Beobachter Atheisten
Gottlos glücklich Text: • Sven Broder Bild: • Vera Hartmann Ausgabe: 16/11 Die Eltern sind aus der Kirche aus-, die Kinder nie eingetreten. Warum für eine Basler Patchworkfamilie Religion kein Thema ist. Und warum sie trotzdem Weihnachten feiert.
«Wir sind ja nicht schlecht rausgekommen, oder?»: Anaïs, 18, Svenja, 15, und Lenard, 17, mit den Eltern Herbert und Sabine Svenja war im Krippenspiel mal ein Engel. Lenard ein Hirte. Und Anaïs, die Älteste, hat zu Ostern auch schon Eier versteckt. Das wärs dann aber schon fast gewesen mit den quasi-religiösen Erfahrungen der drei Jugendlichen. Sie sind nicht getauft. Sie beten nicht. Und in die Kirche gehen sie nur, wenn das von ihnen erwartet wird. Aber das wird es selten. «An Weihnachten, wenn wir bei der Tante in Deutschland sind. Sie ist ziemlich gläubig», sagt Svenja. Anaïs will nicht ausschliessen, dass es allenfalls etwas Höheres gibt. Wirklich zu beschäftigen scheint sie die Frage aber nicht. Ihr Bruder, 17, ein Jahr jünger als Anaïs, siehts nüchtern: «Ich glaube an die Schwerkraft. An das, was ich sehe, nicht an was Übernatürliches.» Nach dem Tod wird das Licht gelöscht. Fertig. Oder einfach geschlafen. «Ewig schlafen ohne Träumen», glaubt die 15-jährige Svenja. Sie findet die Vorstellung schön: «Ich schlafe gerne.» Nur jeder fünfte Jugendliche im Land glaubt fest an Gott oder an etwas Göttliches, wie aus einer eben erschienenen Nationalfondsstudie hervorgeht. Die breite Mitte ist hin- und hergerissen. Svenja, Lenard und Anaïs gehören zu den 15 Prozent, die gar nicht glauben. In den letzten 40 Jahren ist die Zahl der Konfessionslosen in der Schweiz von 1 auf heute rund 25 Prozent gewachsen. Die Eltern von Svenja, Lenard und Anaïs gehören dazu.