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Wirtschaft
„Die Weitergabe des Feuers“
Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Familie Brandauer-Rastl fester Bestandteil des wirtschaftlichen Lebens in Bad Aussee. Mit Anna ist heute die jüngste – vierte – Generation fest in den Familienbetrieb integriert.
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„Ich habe immer eher Heimweh als Fernweh gehabt“, erzählt Anna Brandauer-Rastl, wenn man sie danach fragt, ob sie jemals in Erwägung gezogen hat, anderswo als in Aussee ihr Glück zu finden. „Also, nein – ich wollte immer daheim leben und arbeiten und das kann ich jetzt auch machen“, setzt sie fort. Keine Spur von „Landflucht-Gedanken“, kein auch noch so geringer Hauch eines Zweifels darüber, ob ihr Heimatort ein gutes wirtschaftliches Pflaster ist oder nicht. „Natürlich“, sagt die 24-Jährige, „ein Geschäft zu führen birgt Risiken und bringt eine ganze Menge Herausforderungen mit sich, aber das ist überall auf der Welt das gleiche! Und für unser Kerngeschäft, das Dirndl, ist wahrscheinlich kein Standort auf der Welt besser als Bad Aussee.“
Lebendige Tradition
„Es war bei uns schon immer so, dass Tradition zwar groß geschrieben wurde – der Begriff selbst aber als etwas Lebendiges, permanent Wachsendes und sich Veränderndes angesehen wird“, erklärt Anna Brandauer-Rastl den Familienwahlspruch. „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“, lautet dieser. Und in seinem Sinne betreibt sie auch die beiden „RastlExposituren“ Glückskind und Naturseifen in der Bad Ausseer Hauptstraße. „Ich habe die Modeschule in Hallein absolviert und natürlich möchte ich das dort Gelernte und alles, was mich inspiriert, in zukünftige Entwürfe einfließen
„Bad Ausseer Mitbringsel“, erschwinglich und trotzdem stilvoll, sind eine weitere Idee aus dem Hause Brandauer-Rastl und in den Geschäften in der Hauptstraße und am Meranplatz zu erwerben.
Bei allem Bestreben auch online immer am Laufenden zu sein, ist Anna Brandauer-Rastl davon überzeugt, dass der persönliche Kundenkontakt – vor allem in der Dirndlschneiderei – allerhöchste Priorität haben muss. „Eine ‚Dirndl-aus-dem-Internet-Option‘ wird es bei uns nie geben“, sagt sie.
Foto: Weilbuchner
lassen“, geht Anna ins Detail. Familienintern beflügle man sich außerdem gegenseitig mit Ideen und Konzepten. „Die Omi genauso wie meine Mama oder mein Papa“, sagt Anna Brandauer-Rastl.
Herausforderungen
Die touristische Prägung Bad Aussees ist in den Augen Anna Brandauer-Rastls auf der einen Seite ein Segen – auf der anderen Seite aber auch eine große Herausforderung. Die Tatsache ist nicht wegzudiskutieren, dass man ohne die traditionellen Sommergäste nicht in der Form, wie man es gewohnt ist, wirtschaftlich existieren könnte. Gleichzeitig macht es der Trend zum Zweitwohnsitz jungen Einheimischen aber zusehends schwieriger, sich das Leben daheim leisten zu können. „Ja“, sagt sie. Landflucht sei tatsächlich ein Phänomen, welches ihr im eigenen Bekanntenkreis begegnet. Das liegt aber nicht am Wirtschaftsstandort Bad Aussee, sondern eher am Wohnbaustandort Bad Aussee.
„Und trotzdem wünscht man sich als Wirtschaftstreibende Initiativen, die auch die weniger starken Monate des Jahres für Gäste attraktiver machen.“ Eine Idee, die genau in diese Kerbe schlägt, kommt übrigens aus dem Hause BrandauerRastl selbst. „Das Dirndlspringen, das wir auch schon einmal im Dezember in der Traun veranstaltet haben, hat meine Omi ins Leben gerufen.“
Foto: Weilbuchner
MAWEKO blickt nach vorn
Mit dem aktiven Einstieg von Eva Machart in die Geschäfte des Autohauses werfen Vater und Tochter gemeinsam einen Blick in die Zukunft des Kfz-Business.
Es war für Eva Machart nicht immer klar, dass ihre Zukunft daheim am Land, in Aussee liegt. Jugendlich und voller Tatendrang verließ sie mit Erlangen der Volljährigkeit die Heimat und es zog sie nach Wien. In der Stadt musste sie allerdings bald erkennen, dass das Leben anderswo doch nicht immer besser ist als zu Hause. „Wirtschaftlich und vor allem, was die Lebensqualität betrifft“, sagt die heute 35-Jährige, „ist am Land eigentlich alles einfacher – nicht schwieriger!“ Sie ist nicht die einzige in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, die diese Erfahrung gemacht hat.
Die Fortsetzung einer langen Tradition
Schon in den 60er-Jahren begann Erich Plasonig an der Stelle der heutigen Werkstatt MAWEKO mit dem KfzHandel der Marke Mazda. „Mein Vorgänger war einer der ersten in Österreich, der mit den japanischen Automobilen auf den Markt ging“, erzählt Walter Machart, gegenwärtiger Inhaber und Chef des Unternehmens. Als Plasonig in den 80er-Jahren dann in Pension ging, übernahmen Walter MAchart, Herbert WEinhandl und Helmut KÖberl, davor Mitarbeiter bei Mazda Plasonig, das Geschäft und MAWEKO war entstanden. „Herbert Weinhandl ist leider verstorben, Helmut Köberl ging in den Ruhestand. Zurzeit des traurigen Anlasses entschloss sich meine Tochter Eva, zum Unternehmen zu stoßen“, erzählt Walter Machart. „Es war eigentlich nie so richtig geplant und am Anfang war es auch recht herausfordernd, in der technischen Welt des Automobilhandels und der Kfz-Reparatur Fuß zu fassen“, fügt Eva hinzu. Heute aber bewegt sich die ehemalige Tourismus-Mitarbeiterin in Werkstatt, Verkaufsraum und Autohausbuchhaltung wie ein Fisch im Wasser. „Wir haben am Anfang geschaut, ob die Administration und der Verkauf was sind für Eva – und es hat sich herausgestellt, dass dem sehr wohl so ist! Da ihr Lebensgefährte Manuel bereits vorher bei uns als Spengler/Lackierer angefangen hat, war der Einstieg für sie auch etwas leichter“, kommentiert Vater Walter. Gemeinsam möchte man sich nun den Herausforderungen der von jeher wankelmütigen Branche, die dieser Tage besonders große Umwälzungen erlebt, stellen und die Zukunft des Individualverkehrs meistern. „Es gibt sehr wohl schon konkrete Pläne für eine Übergabe an Eva –Details werden aber noch keine verraten“, schmunzelt Walter Machart.

Science Fiction
„Hätte man dem durchschnittlichen Autofahrer vor 20 Jahren von selbstlenkenden Elektroautos erzählt, er hätte einen für verrückt erklärt“, sind sich Eva und Walter Machart einig. Und so schnell, wie sich die Branche heute entwickelt, ist es unmöglich, weitreichende Unternehmensvisionen für die Zukunft vorzuformulieren. „In erster Linie muss ich flexibel und offen sein für alles, was mobilitätstechnisch auf die Welt zukommt“, sagt Eva Machart. „Bis zu einem gewissen Grad war das immer schon so – heute beschleunigt die technische Entwicklung aber mit unglaublicher Geschwindigkeit“, setzt sie fort. Sich anpassen und richtig reagieren lautet das Motto. Darüber sind sich Vater und Tochter einig.
Foto: Weilbuchner Foto: MAWEKO

Die drei MAWEKO-Gründer Herbert Weinhandl, Helmut Köberl und Walter Machart vor ihrem Autohaus in den 90er-Jahren.