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Deutsches Olympisches Jugendlager
BERICHT ZUM DOJL
von Aylin Semrau
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Das Deutsche Olympische Jugendlager, was von der „Deutschen Sport Jugend“ und der Deutschen Olympischen Akademie unter dem Dach des DOSB veranstaltet wird, findet normalerweise immer parallel zu den Olympischen Spielen an dem jeweiligen Ausrichtungsort statt.
Das Olympische Jugendlager hat es sich zum Ziel gesetzt, jungen Nachwuchssportlern und engagierten jungen Menschen Einblicke rund um die Olympischen Spiele zu geben.
Rund 50 Jugendliche werden für jedes Jugendlager ausgewählt. Dieses Jahr konnten Jona Pörsch und Antonia Beck die Jury davon überzeugen, dass sie geeignete Teilnehmer des Jugendlagers sind.
Erfahrungsbericht:
Am 21. Juli 2021 hätten wir zu den Olympischen Spielen nach Tokio fliegen sollen, um dort für 14 Tage an einem binationalen Austausch mit weiteren 50 japanischen Jugendlichen teilzunehmen. Die Enttäuschung war groß, als beschlossen wurde, das Jugendlager in Tokio nicht stattfinden zu lassen.
Stattdessen wurde als Ersatz mit allen Teilnehmern eine Woche lang das Jugendlager in Frankfurt abgehalten. Wir hätten vorher nicht gedacht, dass dies so eine großartige Erfahrung für uns werden würde! Das ursprünglich geplante, persönliche Kennenlernen wurde zwar nur online abgehalten, doch schon hier konnte man erahnen, dass es ein großartiges Programm mit vielen interessanten Menschen geben würde.
Vom 29.07.21 bis 05.08.2021 waren wir mit 43 Teilnehmerinnen und Teilnehmern und acht Betreuerinnen und Betreuern im Landessportbund Hessen untergebracht.
Nach dem ersten Kennenlernen hatten wir jeden Tag ein umfangreiches Programm mit unterschiedlichsten Angeboten. Es fanden in dieser Woche eine Vielzahl von Workshops mit spannenden Referentinnen und Referenten statt: ● Wir lernten den Sportökonom und Sportsoziologen
Herrn Professor Holger Preuß kennen, der bei zahlreichen Olympischen Spielen zugegen war. Er referierte über die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen der olympischen Bewegung. ● Es gab eine Liveschaltung nach Tokio mit Lenka
Dienstbach-Wech, ehemalige Teilnehmerin (Rudern) sowie derzeitige Ärztin bei den Olympischen Spielen. ● Der erste Vorsitzende der Deutschen Sportjugend,
Stefan Raid, referierte mit seinen Kollegen über
Engagement-Förderung. ● Die UN-Jugenddelegierten, Franka und Ruszlan, diskutierten mit uns über Völkerverständigung und
Völkerdiplomatie.
● Petra Tzschoppe, Gudrun Doll-Tepper und Katja Lüke aus dem DOSB Präsidium sprachen mit uns über geschlechtergerechte Teilhabe und Inklusion im
Sport. ● Jessica Bohr von der Deutschen Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit hielt einen Workshop über „sport for development“. ● Holger Kühne, Leiter der SWR Sportredaktion in
Mainz, zeigte uns am Beispiel der Olympischen Spiele, wie sich die Medienwelt verändert.
Alle Referentinnen und Referenten stellten sich nach den Workshops beim Essen oder anderen Gelegenheiten für persönliche Gespräche zur Verfügung, sodass wir auch Einblicke in persönliche Erfahrungen und interessante Lebenswege erhielten.

Es gab aber auch einen kulturellen Austausch mit dem japanischen olympischen Jugendlager. An vier Vormittagen trafen wir uns in Videokonferenzen zu den unterschiedlichsten Themen, wie etwa Nachhaltigkeit, Kultur und Landeskunde und natürlich den Olympischen Spielen selbst. Es war eine großartige Erfahrung für uns, hierbei auch viele Gemeinsamkeiten mit einem Land und den Menschen zu entdecken, welches 9.000 Kilometer entfernt von Deutschland liegt. An einem Morgen war sogar Johannes Weißenfeld, Silbermedaillengewinner des Deutschland Ruderachters, hinzugeschaltet, welcher uns aktuelle Eindrücke eines Medaillengewinners geben konnte. Ein gemeinsam eingeübter Flashmob mit den japanischen Jugendlichen war ein riesiger Spaß und hat gezeigt, wie Leichtigkeit und Verbundenheit auch auf Entfernung gelebt werden kann.
Neben den virtuellen Treffen wurde uns auch die japanische Kultur nähergebracht. Es gab Tanzkurse, ein gemeinsames japanisches Kochen, wir durften uns an der japanischen Kalligrafie versuchen und haben viel über Japans Geschichte, die aktuelle Situation und Traditionen gelernt.
Natürlich durften aber auch Spaß, Spiel und Sport nicht fehlen. In den Pausen konnten wir die Olympischen Spiele verfolgen, selbst Sport treiben oder Spiele spielen. Es gab eine Stadtrallye durch Frankfurt, Stand-UpPaddling und abends verausgabten wir uns teilweise in stundenlangen, heiß umkämpften Volleyball-Matches. Das Angebot zum Frühsport um 7:00 Uhr war dann freiwillig. Zwei absolute Highlights waren der Empfang der Athletinnen und Athleten am Montag- und Mittwochabend am Frankfurter Flughafen.
Mit lautem Gesang, vielen Fahnen, Bannern und super Stimmung hießen wir die an diesen Tagen ankommende Athletinnen und Athleten mit ihren Freunden, Familien sowie der Presse willkommen. Nicht nur die Athletinnen und Athleten waren beeindruckt von unserem Flashmob, den wir alle in gleicher, offizieller Bekleidung vorführten. Dies war ein großartiges Bild und brachte eine einzigartige Stimmung. Wir durften im An schluss noch mit in die Welcome Lounge der Lufthansa und die Athletinnen und Athleten hautnah erleben. Sie nahmen sich Zeit für Fotos und jeder, der wollte, durfte sich einmal eine Medaille umhängen. Das alles war Gänsehaut pur!

Statement Jona:
„Die gesamte Lagerzeit wurde uns ein spannendes und kurzweiliges Programm mit super interessanten und vielseitigen Angeboten geboten.
Es war ein unbeschreibliches Gefühl, wenn am Tag zuvor Athleten wie Lukas Dauser, die Handball Nationalmannschaft oder auch der Deutschland-Achter im Fernsehen zu sehen waren und dann 24 Stunden später mit ihnen lockere Gespräche in der Team Deutschland Lounge am Flughafen zu führen.“

Statement Antonia:
„Das Olympische Jugendlager 2020/2021 war, trotz der durch Corona eingeschränkten Situation, ein unvergessliches Erlebnis für mich.
Wir waren komplett fremd zusammengewürfelte Jugendliche, die zunächst nur ihre Leidenschaft zum Sport verband. Nach den acht Tagen trennten wir uns unter Tränen. Wir haben hautnah erlebt, wie Sport eine Brücke schlagen kann zu Freundschaft, Freude und gegenseitigem Respekt. Wir wuchsen zu einer neuen, kleinen Familie zusammen. Allein das war schon eine wertvolle und großartige Erfahrung. Die ganze Zeit herrschte eine ganz besondere Stimmung – energiegeladen und voller Lust auf mehr. Wir sind in dieser Woche eng zusammengewachsen und es herrschte eine unglaublich gute Stimmung. Dies dann noch gepaart mit den vielen Workshops und der Möglichkeit, so viele unterschiedliche Persönlichkeiten – von jung bis sehr erfahren – kennenlernen zu dürfen, hat mich sehr beeindruckt. Keiner der Referentinnen und Referenten oder Leiterinnen und Leiter war auf Distanz zu uns; im
Gegenteil, wir hatten alle die Chance auf einen persönlichen Austausch mit ihnen.
Ich habe, als eine der jüngsten
Teilnehmerinnen, in dieser kurzen
Zeit schnell die Hemmschwelle verloren, mich mit sehr erfahrenen Menschen auszutauschen und Fragen zu stellen.
Das Thema Nachhaltigkeit und wie wir mit Hilfe des Sports die
Zukunft gestalten können, wird mich mit Sicherheit auch außerhalb des Jugendlagers noch weiter beschäftigen.
Ein paar Sportlerinnen und Sportler durfte ich hautnah bejubeln, empfangen, umarmen und mit ihnen ein paar Worte wechseln. Das Glücksgefühl und die Gänsehaut sind etwas, das ich noch sehr lange nachfühlen werde.“


