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Unsterblich und unbesiegbar Die Suche nach Heiliger Lanze und Heiligem Gral In der Dokumentation zum Film „Die heilige Lanze“ suchen wir nach der echten Lanze und nach dem echten „Heiligen Gral“. Nach und nach werden alle Indizien zusammengefügt und am Ende können wir sagen, wo die „heilige Lanze“ ist und warum sie da sein muss. Und wenn es die Kirche erlaubt, graben wir die Lanze auch aus. Den „heiligen Gral“ brauchen wir nicht ausgraben, den gibt es schon. Im Film „Die heilige Lanze“ versteckt Goethe den 2000 Jahre alten „Speer des Schicksals“ unter dem Brandenburger Tor. Das ist spannend, aber leider nur Fiktion. Genauso wenig echt sind all die anderen heiligen Lanzen, die überall auf der Welt lagern. Auch die Wiener „Blutlanze“, von der Könige, Kaiser und Diktatoren von Konstantin über Otto den Großen bis hin zu Adolf Hitler glaubten, sie mache sie unbesiegbar, ist eine Fälschung. Die echte „Heilige Lanze“ liegt, wenn es sie denn wirklich gegeben hat, ganz woanders: In Spanien, unter jahrhundertealten Trümmern vergraben.

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Die Sendung In der Dokumentation zum Spielfilm wollen wir die Geschichte der „heiligen Lanze“ und die des „heiligen Grals“ parallel zur aktuellen Suche nach den echten Reliquien erzählen. Geschichte und Mythen werden mit Spielszenen, historischem Material und O-Tönen erzählt, die aktuelle Suche nach den heiligen Reliquien wird in Form einer Kriminal-Dokumentation bzw. Reportage dargestellt. Länge und Intensität der „Lanzen-Geschichte“ ist variabel.

Wie alles begann Seit mehr als 1000 Jahren beflügeln „heilige Lanze“ und „heiliger Gral“ die Allmachtsphantasien der Mächtigen, denn Lanze und Gral sind untrennbar miteinander verbunden: Es beginnt mit der Kreuzigung des Jesus von Nazareth. Nachdem kein Lebenszeichen mehr von dem Gekreuzigten ausgeht, überprüft der römische Centurio Longinus, ob Jesus tatsächlich tot ist und durchbohrt dessen Rippen mit seiner Lanze. Blut und Wasser treten aus der Wunde, Longinus wird damit bespritzt und auf der Stelle ist sein Augenleiden geheilt. Der Centurio sinkt auf die Knie und bekennt sich zum

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Christentum. Gleichzeitig fängt der jüdische Kaufmann Josef von Arimathia das herabfließende Blut in einem Kelch auf. Es ist die Geburtsstunde für die heiligsten Reliquien der Christenheit, für die „heilige Lanze“ und den „heiligen Gral“. Die Macht der Reliquien Wie aber konnten Gral und Lanze so unvorstellbar wichtig werden? Gral bedeutet nichts anderes als Gefäß. Mit dem hat Josef von Arimathia das Blut des Gekreuzigten aufgefangen. Das Gefäß symbolisiert die Fähigkeit, das Erlöserblut und damit die Erlösung selbst aufzufangen. Ein derart erlöster und erleuchteter Mensch kann die Welt durchschauen, sich über sie erheben und damit in letzter Konsequenz dem größten Schrecken überhaupt entgehen: dem Tod. Daher die Legende von der Unsterblichkeit. Die Lanze steht für Durchsetzungsvermögen, fürs Herrschen, für Kraft. Beides zusammen, Gral und Lanze, ergeben Vollkommenheit, ewiges Leben und uneingeschränkte Macht. Kein Wunder, dass alle gläubigen und/oder okkulten Herrscher der Geschichte Lanze und Gral für sich beansprucht haben.

Doch die Geschichte hat kein Ende. Niemand weiß, was Longinus mit der Lanze und Josef von Arimathia mit dem Gral gemacht haben. Wenn sich die Geschichte so oder ähnlich zugetragen hat, dann werden sie Lanze und Gral gut versteckt haben: Versteckt vor den römischen Häschern, die genügend Gründe hatten, christliche Reliquienverehrung mit allen Mitteln zu unterbinden.

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Seit 2000 Jahren suchen die Menschen nun schon nach Gral und Lanze, nach diesen einzigartigen Wunder- und Heilsbringern, und so manch einer glaubte, sie bereits gefunden zu haben.

Die „Blutlanze“ von Wien In Wien wird die sogenannte „Blutlanze“ verwahrt. Mehr als 1000 Jahre ist sie Teil der deutschen Reichsinsignien. Dr. Franz Kirchweger, Leiter der „Schatzkammer Wien“, erforscht seit Jahren Geschichte und Mythos der Lanze und schildert anschaulich, welche Rolle die „Blutlanze“ im Verlaufe der Geschichte hatte. Im August 955 erringt Kaiser Otto der Grosse einen überwältigenden Sieg über das ungarische Reiterheer, das ein halbes Jahrhundert lang das „heilige römische Reich“ mit Überfällen terrorisiert hatte. Otto führt den Sieg auf die Lanze zurück, die seine Soldaten vorweg getragen haben. Heinrich II. tauscht sogar einen Teil seines Königreiches gegen die heilige Lanze. Der „Speer des Schicksals“ wird für die Herrscher zur bedeutendsten Reliquie, er ist Siegesgarant und das Symbol für den rechtmäßigen Thronfolger. Die Lanze ist für die Herrscher der Beweis: Es ist Gottes Wille, dass Du der Herrscher bist!

Im zwanzigsten Jahrhundert wird die Lanze Objekt der Begierde und des okkultistischen Wahnsinns Adolf Hitlers. Er will Lanze und Gral besitzen, um damit die Welt zu beherrschen. Prof. Dr.

Armin

Pfahl-Traughber,

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Politologe

an

der

Uni

Bonn,

BND-Berater

und

Experte

für

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Verschwörungstheorien erklärt, warum die Nazis unbedingt den „heiligen Gral“ und die „heilige Lanze“ in Ihren Besitz bringen wollten: Im September 1912 steht der Wiener Philosoph Dr. Walter Johannes Stein, im II. Weltkrieg Berater Winston Churchills, in der Wiener Hofburg dem „Speer des Longinus“ gegenüber. Neben ihm steht Adolf Hitler: Wie in Trance, das Gesicht flammendrot, in seltsamem Glanz. Hitler schwankt hin und her, als sei er von einer unerklärlichen Euphorie überwältigt. Er erzählt dem Philosophen, dass er vom Speer besessen sei, seit er in seiner Jugend die Oper „Parzifal“ von Richard Wagner gehört habe. In „Mein Kampf“ schreibt Hitler 1924: „Die zu Wien bewahrten Kaiserinsignien einstiger Reichsherrlichkeit scheinen als wundervoller Zauber weiter zu wirken als Unterpfand einer ewigen Gemeinschaft.“ Im September 1938 lässt er die Lanze „heim ins Reich“ holen. Nachdem die Lanze in seinem Besitz ist, lässt er Himmlers SS auch nach dem „Heiligen Gral“ suchen. Vergeblich. Nachdem Hitler Gift geschluckt und sich sicherheitshalber noch eine Kugel in den Kopf gejagt hat, finden die Amerikaner die „Heilige Lanze“ und bringen sie zurück in die Wiener Hofburg.

Hitler hätte sich die Aufregung sparen können, denn seit 2004 steht fest: Die Wiener „Blutlanze“ ist höchstens 1200 Jahre und kann nicht die echte Lanze sein, denn die müsste 2000 Jahre auf dem Buckel haben. Wo aber ist die Lanze?

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Wo der Gral ist, ist auch die Lanze Historiker sind überzeugt: Wer nach der „heiligen Lanze“ sucht, muss auch den „heiligen Gral“ suchen, denn beide sind untrennbar miteinander verbunden. Und jetzt die Überraschung: Nicht wenige Forscher sind davon überzeugt, dass der „heilige Gral“ längst gefunden ist: Valencia, im Jahre 2006. Papst Benedikt XVI. zelebriert mit Millionen von Gläubigen die Abendmahlfeier. In der Hand hält er den heiligen Becher von Valencia, der „Santo Caliz“. Die katholische Kirche ist davon überzeugt, dass der „Santo Caliz“ der sagenumwobene heilige Gral ist. Liegt die Kirche richtig? Der Sozialphilosoph und Gralsforscher Prof. Herfried Münkler von der Humboldt-Universität in Berlin sagt: „Ja, es stimmt, der „Santo Caliz“ ist der „heilige Gral“: Der Becher ist im 12. Jahrhundert erstmalig in Spanien aufgetaucht. Sein Entstehungsdatum lässt sich auf das 1. Jahrhundert nach Christi zurückführen. Zudem prägt das

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Gefäß eine Inschrift in Alt-Arabisch, die gerade erst übersetzt werden konnte und besagt, dass es sich um das Gefäß handelt, mit dem Jesus’ Blut aufgefangen. Das wiederum lässt Rückschlüsse auf den Verbleib der „heiligen Lanze“ zu. Der Schweizer Reliquienexperte und zeithistorische Autor Herbert Blaser sucht seit Jahren nach der Lanze: „Der große Fehler war bisher, dass man immer vergaß, dass Lanze und Gral zusammengehören. Wenn wir den Spuren des Grals folgen, finden wir auch die heilige Lanze!“ Angenommen, „Santo Caliz“ ist der so lange gesuchte „heilige Gral“, dann stellt sich nun die Frage: Wie ist der Becher nach Spanien gekommen und wo wurde er gefunden, denn dort müsste man auch Hinweise auf den Verbleib der Lanze finden.

Die Templer, der heilige Gral und die heilige Lanze Das kleine Dörfchen Alpuente bei Valencia. Hoch über dem Dorf, auf einem riesigen Felsvorsprung liegt eine Trutzburg. Verfallen. Seit 700 Jahren zugeschüttet von einem katastrophalen Erdrutsch. Auf diesen unwirtlichen Ort, 1500 Meter hoch, konzentriert sich alles bei der Suche nach der „heiligen Lanze“.

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Es ist das Jahr 1129. In Troyes, damals die Hauptstadt der Champagne,

findet das päpstliche

„Konzil von Troyes“ statt. Einziges Thema ist die Aufnahme der Tempelritter als offizieller katholischer Orden. Anwesend sind die ersten zwölf Tempelritter unter der Führung von „Hugo von Payns“. Sie sind direkt aus Jerusalem gekommen, wo sie ihren Orden mit dem Namen „Arme Ritterschaft Christi vom Salomonischen Tempel“ gerade erst gegründet haben. Einmalig in der Geschichte der katholischen Kirche: Obwohl die Templer weder Tradition noch besondere Verbindungen haben, werden sie sofort als offizieller Orden anerkannt. Dafür wird es einen Grund geben, der naheliegendste:

Die

Templer

haben

der

Kirche

etwas

ganz

Besonderes mitgebracht, und verbrieft ist, dass sie damit im Konzil für Aufruhr sorgten. Da die Templer zuvor im Palast des Salomon Ausgrabungen durchführten, und erst nach diesem Konzil der „heilige Gral“ erstmalig erwähnt wurde, ist anzunehmen, dass die Tempelritter tatsächlich im Besitz des „Santo Caliz“ waren, dem Becher des „Josef von Arimathia“. Und viele Wissenschaftler sind überzeugt: Sie haben mit dem Gral auch die „heilige Lanze“ besessen. Bis heute gilt das „Konzil von Troyes“ als Geburtsstätte der Parzifal-Legenden.

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Professor Herfried Münkler vertritt die Ansicht, dass topografische und architektonische Anzeichen darauf hindeuten, dass es sich bei der Templerburg „San Juan de la Pena“ in den Pyrenäen um die Gralsburg aus dem berühmten „Parzifal“ von Wolfram von Eschenbach handelt. Er ist überzeugt davon, dass es sich bei dem Gralskönig „Anfortas“ in Wirklichkeit um Alfons I. von Aragon (1104 - 1134), der in der Landessprache „Anforts“ hieß, handelt und das der französische Ritter Rotrou Perche de Val Vorlage für den Gralshüter „Parzifal“ ist.

Schnell werden die Tempelritter zum mächtigsten Orden der Kirche. Sie erhalten Privilegien, Geld und Ländereien. Das wiederum wird von den anderen Herrschern mit Argwohn betrachtet. Und gut 180 Jahre später wendet sich das Blatt. Freitag,

der

13.

Oktober

1307,

ein

schwarzer

Tag

für

die

Tempelritter. König „Philipp der Schöne“ werden die Templer zu mächtig und er ruft zum Aufstand gegen den Orden auf. Im ganzen Reich ergeht der Befehl, die Templer gefangen zu nehmen und sie der Ketzerei anzuzeigen. Sie werden gejagt, gefoltert, verbrannt. Wer rechtzeitig gewarnt wird, begibt sich auf die Flucht. Anfangs ist ihr

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Ziel Südfrankreich. Die Templer glauben, dass der König von Aragon ihr Verbündeter ist. Doch er verrät sie und gelangt in der Templerburg „San Juan de la Pena“ in den Pyrenäen in den Besitz des „Santo Caliz“, des „Heiligen Grals“. Die Templer flüchten weiter Richtung Süden, Richtung Valencia. Auf der Festung „Fuerte del collado“, 1500 Meter hoch auf einem Felsen über dem Dörfchen Alpuente gelegen, sucht eine Handvoll Templer Zuflucht. Wissenschaftler vermuten nun, dass die Templer Gral und Lanze auf ihrer Flucht getrennt und die Lanze in dieser Trutzburg vergraben haben. Amparo Rodriguez, Bügermeisterin von Alpuente und selbst Historikerin: „Wir wissen, dass fünf Templer in dieser Trutzburg Schutz gesucht haben“, und auch Amparo Rodriguez ist überzeugt, dass die „Heilige Lanze“ irgendwo in der Burg vergraben ist. Dafür spricht auch, dass die wenigen überlebenden Tempelritter die lange und gefährliche Flucht nach Portugal antreten mussten. Wenn ihnen der „Speer des Schicksals“ heilig war, dann haben sie

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ihn zuvor in Sicherheit gebracht, sie wollten nach dem „heiligen Gral“ ganz sicher nicht auch noch die „heilige Lanze“ verlieren.

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