Hessischer Konjunkturspiegel 4_2015

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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

Hessischer Konjunkturspiegel 4. Quartal 2015 Konjunkturdaten Tabellen Kurzbericht Maschinenbau in Hessen Schwerpunktthemen Hessischer Außenhandel 2015: USA wichtigster Partner, China rückt auf Rang zwei vor Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen


Inhalt

Vorwort

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Kurzbericht Maschinenbau in Hessen

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Schwerpunktthemen Hessischer Außenhandel 2015: USA wichtigster Partner, China rückt auf Rang zwei vor Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen

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Die hessische Konjunktur Die hessische Konjunktur in Zahlen Die hessische Konjunktur im Überblick Beschäftigung und Arbeitsmarkt Außenhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe Verarbeitendes Gewerbe Bauhauptgewerbe Indikatoren im Detail

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Konjunkturumfragen anderer Institutionen Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft hessischer IHKs Konjunkturbericht der Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern

Impressum Redaktion: Dr. Claus Bauer HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9, D-65189 Wiesbaden Telefon 0611 / 95017 - 8216 Telefax 0611 / 95017 - 8313 E-mail claus.bauer@hessen-agentur.de Internet www.hessen-agentur.de/konjunkturspiegel Herstellung und Druck: Hessisches Statistisches Landesamt Herausgegeben vom Hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (www.wirtschaft.hessen.de)

Datenquellen:

Hessisches Statistisches Landesamt Statistisches Bundesamt Statistik der Bundesagentur für Arbeit Deutsche Bundesbank Europäische Zentralbank

Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Quellenangabe gestattet.

www.statistik-hessen.de www.destatis.de www.arbeitsagentur.de www.bundesbank.de www.ecb.int

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VORWORT

Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, wieder möchte ich Ihnen eine neue Ausgabe des Hessischen Konjunkturspiegels präsentieren. Auch dieses Mal finden Sie wieder die eingehende Berichterstattung über die gesamtwirtschaftliche Entwicklung im abgelaufenen Quartal. Der Kurzbericht „Maschinenbau in Hessen“ stellt Ihnen eine bedeutende Branche vor, die in unserem Bundesland rund 44.500 Frauen und Männer beschäftigt (Anteil am hessischen Verarbeitenden Gewerbe: 10,9 %). Die sehr breite Produktpalette der Maschinenbauunternehmen (vom Heimwerkerbedarf bis zu Spezialmaschinen der unterschiedlichsten Art) ist wohl auch ursächlich für die überdurchschnittlich hohe Exportquote von nahezu 60 % des Gesamtumsatzes von 10,7 Mrd. Euro. Größter Abnehmer 2014 war die Volksrepublik China, größter Lieferant waren die USA. Der Titel des ersten Schwerpunktbeitrages lautet „Hessischer Außenhandel 2015: USA wichtigster Partner, China rückt auf Rang zwei vor“. Der hessische Außenhandel expandiert weiter. Der Anteil Europas beträgt auf der Exportseite 64 %, auf der Importseite gut 60 % mit rückläufiger Tendenz. Davon profitieren Asien und Amerika (Exportanteil: jeweils 1/6); der asiatische Anteil an den Importen macht schon fast 24 % aus. Größter Handelspartner sind die USA, gefolgt von China und Frankreich. Südamerikas Anteil am hessischen Export beläuft sich auf 1,8 %, am Import auf 0,4 %, davon entfällt der überwiegende Teil auf Brasilien. Exportschlager sind chemische und pharmazeutische Produkte. Der zweite Schwerpunktbeitrag behandelt die „Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen“. Mit der Schaffung, Verteilung und Verbreitung von kulturellen bzw. kreativen Gütern befassten sich 2013 in Hessen gut 20.000 Unternehmen, die rund 11,6 Mrd. Euro Umsatz erwirtschafteten. Insgesamt zählt die Branche über 120.000 Erwerbstätige. Im Steigen begriffen ist die Zahl der Freiberufler und der Kleinstunternehmen. Bedeutendste Teilmärkte sind Software-/Games-Industrie (fast 26.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte) sowie Werbung und Pressemarkt (jeweils um die 12.000 Beschäftigte). Die gesamtwirtschaftliche Lage gestaltet sich weiter erfreulich. Die Arbeitslosigkeit bewegt sich auf einem Niveau wie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr, und die Beschäftigung erreicht auch in einem teilweise schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld Monat für Monat neue Höchststände. Die Landesregierung sieht es als ihre Aufgabe an, mit einer ökologisch, sozial und ökonomisch verantwortungsvollen Politik zu einer nachhaltigen Entwicklung der hessischen Wirtschaft beizutragen. Mit freundlichen Grüßen

Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung

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KURZBERICHT

Maschinenbau in Hessen 44.533 Beschäftigte hatten 2014 ihren Arbeitsplatz im hessischen Maschinenbau1, was 10,9 % der Beschäftigten des heimischen Verarbeitenden Gewerbes entspricht. Der Maschinenbau ist damit nach Chemie und Pharma, Metall, Automobil und Elektro der fünftgrößte industrielle Arbeitgeber in Hessen. Die Branche ist traditionell durch eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Betriebe geprägt. Oftmals wird der Maschinenbau deshalb auch als Paradebeispiel für mittelständisch strukturierte Branchen herangezogen. Der Vergleich mit dem Verarbeitenden Gewerbe bezüglich des Stellenwertes der Großbetriebe (mindestens 250 Beschäftigte) unterstreicht dies: So entfallen auf die hessischen Maschinenbaugroßbetriebe 41,6 % der Beschäftigten der Branche und 58,5 % des Branchenumsatzes. Damit liegen beide Werte deutlich unter dem Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes (60,4 % bzw. 71,1 %). Nicht zuletzt aufgrund dieser Branchenstruktur ist der Maschinenbau weniger regional konzentriert als z.B. die Chemie- oder die Automobilindustrie in Hessen. Beispiele für große Maschinenbauunternehmen in Südhessen sind die Siemens AG, die in ihrem Werk in Offenbach insbesondere Produkte aus dem Bereich der Energieerzeugung herstellt, die Karl Mayer Textilmaschinenfabrik in Obertshausen, die Federal-Mogul-Wiesbaden GmbH (Produzent von Gleitlagern und Buchsen) sowie der Technologiekonzern ABB, der an den drei Standorten Frankfurt, Friedberg und Hanau u.a. Industrieroboter fertigt. In Mittelhessen ist z.B. die Bosch Thermotechnik GmbH mit Stammsitz in Wetzlar und Produktionsstätten in Lollar und Eschenburg-Eibelshausen zu nen-

nen, die dort Heizkessel und Speicher produziert. Ein großes Unternehmen der Branche ist zudem die Sell GmbH in Haiger (Produzent von Bordküchen und Flugzeugbordausrüstung). Bedeutende Unternehmen des Maschinenbaus sind auch in Nordhessen tätig. Zu diesen zählt die Viessmann Werke GmbH & Co. KG in Allendorf/Eder, Hersteller von Systemen der Heiz-, Kälte- und Klimatechnik für alle Anwendungen und alle Energieträger. Ebenfalls zu den größten Arbeitgebern in Nordhessen gehört der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG mit Stammsitz in Niestetal. Die hessischen Maschinenbauer konnten im Jahr 2014 einen Umsatz in Höhe von 10,7 Mrd. Euro erwirtschaften. Mit diesem Ergebnis steuerte die Branche 9,6 % zum Umsatz des hessischen Verarbeitenden Gewerbes insgesamt bei. Die Exportquote, d.h. der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, wird mit 58,8 % angegeben. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 50,9 % beträgt, ist die Exportorientierung beim Maschinenbau damit eindeutig ausgeprägter. Die Produktpalette des hessischen Maschinenbaus ist sehr breit. Nur ein kleiner Teil wird in Privaten Haushalten als Gebrauchsgüter (z.B. Heimwerkerbedarf) genutzt, der überwiegende Teil der Erzeugnisse wird als Investitionsgüter bei anderen Unternehmen abgesetzt. 64,1 % des Umsatzes des hessischen Maschinenbaus 2014 entfielen dabei auf die Herstellung so genannter nicht wirtschaftszweigspezifischer Maschinen. Die Bandbreite der Erzeugnisse reicht von Hydraulik, Pneumatik und Kältetechnik über Öfen, Brenner und Pumpen bis hin zu Aufzügen, Kränen, Armaturen und Zahnrädern – um nur eini-

ge Beispiele zu nennen. Das Segment der „Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige“ steuerte 27,0 % zum hessischen Maschinenbauumsatz des Jahres 2014 bei. Das Angebot dieser Spezialmaschinen ist ebenfalls breit gefächert: Baumaschinen, Textilmaschinen, Maschinen für die Kunststoffverarbeitung, Druckmaschinen usw. Die Herstellung von Werkzeugmaschinen (z.B. Drehmaschinen) sowie von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen ist demgegenüber in Hessen von deutlich geringerer Bedeutung. Im Jahr 2014 importierte Hessen Maschinen aller Art im Wert von insgesamt 4,7 Mrd. Euro. Die USA waren der bedeutendste Lieferant vor Frankreich und Italien. Insgesamt gesehen stellten Erzeugnisse des Maschinenbaus 7,3 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2014. Der Ausfuhrwert der aus Hessen exportierten Maschinen belief sich im Gegenzug auf 6,1 Mrd. Euro. Größter Abnehmer des hessischen Maschinenbaus im Ausland war die Volksrepublik China, womit China binnen weniger Jahre zum wichtigsten Kunden des Maschinenbaus geworden ist. Es folgen mit den USA und Frankreich traditionell wichtige Absatzmärkte des heimischen Maschinenbaus. Insgesamt gesehen waren 11,5 % der hessischen Fertigwarenexporte des Jahres 2014 Erzeugnisse des Maschinenbaus. Dr. Claus Bauer, Hessen Agentur

_____________________ 1) Vgl. hierzu ausführlich Bauer, C., Petkova, G. (2016): Branchenprofil Maschinenbau in Hessen, HA-Report Nr. 909, Wiesbaden (im Erscheinen) – erstellt im Auftrag des Hessischen Wirtschaftsministeriums. Die Angaben zu Beschäftigten, Umsätzen und Betrieben beziehen sich auf Betriebe mit mindestens 20 Beschäftigten.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Hessischer Außenhandel 2015: USA wichtigster Partner, China rückt auf Rang zwei vor Vorbemerkung Obgleich andere Kenngrößen wie etwa die Kapitelverflechtungen an Bedeutung gewonnen haben, ist der Außenhandel nach wie vor ein zentraler Indikator für die Integration einer Volkswirtschaft in das weltwirtschaftliche Geschehen. Im vorliegenden Beitrag werden die neuesten, noch vorläufigen Angaben der Außenhandelsstatistik1 für das Jahr 2015 vorgestellt, wobei ein besonderer Blick auf Südamerika und vor allem auf Brasilien geworfen wird. Damit wird die in loser Folge im Hessischen Konjunkturspiegel erscheinende Reihe zum hessischen Außenhandel mit einzelnen Staaten oder Regionen – so wurden u.a. die USA, die VR China und die Golfstaaten bereits thematisiert – fortgesetzt. Hessischer Außenhandel auch 2015 gewachsen Die hessische Wirtschaft konnte 2015 Güter im Wert von insgesamt 60,0 Mrd. Euro in aller Herren Länder absetzen. Dies ent-

So lag der Anteil des Absatzmarkts Europa für die hessische Wirtschaft vor zwanzig Jahren bei 71,8 %. Profiteure dieser Verschiebung sind Amerika und Asien, die 2015 nahezu gleichauf in der Gunst der hessischen Exportunternehmen lagen – Amerika: 16,7 %, Asien: 16,6 %. Auf der Importseite hingegen ist Asien (23,7 %) beträchtlich wichtiger als Amerika (12,7 %). Damit kommt Asien und Amerika für Hessen eine größere Rolle als Handelspartner zu als auf Bundesebene, d.h. die hessische Wirtschaft ist in diesem Sinne stärker „außereuropäisch“ ausgerichtet als Deutschland insgesamt. Gründe hierfür sind in unterschiedlichen Branchenschwerpunkten und abweichenden Spezialisierungsmustern der jeweiligen Unternehmen zu sehen, die wiederum abweichende Absatz- und Beschaffungsbeziehungen nach sich ziehen. Darüber hinaus dürfte sich die starke Position des Flughafens Frankfurt am Main als internationale Luftverkehrsdrehscheibe auswirken, da beim Überseehandel der Transport auf dem Luftweg überproportional hoch ausfällt.

spricht einem Plus von 2,7 % gegenüber dem Vorjahr 2014, womit der hessische Export bereits im dritten Jahr nacheinander zulegen konnte. Die Dynamik fällt 2015 allerdings verhaltener als für Deutschland insgesamt aus, wo die Ausfuhr im gleichen Zeitraum um 6,4 % zunahm. Dem Export steht ein Import – denn der Außenhandel folgt keineswegs dem Prinzip einer Einbahnstraße – von 83,4 Mrd. Euro (+3,8 %) gegenüber. Auf Bundesebene ist die Einfuhr in gleicher Größenordnung (+4,2 %) wie in Hessen gestiegen. Handel mit Europa: Prägend, aber Bedeutung weiter abnehmend Der überwiegende Teil des hessischen Außenhandels wird nach wie vor innerhalb Europas abgewickelt. So entfielen 64,0 % der Exporte des Jahres 2015 auf Europa. Im Gegenzug stammten 60,9 % der hessischen Importe von europäischen Handelspartnern. Gleichwohl ist die Bedeutung Europas als Auslandsmarkt für die hessische Wirtschaft rückläufig, wobei sich diese Entwicklung jedoch langsam vollzieht:

Außenhandel Hessens und Deutschlands nach Kontinenten 2015 Hessen Ausfuhr Region

Europa Asien Amerika Afrika Australien u. Ozeanien Insgesamt Insgesamt 2014

Deutschland Einfuhr

Ausfuhr

Einfuhr

absolut

Anteil an insgesamt

absolut

Anteil an insgesamt

absolut

Anteil an insgesamt

absolut

Anteil an insgesamt

in Mio. Euro 38.432 9.939 10.010 1.265 382 60.035 58.474

in % 64,0 16,6 16,7 2,1 0,6 100,0 -

in Mio. Euro 50.820 19.797 10.563 1.763 458 83.400 80.343

in % 60,9 23,7 12,7 2,1 0,5 100,0 -

in Mio. Euro 805.171 196.579 157.296 24.085 10.229 1.195.935 1.123.746

in % 67,3 16,4 13,2 2,0 0,9 100,0 -

in Mio. Euro 654.357 188.044 84.557 18.167 2.927 948.053 910.145

in % 69,0 19,8 8,9 1,9 0,3 100,0 -

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

_____________________ 1) Die Außenhandelsstatistik erfasst die Einfuhren der Bundesländer nach dem Prinzip des Generalhandels, die Ausfuhren hingegen nach dem Prinzip des Spezialhandels. Auf Grund dieser unterschiedlichen Abgrenzungskonzepte wird von einer Saldierung von Im- und Exporten, d.h. der Bildung eines hessischen „Außenhandelssaldos“, abgesehen. Alle Angaben beziehen sich auf den Außenhandel mit Waren, da über den Außenhandel mit Dienstleistungen leider keine Daten auf Ebene der Bundesländer verfügbar sind.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

TOP15 der Handelspartner Hessens und Deutschlands 2015 Hessen

Deutschland

Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Anteil an der Anteil an der Land* Land* Gesamtausfuhr bzw. Gesamtausfuhr bzw. -einfuhr in % -einfuhr in % USA 12,8 10,6 USA 9,5 5,0 VR China 4,6 9,6 Frankreich 8,6 5,6 Frankreich 7,8 6,2 Niederlande 6,6 7,4 Niederlande 6,1 6,8 VR China 6,0 7,7 Vereinigtes Königreich 7,5 4,0 Vereinigtes Königreich 7,5 3,2 Italien 5,2 4,8 Italien 4,9 4,1 Schweiz 3,3 5,8 Polen 4,4 3,7 Belgien 3,6 5,2 Österreich 4,9 3,1 Polen 4,5 3,0 Schweiz 4,1 3,6 Russische Föderation 1,6 4,9 Belgien 3,5 3,1 Österreich 4,5 2,3 Tschechische Republik 3,1 3,3 Spanien 3,7 2,4 Spanien 3,2 2,2 Tschechische Republik 2,6 3,0 Russische Föderation 1,8 2,5 Japan 1,7 3,7 Ungarn 1,8 2,0 Ungarn

2,0

2,4

Japan

1,4

1,7

* absteigend sortiert nach dem jeweiligen Anteil am Gesamthandelsvolumen Hessens bzw. Deutschlands. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Afrika sowie Australien und Ozeanien sind von untergeordneter Bedeutung für den hessischen Außenhandel. Lediglich 2,1 % der hessischen Exporte des Jahres 2015 wurden in Afrika abgesetzt und nur 0,6 % traten den weiten Weg z.B. nach Neuseeland – Entfernung Frankfurt-Auckland: rund 18.000 Kilometer Luftlinie – an. Die entsprechenden Importanteile sind mit 2,1 % bzw. 0,5 % ebenfalls ausgesprochen gering. USA klar wichtigster Handelspartner Hessens – VR China auf Platz zwei vorgerückt Der Blick auf die TOP15 der wichtigsten Handelspartner Hessens und Deutschlands zeigt Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede auf. So wickelten Hessen und Deutschland mit diesen 15 von weltweit gut 200 Staaten jeweils rund drei Viertel – Hessen: 73,3 %, Deutschland: 72,1 % – ihres gesamten Außenhandels des Jahres 2015 ab. Dies veranschaulicht die

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ausgeprägte Konzentration des Warenaustauschs auf vergleichsweise wenige Staaten. Zudem rangieren ausnahmslos die gleichen Länder unter den jeweiligen TOP15, wobei die Positionierung allerdings in den meisten Fällen unterschiedlich ist. Bezüglich der Spitzenposition für Hessen zeigt sich ein vertrautes Bild: Wie bereits seit dem Jahr 2009 nehmen die USA auch 2015 den ersten Rang ein. 12,8 % aller hessischen Ausfuhren gingen in die USA und Hessen importierte 10,6 % seiner Güter ausländischen Ursprungs von dort. Die vor allem in der ersten Jahreshälfte gute Konjunktur in den Staaten und die Schwäche des Euro beflügelten den Handel mit den USA. Mit beachtlichem Abstand folgt die VR China auf Platz zwei, die damit im Vergleich zum Vorjahr Frankreich auf den dritten Rang verweisen konnte. Die Volksrepublik hat sich in den letzten Jahren mit einer außerordentlichen Geschwindigkeit in der Rangliste sozusagen nach oben gearbeitet. Die große Bedeutung Chinas für

den hessischen Außenhandel ist weniger auf die Exportseite (Exportanteil: 4,6 %) als vielmehr auf den Import zurückzuführen, denn 9,6 % aller hessischen Importe werden aus China eingeführt. Zu einer festen Größe sind über zehn Jahre nach ihrem Beitritt die mittel- und osteuropäischen EU-Mitglieder geworden: Mit Polen, der Tschechischen Republik und Ungarn stellen sie drei der 15 wichtigsten Handelspartner Hessens. Für Deutschland insgesamt lautet die Reihenfolge „auf dem Treppchen“ wie folgt: USA vor Frankreich und den Niederlanden. Der Nachbar Frankreich, traditionell wichtigster Außenhandelspartner Deutschlands, musste damit 2015 den ersten Platz an die USA abtreten. Brasilien mit Abstand größter Markt für Hessen in Südamerika Im Jahr 2015 fanden Güter aus Hessen im Wert von insgesamt rund 1,1 Mrd. Euro einen Abnehmer in Südamerika. Dies entspricht einem Anteil am hessischen Gesamtexport von 1,8 %. Allein auf Brasilien, den sowohl hinsichtlich Fläche, Bevölkerung und Wirtschaftsleistung mit Abstand größten Staat in Südamerika, entfällt knapp die Hälfte (45,4 %) – bzw. 495 Mio. Euro – der hessischen Exporte nach Südamerika. Es folgen Argentinien (15,5 %), Kolumbien (11,3 %) und Chile mit einem Anteil 10,1 %. Bei einigen der weiteren Staaten handelt es sich zum Teil um – gemessen an der Bevölkerung – sehr kleine Länder von geringer Relevanz für den hessischen Außenhandel. So leben etwa in Suriname oder Guyana weniger als eine Million Einwohner. Den Weg in die umgekehrte Richtung, d.h. von Südamerika nach Hessen, traten im Jahr 2015 Güter für gut 340 Mio. Euro an (0,4 % aller Importe Hessens). Die Importe sind noch stärker als die Exporte durch Brasilien geprägt: 68,7 % der Einfuhren

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Außenhandel Hessens mit Südamerika 2015 Ausfuhr Land*

Brasilien Argentinien Kolumbien Chile Uruquay Venezuela Peru Ecuador Trinidad und Tobago Paraquay Bolivien Suriname Guyana Summe Südamerika

absolut in Tsd. Euro

Einfuhr

Anteil an absolut Südamerika in Tsd. Euro in %

495.251 169.190 123.195 109.865 72.301 44.831 31.286 18.387 9.272 8.122 7.102 1.149 164 1.090.115

45,4 15,5 11,3 10,1 6,6 4,1 2,9 1,7 0,9 0,7 0,7 0,1 0,0 100,0

Anteil an Südamerika in %

236.293 17.649 33.562 13.941 12.343 804 13.438 11.185 3.760 449 266 38 346 344.074

68,7 5,1 9,8 4,1 3,6 0,2 3,9 3,3 1,1 0,1 0,1 0,0 0,1 100,0

* absteigend sortiert nach dem jeweiligen Anteil am Gesamthandelsvolumen Hessens mit Südamerika. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

Überproportionale Entwicklung der Exporte nach Südamerika, Importe auf dem Niveau von vor zehn Jahren Die Gesamtexporte wie auch die -importe Hessens haben sich in den letzten zehn Jahren weitestgehend parallel entwickelt. Sie verzeichneten, mit Ausnahme eines regelrechten Einbruchs im Rezessionsjahr 2009, nahezu fortlaufend Zuwächse. Der Wert der Exporte insgesamt liegt im Jahr 2015 um 52,1 % höher als noch vor zehn Jahren, die Importe nahmen um 48,7 % zu. Die hessische Ausfuhr nach Südamerika präsentiert sich im gleichen Zeitraum dynamischer. Binnen dreier Jahre wurde annähernd eine Verdoppelung erzielt – bis 2009 die Wirtschaftskrise ihren Tribut forderte. Der Rückgang konnte jedoch zügig

wieder wettgemacht werden. Der Höhepunkt der bisherigen Entwicklung wurde 2012 erreicht, in den letzten Jahren ist der Verlauf weitgehend durch Stagnation gekennzeichnet. Die wesentliche Ursache hierfür ist darin zu sehen, dass die Exporte in den größten Markt Brasilien merklich nachgegeben haben. Dies trifft nicht nur für Hessen, sondern auch für die Exporte Deutschlands nach Brasilien zu. Die zunehmende Abkühlung der Wirtschaftslage in Brasilien – nach einem Nullwachstum

Chemie und Pharma Exportschlager Hessens Die Differenzierung des hessischen Außenhandels nach Warengruppen zeigt die typischen Eigenschaften einer hoch ent-

Hessischer Außenhandel 2005 bis 2015: Insgesamt, Südamerika und Brasilien 250

200

2005=100

Hessens aus Südamerika bzw. Güter für gut 235 Mio. Euro wurden 2015 aus Brasilien importiert. Im Vergleich dazu kommt selbst dem zweitplatzierten Herkunftsland, nämlich Kolumbien (9,8 %), lediglich untergeordnete Bedeutung zu.

im Jahr 2014 wird für 2015 und auch für 2016 von einem kräftigen Minus des Bruttoinlandsprodukts ausgegangen – spiegelt sich in diesen Zahlen wider. Dessen ungeachtet erhöhte sich der Exportwert der hessischen Ausfuhr nach Südamerika im Vergleich 2005 mit 2015 um 112,0 %. Die hessischen Importe aus Südamerika sind nach zwischenzeitlichem Anstieg in etwa wieder auf das Niveau des Jahres 2005 zurückgefallen; das Plus beträgt im Zehnjahresvergleich nur 6,3 %. Zu beachten ist, dass Südamerika vor allem Bodenschätze, energetische Rohstoffe und Güter der Agrar- und Ernährungswirtschaft auf dem Weltmarkt anbietet, d.h. „rohstoffnahe“ Erzeugnisse – wie am Beispiel der hessischen Importe aus Brasilien im übernächsten Abschnitt noch näher ausgeführt wird. Da die Weltmarktpreise für Rohstoffe bereits seit einigen Jahren unter Druck sind, ist der Rückgang der hessischen Importe aus Südamerika auch vor dem Hintergrund dieser preislichen Komponente zu sehen.

150

100 2005

2006

2007

2008

2009

Exporte insgesamt Exporte nach Südamerika Exporte nach Brasilien

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Importe insgesamt Importe aus Südamerika Importe aus Brasilien

Quelle: Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Hessischer Außenhandel 2015 nach Warengruppen: Insgesamt und Brasilien Hessen - Brasilien

Hessen - Insgesamt

Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Anteil an der Anteil an der Warengruppe Warengruppe Gesamtausfuhr bzw. Gesamtausfuhr bzw. -einfuhr in % -einfuhr in % Ernährungswirtschaft 3,7 4,3 Ernährungswirtschaft 1,7 19,1 Rohstoffe und Halbwaren 5,9 16,1 Rohstoffe und Halbwaren 5,3 7,9 Fertigwaren 87,9 74,9 Fertigwaren 92,9 61,8 darunter:* darunter:* Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 31,7 13,2 Chemische und pharmazeutische Erzeugnisse 46,4 15,2 Elektrotechnische Erzeugnisse 9,4 14,5 Maschinen 17,1 4,6 Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör 10,7 12,1 Feinmechanische und optische Erzeugnisse 10,3 4,6 Maschinen 10,9 11,0 Eisen- und Metallwaren 4,1 8,0 Feinmechanische und optische Erzeugnisse 6,8 6,4 Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör 3,3 6,0 Eisen- und Metallwaren 5,6 5,4 Elektrotechnische Erzeugnisse 5,1 1,3 Gummi- und Kunststoffwaren 2,6 2,2 Schmuckwaren, Gold- u. Silberschmiedewaren 0,1 10,0 Nicht aufgliederbarer Warenverkehr 2,5 4,1 Nicht aufgliederbarer Warenverkehr 0,1 11,1 Insgesamt 100,0 100,0 Insgesamt 100,0 100,0 * absteigend sortiert nach dem Anteil am Gesamthandelsvolumen insgesamt bzw. mit Brasilien. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur.

wickelten, stark in die internationale Arbeitsteilung eingebundenen Wirtschaft: So prägen zum einen Fertigwaren den Warenaustausch, während Erzeugnisse der Ernährungswirtschaft sowie Rohstoffe und Halbwaren – Waren, die zwar einem gewerblichen Bearbeitungsprozess unterlagen, aber noch verhältnismäßig wenig bearbeitet sind – deutlich geringere Bedeutung haben. Dies gilt vor allem für die Ausfuhr, wo der Anteil von Rohstoffen und Halbwaren 2015 lediglich bei 5,9 % lag. Aufgrund des Bezugs von Erdgas und Erdöl fällt der Vergleichswert auf der Importseite mit 16,1 % klar höher aus. Zum anderen zeichnen sich die Außenhandelsbeziehungen durch einen intensiven intra-industriellen Handel aus, d.h. durch den Austausch gleichartiger, aber nicht identischer Produkte. So werden z.B. in beträchtlichem Umfang Fahrzeuge, Fahrzeugteile und -zubehör sowohl exportiert (10,7 %) als auch importiert (12,1 %). Die traditionelle Stärke Hessens als Standort der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie und deren hohe Exportquote schlägt sich auch in den Außen-

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handelsdaten nieder: 31,7 % des hessischen Exports bestehen aus Produkten dieser Branche, der entsprechende Anteil an der Einfuhr liegt mit 13,2 % erheblich niedriger. Auf dem zweiten Rang folgen elektrotechnische Erzeugnisse, die im Jahr 2015 9,4 % des hessischen Exports und 14,5 % des Imports ausmachten, vor den bereits erwähnten Produkten der Automobilindustrie. Chemie und Pharma aus Hessen auch in Brasilien sehr beliebt – Nahrungsmittel wichtigste hessische Importgüter aus Brasilien Wie bei den Exporten der hessischen Wirtschaft in toto, so stellen Produkte der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie auch beim Export nach Brasilien die mit Abstand wichtigste Warengruppe – und zwar 2015 sogar knapp die Hälfte (46,4 %) aller dorthin exportierten Güter. Maschinen (17,1 %) sowie Feinmechanik und Optik (10,3 %) belegen die Ränge zwei und drei.

Die Importstruktur unterscheidet sich sowohl von der Exportstruktur als auch von der Struktur der von Hessen insgesamt importierten Güter. Mit einem Anteil von 19,1 % waren 2015 Erzeugnisse der brasilianischen Ernährungswirtschaft die wichtigste Gütergruppe – mit dem Schwerpunkt auf Säften und Südfrüchten aller Art. Es folgen Chemische und Pharmazeutische Erzeugnisse (15,2 %), wobei im Gegensatz zu den hessischen Exporten nach Brasilien bei den Importen Chemische Vorerzeugnisse diese Warengruppe prägen. Die große „Rohstoffnähe“ der hessischen Importe aus Brasilien wird auch anhand anderer Güter deutlich: So kommt auch der Gruppe „Schmuckwaren, Gold- und Silberschmiedewaren“ (10,0 %) eine hohe Bedeutung zu, und die importierten Eisenund Metallwaren (8,0 %) bestehen ebenfalls zu einem erheblichen Teil aus Edelmetallen bzw. genauer gesagt aus Edelmetallhalbzeug. Dr. Claus Bauer, Hessen Agentur

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen Abgrenzung und Charakteristika der Kultur- und Kreativwirtschaft Zunehmend werden die Innovationspotenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft wahrgenommen, und die Bedeutung von Kreativleistungen rückt mehr und mehr in den Mittelpunkt unternehmerischen Handelns. Die Kultur- und Kreativwirtschaft schafft nicht nur einen Mehrwert für die Branche selbst, sondern leistet wichtige Beiträge für Innovationsleistungen anderer Wirtschaftszweige, beispielsweise der Automobilindustrie oder der IT-Branche. Die Einbeziehung von Kreativen in unternehmerisch Prozesse kann helfen, neue Perspektiven zu eröffnen und neue Produkte marktfähig zu machen. So sind künstlerische Leistungen in Industrie- und Produktdesign oftmals wesentliche Voraussetzungen für den Markterfolg von Produkten. Der vorliegende Beitrag1 thematisiert die marktorientierte Kultur- und Kreativwirtschaft und übernimmt bei den Auswertungen zu Struktur und Entwicklung von Umsatz und Beschäftigung der Branche die von der Wirtschaftsministerkonferenz abgestimmte Definition und Teilmarktgliederung.2 Diese umfasst alle Kultur- und Kreativunternehmen, die überwiegend erwerbswirtschaftlich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/ oder der medialen Verbreitung von kulturellen bzw. kreativen Gütern befassen. Die marktorientierte Kultur- und Kreativwirtschaft wird danach in folgende Teilmärkte untergliedert: - Werbemarkt - Software-/Games-Industrie

- Pressemarkt - Designwirtschaft - Architekturmarkt - Filmwirtschaft - Buchmarkt - Musikwirtschaft - Markt für Darstellende Künste - Rundfunkwirtschaft - Kunstmarkt - Sonstige Die Tätigkeiten der Kultur- und Kreativwirtschaft umfassen ein großes Spektrum: eigentlich schöpferische Akte, Produktion von Kunst und kulturellen Gütern, Dienstleistungen zur Vermarktung und Verbreitung von Kunst und Kultur, Handel und Bewahrung von Kulturgütern sowie kulturelle Erziehung. Die individuelle schöpferische Tätigkeit steht dabei am Beginn einer langen Wertschöpfungskette. Beitrag Hessens zu Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland Die hessische Kultur- und Kreativwirtschaft leistet zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland einen Beitrag von rund 8 % – bezogen auf die Zahl der Unternehmen, den Umsatz und die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dies entspricht in etwa dem Einwohneranteil Hessens an Deutschland (7,5 %). Beide Anteile haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. In den einzelnen hessischen Teilmärkten – die Gegenstand der zweiten Hälfte des Beitrags sind – weicht dieser Anteil jedoch nach oben oder unten ab und signalisiert damit einen über- oder aber einen unterdurchschnittlichen Beitrag

des jeweiligen hessischen Teilmarkts. Unternehmen und Umsatz Der hessischen Kultur- und Kreativwirtschaft werden 2013 rund 20.400 Unternehmen zugerechnet, die einen Umsatz von rund 11,6 Mrd. Euro erzielten. Das sind 8,2 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen in Hessen. Ihr Anteil am Umsatz der Gesamtwirtschaft in Hessen beträgt rund 2,4 %. In Deutschland werden rund 246.000 Unternehmen zur Kultur- und Kreativwirtschaft gezählt – 7,6 % aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen. Diese Unternehmen erwirtschafteten im Jahr 2013 einen Umsatz von insgesamt rund 146 Mrd. Euro, was einem Anteil von rund 2,3 % am Umsatz der Gesamtwirtschaft in Deutschland entspricht. Der durchschnittliche Umsatz je Unternehmen liegt in der Kultur- und Kreativwirtschaft niedriger als in der Gesamtwirtschaft. So wiesen die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland im Jahr 2013 im Durchschnitt einen steuerbaren Umsatz in Höhe von 594.000 Euro aus. Hingegen waren es in der Wirtschaft insgesamt durchschnittlich 1,94 Mio. Euro je Unternehmen – ein mehr als 3mal so hoher Umsatz. Dies gilt mit unterschiedlich starken Ausprägungen für alle Bundesländer. Erwerbstätige Insgesamt kann von mindestens 121.000 Erwerbstätigen ausgegangen werden, die in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen tätig sind. Hinsichtlich der Struktur der

_____________________ 1) Vgl. ausführlich zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen Stöck, S. u.a.: 5. Hessischer Kulturwirtschaftsbericht, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung (Hrsg.), Wiesbaden 2016. Der Bericht, aus dem der vorliegende Beitrag ausgewählte Aspekte vorstellt, steht zum Download unter www.kreativwirtschaft-hessen.de  Publikationen zur Verfügung. 2) Vgl. Söndermann, M.: Kurzanleitung zur Erstellung einer statistischen Datengrundlage für die Kulturwirtschaft – Statistische Anpassung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland, Köln 2012.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Kennziffern der Kultur- und Kreativwirtschaft: Hessen, Deutschland und ausgewählte Bundesländer Deutschland Absolut Umsatz in Tsd. Euro (2013) 146.377.658 Unternehmen (2013) 246.353 Umsatz je Unternehmen in Tsd. Euro (2013) 594 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (2014) 808.775 Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte (2014) 211.101 Anteil Deutschland insgesamt in % Umsatz 100,0 Unternehmen 100,0 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 100,0 Ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte 100,0 Anteil an der jeweiligen Gesamtwirtschaft in % Umsatz 2,3 Unternehmen 7,6 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2,7

Hessen

BadenWürttemberg

Bayern

NordrheinWestfalen

11.615.123 20.446 568 71.857 16.840

23.501.742 30.351 774 129.746 38.892

31.164.838 46.801 666 150.607 31.386

34.989.943 50.875 688 161.224 44.009

7,9 8,3 8,9 8,0

16,1 12,3 16,0 18,4

21,3 19,0 18,6 14,9

23,9 20,7 19,9 20,8

2,4 8,2 3,0

2,2 6,8 3,0

3,0 7,8 3,0

2,3 7,6 2,6

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur.

Erwerbstätigen gibt es weder zwischen Hessen und der Bundesebene signifikante Unterschiede, noch hat sich die Struktur seit 2009 nennenswert verändert: So sind etwa 17 % der Erwerbstätigen Inhaber von Unternehmen. Weitere 10 % der Erwerbstätigen sind freiberuflich tätig (in der Künstlersozialkasse erfasst). Das Gros stellen die abhängig Beschäftigten mit rund 73 % der Erwerbstätigen – 59 % sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 14 % ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Zu den Gruppen im Einzelnen: In der hessischen Kultur- und Kreativwirtschaft waren 2014 rund 72.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig – und damit 3 % aller Beschäftigten hessenweit. Dies ist mehr als im Bundesdurchschnitt (2,7 %). In Baden-Württemberg sowie in Bayern entfällt auf die Kultur- und Kreativwirtschaft ebenfalls ein Anteil von jeweils 3 %, in Nordrhein-Westfalen beträgt dieser 2,6 %. Hinzu kommen in Hessen rund 16.800 ausschließlich geringfügig Beschäftigte. Weiterhin sind in Hessen rund 8.000 Personen im Nebenjob geringfügig in der Kultur- und Kreativwirtschaft beschäftigt, d.h.

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diese Personen gehen auf jeden Fall noch einer weiteren sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach. Die wachsende Bedeutung und die verstärkte öffentliche Wahrnehmung der Kultur- und Kreativwirtschaft haben zu einer steigenden Popularität der selbstständigen Kreativberufe und der Kreativunternehmen geführt. Die Zahl der Freiberufler sowie der Kleinst- oder Ein-PersonenUnternehmen nimmt in allen Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft zu. Zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Kultur- und Kreativwirtschaft sind die Freiberufler in kreativen Berufen sowie die selbstständigen Künstler hinzuzurechnen, die in der Statistik der Künstlersozialkassen erfasst werden. Dies waren 2014 in Hessen 11.800 Personen. Zu den Erwerbstätigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft zählen darüber hinaus Inhaber von Unternehmen mit mehr als 17.500 Euro Jahresumsatz. Diese sind als Unternehmen in der Umsatzsteuerstatistik erfasst. In Hessen sind das rund 20.400 Inhaber sowie eine unbekannte Zahl von Unternehmensmitinhabern.

Struktur der Kultur- und Kreativwirtschaft: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Teilmärkten Die elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft zeichnen sich nicht nur durch die Heterogenität der Kreativschaffenden und ihrer Produkte und Dienstleistungen aus, sondern zudem durch eine hohe Spannbreite hinsichtlich der Erwerbstätigen-, Unternehmens- und Umsatzzahlen. Der für den hessischen Arbeitsmarkt relevanteste Teilmarkt ist Software/Games mit rund 26.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Mit einigem Abstand folgen die Werbung und der Pressemarkt mit jeweils rund 12.000 Beschäftigten. Diese drei Teilmärkte sind auch in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen sowie für Deutschland insgesamt die Spitzenreiter im Arbeitsmarkt Kultur- und Kreativwirtschaft. Es folgt mit rund 7.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Buchmarkt vor der Designwirtschaft (gut 7.500 Beschäftigte) auf dem fünften Rang. Der in Hessen relativ umsatzstarke Architekturmarkt bietet rund 5.700 Beschäftigten einen Arbeitsplatz.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft: Hessen, ausgewählte Bundesländer und Deutschland 2014 Hessen

Baden-Württemberg

Architekturmarkt Buchmarkt Designwirtschaft Filmwirtschaft Kunstmarkt Markt für Darstellende Künste Musikwirtschaft Pressemarkt Rundfunkwirtschaft Software-/Games-Industrie Werbemarkt Sonstige

absolut Anteil in % 5.655 7,8 7.864 13,3 7.530 9,2 1.864 4,8 322 5,9 2.534 11,9 3.180 9,3 11.398 9,5 1.127 4,8 25.850 8,5 12.145 10,8 446 6,1

Kultur- und Kreativwirtschaft2

71.857

8,9

1

absolut Anteil in % 12.512 17,2 10.406 17,6 12.479 15,3 2.435 6,2 619 11,4 2.027 9,5 4.093 12,0 18.015 15,0 2.737 11,6 59.309 19,6 12.377 11,0 750 10,2 129.746

16,0

1

Bayern

Nordrhein-Westfalen Deutschland

absolut Anteil in % 11.993 16,5 11.612 19,6 14.253 17,5 7.935 20,3 957 17,5 2.674 12,5 5.928 17,4 22.545 18,7 4.450 18,8 58.934 19,4 19.107 17,0 1.624 22,2 150.607

18,6

1

absolut Anteil in %1 14.307 19,7 10.683 18,1 17.399 21,3 10.256 26,2 971 17,8 5.496 25,8 6.859 20,2 20.764 17,3 5.059 21,4 58.906 19,4 26.549 23,7 1.323 18,1

absolut 72.722 59.117 81.617 39.149 5.453 21.327 34.029 120.264 23.615 303.150 112.094 7.328

161.224

808.775

19,9

1 an den Teilmärkten in Deutschland. 2 Der Wert für die Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt entspricht nicht der Summe der einzelnen Teilmärkte, weil Dubletten, d.h. Doppelzuordnungen von Wirtschaftszweigen, eliminiert wurden. Vgl. hierzu ausführlich die in der Fußnote auf S. 7 angegebene Quelle. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen der Hessen Agentur.

Die hessische Kultur- und Kreativwirtschaft zeichnet sich durch eine dynamische Beschäftigungsentwicklung aus. Insgesamt gesehen verzeichnete sie seit 2009 einen Zuwachs von rund 12 % bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten – und damit im Vergleich zur Gesamtwirtschaft (+8,0 %) eine günstigere Entwicklung. Blick auf die drei Teilmärkte … Eine genauere Betrachtung aller elf Teilmärkte der Kultur- und Kreativwirtschaft ist im Rahmen des vorliegenden Beitrags nicht möglich, sodass nachfolgend auf die bereits genannten „beschäftigungsstärksten“ Teilmärkte Software-/Games-Industrie, Werbemarkt und Pressemarkt fokussiert wird. … Software-/Games-Industrie Zum diesem Teilmarkt zählen in der Statistik im Einzelnen Unternehmen sowie Webportale, die sich mit dem Verlegen von Computer-, Konsolen-, Video- und Werbespielen und Mobile Games, mit

Programmierungstätigkeiten und dem Verlegen von sonstiger Software, d.h. kundenspezifischer und Standardsoftware einschließlich Beratung und Installationsleistungen befassen. In der Software-/Games-Industrie sind in Hessen 25.850 Personen bzw. 36 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig. Das sind mehr Personen als in jedem anderen Teilmarkt und doppelt so viele wie im Werbemarkt, in dem ein vergleichbarer Umsatz erzielt wird. Die freiberufliche bzw. selbstständige Tätigkeit spielt in der Software-/Games-Industrie eine wesentlich geringere Rolle als in anderen Teilmärkten. Knapp 1.300 Personen sind hier ausschließlich geringfügig entlohnt beschäftigt. Das sind knapp 8 % aller ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten in der hessischen Kultur- und Kreativwirtschaft. Darüber hinaus üben weitere Personen einen geringfügigen Nebenjob aus. Zu den abhängig Beschäftigten kommen noch mindestens 3.300 Unternehmensinhaber hinzu. Insgesamt dürfte die Software-/Games-Industrie in Hessen somit

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mindestens 30.450 Erwerbstätige aufweisen. Die Beschäftigungszahlen haben sich seit 2009 fortwährend positiv entwickelt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist um 35 % gestiegen – das sind rund 6.600 Beschäftigungsverhältnisse. Die im Verhältnis zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ohnehin niedrige Anzahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten ist von 2009 bis 2014 dagegen nur um 8 % gestiegen. Die Zahl der lediglich im Nebenjob in der Software/Games-Industrie geringfügig Beschäftigten hat hingegen um 22 % zugenommen. Die Software-/Games-Industrie konzentriert sich in Hessen auf die Rhein-MainRegion. In Frankfurt hat sich der schnell wachsende Internetknoten DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) zum größten Datenaustauschpunkt der Welt entwickelt. Hessen bietet eine digitale Infrastruktur auf Weltniveau und verfügt über eines der dichtesten Netzwerke von Software- und IT-Service-Unternehmen.

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SCHWERPUNKTTHEMEN

… Werbemarkt Zum Werbemarkt zählen Werbeagenturen sowie Unternehmen, die sich mit der Vermarktung und Vermittlung von Werbezeiten und Werbeflächen beschäftigen. Werbeagenturen sind mit der Werbegestaltung, d.h. der Gestaltung von Anzeigen, Spots, Plakaten, und mit dem Webdesign (Illustration, Fotografie, Bildverarbeitung etc.) befasst. Unternehmen der Werbevermittlung und -vermarktung kümmern sich um die Verbreitung von Werbung in den Medien. Knapp 12.100 Personen im Werbemarkt sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 17 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen. Zusätzlich arbeiten im Werbemarkt weitere 4.800 ausschließlich geringfügig entlohnte Beschäftigte, das sind immerhin 28 % aller ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Darüber hinaus üben weitere Personen einen geringfügigen Nebenerwerb aus. Die Bedeutung der geringfügigen Beschäftigung ist im Werbemarkt überdurchschnittlich hoch. Auch die freiberufliche bzw. selbstständige Tätigkeit spielt im Werbemarkt eine wichtige Rolle: So sind in Hessen rund 2.900 Unternehmensinhaber tätig. Insgesamt dürfte der Werbemarkt in Hessen somit mindestens rund 19.800 Erwerbstätige umfassen. Die Beschäftigung hat sich trotz zurückgehender Umsätze positiv entwickelt. So ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2011 bis 2014 kontinuierlich gestiegen. Insgesamt ist deren Zahl seit 2009 um rund 6 % gestiegen. 2014 waren im Werbemarkt 20 % weniger aus-

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schließlich geringfügig Beschäftigte tätig als noch fünf Jahre zuvor, die Zahl der in der Werbung nur im Nebenjob geringfügig Beschäftigten ist allerdings um 21 % gestiegen. Hier hat offensichtlich eine Umschichtung stattgefunden. Der Werbemarkt konzentriert sich in Hessen auf die Rhein-Main-Region und hier insbesondere auf Frankfurt und Wiesbaden. In den 70er und 80er Jahren entstanden hier zahlreiche erfolgreiche Werbeagenturen. Nach wie vor besteht der Standortvorteil der Rhein-Main-Region in der hohen Zahl hier ansässiger potentieller Kunden für die Werbebranche, u.a. aus den Bereichen Verbrauchsgüter, Logistik, Chemie und Pharmazie sowie der Automobilindustrie. … Pressemarkt Zum Pressemarkt zählen neben Journalisten, Pressefotografen, Korrespondenten und Nachrichtenagenturen vor allem große Teile des Verlagswesens wie Verlage von Zeitungen, Zeitschriften, Adressbüchern und Verzeichnissen – nicht jedoch Musikverlage und Buchverlage, die der Musikwirtschaft bzw. dem Buchmarkt zugeordnet sind. Zum Pressemarkt gehört weiterhin der Einzelhandel mit Zeitungen, Zeitschriften, Papierwaren und Bürobedarf. Neben den gut 2.400 Unternehmensinhabern sind im Pressemarkt 11.400 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, das sind 16 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Kulturund Kreativwirtschaft. 5.600 Personen sind ausschließlich geringfügig beschäftigt, das sind 33 % aller ausschließlich geringfügig Beschäftigten in der Kultur- und

Kreativwirtschaft. Darüber hinaus haben sehr viele Personen einen Nebenjob. Hinzu kommen schätzungsweise 500 freiberuflich Tätige. Insgesamt dürfte der Pressemarkt in Hessen somit mindestens rund 19.500 Erwerbstätige aufweisen. Die Beschäftigungszahlen haben sich trotz eines Rückgangs der Zahl der Unternehmen und des Umsatzes von 2009 bis 2014 allerdings nur wenig verändert. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist von 2009 bis 2014 um 5 % gesunken, die der geringfügig Beschäftigten ist demgegenüber um knapp 6 % gestiegen. Feste Arbeitsverhältnisse gehen demnach zugunsten von projektbezogenen Beschäftigungen und freier Mitarbeit, ggf. im Nebenjob, zurück. Der Pressemarkt wird im Hinblick auf Umsatz und Beschäftigung von den Zeitungsund Zeitschriftenverlagen geprägt. Die Digitalisierung bei Produkten und Vertriebswegen hat hier bereits zu weitreichenden Veränderungen geführt. Die klassischen Printausgaben der Tageszeitungen stehen in ständigem Wettbewerb mit den digitalen Medien. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern und Regionen ist der Zeitungsmarkt in Hessen von einer relativ großen Vielfalt geprägt. Neben den großen Zeitungsverlagen existieren noch zahlreiche regionale Zeitungen. Susanne Stöck, Hessen Agentur

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Die hessische Konjunktur in Zahlen Hessische Konjunkturindikatoren im Überblick 2014 / 15

2015 / 16

Art der Angabe Dez

Jan

Feb

Sep

Okt

Nov

Dez

Jan

Feb

Aktuellste 3 Monate gegen entsprechende Vorjahresmonate (Veränderung in %)

Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote (in %)1 Arbeitslose Gemeldete Arbeitsstellen Kurzarbeiter

5,4

5,9

5,8

5,3

5,2

5,1

5,1

5,6

5,6

– 4,7

174.185 36.398 7.429

189.719 35.772 11.412

188.613 38.671 11.704

174.559 45.216 .

170.664 45.882 .

167.209 45.965 .

168.165 44.186 .

182.460 43.713 .

182.811 45.366 .

– 3,5 20,2 – 35,4

Beschäftigte (in 1.000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Bergbau, Energie u. Wasser, Entsorgung Verarbeitendes Gewerbe Baugewerbe Handel; Instandhaltung u. Reparatur. v. Kfz Verkehr und Lagerei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- u. Versicherungsdienstleistungen Wirtschaftliche Dienstleistungen Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung Erziehung und Unterricht Gesundheits- und Sozialwesen sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte

2.388 8 39 436 111 334 162 74 86 141 386 134 90 302 85

2.378 8 39 435 110 332 162 73 86 141 385 133 89 302 85

2.384 8 39 435 110 332 163 75 86 141 387 132 89 302 85

2.451 9 40 446 119 340 168 80 88 142 398 134 91 310 86

2.457 9 39 447 119 340 168 80 89 141 399 134 92 313 87

2.464 9 40 447 119 341 169 80 89 141 399 135 93 316 87

2.450 8 39 444 115 341 169 79 89 141 395 135 93 316 87

. . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . . . . . . . . .

2,5 5,3 1,5 1,7 3,3 2,0 3,7 6,8 2,9 – 0,4 2,3 0,5 3,8 4,4 1,3

Außenhandel (in Mio. Euro) Einfuhren Ausfuhren

6.391 4.612

6.417 4.435

7.391 4.867

7.220 5.208

7.122 5.279

7.198 5.030

6.213 4.684

. .

. .

1,1 2,4

Auftragseingänge Verarbeitendes Gewerbe 3 (2010 = 100) Bau 4 (2010 = 100)

100,2 147,5

101,2 115,7

98,5 89,8

99,9 159,3

98,0 115,0

98,8 121,8

87,2 127,0

. .

. .

– 8,0 – 6,0

Umsätze Einzelhandel 3 (2010 = 100) Gastgewerbe 3 (2010 = 100) Verarbeitendes Gewerbe 3 (2010 = 100) Bau (in 1.000 Euro)

116,5 103,2 100,2 376.810

96,3 92,4 92,8 181.412

89,7 96,2 99,9 213.486

99,3 114,7 105,0 367.856

105,8 112,7 101,0 375.091

102,2 105,1 102,3 382.786

118,0 104,8 100,2 363.127

. . . .

. . . .

1,5 1,0 – 4,0 – 3,6

106,0

105,0

106,1

106,4

106,4

106,4

106,3

105,3

105,8

0,08 1,3

0,06 1,1

0,05 1,0

– 0,04 1,3

– 0,05 1,1

– 0,09 1,1

– 0,13 1,2

– 0,15 1,1

. .

– 268,2 – 12,8

1,23 147,06 7,63

1,16 137,47 7,23

1,14 134,69 7,10

1,12 134,85 7,15

1,12 134,84 7,13

1,07 131,60 6,84

1,09 132,36 7,02

1,09 128,32 7,14

. . .

– 10,7 – 8,7 – 6,7

2

Verbraucherpreisindex (2010 = 100) Zinsen im Euro-Währungsgebiet (in % p.a.) EURIBOR Dreimonatsgeld 5 Umlaufrendite von 10jährigen Staatsanleihen 6 Wechselkurse (1 Euro = ... WE) 5 US-Dollar Japanischer Yen Chinesischer Renminbi Yuan 1

Arbeitslose bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen ––– 2 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ––– ––– 5 Monatsdurchschnitte ––– 6 BIP-gewichtete Rendite (DE, FR, NL, BE, AT, FI, IE, PT, ES, IT, GR)

3

Volumenindex –––

4

0,1

Wertindex

Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Hessisches Statistisches Landesamt, Deutsche Bundesbank, Europäische Zentralbank.

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Die hessische Konjunktur im Überblick  Der Arbeitsmarkt in Hessen zeigt sich nach wie vor von seiner positiven Seite. So waren im Februar 2016 hessenweit 182.811 Frauen und Männer als arbeitslos registriert – der niedrigste Wert in einem Februar seit 24 Jahren –, was einem deutlichen Rückgang von 5.802 Arbeitslosen gegenüber dem Februar 2015 entspricht. Im Vergleich zum Vormonat Januar hat die Arbeitslosenzahl in Hessen zwar zugenommen – jedoch so geringfügig (+351), dass die Arbeitslosenquote unverändert geblieben ist: 5,6 % im Januar und Februar 2016 steht eine klar höhere Quote von 5,8 % im Februar 2015 gegenüber. Nicht nur im Rückgang der Arbeitslosigkeit, sondern auch in der Zunahme der offenen Stellen kommt die gute Lage auf dem hessischen Arbeitsmarkt zum Ausdruck: 45.366 offene Stellen wurden im Februar 2016 gemeldet – und damit erheblich mehr als vor einem Jahr (38.671). Und schließlich geht aus den neuesten Angaben (Dezember 2015) zur sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ein kräftiges Plus von 2,6 % im Vorjahresvergleich hervor. Auch für die Beschäftigung werden neue Rekordwerte vermeldet.  Die Exporte beliefen sich im 4. Quartal 2015 auf insgesamt 15,0 Mrd. Euro, womit das Vorjahresergebnis um 2,4 % übertroffen wurde. Die Importe Hessens sind auf einen Gesamtwert von 20,5 Mrd. Euro gestiegen, was einem Zuwachs von 1,1 % entspricht. Damit fällt der hessische Außenhandel im 4. Quartal 2015 höher aus als noch ein Jahr zuvor, im Verlauf der letzten Monate ließ allerdings vor allem der Export an Dynamik vermissen.

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 Nicht zuletzt aufgrund des lebhaften Weihnachtsgeschäfts steht für den hessischen Einzelhandel im 4. Quartal 2015 ein erfreulich kräftiger Umsatzzuwachs von 1,5 % gegenüber dem Vorjahr zu Buche. Die Zahl der Beschäftigten im heimischen Einzelhandel übertrifft ebenfalls den Wert aus dem 4. Quartal 2014 – und zwar um 0,6 %.  Auch im hessischen Gastgewerbe präsentiert sich die Wirtschaftslage freundlich, wie der Vergleich des Umsatzes und der Beschäftigung im 4. Quartal 2015 mit dem Vorjahr zeigt: Der Umsatz hat um 1,0 %, die Beschäftigung um 1,9 % zugelegt.  Sowohl Umsatz (-1,0 %) als auch Auftragseingang (-8,0 %) fallen im Verarbeitenden Gewerbe Hessens im 4. Vierteljahr 2015 niedriger aus als vor Jahresfrist. Der Beschäftigungsstand ist hingegen geringfügig höher (+0,2 %). Obwohl ein Sondereffekt relativierend zu berücksichtigen ist – ein massiver Rückgang in der Pharmaindustrie aufgrund ausgelaufener Patente –, bleibt dennoch festzustellen, dass die Industriekonjunktur zurzeit etwas kraftlos ist.  Die Konjunktur im hessischen Bauhauptgewerbe könnte ebenfalls frischen Wind gebrauchen. Der Umsatz (-3,6 %) und die Zahl der Beschäftigten (-4,8 %) liegen im 4. Vierteljahr 2015 niedriger als 2014. Die Entwicklung des Auftragseingangs (-6,0 %) lässt nicht erwarten, dass sich die Lage kurzfristig verbessert.

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Beschäftigung und Arbeitsmarkt Im Februar 2016 waren 182.811 Arbeitslose in Hessen registriert, womit sich die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat Januar geringfügig erhöht hat (+351), was saisonbedingt durchaus normal ist. Der Vergleich mit dem Vorjahreswert, d.h. mit der Anzahl der Arbeitslosen Frauen und Männer in Hessen im Februar 2015, zeigt einen beträchtlichen Rückgang um 5.802 Arbeitslose auf. Besonders deutlich wird die gute Verfassung des hessischen Arbeitsmarkts durch einen Langfristvergleich: Die aktuelle Arbeitslosenzahl von 182.811 ist der niedrigste Wert in einem Februar seit 24 Jahren! Aus der saisonbereinigten Darstellung geht hervor, dass die Arbeitslosigkeit in Hessen wie auch in Deutschland insgesamt seit dem Sommer 2014 nahezu kontinuierlich sinkt. Entsprechend der Arbeitslosenzahl hat sich auch die Arbeitslosenquote – definiert als die registrierten Arbeitslosen in Relation zu allen zivilen Erwerbspersonen – verändert: Die Quote in Hessen war im Februar 2016 mit 5,6 % niedriger als noch im Februar 2015 (5,8 %), gegenüber dem Januar 2016 hingegen unverändert. Wie fällt im Vergleich dazu die Arbeitsmarktperformance im Bund bzw. in West-

ARBEITSLOSE

deutschland aus? Auf Bundesebene wird im Februar 2016 eine klar höhere Arbeitslosenquote von 6,6 % ausgewiesen. Auch die Gegenüberstellung mit Westdeutschland braucht Hessen nicht zu scheuen – die Quote der alten Bundesländer liegt zurzeit um 0,4 Prozentpunkte über der in Hessen. Aufschlussreich ist jedoch nicht nur der Vergleich Hessens mit Westdeutschland bzw. mit Deutschland insgesamt, sondern auch die unterschiedliche Arbeitsmarktsituation in den hessischen Regionen. Im Regierungsbezirk Darmstadt beträgt die Arbeitslosenquote 5,6 %, für den RB Gießen und den RB Kassel beläuft sich die Quote aktuell jeweils auf 5,5 %. Von einem Nord-Süd-Gefälle, das noch vor einigen Jahren bestand, kann aufgrund der positiven Entwicklung in den nördlichen Landesteilen nicht mehr die Rede sein. Insofern passt es ins Bild, dass ein Kreis aus Nordhessen, nämlich der Landkreis Fulda, mit einer außerordentlich geringen Arbeitslosenquote von lediglich 3,5 % den Spitzenplatz aller Kreise und kreisfreien Städte in Hessen belegt. Am anderen Ende der Rangliste befindet sich die Stadt Offenbach (11,1 %). Ungeachtet dieser bestehenden regionalen Unterschiede ist fast

allen 26 Kreisen und kreisfreien Städten gemeinsam, dass sich die Arbeitslosenquote von Februar 2015 auf Februar 2016 reduziert hat – so auch in Offenbach. Angaben über die Zahl der Kurzarbeiter (realisierte Kurzarbeit) in Hessen stehen bis einschließlich August zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt gingen 1.700 Personen einer Kurzarbeit nach, d.h. der ohnehin bereits sehr niedrige Wert des Vorjahres von 2.617 Kurzarbeitern wurde nochmals unterschritten. Die Anzeigen1 bis Januar 2016, in denen sich der ausgesprochen milde Winter widerspiegelt, lassen nicht erwarten, dass sich an der geringen Inanspruchnahme der Kurzarbeit in den nächsten Monaten signifikant etwas ändern wird. Der Blick auf die gemeldeten Arbeitsstellen (offene Stellen) – Ausdruck der Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften – stimmt ebenfalls optimistisch: Mit 45.366 offenen Stellen im Februar 2016 konnte deutlich mehr Arbeitslosen eine Beschäftigung angeboten werden als im Vorjahr (38.671). Es bleibt zu hoffen, dass die Arbeitslosen möglichst zahlreich hiervon profitieren, und dass es zudem gelingt, die derzeit ankommenden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

100 95 90 85 80 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15

Jan 16

Arbeitslosenquoten in Hessen, Westdeutschland und Deutschland * Hessen Westdeutschland Deutschland

Feb 15

Mrz 15

Apr 15

Mai 15

Jun 15

Jul 15

5,8 6,2 6,9

5,7 6,0 6,8

5,6 5,8 6,5

5,4 5,6 6,3

5,3 5,6 6,2

5,4 5,7 6,3

Aug 15 Sep 15 5,5 5,8 6,4

5,3 5,6 6,2

Okt 15 5,2 5,5 6,0

Nov 15 Dez 15 5,1 5,4 6,0

5,1 5,5 6,1

Jan 16

Feb 16

5,6 6,0 6,7

5,6 6,0 6,6

* Arbeitslose bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, Angaben in Prozent _____________________ 1) Vor Beginn der Kurzarbeit haben die Betriebe den voraussichtlichen Arbeitszeitausfall anzuzeigen. Die tatsächliche Inanspruchnahme steht jedoch erst später fest.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

13


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

115

BESCHÄFTIGTE

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010=100)

Hessen

110 105 100 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Ohne eine Betrachtung der Beschäftigungsentwicklung wäre das Bild des hessischen Arbeitsmarktes zweifellos unvollständig. Der saisonbereinigte Verlauf zeigt nach wie vor eine Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, womit der positive Trend mittlerweile bereits seit mehr als fünf Jahren Bestand hat – und die Beschäftigung infolgedessen von Rekordwert zu Rekordwert eilt. Gemäß den Ursprungswerten wurde im April 2015 in Hessen zum ersten Mal die Marke von 2,4 Mio. Beschäftigten erreicht – und seitdem ist die Beschäftigung weiter gestiegen. So zählte die Beschäftigung im Dezember 2015 rund 2,45 Mio. sozialversicherungspflichtige Frauen und Männer. Gegenüber dem Dezember 2014 nahm deren Zahl um 61.700 Personen bzw. 2,6 % zu. Für Deutschland insgesamt und für die alten Bundesländer steht ebenfalls ein Plus von jeweils 2,6 % zu Buche. Dies zeigt, dass Hessen weiterhin auch mit der Dynamik auf Bundesebene Schritt halten kann. Noch 2013 fiel der Vorjahresvergleich in der Regel schlechter aus, d.h.

Jul 14

Jan 15

die Beschäftigung in Hessen nahm zwar zu, jedoch nicht so stark wie in Deutschland insgesamt. Der Zuwachs der Beschäftigung steht zudem auf breiten Füßen, wie die nach Bereichen differenzierte Analyse belegt. Die einzige Ausnahme bildet der Finanzsektor, wo der Beschäftigungsstand geringfügig zurückgegangen ist (-0,3 %). Die höchste Wachstumsrate im Vergleich der Monate Dezember 2014 und 2015 wird für das Gastgewerbe ausgewiesen (+6,6 %). Ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt konnten das Gesundheitsund Sozialwesen (+4,6 %) und der Bereich Verkehr und Lagerei (+3,8 %) zulegen. Werden die absoluten Zahlen betrachtet, so ist das Gesundheits- und Sozialwesen zuvorderst zu nennen. In diesem Bereich der hessischen Wirtschaft wurden per Saldo 13.700 Arbeitsplätze geschaffen, was gut einem Fünftel des gesamten Zuwachses von 61.700 Beschäftigten entspricht. Hingegen wurden die so genannten wirtschaftlichen Dienstleistungen ihrem traditionellen Ruf als „Wachstumsmotor“ im Be-

Jul 15

richtszeitraum nicht ganz gerecht. Ungeachtet einer kräftigen Zunahme der Zeitarbeitskräfte um 5,7 % bzw. rund 3.000 Personen im Vorjahresvergleich – die Arbeitnehmerüberlassung gehört neben anderen unternehmensorientierten Dienstleistungen wie etwa Unternehmensberatung und Werbung ebenfalls zum Segment der wirtschaftlichen Dienstleistungen – fällt die Wachstumsrate mit 2,5 % nur durchschnittlich aus. Im größten Bereich der hessischen Wirtschaft, nämlich dem Verarbeitenden Gewerbe (rund 445.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte), ist die Beschäftigung um 1,7% gestiegen. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass zahlreiche Mitarbeiter der Zeitarbeitsunternehmen einer Tätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe nachgehen. Insofern unterschätzen die für die Industrie angegebenen Zahlen die dortige Entwicklung etwas, währenddessen diese umgekehrt im Dienstleistungssektor überzeichnet wird.

Veränderung der Beschäftigung im Dezember 2015 gegenüber Dezember 2014* Insgesamt

absolut

relativ

Bergbau, Energie und Wasser, Entsorgung absolut

relativ

Verarbeitendes Gewerbe absolut

relativ

Baugewerbe

absolut

relativ

Handel; Instandsetzung und Reparatur von Kfz absolut

relativ

Verkehr und Lagerei absolut

relativ

Gastgewerbe

absolut

relativ

61,7

2,6

0,6

1,6

7,6

1,7

3,7

3,3

6,6

2,0

6,2

3,8

4,8

6,6

Deutschland

780,2

2,6

-3,1

-0,6

68,4

1,0

33,7

2,0

89,4

2,1

69,3

4,4

59,4

6,5

Westdeutschland

653,4

2,6

-2,3

-0,5

62,7

1,1

30,7

2,4

75,5

2,1

54,0

4,3

45,4

6,4

Hessen

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Wirtschaftliche Dienstleistungen

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

relativ

absolut

relativ

absolut

absolut

Information und Kommunikation absolut Hessen

relativ

relativ

Erziehung und Unterricht absolut

relativ

Gesundheits- und Sozialwesen

sonstige Dienstleistungen, Private Haushalte

absolut

absolut

relativ

relativ

2,8

3,2

-0,4

-0,3

9,8

2,5

0,9

0,7

3,7

4,1

13,7

4,6

1,2

1,4

Deutschland

26,3

2,8

0,1

0,0

189,0

4,4

18,6

1,1

25,4

2,1

172,3

3,9

29,1

2,6

Westdeutschland

18,4

2,4

0,9

0,1

154,4

4,5

18,7

1,4

22,0

2,5

141,9

4,1

25,5

3,0

* Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, absolute Angaben in 1.000, relative Angaben in Prozent

14

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Außenhandel, Einzelhandel und Gastgewerbe Hessen ist eng mit Absatz- wie Beschaffungsmärkten in aller Welt verflochten – von Europa über „klassische“ Auslandsmärkte in Übersee wie die USA bis hin zu Schwellen- und Entwicklungsländern.1 Entsprechend kommt dem Außenhandel als Konjunkturtransmissionskanal eine große Bedeutung zu. Dies gilt auch in Zeiten einer stark durch die Binnenwirtschaft getragenen Konjunktur. So wären zurzeit kräftigere Nachfrageimpulse aus dem Ausland durchaus wünschenswert, wie die saisonbereinigte Darstellung der Ausfuhr verdeutlicht. In etwa seit Jahresbeginn 2013 hat die hessische Ausfuhr trendmäßig zugenommen. Diese positive Entwicklung ist jedoch in den letzten Monaten zum Erliegen gekommen. Die Exporte Deutschlands insgesamt haben ebenfalls leicht nachgegeben, d.h. der Exportmotor läuft – zumindest vorübergehend – nicht mehr so rund. In absoluten Werten gemessen führte die hessische Wirtschaft im 4. Quartal 2015 Güter für insgesamt 15,0 Mrd. Euro aus, was einem Zuwachs von 2,4 % (Deutschland: +3,6 %) gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht.

AUSFUHR

Als Stütze der hessischen Exportwirtschaft erwiesen sich im 4. Quartal 2015 einmal mehr die USA, der wichtigste Außenhandelspartner Hessens, denn die Exporte dorthin lagen klar höher (+6,8 %) als noch ein Jahr zuvor. Dies gilt auch für die Ausfuhren in die VR China (+4,3 %), Nummer zwei der Handelspartner Hessens. Wechselkurseffekte, bzw. genauer gesagt die Schwäche des Euro, dürften hierbei eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben, da sie die preisliche Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Die hessischen Exporte nach Europa – knapp zwei Drittel aller hessischen Exporte finden einen Abnehmer in Europa – lassen hingegen nach wie vor zu wünschen übrig (+1,1 %). Zwar ist die Euro-Schuldenkrise wieder in den Hintergrund getreten, doch Spannungen innerhalb der EU von der Flüchtlingspolitik bis zum möglichen „Brexit“ belasten das ohnehin nur recht verhaltene Wirtschaftswachstum. Ob Rezession, Boom oder „business as usual“ – Erzeugnisse der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind mit deutlichem Abstand hessischer Exportschlager. Im 4. Quartal belief sich deren Exportvolu-

men auf 4,8 Mrd. Euro, d.h. auf rund ein Drittel des gesamten hessischen Exports. Den zweiten Rang belegen elektrotechnische Erzeugnisse im Wert von 2,6 Mrd. Euro vor Maschinen (1,7 Mrd. Euro). Die saisonbereinigte Einfuhr zeigt insgesamt gesehen kein grundlegend anderes Bild als die Ausfuhr. Jedoch ist zu konstatieren, dass in den letzten Monaten der Verlauf der Einfuhr im Wesentlichen durch eine Seitwärtsbewegung gekennzeichnet ist, während die Ausfuhr, wie ausgeführt, „schwächelt“. Hessen führte im 4. Quartal Güter ausländischen Ursprungs von Rohstoffen über Halbwaren bis hin zu Fertigwaren aller Art im Wert von 20,5 Mrd. Euro ein. Damit ist die Einfuhr gegenüber dem Vorjahr um 1,1 % (Bund: +3,3 %) gestiegen. Mit einem Anteil von gut einem Viertel bzw. einem Importwert von 5,5 Mrd. Euro waren Produkte der Elektroindustrie – vor allem aus dem Segment Telekommunikation – die wichtigsten hessischen Importgüter im 4. Quartal 2015. Auf dem zweiten Rang folgen Chemikalien und Pharmazeutika für 2,9 Mrd. Euro vor Metallerzeugnissen (1,9 Mrd. Euro). Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

130 120 110 100 Jan 13

EINFUHR

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

130 120 110 100 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15

_____________________ 1) Vgl. ausführlich zum hessischen Außenhandel 2015 das Schwerpunktthema „Hessischer Außenhandel 2015: USA wichtigster Partner, China rückt auf Rang zwei vor“ auf S. 3ff.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

15


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

EINZELHANDEL, UMSATZ

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

Jan 14

EINZELHANDEL, BESCHÄFTIGUNG

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Der Einzelhandel ist durch die ausgeprägte Stabilität des Privaten Konsums gekennzeichnet, die Umsatzeinbrüchen oder regelrechten Boomphasen wie etwa in der Industrie entgegensteht. Umso erfreulicher ist das Umsatzwachstum der letzten beiden Jahre einzuschätzen, das die saisonbereinigte Darstellung verdeutlicht. Angesichts der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der niedrigen Zinsen ist die „Kauflaune“ offenbar bestens. Infolgedessen erwirtschafteten die hessischen Einzelhändler real, d.h. unter Ausschaltung der Preiseffekte, im 4. Quartal 2015 ein kräftiges Umsatzwachstum von 1,5 %, auf Bundesebene von 2,5 % (jeweils Ursprungswerte). Insgesamt gesehen kann der hessische Einzelhandel 2015 mit ei-

GASTGEWERBE, UMSATZ

Jul 14

Jan 15

ner ausgesprochen positiven Bilanz – Umsatzzunahme um 1,8 % – abschließen. Dass sich eine derartige Umsatzentwicklung expansiv auf die Beschäftigung auswirkt, überrascht nicht. Allerdings hat der Beschäftigungsaufbau im Einzelhandel an Schwung verloren, wie der saisonbereinigte Verlauf zeigt. Gemessen an den Ursprungswerten waren im hessischen Einzelhandel im 4. Quartal 2015 0,6 % mehr Beschäftigte tätig als noch vor Jahresfrist (Deutschland: +0,9 %). Das Gastgewerbe in Hessen kann ebenfalls auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurückblicken, wenngleich sich der saisonbereinigte Umsatz in den letzten Monaten verhaltener entwickelt hat. Im 4. Vierteljahr wurde ein Plus von 1,0 % verbucht,

Jul 15

im Gastgewerbe bundesweit fiel der Umsatz real um 1,1 % höher aus als 2014. Im Jahresdurchschnitt 2015 lag der Umsatz im Gastgewerbe Hessens um 1,9 % über dem Vorjahresniveau (jeweils Ursprungswerte). Die saisonbereinigte Beschäftigung im hessischen Gastgewerbe nimmt bereits seit mehr als zwei Jahren zu. Die Ursprungswerte unterstreichen diesen positiven Beschäftigungsverlauf und weisen für das 4. Quartal in Hessen einen Zuwachs von 1,9 %, auf Bundesebene von 2,0 % aus. Allerdings ist relativierend zu berücksichtigen, dass bei der Beschäftigungszunahme im Gastgewerbe bereits seit einigen Jahren Teilzeitarbeitsverhältnisse eine wichtige Rolle spielen. Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110 105 100 95 Jan 13

Jul 13

Jan 14

GASTGEWERBE, BESCHÄFTIGUNG

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

115 110 105 100 Jan 13

16

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Verarbeitendes Gewerbe Die Entwicklung des saisonbereinigten Umsatzes im hessischen Verarbeitenden Gewerbe konnte ab Jahresende 2014 an Schwung gewinnen, doch schon wenige Monate später ging der Umsatz deutlich zurück – bei weitestgehend stabiler Lage in der Industrie bundesweit. Die Ursache hierfür ist in der Pharmazeutischen Industrie zu sehen, wo der Patentablauf eines überwiegend im Ausland verkauften Produkts zu massiven Umsatzeinbußen geführt hat. Aufgrund der großen Bedeutung der Branche für die Industrie in Hessen schlägt dies auf das Gesamtergebnis durch. Die Grafik zeigt allerdings ebenfalls, dass der Verlauf des Umsatzes im hessischen Verarbeitenden Gewerbe in den letzten Monaten aufwärts gerichtet ist und bereits in etwa wieder das Niveau von vor einem Jahr erreicht hat. Dies geht auch aus den Ursprungswerten hervor: Das Verarbeitende Gewerbe in Hessen verbuchte im 4. Quartal 2015 einen um 1,0 % niedrigeren Umsatz als im Vorjahr, für die Industrie bundesweit wird ein um 2,5 % höherer Umsatz ausgewiesen. Im Durchschnitt des Jahres 2015 konnte die hessische Industrie das Umsatzniveau des Vorjahres halten (-0,2 %). Die nach Hauptgruppen getrennte Be-

UMSATZ

trachtung verdeutlicht, dass in drei der vier Hauptgruppen im 4. Quartal mehr Umsatz als ein Jahr zuvor erzielt wurde: Dies trifft für die hessischen Hersteller von Vorleistungsgütern (u.a. weite Teile der Chemischen Industrie) mit einem Umsatzplus von 3,8 %, für die Investitionsgüterproduzenten (+4,4 %), zu denen z.B. der Maschinenbau gehört, sowie für die Gebrauchsgüterhersteller – u.a. Haushaltsgeräte und Möbel – (+3,9 %) zu. Im Gegensatz dazu verfehlte der Umsatz bei den Verbrauchsgüterproduzenten den Wert des 4. Vierteljahrs 2014 klar (-17,4 %), da der Auslandsumsatz der Pharmaindustrie, ausgehend von einem hohen Niveau, regelrecht eingebrochen ist (-49,2 %). Dieser Pharma-Sondereffekt spiegelt sich selbstverständlich auch im Auftragseingang wider, wie die saisonbereinigte Darstellung zeigt: Nach dem unverkennbaren Rückgang sind die letzten Monate im Wesentlichen durch Stagnation geprägt. Letzteres gilt nicht nur für Hessen, sondern auch in der deutschen Industrie insgesamt lässt die Entwicklung des Auftragseingangs zu wünschen übrig. Erste Ergebnisse für den Monat Januar signalisieren für den Jahresbeginn 2016 keine Belebung.

Gemessen an den Ursprungswerten für das 4. Quartal 2015 fällt der Auftragseingang im hessischen Verarbeitenden Gewerbe um 8,0 % niedriger aus als noch im 4. Quartal 2014, auf Bundesebene hingegen um 0,9 % höher. Aussagekräftiger ist der Blick auf einzelne Hauptgruppen sowie auf den nach In- und Ausland differenzierten Auftragseingang. Bei den hessischen Vorleistungsgüterherstellern (+5,1 %) wie auch bei den Gebrauchsgüterproduzenten (+18,6 %) füllten sich im 4. Quartal 2015 die Auftragsbücher. Hingegen konnten im Investitionsgüter- (-9,6 %) und im Verbrauchsgütersegment (-30,5 %) nicht in dem Ausmaß wie im Vorjahr Aufträge akquiriert werden. Auf der Ebene der wichtigsten Branchen reicht das Spektrum von einer kräftigen Zunahme des Auftragseingangs in der Chemischen Industrie (+15,5 %) bis hin zum massiven Rückgang bei der Pharmazeutischen Industrie (-34,5 %). In der Regel gehen die stärkeren Impulse für die heimische Industrie vom Ausland aus. Im 4. Quartal 2015 lagen die Bestellungen aus dem Ausland allerdings um 14,6 % unter dem Vorjahresniveau, die Inlandsnachfrage legte hingegen um 3,2 % zu. Bereits im 3. Quartal wurde eine anDeutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

120 110 100 90 Jan 13

Jul 13

AUFTRAGSEINGANG

Jan 14

Jul 14

Jan 15

Jul 15 Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

120 110 100 90 Jan 13

Jul 13

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

Jul 14

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

sehnliche Zunahme des inländischen Auftragseingangs (+5,4 %) verzeichnet. Auch auf Bundesebene, d.h. ohne den verzerrenden Pharmaeffekt, fiel der inländische

BESCHÄFTIGUNG

Auftragseingang im 4. Quartal 2015 höher aus (+3,6 %), während das Ordervolumen aus dem Ausland geringer war (-1,0 %). Dies unterstreicht, wie stark die Konjunk-

tur zurzeit durch die Binnennachfrage angetrieben wird.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

110

105

100 Jan 13

Jul 13

Wie stellt sich in diesem konjunkturellen Umfeld die Entwicklung der saisonbereinigten Beschäftigung – im Gegensatz zum Auftragseingang ein typischerweise nachlaufender Indikator – der heimischen Industrie dar? In den letzten Monaten war nur noch wenig Bewegung zu verzeichnen, der in Hessen etwa Jahresmitte 2013 einsetzende Anstieg hat sich nicht fortgesetzt. Auf Bundesebene scheint der Aufwärtstrend noch intakt zu sein. Dies gibt Anlass zur Hoffnung, dass es sich in Hessen nur um eine „Verschnaufpause“ handelt und

18

Jan 14

Jul 14

Jan 15

der Höhepunkt der Industriebeschäftigung im aktuellen Konjunkturzyklus noch nicht erreicht ist. Die Ursprungswerte unterstreichen diesen Beschäftigungsverlauf: Im 4. Quartal 2015 zählte die hessische Industrie nur 0,2 % mehr Beschäftigte, die Industrie bundesweit konnte noch eine Zunahme um 1,0 % verzeichnen. Von den Hauptgruppen des Verarbeitenden Gewerbes weisen die Vorleistungsgüterproduzenten einen Beschäftigungsrückgang um 0,4 % aus, der jedoch durch die positive Entwicklung in den ande-

Jul 15

ren Bereichen der Industrie – vor allem im Verbrauchsgütersegment (+1,7 %) – wettgemacht werden konnte. Auf Branchenebene sind es die Produzenten von EDV, elektronischen und optischen Geräten, die gegenüber dem 4. Vierteljahr 2014 die Anzahl ihrer Mitarbeiter am stärksten aufstockten (+4,0 %). Bei den Herstellern elektrischer Ausrüstungen, d.h. sozusagen der anderen Hälfte der Elektroindustrie, steht hingegen der größte Rückgang (-4,4 %) zu Buche.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Bauhauptgewerbe Bereits seit ungefähr eineinhalb Jahren lässt die Konjunktur im hessischen Bauhauptgewerbe an Schwung vermissen, wie aus dem Verlauf des saisonbereinigten baugewerblichen Umsatzes hervorgeht. Auf Bundesebene stellt sich die Entwicklung am Bau freundlicher dar. Zu beachten ist bei der Einschätzung der letzten drei Monate, dass die Vergleichbarkeit der Ergebnisse infolge einer zeitlichen Verschiebung des Berichtskreiswechsels eingeschränkt ist. D.h. Umsatz, Auftragseingang wie auch Anzahl der Beschäftigten sind für die Monate Oktober bis Dezember 2015 für Hessen wie auch auf Bundesebene tendenziell zu niedrig erfasst. Obgleich die „wahre“ Lage im 4. Quartal 2015 somit besser sein dürfte als es die Daten ausweisen, ändert dies am grundsätzlichen Bild einer wenig befriedigenden Konjunktur im hessischen Bauhauptgewerbe nichts. Gemessen an den Ursprungswerten lag der Umsatz in Hessen im 4. Quartal 2015 um 3,6 % unter dem des Vorjahres. Für das Bauhauptgewerbe bundesweit wird hingegen ein Plus von 3,3 % verzeichnet. Die aktuellen Angaben für den Auftrags-

BAUGEWERBLICHER UMSATZ

eingang lassen nicht erwarten, dass die Konjunktur am Bau in den nächsten Monaten wieder anzieht, denn der Auftragseingang im hessischen Bauhauptgewerbe verfehlte im 4. Quartal das Vorjahresniveau um 6,0 % (Deutschland: +15,5 %). Die Auftragsbücher bei den hessischen Tiefbauunternehmen füllten sich zwar etwas (+1,9 %), doch dies war bei Weitem nicht ausreichend, um den Rückgang im Hochbausegment (-13,2 %) zu kompensieren. Neben dem Auftragseingang werden auch die Baugenehmigungen für Neubaumaßnahmen (gemessen am Rauminhalt in m3) als vorlaufender Konjunkturindikator herangezogen. Allerdings erschweren deren beträchtliche Schwankungen sowie die Tatsache, dass aus genehmigten Bauvorhaben nicht „automatisch“ Aufträge werden, die Interpretation. Im 4. Quartal 2015 wurden im so genannten Nichtwohnungsbau (u.a. Büro-, Fabrik- und Lagergebäude) in Hessen um 55,8 % weniger Baugenehmigungen erteilt (Deutschland: +8,8 %). Jedoch fällt dieses Minus durch einen Basiseffekt – außerordentlich viele Baugenehmigungen im 4. Quartal 2014 – zu kräftig

aus. Dennoch signalisiert es, dass die Unternehmen bezüglich Neubaumaßnahmen zurzeit eher zurückhaltend agieren. Im hessischen Wohnungsbau legten die Genehmigungen im 4. Quartal 2015 hingegen deutlich zu – und zwar um 13,0 % (Deutschland: +17,6 %). Im Interesse der heimischen Bauwirtschaft, der vielen Wohnungssuchenden sowie dem zusätzlichen Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge ist zu hoffen, dass der positive Trend bei den Wohnungsbaugenehmigungen weiter an Kraft gewinnt. Die niedrigen Hypothekenzinsen und das Fehlen attraktiver Anlagemöglichkeiten, die so manchen privaten und institutionellen Anleger ins Betongold investieren lassen, sprechen dafür. Vor dem Hintergrund der Umsatzentwicklung kann es nicht verwundern, dass die Beschäftigung im hessischen Bauhauptgewerbe bereits seit einiger Zeit schwächer tendiert, wie die saisonbereinigte Darstellung zeigt. Der deutliche Rückgang der Beschäftigung im Oktober 2015 sollte angesichts der eingangs genannten eingeschränkten Vergleichbarkeit jedoch nicht überbewertet werden.

Deutschland

(Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Hessen

150 130 110 90 Jan 13

Jul 13

Jan 14

Jul 14

Jan 15

BESCHÄFTIGUNG (Saisonbereinigt, Jahresdurchschnitt 2010 = 100)

Jul 15

Deutschland

Hessen

115 110 105 100 Jan 13

Jul 13

Jan 14

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Jul 14

Jan 15

Jul 15

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DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Indikatoren im Detail Beschäftigung und Arbeitsmarkt Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %)

Quartal

Halbjahr

Jahr

1/15

2/15

3/15

4/15

1/15

2/15

2014

2015

H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD H D WD

2,0 1,9 2,0 5,7 2,1 3,4 0,5 – 1,6 – 1,8 0,5 1,0 1,0 2,3 0,7 1,0 2,2 1,5 1,5 3,0 3,1 3,0 4,5 5,6 5,4 – 0,2 1,8 1,5 1,1 – 0,1 0,1 4,0 4,6 4,6 – 0,3 – 0,6 0,1 0,9 1,1 1,2 2,6 2,6 2,8 2,1 1,3 2,0

2,1 2,0 2,1 4,7 1,1 2,7 0,4 – 1,4 – 1,4 0,3 0,9 0,9 2,4 0,9 1,3 2,2 1,7 1,7 3,3 3,1 3,2 5,3 5,8 5,7 0,1 1,9 1,5 0,6 0,1 0,2 4,1 4,6 4,7 – 0,3 – 0,4 0,3 1,2 1,1 1,0 3,1 2,8 2,9 1,9 1,5 2,1

2,2 2,2 2,3 5,0 1,6 3,5 0,8 – 0,9 – 0,9 1,6 1,0 1,1 2,8 1,4 1,8 1,8 1,9 1,9 3,8 3,8 3,8 6,7 6,3 6,2 1,6 2,8 2,4 0,3 0,1 0,2 1,9 4,2 4,3 0,0 0,0 0,7 2,6 1,3 1,6 3,6 3,1 3,3 1,6 1,9 2,5

2,5 2,5 2,6 5,3 2,0 4,2 1,5 – 0,7 – 0,7 1,7 1,1 1,1 3,3 1,8 2,2 2,0 2,0 2,0 3,7 4,2 4,1 6,8 6,5 6,4 2,9 2,9 2,5 – 0,4 0,1 0,1 2,3 4,3 4,4 0,5 0,9 1,3 3,8 1,9 2,2 4,4 3,7 3,9 1,3 2,4 2,8

2,0 1,9 2,0 5,2 1,6 3,0 0,4 – 1,5 – 1,6 0,4 0,9 1,0 2,4 0,8 1,1 2,2 1,6 1,6 3,2 3,1 3,1 4,9 5,7 5,5 – 0,0 1,8 1,5 0,9 0,0 0,2 4,0 4,6 4,7 – 0,3 – 0,5 0,2 1,0 1,1 1,1 2,9 2,7 2,9 2,0 1,4 2,1

2,3 2,3 2,4 5,1 1,8 3,8 1,2 – 0,8 – 0,8 1,6 1,0 1,1 3,0 1,6 2,0 1,9 2,0 1,9 3,8 4,0 4,0 6,7 6,4 6,3 2,2 2,8 2,4 – 0,0 0,1 0,2 2,1 4,2 4,3 0,3 0,5 1,0 3,2 1,6 1,9 4,0 3,4 3,6 1,5 2,2 2,6

1,7 1,6 1,7 3,4 2,7 4,4 0,4 – 0,9 – 1,1 0,4 0,9 0,9 2,6 1,3 1,6 1,3 0,7 0,8 1,8 2,7 2,8 3,0 2,9 2,9 1,1 2,4 2,0 0,2 – 0,5 – 0,3 4,5 3,8 3,8 – 1,0 0,1 0,3 1,5 2,3 2,4 2,4 2,5 2,6 0,5 0,7 0,9

2,2 2,1 2,2 5,1 1,7 3,4 0,8 – 1,1 – 1,2 1,0 1,0 1,0 2,7 1,2 1,6 2,0 1,8 1,8 3,5 3,6 3,6 5,8 6,1 5,9 1,1 2,3 2,0 0,4 0,1 0,2 3,1 4,4 4,5 0,0 – 0,0 0,6 2,1 1,4 1,5 3,4 3,1 3,2 1,7 1,8 2,3

H D WD H D WD H D WD

– 2,2 – 3,7 – 2,5 16,6 13,9 14,1 5,0 – 5,2 – 5,0

– 3,6 – 4,0 – 2,9 20,1 15,0 15,7 – 26,1 – 15,2 – 14,1

– 4,5 – 3,6 – 2,9 19,1 16,2 16,5 . . .

– 3,7 – 3,0 – 2,1 20,2 18,5 17,9 . . .

– 2,9 – 3,8 – 2,7 18,4 14,5 14,9 – 4,1 – 8,0 – 7,8

– 4,1 – 3,3 – 2,5 19,7 17,4 17,2 . . .

– 0,7 – 1,8 – 0,3 4,6 7,3 6,7 – 26,2 – 24,1 – 20,6

– 3,5 – 3,6 – 2,6 19,1 16,0 16,1 . . .

Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Insgesamt

Land- und Forstwirtschaft, Fischerei

Bergbau, Energie und Wasser, Entsorgung

Verarbeitendes Gewerbe

Baugewerbe

Handel, Instandsetzung u. Reparatur v. Kfz

Verkehr und Lagerei

Gastgewerbe

Information und Kommunikation

Finanz- und Versicherungsdienstleistungen

Wirtschaftliche Dienstleistungen

Öff. Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung

Erziehung und Unterricht

Gesundheits- und Sozialwesen

sonst. Dienstleistungen, Private Haushalte

Arbeitsmarkt Arbeitslose

Gemeldete Arbeitsstellen

Kurzarbeiter

20

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Verarbeitendes Gewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %)

Quartal

Jahr

Halbjahr

1/15

2/15

3/15

4/15

1/15

2/15

2014

2015

H

0,5

3,6

– 3,8

– 1,0

2,1

– 2,4

0,8

– 0,2

D

1,1

2,9

2,0

2,5

2,0

2,2

2,5

2,1

Vorleistungsgüterproduzenten

H

3,7

5,3

6,1

3,8

4,5

5,0

– 1,9

4,7

D

0,7

1,6

0,7

1,6

1,2

1,1

1,6

1,2

Investitionsgüterproduzenten

H

1,7

4,0

2,4

4,4

2,8

3,4

3,8

3,2

D

2,4

5,0

3,9

3,7

3,7

3,8

4,4

3,7

H

8,2

1,7

1,3

3,9

5,1

2,6

1,1

3,8

D

1,9

3,7

4,7

4,6

2,8

4,6

1,0

3,7

H

– 7,8

0,2

– 29,0

– 17,4

– 3,8

– 23,3

0,2

– 13,6

Umsatz

1

Gebrauchsgüterproduzenten Verbrauchsgüterproduzenten

D

– 0,4

– 0,6

– 0,8

1,2

– 0,5

0,2

0,5

– 0,1

Auftragseingänge 1

H

3,1

6,5

– 3,3

– 8,0

4,8

– 5,7

1,0

– 0,5

D

0,3

4,4

– 0,1

0,9

2,3

0,4

2,9

1,4

aus dem Inland

H

0,5

2,7

5,4

3,2

1,6

4,3

– 3,5

2,9

D

0,7

1,1

3,0

3,6

0,9

3,3

1,7

2,1

aus dem Ausland

H

4,8

9,3

– 8,8

– 14,6

7,0

– 11,8

4,2

– 2,7

D

0,0

7,0

– 2,2

– 1,0

3,4

– 1,6

3,9

0,9

H

5,6

8,2

8,0

5,1

6,9

6,6

– 5,7

6,7 0,0

Vorleistungsgüterproduzenten aus dem Inland aus dem Ausland Investitionsgüterproduzenten

D

– 1,1

0,2

– 0,8

1,6

– 0,4

0,4

2,0

H

1,9

4,6

4,7

– 4,1

3,2

0,3

– 4,9

1,8

D

– 2,4

– 1,3

0,1

2,9

– 1,8

1,5

0,5

– 0,2

H

8,6

11,3

10,8

12,8

10,0

11,8

– 6,4

10,9

D

0,4

1,9

– 1,8

0,3

1,1

– 0,7

3,8

0,2

H

4,1

4,7

4,8

– 9,6

4,4

– 3,1

3,5

0,6

D

1,1

7,2

0,2

– 0,3

4,1

– 0,0

3,4

2,0

aus dem Inland

H

– 2,3

0,1

7,1

13,2

– 1,1

10,2

– 2,6

4,3

D

3,5

3,1

5,8

4,0

3,3

4,9

2,8

4,1

aus dem Ausland

H

9,9

8,5

2,9

– 23,5

9,1

– 12,2

8,8

– 2,2

D

– 0,2

9,6

– 2,8

– 2,6

4,6

– 2,7

3,8

0,9

H

12,7

4,1

– 1,4

18,6

8,4

8,1

– 2,9

8,2

Gebrauchsgüterproduzenten

D

2,5

0,3

6,9

6,7

1,4

6,8

0,2

4,1

aus dem Inland

H

0,0

3,7

– 5,1

– 9,3

1,8

– 7,2

– 8,0

– 2,8

D

– 1,2

– 3,3

2,3

3,1

– 2,3

2,7

– 1,0

0,2

aus dem Ausland

H

20,7

4,3

0,7

36,7

12,4

17,3

0,4

14,9

Verbrauchsgüterproduzenten aus dem Inland aus dem Ausland Beschäftigte 2 Vorleistungsgüterproduzenten Investitionsgüterproduzenten Gebrauchsgüterproduzenten Verbrauchsgüterproduzenten

D

5,9

3,3

11,0

9,8

4,6

10,4

1,2

7,5

H

– 4,7

6,6

– 35,9

– 30,5

0,6

– 33,2

10,5

– 16,7

D

– 0,1

5,1

– 1,0

7,0

2,4

2,9

4,9

2,6

H

3,2

2,6

2,1

– 0,1

2,9

1,0

– 2,1

1,9

D

2,3

4,4

1,3

5,2

3,3

3,2

2,5

3,2

H

– 6,6

7,5

– 45,0

– 37,9

0,0

– 41,5

14,2

– 21,3

D

– 1,7

5,6

– 2,8

8,4

1,8

2,6

6,6

2,2

H

1,2

0,9

0,0

0,2

1,0

0,1

1,1

0,6

D

1,2

1,1

0,9

1,0

1,1

1,0

0,9

1,0

H

1,1

0,3

– 0,8

– 0,4

0,7

– 0,6

0,6

0,1

D

1,0

0,8

0,7

0,6

0,9

0,7

0,2

0,8

H

0,8

0,7

0,6

0,8

0,7

0,7

1,9

0,7

D

1,5

1,2

1,1

1,2

1,4

1,1

1,8

1,3

H

x

x

x

x

x

x

x

x

D

– 0,2

0,1

0,3

0,5

0,0

0,4

– 2,0

0,2

H

1,8

2,9

1,9

1,7

2,4

1,8

0,3

2,1

D

0,9

1,4

1,2

1,4

1,1

1,3

0,2

1,2

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

21


DIE HESSISCHE KONJUNKTUR

Außenhandel, Einzelhandel, Gastgewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %) Außenhandel Einfuhr Ausfuhr Einzelhandel 1 Umsätze Beschäftigung Gastgewerbe 1 Umsätze Beschäftigung

Halbjahr

Quartal

Jahr

1/15

2/15

3/15

4/15

1/15

2/15

2014

2015

H D H D

3,5 1,5 1,7 5,1

4,0 3,9 4,0 8,2

5,9 4,3 1,0 4,7

1,1 3,3 2,4 3,6

3,8 2,7 2,9 6,6

3,4 3,8 1,7 4,1

2,3 2,3 2,7 3,6

3,6 3,3 2,3 5,4

H D H D

2,7 3,8 1,8 1,0

1,0 1,7 1,6 0,9

2,3 3,5 1,1 0,8

1,5 2,5 0,6 0,9

1,9 2,7 1,7 1,0

1,8 3,0 0,8 0,9

1,2 1,2 1,2 1,3

1,8 2,9 1,3 0,9

H D H D

0,6 0,6 1,7 1,2

4,6 2,7 2,8 2,4

1,5 2,0 2,1 2,0

1,0 1,1 1,9 1,2

2,6 1,7 2,3 1,8

1,2 1,5 2,0 1,6

0,9 0,9 2,6 2,3

1,9 1,6 2,1 1,7

Bauhauptgewerbe Indikatoren (Ursprungswerte, Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum in %)

Quartal

Halbjahr

Jahr

1/15

2/15

3/15

4/15

H

– 8,3

– 6,8

– 8,3

D

– 2,7

0,2

2,7

Geleistete Arbeitsstunden

H

– 0,8

1,1

– 2,1

D

– 3,9

0,3

– 0,4

0,4

– 1,6

– 0,0

4,6

– 0,7

Auftragseingänge 3

H

– 6,5

2,3

– 0,3

– 6,0

– 2,0

– 3,1

– 3,5

– 2,5

Baugewerblicher Umsatz

Hochbau Tiefbau Beschäftigte 2 Baugenehmigungen 4 im Wohnungsbau im Nichtwohnungsbau

1/15

2/15

2014

2015

– 3,6

– 7,5

3,3

– 1,0

– 6,0

1,5

– 6,6

3,0

4,4

– 4,7

0,3

1,3

– 3,4

5,0

– 1,7

D

3,0

1,0

2,8

15,5

1,9

8,6

– 0,5

5,2

H

1,5

1,3

6,1

– 13,2

1,4

– 3,6

– 4,2

– 1,2

D

0,2

3,2

7,3

10,9

1,8

9,1

0,6

5,4

H

– 14,9

3,1

– 6,4

1,9

– 5,3

– 2,6

– 2,8

– 3,9

D

6,4

– 1,3

– 2,0

22,0

2,1

8,0

– 1,8

4,9

H

– 2,1

– 2,2

– 0,7

– 4,8

– 2,1

– 2,8

– 2,1

– 2,5

D

– 0,1

0,2

0,3

– 0,7

0,1

– 0,2

0,9

– 0,1

H

– 9,6

17,3

– 19,6

13,0

5,2

– 5,0

2,6

– 0,3

D

– 1,4

– 2,8

7,8

17,6

– 2,2

12,4

– 0,3

5,3

H

– 19,6

– 5,7

– 31,2

– 55,8

– 11,6

– 44,7

– 4,2

– 27,5

D

– 11,7

0,7

6,3

8,8

– 5,5

7,5

– 4,4

1,1

1) Volumenindex — 2) Fachliche Betriebsteile — 3) Wertindex — 4) Rauminhalt in Kubikmetern Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistisches Bundesamt, Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

22

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Umfragen anderer Institutionen Auszug aus: „Konjunktur in Hessen Jahresbeginn 2016“ Stimmungshoch in turbulenten Zeiten Die aktuelle Geschäftslage der hessischen Wirtschaft steigt in turbulenten Zeiten auf ein Fünfjahreshoch. Fast die Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) meldet eine gute Geschäftslage – damit wird ein neuer Rekordwert erreicht. Von schlechten Geschäften berichten zum Jahresbeginn nur acht Prozent der Unternehmen. Auch die zukünftige Entwicklung wird positiver als zuvor eingeschätzt: Jedes vierte Unternehmen erwartet für die kommenden Monate bessere Geschäfte, nur 13 Prozent blicken pessimistisch in die Zukunft. Der Geschäftsklimaindex kann das hohe Niveau der letzten Monate halten und verbessert sich im Vergleich zur Vorumfrage um drei auf 124 Punkte. Dabei wird die Stimmung vor allem vom Inlandsgeschäft beflügelt: Rekordwerte bei den Erwerbstätigenzahlen, die niedrige Inflationsrate und die hohen Konsumausgaben befeuern den Konjunkturmotor. Eurozone bleibt erste Wahl für Auslandsinvestitionen 39 Prozent der hessischen Betriebe planen im kommenden Jahr Investitionen im Ausland. Schwerpunkt bleibt dabei die Eurozone, in der fast drei Viertel der im Ausland investierenden Unternehmen aktiv werden wollen. Auf Platz zwei der beliebtesten Zielländer für Auslandsinvestitionen hessischer Unternehmen liegen die sonstigen EU-Länder, die Schweiz und Norwegen. Trotz der Diskussionen über

das nachlassende Wirtschaftswachstum liegt China mit 18 Prozent der antwortenden Unternehmen auf Platz drei. Es folgen Nordamerika (16 Prozent), Asien und Pazifik (15 Prozent) sowie Ost-/Südosteuropa mit 13 Prozent (Mehrfachnennungen möglich). Gefragt nach den Funktionsschwerpunkten ihrer Auslandsinvestitionen nennen 62 Prozent der Betriebe den Ausbau der bestehenden Verflechtungen ins Ausland. 20 Prozent möchten durch die Verlagerung von Produktionsstätten neue Märkte erschließen. Für 18 Prozent sind Kostenersparnisse bei der Produktion ausschlaggebend. Geschäftslage Die Stimmung in den hessischen Unternehmen ist auch zu Jahresbeginn weiter hervorragend. Fast die Hälfte der Betriebe berichtet von einer guten Geschäftslage, nur acht Prozent schätzen die derzeitige Lage als schlecht ein. Erwartungen

Beschäftigung Knapp jedes fünfte Unternehmen plant in den nächsten zwölf Monaten einen Beschäftigungsaufbau, im Vergleich zum Vorjahr steigt der Wert damit um drei Zähler. Mit rückläufigen Beschäftigtenzahlen rechnen hingegen nur zwölf Prozent der Unternehmen. Investitionen Das Investitionsklima in Hessen kommt nur langsam in Fahrt. Gut ein Viertel der Unternehmen plant ihr Investitionsvolumen auszuweiten, 17 Prozent rechnen mit eher abnehmenden Investitionsausgaben. Export Die positiven Signale aus dem Euroraum lassen auch die hessischen Exporteure zuversichtlich in die Zukunft blicken: 90 Prozent der Unternehmen rechnen in den nächsten Monaten mit einem steigenden oder konstanten Exportvolumen.

Die gute Lage lässt die Betriebe weiter positiv in die Zukunft blicken: 87 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer günstigeren oder gleichbleibenden Entwicklung der Geschäfte in den kommenden Monaten – ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zur Vorumfrage.

_____________________ 1) Der Geschäftsklimaindex dient als Barometer zur Beurteilung der aktuellen und zukünftigen Geschäftslage in den Unternehmen. Er setzt sich aus der Lagebeurteilung und den Erwartungen der Unternehmen zusammen. Ein Wert von 100 stellt die Grenze zwischen positiver und negativer Gesamtstimmung dar. Die Lage und Erwartungen werden als Saldo aus den gewichteten positiven Antworten (Antwort: „wird steigen“) und negativen Antworten (Antwort: „wird sinken“) ermittelt. Neutrale Aussagen bleiben unberücksichtigt.

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

23


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Übersichtstabelle nach Branchen zum Jahresbeginn 2016 Lage*

Erwartungen*

Produzierendes Gewerbe Industrie gut befriedigend schlecht

47 44 9

besser gleichbleibend schlechter

26 62 12

gut befriedigend schlecht

46 48 6

besser gleich bleibend schlechter

16 74 10

gut befriedigend schlecht

28 59 13

besser gleichbleibend schlechter

16 70 14

gut befriedigend schlecht

40 47 13

besser gleichbleibend schlechter

25 62 13

gut befriedigend schlecht

41 49 10

besser gleichbleibend schlechter

23 63 14

gut befriedigend schlecht

55 41 4

besser gleichbleibend schlechter

20 59 21

gut befriedigend schlecht

48 45 7

besser gleichbleibend schlechter

19 63 18

gut befriedigend schlecht

56 37 7

besser gleichbleibend schlechter

32 56 12

gut befriedigend schlecht

55 37 8

besser gleichbleibend schlechter

23 68 9

Bauwirtschaft

Handel Einzelhandel

Großhandel und Handelsvermittlung

Dienstleistungen Verkehrswirtschaft

Finanz-, Kredit- u.Versicherungswirtschaft

Hotel- und Gaststättengewerbe

unternehmensbezogene Dienstleistungen

personenbezogene Dienstleistungen

* Angaben in Prozent der gewichteten Antworten

Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Hessischer IHKs Geschäftsführung IHK Frankfurt am Main www.frankfurt-main.ihk.de

24

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015


UMFRAGEN ANDERER INSTITUTIONEN

Auszug aus „Konjunkturbericht des hessischen Handwerks 2015“ Konjunkturklima Die hessische Handwerkswirtschaft berichtet im Jahr 2015 weiterhin von ausgezeichneten Geschäften. Bereits im fünften Jahr in Folge ist die Stimmung in den Handwerksbetrieben ungetrübt und freundlich. Die Binnenkonjunktur und auch die wirtschaftliche Situation im europäischen Ausland ist robust. Im heimischen Handwerk kommen Beeinträchtigungen durch verhalten wachsende Volkswirtschaften, wie sie 2015 in einigen großen Schwellenländern beobachtet wurden, nicht an. Die Stimmungstendenz zeigt auch für den Beginn des neuen Jahres weiter aufwärts. Gut gefüllte Auftragsbücher und die anhaltende Konsumfreude der Verbraucher berechtigen zur Annahme, dass die wirtschaftliche Entwicklung im Handwerk mindestens auf dem jetzt erreichten Stand verbleibt, sich aber eher noch weiter verbessert. Konjunkturindikatoren Die Daten der Konjunkturindikatoren zeigen im gerade abgelaufenen Jahr ein positives Bild. Die Stimmung in den Handwerksbetrieben ist nach wie vor sehr gut, insgesamt melden fast 86 % der hessischen Handwerksunternehmer eine mindestens zufriedenstellende Geschäftslage. Einziger Wermutstropfen ist eine ganz knapp verfehlte positive Beschäftigtenbilanz 2015. Der Fachkräftemangel, der auch mit unbesetzt gebliebenen Aus bildungsstellen einher geht, verhinderte ei-

nen größeren Beschäftigtenaufbau. Trotzdem ist es gelungen, wieder mehr junge Leute für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Im Zeitraum bis Ende September 2015 konnten 10.080 neue Lehrverträge in den drei hessischen Kammern eingetragen werden. Die vorhandenen Auftragsbestände beschäftigen die Betriebe für sechseinhalb Wochen im Voraus und lasten die betrieblichen Kapazitäten zu 78 % der Ressourcen aus. Das Jahresergebnis zu den Auftragseingängen übertraf etwas das Ergebnis des Jahres zuvor. Aktuell berichten über 77 % der Betriebe von steigendem oder kontinuierlichem Auftragseingang. Dementsprechend gut entwickelten sich auch die Umsätze, die bei fast 77 % der Unternehmer in 2015 mindestens gleich blieben.

Regionale Entwicklung Handwerksbranchen Die Ausbauhandwerke und die Handwerke für gewerblichen Bedarf führen zusammen mit den Lebensmittelhandwerken die insgesamt sieben Handwerksgruppen an. In Hessen wird so viel in Sanierung von Bestandsimmobilien oder neue Wohn- und Gewerbebauten investiert wie lange nicht. Auch die verstärkte Zuwanderung bringt dem Handwerk Aufträge, da z. B. Unterkünfte bewohnbar zu machen sind. Die Gruppe der Bauhandwerker ist auch überdurchschnittlich zufrieden, jedoch wird das Gesamtergebnis etwas von der geringeren Auslastung der Tief- und Straßenbauer gedrückt. Die Binnenwirtschaft wird durch die steigende

Geschäftslagebeurteilung 2014 und 2015 Geschäftslage … ... gut ... befriedigend ... schlecht

Zahl von Erwerbstätigen und einher gehender Einkommenssicherheit getragen. Die vom privaten Konsum abhängigen Handwerke für personenbezogene Dienstleistungen sowie die Gesundheitshandwerke registrieren eine lebhafte Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen und teilen dementsprechend gute Beurteilungen ihrer Geschäftslage mit. Die Kraftfahrzeughandwerke bilden in diesem Jahr wieder das Schlusslicht innerhalb der Handwerksgruppen, auch an ihr Vorjahresergebnis konnten sie nicht anschließen. Verunsicherung bei den Autokäufern aufgrund der Diskussionen um die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen könnten zu diesem ungünstigen Ergebnis beigetragen haben.

in % der Handwerksbetriebe 2014

2015

37,5 46,3 16,2

40,3 45,6 14,1

HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2015

In allen drei Kammerbezirken teilen die Betriebe zu mehr als 80 % mit, sie seien mit ihrer Geschäftslage mindestens zufrieden. In 2015 verzeichnete der Kammerbezirk Frankfurt-Rhein-Main die günstigste Beurteilung, der Zufriedenheitsgrad (Geschäftslage gut und befriedigend) wird hier mit 87 % angegeben. Der Kammerbezirk Kassel beurteilt seine Lage in 2015 leicht unterdurchschnittlich. In der nordhessischen Region geben 83,3 % der Handwerker ein positives Urteil ab, was allerdings mehr (0,5 %-Punkte) sind als im Jahr zuvor. Im Kammerbezirk Wiesbaden schätzen 86,8 % der Betriebe Ihre Lage als gut oder zufriedenstellend ein. Hier gab es den größten Jahreszuwachs mit 4,8 %-Punkten. Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft der Hessischen Handwerkskammern www.handwerk-hessen.de

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HESSISCHER KONJUNKTURSPIEGEL 4. QUARTAL • 2013


Kurzberichte und Schwerpunktthemen im Hessischen Konjunkturspiegel

Heft

Jahr

Titel

1. Quartal

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2. Quartal

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3. Quartal

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4. Quartal

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1. Quartal

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2. Quartal

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3. Quartal

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4. Quartal

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1. Quartal

15

2. Quartal

15

3. Quartal

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Hessisches Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2012 Hessischer Außenhandel 2012 mit Länderfokus Türkei Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2011: Direktinvestitionen Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Industrie Verarbeitendes Gewerbe in Hessen im Bundesländervergleich Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2012 Neue Förderkulisse der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ GRW Anwendungen von IKT in der hessischen Wirtschaft Die 100 größten Unternehmen in Hessen Berufs- und Qualifikationsprognosen bis 2018 Ein- und Auspendler über die hessische Landesgrenze Hessischer Außenhandel 2013 mit Länderfokus USA Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit Russland und mit der Ukraine Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2012: Direktinvestitionen Beitrag von Wanderungen zur Abmilderung der Fachkräfteknappheit Wirtschaftliche Entwicklung in Hessen im Jahr 2013 Blick auf den hessischen dualen Ausbildungsmarkt im Jahr 2013 Arbeitnehmerüberlassung in Hessen Kultur- und Kreativwirtschaft in Hessen Blick auf den hessischen Außenhandel mit der VR China MINT-Projekte in Hessen Hessen in Bundesländer- und Regionalrankings Messelandschaft ausgewählter Exportmärkte: Golfstaaten Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen Hessischer Außenhandel 2014 mit Länderfokus Golfstaaten Hessisches Bruttoinlandsprodukt 2014 Mindestlohn: Anspruchsberechtigte Arbeitnehmer in Hessen Bevölkerungsvorausschätzung für Hessen und seine Regionen bis 2030/2050 Regionale Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen: Neue Methoden und neue Ergebnisse Hessische Kapitalverflechtungen mit dem Ausland 2013: Direktinvestitionen Blick auf den dualen hessischen Ausbildungsmarkt im Jahr 2014 Auslandskontrollierte Unternehmen in Hessen Pendlerverflechtungen Hessens Was bringt 2016? Blick auf aktuelle Konjunkturprognosen Auswirkungen der TTIP für die hessische Wirtschaft Monitoring der Energiewende in Hessen


Herausgeber: Hessisches Ministerium f端r Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung Postfach 3129 65021 Wiesbaden Internet: www.wirtschaft.hessen.de


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