Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wi

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Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft Modul 3: Strategien groĂ&#x;er, energieintensiver Unternehmen in Hessen

Uwe van den Busch

Report Nr. 852 Wiesbaden 2013


Eine Veröffentlichung der

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Florian Rentsch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung

Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft Modul 3: Strategien großer, energieintensiver Unternehmen in Hessen

Inhalt

Seite

1

Zielsetzung der Untersuchung

1

2

Rahmenbedingungen großer energieintensiver Unternehmen

3

2.1

3

4

5

Stromverbrauch nach Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes

3

2.2

Entwicklung des Strompreises

7

2.3

Definition von energieintensiven Unternehmen und Kriterien für Entlastungen

8

Konzeption der empirischen Erhebungen

14

3.1

Konzeption der Interviews

14

3.2

Konzeption der schriftlichen Befragung

17

Ergebnisse der Unternehmensbefragungen

19

4.1

Charakterisierung der Unternehmen

19

4.2

Chancen und Risiken der Energiewende

25

4.3

Unternehmensstrategien

36

4.4

Anregungen und Handlungsempfehlungen

41

Fazit

46

Tabellenverzeichnis

48

Abbildungsverzeichnis

49

Literaturverzeichnis

50


Energiewende: Strategien groĂ&#x;er energieintensiver Unternehmen in Hessen


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

1

Zielsetzung der Untersuchung

Das im September 2010 von der Bundesregierung beschlossene Energiekonzept definiert die wichtigsten Ziele der deutschen Energie- und Klimapolitik für die nächsten Jahrzehnte. So wurde u.a. festgelegt, bis zum Jahr 2050 den Ausstoß von Treibhausgasen sowie den Primärenergieverbrauch generell nachhaltig zu senken und gleichzeitig den Anteil der Erneuerbaren Energien beim Endenergieverbrauch und stärker noch beim Stromverbrauch erheblich auszubauen. Dieses Konzept impliziert einen tiefgreifenden Umbau des gesamten Energiesystems („Energiewende“). In der öffentlichen Wahrnehmung ging die Dimension dieses Vorhabens jedoch weitgehend unter, denn die Diskussion wurde zumeist auf die ebenfalls beschlossene Laufzeitverlängerung für die bestehenden Atomkraftwerke, die noch für einen begrenzten Zeitraum als so genannte Brückentechnologie fungieren sollten, verkürzt. Auf die Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 reagierend hat die Bundesregierung dann einen deutlich schnelleren Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen: Bereits 2022 sollen in Deutschland die letzten Atomkraftwerke endgültig vom Netz gehen. Diese Entscheidung stellt zweifellos erhöhte Anforderungen an die Umsetzungsgeschwindigkeit des Energiekonzeptes. Im Rahmen des „Hessischen Energiegipfels“ wurden im April 2011 die Implikationen der Energiewende für die hessische Energiepolitik diskutiert, hessenspezifische Ziele vereinbart und zahlreiche Maßnahmen zur Umsetzung vorgeschlagen. Die Ziele sind: Deckung des Endenergieverbrauchs in Hessen (Strom und Wärme) möglichst zu 100 % aus Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2050, Steigerung der Energieeffizienz und Realisierung von Energieeinsparung, Ausbau der Energieinfrastruktur zur Sicherstellung der jederzeitigen Verfügbarkeit – so dezentral wie möglich und so zentral wie nötig, Steigerung der gesellschaftlichen Akzeptanz der energiepolitisch notwendigen Schritte in der Zukunft. Noch im Jahr 2011 hat das Hessische Wirtschaftsministerium die Hessen Agentur damit beauftragt, die „Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft“ zu untersuchen. In einem ersten Modul wurden Basisdaten zu Energiever-

1


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

sorgung und -verbrauch in Hessen aufbereitet sowie eine theoretische Analyse der zu erwartenden volkswirtschaftlichen Effekte erstellt.1 In Modul 2 wird untersucht, welche Chancen und Risiken mittelständische Unternehmen in Hessen mit Blick auf die Beschlüsse zur Umsetzung der Energiewende sehen.2 Basis von Modul 2 ist eine repräsentative schriftliche Befragung des hessischen Mittelstands. Als drittes Modul des Forschungsfeldes „Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft“ werden in der vorliegenden Studie die Strategien hessischer Großunternehmen als Reaktion auf die energiepolitischen Beschlüsse untersucht. Denn ein derartiger Wandel des Energiesystems weg von den fossilen Energieträgern (Öl, Erdgas und Kohle) und der Kernenergie hin zu Erneuerbaren Energien (Biomasse, Windkraft, Sonnenenergie, Geothermie, Wasserkraft) in Verbindung mit den Zielen Energieeinsparung und Steigerung der Energieeffizienz wird sicher nicht ohne beträchtliche Auswirkungen für die hessische Wirtschaft und dabei insbesondere für energieintensive große Unternehmen bleiben. Die Bandbreite möglicher Effekte für die Wirtschaft ist dabei erheblich: Kurz- bis mittelfristig höhere Strompreise sowie Instabilitäten bei der Stromversorgung sind ebenso wenig auszuschließen wie langfristig sogar sinkende Strompreise, wenn es z.B. durch die angestrebte größere Dezentralität gelingt, die Wettbewerbsintensität im Vergleich zur heute stark oligopolistisch geprägten Struktur der Energieversorgung zu erhöhen und die Importabhängigkeit bei fossilen Energieträgern zu senken. Ein weiteres Beispiel stellt der notwendige Ausbau der Infrastruktur dar, denn ohne intelligente Netze wird die Integration der Erneuerbaren Energien in die Energiewende kaum gelingen. Die heimischen Unternehmen der Elektroindustrie und des Maschinen- und Anlagenbaus, aber auch zahlreiche Zulieferindustrien dürften von den erforderlichen Milliardeninvestitionen profitieren. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Auswirkungen aufzuzeigen, die sich aus der Energiewende speziell für die großen, energieintensiven Unternehmen des Produzierenden Gewerbes und insbesondere der Industrie in Hessen ergeben. Dazu wurden Vertreter großer Industrieunternehmen in Hessen schriftlich sowie mündlich nach ihren bisherigen Erfahrungen im Zuge der Energiewende, nach ihren auf die Zukunft gerichteten Strategien sowie nach ihren Anregungen und möglichen Änderungswünschen an die politisch Verantwortlichen befragt. 1

2

2

Erschienen ist das erste Modul des Forschungsprojektes „Energiewende“ im Jahr 2012, vgl. van den Busch, U.; Gauler, A.; Harsche, J.: Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 1: Basisdaten zu Energieversorgung und -verbrauch in Hessen; Theoretische Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte, HA Report Nr. 828, Wiesbaden 2012. Das zweite Modul ist veröffentlicht unter: Bauer, C.; Harsche, J.; Ramsauer, K.: Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 2: Chancen und Risiken für den hessischen Mittelstand, HA-Report Nr. 851, Wiesbaden 2013.


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2

Rahmenbedingungen großer energieintensiver Unternehmen

2.1

Stromverbrauch nach Wirtschaftszweigen des Verarbeitenden Gewerbes

Im Jahr 2011 bezifferte sich der Bruttostromverbrauch in Deutschland, d.h. einschließlich der Netzverluste und des Eigenverbrauchs der Kraftwerke bei der Stromerzeugung, auf 603 TWh. Der Nettostromverbrauch bei den Endverbrauchern betrug insgesamt rund 541 TWh. Davon hatte die Industrie mit 251 TWh bzw. 46 % den größten Strombedarf, gefolgt von den über 40 Millionen Haushalten mit einem Verbrauch von insgesamt 140 TWh bzw. 26 %. Alle übrigen Bereiche zusammen – das sind Dienstleistungen, Gewerbe und Verkehr – haben die restlichen 150 TWh bzw. 28 % verbraucht. Auch in Hessen ist die Industrie der Wirtschaftsbereich mit dem höchsten Nettostromverbrauch.3 So entfielen im Jahr 2011 von den insgesamt knapp 35 TWh Nettostromverbrauch knapp 12 TWh bzw. 34 % auf den Industriebereich. Die knapp 3 Millionen hessischen Haushalte hatten demgegenüber einen Stromverbrauch von unter 11 TWh (bzw. 31 %). Alle übrigen Wirtschaftsbereiche, zu denen auch die für die hessische Wirtschaft besonders bedeutsamen unternehmensorientierten Dienstleistungen sowie die Finanzdienstleistungen zählen, verbrauchten zusammengenommen gut 12 TWh (bzw. fast 36 %). Wie Tabelle 1 zeigt, können zwischen den einzelnen Industriezweigen erhebliche Unterschiede beim Einsatz des Produktionsfaktors Strom bestehen.4 Zur Charakterisierung der hessischen Industrie sind die zentralen Eckwerte für das Jahr 2011 aus den Statistiken des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes in Hessen zusammengestellt worden.5 Demnach zählte die hessische Industrie im Jahr 2011 etwa 400.000 Beschäftigte in etwas mehr als 2.800 Betrieben mit 20 oder mehr Beschäftigten.6 Diese erwirtschafteten einen Gesamtumsatz von 112,5 Mrd. Euro. Rund die Hälfte des Umsatzes wurde im Ausland erzielt (Exportquote: 49,5 %) und für die Produktion der Industriegüter wurden insgesamt 11,7 TWh Strom verbraucht.

3 4

5

6

Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt (Stand: 30.4.2013). In Modul 1 der Schriftenreihe „Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft“ wurde für das Jahr 2010 eine Gegenüberstellung des branchenspezifischen Stromeinsatzes für Hessen und Deutschland vorgenommen, siehe dazu Hessen Agentur, Report 828, S. 35ff; Wiesbaden 2012. Vgl. Statistik E-I Verarbeitendes Gewerbe (Endgültige Ergebnisse der Monats- und Jahresberichterstattung 2011); Statistik E-IV-4 Energieverbrauch im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Hessen 2011; Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden, 2012 bzw. 2013. Der Berichtskreis umfasst alle produzierenden Betriebe von Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden mit mindestens 20 Beschäftigten. Zwischen beiden Statistiken gibt es eine vernachlässigbare marginale Abweichung bei der Zahl der Betriebe in Höhe von 4 Betrieben. Stichtag für die Erfassung der Beschäftigten ist der 30. September.

3


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Mit einem Jahresgesamtverbrauch von 2,8 TWh ist die Chemische Industrie der Wirtschaftszweig mit dem mit Abstand absolut höchsten Stromverbrauch in Hessen. Es folgen Metallerzeugung, Herstellung von Kraftfahrzeugen sowie Herstellung von Gummi- und Kunststoffwaren mit jeweils Werten zwischen 1,2 und 1,3 TWh. Dies spiegelt allerdings in erster Linie die Bedeutung dieser Branchen für die hessische Wirtschaft wider und sagt nur wenig über die spezifische Stromintensität dieser Branchen aus. Zur Berechnung der Stromintensität kann der Stromverbrauch entweder auf die Zahl der Beschäftigten und/oder auf den Umsatz in den jeweiligen Wirtschaftszweigen bezogen werden.

Exportquote

Stromverbrauch

Anzahl

Mio Euro

%

GWh

MWh/Besch

Rang

kWh/1000€

Bergbau, Steine u. Erden

80

1.237

299

24,1

106

85,5

3

353,9

2

10

Herst. v. Nahrung

333

29.086

6.442

19,7

652

22,4

11

101,2

10

11

Getränkeherst.

41

6.302

2.550

14,9

181

28,8

8

71,1

15

13

Herst. v. Textilien

40

2.977

675

47,9

68

22,7

10

100,3

11

16

Herst. v. Holz- und Flechtwaren

82

4.769

1.185

7,8

152

31,9

7

128,4

7

17

Herst. v. Papier

68

8.259

2.158

45,6

802

97,1

1

371,4

1

18

Herst. v. Druckerzeug.

119

6.792

888

5,2

144

21,2

13

162,4

5

20

Herst. v. chem. Erzeug.

147

39.346

14.132

65,3

2.794

71,0

4

197,7

3

21

Herst. v. pharm. Erzeug.

33

19.076

10.410

68,3

410

21,5

12

39,4

19

22

Herst. v. Gummi-/Kunststoff

223

34.473

8.155

29,3

1.178

34,2

6

144,4

6

23

Herst. v. Glas

175

7.664

1.723

26

292

38,1

5

169,7

4

24

Metallerzeug. und -bearb.

36

14.289

11.254

65,2

1.281

89,7

2

113,8

8

25

Herst. v. Metallerzeugn.

376

37.783

7.103

28,4

788

20,9

14

110,9

9

26

Herst. v. EDV und opt. Erzeugn.

150

22.631

4.624

51,8

234

10,4

18

50,7

17

27

Herst. v. elekt. Geräten

164

27.301

5.508

42,5

515

18,8

15

93,4

12

28

Maschinenbau

374

43.875

10.026

63

430

9,8

19

42,9

18

29

Herst. v. Kraftwagen/-teilen

75

47.885

16.518

58,4

1.275

26,6

9

77,2

13

30

Sonst. Fahrzeugbau

16

5.512

1.344

49,4

49

8,8

20

36,3

20

31

Herst. v. Möbeln

38

5.334

877

40,7

64

12,1

16

73,3

14

32

Herst. v. sonst. Waren

107

15.532

3.190

54,3

184

11,9

17

57,8

16

33

Reparatur und Installation Bergbau und Verarbeitendes Gewerbe

133

16.711

3.105

15,4

86

5,2

21

27,8

21

2.836

399.502

112.541

49,5

11.698

29,3

B+C

Stromverbrauch je 10000 Euro Umsatz

Gesamtumsatz

Stromverbrauch je Beschäftigten

Beschäftigte

Anzahl 08

WZ 2008

Betriebe

Wirtschaftszweig

Tabelle 1: Betriebe, Beschäftigte, Umsatz, Exportquote und sektorspezifische Stromverbräuche im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Hessen im Jahr 2011*

Rang

103,9

*Konsistente Angaben zur Bruttowertschöpfung sind nicht verfügbar. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Statistiken des Verarbeitenden Gewerbes (E-I und E-IV-4), Zusammenstellung und Berechnungen der Hessen Agentur

4


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Über alle Industriebranchen hinweg errechnet sich ein durchschnittlicher Stromverbrauch von 29,3 MWh für jeden Beschäftigten bzw. von gut 100 kWh für jeweils 1.000 Euro Umsatz. Demnach ist in Hessen sowohl nach dem Kriterium Stromverbrauch je Beschäftigten als auch beim Kriterium Stromverbrauch je 1.000 Euro Umsatz die Herstellung von Papier und Pappe der stromintensivste Wirtschaftszweig. Ebenfalls vordere Plätze bei beiden Indikatoren belegen noch die Wirtschaftsbereiche Bergbau sowie Gewinnung von Steinen und Erden, Herstellung von chemischen Erzeugnissen sowie die Herstellung von Glas, Glaswaren, Keramik und Verarbeitung von Steinen und Erden. Relativ deutliche Unterschiede zwischen beiden Indikatoren weist allerdings der Wirtschaftszweig Metallerzeugung und -bearbeitung auf, der beim Stromeinsatz pro Beschäftigten den zweithöchsten Wert erzielt, gemessen am Umsatz jedoch nur auf Rang 8 liegt. Dies deutet darauf hin, dass die Produktionsverfahren in diesem Wirtschaftszweig sehr kapitalintensiv sind und es sich bei den Produkten überwiegend um hochwertige Güter und nicht um Massenwaren handeln dürfte. Die Metallerzeugung und -bearbeitung zählt zudem zusammen mit der pharmazeutischen Industrie und der ebenfalls in hohem Maß stromintensiv produzierenden chemischen Industrie zu den exportintensivsten Wirtschaftszweigen der hessischen Industrie, die jeweils zwei Drittel ihrer Umsätze im Ausland tätigen. Im Industriedurchschnitt wurden im Jahr 2011 pro 1.000 Euro Umsatz 104 kWh Strom benötigt, was durchschnittlichen Stromkosten von 15 Euro entspricht.7 Die Spanne der durchschnittlichen Stromkosten je 1.000 Euro Umsatz schwankt erheblich zwischen den Wirtschaftszweigen des Produzierenden Gewerbes in Hessen: Sie reicht von minimal 4 Euro im Wirtschaftszweig Reparatur und Installation bis hin zu maximal 52 Euro für die Papier- und Pappeherstellung.

7

Vgl. die Strompreisentwicklung für Industrieunternehmen, die in Abbildung 2 auf Seite 7 dargestellt wird.

5


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Abbildung 1: Elektrizität für die Industrie im internationalen Preisvergleich im Jahr 2012

20 18

€-ct/KWh, ohne Mehrwertsteuer

17,9

kleineres Industrieunternehmen *

16 14

12,8

12

12,1

11,5

großes Industrieunternehmen **

10,8

10

9,7

9,2

8 6 4

2 0 Italien

Deutschland

Spanien

UK

Österreich

Frankreich

Polen

Quelle: Eurostat, Zusammenstellung durch BMWI: Energiedaten (2013). * 0,5 bis unter 2 GWh; ** 20 bis unter 70 GWh Jahresstromverbrauch

Vor diesem Hintergrund können sich die im internationalen Vergleich hohen Energie- und Strompreise in Deutschland belastend auf die Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Unternehmen auswirken, wie Abbildung 1 zeigt. In Europa beispielsweise sind in Deutschland die Strompreise höher als in allen übrigen größeren Volkswirtschaften mit der einzigen Ausnahme von Italien. Zur Veranschaulichung des durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauchs unterschiedlicher Unternehmenstypen können einige typische durchschnittliche Abnahmefälle benannt werden:8 ein durchschnittlicher 3-Personenhaushalt hat zum Vergleich eine Stromabnahme von 3,5 MWh pro Jahr typisches Kleingewerbe: Stromabnahme von 50 MWh pro Jahr typisches KMU: Stromabnahme von 200 MWh (=0,2 GWh) pro Jahr typischer größerer Maschinenbauer: Stromabnahme von 1.000 MWh (=1 GWh) pro Jahr

8

6

Entnommen aus: Seefeldt, F.; Claaßen, T.: Untersuchung einer Nachfolgeregelung zur Energie- und Stromsteuerentlastung, Prognos, Berlin 2011, S. 52.


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typischer Automobilzulieferer: Stromabnahme von 10.000 MWh (=10 GWh) pro Jahr typisches Chemiewerk: Stromabnahme von 100.000 MWh (=100 GWh) pro Jahr typisches Stahlwerk: Stromabnahme von 1.000.000 MWh (=1.000 GWh bzw. 1 TWh) pro Jahr. In Hessen dürfte aufgrund der Größenstruktur daher der überwiegende Teil der insgesamt gut 2.800 Betriebe des Bergbaus und Verarbeitenden Gewerbes einen durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von unter 2 GWh haben. Unter Berücksichtigung von Tabelle 1 und der Ergebnisse der Unternehmensbefragung, die in den folgenden Kapiteln dargestellt werden, kann die Zahl der Industriebetriebe in Hessen, die einen jährlichen Stromverbrauch von über 2 GWh haben, auf maximal 500 Unternehmen geschätzt werden.

2.2

Entwicklung des Strompreises

In der nächsten Abbildung ist die zeitliche Entwicklung des Strompreises für die Industrie in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2013 dargestellt. Im Jahr 1998 erfolgte die Liberalisierung des Strom- und Energiemarktes. Es wird deutlich, dass der Anstieg des Strompreises seither nahezu ausschließlich auf Steuern, Abgaben und Umlagen zurückzuführen ist. Der größte Preistreiber ist die EEG-Umlage. Dem hingegen musste für Erzeugung, Transport und Vertrieb im Jahr 2013 sogar weniger bezahlt werden als in den Vorjahren, mit 7,84 ct/KWh sogar auch weniger als im Jahr 1999. Zur Berechnung des Durchschnittsstrompreises werden in der folgenden Abbildung Unternehmen mit Jahresverbräuchen von 0,2 bis 20 GWh, die nicht EEGbegünstigt sind, aggregiert. Nach der obigen Zusammenstellung umfasst dies typische KMU bis hin zu größeren Automobilzulieferern.

7


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Abbildung 2: Entwicklung des Durchschnittsstrompreises für die Industrie (mit einem Jahresverbrauch von 0,2 bis zu 20 GWh/Jahr)

Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Strompreisanalyse mit Stand Januar 2013.

2.3

Definition von energieintensiven Unternehmen und Kriterien für Entlastungen

Die Produkte großer energieintensiver Industrieunternehmen stehen oftmals am Beginn der industriellen Wertschöpfungskette und sind häufig relativ homogene und international handelbare Güter. Dadurch stehen diese Unternehmen unmittelbar im internationalen Wettbewerb mit europäischen und außereuropäischen Konkurrenten und sind daher in hohem Maße auf wettbewerbsfähige Energie- und Strompreise angewiesen. Da die im internationalen Vergleich hohen Strom- und Energiepreise in Deutschland auf hohe Belastungen mit Steuern, Abgaben und Umlagen zurückzuführen sind, werden vom Gesetzgeber unter bestimmten Voraussetzungen eine Vielzahl an verschiedenen Entlastungen bzw. Befreiungen gewährt. Wie die folgende Tabelle zeigt, werden dabei mit Blick auf die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vor allem Unternehmen des Produzierenden Gewerbes begünstigt. Umweltpolitisch motiviert werden außerdem Schienenbahnen entlastet, die zwar i.d.R. nicht im internationalen Wettbewerb, allerdings im Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern und dabei insbesondere dem Straßenverkehr stehen.

8


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Darüber hinaus können auch land- und forstwirtschaftliche Betriebe von der allgemeinen Stromsteuer entlastet werden. Der Gesetzgeber orientiert sich bei seinen verschiedenen Entlastungsregelungen nicht an einer Branchenzugehörigkeit, sondern definiert energieintensive Industrien an Hand von Schwellenwerten die beim jährlichen Energie- und Stromverbrauch überschritten werden müssen.9 Tabelle 2: Definition der „energieintensiven Industrie“ in verschiedenen Gesetzen (2012)

Grundvoraussetzung Stromverbrauch pro Jahr (in GWh) Allgemeine Stromsteuerentlastung (§ 9b StStG) Spitzenausgleich (§ 10 StStG) EEG 2012 (§ 41 EEG)

Zu erfüllendes Kriterium Ökonomisches Gewicht des Energieverbrauchs

0,05

0,05

1

(vorher 10 GWh)

Sektor*

PG, LuF, SB Die gezahlte Strom- und Energiesteuer ist für einen Betrieb höher als die Senkung der Rentenversicherungsbeiträge von 20,3 auf 19,5%.

PG

Die Stromkosten betragen in Relation zur Bruttowertschöpfung mindestens 14% (vorher 15%).

PG, SB

KWK-G (Gruppe C)

0,1

Die Stromkosten machen einen Anteil von 4% am Umsatz aus.

PG, SB

Netzentgelte (§ 19 StromNeV)

10

Die Jahresbenutzung muss mindestens 7.000 Stunden betragen.

Keine Einschränkung

Quelle: arepo consult (2012). * PG: Produzierendes Gewerbe; SB: Schienenbahnen; LuF: Land- und Forstwirtschaft.

Die allermeisten Unternehmen des Produzierenden Gewerbes erfüllen die Kriterien zur Entlastung der Allgemeinen Stromsteuer und des Spitzenausgleichs, was einen Großteil des Preisunterschieds erklärt, den Industrieunternehmen und private Haushalte im Durchschnitt je kWh Strom bezahlen müssen. Im Jahr 2013 zahlen Industrieunternehmen durchschnittlich 15,1 ct/kWh für Strom. Ein privater 3-Personenhaushalt zahlt hingegen einschließlich Mehrwertsteuer 28,5 ct/kWh für Strom.10

9

Der Begriff der Energieintensität definiert sich hier über die Energiemenge, die zur Herstellung einer Produkteinheit benötigt wird, z.B. Energieeinsatz je Tonne Zement. 10 Vgl. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Strompreisanalyse mit Stand Januar 2013.

9


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Das Kriterium eines Stromkostenanteils an der Bruttowertschöpfung von mindestens 14 % zur Reduzierung der EEG-Umlage sowie das Kriterium einer Jahresnutzungsdauer von über 7.000 Stunden zur Netzentgeltbefreiung erfüllen hingegen nur wenige sehr energieintensive Unternehmen. So haben beispielsweise für das Jahr 2013 nach Angaben des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bundesweit über 1.600 produzierende Unternehmen für insgesamt gut 2.200 Abnahmestellen Anträge auf eine besondere Ausgleichsregelung zur Entlastung von der EEG-Umlage gestellt. Differenziert nach Bundesländern entfallen auf NordrheinWestfalen mit fast 400 die mit Abstand meisten Unternehmen, gefolgt von Bayern mit über 250 Unternehmen. Das hessische Produzierende Gewerbe spielt mit rd. 80 Unternehmen bzw. gut 100 Abnahmestellen eine geringere Rolle.11 Bei der Mehrzahl der hessischen Unternehmen handelt es sich dabei um mittelständische Unternehmen mit unter 250 Beschäftigten. Differenziert nach Branchen ist am stärksten die Metallerzeugende und -verarbeitende Industrie mit zusammen 15 Unternehmen und 12 Abnahmestellen vertreten. Es folgt die Chemische Industrie mit 13 Unternehmen und 14 Abnahmestellen. Auf die Gewinnung von Steinen und Erden sowie die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln entfallen jeweils 9 Unternehmen und 16 bzw. 9 Abnahmestellen. Damit liegen diese überwiegend nicht im internationalen Wettbewerb stehenden Branchen vor der ebenfalls sehr stromintensiv produzierenden Branche der Herstellung von Papier und Pappe mit 6 Unternehmen und 8 Abnahmestellen. Eine übersichtliche und systematische Zusammenstellung der relativ umfangreichen und komplexen Entlastungsregelungen beim Strompreis wurde vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft erstellt und wird im Folgenden für Regelungen zur Stromsteuer bei ermäßigtem Satz und Spitzenausgleich zur Konzessionsabgabe für Sondervertragskunden zur Begrenzung der EEG-Umlage zur EEG-Umlage für Strom aus eigenen Erzeugungsanlagen zur Umlage des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes gemäß § 9 (7) KWKG sowie zur Befreiung von bzw. Minderung der Netzentgelte i. S. d. § 19 StromNEV wiedergegeben:12

11 Auswertung der Liste des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit Stand vom 25. April 2013: siehe http://www.bafa.de/bafa/de/energie/besondere_ausgleichsregelung_eeg/publikationen/index.html. 12 Zitiert aus der BDEW-Strompreisanalyse vom Januar 2013, S. 18ff.

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Stromsteuer bei ermäßigtem Satz und Spitzenausgleich o Ermäßigter Steuersatz: 1,54 ct/kWh (75 % des Regelsteuersatzes von 2,05 ct/kWh) o Entlastungssatz im Spitzenausgleich: 90 %, d. h. Rückerstattung der Stromsteuer bis zu max. 90 % möglich in Abhängigkeit vom Betrag des Arbeitgeberanteils an den Rentenversicherungsbeiträgen des Industriebetriebs. Die Erstattung erfolgt rückwirkend auf Antrag beim zuständigen Hauptzollamt, der somit minimal mögliche Steuersatz beträgt 0,15 ct/kWh. o Generelle Steuerbefreiung für bestimmte energieintensive Produktionsprozesse (§ 9a Stromsteuergesetz (StromStG)) o Ermäßigter Steuersatz für Schienenbahnen: 1,14 ct/kWh Konzessionsabgabe für Sondervertragskunden o Regulärer Satz für Sondervertragskunden: 0,11 ct/kWh o Vollständige Befreiung von der Konzessionsabgabe für Sondervertragskunden, deren Abnahmepreis unterhalb des Grenzpreises liegt. Der Grenzpreis ist der Durchschnittserlös je kWh aus der Lieferung von Strom an alle Sondervertragskunden und wird vom Statistischen Bundesamt ermittelt und veröffentlicht. Begrenzung der EEG-Umlage o Anspruchsberechtigte Verbraucher i. S. d. Besonderen Ausgleichsregelung § 40ff. EEG 2012 (BesAR): Unternehmen des Produzierenden Gewerbes (WZ 2008, Abschnitte B & C) Verbrauch >1 GWh/a, Stromkostenanteil an der Bruttowertschöpfung >14 %. o Stufenregelung (EEG-Umlage für den jeweiligen Teilverbrauch): bis 1 GWh: volle EEG-Umlage (2013: 5,277 ct/kWh), 1-10 GWh: 10 % der EEG-Umlage (2013: 0,5277 ct/kWh), 10-100 GWh: 1 % der EEG-Umlage (2013: 0,05277 ct/kWh), >100 GWh: 0,05 ct/kWh (Fixwert) o Privilegierte Letztverbraucher i. S. d. § 41 (3) Nr. 2 EEG 2012: Verbrauch >100 GWh/a, Stromkostenanteil an der Bruttowertschöpfung >20 %: generell begrenzte EEG-Umlage von 0,05 ct/kWh über den gesamten Verbrauch o Schienenbahnen i. S. d. § 42 EEG 2012: begrenzte EEG-Umlage von 0,05 ct/kWh bei Verbrauch >10 GWh, nur Fahrstrom, nur für den 10 % übersteigenden Verbrauch o Antragstellung auf Begrenzung beim Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA), Antragstellung jährlich und im Voraus o Volumen 2013 gemäß Prognose der EEG-Umlage 2013: privilegierter Letztverbrauch: 96,2 TWh Ohne die Besondere Ausgleichsregelung nach § 40ff EEG 2012 läge die EEGUmlage 2013 bei 4,23 ct/kWh bzw. um 1,05 ct/kWh niedriger.

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Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

EEG-Umlage für Strom aus eigenen Erzeugungsanlagen o Vollständige Befreiung von der Verpflichtung zur Zahlung der EEG-Umlage für den Stromverbrauch aus eigenen Erzeugungsanlagen i.S.d. § 37 (3) EEG 2012. o Verbrauch im räumlichen Zusammenhang zur Stromerzeugungsanlage, Netzdurchleitung nicht zulässig, allgemeingültig, keine sektorale Begrenzung auf bestimmte Verbraucher o 2013: Volumen gemäß Prognose der EEG-Umlage 2013: 56,2 TWh. Umlage des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes gemäß § 9 (7) KWKG o Letztverbraucher Kategorie B: Für Verbraucher mit >100.000 kWh/a erhöht sich das Netznutzungsentgelt um 0,05 ct/kWh für den über 100.000 kWh hinausgehenden Verbrauch. Der Verbrauch bis 100.000 kWh wird mit dem KWKAufschlag für die Letztverbraucherkategorie A belegt (Volumen 2013 Kategorie B: 222 TWh/111 Mio. Euro) o Letztverbraucher Kategorie C: Für Verbraucher mit >100.000 kWh/a und Stromkostenanteil am Umsatz >4 % erhöht sich das Netznutzungsentgelt um 0,025 Cent/kWh für den über 100.000 kWh hinausgehenden Verbrauch (Volumen 2013 Kategorie C: 68 TWh/17 Mio. Euro) o KWK-Aufschlag 2013 Letztverbraucherkategorie A (<100.000 kWh/a): 0,126 ct/kWh Befreiung von bzw. Minderung der Netzentgelte i. S. d. § 19 StromNEV o Befreiung von der Zahlung des Netzentgelts gemäß § 19 (2) S. 2 Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) für Unternehmen mit einem Stromverbrauch >10 GWh/a und einer Benutzungsstundenzahl >7.000 h/a o Individuelles Netzentgelt gemäß § 19 (2) S. 1 StromNEV bis minimal 20 % des veröffentlichten Netzentgelts für Verbraucher mit atypischer Netznutzung, d.h. wenn der Höchstlastbetrag des Letztverbrauchers vorhersehbar und erheblich von der zeitgleichen Jahreshöchstlast in dieser Netz- oder Umspannebene abweicht. o Die Antragstellung erfolgt bei der Bundesnetzagentur. o Befreiungen oder individuelle Netzentgelte werden vorbehaltlich gewährt. Wird die Voraussetzung nachträglich nicht erfüllt, erfolgt die Abrechnung mit dem allgemein gültigen Netzentgelt. o Entgangene Erlöse der Netzbetreiber werden untereinander verrechnet und von allen Letztverbrauchern – auch von Letztverbrauchern mit Netzentgeltbefreiung oder individuellem Netzentgelt – getragen (§ 19-Umlage). o Volumen 2013 gemäß Prognose der § 19-Umlage 2013 vom 17.10.2012: Befreiung: 55 TWh/643 Mio. Euro; individuelles Netzentgelt: 19 TWh/163 Mio. Euro.

12


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Am Beispiel der EEG-Umlage hat der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) für das Jahr 2013 eine Gegenüberstellung der Belastungen durch die EEG-Umlage mit und ohne „Besondere Ausgleichsregelungen“ für zwei Unternehmenstypen vorgenommen:13 Ein mittelständisches Papierunternehmen hat demnach für seinen Strombedarf von 250 GWh pro Jahr eine EEG-Belastung mit Besonderer Ausgleichsregelung in Höhe von rd. 215.000 Euro zu zahlen, ohne die Besondere Ausgleichsregelung wären es allerdings 12,5 Mio. Euro. Ein Unternehmen der energieintensiven Grundstoffproduktion mit einem Strombedarf von 1.250 GWh pro Jahr hat mit Besonderer Ausgleichsregelung eine EEG-Belastung von rd. 715.000 Euro zu zahlen, ohne die Besondere Ausgleichsregelung wären es allerdings 62,5 Mio. Euro.14 Unter Berücksichtigung der Entlastungstatbestände kommt eine Untersuchung zur Entwicklung der Strompreise in Europa und zur Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrie zu dem Ergebnis, dass sich die Wettbewerbssituation für große und stromintensive Industriekunden in Deutschland seit 2007 trotz des Anstiegs der Abgaben und Umlagen verbessert hat. So habe sich der Stromeinkaufspreis für Großabnehmer an der Deutschen (Strom-) Börse von Januar 2008 bis Oktober 2012 um 22 Prozent verringert.15 Als Zwischenfazit ist festzustellen: In Deutschland ist der Strom- und Energieverbrauch in hohem Maße mit Steuern, Umlagen und Abgaben belegt. Dadurch zählt der nicht-privilegierte Strompreis mit zu den höchsten in Europa. Um dadurch Verzerrungen für im internationalen Wettbewerb stehende Industrien zu vermeiden, wird eine Vielzahl von Entlastungen und Befreiungen gewährt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Die Höhe der finanziellen Entlastungen kann ganz erheblich sein. Die Höhe der Entlastungen hängt dabei stark von der Höhe des Stromverbrauchs ab, so dass bei den gegenwärtigen Regelungen auch hohe Stromverbräuche nicht zwangsläufig zu internationalen Wettbewerbsverzerrungen führen müssen.16

13 VIK Pressemitteilung vom 12.10.2012: Förderung Erneuerbare Energien – auch „entlastete“ Unternehmen zahlen hunderttausende Euro. 14 Auch in den persönlichen Interviews wurden von den Unternehmen deutliche Entlastungen in Millionenhöhe beschrieben. 15 Küchler, S.: Strompreise in Europa und Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrie, Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft, Berlin 2013. Nicht berücksichtigt sind die Effekte der deutlichen Erhöhung der EEG-Umlage zum 1.1.2013. 16 Vgl. hierzu auch Germany Trade & Invest, die im Jahr 2011 eine Pressemitteilung mit „Deutsche Industriestrompreise bei hohem Verbrauch niedriger als EU-Durchschnitt“ titelte (siehe: http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=75182.html).

13


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

3

Konzeption der empirischen Erhebungen

Die Umgestaltung der Energie- und Stromversorgung stellt für Deutschland eine immense Herausforderung dar und in den Medien wird kaum ein anderes Thema derart intensiv und häufig kontrovers diskutiert. Die dabei geäußerten Meinungen bewegen sich in einem sehr breiten Rahmen von der Forderung wieder Alles zurückzudrehen bis hin zur Devise auf dem eingeschlagenen Weg noch viel schneller voranzukommen. Für die hier vorliegende Untersuchung wurden Vertreter großer Industrieunternehmen in Hessen sowohl mündlich als auch schriftlich darüber befragt, in welcher Weise sie von den Auswirkungen der Energiewende betroffen sind. 3.1

Konzeption der Interviews

Für die Durchführung von persönlichen Interviews wurden insgesamt rd. 25 Unternehmen angefragt, insbesondere alle großen hessischen Unternehmen, die auf der Liste des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) als von der EEG-Umlage begünstigte Unternehmen genannt werden. Mit zehn Unternehmen wurden Gesprächstermine vereinbart, wobei bei der Auswahl sowohl auf den Branchenmix als auch auf die regionale Verteilung nach Regierungsbezirken geachtet wurde. Im nach hinein stellte sich heraus, dass sich trotz dieser heterogenen Branchen-, Regions- und Unternehmenstypen insgesamt relativ homogene Antwortmuster herauskristallisierten. Für die jeweils ca. einstündigen Interviews standen entweder die Geschäftsführer oder die für den Bereich Energie verantwortlichen Führungskräfte zur Verfügung. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals sehr herzlich für dieses Entgegenkommen, für das Vertrauen und für die vielen interessanten Informationen, die wir dabei gewinnen konnten, bedanken. Die Interviews fanden von September bis November 2012 statt. Persönliche Gespräche wurden mit Vertretern aus den folgenden energieintensiven Unternehmen geführt: Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH (Grundstoffchemie), EON-Mitte (Energieversorger), Evonik Industries AG (Chemische Industrie), Friedhelm Loh Group (Anlagenbau), Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG (Gießerei), Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH (Reifenherstellung), Industriepark Wolfgang GmbH (Industrieparkbetreiber), SMA Solar Technology AG (Erneuerbare Energien), Spezialpapierfabrik Oberschmitten GmbH (Papier- und Folienherstellung) und Vacuumschmelze GmbH & Co. KG (magnetische Spezialwerkstoffe).17

17 Die drei unterstrichenen Unternehmen erfüllen die strengen Kriterien zur Entlastung von der EEG-Umlage und stehen auch auf der BAFA-Liste.

14


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Den Interviewpartnern wurde zur Vorbereitung auf die Gespräche ein Gesprächsleitfaden geschickt, an dem sich auch der Ablauf der Interviews orientierte. Dabei wurden die folgenden vier Themenfelder konkretisiert: I.

Unternehmensprofil: Kurzcharakterisierung des Unternehmens mit Branche und Hauptprodukt; Anzahl der Beschäftigten in Hessen und weltweit; Engagement im Ausland beim Absatz bzw. durch Niederlassungen; Energieintensität: z.B. Höhe des jährlichen Stromverbrauchs, Anteil der Energiekosten am Umsatz; Energieversorgung: z.B. Energiemix, besteht eine autarke Energieversorgung, muss die Versorgungssicherheit immer zu 100 % gewährleistet sein oder gibt es Spielräume für „smart grid“?

II.

Bisherige und erwartete Auswirkungen der Energiewende: Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit (auch vor dem Hintergrund weltweiter Bemühungen zur Steigerung der Energieeffizienz und zur verstärkten Nutzung Erneuerbarer Energien); Erfahrungen mit Stromausfällen, die Produktionsausfälle zur Folge hatten; Beurteilung der Ausgleichsregelungen im Rahmen des EEG für eigenes Unternehmen; Allgemeine Hemmnisse bei der Umsetzung der Energiewende (z.B. hoher Investitionsbedarf, noch nicht ausgereifte Technik, Informationsdefizite, ausgeprägte Planungsunsicherheit oder Fachkräftemangel); Beurteilung der zukünftigen Marktchancen für bestehendes und Wachstumschancen für neu zu entwickelndes Produktsortiment?

III.

Strategien: Energieeinsparung bzw. Steigerung der Energieeffizienz z.B. durch Infrastrukturmaßnahmen (wie Wärmedämmung von Gebäuden, Erneuerung der Heizungsanlage, Abwärmenutzung, Wärmerückgewinnung, Klimatisierung und Lüftung, Beleuchtung) sowie Sensibilisierung der Mitarbeiter für Energieeinsparungen; Änderungen von Produktionsabläufen z.B. durch Einsatz neuer Werkstoffe, Anpassungen bei der Beschaffung (neue Lieferanten / Versorger; Einsatz alternativer Energieträger); Verankerung nachhaltiger, energie- und ressourcenschonender Produktion im Leitbild des Unternehmens / Bedeutung der Energiewende für die Unternehmensphilosophie; Investive Maßnahmen z.B. durch Auf- bzw. Ausbau einer eigenen Energieversorgung (Solaranlagen auf Werksdächer, eigene Biomasseanlagen) oder einer Energieversorgung im Unternehmensverbund (z.B. Industrieparklösung); Entwicklung neuer Geschäftsfelder / Produkte / Dienstleis-

15


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

tungen; Rahmenbedingungen, die eine Verlagerung von Produktionsaktivitäten zur Folge haben könnten? IV.

16

Ergänzungen, Änderungswünsche sowie Handlungsempfehlungen für die Politik: Am 1. Januar 2013 wurde die EEG-Umlage erhöht. Um mögliche Auswirkungen der spürbaren Anhebung um fast 50 % von 3,6 auf 5,3 ct/kWh für die großen energieintensiven Industrieunternehmen in Hessen mit zu berücksichtigen, wurden im April einige der persönlichen Interviewpartner ergänzend telefonisch speziell zu diesen zwischenzeitlichen Neuerungen befragt.


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3.2

Konzeption der schriftlichen Befragung

Die in den Interviews gewonnenen Erkenntnisse bildeten die Basis für die Konzeption eines Fragebogens, der im zweiten Schritt an alle großen Industrieunternehmen in Hessen mit 250 und mehr Beschäftigten mit der Intention einer Vollerhebung im November 2012 verschickt wurde. Die Befragungsaspekte gliederten sich in die drei Hauptaspekte Unternehmensprofil, Chancen und Risiken sowie Strategien. Die Befragungsteilnehmer hatten zudem die Gelegenheit, ihre Meinung, Verbesserungsvorschläge und Handlungsempfehlungen an die Adresse der Politik zu äußern. Tabelle 3: Kurzcharakterisierung der schriftlichen Unternehmensbefragung Befragte Unternehmen

Große Unternehmen des Produzierenden Gewerbes mit 250 und mehr Beschäftigten

Befragungsumfang

255 Unternehmen

Befragungszeitraum

November 2012 bis Januar 2013

Rücklauf

61 auswertbare Fragebögen

Rücklaufquote

24 %

Befragungsaspekte: Unternehmensangaben

Angaben zum Unternehmen (Branche und Größe, Energiekosten)

Chancen und Risiken

Beurteilung des Wirtschaftsstandorts Hessen unter Berücksichtigung der Energiewende Betroffenheit durch die Energiewende: objektive Kriterien (Energieverbräuche) versus subjektive Wahrnehmung Beurteilung der zukünftigen Marktchancen für bestehendes und Wachstumschancen für neu zu entwickelndes Produktsortiment

Strategien

Kostensenkungsstrategien vor den Hintergrund der Kostenentwicklung für Energie im Rückblick und in der Vorausschau Auf- bzw. Ausbau einer eigenen Energieversorgung oder einer Energieversorgung im Unternehmensverbund Hemmnisse bei der Umsetzung der Energiewende aus Sicht der Unternehmen wie z.B. hoher Investitionsbedarf, noch nicht ausgereifte Technik, Informationsdefizite, ausgeprägte Planungsunsicherheit oder Fachkräftemangel

Anregungen und Handlungsempfehlungen

Energieeffizienz / Energieeinsparung im Unternehmen (u.a. Stellenwert des Themas, ergriffene / geplante Maßnahmen, Hemmnisse) Handlungsbedarf für die Politik aus Sicht der Unternehmen

17


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Die Befragung erfolgte zudem als Ergänzung zur Mittelstandsbefragung, bei der in Modul 2 des Gesamtprojekts über 5.000 KMU zu den Auswirkungen der Energiewende befragt wurden. Einige Fragen sind in beiden Erhebungen identisch, womit sowohl ein Gesamtbild der hessischen Wirtschaft als auch eventuelle größenspezifische Unterschiede aufgezeigt werden können.

18


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4

Ergebnisse der Unternehmensbefragungen

Die Darstellung der Ergebnisse in diesem Kapitel gliedert sich gemäß den vier Themenfeldern 1. Charakterisierung der Unternehmen, 2. Chancen und Risiken der Energiewende, 3. Unternehmensstrategien sowie 4. Anregungen und Handlungsempfehlungen an die Adresse der Politik. Zu jedem dieser Punkte werden zunächst die Auswertungsergebnisse der Fragebögen vorgestellt und jeweils direkt im Anschluss Ergänzungen aus den persönlichen Interviews präsentiert. 4.1

Charakterisierung der Unternehmen

Als Zielgruppe konzentriert sich diese Studie auf große energieintensive Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 250 Beschäftigten. Insgesamt konnten für die schriftliche Befragung 255 entsprechende Industriebetriebe in Hessen identifiziert und angeschrieben werden.18 Der Rücklauf dieser flächendeckenden Befragung lag bei 61 vollständig auswertbaren Fragebögen, was einer Rücklaufquote von 24 % entspricht. Dieser relativ hohe Rücklaufwert spiegelt bereits die große Bedeutung wider, die das Thema Energiewende offensichtlich für große Industrieunternehmen auch in Hessen hat. Eigentümerverhältnisse und Beschäftigtenzahlen Differenziert nach Eigentümerverhältnissen gehören 21 der insgesamt 61 Unternehmen (35 %) zu einem ausländischen Konzern und 16 Unternehmen (26 %) zu einem deutschen Konzern. Bei den verbleibenden 24 Unternehmen (39 %) handelt es sich um Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln. Zusammengenommen beschäftigen die 61 Unternehmen nach eigenen Angaben rd. 78.000 Arbeitskräfte in Hessen, 157.000 Arbeitskräfte in Deutschland und über 1,1 Mio. Arbeitskräfte weltweit. Zum Vergleich arbeiteten nach Angaben des Hessischen Statistischen Landesamtes z.B. im Jahresdurchschnitt 2011 in Hessen knapp 240.000 Personen in Betrieben des Verarbeitenden Gewerbes mit 250 und mehr Beschäftigten. Die an der Befragung teilgenommenen Unternehmen repräsentieren daher rd. 32 % bzw. ein knappes Drittel aller Beschäftigten dieser Größenklasse in der hessischen Industrie.19

18 Die Adressen stammen aus der MARKUS-Unternehmensdatenbank und der Betriebsdatei der Hessen Agentur. 19 Betriebe des Bergbaus, der Gewinnung von Steinen und Erden sowie des Verarbeitenden Gewerbes von Unternehmen des Produzierenden Gewerbes mit 20 oder mehr Beschäftigten.

19


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Abbildung 3: Eigentümerverhältnisse der teilnehmenden Unternehmen

Teil eines ausländischen Konzerns 35%

Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln 39% Teil eines deutschen Konzerns 26%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Beschäftigtengrößenklassen und Exportquote Differenziert nach Beschäftigtengrößenklassen hatten 11 Unternehmen weniger als 300 Beschäftigte, jeweils 17 Unternehmen zwischen 300 und 500 bzw. zwischen 500 und 1.000 Beschäftigte und 16 der insgesamt 61 Unternehmen hatten alleine in Hessen sogar mehr als 1.000 Beschäftigte. Von den insgesamt 78.000 in Hessen Beschäftigten entfallen gut 22.000 auf Unternehmen mit ausländischem Mutterkonzern, gut 32.000 Mitarbeiter auf Unternehmen mit deutschem Mutterkonzern und knapp 23.500 Beschäftigte auf Familienunternehmen mit regionaler Verbundenheit. Wie zu erwarten ist, sind viele der großen Industrieunternehmen in Hessen in hohem Maße international aktiv, was sich z.B. auch in den Beschäftigtenzahlen zeigt. So beziffert sich die weltweite Beschäftigung der an der Befragung teilgenommenen ausländischen Konzerne auf rd. 800.000 Mitarbeiter, die der deutschen Konzerne auf 240.000 und die der Familienunternehmen auf 80.000 Mitarbeiter.

20


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 4: Beschäftigtengrößenklassen in Hessen

mehr als 1.000 Mitarbeiter 26%

500 bis 1.000 Mitarbeiter 28%

weniger als 300 Mitarbeiter 18%

300 bis 500 Mitarbeiter 28%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Befragt nach ihren Exportquoten gaben vor allem Unternehmen aus den Bereichen Chemie, Pharma, Maschinenbau und Elektrotechnik an, z.T. deutlich mehr als die Hälfte ihrer Produktion im Ausland abzusetzen. Generell wurde bestätigt, dass die meisten großen hessischen Industrieunternehmen große Teile ihrer Produktion auf Auslandsmärkten absetzen und dabei in hohem Maße unter internationalem Wettbewerbsdruck stehen.

Branchenzusammensetzung und Energieverbrauch Ein Blick auf die Branchenzusammensetzung zeigt, dass die meisten Unternehmen zu den Branchen Metallerzeugung und -verarbeitung (16) und Chemie (12) zählen. Es folgen mit jeweils 7 Unternehmen die Elektrotechnische Industrie und der Maschinenbau, mit jeweils 5 Unternehmen Kunststofferzeugung und Pharmazeutische Industrie, drei Unternehmen der Nahrungsmittelerzeugung sowie die nicht weiter differenzierte Gruppe Sonstige, in der die Branchen mit jeweils nur einem Unternehmen zusammengefasst sind.

21


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Abbildung 5: Branchenzusammensetzung 18 16

14 12

16 12

10 8

7

6 4

7

5

6

5 3

2

0

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Um den Energieverbrauch der befragten Unternehmen größenneutral einordnen zu können, wurden die Unternehmen zunächst um eine Selbsteinschätzung ihres Strom- und Energieverbrauchs gebeten („Produziert Ihr Unternehmen strom- bzw. energieintensiv? Ja / nein“). Als nächstes sollte der jährliche Stromverbrauch des Unternehmens quantifiziert werden. Und schließlich sollte eine Abschätzung des Anteils der Energiekosten (ohne Kraftstoffkosten) an den Gesamtkosten des Unternehmens vorgenommen werden.20 Die Frage nach der Stromintensität der eigenen Produktion haben 58 der 61 Unternehmen beantwortet, davon produzieren 35 sehr stromintensiv und 23 weniger stromintensiv. Differenziert nach Branchen produzieren demnach Unternehmen der Metallerzeugung und -verarbeitung sowie Chemieunternehmen überwiegend stromintensiv, gefolgt von Kunststoffverarbeitung und Ernährungsgewerbe. Während Unternehmen der elektrotechnischen Industrie ausgeglichen antworten, überwiegen in der pharmazeutischen Industrie und insbesondere im Maschinenbau Unternehmen, die sich als eher weniger energieintensive Produzenten sehen. Damit werden die branchenspezifischen Ergebnisse, wie oben in Tabelle 1 insgesamt gezeigt werden konnten, auch durch das Antwortverhalten der befragten großen Industrieunternehmen weitgehend bestätigt. 20 Eine allgemeingültige Definition energieintensiver Industrien gibt es nicht, so dass unterschiedliche Abgrenzungskriterien Verwendung finden (vgl. BMWi Monatsbericht 09_2013, S. 20). Die Erfüllung von Befreiungstatbeständen kann sich zudem für ein Unternehmen je nach tatsächlichem Energie-/Stromverbrauch jährlich ändern.

22


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Abbildung 6: Branchenzusammensetzung: „Produziert Ihr Unternehmen strom- bzw. energieintensiv?“ 12 10

ja

10

nein

9

8

6

6 5 4

4 2

4 3 3

2

2

3

2

2

1

1

1

0

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Angaben zum konkreten jährlichen Stromverbrauch in GWh sowie gleichzeitig zum Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten liegen für 48 der 61 insgesamt teilnehmenden Unternehmen vor. Die Ergebnisse sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst: Tabelle 4: Stromverbrauch nach Größenklassen und Strom- bzw. Energieintensität Jährlicher Strom-

Anzahl der Unternehmen

verbrauch (in GWh) davon stromintensiv: (Angaben in %):

davon mit Energiekostenanteil an Gesamtkosten: (Angaben in %)

nein

ja

unter 5%

5 bis unter 10%

10 bis unter 25%

25 % und mehr

unter 5

9

67%

33%

100%

0%

0%

0%

5 bis unter 10

10

60%

40%

60%

30%

10%

0%

10 bis unter 100

21

19%

81%

57%

24%

14%

5%

100 und mehr

8

25%

75%

25%

13%

63%

0%

Summe

48

38%

63%

60%

19%

19%

2%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

23


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Demnach hatten 9 der insgesamt 48 hierzu antwortenden Unternehmen einen jährlichen Stromverbrauch von weniger als 5 GWh (zur Verdeutlichung: Dies entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch von 1.400 Drei-Personenhaushalten). In allen diesen 9 Unternehmen betrug der Stromkostenanteil weniger als 5 % ihrer Gesamtkosten. Zwei Drittel bzw. 6 dieser Unternehmen charakterisierten ihre Produktion als nicht stromintensiv, die restlichen 3 Unternehmen beurteilten ihre Produktion hingegen als energieintensiv. Die Tabelle zeigt zudem, dass mit zunehmendem Stromverbrauch sowohl die Stromintensität als auch der Anteil der Stromkosten an den Gesamtkosten ansteigen. So wurden in 8 Unternehmen jährlich mehr als 100 GWh Strom verbraucht. Davon bezeichneten sich 6 Unternehmen bzw. 75 % als stromintensive Produzenten und 5 Unternehmen bzw. 63 % bezifferten zudem den Stromkostenanteil zwischen 10 und 25 % ihrer Gesamtkosten. Ergänzungen aus den persönlichen Interviews Um ein möglichst breites Stimmungsbild zu erhalten, wurde eine heterogene Auswahl an Interviewpartnern zusammengestellt: Die Branchen reichen von Gießereien, Reifenherstellung, Grundchemie, Elektroindustrie, Anlagenbau und Papierherstellung bis zu Stromversorgung und Industrieparkbetrieb. Es handelt sich um Tochtergesellschaften deutscher (z.B. Evonik) und ausländischer (z.B. Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH, Goodyear Dunlop Tires Germany GmbH) Konzerne sowie Familienunternehmen mit starker regionaler Verwurzelung (z.B. Friedhelm Loh Group, Spezialpapierfabrik Oberschmitten GmbH). Die Unternehmensgrößen reichen von rd. 250 Beschäftigten bis hin zu über 5.000 Beschäftigten allein in Hessen. Alle interviewten Unternehmen berichten über Kosten für Strom und Energie, die mindestens im einstelligen Millionenbereich liegen, bei einigen Unternehmen sogar deutlich darüber. Drei der interviewten Unternehmen – Spezialpapierfabrik Oberschmitten GmbH, Fritz Winter Eisengießerei GmbH & Co. KG, Akzo Nobel Industrial Chemicals GmbH – genügten im Jahr 2012 sogar den strengen Anforderungen zur „Besonderen Ausgleichsreglung“ im Rahmen des § 40 EEG. Die Mehrzahl der Industrieunternehmen setzt deutlich mehr als die Hälfte ihrer Produktion im Ausland ab und verfügt ebenfalls über eigene Produktionsstätten in vielen Ländern der Welt.

24


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

4.2

Chancen und Risiken der Energiewende

Auswirkungen für eigenes Unternehmen sowie den Wirtschaftsstandort Hessen Der Themenkomplex zur Einschätzung der Auswirkungen der Energiewende begann mit den Fragen: 1. „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende speziell für Ihr Unternehmen ein?“ und 2. „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ Vorgegeben waren Auswahlmöglichkeiten von 1 = „sehr positiv“ bis 5 = „sehr negativ“. Die erste Frage wurde von allen 61 Unternehmen beantwortet und die zweite von 60 Unternehmen. Nach den Ergebnissen sind weder für das eigene Unternehmen noch für den Wirtschaftsstandort Hessen „sehr positive“ Effekte als Folge der Energiewende zu erwarten. Abbildung 7: „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende … eher positiv 8%

sehr negativ 26% neutral 30%

… für das eigene Unternehmen ein?“

eher negativ 36%

sehr negativ 15%

eher positiv 7%

neutral 33%

… für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ eher negativ 45%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

25


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Die allgemeine Beurteilung der Auswirkungen der Energiewende sowohl für das eigene Unternehmen als auch für den Wirtschaftsstandort Hessen insgesamt fallen nach Einschätzung der großen Industrieunternehmen überwiegend negativ aus. Die Aussichten für das eigene Unternehmen sehen 36 % „eher negativ“ und weitere 26 % sogar „sehr negativ“, zusammengenommen sind dies fast zwei Drittel aller teilgenommenen Unternehmen. Dem steht keine einzige „sehr positive“ Einschätzung gegenüber und nur 5 Unternehmen bzw. 8 % antworten mit „eher positiv“. Kaum anders sieht das Bild zu den Entwicklungsperspektiven für den Wirtschaftsstandort Hessen aus: Wiederum 60 % sehen negative bis sehr negative Effekte. Und nur vier Unternehmen bzw. 7 % sind hier zumindest noch leicht optimistisch. Abbildung 8: Beschäftigtengrößenklassen und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende … … für das eigene Unternehmen ein?“ 100%

Anteil der Unternehmen in %

90%

18%

18%

80%

35%

70% 60%

35% 46%

50%

36%

38%

29%

40% 30% 20%

35% 27%

29%

9%

6% weniger als 500 Beschäftigte

10% 0%

weniger als 300 Beschäftigte eher positiv

26

26%

31%

neutral

30%

25% 12%

weniger als 1.000 Beschäftigte eher negativ

6%

8%

mehr als 1.000 Beschäftigte

Alle Unternehmen

sehr negativ


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

… für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ 100%

0%

Anteil der Unternehmen in %

90% 80% 70%

24%

18%

13%

15%

41%

50%

45%

35%

31%

33%

6% weniger als 1.000 Beschäftigte

6%

7%

mehr als 1.000 Beschäftigte

Alle Unternehmen

50%

60%

41%

50% 40% 30% 20%

50%

10% 0%

24%

12% 0% weniger als 300 Beschäftigte

eher positiv

weniger als 500 Beschäftigte neutral

eher negativ

sehr negativ

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

So zeigt die Differenzierung nach den Eigentumsverhältnissen, dass Unternehmen, die Teil ausländischer Konzerne sind, die Effekte der Energiewende insbesondere für ihr eigenes Unternehmen sehr kritisch beurteilen: Die „eher positiv“-Anteile sind mit 5 % z.B. im Vergleich zu Unternehmen mit deutschen Konzernmüttern (13 %) weniger als halb so hoch, die „sehr negativ“-Anteile mit 43 % hingegen deutlich größer (31 %). Bei Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln überwiegen beim Blick auf das eigene Unternehmen die neutralen Antworten. Ein leicht anderes Bild zeigt sich bei der Frage nach den Auswirkungen für den Wirtschaftsstandort Hessen. Unternehmen, die zu ausländischen Konzernen gehören, schätzen die Auswirkungen für Hessen insgesamt weniger negativ ein als für das eigene Unternehmen. Kritischer antworten hingegen die Unternehmen deutscher Konzerne: Kein einziges Unternehmen sieht für Hessen positive, aber 63 % „eher negative“ Effekte. Hingegen sind die Antwortrelationen für Unternehmen in Familienbesitz in beiden Fällen nahezu identisch.

27


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Abbildung 9: Eigentümerverhältnisse und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende … … für das eigene Unternehmen ein?“ 100%

8%

Anteil der Unternehmen in %

90% 80%

26%

31%

43%

38%

70% 60%

36%

50% 40%

44%

29%

46%

30% 20%

10% 0%

30%

13%

24%

5% Teil eines ausländischen Konzerns eher positiv

13%

8%

8%

Teil eines deutschen Konzerns

ein Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln

Alle Unternehmen

neutral

eher negativ

sehr negativ

… für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ 100%

Anteil der Unternehmen in %

90%

24%

15%

80% 39%

70% 60%

38%

50%

45% 63%

40% 44%

30% 20%

29%

0%

33% 25%

10% 10%

Teil eines ausländischen Konzerns eher positiv

0% Teil eines deutschen Konzerns

neutral

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

28

9%

13%

9%

7%

ein Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln

Alle Unternehmen

eher negativ

sehr negativ


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Ein ausgeprägter Zusammenhang zeigt sich auch zwischen der Beurteilung der Auswirkungen der Energiewende und der Strom- bzw. der Energieintensität der befragten Unternehmen: Strom- und energieintensive Unternehmen beurteilen die Entwicklungsperspektiven fast schon dramatisch schlecht. Jedes dritte stromintensiv produzierende Unternehmen (34 %) hat „sehr negative“ Erwartungen und jedes zweite Unternehmen „eher negative“ Erwartungen. 3 % äußern „eher positive“ Erwartungen jeweils für das eigene Unternehmen. Nicht ganz so pessimistisch fällt die Einschätzung für den Wirtschaftsstandort Hessen aus, aber auch hier dominieren die Negativ- bei weitem die Positiv- und Neutraleinschätzungen. Unternehmen, die sich als nicht strom- bzw. energieintensiv einschätzen, stehen der Energiewende mit Blick auf das eigene Unternehmen mit großer Mehrheit (61 %) und mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Hessen mit knapper Mehrheit (52 %) neutral gegenüber. Im ersten Fall erwarten zudem 17 % und damit nahezu jedes fünfte Unternehmen eher positive Effekte, im zweiten Fall haben 13 % eher positive Erwartungen. Generell beurteilen die nicht strom- bzw. energieintensiven Unternehmen die Effekte für den Wirtschaftsstandort Hessen kritischer als für das eigene Unternehmen. Abbildung 10: Strom-/Energieintensität und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende … … für das eigene Unternehmen ein?“ 100%

Anteil der Unternehmen in %

90% 80%

13% 26%

9%

34%

70% 60% 50%

35% 61%

40%

51%

30% 31%

20%

10% 0%

17%

11%

strom-/energieintensiv: nein

3% strom-/energieintensiv: ja

eher positiv

neutral

eher negativ

9%

Alle Unternehmen sehr negativ

29


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

… für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?“ 100%

Anteil der Unternehmen in %

90%

14%

17%

16%

80% 70%

17%

43%

60% 60%

50% 40%

52%

30% 35%

20%

10% 0%

23% 13%

3% strom-/energieintensiv: ja

strom-/energieintensiv: nein eher positiv

neutral

eher negativ

7%

Alle Unternehmen sehr negativ

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Um von den Unternehmen konkreter zu erfahren, wo sie Gefährdungspotentiale sehen und wo eher nicht, konnten sie für eine Reihe von Schlagworten die aus ihrer Sicht voraussichtlich zu erwartenden Wirkungsrichtungen durch die Energiewende angeben. In der folgenden Tabelle sind diese Antworten dargestellt. Die Reihenfolge der Nennungen erfolgt dabei nach der Häufigkeit, mit der geantwortet wurde. So stehen „Strompreise“ an erster Position, weil jedes der 61 teilgenommenen Unternehmen dazu eine Wertung abgab und an letzter Position stehen CO2-Zertifikate, für die noch 48 Unternehmen eine Einschätzung abgaben.

30


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Beantwortet von … Unternehmen

steigend

unverändert

sinkend

Tabelle 5: Auswirkungen der Energiewende auf …

Strompreise

61

90%

10%

0%

Gesetzliche Energieeffizienzvorgaben

60

92%

7%

0%

Netzstabilität

59

10%

44%

43%

Investitionsbereitschaft am hessischen Standort

58

7%

48%

41%

Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens

57

5%

41%

48%

Planungs- und Investitionssicherheit

57

3%

38%

52%

Wettbewerbsfähigkeit eigener Kunden

56

2%

61%

30%

Absatzchancen für energieerzeugende bzw. energieeinsparende Produkte

56

57%

21%

13%

Öffentliche Gelder für die Energieforschung

56

34%

52%

5%

CO2-Zertifikatspreise

48

44%

31%

3%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Insgesamt zeigt sich auch hier ein sehr pessimistisches Bild: Fast einstimmig erwarten die Unternehmen einen Anstieg der Strompreise und schärfere Energieeffizienzvorgaben. Mehr als die Hälfte sehen eine abnehmende Planungs- und Investitionssicherheit, mit negativen Folgen auch für das Investitionsverhalten. Konkret nimmt für 41 % der Unternehmen die Investitionsbereitschaft am hessischen Standort ab. Fast die Hälfte der Unternehmen rechnen mit einer Verschlechterung ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit und fast ein Drittel sieht die Wettbewerbsfähigkeit auch bei ihren Kunden sinken, was wiederum sinkende Absätze bei den eigenen Produkten zu Folge haben könnte. Eine Verschlechterung der Netzstabilität erwarten 43 % und steigende CO2Zertifikatspreise 44 % der Unternehmen als Folgen der Energiewende. Letztere Einschätzung überrascht zunächst, da durch den Ausbau Erneuerbarer Energien auch der CO2-Ausstoß sinken und sich dies tendenziell preissenkend auswirken dürfte. Eindeutig positiv werden hingegen die Absatzchancen für energieerzeugende und energieeinsparende Produkte eingeschätzt, 57 % erwarten hier eine Verbesserung.

31


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Die Unternehmen wurden in einer weiteren Frage um ihre Einschätzungen zu den Chancen und Risiken für ihr Unternehmen als Folge der Energiewende gebeten. Gut die Hälfte (51 %) der großen Industrieunternehmen sieht eher Risiken und nur 6 % eher Chancen auf sich zukommen. Auch dadurch wird die insgesamt kritische Haltung noch einmal bestätigt. Abbildung 11: Verbinden Sie mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für Ihr Unternehmen? eher keine Aussage Chancen 6% möglich weder 7% noch 10% hält sich die Waage 26%

eher Risiken 51%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Auch im Rahmen der Mittelstandsbefragung wurden die Unternehmen nach ihrer Beurteilung der Chancen und Risiken im Zusammenhang mit der Energiewende befragt. In der folgenden Tabelle sind die Chancen- und Risikeneinschätzungen für große Industrieunternehmen, für KMU des Verarbeitenden Gewerbes und für KMU insgesamt gegenübergestellt. Demnach sehen KMU insgesamt deutlich mehr Chancen und weniger Risiken durch die Energiewende als große Industrieunternehmen. Ein wichtiger Grund für diese insgesamt optimistischere Sicht der KMU dürften Handwerksbetriebe sein, die z.B. durch energetische Gebäudesanierungsmaßnahmen profitieren. Diese positive Gesamtbeurteilung relativiert sich allerdings erheblich, wenn die Einschätzungen der großen Industrieunternehmen mit den Einschätzungen der KMU speziell des Verarbeitenden Gewerbes aus der Mittelstandserhebung verglichen werden. Auch bei den KMU des Verarbeitenden Gewerbes überwiegen nun in allen Größenklassen

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die kritischen Einschätzungen die optimistischen Einschätzungen deutlich, teilweise sogar um ein Vielfaches. Tabelle 6: Chancen- und Risikobeurteilung der Großen Industrieunternehmen im Vergleich zur Mittelstandsbefragung

eher Chancen

eher Risiken

Große Industrieunternehmen

6%

51%

KMU-Verarbeitendes Gewerbe

17%

34%

Kleinstunternehmen

9%

38%

Kleine Unternehmen

19%

29%

Mittlere Unternehmen

13%

46%

21%

25%

Kleinstunternehmen

22%

19%

Kleine Unternehmen

22%

24%

Mittlere Unternehmen

16%

38%

darunter:

KMU-insgesamt darunter:

Quelle: Unternehmensbefragungen der Hessen Agentur.

Ergänzungen aus den persönlichen Interviews Die Beurteilung der Auswirkungen der Energiewende fiel in den Interviews sehr differenziert aus. Von allen Unternehmen wurden die preistreibenden Effekte insbesondere durch die EEG-Abgabe genannt. Allerdings konnten zumindest bisher durch die auf den Strom- und Energieverbrauch gewährten Privilegien Mehrbelastungen für viele Unternehmen weitgehend kompensiert werden. Positiv hervorgehoben wurden die Versorgungsstabilität, die Infrastruktur, die Rechtssicherheit sowie die geringen Fluktuationen und die gute Qualifikation der Mitarbeiter. Prinzipiell hat eine hohe Versorgungssicherheit mit Strom für die Unternehmen eine große Bedeutung. Besonders schwankungssensible Produktionsverfahren werden durch Notstromaggregate gesichert.

33


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Als zunehmend problematisch könnte sich aus Sicht der Unternehmen allerdings ein weitgehend unkoordinierter Ausbau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen auf die Stabilität vor allem der Nieder- und Mittelspannungsnetze in Hessen auswirken. Der in vielen kleinen Erzeugungsstellen erzeugte Strom müsse gebündelt und zu den Verbrauchern geleitet werden. Wenn bei Sonnenschein und gleichzeitig stärkerem Wind relativ große Erneuerbare Strommengen erzeugt würden, könnten die lokalen Netze an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Obwohl die Standortfrage von der Mehrzahl der Unternehmen nicht alleine nur auf Energiekosten reduziert wird, werden generell keine Spielräume für Umverteilungen der Steuern und Abgaben zu Lasten im internationalen Wettbewerb stehender Industrieunternehmen gesehen. Insbesondere Unternehmen, die 20 % der Gesamtkosten und mehr für Energie aufwenden müssen, betonen, dass bereits marginale Energiepreiserhöhungen zu heftigen Produktionsreaktionen führen können. Auch wenn eine Verlagerung von bestehenden Produktionsanlagen ins Ausland dabei weniger wahrscheinlich gesehen wird, könnte sehr wohl beim Aufbau von neuen Kapazitäten die Standortfrage neu gestellt werden. Einige Unternehmen befürchten zunehmende negative Effekte für ihre Kunden, die keine Steuer- und Abgabenprivilegien erhalten. Insbesondere Neuansiedlungen aus dem Ausland könnten davon negativ betroffen sein. Als ernstes Problem werden von vielen Unternehmen auch die steigenden gesetzlichen Energieeffizienzvorgaben genannt, die in Zukunft erfüllt sein müssen, um z.B. Steuer- und Abgabenvergünstigungen zu erhalten. Es wird argumentiert, dass bereits in der Vergangenheit in erheblichem Maße Anstrengungen unternommen wurden, um den Energieverbrauch zu reduzieren. Energieeinsparungen in den letzten zehn Jahren in der Größenordnung von 30 % und mehr werden hier genannt. Wenn aber Effizienzsteigerungen schon in erheblichem Umfang realisiert wurden, könnte sich dies bei starren Vorgaben (z.B. 1,5 % p.a.) in Zukunft als Nachteil erweisen, wenn z.B. Preisnachlässe beim Strom dann nicht mehr erzielt werden könnten (Zitat: „Der Punkt ist erreicht, wo weitere Einsparungen weh tun“). Die Planungs- und Investitionssicherheit wurde von der Mehrheit der Unternehmen eher kritisch beurteilt, insbesondere seien die notwendigen langfristigen Rahmenbedingungen oftmals nicht erfüllt, wenn immer wieder über neue Zuschläge auf die Strom- und Energiepreise nachgedacht werde, wie z.B. Abgaben für den Betrieb von Offshore-Windanlagen oder die Finanzierung von konventionellen Kraftwerken als Reservepuffer. Dennoch sei die Investitionsbereitschaft am hessischen Standort überwiegend vorhanden, da der Wirtschaftsstandort Hessen insgesamt als international sehr attraktiv bewertet wird. Insbesondere Unternehmen aus dem Rhein-

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Main-Gebiet nennen die Nähe zum Flughafen als großen Standortvorteil sowohl für ihre Kunden als auch für das eigene Management. Dies spielt auch eine ausschlaggebende Rolle, für den Sitz der Deutschlandzentrale Frankfurt am Main bzw. die Rhein-Main-Region auszuwählen. Als weitere Kritik wurde der hohe Verwaltungsaufwand genannt, der bei Rückerstattungen von Steuern und Abgaben erforderlich wird. So muss eine Vielzahl an internen Statistiken, Rechnungsprüfungen und mitunter Zollmitteilungen erstellt und vorgelegt werden. Befragt nach den Absatzchancen eigener energieerzeugender bzw. energieeinsparender Produkte zeigte sich, dass mehrere der Unternehmen direkt oder indirekt diese Produkte erzeugen oder zumindest als Produzent von Vorleistungen für andere Unternehmen fungieren. Als Forschungsaktivitäten wurden z.B. Bau und Weiterentwicklung von Teilen für Windkraft- und Photovoltaikanlagen, die Entwicklung leichterer Materialien, da diese Werkstoffe auch zur Verringerung des Energieverbrauches nachgefragt werden, sowie Verbesserungen von Smart Grid-Techniken genannt. Nach den im April geführten ergänzenden Telefonbefragungen speziell zu den aktuellen Einschätzungen und Erfahrungen nach Erhöhung der EEG-Umlage zum 1. Januar 2013 ist festzustellen, dass für Unternehmen, die weitgehend von der EEGUmlage entlastet sind, die Auswirkungen durch den Anstieg der EEG-Umlage von 3,6 ct/kWh im Jahr 2012 auf 5,3 ct/kWh im Jahr 2013 bisher allenfalls gering waren. Hingegen ist für alle anderen Unternehmen, die das strenge 14%-Kriterium nicht erfüllen, aber ebenfalls hohe Energieverbräuche von 1 GWh und deutlich darüber haben, die fast 50-% Anhebung der EEG-Umlage allerdings spürbar ausgefallen. Diese nicht-begünstigten aber stromintensiven Unternehmen empfinden die Befreiungstatbestände verstärkt als ungerecht. Es wurde angeregt, die Gewährung von Umlageentlastungen an das Kriterium der Energieeffizienz zu koppeln. Die politische und gesellschaftliche Entscheidung zur Energiewende wurde von allen Interviewpartnern als richtig und notwendig gesehen, die tatsächliche Ausgestaltung des EEG jedoch überwiegend als kritisch und Reform bedürftig eingeschätzt. Insbesondere diene es nicht der längerfristigen Planungssicherheit, da häufig Änderungen durchgeführt und noch häufiger Alternativvorschläge diskutiert werden.

35


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

4.3

Unternehmensstrategien

Sensibilisierung für Energieeinsparungen Für die weit überwiegende Mehrzahl der Unternehmen haben Energieeinsparungen bzw. Steigerungen der Energieeffizienz eine hohe bis sehr hohe Bedeutung. Dies steht im Einklang mit den Ergebnissen der Mittelstandsbefragung, bei der auch von 90 % der befragten KMU Energieeffizienzsteigerungen als adäquates Mittel genannt wurden, um auf Energiepreissteigerungen zu reagieren. Abbildung 12: Bedeutung des Themas Energieeinsparungen bzw. Energieeffizienz für das eigene Unternehmen?

eher wichtig 32%

neutral 8%

eher unwichtig 2%

sehr wichtig 58%

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Dies ist unabhängig von der Branchenzugehörigkeit und der Größenstruktur der befragten Unternehmen gültig. Allerdings scheinen die Eigentumsverhältnisse einen Einfluss zu haben: So antworten die zu ausländischen Konzernen gehörenden Unternehmen fast viermal öfter mit sehr wichtig (15) als mit eher wichtig (4). Bei deutschen Konzernen und Familienunternehmen lauten die Relationen 8 (sehr wichtig) zu 6 (eher wichtig) bzw. 12 (sehr wichtig) zu 9 (eher wichtig). Eigene Stromerzeugungskapazitäten Von Energieberatern wird die Eigenstromerzeugung zunehmend als eine Maßnahme gesehen, um dauerhaft Stromkosten zu senken, da Eigenstrom weitgehend von Steuern und Abgaben befreit ist. Bisher hat von den Befragungsteilnehmern fast

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jedes dritte Unternehmen in entsprechende Stromerzeugungsanlagen investiert. Ebenfalls jedes dritte Unternehmen plant den Auf- oder Ausbau der eigenen Stromerzeugung. Während bei Differenzierung nach Beschäftigtengrößenklassen keine signifikanten Unterschiede im Antwortverhalten festzustellen sind, scheinen Unternehmen ausländischer Konzerne deutlich weniger in Stromerzeugungsaggregate zu investieren (3 ja gegenüber 18 nein) als Unternehmen deutscher Konzerne (6 ja gegenüber 10 nein) und insbesondere Familienunternehmen (9 ja gegenüber 14 nein). Ein Grund könnte in deren tendenziell höheren regionalen Verbundenheit liegen, da der Aufbau eigener Stromerzeugungskapazitäten häufig mit höheren Investitionssummen und längeren Abschreibungslaufzeiten einhergehen kann. Außer der Eigenstromerzeugung verwendet bzw. plant ein gutes Drittel der Unternehmen weitere Maßnahmen bei der Strombeschaffung. Die Nutzung von Größenvorteilen beim Stromeinkauf durch Kooperationen mit anderen Unternehmen bzw. die zentrale Beschaffung über den gesamten Konzern hinweg werden dabei am häufigsten genannt. Es folgt die Vereinbarung flexibler Stromtarife. In Einzelfällen werden der Aufbau eines virtuellen Kraftwerks, die Nutzung von Kraft-WärmeKopplung (KWK), die Bereitstellung von Minutenreserven und sekundärer Regelleistung genannt, denen gemeinsam die Autonomie in der Stromversorgung bzw. die Gewährleistung der Versorgungssicherheit durch dezentrale kleinere Stromerzeugungseinheiten ist. Schwierigkeiten bei der weiteren Senkung des Energieverbrauchs Obwohl die Mehrzahl der Unternehmen Im Hinblick auf Energieeinsparungen bereits sehr sensibilisiert ist, sehen sie auch eine Reihe von Gründen, die eine weitere deutliche Reduktion des Energieverbrauchs zumindest verlangsamen können. In der folgenden Tabelle sind hierfür die von den Unternehmen angekreuzten Hinderungsgründe nach der Höhe der Nennungen sortiert. Aus den ersten vier Platzierungen wird ersichtlich, dass die Unternehmen bereits in erheblichem Maße wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen durchgeführt haben. Jedes dritte Unternehmen sieht z.B. die technischen Effizienzpotenziale bereits weitgehend als ausgeschöpft an. Weitere Energieeinsparungen wären demnach nur noch mit größeren Investitionsvorhaben zu realisieren, die oftmals auch längere Amortisationszeiten bedeuten. Jedes zweite Unternehmen sieht genau diese langen Amortisationszeiten als den wichtigsten Hinderungsgrund. Fast genauso viele Nennungen entfallen auf Planungsunsicherheiten, die auf fehlende oder öfter wechselnde Vorgaben durch den Gesetzgeber zurückzuführen sind.

37


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Jeweils knapp 15 Unternehmen bzw. fast jeder vierte Teilnehmer gab zudem fehlende personelle Kapazitäten zur Identifikation, Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen oder fehlendes Kapital zur Durchführung von Investitionen als Gründe an. Oder es werden schlichtweg andere betriebliche Ziele als vorrangig erachtet. Schließlich ist noch zu erwähnen, dass fünf Unternehmen dezidiert keine Hinderungsgründe sehen, weitere Energieeinsparungen durchzuführen. Tabelle 7: Warum könnten weitere Energieeinsparungen schwierig sein? Gründe Die Amortisationszeit der Maßnahmen ist zu lang. Planungsunsicherheit durch fehlende / sich ständig ändernde Vorgaben aus der Politik. Die wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen wurden bereits durchgeführt, d.h. die Kosten für weitere Maßnahmen sind wahrscheinlich höher als die zu erwartende Einsparung. Die technischen Effizienzpotenziale wurden bereits weitgehend ausgeschöpft. Es fehlen personelle Kapazitäten für die Identifikation, Planung und Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen.

Nennungen 30 29 22 21 14

Andere betriebliche Ziele sind vorrangig.

13

Es fehlt das Kapital für investive Maßnahmen.

13

Es bestehen keine Hemmnisse.

5

Es fehlen detaillierte Informationen zum Energieverbrauch bzw. zu energieeffizienten Alternativen / Technologien.

4

Der Betriebsablauf bzw. die Produktionssicherheit würde gefährdet.

3

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

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HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Weitere strategische Planungen Abschließend waren die Unternehmen aufgefordert, Grundtendenzen ihrer strategischen Planungen anzugeben. Von knapp der Hälfte der an der schriftlichen Befragung teilgenommenen Unternehmen und damit mit Abstand am häufigsten wurden Änderungen von Produktionsabläufen genannt. Diese Überlegungen wurden auch in den Interviews geäußert; diesbezügliche Aktivitäten werden im Folgenden noch konkreter thematisiert. Über Verlagerungen von Produktionsaktivitäten wird etwa in jedem fünften Unternehmen als eine mögliche Option nachgedacht, wobei das Spektrum theoretisch von der Auslagerung einzelner Produktionsprozesse bis hin zur Schließung des gesamten Produktionsstandortes reichen kann. Die dritte Antwortmöglichkeit „Entwicklung neuer Geschäftsfelder“ wurde nur von sehr wenigen Unternehmen als eine mögliche Handlungsoption gesehen. Tabelle 8: Welche weiteren strategischen Planungen finden statt? Planung von …

Nennungen

Änderungen von Produktionsabläufen

25

Verlagerungen energieintensiver Produktionsaktivitäten

13

Entwicklungen neuer Geschäftsfelder

3

Quelle: Unternehmensbefragung der Hessen Agentur.

Ergänzungen aus den persönlichen Interviews Die Unternehmen zeigten in den Interviews ein breites Instrumentarium zur Ressourcenschonung und zur Steigerung der Energieeffizienz auf. Allerdings ist die Intensität, mit der in der Vergangenheit bereits Maßnahmen umgesetzt wurden, unterschiedlich ausgeprägt. Als konkrete Maßnahmen wurden genannt: die Zertifizierung nach der seit Dezember 2011 geltenden DIN EN ISO 50001 zum Nachweis der Implementierung eines Energiemanagementsystems ist Voraussetzung zur Gewährung des Spitzenausgleichs für große Unternehmen

39


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

des Produzierenden Gewerbes;21 in allen Unternehmen liegt entweder eine entsprechende Zertifizierung bereits vor oder sie soll in absehbarer Zeit erfüllt werden; Nutzung von spezifischen Aus- und Weiterbildungsangeboten der Industrieund Handelskammern z.B. zum Energiemanager; Nutzung von Größeneffekten durch gemeinsamen Stromeinkauf sowohl im konzernweiten Verbund als auch mit benachbarten Unternehmen; i.d.R. werden dabei eher langfristige Lieferverträge für die Stromversorgung vereinbart mit Laufzeiten von zwei bis drei Jahren, in Ausnahmefällen auch noch längere; insbesondere Unternehmen mit mehreren Produktionsstätten fördern einen systematischen Erfahrungsaustausch im Hinblick auf die Erzielung von Effizienzsteigerungen, um so Best-Practice-Beispiele schnell und günstig auch „weltweit“ realisieren zu können; in ähnlicher Weise wurden konzertierte Aktionen/Abstimmungen zwischen den einzelnen Werken, quartalsweisen Treffen von eigens gebildeten werks- bzw. niederlassungsübergreifenden EnergieTeams sowie der Setzung von Benchmarks berichtet; im Einzelfall wird das weltweite Energiemanagement zentral von Hessen aus betrieben; systematische Bestandsaufnahme von Gebäuden im Hinblick auf ihren spezifischen Energieverbrauch und Abarbeitung von Sanierungsmaßnahmen gemäß der Reihenfolge der größten zu erwartenden Effizienzgewinne; Sensibilisierung der Mitarbeiter für den Energieverbrauch und mögliche Einsparungen und oftmals direkte Beteiligung durch ein (prämiertes) Vorschlagswesen; Aufbau einer umfassenden Gebäude-Leittechnik mit Temperatur- und Beleuchtungskontrolle; systematische Substitution relativ energieintensiver Druckluft betriebener Prozesse, auch wegen des damit verbundenen wartungsintensiven Leitungssystems; Einführung neuer Produktionsverfahren, z.B. die Verwendung von Niedertemperaturpulver. In einigen interviewten Unternehmen gehört die Schonung von Ressourcen zur erklärten Unternehmensphilosophie, aber auch für die restlichen Unternehmen ist ein 21 Dies wurde am 1. August 2012 zwischen der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft zur Steigerung der Energieeffizienz vereinbart.

40


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

sparsamer Verbrauch von Strom und Energie schon aus Kostengründen bereits lange zur Selbstverständlichkeit geworden. Als Folge langjähriger Anstrengungen die Effizienz zu steigern haben sich die jährlich zu realisierenden Einsparvolumina jedoch spürbar reduziert. Waren z.B. vor einigen Jahren noch jährliche Strom- und Energieeinsparungen von 10 % und mehr zu realisieren, stellt ein Rückgang des Energieverbrauchs von 3 bis 4 % pro Jahr heute oftmals eine echte Herausforderung dar. In diesem Zusammenhang wurde mehrfach auf die starren Vorgaben zur Erhöhung der Energieeffizienz (1,5 % p.a.) verwiesen, die zukünftig zur Gewährung von Vergünstigungen auf den Strompreis nachgewiesen werden müssen. „Die Luft wird langsam eng“ und „der Punkt ist erreicht, wo weitere Einsparungen wehtun“, so formulierten dies die Interviewpartner.

4.4

Anregungen und Handlungsempfehlungen

Die Teilnehmer wurden am Ende des Fragebogens gebeten, ihre persönlichen Meinungen, Anregungen und Vorschläge zur Umsetzung der Energiewende in Hessen zu äußern. Davon machten 21 der insgesamt 61 Befragungsteilnehmer – also jeder Dritte – z.T. umfangreich Gebrauch. Generell überwiegt eine positive Grundeinstellung zur Durchführung der Energiewende. Nur vereinzelt wurden prinzipiell ablehnende Haltungen geäußert. Im Wesentlichen lassen sich die Anregungen und Kommentierungen zu drei Gruppen zusammenfassen. I. Anregungen für eine Umgestaltung der Förderung Erneuerbarer Energien Mit der gegenwärtigen Ausgestaltung der Fördermaßnahmen für die Erzeugung Erneuerbarer Energien sind die Unternehmen überwiegend nicht zufrieden, wobei die kritischen Stimmen von einer grundlegenden Umgestaltung der Förderung von Erneuerbaren Energien und KWK (Kraft-Wärme-Kopplung) bis hin zur Kritik an einzelnen Maßnahmen reichen. Insbesondere sollten bei der Festlegung von Einsparvorgaben, deren Erfüllung die Voraussetzung für das Gewähren von Entlastungen ist, statt starrer Vorgabewerte die tatsächlichen Produktionsgegebenheiten sehr viel stärker berücksichtigt werden als dies heute der Fall ist. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollten zunächst alle „Energieverschwender“ durch neue Anlagen ersetzt und nicht bereits sehr effiziente Maschinen noch weiter optimiert werden. So könne mit dem eingesetzten Kapital die größte Energieersparnis erzielt werden. In die gleiche Richtung zielt die Anregung, bereits in den vergangenen Jahren erfolgte Maßnahmen zur Energieeinsparung dadurch mit zu berücksichtigen, dass als Kriterium für Entlastungen der effiziente Energieeinsatz je Produktionseinheit be-

41


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

trachtet wird. Bereits erfolgte Effizienzmaßnahmen könnten auch z.B. in Form eines Punktesystems in die Bewertung eingehen. Auf jeden Fall sollte vermieden werden, dass in der Vergangenheit erfolgte Investitionen zur Energieeinsparung im Nachhinein sogar zu Benachteiligungen führen, da die Realisierung von Einsparpotenzialen sehr wohl davon abhängt, von welchem Niveau aus die Maßnahmen beginnen: So könne ein Unternehmen, das bisher noch keine Einsparmaßnahmen vorgenommen habe, schon mit geringen Investitionsmitteln die geforderten Vorgaben erfüllen, für die ein Unternehmen, das bereits in der Vergangenheit in hohem Maße Einsparmaßnahmen realisiert hat, in der Regel einen deutlich höheren finanziellen Aufwand betreiben müsse. In diesem Zusammenhang wurde zudem angeregt, bereits erfolgreich umgesetzte Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz verstärkt zu kommunizieren. Eine systematische Sammlung von entsprechenden Best-Practice-Beispielen aus der Unternehmenspraxis könne aufzeigen, dass energiesparende Verfahren betriebswirtschaftlich rentabel und damit ein lohnendes Investitionsobjekt sein könnten. Speziell zur Umgestaltung der EEG-Abgabe wurde für Entlastungen eine Staffelung proportional zum Energieverbrauch bzw. zur Wertschöpfung vorgeschlagen. Dies könne Nachteile der bisherigen starren Grenzen der EEG-Förderung vermeiden, wie z.B. Fehlanreize für Unternehmen an der Fördergrenze, den Energieverbrauch künstlich zu erhöhen, um die Förderkriterien zu erfüllen. II. Anregungen zur Entlastung der Unternehmen von Steuern und Abgaben im Rahmen der Energiewende Auf breiter Front wurde die bereits jetzt schon hohe Belastung der Unternehmen als Folge der Energiewende hervorgehoben. Jede weitere zusätzliche Belastung, z.B. zur Finanzierung des Netzausbaus oder zur Vorhaltung von Reservekapazitäten, wird mehrheitlich ausdrücklich abgelehnt. Für im internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen sollten die bisher geltenden Ausnahmeregelungen erhalten bleiben und möglichst noch erweitert werden. In diesem Zusammenhang wurde auch betont, dass hessische/deutsche Produktionsstandorte im Ausland nicht nur mit Produktionsstandorten ausländischer Unternehmen, sondern oftmals auch mit konzerneigenen Standorten z.B. aus anderen EU-Ländern konkurrieren müssen. Um die Energiebilanz von Gebäuden deutlich zu verbessern, sollten gezielt Anreize durch eine entsprechende steuerliche Abzugsfähigkeit für Maßnahmen der energetischen Gebäudesanierung eingeführt werden.

42


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Insbesondere Unternehmen mit kontinuierlich hohen Stromverbräuchen von 8.000 Stunden pro Jahr betonen die Bedeutung der Versorgungssicherheit. Daher wird gefordert, dass auch selbsterzeugter Strom aus KWK-Anlagen EEG-befreit bleiben müsse. Zusätzlich sollte aus Sicht der Unternehmen der Aufbau eigener Stromerzeugungskapazitäten z.B. für Blockheizkraftwerke durch Investitionszuschüsse und -beihilfen gefördert werden. Für Strom, der in einem Industriepark durch den Betreiber selbst erzeugt wird, gelten für die ansässigen Unternehmen nach den bisherigen Regelungen nicht die Eigenstromprivilegien. Dies ist aus deren Sicht nicht verständlich und dringend reformbedürftig. III. Verbesserung der Rahmenbedingungen durch die Politik Die Anregungen an die Adresse der Politik beziehen sich im Wesentlichen auf eine bessere Abstimmung auf allen politischen Ebenen, angefangen von der Europäischen Union, innerhalb derer die zentralen Rahmenbedingungen festgelegt werden, über den Bund, die Länder bis hin zu den Kommunen. Das Gelingen der Energiewende in Deutschland sei ein überregionales Projekt, in dem nicht abgestimmte Alleingänge z.B. auch von Bundesländern fehl am Platze seien. Als eine wichtige Aufgabe der Politik wird darüber hinaus gesehen, die Gesetze verständlicher bzw. transparenter zu vermitteln als dies bisher der Fall gewesen sei. Für Unternehmen sei zudem die Planungssicherheit von herausragender Bedeutung, da diese Grundvoraussetzung für alle Investitionsentscheidungen ist – z.B. für umfangreiche Investitionen in eigene Stromerzeugungskapazitäten –, und Unsicherheit leicht einen Investitionsstau zur Folge haben könne. Angesprochen wurden auch die Nutzungskonkurrenzen bei natürlichen Ressourcen der Lebensmittelwirtschaft mit der Forderung, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien nicht auf Kosten der Lebensmittelpreise erfolgen dürfe und mögliche Fehlentwicklungen von der Politik korrigiert werden müssten. Einige Unternehmen haben sich besorgt über zu befürchtende Stromschwankungen aufgrund unsicherer Netze geäußert und dezidiert die Aufrechterhaltung des gegenwärtigen Status-quo an Versorgungssicherheit mit dem Hinweis gefordert: „Höhere Strompreise und eine gleichzeitige Verschlechterung der Leistungen vertragen sich nicht!“

43


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Ergänzungen aus den persönlichen Interviews Die meisten der bisher dargelegten Anmerkungen aus den Fragebögen wurden auch in den persönlichen Interviews ausführlich thematisiert. An dieser Stelle sollen daher nun noch darüber hinausgehende Aspekte erörtert werden. Unabdingbar ist aus Sicht der Unternehmen die Verlässlichkeit der Politik. Klare Zielvorstellungen, die in möglichst breitem Konsens von der Gesellschaft mitgetragen werden, müssen den Weg aufzeigen, wo Hessen energiepolitisch hin will. Entscheidungen über die Zusammensetzung der Erneuerbaren Energien – Photovoltaik, Biomasse, Wind on-/offshore – müssen gefällt und die daraus folgenden Konsequenzen aufgezeigt werden. Die einzelnen Umsetzungsschritte müssten als koordiniertes Vorgehen aller Akteure erfolgen, wobei ein Technologiefahrplan z.B. in Form einer „Roadmap“ hilfreich sei. Wünschenswert seien dabei kurzfristige Zwischenziele und konkrete Aktivitäten, statt nur langfristige Zielvorgaben für die Jahre 2020, 2030 oder 2050. Kritisiert wurde der hohe bürokratische Aufwand, der für den Nachweis von Entlastungs- bzw. Befreiungstatbeständen für Steuern, Abgaben und Umlagen auf den Energieverbrauch zu leisten ist. Zudem werde das gesamtwirtschaftliche konjunkturelle Umfeld bei der Gewährung von Privilegien zu wenig berücksichtigt: Wenn z.B. in einer konjunkturellen Krisensituation die Produktion zurückgehe und damit auch der Energieverbrauch sinke, könne bei der Verknüpfung der Kriterien der „Besonderen Ausgleichsregelungen“ an starre Verbrauchswerte die Situation eintreten, dass die Energiekosten bei Unterschreiten des Vorgabewertes stark anstiegen und das Unternehmen dadurch in der Krisensituation noch zusätzlich belastet würde. Angeregt wurde in diesem Zusammenhang eine enge Abstimmung zwischen Bund und Bundesländern. Positive Initiativen aus anderen Bundesländern sollten übernommen werden. Da viele große Industrieunternehmen Bundesländer übergreifende Niederlassungen haben, könnte auch deren diesbezügliches Know-how, z.B. in Gesprächskreisen von Unternehmen und Politik, eingebracht werden. Generell wurden regelmäßige Gespräche zwischen Politik und Wirtschaft als Wunsch geäußert („Ohr zur Industrie“). Als zielführend wurde in den Gesprächen auch eine Bündelung der Energiepolitik unter einer Zuständigkeit bzw. in einem Ministerium angeregt. Die Grundvoraussetzung für Investitionen z.B. in den Aufbau einer eigenen Stromerzeugung seien klare Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit. Zudem sollten Energieeinsparungen durch monetäre Anreize gefördert werden.

44


HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung –

Für Unternehmen, die große Hoffnungen mit dem Gelingen der Energiewende verbinden, ist das gegenwärtige Tempo zu langsam. Der Zubau Erneuerbarer Energien müsse nach deren Ansicht forciert werden. Gewünscht wurde in den Interviews eine klare Kommunikation, dass die Energiewende nicht zum Null-Tarif zu haben ist. Vermisst werden auch „Meilensteine“ für eine eher kürzer- bis mittelfristige Erfolgskontrolle für Hessen. Betont wurde von mehreren Seiten, dass nach eigenen Erfahrungen die kontroverse Diskussion über die Umsetzung der Energiewende und insbesondere die zu erwartenden großen Preiserhöhungen im Ausland mit zunehmender Skepsis wahrgenommen würden. Dies könnte sich insbesondere bei ausländischen Konzernen, die in Deutschland / Hessen Niederlassungen betreiben, negativ bei zukünftigen Standortentscheidungen auswirken, wobei nicht sofort der ganze Standort betroffen sein müsse, allerdings sehr wohl einzelne Produktionssparten.

45


Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

5

Fazit

Die großen Industrieunternehmen in Hessen sind sehr gut über das Thema Energiewende informiert. In den Interviews haben sich ausnahmslos alle Gesprächspartner profund zu den Auswirkungen der Energiewende auf ihre Unternehmen am Standort in Hessen geäußert. Die weit überwiegende Mehrzahl der großen Industrieunternehmen sieht durch die Energiewende vor allem Risiken auf ihr Unternehmen zukommen, wobei in erster Linie steigende Preise für Strom und Energie befürchtet werden. Unternehmen, die Teil ausländischer Konzerne sind, äußern deutlich schlechtere Zukunftserwartungen als Familienunternehmen mit regionalen Wurzeln. Insbesondere energieintensive Unternehmen, die in hohem Maße im internationalen Wettbewerb stehen, sehen keine Spielräume für weitere Strompreissteigerungen, da für standardisierte Massenprodukte auch kleine Preisschwankungen zu Absatzrückgängen führen. Da für viele große Industrieunternehmen Strom und Energie wichtige Produktionsfaktoren darstellen, wird eine detaillierte Verbrauchskontrolle oft schon seit vielen Jahren betrieben und die betriebswirtschaftlich lohnenden Einsparmaßnahmen wurden und werden umgesetzt. Die interviewten Unternehmen sind fast ohne Ausnahme DIN-zertifiziert bzw. betreiben Energiemanagementsysteme. Daher charakterisieren die meisten Unternehmen ihre Produktionsverfahren bereits als sehr energieeffizient. Sie befürchten Nachteile, falls zur Erlangung von Vergünstigungen zu hohe und starre Einsparvorgaben erfüllt sein müssen. Als fundamentale Kritik an der gegenwärtigen Umsetzung wurde sowohl in den meisten Interviews als auch in der schriftlichen Befragung dezidiert die fehlende oder zumindest ungenügende Planungssicherheit genannt, mit der die Unternehmen bei der Umsetzung der Energiewende konfrontiert sind. Gefordert wird ein auf allen politischen Ebenen abgestimmter verbindlicher Masterplan, der auch von breiten Teilen der Gesellschaft mitgetragen werden kann. Nach den im April geführten ergänzenden Telefonbefragungen speziell zu den aktuellen Einschätzungen und Erfahrungen nach Erhöhung der EEG-Umlage zum 1. Januar 2013 ist festzustellen, dass für Unternehmen, die weitgehend von der EEGUmlage entlastet sind, die Auswirkungen durch den Anstieg der EEG-Umlage von 3,6 ct/kWh im Jahr 2012 auf 5,3 ct/kWh im Jahr 2013 allenfalls gering waren. Hingegen ist für alle anderen Unternehmen, die das strenge 14%-Kriterium nicht erfüllen, aber ebenfalls hohe Energieverbräuche von 1 GWh und deutlich darüber haben, die fast 50%ige Anhebung der EEG-Umlage spürbar ausgefallen. Diese

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nicht-begünstigten, aber stromintensiven Unternehmen empfinden die Befreiungstatbestände mittlerweile verstärkt als ungerecht. Es wurde angeregt, das Kriterium der Energieeffizienz an die Gewährung von Umlageentlastungen zu koppeln. Von allen Interviewpartnern wird die Energiewende nach wie vor als richtig und notwendig gesehen. Das EEG selbst jedoch wird überwiegend kritisiert und als Reform bedürftig gesehen. Oberes Ziel müsse dabei eine langfristige Planungssicherheit für die Wirtschaft sein.

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Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Tabellenverzeichnis Tabelle 1

2

Seite

Betriebe, Beschäftigte, Umsatz, Exportquote und sektorspezifische Stromverbräuche im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Hessen im Jahr 2011

4

Definition der „energieintensiven Industrie“ in verschiedenen Gesetzen (2012)

9

3

Kurzcharakterisierung der schriftlichen Unternehmensbefragung

17

4

Stromverbrauch nach Größenklassen und Strom- bzw. Energieintensität

23

5

Auswirkungen der Energiewende auf …

31

6

Chancen- und Risikobeurteilung der Großen Industrieunternehmen im Vergleich zur Mittelstandsbefragung

33

7

Warum könnten weitere Energieeinsparungen schwierig sein?

38

8

Welche weiteren strategischen Planungen finden statt?

39

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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 2

Seite

Elektrizität für die Industrie im internationalen Preisvergleich im Jahr 2012

6

Entwicklung des Durchschnittsstrompreises für die Industrie (mit einem Jahresverbrauch von 0,2 bis zu 20 GWh/Jahr)

8

3

Eigentümerverhältnisse der teilnehmenden Unternehmen

20

4

Beschäftigtengrößenklassen in Hessen

21

5

Branchenzusammensetzung

22

6

Branchenzusammensetzung: „Produziert Ihr Unternehmen strom- bzw. energieintensiv?“

23

7

„Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende …

25

8

Beschäftigtengrößenklassen und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?

26

Eigentümerverhältnisse und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?

28

Strom-/Energieintensität und Fragen „Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Energiewende für den Wirtschaftsstandort Hessen ein?

29

Verbinden Sie mit der Energiewende eher Chancen oder eher Risiken für Ihr Unternehmen?

32

Bedeutung des Themas Energieeinsparungen bzw. Energieeffizienz für das eigene Unternehmen?

36

9 10 11 12

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Energiewende: Strategien großer energieintensiver Unternehmen in Hessen

Literaturverzeichnis Bauer, C.; Harsche, J.; Ramsauer, K.: Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 2: Chancen und Risiken für den hessischen Mittelstand, HA-Report Nr. 851, Wiesbaden 2013. Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: Liste 25. April 2013 http://www.bafa.de/bafa/de/energie/besondere_ausgleichsregelung_eeg/publikation en/index.html. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie: Monatsbericht 09/2013. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): Strompreisanalyse mit Stand Januar 2013. Germany Trade & Invest (2011): Pressemitteilung „Deutsche Industriestrompreise bei hohem Verbrauch niedriger als EU-Durchschnitt“ (http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=75182.html). Küchler, S.: Strompreise in Europa und Wettbewerbsfähigkeit der stromintensiven Industrie, Forum Ökologisch Soziale Marktwirtschaft, Berlin 2013. Seefeldt, F.; Claaßen, T.: Untersuchung einer Nachfolgeregelung zur Energie- und Stromsteuerentlastung, Prognos, Berlin 2011, S. 52. Statistik E-I Verarbeitendes Gewerbe (Endgültige Ergebnisse der Monats- und Jahresberichterstattung 2011); Statistik E-IV-4 Energieverbrauch im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Hessen 2011; Hessisches Statistisches Landesamt, Wiesbaden, 2012 bzw. 2013. Van den Busch, U.; Gauler, A.; Harsche, J.: Auswirkungen der Energiewende auf die hessische Wirtschaft – Modul 1: Basisdaten zu Energieversorgung und -verbrauch in Hessen; Theoretische Analyse der volkswirtschaftlichen Effekte, HA Report Nr. 828, Wiesbaden 2012. VIK Pressemitteilung vom 12.10.2012: Förderung Erneuerbare Energien – auch „entlastete“ Unternehmen zahlen hunderttausende Euro.

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