Ardennen - Motorradreisebericht

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FRANKREICH: ARDENNEN Entspannt erreichen wir am Nach­ mittag Charleville­Mézières. Schnell geduscht und dann zu unserem Trefen mit Jörg Hartwig. An diesem unter­ haltsamen Abend erfahren wir aller­ hand Interessantes, über Charleville­ Mézières, über Besonderheiten der fran­ zösischen Ardennen, über die kuli­ narischen Genüsse der ardennischen Küche und die zahlreichen Veranstal­ tungen, die auf viel Freude am Feiern schließen lassen. Als nächstes steht das Bierfest an, allerorts sind die quirligen Vorbereitungen zu beobachten und ein Belgier berichtet uns in gebrochenem Deutsch von der Vielfalt der angebo­ tenen Biersorten. Am nächsten Morgen starten wir zu unserer ersten Rundfahrt. Es gießt, aber

Die Welt der Marionetten

Nur für Schlanke: Holzpfad im Erlebnispark des Museums „Nocturnia“. Mitarbeitern des Museums von Vend­ resse recht nett ins Gespräch. Aber auch später stellen wir immer wieder fest: Ganz ohne Französisch geht es nicht! Ein paar Worte, liebe Leser, sollten Sie schon parat haben, dann werden Sie aufs Herzlichste begrüßt und man ist gerne bereit, mit Händen und Füßen weitergehende Gespräche mit Ihnen zu führen.

Natur und Hightech-Spektakel Charleville-Mézières, Welthauptstadt des Marionettenspiels, veranstaltet alle drei Jahre das Weltfestival der Marionettentheater. In dieser Zeit verwandelt sich die Provinzstadt in eine einzige Bühne mit internationaler Atmosphäre. Stets gegenwärtig sind die Marionettentheater und -schulen und der „Grand Marionnettiste“, ein riesiger Mechanismus, der täglich Szenen einer Legende aufführt. Auch in anderen Orten und Museen der Region widmet man sich gerne dem Marionettenspiel.

was soll’s? Auf kleinen Landstraßen fahren wir durch eine ruhige, ländliche Hügellandschaft. Weitere Verkehrsteil­ nehmer sind nicht zu sehen. Es scheint tatsächlich so, dass dieses ursprüngliche Land der Göttin Arduenna, der kelti­ schen Schutzpatronin des Waldes und der Jagd, noch entdeckt werden will. Dann erreichen wir unser erstes Besich­ tigungsziel, den Hochofen Vendresse. Am gestrigen Abend mit Jörg Hartwig konnten wir uns noch auf Deutsch unterhalten, nun aber sind wir auf uns allein gestellt. Mithilfe meiner Franzö­ sisch­Kenntnisse kommen wir mit den 34 REISE MOTORRAD 2007/6

Nun stehen wir also in dem riesen­ haften, aus dem 19. Jahrhundert stam­ menden Hochofen. Da es durch den Regen ziemlich abgekühlt hat, genießen wir den Besuch im wärmenden Ge­ mäuer. Eine mit modernsten Mitteln inszenierte Light­Sound­Show demons­ triert uns nicht nur die Geschichte der Ardenner Metallverarbeitung, sondern

setzt auf spannende Weise einen Metall­ guss in Szene. Wir sind richtig beein­ druckt. Die Fahrt geht weiter durch eine wiesenreiche Heckenlandschaft, vorbei an Seen und alten, noch bewirt­ schafteten Gutshöfen. Allmählich lässt der Regen nach, die Wolkendecke reißt auf und bis wir unser nächstes Ziel, das Naturzentrum Nocturnia, erreicht ha­ ben, beschert uns die Sonne einige Strahlen. Wunderbar, dann können wir uns auch im Freigelände des Natur­ parks vergnügen, die schmalen Holz­ stege testen, bevor wir den Besuch des Museums antreten: „Nocturnia – die Natur bei Nacht“ – was uns wohl erwartet? Auch hier wieder ein mit Spe­ zialefekten demonstriertes Spektakel, das uns zeigt, was die Tierwelt bei Nacht im Wald so alles treibt. Und dazu die Sonderausstellung „Alles rund um Exkremente“, aber gar nicht eklig, sondern appetitlich aufbereitet. Da geht es um die Geschichte des Stuhlgangs oder darum, dass Tannenhonig aus den Exkrementen von Blattläusen gewon­ nen wird. Ein informativer und zugleich amüsanter Besuch. Das Wetter hat sich deutlich beru­ higt, aber die Straßen sind noch feucht vom großen Regen. Da lernen wir unsere BMWs so richtig zu schätzen. Nichts schmiert weg, die Reifen haben absoluten Gripp auf dem Asphalt. So fahren wir entspannt durch die sanfte Hügellandschaft der südlichen Arden­ nen. Die kleinen Landstraßen schlän­ geln sich auf und ab an Wiesen und Feldern vorbei. Hier und da kleine Dörfer und Weiler, keine Menschen­ seele weit und breit – die Zeit scheint still zu stehen. Dieses Grenzland der Dicke Mauern, enge Fenster: Die wehrhafte Kirche Saint Juvin ist eine der zahlreichen Abteienfestungen an der „Straße der Wälder, Seen und Abteien“. Sie zeugt noch heute von den einst unsicheren Zeiten im südlichen Grenzland der Ardennen.


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