Ausseer – Ausgabe 3/2021

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Wirtschaft

Ausseer – Das Magazin der Stadtgemeinde Bad Aussee 03/2021

„Die Weitergabe des Feuers“

„Ich habe immer eher Heimweh als Fernweh gehabt“, erzählt Anna Brandauer-Rastl, wenn man sie danach fragt, ob sie jemals in Erwägung gezogen hat, anderswo als in Aussee ihr Glück zu finden. „Also, nein – ich wollte immer daheim leben und arbeiten und das kann ich jetzt auch machen“, setzt sie fort. Keine Spur von „Landflucht-Gedanken“, kein auch noch so geringer Hauch eines Zweifels darüber, ob ihr Heimatort ein gutes wirtschaftliches Pflaster ist oder nicht. „Natürlich“, sagt die 24-Jährige, „ein Geschäft zu führen birgt Risiken und bringt eine ganze Menge Herausforderungen mit sich, aber das ist überall auf der Welt das gleiche! Und für unser Kerngeschäft, das Dirndl, ist wahrscheinlich kein Standort auf der Welt besser als Bad Aussee.“ Lebendige Tradition „Es war bei uns schon immer so, dass Tradition zwar groß geschrieben wurde – der Begriff selbst aber als etwas Lebendiges, permanent Wachsendes und sich Veränderndes angesehen wird“, erklärt Anna Brandauer-Rastl den Familienwahlspruch. „Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche“, lautet dieser. Und in seinem Sinne betreibt sie auch die beiden „RastlExposituren“ Glückskind und Naturseifen in der Bad Ausseer Hauptstraße. „Ich habe die Modeschule in Hallein absolviert und natürlich möchte ich das dort Gelernte und alles, was mich inspiriert, in zukünftige Entwürfe einfließen

„Bad Ausseer Mitbringsel“, erschwinglich und trotzdem stilvoll, sind eine weitere Idee aus dem Hause Brandauer-Rastl und in den Geschäften in der Hauptstraße und am Meranplatz zu erwerben.

Foto: Weilbuchner

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Familie Brandauer-Rastl fester Bestandteil des wirtschaftlichen Lebens in Bad Aussee. Mit Anna ist heute die jüngste – vierte – Generation fest in den Familienbetrieb integriert.

lassen“, geht Anna ins Detail. Familienintern beflügle man sich außerdem gegenseitig mit Ideen und Konzepten. „Die Omi genauso wie meine Mama oder mein Papa“, sagt Anna Brandauer-Rastl. Herausforderungen Die touristische Prägung Bad Aussees ist in den Augen Anna Brandauer-Rastls auf der einen Seite ein Segen – auf der anderen Seite aber auch eine große Herausforderung. Die Tatsache ist nicht wegzudiskutieren, dass man ohne die traditionellen Sommergäste nicht in der Form, wie man es gewohnt ist, wirtschaftlich existieren könnte. Gleichzeitig macht es der Trend zum Zweitwohnsitz jungen Einheimischen aber zusehends schwieriger, sich das Leben daheim leisten zu können. „Ja“, sagt sie. Landflucht sei tatsächlich ein Phänomen, welches ihr im eigenen Bekanntenkreis begegnet. Das liegt aber nicht am Wirtschaftsstandort Bad Aussee, sondern eher am Wohnbaustandort Bad Aussee. „Und trotzdem wünscht man sich als Wirtschaftstreibende Initiativen, die auch die weniger starken Monate des Jahres für Gäste attraktiver machen.“ Eine Idee, die genau in diese Kerbe schlägt, kommt übrigens aus dem Hause BrandauerRastl selbst. „Das Dirndlspringen, das wir auch schon einmal im Dezember in der Traun veranstaltet haben, hat meine Omi ins Leben gerufen.“ Bei allem Bestreben auch online immer am Laufenden zu sein, ist Anna Brandauer-Rastl davon überzeugt, dass der persönliche Kundenkontakt – vor allem in der Dirndlschneiderei – allerhöchste Priorität haben muss. „Eine ‚Dirndl-aus-dem-Internet-Option‘ wird es bei uns nie geben“, sagt sie.

Foto: Weilbuchner

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