong

87,4

27

Kanada

76,5

29

China

Singapur

70,6

30

Indonesien

NA

49,2

37,5

Kasachstan

NA

29,3

45

Oman

NA

13,4

58,5

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

Frankreich

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

747

3

Vereinigtes Königreich

650,9

4

Niederlande

461,3

5

Österreich

407,7

7

Italien

361,8

8

Polen

354,2

9

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

45


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Medizin und Pharma Der mit großem Abstand bedeutendste Markt für medizinische und pharmazeutische Produkte aus Hessen sind die USA. Mit 3,2 Mrd. Euro ist das Exportvolumen in die USA fünfmal so hoch wie nach Frankreich, das mit rund 656 Mio. Euro der zweitgrößte hessische Exportmarkt ist. In die USA sind neben den hessischen Exporten (K1) auch die internationalen Importe (K2) der Branche überproportional ausgeprägt. Dabei übersteigt der hessische Exportanteil den internationalen Importanteil (K3). Die Exporte Hessens der Branche Medizin und Pharma sind in die USA zwischen 2008 und 2013 überproportional gestiegen (K5). Lediglich der Anstieg der internationalen Importe in die USA war geringer als dieser Anstieg weltweit zwischen 2008 und 2013 (K4). Eine positive Bewertung hinsichtlich aller fünf Kriterien erreichen Russland – das zudem auch hinsichtlich des Absatzvolumens der drittwichtigste Markt der hessischen Medizin- und Pharmabranche ist – sowie Saudi-Arabien, Argentinien und Kolumbien. Für Saudi-Arabien wurde auch in der genannten Befragung von AHKs bedeutendes Potenzial in dieser Branche identifiziert. Unter den hier identifizierten Absatzmärkten wurde zudem für Ägypten durch die dortige AHK ein starkes Importwachstum prognostiziert. Überraschend ist, dass sich das durch die AHK positiv eingeschätzte Potenzial der Türkei in der vorliegenden Analyse (noch) nicht bestätigen lässt. Ähnliches trifft auf die Situation in Thailand zu, das allerdings lediglich noch strukturell zurückhängt, während das Wachstum der internationalen Importe und der hessischen Exporte deutlich überproportional ist. Weitere durch die jeweilige AHK genannte Länder wie Indonesien, Malaysia und die Philippinen sind nicht unter den attraktivsten Märkten der hessischen Medizin- und Pharmabranche zu finden, was zum Teil auch auf fehlende Angaben in der statistischen Analyse zurückzuführen ist (Werner, Bauer, Harsche 2014, S. 81-92). Hervorzuheben ist die überproportionale Bedeutung dieser Branche für die hessischen Exporte. Während weltweit nur rund 3 % der Importe der Warengruppe Medizin und Pharma zuzuordnen sind, entfallen auf sie 13,5 % der hessischen Exporte.

46


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 7: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Medizin und Pharma Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Russische Föderation Saudi-Arabien

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

401

3

158,7

15

Argentinien

70,7

26

Kolumbien

63,4

29

3.271,8

1

Japan

304,8

8,5

Brasilien

126,9

18

Australien

112,1

20

Uruguay

76,3

25

Panama

56,7

30

Israel

51,4

32

Rumänien

36,8

39

Ägypten

31,4

41

Vietnam

31,3

42

Libanon

21,3

50

Chile

20,4

53

16,7

59

5,9

70

Vereinigte Staaten

Kasachstan

NA

Peru Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

655,7

2

Italien

386,5

4

Belgien

375,8

5

China

366,6

6

Vereinigtes Königreich

328,8

7

Spanien

304,8

8,5

Österreich

295,4

10

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

47


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Fahrzeuge Im Bereich der Fahrzeuge sind viele Absatzmärkte sowohl hinsichtlich des Volumens als auch der strukturellen Gegebenheiten für die hessische Industrie positiv zu bewerten. So weisen mit dem Vereinigten Königreich, Spanien, Österreich und Polen vier der fünf größten hessischen Auslandsmärkte auch deutliche strukturelle Vorteile auf. Lediglich das Wachstum ist in diesen hochentwickelten Volkswirtschaften schwächer als im weltweiten Durchschnitt. Die Exportstruktur im Bereich des Fahrzeugbaus wird durch das Vereinigte Königreich dominiert; das Exportvolumen beträgt mit 2 Mrd. Euro nahezu das Vierfache des Volumens in das zweitwichtigste Abnehmerland (Frankreich). Interessante Märkte, auf die ebenfalls relativ umfangreiche hessische Exporte im Fahrzeugbau entfallen, sind zudem die Türkei und Dänemark. Hinsichtlich aller fünf Kriterien ist lediglich Tunesien positiv zu bewerten, auf das aber trotzdem nur ein geringes hessisches Exportvolumen in Höhe von 13 Mio. Euro entfällt. Tunesien, das in der langfristigen Betrachtungsweise ab 2002 über alle Branchen eher zu den am schwächsten Märkten Hessens zählt, kann in einzelnen Branchen wie dem Fahrzeugbau bei einer relativen Betrachtung trotzdem punkten. Ein weiterer relativ kleiner Absatzmarkt, für den vier der fünf Kriterien erfüllt sind, ist Belarus. Insgesamt entfallen auf den Fahrzeugbau 10,3 der hessischen Exporte, der damit einen höheren Anteil als an den weltweiten Importen (8,6 %) hat.

48


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 8: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich der Fahrzeuge Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Tunesien Vereinigtes Königreich

Rang Exportvolumen Hessen 2013 13

44

2.019,2

1

Spanien

556,7

3

Österreich

465,7

4

Polen

416,7

5

Türkei

283,2

10

Dänemark

99,8

17

Belarus

17,3

40

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

Frankreich

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

565

2

Belgien

401,3

6

Italien

389,2

7

Niederlande

310,7

8

Ungarn

303,5

9

Vereinigte Staaten

277,8

11

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

49


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Elektronik Obwohl 10,2 % der hessischen Exporte der Warengruppe Elektronik zuzuordnen sind, ist sie gegenüber den weltweiten Importen mit 16,7 % unterproportional ausgeprägt. Estland erfüllt als einziges Land alle fünf Kriterien im Hinblick auf Struktur und Dynamik, um als attraktiver Absatzmarkt der hessischen Wirtschaft identifiziert zu werden. Das Volumen der hessischen Exporte in dieses vergleichsweise kleine Land ist mit 36,1 Mio. US-Dollar trotzdem relativ gering. Mit der Tschechischen Republik erfüllt ein Markt mit großem Volumen vier Kriterien – lediglich das Wachstum der Importe von Elektronikprodukten war in Tschechien geringer als im weltweiten Durchschnitt. Für Saudi-Arabien, das ebenfalls vier Kriterien erfüllt, ist darauf hinzuweisen, dass die AHK-Umfrage von Werner, Bauer und Harsche (2014) ebenfalls auf günstige Entwicklungschancen in der Elektronikbranche hindeutete. Auffällig ist, dass relativ viele Märkte das erste Kriterium – ein höhere Anteil der Branche an den Importen des Landes als im weltweiten Durchschnitt – nicht erfüllen. Dieser Effekt ist auf besonders hohe Importe von großen Ländern wie den USA und China, aber auch Singapur zurückzuführen, die den globalen Durchschnitt dominieren. Unter den Volumenmärkten erreichen mit den Niederlanden, Ungarn und China drei Märkte hinsichtlich drei Kriterien eine positive Bewertung. Hervorzuheben ist, dass mit dem Vereinigten Königreich und Österreich zwei wichtige Märkte Hessens hinsichtlich aller Kriterien unterproportional abschneiden.

50


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 9: Attraktive Auslandsmärkte in der Elektroindustrie Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Estland

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

35,8

40

Tschechische Republik

467,3

5

Australien

112,4

18

Hongkong

96,4

21

Thailand

91,2

22

Saudi-Arabien

82,5

23

Libanon

6,7

64

Peru

5,6

67

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

Niederlande

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

1.015,4

1

Frankreich

574,4

2

Vereinigtes Königreich

557,4

3

Vereinigte Staaten

532,3

4

Italien

389,4

6

Ungarn

265,1

7

Spanien

264,3

8

251

9

245,8

10

Österreich China Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

51


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Metall Auf die Warengruppe Metall entfallen 7 % der hessischen Exporte, sodass sie gegenüber den weltweiten Importen mit 6 % leicht überproportional ausgeprägt ist. Im Metallbereich erfüllt mit der Slowakei ein Absatzmarkt alle fünf Kriterien, um als attraktiver Markt für die hessische Wirtschaft identifiziert zu werden. Die Slowakei belegt Rang 16 in der Rangliste der hessischen Exportmärkte, was die überdurchschnittliche Bedeutung als Exportmarkt in dieser Branche unterstreicht – insgesamt befindet sich das Land auf dem Rang 23. Sowohl Länder mit hohen hessischen Exportvolumen als auch vergleichsweise kleine Absatzmärkte sind unter den Ländern mit vier günstigen Bewertungen als attraktivem Absatzmarkt. Italien, Tschechien und Schweden belegen die Ränge 2, 9 und 12 unter den hessischen Absatzmärkten, während Kuwait, Thailand und Kroatien zwar eine relativ günstige Marktstruktur und Dynamik aufweisen, aber hinsichtlich des Volumens von untergeordneter Bedeutung sind. Auch die wichtigsten Volumenmärkte, neben Italien vor allem die USA und die Schweiz, werden hinsichtlich der Kriterien vergleichsweise günstig bewertet. Die Bedeutung der Schweiz lässt sich hervorheben – sie liegt hinsichtlich der Metallexporte für Hessen auf Rang 3 der wichtigsten Exportdestinationen, während sie insgesamt Rang 9 erreicht.

52


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 10: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Metall Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Slowakei

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

77,2

16

Italien

647,8

2

Tschechische Republik

183,2

9

Schweden

151,7

12

23,6

34

Thailand

22,6

35

Kroatien

12,6

38

Kuwait

NA

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Vereinigte Staaten

885,3

1

Schweiz

403,6

3

Frankreich

368,1

4

Vereinigtes Königreich

315,4

5

Österreich

275,3

6

China

235,3

7

Niederlande

185,7

8

177

10

Polen Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

53


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Feinmechanik, Optik Der Bereich Feinmechanik und Optik gehört – obwohl gemessen am Exportvolumen nur die achtwichtigste Branche – zu den Stärkten Hessens: Rund 6 % der hessischen Exporte entfallen auf diese Branche, während nur 3 % der weltweiten Importe dieser Warengruppe zuzurechnen sind. Neben der Slowakei werden insbesondere asiatische Länder als attraktive Absatzländer identifiziert. China, Hongkong, Korea und Singapur erreichen jeweils in allen fünf Kriterien überproportionale Ergebnisse. Auch unter den weiteren ausgewählten Ländern finden sich überwiegend weit entfernte Absatzmärkte, während mit Russland und der Schweiz nur zwei europäische Länder bei vier Kriterien positiv bewertet werden. Mit Ausnahme Chinas sind die volumenstarken Absatzmärkte der hessischen Wirtschaft in diesem Bereich überwiegend dadurch gekennzeichnet, dass ihre weltweiten Importe im Jahr 2013 unterproportional ausgeprägt sind und das Wachstum ihrer weltweiten Importe zwischen 2008 und 2013 ebenfalls unterdurchschnittlich ausfiel. Zudem konnte auch die hessische Wirtschaft ihre Exporte in diese Länder meist nur unterproportional ausweiten. Großen Einfluss auf dieses Ergebnis hat die stark überproportionale Entwicklung in China, das den Bezug hessischer Waren im Bereich Feinmechanik und Optik zwischen 2008 und 2013 von 200 Mio. US-Dollar auf 500 Mio. US-Dollar stark ausgeweitet hat. 10,4 % der hessischen Exporte in diesem Bereich entfallen mittlerweile auf China, sodass gerade auch in dieser Branche die aktuellen Entwicklungen der chinesischen Wirtschaft in den Vordergrund treten können.

54


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 11: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich der Feinmechanik, Optik Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

China

484,5

2

Slowakei

103,7

15

Korea, Republik

101,5

16

Hongkong

52,1

22

Singapur

37,5

28

Russische Föderation

140,7

10

Schweiz

131,8

11

49

23

Argentinien

22,7

38

Chile

Saudi-Arabien

12,1

44

Vietnam

8,8

50

Kolumbien

8,5

53

4

66

3,4

68

Peru Libanon Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

Vereinigte Staaten Niederlande Frankreich Vereinigtes Königreich

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

584,2

1

437

3

263,3

4

192

5

Spanien

186,8

6

Tschechische Republik

147,7

7

Japan

147,5

8

Italien

141,7

9

Österreich

129,2

12

Belgien

120,4

13

Polen

115,1

14

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

55


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Ernährungswirtschaft Im Bereich der Ernährungswirtschaft, deren hessische Anbieter vor allem bei superioren bzw. hochwertigen Gütern komparative Stärken aufweisen, ist das Spektrum der identifizierten attraktiven Zielmärkte vergleichsweise schmal. In der relativen Betrachtung erreicht die Branche 3,3 % an den hessischen Exporten, während 6,4 % der weltweiten Importe auf entsprechende Produkte entfallen. Lediglich ein einziges Land, nämlich Norwegen, erfüllt sämtliche der vorgegebenen Kriterien (vergleiche Tabelle 12). Die Niederlande, die beispielsweise im Jahre 2013 auf Rang 8 der Liste der weltweit bedeutendsten Güterimportmärkte (gemessen in USD-Werten) lagen (vgl. Görg et al., 2015, S. 307), können lediglich bei Kriterium 3, das den Anteil einer Branche an den hessischen Exporten in einem Land in Relation zum Anteil der betreffenden Branche an den gesamten Importen dieses Landes setzt, nicht reüssieren. Dies gilt ebenso für die eher kleinen Volkswirtschaften Litauens und des Libanon. Die Türkei, selber bei ausgewählten Ernährungsgütern wie etwa Obst und Gemüse ein bedeutender Agrarexporteur, weist hingegen bezüglich des Kriteriums 1, das den Anteil einer Branche an den Importen eines Landes in einen Vergleich zum Anteil des betreffenden Gutes an den weltweiten Importen stellt, eine statistisch gemessene Schwäche auf. Auch ist in diesem Zusammenhang das laut dem aktuellen World Economic Outlook des Internationalen Währungsfonds eher moderate Wirtschaftswachstum in diesem Land zu erwähnen, das auf mittlere Sicht keine starken Impulse für die Konsumnachfrage für Ernährungsgüter erwarten lässt (vgl. IMF, 2015, S. 52). Von den hier definierten Volumenmärkten können lediglich vier, und zwar Frankreich, Italien, Polen und die Russische Föderation, in drei der Beurteilungskriterien punkten. Im Falle von Frankreich (in 2013 auf Rang 5 der bedeutendsten Güterimportmärkte) und Italien (Rang 10; vgl. Görg et al., 2015, S. 307) liegen komparative Schwächen bei den Kriterien 3 und 4, bei Polen und der Russischen Föderation bei den Kriterien 3 und 5. Bei Kriterium 4 wird, wie oben erläutert, bezüglich einer Branche ein Vergleich zwischen der Entwicklung der Importe eines Landes mit der Entwicklung der weltweiten Importe vorgenommen. Das Kriterium 5 beleuchtet wie oben skizziert die Ausfuhrseite, indem hinsichtlich einer Branche die Entwicklung der hessischen Exporte in ein Land in Relation zur Entwicklung der gesamten hessischen Exporten gesehen wird.

56


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 12: Attraktive Auslandsmärkte in der Ernährungswirtschaft Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Norwegen

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

29,8

Niederlande

18

201,4

3

Türkei

77,4

11

Litauen

11,8

30

Libanon

2

58

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

402,7

1

Italien

243,6

2

Österreich

198,1

4

Vereinigtes Königreich

181,1

5

Polen

127,1

6

Schweiz

115,6

7

Russische Föderation

109,8

8

Spanien

87,1

9

Belgien

80,7

10

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

57


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Papier, Holz, Möbel Im Branchensegment Papier, Holz und Möbel, das eine zentrale Komponente des in Hessen u. a. aufgrund seines hohen Bewaldungsprozents vergleichsweise bedeutsamen Clusters Forst und Holz bildet, deckt der Wirtschaftsstandort Hessen weite Teile der Wertschöpfungskette ab, und dies in zahlreichen Produktdifferenzierungen. Zu beachten sind die für zahlreiche holzwirtschaftliche Produkte vergleichsweise hohen Transportkosten, die Güterbewegungen über lange Distanzen vergleichsweise unattraktiv machen. Die Branche exportiert geringfügig überproportional viele Güter, sie hat einen Anteil an den hessischen Exporten von 2,7 %, während der Anteil an den weltweiten Importen 2,1 % beträgt. Insgesamt fünf Länder zeichnen sich im Bereich Papier, Holz und Möbel als Exportdestinationen durch eine vollumfängliche Erfüllung der hier erörterten Kategorisierungskriterien aus. Es sind dies Russland, das selbst einer der weltweit bedeutendsten Holzexporteure ist, und die eher kleinen Volkswirtschaften Litauen, Chile, Neuseeland und Peru. Unter den Nachbarländern Deutschlands mit eher umfangreichen Handelsvolumina ragen insbesondere Polen, Belgien, die Schweiz und Schweden mit jeweils lediglich einem nichterfüllten Kriterium hervor. Es sind dies mit Ausnahme von Belgien allesamt bedeutende Holzerzeugerländer, die darüber hinaus über umfangreiche eigene Verarbeitungskapazitäten verfügen. Was die eigentlichen Volumenmärkte betrifft, so sind unter diesen Frankreich und die Niederlande zu nennen, denn für diese Länder können unter Rückgriff auf immerhin die ersten drei der zugrunde gelegten Kriterien Hinweise auf eine komparative Vorteilhaftigkeit als Exportdestinationen verifiziert werden.

58


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 13: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Papier, Holz, Möbel Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Russische Föderation

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

107,2

5

Litauen

13,3

25,5

Chile

10,4

30,5

Neuseeland

3,2

56

Peru

2,6

57,5

Polen

174,6

2

Belgien

149,2

3

Schweiz

103,7

7

Schweden

85,3

11

Finnland

22,5

18

Norwegen

14,8

23

Slowenien

11

29

Kroatien

7,6

34

Kasachstan

6,3

38

Kolumbien

NA

4,2

50

Pakistan

3,8

51

Bosnien-Herzegowina

2,5

59

2

62,5

Tunesien Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

270,5

1

Niederlande

124,5

4

107

6

102,2

8

91

9

89,7

10

Vereinigte Staaten Österreich Italien Vereinigtes Königreich Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

59


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Glas, Stein, Keramik Der Bereich Glas, Stein, Keramik erreicht unter den hier betrachteten Warengruppen mit einem Exportvolumen Hessens von 1,1 Mrd. Euro im Jahr 2013 die drittkleinste Warengruppe. Die Warengruppe ist für Hessen proportional bedeutsam, da sie sowohl 2 % der hessischen Exporte als auch der weltweiten Importe ausmacht. Russland erreicht als einziges Land fünf positive Bewertungen bei den hier angelegten Kriterien, wobei bei Einschätzungen zu Russland die aktuelle politische Situation in diesem Land berücksichtigt werden muss, die in den Exportzahlen zwischen 2008 und 2013 noch nicht enthalten ist. Für Kasachstan, Nigeria und den Oman fehlen Angaben zur internationalen Dynamik. Auffällig ist, dass beispielsweise mit der Türkei Mexiko, Kanada, Singapur und Ägypten insbesondere Länder positiv bewertet werden, die international eine unterproportionale Nachfrage nach den Gütern dieser Warengruppe aufweisen. Dies spricht für eine Nachfrage nach sehr spezifischen hessischen Gütern. Zudem ist hervorzuheben, dass keine der größten Exportdestinationen Hessens in dieser Warengruppe bei mehr als drei Kriterien positiv bewertet werden kann. Frankreich und Italien weisen zumindest strukturelle Vorteile der hessischen Exporte gegenüber dem hessischen Durchschnitt (K2) und den internationalen Importen (K3) auf. Allerdings ist seine Nachfrage international unterdurchschnittlich (K1), das Wachstum der hessischen Exporte (K5) und der Importe entwickelten sich zwischen 2008 und 2013 gegenüber dem jeweiligen durchschnittlichen Wachstum ebenfalls unterdurchschnittlich.

60


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 14: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Glas, Stein, Keramik Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Russische Föderation

84,7

Türkei

68,5

9

Luxemburg

19,7

18

Mexiko

18,8

19

Kanada

16,1

21

Singapur

10,3

26

Ägypten

6,2

34

Kroatien

5,4

36

4,4

43

4,2

45

4

47

Chile

3,9

48,5

Peru

3,1

51

2,9

53,5

1,7

62

Kasachstan

NA

Algerien Nigeria

NA

Jordanien Oman

NA

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

6

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

165,8

1

Italien

104,8

2

Österreich

95,9

3

Belgien

89,2

4

Polen

87

5

Schweiz

78,9

7

Vereinigte Staaten

76,1

8

Vereinigtes Königreich

63,1

10

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. NA:

keine Angaben verfügbar.

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

61


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Rohstoffe Der Rohstoffsektor ist für die hessischen Exporte im Vergleich zu den internationalen Importen – zu denen hier insbesondere auch Erdöl und Erdgas zählen – äußerst unterproportional ausgeprägt. Während im Jahr 2013 knapp 23 % der weltweiten Importe auf Rohstoffe entfallen, liegt deren Anteil an den hessischen Exporten bei rund 2 %. Dementsprechend lassen sich lediglich für die Niederlande und Ägypten vergleichsweise positive Bewertungen des Absatzmarktes vornehmen.

62


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 15: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Rohstoffe Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Niederlande Ägypten Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

119,3

4

4,1

27

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Schweiz

219,5

1

Belgien

187,9

2

Vereinigte Staaten

172,1

3

Frankreich

92,7

5

Luxemburg

73,2

6

Österreich

67,7

7

Italien

55

8

Polen

46,9

9

China

35,3

10

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

63


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Textil, Bekleidung Auch für die Textil- und Bekleidungsbranche, die während der vergangenen drei Jahrzehnte in nahezu sämtlichen Industrieländern in ihren arbeitsintensiven Produktionsschritten nahezu vollumfänglich verdrängt wurde und lediglich insbesondere im wertschöpfungsintensiven Bereich der Produktentwicklung weiterhin betriebliche Kapazitäten aufrechterhält, wurde der Frage nach attraktiven Exportmärkten nachgegangen. Der Anteil der Textilwaren an den hessischen Exporten ist mit 1,2 % allerdings deutlich geringer als an den weltweiten Importen mit knapp 5 %. Gemessen an den hier berücksichtigten Kriterien lassen sich eher spärliche Indizien auf herausragende Exportdestinationen identifizieren. Unter den Ländern, die immerhin vier der vorgegebenen Bewertungskriterien erfüllen, sind mit nennenswerten Exportvolumina Belarus und Serbien zu erwähnen (siehe Tabelle 16). Unter den Volumenmärkten weisen Italien, die Niederlande, die Schweiz und Polen insofern Charakteristika vielversprechender Ausfuhrdestinationen aus, als dass die Außenhandelsstrukturen dieser Länder jeweils immerhin dreien der für die vorliegende Untersuchung maßgeblichen Bewertungskriterien entsprechen. Hierbei handelt es sich um Hochlohnstandorte, in denen ähnlich wie in Hessen nur wertschöpfungsintensive Schritte der Textilproduktion Zukunftspotenziale aufweisen dürften (eine Ausnahme bildet hier – mit Abstrichen – Polen).

64


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Tabelle 16: Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Textil, Bekleidung Attraktive Absatzmärkte (Struktur, Dynamik)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Belarus

10,1

Serbien

7,1

26

Kolumbien

2,4

44,5

Neuseeland

0,7

57

Attraktive Absatzmärkte (Volumenmärkte)

K1

K2

K3

K4

K5

Exportvolumen Hessen 2013 in Mio. US-Dollar

21

Rang Exportvolumen Hessen 2013

Frankreich

80,3

1

Italien

69,8

2,5

Niederlande

69,8

2,5

Vereinigte Staaten

59,3

4

Österreich

58,9

5

Vereinigtes Königreich

56

6

Belgien

41,4

7

Schweiz

37,6

8

36

9

Polen

34,2

10

China

30,2

11

Spanien

27,1

12

Tschechische Republik

Vgl. zur Definition der Kriterien K1 bis K5 die Übersicht auf Seite 44. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), UN Comtrade, Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

65


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

3

Qualitative Untersuchung zu Rahmenbedingungen, Entwicklungen und Perspektiven des Auslandsgeschäfts hessischer KMU

3.1

Konzeption der Befragung

Im März und April 2015 wurden hessische kleine und mittelständische Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes schriftlich zu attraktiven Auslandsmärkten der hessischen Wirtschaft befragt. Die Adressaten der Befragung wurden über die Unternehmensdatenbank MARKUS ermittelt. Befragt wurden im Rahmen einer Vollerhebung rund 1.450 Unternehmen, die Rücklaufquote beträgt 12,3 %. Von den insgesamt 179 Antwortenden wurden nicht alle Fragen beantwortet, sodass bei den nachfolgenden Auswertungen voneinander abweichende Antwortzahlen angegeben werden. Tabelle 17: Strukturelle Daten der schriftlichen Erhebung zu attraktiven Auslandsmärkten der hessischen Wirtschaft Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur Zielgruppe der Befragung

KMU im hessischen verarbeitenden Gewerbe

Befragungssample

Vollerhebung nach Adressauswertung der MARKUS-Datenbank: 1456 Unternehmen

Befragungszeitraum

März / April 2015

Rücklauf

179 verwertbare Antworten

Rücklaufquote

12,3 %

Themenfelder

- Branchenspektrum und Größenstruktur - Art der Auslandsaktktivitäten - Räumliche Schwerpunkte des internationalen Engagements - Zukunftspotenziale in einzelnen Zielmärkten - Herausfodreungen und Chancen im eignen Auslandsgeschäft - Kommentare zu den Rahmenbedingungen und zur Förderpolitik

Quelle: Darstellung der Hessen Agentur

Das inhaltliche Spektrum der Erhebung reichte von strukturellen Daten wie Unternehmensgröße und Branchenzugehörigkeit über regionale Schwerpunkte und Zielländer bis hin zu erwarteten Chancen und Risiken des Auslandsengagements. Der Fragebogen befindet sich in Anhang 1.

66


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3.2

Branchenspektrum und Größenstruktur

Der erste Teil der Befragung betraf wesentliche Aspekte der Unternehmensstruktur, und zwar die Branche, die Standortregion, die Beschäftigtenzahl und den Jahresumsatz. Hinsichtlich der Branchenzuordnung ist festzuhalten, dass 22 % der befragten Unternehmen zum Wirtschaftszweig „Metallerzeugung und -bearbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen“ gehören (siehe Abbildung 20). Den Wirtschaftszweigen „Maschinenbau“ und „Elektrotechnik“ haben sich 15 % bzw. 13 % der Befragungsteilnehmer zugeordnet. An nächster Stelle steht mit 8 % das Ernährungsgewerbe, gefolgt von der Gummi- und Kunststoffverarbeitung mit 7 % wie auch von dem Papier- und Druckgewerbe und von der Holz- und Möbelindustrie mit jeweils 6 %. Die Chemie- und Pharmaindustrie ist verglichen mit ihrer strukturellen Bedeutung innerhalb der hessischen Wirtschaft unter den Unternehmen mit 4 % unterproportional vertreten. Dies gilt ebenfalls für das Ernährungsgewerbe. Nimmt man nämlich die Statistik des Verarbeitenden Gewerbes als Vergleichsmaßstab, so ergeben sich aus dieser Anteile der beiden vorgenannten Wirtschaftszweige an der Gesamtzahl der statistisch erfassten Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes von 7 % 21 bzw. 12 % (Hessisches Statistisches Landesamt 2015a). Der entsprechende Anteil aus der amtlichen Statistik für die Metallindustrie ist hingegen mit 15 % merklich niedriger als der in der Erhebung gemessene Vergleichswert. Dieser Wirtschaftszweig kommt somit in der Erhebung überproportional zur Geltung. Auf den Fahrzeugbau entfällt sowohl in der Erhebung als auch in der amtlichen Statistik derselbe Anteil, nämlich 3 %, was auf eine eher durchschnittliche strukturelle Bedeutung hinweist. Der für den Maschinenbau in der Gewerbestatistik ausgewiesene Anteil liegt mit 14 % ebenfalls nahezu gleichauf mit dem Vergleichswert aus der vorliegenden Untersuchung.

21 Die Angaben beziehen sich auf das gesamte Verarbeitende Gewerbe, obwohl die Branchenstruktur unter den KMU als Zielgruppe der Befragung hiervon leicht abweicht, sich diese aus der amtlichen Statistik aber nur näherungsweise ermitteln lässt. So haben die Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche an den Unternehmen zwischen 20 und 250 Mitarbeitern einen Anteil von 6 % an den entsprechenden Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt.

67


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 20: Strukturelle Merkmale der teilnehmenden Unternehmen Regierungsbezirk n=167

Branche n=176

RB Gießen 35 (21%)

RB Darmstadt 91 (54.5%)

0

20

40

60

80 Anzahl

0

Umsatz n=171

über 2 bis 5 Millionen Euro

54 (31.6%)

über 5 bis 10 Millionen Euro

35 (20.5%)

über 350 bis 400 Mitarbeiter

1

über 300 bis 350 Mitarbeiter

0

über 250 bis 300 Mitarbeiter

0

über 200 bis 250 Mitarbeiter

2

über 100 bis 150 Mitarbeiter

39 (22.8%)

3 (1.8%) 0

10

30

14 44 101

bis 50 Mitarbeiter 20

30

40

40 Anzahl

Angaben der Unternehmen zur Anzahl der Mitarbeiter

über 50-100 Mitarbeiter über 50 Millionen Euro

20

5

über 150 bis 200 Mitarbeiter über 10 bis 50 Millionen Euro

10

Anzahl Mitarbeiter n=167

40 (23.4%)

bis 2 Millionen Euro

14 (8%) 7 (4%) 13 (7.4%) 39 (22.2%) 23 (13.1%) 26 (14.8%) 6 (3.4%) 6 (3.4%) 4 (2.3%) 10 (5.7%) 10 (5.7%) 10 (5.7%) 8 (4.5%)

Ernährungsgewerbe Chemie, Pharma Gummi und Kunststoffverarbeitung Metallerzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen Elektrotechnik Maschinenbau Fahrzeugbau Stein und Glas Textil, Bekleidung, Leder Papier und Druck Holz und Möbel sonstiges Verarbeitendes Gewerbe sonstige Wirtschaftsbereiche

RB Kassel 41 (24.6%)

50 Anzahl

0

20

40

60

80

100 Anzahl

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Einige der befragten Unternehmen haben sich nicht den im Erhebungsbogen vorgegebenen Branchen zugeordnet, sondern zur Beschreibung ihres Tätigkeitsfeldes eigene Bezeichnungen gewählt. In Hinsicht auf das Verarbeitende Gewerbe waren dies beispielsweise die folgenden Begriffe:

Herstellung von Otoplastiken und individuellem Gehörschutz

Medizintechnik

Musikinstrumentenbau

Zahntechnik

68


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Zubehör Modelleisenbahn

Als Bezeichnungen, die außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes angesiedelt sind, wurden u. a. genannt:

Dienstleistung, Beratung, Handel

Großhandel

Planung und Organisation

Sanitätshaus

Telekommunikation

Die Erhebungsergebnisse zum Standortmuster weisen auf eine deutliche Ballung der befragten Anbieter im südhessischen Raum hin, denn auf die Standortregion des Regierungsbezirks Darmstadt entfallen 55 % der Unternehmen (siehe Abbildung 20). Im Regierungsbezirk Gießen sind 21 % der Anbieter lokalisiert, verglichen mit 25 % im Regierungsbezirk Kassel. Auch diese Anteile lassen sich wiederum in einen Vergleich mit entsprechenden Werten aus der amtlichen Statistik stellen. Aus dieser ergibt sich für den Regierungsbezirk Darmstadt ein Anteil an sämtlichen in Hessen statistisch erfassten Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes von 50 %. Auf die Regierungsbezirke Gießen und Kassel entfallen jeweils 25 % der Betriebe (Hessisches Statistisches Landesamt 2015a). Verglichen mit der räumlichen Verteilung der in der amtlichen Statistik berücksichtigten Unternehmen ist demnach unter den Standortregionen der Unternehmen, die sich an der Befragung beteiligt haben, der Regierungsbezirk Gießen unterrepräsentiert, während der Regierungsbezirk Darmstadt überrepräsentiert ist. Die Größe der befragten Unternehmen wurde hinsichtlich der Merkmale Beschäftigtenzahl und Jahresumsatz thematisiert. Zielgruppe der Befragung sind KMU, was bei der Adressauswahl in der MARKUS-Datenbank durch entsprechende Mitarbeiterund Umsatzkriterien berücksichtigt wurde. Um die Größenstruktur der befragten Unternehmen besser zu veranschaulichen, kann man auf die von der EU definierten Mittelstandskriterien zurückgreifen. Nur drei Unternehmen sind als Kleinstunternehmen zu definieren, da sie sowohl weniger als zehn Mitarbeiter und einen Umsatz unter 2 Mio. Euro haben. Die übrigen Unternehmen, die einen Umsatz von bis zu zwei Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr erzielt haben, sind aufgrund ihrer Mitarbeiterzahl den Kleinunternehmen zuzuordnen. Insgesamt fallen 23 Prozent der befragten Unternehmen in die unterste Umsatzkategorie. Der nächsthöheren Umsatzkategorie der Befragung – über zwei bis fünf Millionen Euro – haben sich 32 % der Befragungsteilnehmer zugeordnet. Zur Umsatzkategorie von über fünf bis

69


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

zehn Millionen Euro zählen 21 %, so dass auf das Aggregat der beiden vorstehenden Umsatzkategorien 53 % der befragten Unternehmen entfallen. Zur Einordnung dieses Werts lassen sich wiederum die EU-Mittelstandskriterien heranziehen. Diese besagen, dass ein Jahresumsatz von 2 bis unter 10 Mio. Euro als Anhaltspunkt für eine Definition als Kleinunternehmen gilt. Zur Umsatzkategorie von über zehn bis 50 Millionen Euro gehören 23 % der Anbieter. Gemäß den EU-Vorgaben gilt ein Jahresumsatz von 10 bis unter 50 Mio. Euro als Kriterium zur Klassifizierung als mittleres Unternehmen. Laut den EU-Vorgaben ist ein Unternehmen mit einem Umsatz von 50 Mio. Euro und mehr nicht mehr den KMU, sondern den Großunternehmen zuzuordnen. In diese oberste Umsatzkategorie – über 50 Millionen Euro – fallen nur drei Antwortende, was von einer geringen Abweichung zwischen den zur Auswahl der Adressaten entscheidenden Angaben der MARKUS-Datenbank und den aktuellen Umsatzdaten der Unternehmen zeugt. Über eine Auswertung der hessischen Umsatzsteuerstatistik lassen sich die vorstehenden Erhebungsergebnisse ansatzweise in einen Vergleich mit der Größenstruktur der hessischen Wirtschaft insgesamt setzen. So entfällt in der hessischen Umsatzsteuerstatistik des Jahres 2013 auf die Kategorie der Anbieter, die einen Jahresumsatz von weniger als 2 Mio. Euro erwirtschaftet haben, ein Anteil von immerhin 84 % an der Gesamtheit der dort erfassten Unternehmen, da hierin die in der Befragung nicht berücksichtigten Kleinstunternehmen enthalten sind. In der Kategorie mit 2 bis unter 5 Mio. Jahresumsatz beläuft sich der entsprechende Anteil auf 7 %. Die Anteile der Umsatzkategorien 5 bis unter 10 Mio. Euro und 10 bis unter 50 Mio. Euro betragen 3 % bzw. 4 %, während einen Umsatz von 50 Mio. Euro und mehr nur eine kleine Minderheit von 1 % der Unternehmen erwirtschaftet (Hessisches Statistisches Landesamt 2015b). Was den weiteren hier berücksichtigten Größenindikator – nämlich die Beschäftigtenzahl – anbelangt, so haben 60 % der Befragungsteilnehmer angegeben, dass in ihren Unternehmen bis zu 50 Mitarbeiter tätig sind. Orientiert man sich zur Einordung dieses Werts an der EU-Mittelstandsdefinition, so bildet eine Belegschaft von 10 bis 49 Beschäftigten ein wesentliches Kriterium zur Einordnung als Kleinunternehmen. Weitere 26 % der Befragten geben eine Größenordnung von über 50 bis 100 Mitarbeitern an. Den nächsthöheren Größenkategorien – über 100 bis 150 Mitarbeiter und über 150 bis 200 Mitarbeiter – haben sich 8 % bzw. 5 % der Erhebungsteilnehmer zugeordnet. In den höheren Größenkategorien finden sich nur spärliche Angaben. Beispielsweise umfasst die Größenklasse über 200 bis 250 Mitarbeiter lediglich 2 der befragten Anbieter. Eine Belegschaft in der Größenordnung von 50 bis 249 Mitarbeitern, die gemäß den EU-Erfassungskriterien als Indiz für eine Kategorisierung als mittleres Unternehmen gilt, weisen insgesamt 65 der befragten Anbieter auf. Ein ein-

70


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

ziges Unternehmen fällt mit der Angabe von 400 Mitarbeitern aus der Mittelstandsdefinition heraus. Die Einzelangaben der Unternehmen zur Mitarbeiterzahl sind als rote Punkte in Abbildung 20 wiedergegeben, sodass die Verteilung der Unternehmen innerhalb der einzelnen Klassen deutlich wird. Die Erhebungsergebnisse stimmen für das Jahr 2014 im Hinblick auf die Verteilung der KMU mit der Gewerbestatistik des Hessischen Statistischen Landesamtes weitgehend überein. 55 % der in der Gewerbestatistik erfassten Betriebe zählen zur Größenkategorie mit bis zu 49 Beschäftigten. Weitere 25 % der Betriebe haben 50 bis 99 Beschäftigte. Die vergleichsweise großen Betriebe sind im hessischen Verarbeitenden Gewerbe insgesamt etwas stärker vertreten als im Befragungssample, denn die Größenkategorie mit 100 bis 249 Beschäftigten umfasst 20 % der in der amtlichen Statistik erfassten KMU (Hessisches Statistisches Landesamt 2015a). Abschließend ist festzuhalten, dass – gemessen am Jahresumsatz und der Mitarbeiterzahl – mehr als 96 % der befragten Unternehmen den Größenkriterien von KMU entsprechen.

3.3

Auslandsaktivitäten der Unternehmen

Die an der Befragung teilnehmenden Unternehmen betreiben vielfältige Auslandsaktivitäten. Knapp 71 % der Unternehmen exportieren aktuell Waren ins Ausland. Häufig wird die Bearbeitung wichtiger Auslandsmärkte durch die Einrichtung eigener oder in Kooperation betriebener Repräsentanzen bzw. Vertriebsbüros institutionalisiert. Rund 34 % der Unternehmen gaben an, dieses Instrument zu nutzen. Da dieses Instrument nahezu ausschließlich für exportierende Unternehmen sinnvoll ist, betreiben von den 118 exportierenden Unternehmen damit rund 47 % der Unternehmen Repräsentanzen und Vertriebsbüros. Eine eigene bzw. in Kooperation betriebene Stätte zur Produktion bzw. Dienstleistungserstellung im Ausland dient ebenfalls häufig dazu, einen Auslandsmarkt zu beliefern. Dies kann Transportkosten sparen oder Zollabgaben vermindern. In verschiedenen Ländern bestehen verpflichtende oder freiwillige Regelungen, einen gewissen Anteil der Wertschöpfung vor Ort zu erstellen, um dort ein Produkt verkaufen zu dürfen. Auch Serviceleistungen wie Reparatur und Wartung können ausgehend von diesen Einrichtungen einfacher durchgeführt werden. Gerade im Bereich der Dienstleistungen ist häufig eine Präsenz vor Ort unabdingbar. Demgegenüber bindet eine eigene Produktions- bzw. Dienstleistungseinrichtung im Ausland vergleichsweise viel Kapital und ist mit entsprechenden Investitionsrisiken behaftet, wodurch diese Möglichkeit für KMU eventuell finanziell nicht tragbar ist. Auch bestehen in mehreren Schwellenländern zur Gründung von Tochterunternehmen bzw. Produktionsstätten ausländischer Anbieter restriktive Vorgaben. Unter den teilnehmenden hessischen KMU gaben knapp 18 % der Unternehmen an, dass sie eine eigene oder in Kooperation betriebene Stätte zur Produktion oder Dienstleistungser-

71


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

bringung unterhalten. Unter diesen 29 Unternehmen sind 26 Unternehmen gleichzeitig im Export tätig. Für die drei übrigen Unternehmen dienen diese Auslandsstandorte daher lediglich der Optimierung des Produktionsprozesses. Im Rahmen der Globalisierung erstrecken sich die Wertschöpfungsketten häufig auf viele Länder. So geben auch knapp 51 % der KMU an, dass sie Waren aus dem Ausland importieren. Absatzund Bezugsseite gehen hinsichtlich der internationalen Vernetzung häufig Hand in Hand: Mehr als 64 % der exportierenden Unternehmen sind auch Importeure, während nur 10 % der nicht exportierenden Unternehmen Waren importieren. Zusätzlich zum Status-Quo der Auslandsaktivitäten machen die KMU Angaben zur Planung der Fortsetzung bzw. Aufnahme oder der Einstellung der verschiedenen Auslandsaktivitäten. Die überwältigende Mehrheit der Unternehmen ist mit ihrer aktuellen Strategie zufrieden, sodass sie auch in Zukunft – der abgefragte Zeithorizont umfasst die nächsten drei Jahre – an dieser festhalten werden. Von 142 Unternehmen, die sowohl Angaben zu ihrer aktuellen Exporttätigkeit als auch ihrer zukünftigen Exporttätigkeit machen, wollen nur zwei Unternehmen ihre Strategie ändern. Ein exportierendes Unternehmen wird sich in Zukunft ausschließlich dem Inlandsmarkt widmen, ein bisher nicht im Auslandsmarkt aktives Unternehmen möchte eine Exporttätigkeit aufnehmen.22 Drei Unternehmen wollen in Zukunft ihre Repräsentanzen bzw. Vertriebsbüros nicht weiter unterhalten, wohingegen doppelt so viele Unternehmen ihre Auslandsaktivitäten durch dieses Instrument zukünftig unterstützen wollen. Vergleichsweise attraktiv erscheint den befragten Unternehmen der Aufbau einer Stätte zur Produktion bzw. Dienstleistungserbringung im Ausland. 10 Unternehmen planen die Errichtung eines entsprechenden eigenen oder in Kooperation betriebenen Auslandsstandorts, wohingegen nur ein Unternehmen ein solches Engagement aufgeben will. Hinsichtlich des Importes planen 4 Unternehmen eine Aufnahme und ein Unternehmen die Einstellung dieser Aktivität, während 138 Unternehmen ihre derzeitige Ausrichtung beibehalten wollen.

22 Dagegen planen 100 Exporteure, weiterhin auf dem Auslandsmarkt aktiv zu sein, und 40 Unternehmen beschränken sich derzeit und in Zukunft auf den heimischen Markt.

72


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 21: Derzeitige und zukünftige Auslandsaktivitäten Welche Auslandsaktivitäten betreibt Ihr Unternehmen derzeit? Export n=167

118 (70.7%)

Import n=164

83 (50.6%)

eigene oder in Kooperation betriebene Produktionsstätten / Dienstleistungserbringung n=164 eigene oder in Kooperation betriebene Repräsentanzen / Vertriebsbüros n=164

29 (17.7%)

56 (34.1%) 0

20

40

60

80

100

120 Anzahl

Planungen zur Aufnahme / Einstellung der Auslandsaktivität in den nächsten drei Jahren 1

Export n=142

4

Import n=143

1

eigene oder in Kooperation betriebene Produktionsstätten / Dienstleistungserbringung n=147 eigene oder in Kooperation betriebene Repräsentanzen / Vertriebsbüros n=148

Aktivität neu aufnehmen derzeitige Aktivität einstellen

1

10 1 6 3 0

2

4

6

8

10

12 Anzahl

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

3.4

Auslandsumsatz und Exportquote

Im Vordergrund der Untersuchung stehen die Exportaktivitäten der hessischen KMU im Ausland. Daher wurden die den nachfolgenden Analysen zugrundeliegenden Fragen nur von Unternehmen beantwortet, die angegeben haben, dass sie entweder derzeit exportieren oder dies zumindest in den nächsten drei Jahren planen. Dies sind 119 der 179 befragten Unternehmen, sodass rund 66,5 % der teilnehmenden Unternehmen aktuell oder zukünftig Exportaktivitäten betreiben.

73


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

In Abbildung 22 sind die Angaben der Unternehmen zur Exportquote, das heißt des Anteils des Umsatzes im Ausland bezogen auf den gesamten Umsatz wiedergegeben. Die Einzelangaben der Unternehmen wurden in Größenklassen zusammengefasst. Der größte Teil der Unternehmen erwirtschaftet nur einen geringen Anteil des Umsatzes im Ausland; für 31 Unternehmen beträgt der Anteil des Auslandsumsatzes bis zu 10 %. Abbildung 22: Anteil Auslandsumsatz insgesamt Welcher Anteil des Umsatzes Ihres Unternehmens entfällt auf ausländische Märkte? n=118 1 (0.8%)

über 90% bis 100%

Angabe der Unternehmen zum Anteil des Auslandsumsatzes

0 (0%)

über 80% bis 90%

9 (7.6%)

über 70% bis 80%

6 (5.1%)

über 60% bis 70%

14 (11.9%)

über 50% bis 60%

19 (16.1%)

über 40% bis 50% 10 (8.5%)

über 30% bis 40%

11 (9.3%)

über 20% bis 30%

17 (14.4%)

über 10% bis 20%

31 (26.3%)

bis 10% 0

5

10

15

20

25

30

35 Anzahl

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Zu beachten ist, dass Unternehmen die keine Exporttätigkeit durchführen, d.h. einen Anteil des Auslandsumsatzes von null Prozent aufweisen würden, diese Frage nicht beantwortet haben.23 Es ist auffällig, dass die Anzahl der Unternehmen zunächst mit steigenden Exportquoten zurückgeht, bis dann die Gruppen mit einem Auslandsumsatzanteil von 40 % bis 50 % und 50 % bis 60 % wieder stärker besetzt sind. Vermutlich sind Unternehmen mit einem eher geringen Anteil des Auslandsumsatzes eher passiv im Auslandsgeschäft orientiert, d.h. sie reagieren auf Nachfrage aus dem Ausland. Wechseln die Unternehmen die Strategie und bearbeiten die Auslandsmärkte aktiv, kommt es dann zu höheren Anteilen am Auslandsumsatz und einem signifikanten Sprung auf ein höheres Niveau. Ergänzend zur Klassenbildung sind die Einzelangaben der Unternehmen zu ihrer Exportquote abgebildet, wodurch die Verteilung der Exportquote innerhalb der Klassen ersichtlich ist. Sehr viele Unternehmen liegen auf den jeweiligen Schwellenwerten der Klassen wie etwa bei 30 %, 40 % oder 50 %. Ebenfalls wird durch die Angabe der Einzelwerte deutlich, dass die exportstärksten

23 49 Unternehmen haben angegeben, keinen Export zu betreiben (siehe Abbildung 21).

74


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Unternehmen bis zu 80 % ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaftet. Ein einzelnes Unternehmen bildet einen Sonderfall, da es ausschließlich im Ausland tätig ist. Im ungewogenen Mittel – ohne Berücksichtigung des unterschiedlichen Umsatzes der Unternehmen – erreichen die befragten KMU eine Exportquote von knapp 35 %. Werden die nicht exportierenden Unternehmen mit einem Anteil von Null hinzugerechnet, sinkt diese Quote auf knapp 25 %. Diese Quoten liegen deutlich unter der in Tabelle 18 angegebenen Exportquote im hessischen Verarbeitenden Gewerbe insgesamt, die im Jahr 2014 50,9 % beträgt. Diese Diskrepanz lässt sich zum Teil durch eine Berücksichtigung des Umsatzes abbauen, indem die Anteile des Auslandsumsatzes mit den Klassenmitten der Umsatzklassen des jeweiligen Unternehmens gewichtet werden.24 Die entsprechenden Exportquoten betragen bei einer Berücksichtigung der unterschiedlichen Unternehmensumsätze gut 37 % bzw. 34 %, wodurch belegt ist, dass in der Befragung insbesondere Unternehmen mit geringen Umsätzen nicht exportieren.25 Die noch immer geringere Exportquote der befragten Unternehmen gegenüber dem Verarbeitenden Gewerbe in Hessen insgesamt ist darauf zurückzuführen, dass Großunternehmen, die eine deutlich höhere Exportquote als KMU und ein wesentlich höheres Gewicht in der Erhebung der amtlichen Statistik haben, nicht in die Befragung aufgenommen sind. Tabelle 18 zeigt die unterschiedliche Exportquote im Verarbeitenden Gewerbe nach Unternehmensgröße. In den drei hier relevanten Größenklassen von 20 bis 249 Mitarbeitern liegen die Exportquoten in Hessen zwischen 21,0 % und 41,3 %, was durch die Ergebnisse der schriftlichen Umfrage relativ gut widergespiegelt wird. Der Anteil des Auslandsumsatzes steigt tendenziell mit zunehmender Mitarbeiterzahl sowohl in der amtlichen Statistik als auch unter den befragten Unternehmen.26 In engem Zusammenhang zur Mitarbeiterzahl steht der Umsatz der Unternehmen. Auch hier erhöht sich der Mittelwert der Exportquote innerhalb der Umsatzklassen mit steigendem Umsatz. In der Umsatzklasse bis 2 Millionen Euro liegt der Mittelwert bei rund 11 % und steigt entlang der Umsatzklassen über knapp 21 % und rund 32 % bis zur Umsatzklasse von 10 bis 50 Millionen Euro auf rund 38 %.

24 Da die tatsächlichen Umsatzzahlen der Unternehmen unbekannt sind, müssen die Mittelwerte der Umsatzgruppen als Näherungswert herangezogen werden. Die Mittelwerte lauten 1 Mio. Euro, 3,5 Mio. Euro, 7,5 Mio. Euro, 30 Mio. Euro. Für die oberste Klasse wird mit 50 Mio. Euro der untere Wert angenommen, da die Unternehmen wahrscheinlich nur dicht über dieser Grenze liegen dürften. Diese Annahme beruht darauf, dass in die Befragung nur Unternehmen aufgenommen wurden, die in der zugrundeliegenden MARKUS-Datenbank noch mit einem Umsatz von unter 50 Mio. Euro geführt werden (KMU-Kriterium). 25 Dies lässt sich auch durch eine Auswertung der Frage 5 nachweisen: In der Umsatzklasse bis 2 Millionen Euro sind rund 43 % der Unternehmen Exporteure, während dieser Anteil in der Klasse von 10 bis 50 Millionen Euro bei 94 % liegt. 26 Der Korrelationskoeffizient zwischen der Mitarbeiterzahl und dem Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz liegt für die antwortenden Unternehmen bei 0,26. Im Zuge einer einfachen Regression lässt sich berechnen, dass die Exportquote je zusätzlichem Mitarbeiter im Mittel um 0,13 %-Punkte steigt.

75


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Tabelle 18: Exportquote im hessischen Verarbeitenden Gewerbe nach Unternehmensgröße im Jahr 2014 in Prozent a) Anzahl Mitarbeiter

1-19

20-49

50-99

100-249

250-499

500+

Insgesamt

Exportquote insgesamt

37,7

21,0

31,9

41,3

40,2

61,1

50,9

Ernährungsgewerbe

k.A.

8,6

k.A.

12,6

7,0

34,6

20,0

Chemie, Pharma

k.A.

k.A.

46,1

48,5

55,1

75,3

67,4

Gummi- und Kunststoffverarbeitung Metallerzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen Elektrotechnik

2,4

k.A.

28,6

37,8

29,2

k.A.

33,0

k.A.

k.A.

k.A.

35,8

28,9

53,9

43,5

19,5

27,9

46,0

56,7

50,1

55,1

52,2

Maschinenbau

30,5

37,8

42,0

53,5

61,8

69,9

58,8

Fahrzeugbau

k.A.

43,0

26,7

k.A.

43,0

64,3

61,5

Stein und Glas

k.A.

k.A.

14,2

64,8

25,5

k.A.

29,5

Textil, Bekleidung, Leder

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

Papier und Druck

k.A.

5,4

14,8

26,1

k.A.

k.A.

28,6

Holz und Möbel

k.A.

11,6

13,4

10,9

k.A.

k.A.

22,5

b) Regierungsbezirk

Darmstadt

Giessen

Kassel

Insgesamt

Exportquote insgesamt

56,1

43,0

38,3

50,9

Ernährungsgewerbe

19,2

33,4

5,6

20,0

Chemie, Pharma

67,4

k.A.

k.A.

67,4

Gummi- und Kunststoffverarbeitung Metallerzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen Elektrotechnik

38,3

42,0

k.A.

33,0

k.A.

46,3

k.A.

43,5

56,7

k.A.

46,9

52,2

Maschinenbau

64,0

64,9

44,6

58,8

Fahrzeugbau

63,6

22,7

k.A.

61,5

Stein und Glas

32,5

27,1

19,3

29,5

Textil, Bekleidung, Leder

k.A.

k.A.

k.A.

k.A.

Papier und Druck

34,0

39,8

30,2

28,6

Holz und Möbel

k.A.

42,1

7,6

22,5

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2015a), Darstellung der Hessen Agentur

Eine Auswertung des Auslandsumsatzes für alle Einzelbranchen ist aufgrund der teils geringen Besetzung der Branchen nicht zielführend. Es zeigen sich in der Tendenz die zu erwartenden Unterschiede: Die im Mittel geringsten Exportquoten weisen die Branchen Ernährungsgewerbe sowie Papier und Druck auf, während die höchsten Exportquoten im Maschinenbau und der Chemie- und Pharmabranche erreicht werden.27 Dies deckt sich mit den in Tabelle 18 wiedergegebenen branchenspezifischen Exportquoten, die aus den Angaben der amtlichen Statistik berechnet wurden. So-

27 In einer multiplen Regressionsanalyse in der neben den Branchen für die Anzahl der Arbeitnehmer und die Umsatzklasse der Unternehmen kontrolliert wird, erreichen diese Branchen ebenfalls signifikant höhere Exportquoten. Ebenfalls signifikant höhere Exportquoten – im Vergleich zum Ernährungsgewerbe als Referenzkategorie – erreichen die Elektroindustrie sowie die beiden Restgruppen sonstiges Verarbeitendes Gewerbe und sonstige Wirtschaftsbereiche.

76


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

wohl die Branchen- als auch die Größenverteilung der Unternehmen auf die drei hessischen Regierungsbezirke führen dazu, dass deutliche Unterschiede hinsichtlich der Exportquoten zwischen den Regierungsbezirken Darmstadt, Gießen und Kassel bestehen. Hier zeigt sich allerdings eine strukturelle Abweichung zwischen dem gesamten Verarbeitenden Gewerbe – inklusive aller Großunternehmen – und der Befragung: Unter den an der Befragung teilnehmenden Unternehmen ergibt sich eine andere Reihenfolge bei der Betrachtung der Exportquoten der Regierungsbezirke. Umsatzgewichtet und unter Berücksichtigung der nicht exportierenden Unternehmen ist die Exportquote des Regierungsbezirks Gießen mit knapp 45 % am höchsten; die Regierungsbezirke Darmstadt und Kassel liegen mit 32 % bzw. 31 % nahezu gleich auf. Die antwortenden KMU schätzen die absolute Entwicklung ihres Auslandsumsatzes überwiegend positiv ein, wie in Abbildung 23 verdeutlicht wird. Knapp 47 % erwarten eine moderate Steigerung innerhalb der nächsten drei Jahre, mehr als 10 % der KMU rechnen sogar mit einer starken Steigerung. Dagegen gehen rund 41 % der Unternehmen von stabilen Auslandsumsätzen innerhalb des vorgegebenen Zeithorizontes aus. Nur in wenigen Einzelfällen wird der Auslandsumsatz zurückgehen. Die hohe Bedeutung des Auslandsumsatzes für den Unternehmenserfolg – der sich in der vorhergehend im Detail erläuterten Exportquote von rund 37 % niederschlägt – wird in den nächsten drei Jahren voraussichtlich nochmals zunehmen. 34 % der Unternehmen erwarten eine Steigerung des Anteils des Auslands am Umsatz insgesamt, wohingegen nur 5 Unternehmen mit einem Rückgang dieses Anteils rechnen, woraus sich insgesamt eine steigende Exportquote ableiten lässt. Gleichwohl zeigt dies im Zusammenhang mit den rund 57 % der Unternehmen, die von absoluten Steigerungen des Auslandsumsatzes ausgehen, dass sich häufig die erwarteten Umsatzsteigerungen im Inland und Ausland die Waage halten. Dementsprechend prognostiziert mit 61 % die Mehrheit der Unternehmen einen stabilen Anteil des Auslands am Umsatz. Neben ähnlichen Marktchancen im In- und Ausland kann hierfür auch ein strategisches Argument ausschlaggebend sein: Die Vertriebsstrukturen können innerhalb des angegeben Zeithorizonts von drei Jahren nicht beliebig zu Gunsten des Inlands oder Auslands verändert werden. Werden die Erwartungen der Unternehmen nach Umsatzklassen ausgewertet zeigt sich, dass in den drei niedrigsten Klassen zwischen 47 % bis 50 % der Unternehmen mit einem moderaten oder starken absoluten Anstieg des Auslandsumsatzes rechnen. Lediglich die relativ großen Unternehmen mit mehr als 10 Millionen Umsatz erwarten mehrheitlich (74 %) eine Steigerung ihres absoluten Auslandsumsatzes. Demgegenüber sinkt der Anteil der Unternehmen, die mit einer Steigerung der Exportquote rechnen, kontinuierlich mit zunehmendem Umsatz von 39 % in der untersten Klasse bis hin zu 30 % in der Klasse der Unternehmen mit einem Umsatz zwischen 10 und 50 Mio. Umsatz. Dies unterstreicht gemeinsam mit dem höheren

77


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Anteil der Exportquote bei größeren Unternehmen, dass diese im Mittel die Potenziale des Auslandsmarktes bereits intensiver ausgeschöpft haben, während überproportional viele kleinere Unternehmen noch deutliche Wachstumschancen sehen. Abbildung 23: Entwicklung des absoluten Auslandsumsatzes und der Exportquote

Anzahl 70

Wie entwickelt sich der Auslandsumsatz absolut? n=118

Anzahl 70

60

60

50

50

40

40

30

55 (46.6%)

20 10 0

stark steigend

20 3 (2.5%)

moderat steigend

70 (61.4%)

30

48 (40.7%)

12 (10.2%)

Wie entwickelt sich der Anteil des Auslandsumsatzes am Umsatz insgesamt? n=114

39 (34.2%) 5 (4.4%)

10 0

stabil

fallend

nimmt zu

stabil

nimmt ab

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Die Erwartungen zur Entwicklung des Auslandsumsatzes weisen branchenspezifische Unterschiede auf. Der höchste Anteil der Unternehmen, die eine Steigerung des absoluten Auslandsumsatzes erwarten, wird in der Branche Chemie, Pharma mit 83 % erreicht. Unter den Branchen mit einer größeren Zahl von antwortenden Unternehmen erreichen die Gummi und Kunststoffverarbeitung einen Anteil von rund 69 %, die Elektrotechnik knapp 63 % und das Ernährungsgewerbe von 60 %. Unterdurchschnittlich sind die Erwartungen im Maschinenbau (52 %) und im Metallbereich (41 %). Auch die relative Erhöhung des Auslandsumsatzes wird in der Chemie- und Pharmabranche am günstigsten eingeschätzt, da mit 67 % der Anteil der Unternehmen, die eine Zunahme der Exportquote erwarten, in dieser Branche am höchsten ist. Gegenüber dem Anteil von 34 % über alle Branchen sind die Werte im Ernährungsgewerbe (60 %), der Gummi und Kunststoffverarbeitung (50 %) und der Elektrotechnik (37,5 %) ebenfalls überproportional. Dagegen erwarten in der Metallbranche mit einem Anteil von 27,3 % und im Maschinenbau (17 %) vergleichsweise wenige Unternehmen eine weitere Zunahme der Bedeutung des Auslands als Absatzmarkt.

78


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3.5

Regionale Schwerpunkte der Exporttätigkeit differenziert nach Wirtschaftsräumen

Zur Annäherung an die Frage, welche Exportmärkte für die hessische Wirtschaft von hoher Bedeutung sind, gibt Abbildung 24 zunächst einen Überblick zur Verteilung des derzeitigen Auslandsumsatzes der Unternehmen auf weltwirtschaftliche Regionen. Die Unternehmen ordneten ihren Auslandsumsatz im Rahmen der Befragung elf vorgegebenen Regionen zu.28 Mit deutlichem Abstand entfällt im Mittel auf die EUROLänder der größte Anteil des Auslandsumsatzes. In der Abbildung sind Boxplots für die Anteilsangaben aller Regionen wiedergegeben. Dabei markieren die schwarzen vertikalen Linien innerhalb der blauen Box den Median. Der Median ist als Mittelwert dadurch definiert, dass 50 % der beobachteten Werte unter- und 50 % der beobachteten Werte oberhalb des Medians liegen.29 Dieser liegt für die EURO-Länder bei einem Anteil von 60 % am gesamten Auslandsumsatz des Unternehmens. Mit großem Abstand folgen gleichauf die übrigen EU-Länder, das übrige Europa, Nordamerika sowie Zentral-/Südasien mit einem Median von jeweils 10 % des Auslandsumsatzes. Die äußeren Grenzen der Box werden so festgelegt, dass sich 25 % der erfassten Werte des Anteils am Auslandsumsatz unterhalb und 25 % der Werte oberhalb der Box befinden (Quartilsdistanz). Damit liegen 50 % der Werte innerhalb der Box, und die Grenzen geben einen Hinweis auf die mittlere Schwankung des Auslandsumsatzanteils. Im Mittel liegt der Anteil der Euro-Länder am Auslandsumsatz zwischen 37,5 % und 85,4 %. Besonders auffällig ist die mittlere Schwankung für die Region Ost-/Südostasien. Während der Median nur bei einem Anteil von 6,7 % liegt, sind die untere und obere Grenze der Box bei 3 % und 25 %. Im Zusammenhang mit den relativ vielen und auch deutlichen Ausreißern – in der Abbildung als schwarze Punkte gekennzeichnet – zeigt dies, dass diese Region zwar im Allgemeinen für die hessischen KMU noch von eher geringer Bedeutung ist, aber einzelne Unternehmen sich nach einem erfolgreichen Markteintritt in besonderem Maße auf diesen Markt konzentrieren. Dadurch wird das große Potenzial dieser weltwirtschaftlichen Region unterstrichen.

28 In einigen Fällen traten Inkonsistenzen auf, die zum Teil korrigiert werden konnten. Falls offensichtlich der Anteil des regionalen Umsatzes am Gesamtumsatz statt am Auslandsumsatz angegeben wurde, d. h. falls die Summe über alle Regionen der angegebenen Exportquote aus der Antwort zu Frage 6 entsprach, wurden die Angaben entsprechend umgerechnet. Probleme bei der Zuordnung einzelner Länder zu weltwirtschaftlichen Regionen ließen sich nur in wenigen Ausnahmefällen korrigieren. Einige Teilnehmer haben explizit 0 % für einzelne Regionen angegeben, während der Großteil der Befragten in dem Fall diese Angaben vollständig weggelassen hat. Zur Vereinheitlichung wurden 0 % Angaben ebenfalls aus der Analyse ausgeschlossen, wodurch sich die deutlichen Abweichungen bezüglich des Stichprobenumfangs n für die einzelnen weltwirtschaftlichen Regionen ergibt. 29 Der Median ist im vorliegenden Fall zur Wiedergabe der zentralen Tendenz geeigneter als das arithmetische Mittel, das durch einzelne Ausreißer – etwa die Angaben eines Unternehmens, dass 100 % des Auslandsumsatzes auf Nordafrika entfällt – zur Überschätzung der Bedeutung einzelner Auslandsmärkte führen würde. Im Beispiel Nordafrika beträgt das arithmetische Mittel 13,9 % und der Median 3,9 %.

79


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Die Region Subsahara Afrika ist der am wenigsten ausgeprägte Exportmarkt für die befragten hessischen KMU. Nur fünf Unternehmen gaben an, Exporte in diese Region durchzuführen. Der Anteil der Exporte in diese weltwirtschaftliche Region am gesamten Auslandsumsatz der Unternehmen liegt bei wenigen Prozent. Abbildung 24: Boxplots der Angaben zum Anteil des Auslandsumsatzes nach Regionen Wie verteilt sich der Auslandsumsatz Ihres Unternehmens derzeit auf folgende Märkte? EURO-Länder

n=108

übrige EU-Länder

n=53

übriges Europa

n=52

Nordamerika

n=45

Zentral- / Südamerika

n=32

Nordafrika

n=15

Subsahara Afrika

n=5

Naher Osten

n=27

Zentral- / Südasien

n=36

Ost- / Südostasien

n=37

Australien / Ozeanien

n=19 0

20

40

60

80

100

in Prozent

Legende: : Interquartilsdistanz (50 % mittlere Werte) |: Median - - - : 1,5-fache Entfernung der Interquartilsdistanz zur Box : Ausreißer Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Hinsichtlich der regionalen Verteilung der antwortenden Unternehmen nach Regierungsbezirken sind keine strukturellen Unterschiede der Verteilung des Auslandsumsatzes auf weltwirtschaftliche Regionen zu nennen und auch nach Umsatzklassen fallen nur wenige nennenswerte Unterschiede auf. So hat in der untersten Umsatzklassen bis 2 Mio. Euro Europa als Exportmarkt nochmals eine höhere Bedeutung, nur in Einzelfällen beliefern Unternehmen über Europa hinaus andere weltwirtschaftliche Regionen. Im Mittel entfallen 70 % des Auslandsumsatzes auf den EURO-Raum und 20 % auf die übrige EU. In den übrigen Umsatzklassen entspricht die Verteilung des Auslandsumsatzes auf die weltwirtschaftlichen Regionen weitgehend den Ergebnisse über alle Unternehmen in Abbildung 24. Einige Branchenergebnisse lassen sich hervorheben. So zeigt sich, dass die Chemieund Pharmabranche in alle weltwirtschaftlichen Regionen geschäftliche Beziehungen

80


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

unterhält, wohingegen die KMU der Gummi- und Kunststoffindustrie in der Befragung vergleichsweise stark auf den EURO-Raum fokussiert sind. Stark auf Europa ausgerichtet sind zudem die Papier- und Druckindustrie und die Ernährungsbranche. Die Metallbranche und die Elektroindustrie sind in ihrer regionalen Verteilung des Umsatzes den Ergebnissen über alle Branchen sehr ähnlich. Dies gilt für den Maschinenbau mit Ausnahme eines höheren Gewichtes des gesamten asiatischen Marktes ebenfalls. In Abbildung 25 sind die Angaben zur Erwartung der absoluten Umsatzentwicklung in den einzelnen weltwirtschaftlichen Regionen wiedergegeben. Wie bereits über alle weltwirtschaftlichen Regionen (siehe Abbildung 23) erwarten nur wenige Unternehmen fallende Umsätze in den einzelnen Regionen. Relativ hohe Anteile erreichen Nordafrika mit 10,5 % und das „übrige Europa“ mit 9,7 %, was an den jeweiligen politischen Konflikten und Krisen in Nordafrika bzw. der Ukraine und Russland liegen dürfte. Interessant ist die vergleichsweise starke Ambivalenz Mittel- und Südamerikas, da es gleichzeitig den höchsten Wert bei der Einschätzung fallender wie auch einen der höchsten Werte bei der Einschätzung stark steigender Umsätze erreicht. Dies zeigt die Heterogenität der Länder auf dem südamerikanischen Kontinent, und dass zahlreiche individuelle Faktoren der Unternehmen für eine erfolgreiche Gestaltung der Exporte nach Südamerika entscheidend sind. Werden die Einschätzungen moderat und stark steigender Umsätze zusammengefasst, erwarten in Ost-/Südostasien (55,8 %), im Nahen Osten (54,6 %), in Nordamerika (51,1 %) und in Zentralund Südostasien (50 %) mindestens 50 % der Unternehmen eine Steigerung des Auslandsumsatzes. Im besonders wichtigen Markt der EURO-Länder beträgt dieser Anteil 45,3 %. Hier gehen 50 % der Unternehmen von der Stabilität der Auslandsumsätze aus. Die geringsten Anteile von Unternehmen, die ein Wachstum des Umsatzes in einer Region erwarten, erreichen unter den befragten hessischen KMU die Region Subsahara Afrika (16,6 %), Australien / Ozeanien (28 %) und Nordafrika (31,6 %). Anhand struktureller Merkmale wie Umsatzklasse und Branche lassen sich nur wenige Unterschiede zwischen der Einschätzung der Unternehmen zur Entwicklung des Auslandsumsatzes in den einzelnen weltwirtschaftlichen Regionen statistisch sinnvoll interpretieren, da zum Teil nur sehr wenige Unternehmen in die einzelnen Kategorien fallen. Auffällig ist, dass im Regierungsbezirk Kassel überproportional viele Unternehmen die Umsatzentwicklung als stabil einschätzen und entsprechend weniger Unternehmen von weiterem Wachstum ausgehen. Dagegen wird im Regierungsbezirk Darmstadt die Entwicklung in den asiatischen Regionen überproportional optimistisch eingeschätzt. Unterschiede für die beiden noch stärker in Teilgruppen untergliederten Merkmale Umsatzklasse und Branche sind aufgrund der sich daraus ergebenden geringen Zellenbesetzung nicht sinnvoll zu interpretieren.

81


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 25: Entwicklung des Auslandsumsatzes nach Regionen

Welche Entwicklung des absoluten Auslandsumsatzes erwarten Sie in den nächsten drei Jahren?

Anzahl 53

40

38 33

30 23

20

2122

60

10.5%

38.1%

53.2%

57.9%

3 1

6

0%

6.1%

6.8%

7%

8%

39.4%

43.2%

37.2%

46.8% 57.6%

3 4

Australien / Ozeanien

50%

16.7%

5

Ost- / Südostasien

80

2.1%

2

16

Zentral- / Südasien

9.7%

4

20 16

Naher Osten

übriges Europa

4.5%

1

1719

Subsahara Afrika

übrige EU-Länder

4.7%

3

Nordafrika

6

3 1

2

1513

11 10 7 5 2 11 0 3 1

Zentral- / Südamerika

5

3 EURO-Länder

Prozent 100

22

1516

10 0

stark steigend moderat steigend stabil fallend

45

Nordamerika

50

64%

83.3%

40

9.5%

5.3%

Zentral- / Südamerika

Nordafrika

9.1%

9.3%

4% Australien / Ozeanien

6.4%

11.4%

Ost- / Südostasien

1.6%

38.6%

Zentral- / Südasien

3%

8.3% 8.3%

46.5%

45.5%

Naher Osten

2.8%

Nordamerika

26.3%

Subsahara Afrika

35.5%

übriges Europa

34.8%

35.7%

übrige EU-Länder

0

44.7%

EURO-Länder

20

42.5%

24%

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

82

2


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3.6

Regionale Schwerpunkte der Exporttätigkeit differenziert nach Zielländern

Im Hinblick auf die räumlichen Schwerpunkte des Auslandsgeschäfts wurde den Befragten zudem die Möglichkeit geboten, fünf besonders bedeutsame Zielländer anzugeben, wobei zwischen Exportdestinationen innerhalb der EU und solchen außerhalb der EU unterschieden wurde. Darüber hinaus konnten die Unternehmen Angaben zum Anteil des jeweils genannten Landes an ihrem Jahresumsatz machen. Unter den Zielländern in der EU sticht mit insgesamt 51 Nennungen insbesondere Frankreich hervor (siehe Abbildung 26), wo – bezogen auf die Unternehmen, die dieses Land als bedeutsame Exportdestination genannt haben – im Mittel 17 % des gesamten Auslandsumsatzes erwirtschaftet wurden. An zweiter und dritter Stelle der Rangliste liegen Österreich mit 45 Nennungen (Mittelwert: 24 %) und die Niederlande mit 34 Nennungen (21 %), worauf mit deutlichem Abstand Italien mit 25 Nennungen (9 %) und das Vereinigte Königreich mit 22 Nennungen (16 %) folgen. Unter den in Abbildung 27 wiedergegebenen Ländern außerhalb des EU-Raums stellt für die befragten Anbieter mit 35 Nennungen (Mittelwert: 20 %) die Schweiz das wichtigste Ziel der Exporte dar. Den zweiten Platz belegt China mit 28 Nennungen (19 %), gefolgt von den USA mit 27 Nennungen (18 %). Den vierten und den fünften Rang belegen die Russische Föderation und Südkorea mit 15 Nennungen (11 %) bzw. 12 Nennungen (9 %). Als wesentliches Ergebnis aus den vorstehenden Ausführungen lässt sich festhalten, dass für die befragten hessischen Anbieter europäische Länder ebenso wie außereuropäische Länder eine hohe Bedeutung als Exportdestinationen haben. Die genannten Länder finden sich allesamt auch auf den ersten zwanzig Plätzen der in Kapitel 1 aus Sekundärstatistiken hergeleiteten Rangliste der wichtigsten Zielländer der hessischen Exporte. Insofern lässt sich bezüglich dieses Aspekts eine Übereinstimmung zwischen den verschiedenen Hauptteilen der vorliegenden Untersuchung feststellen. Sowohl hinsichtlich Zahl der Nennungen als auch bezüglich der Anteile am Exportwert ragen insbesondere die direkten Nachbarländer Deutschlands hervor, was angesichts deren Wirtschaftskraft und Wirtschaftsstruktur wie auch der räumlichen Nähe an und für sich nicht überraschend ist. Auch die zahlreichen Nennungen der Länder China, USA und Südkorea sind vor dem Hintergrund der aktuell großen Dynamik in diesen Volkswirtschaften plausibel. Im Falle der Russischen Föderation dürfte die gemessene Bedeutung hingegen eher auf die in der jüngeren Vergangenheit vertieften Wirtschaftsverflechtungen und weniger auf aktuelle Marktpotenziale zurückzuführen sein.

83


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 26: Wichtigste Zielländer innerhalb der EU

Welches sind die derzeit bedeutendsten Zielländer Ihrer Exporte innerhalb der EU? 51 (ø 17.1%)

Frankreich

45 (ø 24.3%)

Österreich

34 (ø 21.3%)

Niederlande

25 (ø 8.9%)

Italien

22 (ø 15.6%)

Großbritannien

21 (ø 13%)

Polen

20 (ø 13.1%)

Belgien

17 (ø 27%)

Spanien

16 (ø 26.3%)

Tschechien

12 (ø 21.4%)

Schweden

10 (ø 10%)

Ungarn

10 (ø 9.8%)

Dänemark 5

Slowenien Slowakei

4

Luxemburg

4

Griechenland

4

Finnland

4

Rumänien

3

Lettland

3 3

Benelux Irland

2

Bulgarien

2

Tschechien/Slowakei

1

sonstige EU-Länder

1

Skandinavien

1

Portugal

1

Polen/Baltikum

1

Norwegen

1

Malta

1

Italien

1

Großbritannien, Ungarn

1

Großbritannien, Irland

1

Estland

1

Baltikum

1

0

An welcher Stelle wurde das Land genannt 1 2 3 4 5

(Durchschnittlicher Anteil des Landes am Auslandsumsatz) 20

40

60

80

Anzahl Nennungen

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

84

100


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 27: Wichtigste Zielländer außerhalb der EU

Welches sind die derzeit bedeutendsten Zielländer Ihrer Exporte außerhalb der EU? 35 (ø 19.8%) 28 (ø 19.3%) 27 (ø 17.9%) 15 (ø 11.5%) 12 (ø 8.9%) 10 (ø 12.9%) 9 (ø 13%) 9 (ø 6.1%) 8 (ø 7.8%) 7 (ø 8.2%) 7 (ø 11.1%)

Schweiz China USA Russland Südkorea Türkei Indien Brasilien Norwegen Japan Australien Mexiko Kanada Taiwan Nordamerika Vereinigte Arabische Emirate Ukraine Malaysia Israel Iran Indonesien Belarus Argentinien Singapur Serbien Oman Kuba Asien Ägypten Vietnam Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait Südamerika sonstige Nicht-EU-Länder Saudi Arabien Philippinien Nordafrika Nigeria Neuseeland Marokko Kuwait Kolumbien Chile Bangladesch

5 5 4 4 3 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0

An welcher Stelle wurde das Land genannt 1 2 3 4 5

(Durchschnittlicher Anteil des Landes am Auslandsumsatz) 20

40

60

80

Anzahl Nennungen

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

85


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Über die Erfassung der bedeutenden derzeitigen Destinationen ihrer Exporte hinaus konnten sich die Befragten zu ihren Einschätzungen über die zukünftige Entwicklung der Exporte in einzelne Zielländer äußern, und zwar differenziert nach erwartetem Wachstum und erwartetem Rückgang. Bis zu fünf Länder konnten jeweils genannt werden. Unter den Ländern, denen zahlreiche Befragungsteilnehmer ein Wachstumspotenzial bescheinigen, finden sich wiederum China mit 19 Nennungen, die USA (18 Nennungen), die Schweiz (15), Frankreich (13) und Österreich (11), mit Spanien (11) jedoch überraschenderweise auch ein Land, das erst vor kurzem einen starken konjunkturellen Einbruch mit weitreichenden Folgen für den Arbeitsmarkt und die öffentlichen Haushalte verkraften musste (siehe Abbildung 28). Bemerkenswerterweise wurde für Frankreich, Spanien und Österreich daneben jeweils vergleichsweise häufig ein Rückgang des Exportumsatzes erwartet (siehe Abbildung 29), was sich in 9 bzw. 7 und 6 Nennungen ausdrückt. Auf dem ersten Rang steht in dieser Befragungsrubrik mit weitem Abstand – 17 Nennungen – die Russische Föderation, was mit Sicherheit mit der aktuell schwierigen Situation der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen zur EU zusammenhängt. An dieser Stelle sei gleichwohl noch einmal auf die oben dargelegte immer noch – gemessen an der Zahl der Nennungen – hohe Bedeutung der Russischen Föderation als Ausfuhrdestination hingewiesen. Im Falle der Ukraine (6) dürften die identifizierten Wachstumsschwächen ebenfalls der aktuellen politischen Konstellation geschuldet sein. Auch für Italien wurde in relativ zahlreichen Fällen (6) von einem Rückgang des Exportumsatzes ausgegangen. Insgesamt spiegelt die geringere Zahl von Nennungen von Ländern, in denen ein Rückgang des Auslandsumsatzes erwartet wird, gegenüber den Nennungen zu Wachstumsmärkten die optimistische Erwartung der Unternehmen zur Entwicklung des Auslandsumsatzes insgesamt wider (siehe Abbildung 23). Auch die regionalen Unterschiede der Erwartungen des Auslandsumsatzes (siehe Abbildung 25) werden durch die Nennungen der Einzelländer bestätigt.

86


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 28: Wachstumsstarke Exportmärkte

In welchen Ländern, in die Ihr Unternehmen derzeit exportiert,erwarten Sie in den nächsten drei Jahren das stärkste Wachstum des Auslandsumsatzes? China USA Schweiz Frankreich Spanien Österreich Indien Großbritannien Polen Niederlande Italien Tschechien Türkei Japan Vereinigte Arabische Emirate Südkorea Russland Mexiko Belgien Ungarn Südafrika Norwegen Malaysia Kanada Indonesien Dänemark Brasilien Australien Zentral- und Südamerika Taiwan Südostasien Saudi Arabien Oman Luxemburg Benelux Asien Ägypten Zentral- und Südasien (Indien) Vietnam Slovenien Skandinavien Singapur Schweden Nordamerika Nigeria Neuseeland Naher Osten Marokko Lettland Kuba Iran Griechenland EU Bangladesch Baltikum

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0

2 2 2 2 2 2 2 2 2

3 3 3 3 3 3 3 3 3

5 5

4 4 4 4 4

5

7

10 10

8 8 8

11 11

15

13

10

18

15

19

20

Anzahl Nennungen

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

87


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 29: Länder mit Wachstumsschwächen

In welchen Ländern, in die Ihr Unternehmen derzeit exportiert,erwarten Sie in den nächsten drei Jahren einen Rückgang des Auslandsumsatzes? 17

Russland Frankreich Spanien Ukraine Österreich Italien Mexiko USA Tschechien Südkorea Schweiz Portugal Polen Niederlande Griechenland China Ungarn Südamerika Skandinavien Rumänien Norwegen Malaysia Zentral- und Südamerika Türkei Slowenien Slovakei Schweden Polen, Baltikum Philippinen Osteuropa Kroatien Kanada Japan Indonesien Großbritannien EURO-Länder Brasilien Belgien Belarus Australien Argentinien

9 7 6 6 6 4 3 3 3 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0

5

10

15

Anzahl Nennungen

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

88

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

3.7

Planung von unternehmerischen Maßnahmen in bislang noch nicht belieferten Absatzmärkten

Die Unternehmen wurden auch danach gefragt, welche Maßnahmen sie in den kommenden drei Jahren zur Expansion ihres Auslandsabsatzes in bisher noch nicht erschlossenen Märkten voraussichtlich ergreifen werden. Exportaktivitäten wurden diesbezüglich besonders häufig, und zwar von 37 Erhebungsteilnehmern, genannt (siehe Abbildung 30). Als hierbei anvisierte Destination sticht kein einziges Land mit besonders zahlreichen Nennungen ins Auge. Zu erwähnen sind die USA, die viermal genannt wurden, wie auch die Türkei, Südkorea, Südafrika, Spanien, Mexiko und Australien mit jeweils 3 Nennungen (siehe Abbildung 31). Viele Unternehmen wollen mehrere Auslandsmärkte erschließen: 11 Unternehmen haben jeweils 3 Länder angegeben, 11 weitere Unternehmen jeweils 2 Länder und 10 Unternehmen je ein Land, in die sie zukünftig exportieren wollen. 5 Unternehmen haben nicht spezifiziert, in welchen Ländern sie Exporttätigkeiten aufnehmen wollen. Abbildung 30: Maßnahmen zur Erschließung neuer Auslandsmärkte Welche Maßnahmen sind in Ländern, in denen Sie bisher nicht aktiv sind, geplant? 37

Export

Eigene Repräsentanz / Vertriebsbüro

15

Eigene Produktionsstätte / Dienstelsitungserbringung

7

Fusion / Übernahme

1 0

10

20

30

40

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

In weitaus weniger Fällen – nämlich 15 – steht die Eröffnung einer eigenen Repräsentanz oder eines Vertriebsbüros bevor. Erwähnt wurden als diesbezügliche Standortländer jeweils zweimal die USA, Indien, China und Brasilien.

89


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildung 31: Lokalisierung der Maßnahmen zur Erschließung neuer Auslandsmärkte Neue Repräsentanz / Vertriebsbüro

Neue Exporttätigkeit USA Türkei Südkorea Südafrika Spanien Mexiko Australien Subsahara Afrika Neuseeland Italien Iran Indien Frankreich Zentralasien Westeuropa Vietnam Vereinigte Arabische Emirate Südostasien Südamerika Singapur Schweden Russland Polen Österreich Norwegen Nordafrika Niederlande Neue EU-Länder Malaysia Litauen abhängig von Kundenanfragen Japan Indonesien Großbritannien Griechenland Ghana Estland Dänemark China Braslilien Belgien Bangladesch Argentinien Algerien

4 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

0 1 2 3 4 5 6

2 2 2 2

USA Indien China Brasilien Vereinigte Arabische Emirate Slowenien Schweden Polen Österreich Norwegen Niederlande Mexiko Malaysia Kanada Japan Iran Großbritannien Dänemark Australien

1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0

1

2

4

5

6

3

4

5

6

Neue Produktionsstätte / Dienstleistungserbringung Polen

2

China

2

Vietnam

1

Slowenien

1

Niederlande

1

Marokko

1

Indien

1

Finnland

1

Baltikum

1 0

1

Mehrfachnennungen möglich Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

90

3

2


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Die Errichtung einer eigenen Fertigungsstätte, gleichsam die „intensivste“ Form eines Auslandsengagements, oder eines Standorts zur Erbringung von Dienstleistungen planen lediglich 7 Anbieter, wobei in jeweils zwei Fällen Polen und China im Blickfeld stehen. Die vergleichsweise geringe Zahl lässt sich zum einen mit rein betriebswirtschaftlichen Argumenten, z. B. den Erfordernissen eines Einsatzes von Betriebskapital und der Einstellung von Mitarbeitern, jedoch auch mit den in zahlreichen Ländern hochkomplexen politischen, rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen begründen. Was den letztgenannten Punkt betrifft, so sind z. B. in China bei der Gründung von Tochterunternehmen ausländischer Anbieter Joint Ventures mit inländischen Unternehmen vorgeschrieben. Ein Mittel, um derartige Bestimmungen zumindest in ausgewählten Ländern zu berücksichtigen, sind Fusionen. Nur ein Unternehmen plant allerdings in dem vorliegenden Zeithorizont von drei Jahren eine Fusion, deren Zielland Indien ist. Die Möglichkeit weitere Maßnahmen zur Markterschließung zu nennen, wurde nur von sehr wenigen KMU genutzt. Explizit genannt wurden Handelsvertreter bzw. Vertreter – Zielländer sind hier China, Polen und Finnland – sowie Messeteilnahmen.

3.8

Rahmenbedingungen zur Erschließung von Auslandsmärkten

Handelshürden und Freihandel am Beispiel der EU und der USA Ein wichtiger Einflussfaktor auf die Attraktivität eines Auslandsmarktes ist die rechtliche Rahmensetzung für den Außenhandel. Obwohl im Rahmen multilateraler Verhandlungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) ein Abbau von vielen Handelsbarrieren erfolgt ist, bestehen noch immer zahlreiche Zölle und Einfuhrquoten zwischen den Ländern der Welt. Neben dem multilateralen Ansatz unter dem Dach der WTO werden zusätzlich Freihandelsabkommen zwischen einzelnen Staaten bzw. einer kleinen Gruppe von Staaten angestrebt. Aktuell ist in der öffentlichen Diskussion zu außenwirtschaftlichen Themen insbesondere die Debatte um das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA vielbeachtet. In dem als Transatlantische Partnerschaft für Handel und Investition (TTIP) bezeichneten Abkommen sollen tarifäre Handelsbeschränkungen – Zölle und Einfuhrquoten – zwischen den beiden Wirtschaftsräumen weitgehend beseitigt werden. Da diese Barrieren bereits aktuell in den meisten Bereichen äußerst niedrig sind, sollen zusätzlich nichttarifäre Handelsbarrieren abgebaut werden. Hierunter fallen beispielsweise die Angleichung von Standards, die Liberalisierung der Dienstleistungsmärkte und der öffentlichen Beschaffung sowie Investitionsschutzbestimmungen. Insbesondere an diesen Punkten setzt die öffentliche Diskussion an, da – trotz der gegenteiligen Versicherungen der EU-Kommission – von den Kritikern des Abkommens befürchtet wird, dass diese Maßnahmen zu einer Senkung von Standards im Umwelt- und Verbraucherschutz

91


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

sowie in den Arbeitnehmerrechten führen könnten und demokratische Entscheidungsprozesse unterminieren könnten. In einer ausführlichen Analyse hat die Hessen Agentur im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung die Auswirkungen der TTIP auf die hessische Wirtschaft betrachtet (vgl. Werner, Petkova, Harsche 2015). In die Studie sind auch die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage eingeflossen, bei der die im Export tätigen KMU abschätzen, welche Effekte der Abschluss der TTIP auf ihre Exporte in die USA hat und welche Auswirkungen sich beim Abschluss der TTIP auf die Geschäftstätigkeit insgesamt ergeben. In Abbildung 32 wird deutlich, dass mit 64 % der größte Teil der exportierenden KMU in der Befragung von einer Stabilität ihres Auslandsumsatzes in den USA beim Abschluss der TTIP ausgehen. Knapp 27 % der antwortenden Unternehmen erwarten, dass sie ihren Umsatz in den USA erhöhen können. Überraschenderweise erwarten auch neun Prozent der Unternehmen einen Rückgang Ihres Umsatzes in den USA, obwohl das Abkommen zu einer Senkung von Handelsbarrieren führen soll. Möglicherweise befürchten diese Unternehmen eine zunehmende Konkurrenz durch andere Anbieter, die aufgrund des vereinfachten Marktzugangs neu in den US-Markt eintreten. Informationen zur Beurteilung, inwieweit spezifische, nicht verallgemeinerbare Konstellationen die negative Einschätzung hinsichtlich der Umsatzentwicklung beeinflussen, liegen nicht vor. Die Einschätzung der Unternehmen zur Entwicklung der Geschäftstätigkeit insgesamt nach Abschluss des TTIP führt zu ähnlichen Ergebnissen. Die Zahl der antwortenden Unternehmen ist hierbei mit 93 gegenüber 78 höher, da diese Frage auch für Unternehmen relevant ist, die weder vor noch nach dem Abschluss der TTIP in die USA exportieren.30 Positive Effekte der TTIP auf die Geschäftstätigkeit erwarten rund 26 % der Unternehmen, von einer stabilen Entwicklung gehen rund 60 % aus und 14 % befürchten eine Verschlechterung ihrer geschäftlichen Situation durch die TTIP. Positive Effekte können sich neben der Steigerung der Exporte in die USA durch ein verstärktes Wachstum der Wirtschaft insgesamt ergeben, wodurch im In- und Ausland mehr Produkte abgesetzt werden können. Negative Effekte sind denkbar, wenn durch den vereinfachten Marktzugang die Konkurrenz in Europa oder auch den USA steigt und die Unternehmen befürchten müssen, Marktanteile zu verlieren.

30 Inwieweit Unternehmen, die weder vor noch nach Abschluss der TTIP in die USA exportieren, sich bei der Frage hinsichtlich der Entwicklung des Auslandsumsatzes unter der Rubrik „Stabilität“ eingeordnet haben, lässt sich nur näherungsweise abschätzen. Genau die Hälfte der Unternehmen, die Stabilität vorhersagen, ordnet Nordamerika keinen Anteil am Auslandsumsatz zu (Frage 8). Unter den Unternehmen, die eine Zunahme prognostizieren, liegt der Anteil noch höher: 12 Unternehmen (62,5 %) erwarten eine Steigerung ihres Auslandsumsatzes in den USA, was zeigt, dass einige hessische Unternehmen erwarten, neu in den US-Markt eintreten zu können. Die Einschätzungen zur Entwicklung der Geschäftstätigkeit insgesamt unterscheiden sich nicht zwischen den Unternehmen, die nach Nordamerika exportieren, und denen, die keinen Anteil des Auslandsumsatzes in Nordamerika erwirtschaften.

92


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Abbildung 32: Erwartungen hessischer KMU mit Exporttätigkeit zur TTIP

Welchen Effekt erwarten Sie nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihren Auslandsumsatz in den USA? n=78 Anzahl

Welche Effekte erwarten Sie bei Einbeziehung aller Auswirkungen der TTIP nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihre Geschäftstätigkeit insgesamt? n=93 Anzahl

50

50

40

40

30 20 10

21 (26.9%)

Zunahme

Prozent 100 80

Stabilität

24 (25.8%)

13 (14%)

0

Abnahme

6 (30%)

3 (6.1%)

positiv

neutral

negativ

38 (77.6%)

negativ

7 (100%)

14 (70%)

20 0

10

Zusamenhang zwischen Einschätzungen zum Auslandsumsatz und zur Geschäftstätigkeit n=76

60 40

20 7 (9%)

0

56 (60.2%)

30

50 (64.1%)

8 (16.3%)

Welche Effekte erwarten Sie bei Einbeziehung aller neutral Auswirkungen der TTIP nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihre Geschäftstätigkeit insgesamt? positiv

Zunahme Stabilität Abnahme Welchen Effekt erwarten Sie nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihren Auslandsumsatz in den USA?

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Der enge Zusammenhang zwischen den Einschätzungen der Unternehmen zur Entwicklung des Auslandsumsatzes und zur Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit wird in Abbildung 32 deutlich. 76 Unternehmen machen Angaben zu beiden Fragen. Alle Unternehmen, die die Entwicklung ihres Auslandsumsatzes in den USA negativ einschätzen, gehen auch von einer negativen Entwicklung insgesamt aus. 3 Unternehmen, die mit Stabilität ihres Auslandsumsatzes in den USA rechnen, erwarten insgesamt Rückgänge. Demgegenüber sehen 8 Unternehmen Wachstumschancen,

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

obwohl sie ihren eigenen Auslandsumsatz in den USA als konstant einschätzen. Dies lässt sich auf die Erwartung gesamtwirtschaftlich positiver Effekte der TTIP zurückführen. Eventuell erwarten Zulieferer ein höheres Wachstum, wenn ihre Abnehmer durch TTIP vermehrt in die USA exportieren können. Schließlich zeigt sich, dass die überwiegende Zahl der Unternehmen, die für sich zusätzliche Exportchancen in den USA erkennen, davon ausgeht, dass dies auch ihre Geschäftstätigkeit insgesamt positiv beeinflusst. 6 Unternehmen glauben dagegen, dass sie trotz einer Steigerung ihrer Absätze in den USA insgesamt nicht durch TTIP profitieren können. Hierfür können Befürchtungen über vermehrte Konkurrenz in den europäischen Absatzmärkten verantwortlich sein. Werden die Einschätzungen nach strukturellen Merkmalen der Unternehmen analysiert, so zeigt sich, dass im Regierungsbezirk Gießen die Erwartungen sowohl hinsichtlich der Exporte in die USA als auch der Geschäftsentwicklung insgesamt überproportional positiv sind. Nach Umsatzklassen erwarten insbesondere kleine Unternehmen – Umsatzklasse bis 2 Mio. Euro – überproportional häufig Steigerungen des Auslandsumsatzes. Über 40 % dieser Unternehmen erwarten Steigerungen, während der entsprechende Anteil in den übrigen Klassen bis 50 Mio. Euro bei rund 25 % liegt. Der Anteil der Unternehmen, die insgesamt eine positive Geschäftsentwicklung erwarten, schwankt ohne Trend mit zunehmender Größe in den einzelnen Umsatzklassen zwischen 22 % und 33 %. Auffällig ist allerdings, dass der Anteil der Unternehmen, die einen negativen Einfluss der TTIP auf ihre Geschäftstätigkeit erwarten, mit zunehmendem Umsatz von 6 % in der kleinsten Umsatzklasse bis auf 22 % in der Umsatzklasse bis 50 Mio. Euro steigt. Bei den Branchen, in denen ausreichend viele Unternehmen für eine Auswertung geantwortet haben, ist die Elektroindustrie hervorzuheben. Hier erwarten rund 43 % der Unternehmen eine Steigerung ihres Auslandsumsatzes nach Abschluss der TTIP. Mit rund 20 % liegt der Anteil bei der Metallindustrie und dem Maschinenbau leicht unterhalb des Durchschnitts aller Unternehmen. Auch hinsichtlich der Geschäftstätigkeit insgesamt tritt die Elektroindustrie hervor, da 50 % der Unternehmen eine positive Entwicklung erwarten. In diesem Bereich schneidet auch die Metallindustrie mit einem Anteil von rund 36 % überdurchschnittlich ab, während im Maschinenbau nur 15 % der Unternehmen eine positive Entwicklung ihrer Geschäftstätigkeit nach einem Abschluss der TTIP erwarten. Doch auch in dieser Branche übersteigt dieser Wert den bei 10 % liegenden Anteil der Unternehmen, die mit einer negativen Entwicklung rechnen. 75 % der Maschinenbauunternehmen gehen von Stabilität aus.

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Standortfaktoren der Zielländer Die offizielle Zielsetzung des Freihandelsabkommen TTIP besteht darin, durch die Senkung von Außenhandelsbarrieren den gegenseitigen wirtschaftlichen Austausch zwischen der EU und den USA zu fördern und so zu mehr Wachstum in beiden Wirtschaftsräumen zu führen. Wie sowohl die Außenhandelsstatistik als auch die Befragungsergebnisse zeigen, sind die USA bereits aktuell ein wichtiger und vergleichsweise leicht zugänglicher Absatzmarkt Hessens. Welche Faktoren geben aber für die KMU den entscheidenden Ausschlag, um neu in einen Auslandsmarkt einzusteigen? In diesem Zusammenhang ist hervorzuheben, dass vor allem für KMU kapazitätsbedingt häufig – zumindest vorerst – eine Entscheidung zwischen verschiedenen Auslandsmärkten zu treffen ist. Im Rahmen der Befragung hatten die Unternehmen die Möglichkeit, bis zu drei Faktoren aus einer vorgegebenen Liste anzukreuzen.31 Hervorzuheben ist, dass diese und die anschließenden Fragen von allen Unternehmen beantwortet werden konnten, und dies nicht nur durch Unternehmen, die bereits aktiv exportieren oder dies in den nächsten drei Jahren planen. Die meisten Nennungen erreichte der Faktor „intensivere bestehende persönliche Kontakte / verlässlichere Geschäftspartner“. Über 65 % der Unternehmen, die Angaben zu den wichtigsten Faktoren machen,32 ordnen diesen Aspekt den drei wichtigsten Standortfaktoren zu. Dies ist nicht überraschend, da immer wieder durch Unternehmensvertreter betont wird, wie wichtig das gegenseitige Vertrauen beim Abschluss von Geschäften ist. Als zweites folgt der Standortfaktor „Größe des Binnenmarktes des Exportlandes bzw. die günstigere Wettbewerbssituation des Unternehmens auf diesem Markt“, der für knapp die Hälfte der Unternehmen zu den drei bedeutendsten Standortfaktoren zählt. Dieser Faktor nimmt sehr direkt Einfluss auf die Absatz- und Gewinnmöglichkeiten eines Unternehmens in einem Exportland. Es folgen „günstigere Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen“ sowie „geringere sprachliche Barrieren bzw. kulturelle Unterschiede“. Gerade für KMU kann es gegebenenfalls zu kostenintensiv sein, eine entsprechende interkulturelle und sprachliche Kompetenz aufzubauen, um in anderen Ländern erfolgreich geschäftlich tätig zu sein. Hervorzuheben ist, dass auf den ersten vier Positionen Aspekte liegen, die nur sehr begrenzt einer Beeinflussung durch handelspolitische Maßnahmen zugänglich sind.

31 In einigen Einzelfällen wurden mehr als drei Faktoren angekreuzt. Aus technischen Gründen sind nur die drei erstgenannten Faktoren in der Auswertung enthalten: Daher wurden gegenüber den im Folgenden dargestellten Ergebnissen zusätzlich je einmal die Faktoren geringere Entfernung / bessere Erreichbarkeit, geringere tarifäre Handelsbeschränkungen, günstigere und verlässlicher Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen und zweimal der Faktor intensivere bestehende (persönliche) Kontakte / verlässlichere Geschäftspartner genannt. 32 Von den 179 Unternehmen beantworteten 30 Unternehmen diese Frage nicht. Mit 77 % ist der überwiegende Teil dieser Unternehmen nicht im Export tätig und plant dies auch nicht (Frage 5). Unter die 30 Unternehmen fallen einige Unternehmen, die unter der Antwortmöglichkeit „Sonstige“ ihre fehlende Exportorientierung durch Angaben wie etwa „keine“, „kein Interesse“ und „nicht möglich“ unterstreichen.

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Faktoren, die durch handelspolitische Maßnahmen wie etwa ein Freihandelsabkommen beeinflusst werden, zählen jeweils für rund 14 % bis 18 % der Unternehmen zu den drei wichtigsten Standortfaktoren bei der Wahl eines bestimmten Exportmarktes. Hierzu gehören das allgemein bessere handelspolitische Klima, die geringeren tarifären Handelsbeschränkungen sowie die bessere Kompatibilität der technischen Standards. Etwas überraschend ist, dass die Entfernung bzw. Erreichbarkeit eines Marktes vergleichsweise selten als einer der drei bedeutendsten Standortfaktoren genannt wird. Offenkundig wird die Erreichbarkeit nur selten als tatsächlicher Hemmfaktor angesehen, wofür bis zu einem gewissen Grad die günstige Infrastruktursituation in Hessen verantwortlich seine dürfte. Kein Unternehmen nannte günstigere Local Content-Regelungen als entscheidenden Standortfaktor zur Diskriminierung zwischen verschieden Exportdestinationen. Dieser Faktor tritt zwar in manchen Ländern auf, wo der Absatz eines Produktes daran gekoppelt ist, dass auch ein gewisser Teil der Wertschöpfung vor Ort im Land erfolgt. Die befragten Unternehmen scheinen dies aber offenkundig nicht als besonders schwerwiegenden Standortfaktor zu betrachten. Möglicherweise beruht dies darauf, dass viele Unternehmen Tochterunternehmen in entsprechenden Ländern haben, oder dass die Unternehmen häufig Alleinstellungsmerkmale ihrer Produkte nachweisen können, sodass die Regelungen durch die Länder nicht durchgesetzt werden. Abbildung 33: Wichtige Faktoren für die Auswahl von Exportmärkten

Wenn Sie vor der Wahl zur Erschließung von verschiedenen Auslandsmärkten stehen: Welche Standortfaktoren geben bei der Entscheidung für einen bestimmten Absatzmarkt für Sie den wichtigsten Ausschlag? n=147 intensivere bestehende (persönliche) Kontakte/ verlässlichere Geschäftspartner größerer Binnenmarkt des Landes, günstigere Wettbewerbssituation günstigere und verlässlichere Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen geringere sprachliche Barrieren/ kulturelle Unterschiede

96 (65.3%)

besseres handelspolitisches Klima

32 (21.8%)

geringere tarifäre Handelsbeschränkungen bessere Kompatibilität der technischen Standards geringere Entfernung/ bessere Erreichbarkeit günstigere Local Content Regelungen

29 (19.7%)

72 (49%) 51 (34.7%) 45 (30.6%)

24 (16.3%) 22 (15%) 0 (0%) 0

20

40

60

80

100 Anzahl

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Von der Möglichkeit, weitere bestimmende Faktoren zur Wahl eines Exportlandes unter „Sonstige“ anzugeben, machten nur wenige Unternehmen Gebrauch. Hierbei

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wurde auf das Vorhandensein von Fachkräften vor Ort und günstige Beschaffungsmöglichkeiten verwiesen. Ebenfalls wurden Faktoren, die den Absatz direkt beeinflussen, genannt wie bessere Krankenkassenverträge und die Kaufkraft. Allgemein wurde zudem weniger Bürokratie als Faktor genannt, und einige nicht an der Erschließung von Auslandsmärkten interessierte Unternehmen unterstrichen dies durch Angaben wie „keine“ oder „nicht möglich“. Zwischen den Regierungsbezirken Hessens bestehen teils Unterschiede bei den Anteilen der Unternehmen hinsichtlich der Faktoren, die ausschlaggebend für die Auswahl eines Auslandsmarktes entscheidend sind. Hervorzuheben ist, dass im Regierungsbezirk Darmstadt der Anteil der Unternehmen, die ein besseres handelspolitische Klima und geringere tarifäre Handelsbeschränkungen als wichtig erachten, vergleichsweise hoch ist, während der Anteil hinsichtlich der Kompatibilität der technischen Standards eher gering ist. Die Unternehmen des Regierungsbezirks Gießen betonen überproportional häufig die hohe Bedeutung der bestehenden Kontakte, während die Unternehmen des Regierungsbezirks Kassel überproportional häufig geringere sprachliche und kulturelle Barrieren als wichtiges Entscheidungskriterium ansehen. Hinsichtlich unterschiedlicher struktureller Merkmale der Unternehmen wie Umsatzklasse und Branche lassen sich ebenfalls einige Unterschiede feststellen. Wie zu erwarten, wird die sprachliche und kulturelle Nähe mit zunehmender Größe des Unternehmens als weniger bedeutsam angesehen. Dagegen nimmt die Bedeutung der Größe des Binnenmarktes bzw. der Wettbewerbsposition mit zunehmender Größe der Unternehmen zu, da für kleinere Unternehmen bereits geringe Absatzmengen eine deutliche Steigerung des gesamten Umsatzes bewirken. Die Bedeutung von Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen ist für die beiden niedrigsten Umsatzklassen deutlich höher als für die höheren Umsatzklassen, da bei den entsprechenden geringeren Absatzvolumen von kleineren Unternehmen sich beispielsweise Kosten für Rechts- und Steuerberatung nicht lohnen. In der niedrigsten Umsatzklasse werden vergleichsweise häufig Zölle und die Entfernung bzw. Erreichbarkeit als Auswahlkriterien für einen Auslandsmarkt angegeben. Die Zölle spielen aber auch für die Unternehmen der höchsten Umsatzklassen wieder eine stärkere Rolle. Etwas überraschend ist es, dass für die Unternehmen der höchsten Umsatzklassen die intensiveren bestehenden Kontakte eine höhere Bedeutung haben als für die übrigen Klassen. Womöglich wird dieses Ergebnis eher dadurch ausgelöst, dass für größere Unternehmen die meisten anderen zur Auswahl stehenden Faktoren im Vergleich zu den kleineren Unternehmen an Bedeutung verlieren, als daran, dass größere Unternehmen tatsächlich höhere Anforderungen in diesem Bereich haben. Es könnte aber auch sein, dass kleinere Unternehmen im Ausland ohnehin nur ihre „Standardprodukte“ absetzen (können), während größere Unternehmen auch im Ausland individuelle Projekte mit einem höheren persönlichen Abstimmungsaufwand anbieten.

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Hinsichtlich der Branchenunterschiede lassen sich wegen der geringen Anzahl der antwortenden Unternehmen in einigen Branchen nur wenige Aussagen treffen. Für die Unternehmen im Maschinenbau hat die Qualität des handelspolitischen Klimas eine überproportionale Bedeutung. Leicht überproportional wird auch auf Zölle und Kompatibilität technischer Standards bei der Auswahl eines Auslandsmarktes geachtet. Dagegen spielen sprachliche und kulturelle Barrieren bei Maschinenbauunternehmen quasi keine Rolle und auch die Verwaltungs-, Rechts und Steuerstrukturen werden vergleichsweise selten genannt. Die Unternehmen der Gummi- und Kunststoffbranche geben vergleichsweise häufig sprachliche und kulturelle Barrieren als Entscheidungsfaktor an. Auch die Entfernung und Erreichbarkeit des Landes spielt hier eine überproportionale Rolle. Vergleichsweise selten werden bestehende Kontakte als entscheidender Faktor bei der Wahl eines Exportmarktes angegeben. Auch die Zölle sind in dieser Branche im Vergleich zu den Ergebnissen über alle Branchen relativ selten einer der drei wichtigsten Standortfaktoren. Dies gilt ebenso für die Elektrotechnik, deren Unternehmen aber relativ häufig die Kompatibilität technischer Standards als wichtigen Standortfaktor beurteilen. Unterstützungsmaßnahmen zur Förderung der Auslandsaktivitäten Zahlreiche Institutionen bieten Unternehmen Unterstützungsmöglichkeiten bei der Erschließung von Auslandsmärkten an. Die Unternehmen – sowohl im Export tätige als auch nicht exportierende Unternehmen (Frage 5 des Fragebogens) – gaben ihre Einschätzung zur Bedeutung von verschiedenen Instrumenten ab. Die einzelnen Elemente wurden jeweils von rund 120 bis 140 Unternehmen bewertet. Höchste Bedeutung kommt Informationsangeboten über Auslandsmärkte zu. Von 139 antwortenden Unternehmen schätzen rund 88 % dies als wichtig oder sehr wichtig für Aktivitäten im Ausland ein. Entsprechend zur hohen Bedeutung der bestehenden Kontakte bzw. verlässlichen Geschäftspartner bei der Entscheidung für einen Auslandsmarkt wird die Vermittlung von Geschäftspartnern als wichtiges Unterstützungsmittel betrachtet. Rund 81 % der Unternehmen betrachten dies als wichtig bzw. sehr wichtig für ihre Aktivitäten im Ausland. Vor weiteren Unterstützungsangeboten, deren Zweck untere anderem der Aufbau von Beziehungen und Geschäftskontakten im Ausland ist, liegen in der Einschätzung der Bedeutung durch die Unternehmen noch Instrumente zur Minderung der finanziellen Risiken, die mit einem Auslandsengagement verbunden sind. Rund 63 % der antwortenden KMU betrachten Ausfallbürgschaften und ähnliche Finanzierungsinstrumente als wichtig oder sehr wichtig.

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Abbildung 34: Unterstützungsangebote zur Erschließung von Auslandsmärkten Wie wichtig sind Ihrer Einschätzung nach folgende Unterstützungsangebote für Ihre Aktivitäten im Ausland?

40 20

58 (41.7%) 17 (12.2%)

74 (56.1%)

53 (40.2%)

33 (25%)

wichtig 61 (44.2%)

nicht wichtig 58 (43%)

59 56 49 (43.7%) 30 (40.6%) 25 (22.7%)(37.1%) 21 18 (18.9%) (15.2%) (13.3%)

Teilnahme an Messegemeinschaftsständen im Ausland n=135

Teilnahme an Messen im Ausland n=138

Ausfallbürgschaften und ähnliche Finanzierungsinstrumente n=132

Vermittlung von Geschäftspartnern n=132

0

Informationen über Auslandsmärkte n=139

84 (70%)

79 (65.8%)

32 (26.7%) 9 (7.5%)

30 (25%) 6 (5%)

Teilnahme an offiziellen Delegationsreisen des Landes n=120

60

64 (46%)

sehr wichtig

Teilnahme an Markterkundungsreisen n=120

80

Quelle: Schriftliche Erhebung der Hessen Agentur März / April 2015, Darstellung der Hessen Agentur

Relativ gleichauf liegen die Instrumente Teilnahme an Auslandsmessen und Teilnahme an Messegemeinschaftsständen im Ausland, da beide Maßnahmen dem gleichen Zweck dienen und aus Unternehmenssicht sehr ähnlich sind. Knapp 60 % der Unternehmen schätzen diese Instrumente als wichtig oder sehr wichtig für den Erfolg ihrer Geschäftstätigkeit im Ausland ein. Zwei weitere Instrumente werden von rund 30 % der Unternehmen als wichtige Unterstützungsangebote für ihre Geschäftstätigkeit eingeschätzt: und zwar die Teilnahme an Markterkundungsreisen und die Teilnahme an offiziellen Delegationsreisen des Landes. Diese etwas geringere Bedeutung gegenüber anderen Maßnahmen beruht möglicherweise auch darauf, dass aufgrund der begrenzten Kapazitäten bei diesen Reisen bisher vergleichsweise wenige Unternehmen die Möglichkeit zur Teilnahme hatten. Ein Indiz hierfür ist auch, dass nur je 120 Unternehmen diese Instrumente beurteilten, während sich zu den übrigen Instrumenten bis zu 138 der befragten Unternehmen äußerten. Die Einschätzungen der Unternehmen sind kaum durch regionale Unterschiede gekennzeichnet. Auch zwischen Umsatzklassen lassen sich nur wenige Differenzen zur Einschätzung der Bedeutung der Unterstützungsangebote feststellen. Hier ist lediglich hervorzuheben, dass im Vergleich zu den Ergebnissen für alle Unternehmen vergleichsweise wenig Unternehmen in den beiden unteren Umsatzklassen die Vermittlung von Informationen über Auslandsmärkte und die Teilnahme an Auslandsmessen

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

als hilfreich bewerten. Dies ist wahrscheinlich auf die insgesamt geringere Exportorientierung dieser Unternehmen zurückzuführen. Hinsichtlich der Branchenunterschiede zeigt sich, dass der stark exportorientierte Maschinenbau nahezu alle Unterstützungsangebote besser bewertet als der Durchschnitt über die Unternehmen aller Branchen. Überraschenderweise bewerten die Unternehmen der Elektroindustrie im Durchschnitt die Instrumente schlechter als der Durchschnitt über alle Branchen, obwohl auch diese Branche eine hohe Exportorientierung aufweist. Dies korrespondiert möglicherweise mit dem hohen Gewicht, das die Unternehmen dieser Branche der besseren Kompatibilität der technischen Standards als Standortkriterium beimessen. Zum Abschluss der Befragung wurde den Unternehmensvertretern die Gelegenheit gegeben, sich zu den Rahmenbedingungen ihres Auslandsgeschäfts und zu den Erfordernissen der politischen Unterstützung bei der Markterschließung zu äußern. Mehrere der von den Erhebungsteilnehmern in dieser Rubrik gemachten Anmerkungen beziehen sich auf die Unterstützung bei der Teilnahme an Messen, die besonders für kleine Firmen als wichtig erachtet wird. Konkret wurde der Wunsch geäußert, dass auch eine Förderung bei Teilnahmen von kleinen Nischenmessen und Messen außerhalb des AUMA-Kataloges möglich sein sollte. Was die politischen Rahmenbedingungen der internationalen Wirtschaftsverflechtungen betrifft, so haben zwei Unternehmen auf die ungünstigen Wirkungen von Protektionsinstrumenten wie Einfuhrabgaben und Exportsubventionen hingewiesen. Erwähnt wurde zudem der Wunsch nach Erleichterungen bei den Vorgaben für die Einstellungen von Mitarbeitern, die aus Räumen außerhalb der EU stammen.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

4

Fazit und Handlungsempfehlungen

Mit der vorliegenden Untersuchung wird das Ziel verfolgt, attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft zu identifizieren. Die Untersuchung ist hierzu in zwei Abschnitte aufgeteilt. Im ersten Teil werden umfangreiche statistische Analysen auf der Grundlage von Exportdaten Hessens und Importdaten von Ländern weltweit durchgeführt. Im zweiten Teil werden die Ergebnisse einer Befragung hessischer KMU zu ihren aktuellen Auslandsaktivitäten, ihren zukünftigen Plänen und Erwartungen sowie den Rahmenbedingungen des Auslandsgeschäfts dargestellt. In die statistische Analyse sind alle Länder einbezogen, in die Hessen im Jahr 2013 Waren im Wert von mindestens 30 Mio. Euro exportiert hat. Auf diese 77 größten hessischen Exportdestinationen entfallen 99 % aller hessischen Exporte. Dabei sind die USA mit 6,2 Mrd. Euro der größte Abnehmer und Neuseeland liegt mit rund 30 Mio. Euro auf dem letzten Rang. Die Konzentration der hessischen Exporte ist zwischen 2002 und 2013 zurückgegangen. Auf die Top-Ten Exportmärkte Hessens entfielen im Jahr 2002 noch 63 % der hessischen Exporte, im Jahr 2013 nur noch 58 %. Dies unterstreicht die zunehmende Bedeutung der schnell wachsenden und gegenüber den hochentwickelten Industriestaaten aufholenden Volkswirtschaften auch für die hessische Exportwirtschaft. Der Umfang des hessischen Exportvolumens ist naturgemäß eng verknüpft mit der Größe des Zielmarktes selbst – so zählen die Top-Ten der hessischen Exportmärkte auch zu den größten Importeuren von Gütern weltweit. Besondere Exporterfolge der hessischen Wirtschaft lassen sich in Ländern nachweisen, in die Hessen gemessen an der Entwicklung der weltweiten Importe der Länder überproportional viele Waren exportiert. In der Untersuchung wird dabei mittels einer Regressionsanalyse ein offenkundiger Struktureffekt herausgerechnet – nämlich die räumliche Entfernung, die für deutlich überproportionale Exporte Hessens in die europäischen Nachbarstaaten und unterproportionale Exporte in weit entfernte Volkswirtschaften mit verantwortlich ist. Unter Beachtung dieses Entfernungseffektes sowie auch des unterschiedlichen Wohlstandsniveaus der Zielländer – dies gemessen am BIP pro Einwohner – weist die hessische Exportwirtschaft nach Uruguay, Südafrika, Panama, Russland, Ungarn, Argentinien, Österreich, Brasilien, in die Türkei und nach Polen die größten strukturellen Vorteile im Jahr 2013 auf. Das heißt, in diesen Ländern übersteigen die tatsächlichen Exporte Hessens die anhand der Importe des Landes zu erwartenden Exporte am stärksten. Dagegen unterschreiten die tatsächlichen Exporte Hessens die zu erwartenden Exporte in den Ländern Peru, Vietnam, Tunesien, Singapur, Marokko, Norwegen, Oman, Kanada, Belgien und Hongkong am deutlichsten, sodass sich für diese Länder ein Nachholbedarf der hessischen Exporte zeigt.

101


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Auch die unterschiedliche Wachstumsdynamik der einzelnen Zielmärkte hinsichtlich der hessischen Exporte und der weltweiten Importe wird in der Analyse berücksichtigt. Da sowohl die weltweiten Importe als auch die hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013 insgesamt deutlich gestiegen sind, wird nicht das absolute Wachstum der Größen zur Beurteilung herangezogen, sondern die Entwicklung gegenüber der durchschnittlichen Entwicklung als Benchmark. Durch die gemeinsame Analyse hinsichtlich Marktgröße, struktureller Exportvorteile Hessens und der unterschiedlichen Wachstumsdynamik der weltweiten Importe und hessischen Exporte werden die Auslandsmärkte sechs Kategorien zugeordnet. Im Hinblick auf die Außenwirtschaftsförderung und insbesondere die Auslandsmesseförderung des Landes Hessen sind insbesondere vier Marktkategorien interessant. Die Zuordnung der Länder zu diesen Kategorien attraktiver Auslandsmärkte gehen aus Tabelle 19 hervor. Tabelle 19: Attraktive Auslandsmärkte für die hessischen Wirtschaft Dynamische Wachstumsmärkte Dynamische Wachstumsmärkte Gefährdete Potenzial- Exporterfolge Hessens mit überdurchschnittlichen mit unterdurchschnittlichen märkte der hessischen im Umfeld schwächerer hessischen Exporterfolgen hessischen Exporterfolgen Exportwirtschaft Entwicklung der Importe Uruguay

Slowakei

Kuwait

Luxemburg

Panama

Singapur

Libanon

Bosnien-Herzegowina

Algerien

Südafrika

Thailand

Serbien

Estland

Kolumbien

Pakistan

Ungarn

Rumänien

Katar

Ukraine

Vereinigte Staaten

Korea, Republik

Türkei

Jordanien

Philippinen

Tschechische Republik

Oman

Venezuela

Niederlande

Bulgarien

Lettland

Ägypten

Belarus

Nigeria

Brasilien

Marokko

Chile

Vietnam

Polen

Peru

Australien

Litauen Saudi-Arabien China Russische Föderation Kasachstan Indonesien Indien Argentinien

Quelle: Darstellung der Hessen Agentur

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Dynamische Wachstumsmärkte mit überdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen In diesen Ländern sind zwischen 2002 und 2013 sowohl die weltweiten Importe als auch die hessischen Exporte überproportional gestiegen, wobei der Zuwachs der hessischen Exporte höher als der Zuwachs der weltweiten Importe gegenüber dem jeweiligen Durchschnitt war. Hierunter fallen mit Korea, Tschechien, Polen sowie Australien drei große und ein mittlerer Absatzmarkt Hessens, die strukturelle Vorteile der hessischen Exporte auszeichnen. Mit Bulgarien, Rumänien sowie Estland sind drei weitere mittelgroße bzw. kleine EULänder zu nennen. In Mittel- bzw. Südamerika treten Uruguay und Panama als strukturell günstige, allerdings sehr kleine hessische Absatzmärkte in Erscheinung. Dynamische Wachstumsmärkte mit unterdurchschnittlichen hessischen Exporterfolgen In den ebenfalls sowohl hinsichtlich der hessischen Exporte als auch der weltweiten Importe überproportional wachstumsstarken Ländern dieser Kategorie sind die hessischen Exporte weniger stark als die weltweiten Importe gegenüber dem jeweiligen Durchschnitt gestiegen. Hierunter fallen viele der „Wachstumsmotoren“ der weltwirtschaftlichen Entwicklung der letzten Jahrzehnte – Russland, Indien, China, Südafrika, Türkei –, die aktuell sämtlich zu den großen Absatzmärkten der hessischen Wirtschaft zählen. Auch Absatzmärkte mit aktuell mittlerer Größe wie Indonesien, Singapur, Chile und Argentinien fallen in diese Kategorie. Gefährdete Potenzialmärkte der hessischen Exportwirtschaft Gefährdete Potenzialmärkte sind Märkte, deren hohes Potenzial sich im überproportionalen Wachstum ihrer weltweiten Importe äußert, dem gegenüber aber eine unterproportionale Entwicklung der hessischen Exporte steht. Mit Brasilien ist in dieser Kategorie einer der wachstumsstarken BRICS-Staaten zu finden. Hervorzuheben ist, dass die hessische Exportwirtschaft trotz dieser schwächeren Entwicklung weiterhin strukturelle Vorteile in Brasilien behaupten konnte, das heißt die tatsächlichen hessischen Exporte übersteigen die aufgrund der Importstrukturen zu erwartenden Exporte. Weitere Staaten in dieser Kategorie sind eher kleine und mittlere Absatzmärkte der hessischen Wirtschaft wie Ägypten, Ukraine, Thailand, Pakistan und Vietnam. Exporterfolge Hessens im Umfeld schwächerer Entwicklung der Importe Im Gegensatz zu den gefährdeten Potenzialmärkten zählen zu dieser Kategorie Länder, deren Importentwicklung unterhalb des weltweiten Durchschnitts lag, in die aber eine überproportionale Steigerung der hessischen Exporte gegenüber

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

den hessischen Exporten insgesamt erreicht wurde. Hervorzuheben sind insbesondere die USA, die den mit Abstand größten Wachstumsbeitrag zu den hessischen Exporten zwischen 2002 und 2013 leisteten. Interessante Potenziale bieten zudem Ungarn, die Philippinen und die Niederlande. Hervorzuheben ist, dass sich in diesen Kategorien viele bedeutende Märkte mit hohen hessischen Exportvolumina – insbesondere europäische Nachbarländer – nicht wiederfinden, da diese Länder nicht das dynamische Wachstum vieler Schwellenländer erreichen. Diese etablierten Märkte werden aber auf absehbare Zeit weiterhin zu den bedeutendsten hessischen Exportmärkten zählen und sollten im Sinne einer Bestandspflege stets sowohl im Blick der Unternehmen als auch der Wirtschaftspolitik bleiben. Die allgemeine Entwicklung der Exporte in die einzelnen Länder zeigt je nach Branche teilweise bedeutende Unterschiede auf. So kann ein Land für die Unternehmen einer bestimmten Branche ein attraktiver Absatzmarkt sein, obwohl es in der allgemeinen Entwicklung zunächst ungünstig erscheint. Auch zur zielgerichteten Auswahl von Förderinstrumenten, wie beispielsweise der Auswahl von Messeveranstaltungen für hessische Gemeinschaftsstände, ist nicht nur die allgemeine Importstruktur und -dynamik des Landes wichtig, sondern insbesondere auch die Perspektiven in einzelnen Branchen. Basierend auf Export- und Importdaten zwischen 2008 und 2013 lassen sich zwölf zusammengefasste Warengruppen bilden, für die Länder ausgewählt werden, die komparative Vorteile hinsichtlich der folgenden fünf Kriterien besitzen: 1. Entfallen mehr Importe des Landes auf eine Warengruppe als im weltweiten Durchschnitt? 2. Entfallen mehr hessische Exporte in das Land auf eine Warengruppe als im hessischen Durchschnitt? 3. Übersteigt der Anteil der Warengruppe an den hessischen Exporten ihren Anteil an den Importen des Landes? 4. Ist das Wachstum der Importe der Branche im Land höher als das Wachstum der Importe der Branche weltweit? 5. Ist das Wachstum der hessischen Exporte der Branche in das Land größer als das Wachstum der hessischen Exporte der Branche insgesamt? In der folgenden Zusammenstellung werden für die zwölf Warengruppen attraktive Märkte – das sind Länder die hinsichtlich vier bis fünf Kriterien überdurchschnittlich bewertet werden – genannt. Basierend auf zwei früheren Untersuchungen zu bedeutenden Auslandsmessen für die hessischen Wirtschaft von Werner und Harsche (2013) sowie Werner, Bauer und Harsche (2014) lassen sich für einige der attraktiven Märkte bestimmte Messeveranstaltungen empfehlen.

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Rund 21 % der hessischen Exporte zählen zur Chemie- und Kunststoffbranche, was den Anteil an den weltweiten Importen von 9 % deutlich übersteigt. Die hinsichtlich aller fünf Kriterien positiv bewerteten Exportdestinationen Hessens sind in diesem Bereich Mexiko, Thailand, Ägypten, Chile und Vietnam. Mit Fokus auf den Kunststoffbereich sind die Messen Plastics and Rubber Vietnam und TIPREX in Thailand zu empfehlen. Auch die INDOPLAS ist eine geeignete Veranstaltung, da Indonesien mit vier positiven Bewertungen ebenfalls als attraktiver Markt eingestuft wird. Auf Produkte des Maschinenbaus entfällt mit 13,5 % der hessischen Exporte ein fast doppelt so großer Anteil im Vergleich zu den weltweiten Importen mit 8,5 %. Sehr viele Märkte erreichen in diesem Bereich durchweg positive Bewertungen – Russland, Türkei, Mexiko, Brasilien, Saudi-Arabien, Thailand, Belarus, Chile, Vietnam und Peru. Mit China und den USA erreichen auch die beiden volumenstärksten Absatzmärkte Hessens bei vier der fünf Kriterien eine günstige Einschätzung als attraktive Absatzmärkte für den hessischen Maschinenbau. In diesem Warensegment ist beispielsweise in der Türkei die WIN – World of Industry als interessante Messe hervorzuheben, in Brasilien und Russland ist jeweils eine Teilnahme an den Veranstaltungen MDA und CeMAT zu empfehlen, die in ähnlicher Form auch in China zu finden sind. In Saudi-Arabien ist die Machinex für viele Maschinenbausegmente bedeutsam. Die Waren der Medizin- und Pharmabranche übersteigen mit einem Exportanteil von 13,5 % in Hessen den weltweiten Importanteil von 3 % um mehr als das Dreifache. Der mit Abstand wichtigste Markt Hessens sind in diesem Bereich die USA. Diese Exportdestination wird zudem überwiegend günstig bewertet – lediglich das Wachstum der internationalen Importe ist gegenüber dem weltweiten Durchschnitt unterproportional ausgeprägt. Besonders positive Bewertungen als hessische Exportdestinationen erreichen Russland, Saudi-Arabien, Argentinien und Kolumbien. Dementsprechend wird auch der Messe Saudi Health eine zunehmende Bedeutung prognostiziert. Zur Warengruppe Fahrzeuge zählen mehr als 10 % der hessischen Exporte, womit sie leicht überproportional gegenüber den internationalen Importen mit rund 9 % ausgeprägt ist. Mit Tunesien schneidet hier ein kleines Land überraschend gut ab, das in der langfristigen Analyse über alle Länder eher schwach eingeschätzt wird. Im Fahrzeugbaubereich werden darüber hinaus vor allem bereits aktuell bedeutsame Märkte wie das Vereinigte Königreich, Spanien, Österreich, Polen und die Türkei bei vier von fünf Kriterien günstig bewertet. In der Türkei sind mehrere Messen für den Fahrzeugbau interessant, neben der Automechanika wird insbesondere der OTOMOTIV ein hohes Wachstumspotenzial bescheinigt.

105


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

106

Die Produkte der Elektrotechnik sind mit einem Anteil von mehr als 10 % zwar die fünftwichtigste hessische Exportwarengruppe, trotzdem ist dieser Anteil gegenüber den weltweiten Importen mit 17 % unterproportional ausgeprägt. Hinsichtlich aller fünf Kriterien wird Estland als attraktiver Exportmarkt bewertet. Unter den Ländern, die bei vier der fünf Kriterien günstig bewertet werden, ist die Tschechische Republik ein wichtiger Markt mit einem großen Exportvolumen für Hessen (Rang 5). Insbesondere vor dem Hintergrund der Auslandsmesseförderung Hessens sind die außereuropäischen Märkte Australien, Hongkong, Thailand und Saudi-Arabien als attraktive Standorte zu nennen. Mit zahlreichen Elektronikmessen lässt sich der südostasiatische Markt bearbeiten, während im Nahen Osten dieses Segment bisher unterrepräsentiert erscheint. Die Erzeugnisse der Metallindustrie bilden rund 7 % der hessischen Exporte, womit sie rund einen Prozentpunkt über den weltweiten Importen liegen. Die günstigste Bewertung erhält hier die Slowakei, die alle fünf Kriterien erfüllt. Gute Bewertungen erhalten neben einigen großen europäischen Abnehmern (Italien, Tschechische Republik, Schweden) das jüngste EU-Mitglied Kroatien sowie die Länder Kuwait und Thailand. Der Markt in Thailand kann beispielsweise über die Messe Metalex erschlossen werden. Für Kuwait bieten sich möglicherweise Messen mit Hubfunktion in den nahe gelegenen Vereinigten Arabischen Emiraten (Arabia Essen Welding & Cutting, TEKNO/TUBE Arabia) an. Die Warengruppe Feinmechanik, Optik nimmt mit rund 6 % einen doppelt so großen Anteil an den hessischen Exporten als an den internationalen Importen ein. In diesem Segment sind insbesondere die asiatischen Absatzmärkte China, Korea, Hongkong und Singapur günstig bewertet. Mit der Slowakei wird auch ein europäisches Land bei allen fünf Kriterien günstig bewertet. Die weiteren Warengruppen haben nur einen vergleichsweise geringen Anteil an den hessischen Exporten insgesamt. Die Ernährungswirtschaft erreicht 3 % an den hessischen Exporten und 6 % an den internationalen Importen, Papier, Holz Möbel liegen bei knapp 3 % (Hessen) bzw. 2 % (Welt), Glas, Stein, Keramik erreichen sowohl in Hessen als auch weltweit rund 2 %, Rohstoffe haben Anteile von 2 % für Hessen und 23 % weltweit, und auf Textil, Bekleidung, Leder entfallen 1 % (Hessen) bzw. 5 % (Welt). Attraktive Länder sind für die Ernährungswirtschaft Norwegen, Niederlande und Türkei. Im Bereich Papier, Holz, Möbel sind Russland, Litauen, Chile, Neuseeland und Peru besonders günstig zu bewerten. Russland kann auch im Bereich Glas, Stein, Keramik fünf positive Bewertungen verzeichnen. In den Warengruppen Rohstoffe und Textil, Bekleidung, Leder erreicht kein Land fünf positive Bewertungen. Zudem ist das jeweilige hessische Exportvolumen bei relativ günstig bewerteten Märk-


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ten vergleichsweise gering, sodass die günstige Bewertung der Märkte vorwiegend auf Exporterfolgen einzelner Unternehmen beruht, aber strukturelle Aussagen zu den Märkten insgesamt mit großer Unsicherheit behaftet sind. Einschränkend ist darauf hinzuweisen, dass ergänzend zu der vorliegenden statistisch-ökonometrischen Einschätzung zu den Auslandsmärkten stets aktuelle wirtschafts- und gesellschaftspolitische Entwicklungen berücksichtigt werden müssen und weitere Betrachtungen erforderlich sind. So zeigt die Entwicklung der letzten Jahre in der statistischen Analyse die günstige Situation des russischen Absatzmarktes für die hessische Wirtschaft. Allerdings ist nach Einschätzung der befragten Unternehmen aufgrund der derzeit schwierigen politischen Situation in Russland und der Ukraine die zukünftige Entwicklung dieser Märkte mit großen Unsicherheiten behaftet. An der schriftlichen Befragung von 1.500 hessischen KMU – Unternehmen mit einer Mitarbeiterzahl zwischen 20 und 250 – des Verarbeitenden Gewerbes nahmen rund 12,3 % der Unternehmen teil. Zentrale Ergebnisse dieser Befragung sind:

 

71 % der Unternehmen sind im Export tätig, 34 % der Unternehmen betreiben Repräsentanzen oder Vertriebsbüros und 18 % der Unternehmen betreiben eine Fertigung vor Ort. 56 % der Unternehmen gehen von steigenden Auslandsumsätzen aus, 34 % erwarten, dass auch der Anteil des Auslandsumsatzes steigen wird. Im Mittel (Median) entfallen 60 % des Auslandsumsatzes auf EURO-Länder. Neben den weiteren EU-Ländern und den weiteren europäischen Ländern entfallen auf Nordamerika und Zentral-/Südasien je rund 10 % des Auslandsumsatzes. Südostasien liegt knapp dahinter, ist aber für vergleichsweise viele Unternehmen von noch höherer Bedeutung. Die hohe Bedeutung der EU zeigt zum Teil die strukturellen Unterschiede zwischen den statistischen Analysen des ersten Teils – in dem die Exporte der Großunternehmen ein hohes Gewicht erhalten – und dem Fokus auf KMU in der Befragung im zweiten Teil der Untersuchung. Mehr als 50 % der Unternehmen gehen für die Regionen Nordamerika, den Nahen Osten sowie ganz Asien von moderat bis stark steigenden Auslandsumsätzen aus. Weniger als 50 % der Unternehmen gehen von Wachstum in den übrigen weltwirtschaftlichen Regionen aus.

107


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

 

108

Für die befragten KMU sind die Top-Ten der wichtigsten Exportländer innerhalb der EU nach Anzahl der Nennungen Frankreich, Österreich, Niederlande, Italien, Großbritannien, Polen, Belgien, Spanien, Tschechien, Schweden sowie gleichauf Ungarn und Dänemark. Außerhalb der EU sind die Top-Ten der wichtigsten Exportländer Schweiz, China, USA, Russland, Südkorea, Türkei, Indien, Brasilien, Norwegen sowie gleichauf Japan und Australien. Das stärkste Wachstum des Auslandsumsatzes erwarten die Unternehmen in China, USA, Schweiz, Frankreich, Spanien, Österreich, Indien, Vereinigtes Königreich, Polen und den Niederlanden. Die häufigsten Nennungen der Unternehmen hinsichtlich erwarteter Rückgänge betreffen Russland, Frankreich, Spanien, Ukraine, Österreich und Italien. Es zeigen sich beträchtliche firmenspezifische Unterschiede bei der Einschätzung der Zukunftsperspektiven der wichtigen europäischen Märkte. 31 % der exportorientierten Unternehmen planen, zukünftig neue Länder im Export zu erschließen. Relativ häufig genannt wurden die USA, Türkei, Südkorea, Südafrika, Spanien, Mexiko und Australien. 13 % der exportorientierten Unternehmen planen Repräsentanzen in neuen Absatzmärkten, genannt wurden beispielsweise USA, Indien, China und Brasilien. Mit jeweils mehr als 60 % geht der überwiegende Teil der Befragten von stabilen Auslandsumsätzen in den USA und auch von einem stabilen Gesamteffekt nach dem Abschluss der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) zwischen der EU und den USA aus. In beiden Fällen übersteigt die Zahl der Unternehmen, die positive Effekte erwarten, die Zahl derer, die negative Effekte erwarten. Die wichtigsten Standortfaktoren für die Entscheidung zwischen mehreren Exportmärkten sind bestehende Kontakte, die Marktgröße und Wettbewerbssituation sowie verlässlichere Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen. Für viele Unternehmen sind Exporte ein bedeutender Baustein des geschäftlichen Erfolgs. Die Unternehmen bewerten daher Maßnahmen, die sie bei der Erschließung und Sicherung von Auslandsmärkten unterstützen, positiv. Jeweils mehr als 80 % der KMU bewerten Informationsangebote und die Vermittlung von Geschäftspartnern als wichtige Unterstützungsmaßnahme im Auslandsgeschäft. Rund 60 % beurteilen finanzielle Beihilfen, die Teilnahme an


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Auslandsmessen und die Teilnahme an Messegemeinschaftsständen als wichtig. Für rund 30 % sind Markterkundungsreisen oder Delegationsreisen eine wichtige Unterstützung bei den Aktivitäten im Ausland. Die Analyse zeigt attraktive Absatzmärkte für die hessische Wirtschaft auf, die sich durch ein besonders dynamisches Wachstum auszeichnen und für die bereits komparative Vorteile der hessischen Exportwirtschaft vorliegen. Zudem werden Zielmärkte identifiziert, die ein vielversprechendes Potenzial aufweisen und bisher noch nicht den entsprechenden Stellenwert für die hessische Exportwirtschaft erreicht haben. Aufgrund der deutlichen Unterschiede hinsichtlich des Absatzpotenzials zwischen den Branchen innerhalb der Länder werden zusätzlich jeweils besonders attraktive Zielmärkte nach Branchen für die hessische Exportwirtschaft aufgezeigt. Zur Unterstützung der hessischen Wirtschaft sollte das außenwirtschaftspolitische Instrumentarium auf die identifizierten Länder ausgerichtet werden.

109


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Abbildungsverzeichnis Abbildung

Seite

1:

Länder mit hessischen Exporten von mindestens 30 Mio. Euro im Jahr 2013 4

2:

Exporte Deutschlands in ausgewählte Länder in Mrd. Euro im Jahr 2013

5

3:

Wachstum der hessischen Exporte zwischen 2002 und 2013

7

4:

Veränderung der hessischen Exporte zwischen 2008 und 2009 sowie 2009 und 2010

5:

10

Veränderung der hessischen Exporte zwischen 2008 und 2011 11

6:

Lorenz-Kurve der hessischen Exporte des Jahres 2013 nach Ländern

12

7:

Entwicklung des Herfindahl-Index der hessischen Exporte von 2002 bis 2013

13

8:

Prozentuale Verteilung der Exporte Hessens auf die Top-Ten Exportmärkte und die übrigen Staaten 14

9:

Importe ausgewählter Länder in Mrd. US-Dollar im Jahr 2013

16

10:

Veränderung der Importe ausgewählter Länder zwischen 2002 und 2013

18

11:

Komparative Vorteile der hessischen Exporte in ein Land gegenüber dem Anteil des Landes an den weltweiten Importen 2013 (RSCA)

20

Prognostizierte und tatsächliche komparativen Vorteile der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen 2013 (Residuen RSCA)

22

Prognostizierte und tatsächliche komparativen Vorteile der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen 2002 (Residuen RSCA)

24

Entwicklung ausgewählter Handelsvolumina zwischen 2002 (=100) und 2013 über alle Länder

26

Vergleich zwischen der Handelsentwicklung Hessens im Hinblick auf China, den USA und Frankreich mit der Entwicklung insgesamt

28

Hessische Exporte nach Warengruppen basierend auf SITC-2-Stellern in 2013

38

Veränderung der hessischen Exporte nach Warengruppen von 2008 bis 2013

39

Weltweite Importe nach Warengruppen basierend auf SITC-2-Stellern in 2013

40

12:

13:

14: 15: 16: 17: 18:

110


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

19:

Wachstum der internationalen Importe nach Warengruppen von 2008 bis 2013

40

20:

Strukturelle Merkmale der teilnehmenden Unternehmen

68

21:

Derzeitige und zukünftige Auslandsaktivitäten

73

22:

Anteil Auslandsumsatz insgesamt

74

23:

Entwicklung des absoluten Auslandsumsatzes und der Exportquote

78

24:

Boxplots der Angaben zum Anteil des Auslandsumsatzes nach Regionen

80

25:

Entwicklung des Auslandsumsatzes nach Regionen

82

26:

Wichtigste Zielländer innerhalb der EU

84

27:

Wichtigste Zielländer außerhalb der EU

85

28:

Wachstumsstarke Exportmärkte

87

29:

Länder mit Wachstumsschwächen

88

30:

Maßnahmen zur Erschließung neuer Auslandsmärkte

89

31:

Lokalisierung der Maßnahmen zur Erschließung neuer Auslandsmärkte

90

32:

Erwartungen hessischer KMU mit Exporttätigkeit zur TTIP

93

33:

Wichtige Faktoren für die Auswahl von Exportmärkten

96

34:

Unterstützungsangebote zur Erschließung von Auslandsmärkten

99

111


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Tabellenverzeichnis Tabelle

Seite

1:

Kategorisierung der Länder nach dem hessischen Exportvolumen in 2013

2:

Kategorisierung der Länder nach der Differenz zwischen den prognostizierten und tatsächlichen komparativen Vorteilen der hessischen Exporte gegenüber dem Anteil an den weltweiten Importen (Residuen RSCA) in 2002 und 2013 31

3:

Einordnung der Länder anhand der Wachstumsdynamik zwischen 2002 und 2013

33

4:

Qualitative Kategorisierung von Auslandsmärkten

36

5:

Attraktive Auslandsmärkte in der Chemie und Kunststoffbranche

43

6:

Attraktive Auslandsmärkte im Maschinenbau

45

7:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Medizin und Pharma

47

8:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich der Fahrzeuge

49

9:

Attraktive Auslandsmärkte in der Elektroindustrie

51

10:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Metall

53

11:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich der Feinmechanik, Optik

55

12:

Attraktive Auslandsmärkte in der Ernährungswirtschaft

57

13:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Papier, Holz, Möbel

59

14:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Glas, Stein, Keramik

61

15:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Rohstoffe

63

16:

Attraktive Auslandsmärkte im Bereich Textil, Bekleidung

65

17:

Strukturelle Daten der schriftlichen Erhebung zu attraktiven Auslandsmärkten der hessischen Wirtschaft

66

Exportquote im hessischen Verarbeitenden Gewerbe nach Unternehmensgröße im Jahr 2014 in Prozent

76

18: 19:

112

Attraktive Auslandsmärkte für die hessischen Wirtschaft

30

102


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Literaturverzeichnis Balassa, B. (1965): Trade liberalization and ‘revealed’ comparative advantage, in: The Manchester School of Economic and Social Studies, 32, S. 99–123. Gehrke B., O. Krawczyk und U. Schasse (2010): Aktualisierte und erweiterte Analysen zur Ausweitung der außenwirtschaftlichen Beziehungen der niedersächsischen Wirtschaft, unter Mitarbeit von Claudia Nowak und Barbara Pogoda, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.): http://www.niw.de/uploads/pdf/publikationen/Aussenwirtschaft_Niedersachsen_2010.pdf, Abruf: 02.09.2015. Görg, H., M. Klein, M. Pflüger, O. Krebs und C. Scherrer (2015): Die Zukunft des Welthandels, in: Wirtschaftsdienst – Zeitschrift für Wirtschaftspolitik, Heft 5, Mai 2015, S. 303-318. Hessisches Statistisches Landesamt (2014): Die hessische Ausfuhr 2013, in: Statistische Berichte – Kennziffer: G III – j/13, Wiesbaden. Hessisches Statistisches Landesamt (2015a): Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 2014 (Betriebe mit im Allgemeinen 20 und mehr Beschäftigten) – Kennziffer: E I 1 – j/14, Wiesbaden. Hessisches Statistisches Landesamt (2015b): Umsatzsteuerstatistik 2013, Wiesbaden. International Monetary Fund (Hrsg., 2015): World Economic Outlook, April 2015 – Uneven Growth, Short- and Long-Term Factors, Washington. Larch, Nerb, Osterkamp (2007): Exportentwicklung und Exportpotenziale der bayerischen Außenwirtschaft, in: ifo Forschungsberichte Nr. 39, München. Laursen, K. (2015): Revealed comparative advantage and the alternatives as measures of international specialization, in: Eurasian Business Review Nr. 5, H. 1, S. 99115. Statistisches Bundesamt (2014): Außenhandel, in: Genesis-Online Datenbank, Tabelle 51000-003: Aus- und Einfuhr (Außenhandel): Deutschland, Jahre, Länder, Wiesbaden. VDMA (2014): Regionale Streuung der Maschinenexporte – Eine Analyse der Exportkonzentration. VDMA (Hrsg.): http://www.vdma.org/documents/105628/805395/Exportkonzentration/a62ad090-3fb5-493d-a24c-60587f2095e6, Abruf: 29.07.2015.

113


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Werner, A. und J. Harsche (2013): Analyse der weltweiten Messelandschaft als Interaktions- und Kommunikationsplattform für die hessische Wirtschaft, HA-Report Nr. 846, Wiesbaden. Werner, A., C. Bauer und J. Harsche (2014): Analyse der Messelandschaft ausgewählter Exportmärkte der hessischen Wirtschaft: Südosteuropa, Nordafrika, Naher Osten, Südostasien sowie Pakistan, Korea und Südafrika, HA-Report Nr. 864, Wiesbaden. Werner A., G. Petkova und J. Harsche (2015): Auswirkungen der Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft für die hessische Wirtschaft, HA-Report Nr. 897, Wiesbaden.

114


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Anhang

Anhang 1: Fragebogen

115



Attraktive Auslandsmärkte für den hessischen Mittelstand Eine Untersuchung der HA Hessen Agentur GmbH im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Der internationale Handel hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich intensiviert. Auch die hessische Wirtschaft erzielt einen beträchtlichen Anteil ihres Umsatzes mit dem Ausland. Zur näheren Identifizierung relevanter Exportmärkte des Verarbeitenden Gewerbes dient diese Unternehmensbefragung, durch die Informationen zur aktuellen Exporttätigkeit sowie Zukunftserwartungen und Planungen hessischer kleiner und mittlerer Unternehmen gewonnen werden. Sie können den Fragebogen elektronisch beantworten. Hierzu gehen Sie bitte auf die Webseite www.hessen-agentur.de/Auslandsmarkt und geben den Zugangscode XXXXXX ein. Wenn Sie den Fragebogen schriftlich ausfüllen, senden Sie diesen bitte postalisch, eingescannt oder per Fax an uns zurück. Wir bitten um Beantwortung bis zum 10.04.2015. Vielen Dank für Ihre Mithilfe! Ihre Angaben werden streng vertraulich behandelt. Die Daten werden nur anonymisiert verarbeitet und zum Zweck der wissenschaftlichen Untersuchung elektronisch gespeichert und ausgewertet. Auswertungen der Daten werden nur so veröffentlicht, dass sie keinen Rückschluss auf ein einzelnes Unternehmen erlauben. Die Teilnahme an der Befragung ist freiwillig. Kontaktadresse: Alexander Werner Dr. Claus Bauer Tel.: 0611 / 95017-8458 Tel.: 0611 / 95017-8216 alexander.werner@hessen-agentur.de claus.bauer@hessen-agentur.de HA Hessen Agentur GmbH, Konradinerallee 9, 65189 Wiesbaden

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------(Dieser Abschnitt wird vor der Auswertung durch die Hessen Agentur abgetrennt)

Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung beabsichtigt, ergänzend zu dieser schriftlichen Befragung gegebenenfalls durch Expertengespräche mit einzelnen KMU weitere Erkenntnisse zu gewinnen. 

Wir haben Interesse an einem Gespräch mit der Hessen Agentur.

Unternehmen: …………………………………………………………………………………………… Ansprechpartner (Name, Telefon / E-Mail): ……………………………………………………………………………………………


Onlinebeantwortung unter www.hessen‐agentur.de/Auslandsmarkt mit dem Zugangscode XXXXXX A: 1.

Angaben zum Unternehmen

Wie viele Beschäftigte hat Ihr Unternehmen? …………….. Beschäftigte (inkl. tätiger Inhaber(in) und Auszubildende)

2.

In welchem Regierungsbezirk (RB) befindet sich der Sitz Ihres Unternehmens?  RB Darmstadt  RB Gießen  RB Kassel

3.

Wie hoch war der Umsatz Ihres Unternehmens im letzten Geschäftsjahr?  bis 2 Millionen Euro  über 2 bis 5 Millionen Euro  über 5 bis 10 Millionen Euro  über 10 bis 50 Millionen Euro  über 50 Millionen Euro

4.

In welcher Branche ist Ihr Unternehmen tätig? (bitte nur eine Branche wählen; entscheidend ist der Schwerpunkt Ihrer Aktivitäten)

        

Ernährungsgewerbe Chemie, Pharma Gummi und Kunststoffverarbeitung Metallerzeugung und -verarbeitung, Herstellung von Metallerzeugnissen Elektrotechnik Maschinenbau Fahrzeugbau sonstiges Verarbeitendes Gewerbe (bitte angeben) ...................................................... sonstige Wirtschaftsbereiche (bitte angeben) ................................................................

B: 5.

Auslandsaktivitäten Ihres Unternehmens

Welche Auslandsaktivitäten betreibt Ihr Unternehmen derzeit und welche Auslandsaktivitäten werden in den nächsten drei Jahren fortgesetzt bzw. neu aufgenommen?

Derzeitige Aktivität

Aufnahme / Fortsetzung in den nächsten drei Jahren

eigene oder in Kooperation betriebene Repräsentanzen / Vertriebsbüros

 ja

 nein

 ja

 nein

eigene oder in Kooperation betriebene Produktionsstätten / Dienstleistungserbringung

 ja

 nein

 ja

 nein

Import

 ja

 nein

 ja

 nein

Export

 ja

 nein

 ja

 nein

 Wenn Sie weder derzeit noch in Zukunft Exporttätigkeiten durchführen bzw. planen, gehen Sie bitte direkt zu Frage 14 in Teil C auf Seite 4. 1


Onlinebeantwortung unter www.hessen‐agentur.de/Auslandsmarkt mit dem Zugangscode XXXXXX 6.

Welcher Anteil des Umsatzes Ihres Unternehmens entfällt auf ausländische Märkte? ………..……………….%

7.

Wie schätzen Sie die Entwicklung Ihres Auslandsgeschäfts in den kommenden drei Jahren ein? a. Wie entwickelt sich der Auslandsumsatz absolut?  stark steigend  moderat steigend  stabil

 fallend

b. Wie entwickelt sich der Anteil des Auslandsumsatzes am Umsatz insgesamt?  nimmt zu  stabil  nimmt ab

8.

9.

Wie verteilt sich der Auslandsumsatz Ihres Unternehmens derzeit auf folgende Märkte und welche Entwicklung des absoluten Auslandsumsatzes erwarten Sie in den nächsten drei Jahren?

Wirtschaftsraum

Derzeitiger Anteil am Auslandsumsatz

EURO-Länder übrige EU-Länder übriges Europa

……….…% ………….% …….……%

  

  

  

  

  

Nordamerika Zentral- / Südamerika

…….……% …….……%

 

 

 

 

 

Nordafrika Subsahara Afrika

…….……% …….……%

 

 

 

 

 

Naher Osten Zentral- / Südasien Ost- / Südostasien

…….……% …….……% …….……%

  

  

  

  

  

Australien / Ozeanien

….………%

Erwartete Entwicklung Ihres Auslandsumsatzes absolut stark moderat keine steigend steigend stabil fallend Angabe

Welches sind die d e r z e i t bedeutendsten Zielländer Ihrer Exporte i n n e r h a l b und a u ß e r h a l b der EU? Nennen Sie bitte je bis zu fünf Länder und schätzen Sie den Anteil der Länder am Auslandsumsatz ab. Innerhalb der EU

Außerhalb der EU

1

(..….%)

1

(..….%)

2

(..….%)

2

(..….%)

3

(..….%)

3

(..….%)

4

(..….%)

4

(..….%)

5

(..….%)

5

(..….%)

2


Onlinebeantwortung unter www.hessen‐agentur.de/Auslandsmarkt mit dem Zugangscode XXXXXX 10. In welchen Ländern, in die Ihr Unternehmen derzeit exportiert, erwarten Sie in den nächsten drei Jahren das stärkste Wachstum des Auslandsumsatzes? bitte maximal 5 Nennungen

1 2 3 4 5 11. In welchen Ländern, in die Ihr Unternehmen derzeit exportiert, erwarten Sie in den nächsten drei Jahren einen Rückgang des Auslandsumsatzes? bitte maximal 5 Nennungen

1 2 3 4 5 12. In welchen Ländern, in denen Ihr Unternehmen bisher n i c h t aktiv ist, planen Sie in den nächsten drei Jahren die Erschließung von Absatzmärkten? Bitte unterscheiden Sie nach den Maßnahmen zur Erschließung der Auslandsmärkte. Maßnahme geplant?

Falls „ja“, in welchen Ländern?

(Mehrfachauswahl möglich)

 Eigene Repräsentanz / Vertriebsbüro  Eigene Produktionsstätte / Dienstleistungserbringung  Fusion / Übernahme  Export  Sonstige (bitte angeben)

………………….....

13. Aktuell verhandeln die EU und die USA das Freihandelsabkommen „Transatlantische Partnerschaft für Handel und Investitionen“ (TTIP): a. Welchen Effekt erwarten Sie nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihren Auslandsumsatz in den USA?  Zunahme  Stabilität  Abnahme b. Welche Effekte erwarten Sie bei Einbeziehung aller Auswirkungen der TTIP nach einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen zur TTIP für Ihre Geschäftstätigkeit insgesamt?  positiv  neutral  negativ 3


Onlinebeantwortung unter www.hessen‐agentur.de/Auslandsmarkt mit dem Zugangscode XXXXXX C:

Herausforderungen und Chancen für Auslandsaktivitäten Ihres Unternehmens

14. Wenn Sie vor der Wahl zur Erschließung von verschiedenen Auslandsmärkten stehen: Welche Standortfaktoren geben bei der Entscheidung für einen bestimmten Absatzmarkt für Sie den wichtigsten Ausschlag? bitte maximal 3 Nennungen

         

größerer Binnenmarkt des Landes, günstigere Wettbewerbssituation geringere sprachliche Barrieren / kulturelle Unterschiede besseres handelspolitisches Klima intensivere bestehende (persönliche) Kontakte / verlässlichere Geschäftspartner günstigere und verlässlichere Verwaltungs-, Rechts- und Steuerstrukturen bessere Kompatibilität der technischen Standards geringere Entfernung / bessere Erreichbarkeit günstigere Local Content Regelungen geringere tarifäre Handelsbeschränkungen Sonstige (bitte angeben) …………………………………………………………………..

15. Wie wichtig sind Ihrer Einschätzung nach folgende Unterstützungsangebote für Ihre Aktivitäten im Ausland? sehr nicht wichtig wichtig wichtig

Aktivität Informationen über Auslandsmärkte

Vermittlung von Geschäftspartnern

Teilnahme an Messen im Ausland

Teilnahme an Messegemeinschaftsständen im Ausland

Teilnahme an offiziellen Delegationsreisen des Landes

Teilnahme an Markterkundungsreisen

Ausfallbürgschaften und ähn. Finanzierungsinstrumente

Bitte nennen Sie weitere Möglichkeiten zur Unterstützung ihrer Auslandsaktivitäten: ………………………………………………………………………………………………….. …………………………………………………………………………………………………..

16. Haben Sie Kommentare oder Anregungen zum Thema Identifikation und Erschließung von Auslandsmärkten und Unterstützungsmaßnahmen seitens des Landes? ……………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………… ……………………………………………………………………………………………………… Vielen Dank für Ihre Mitwirkung! 4


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Anhang 2: Länderliste Referenz Übersicht der in der Referenz zur allgemeinen Entwicklung des Handelsvolumens enthaltenen Länder Albanien, Ägypten, Algerien, Argentinien, Armenien, Aserbaidschan, Äthiopien, Australien, Bahamas, Bahrain, Barbados, Belarus, Belgien, Belize, Benin, Bolivien, Botsuana, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Costa Rica, Côte d'Ivoire, Dänemark, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Estland, Fidschi, Finnland, Frankreich, Französisch-Polynesien, Gambia, Georgien, Griechenland, Grönland, Guatemala, Guyana, Hongkong, Indien, Indonesien, Irland, Island, Israel, Italien, Jamaika, Japan, Jemen, Jordanien, Kambodscha, Kanada, Kap Verde, Kasachstan, Kirgisische Republik, Kolumbien, Korea, Republik, Kroatien, Lettland, Libanon, Litauen, Luxemburg, Madagaskar, Malaysia, Malediven, Malta, Marokko, Mauretanien, Mauritius, Mazedonien, Mexiko, Moldau, Republik, Mosambik, Namibia, Neukaledonien, Neuseeland, Nicaragua, Niederlande, Niger, Norwegen, Oman, Österreich, Pakistan, Palestina, Paraguay, Peru, Philippinen, Polen, Portugal, Rumänien, Russische Föderation, Sambia, Saudi-Arabien, Schweden, Schweiz, Senegal, Singapur, Slowakei, Slowenien, Spanien, Sri Lanka, Südafrika, Tansania, Vereinigte Republik, Thailand, Tschechische Republik, Tunesien, Türkei, Uganda, Ukraine, Ungarn, Uruguay, Venezuela, Vereinigte Staaten, Vereinigtes Königreich, Vietnam, Zentralafrikanische Republik, Zypern Übersicht der nicht in der Referenz enthaltenen Länder, die aber zu den 77 wichtigsten hessischen Exportdestinationen im Jahr 2013 zählen Bosnien und Herzegowina, Irak, Iran, Katar, Kuwait, Libyen, Nigeria, Panama, Serbien, Vereinigte Arabische Emirate Quelle: Darstellung der Hessen Agentur

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Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Anhang 3:

Hessische Exporte nach Warenabschnitten (SITC-2-Steller) in 2013

Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse Straßenfahrzeuge Elektrische Maschinen und elektrische Teile Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke und Teile Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente Organische chemische Erzeugnisse Chemische Erzeugnisse und Waren, a.n.g. Verschiedene bearbeitete Waren, a.n.g. NE-Metalle Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke Metallwaren, a.n.g. Kunststoffe in Primärformen Kautschukwaren, a.n.g. Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen Farbmittel, Gerbstoffe und Farben Anorganische chemische Erzeugnisse Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren Kunststoffe in anderen Formen als Primärformen Gold zu nichtmonetären Zwecken Öle, Riech-, Körperpflege-, Reinigungsmittel Papier und Pappe; Waren aus Papierhalbstoff, Papier oder Pappe Geräte für die Nachrichtentechnik; Bild- und Ton Metallbearbeitungsmaschinen Vorgefertigte Gebäude; sanitäre Anlagen, Heizungs- und Beleuchtung Möbel und Teile davon Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze Eisen und Stahl Fotografische Apparate und optische Waren, Uhrmacherwaren Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen Waren aus nicht-metallischen mineralischen Stoffen, a.n.g. Garne, Gewebe, Spinnstofferzeugnisse Verschiedene genießbare Waren Metallurgische Erze und Metallabfälle Düngemittel Erdöl, Erdölerzeugnisse Getreide und Getreideerzeugnisse Getränke Andere Beförderungsmittel Milch und Eier Düngemittel, und mineralische Rohstoffe Bekleidung und Bekleidungszubehör Fleisch und Zubereitungen Kork und Holz Sonderposten Deutsche Statistik Gemüse und Früchte Kork- und Holzwaren (ausgenommen Möbel) Rohstoffe tierischen und pflanzlichen Ursprungs, a.n.g. Reiseartikel, Handtaschen Schuhe Tierische oder pflanzliche Fette und Öle, Wachse Zucker, Zuckerwaren und Honig Spinnstoffe und ihre Abfälle Tierfutter Lebende Tiere Sonderposten Deutsche Statistik Fische und Meerestiere Papierhalbstoffe und Papierabfall Sonderposten Deutsche Statistik Leder, Lederwaren, zugerichtete Pelzfelle Ölsaaten und ölhaltige Früchte Kohle, Koks und Briketts Rohkautschuk, synthetischer und regenerierter Kautschuk Tierische Öle und Fette Sonderposten Deutsche Statistik Häute, Felle, Pelze Münzen Pflanzliche Fette und fette Öle Tabak und Tabakerzeugnisse Gas

4.554 3.790 3.003 2.364 2.170 2.029 1.849 1.795 1.695 1.446 1.345 1.297 1.238 1.044 1.013 1.004 998 917 852 722 705 620 589 550 511 503 493 482 476 420 359 309 268 262 245 223 115 113 113 100 99 87 81 72 44 33 30 28 24 23 23 18 16 16 15 12 9 6 5 5 5 4 3 2 2 1 0 0

2000

4000

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (2014), Berechnung und Darstellung der Hessen Agentur

122

5.578

7.585

6000 Mio. Euro


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung

Anhang 4:

Zuordnung der Warenabschnitten (SITC-2-Steller) zu den Warengruppen

Warengruppe

Warenabschnitt SITC 4

Ernährungswirtschaft

Lebende Tiere Fleisch und Zubereitungen Milch und Eier Fische und Meerestiere Getreide und Getreideerzeugnisse Gemüse und Früchte Zucker, Zuckerwaren und Honig Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze Tierfutter Verschiedene genießbare Waren Getränke Tabak und Tabakerzeugnisse

Rohstoffe

Häute, Felle, Pelze Ölsaaten und ölhaltige Früchte Rohkautschuk, synthetischer und regenerierter Kautschuk Kork und Holz Papierhalbstoffe und Papierabfall Spinnstoffe und ihre Abfälle Düngemittel und mineralische Rohstoffe Metallurgische Erze und Metallabfälle Rohstoffe tierischen und pflanzlichen Ursprungs, a.n.g. Kohle, Koks und Briketts Erdöl, Erdölerzeugnisse Gas Elektrischer Strom Tierische Öle und Fette Pflanzliche Fette und fette Öle Tierische oder pflanzliche Fette und Öle, Wachse

Chemie und Kunststoff

Organische chemische Erzeugnisse Anorganische chemische Erzeugnisse Farbmittel, Gerbstoffe und Farben Öle, Riech-, Körperpflege-, Reinigungsmittel Düngemittel Kunststoffe in Primärformen Kunststoffe in anderen Formen als Primärformen Chemische Erzeugnisse und Waren, a.n.g. Kautschukwaren, a.n.g.

Medizin und Pharma

Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse

Textil, Bekleidung, Leder

Leder, Lederwaren, zugerichtete Pelzfelle Garne, Gewebe, Spinnstofferzeugnisse Reiseartikel, Handtaschen Bekleidung und Bekleidungszubehör Schuhe

Papier, Holz, Möbel

Kork- und Holzwaren (ausgenommen Möbel) Papier und Pappe; Waren aus Papierhalbstoff, Papier oder Pappe Möbel und Teile davon

Glas, Stein, Keramik

Waren aus nicht-metallischen mineralischen Stoffen, a.n.g. Vorgefertigte Gebäude; sanitäre Anlagen, Heizungs- und Beleuchtung

123


Attraktive Auslandsmärkte für die hessische Wirtschaft

Warengruppe

Warenabschnitt SITC 4

Metall

Eisen und Stahl NE-Metalle Metallwaren, a.n.g.

Maschinenbau

Kraftmaschinen und Kraftmaschinenausrüstungen Arbeitsmaschinen für besondere Zwecke Metallbearbeitungsmaschinen Maschinen, Apparate und Geräte für verschiedene Zwecke und Teile

Elektronik

Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen Geräte für die Nachrichtentechnik; Bild- und Ton Elektrische Maschinen und elektrische Teile

Fahrzeuge

Straßenfahrzeuge Andere Beförderungsmittel

Feinmechanik, Optik

Mess-, Prüf- und Kontrollinstrumente Fotografische Apparate und optische Waren, Uhrmacherwaren

Sonstige

Verschiedene Sonderposten Deutsche Statistik Verschiedene bearbeitete Waren, a.n.g. Postpakete Besondere Warenverkehrsvorgänge und Waren Münzen Gold zu nichtmonetären Zwecken

Quelle: Warenabschnitte der SITC, Zusammenfassung und Darstellung der Hessen Agentur

124



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