Ardennen - Motorradreisebericht

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FRANKREICH: ARDENNEN

IM LAND DER GÖTTIN ARDUENNA Rund um die Flüsse Maas und Semoy, vorbei an Festungen und befestigten Kirchen, an idyllischen Seen, dichten Wäldern und geschichtsträchtigen Orten erkundeten Dr. Ingrid Gloc-Hofmann (Text und Bilder) und Helmut Hofmann (Bilder und Routing) den französischen Teil der Ardennen – eine Reise in das Land der Göttin Arduenna, der keltischen Schutzpatronin von Wald und Jagd.

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rühjahr 2007: seit Anfang April Sonne pur und hochsommerliche Temperaturen. Wir freuen uns schon auf unsere Reise in die fran­ zösischen Ardennen. Mitte Mai: In wenigen Tagen soll es endlich losgehen, doch die Wetterprognosen stimmen uns nicht gerade optimistisch und am Tag

Das kurvenreiche Maastal, einer der Hauptanziehungspunkte der Ardennen, bietet nicht nur landschaftliche Anreize. Die gut ausgebauten Landstraßen entlang des Flusses locken jeden Motorradfan wie bei Vireux-Wallerand (unten) und bei Monthermé (rechts).

vor unserer Abreise bricht das Unwetter los. Dicke schwarze Wolken entladen Unmengen von Wasser, die Temperatur fällt rapide... Aber an ein Verschieben der Reise ist nicht zu denken. Seit eini­ gen Wochen haben wir Kontakt mit Jörg Hartwig vom „Comité Dépar­ temental du Tourisme des Ardennes“. Er hat uns mit wertvollen Tipps ver­ sorgt, ein Hotelzimmer in Charleville­ Mézières ist für uns reserviert. Und vor der Haustür warten zwei neue BMWs, die uns das „BMW Motorrad Zentrum Nürnberg“ für diese Reise zur Ver­ fügung gestellt hat.

Willkommen in den Ardennen Bei ziemlich gemischten Wetterverhält­ nissen geht es am nächsten Morgen los. Für uns als Reise­Enduro­Fahrer ist das Handling der Motorräder am An­ fang etwas ungewohnt. Helmut fährt eine R 1200 ST und ich die F 800 ST. Aber wir gewöhnen uns rasch an die lotten Maschinen, vor allem bei der Anreise: Immerhin sind es über 600 km von Nürnberg nach Charle­ ville­Mézières und das geht – besonders auf Autobahnabschnitten – mit den BMWs nicht nur schneller, sondern auch komfortabler. REISE MOTORRAD 2007/6

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FRANKREICH: ARDENNEN Entspannt erreichen wir am Nach­ mittag Charleville­Mézières. Schnell geduscht und dann zu unserem Trefen mit Jörg Hartwig. An diesem unter­ haltsamen Abend erfahren wir aller­ hand Interessantes, über Charleville­ Mézières, über Besonderheiten der fran­ zösischen Ardennen, über die kuli­ narischen Genüsse der ardennischen Küche und die zahlreichen Veranstal­ tungen, die auf viel Freude am Feiern schließen lassen. Als nächstes steht das Bierfest an, allerorts sind die quirligen Vorbereitungen zu beobachten und ein Belgier berichtet uns in gebrochenem Deutsch von der Vielfalt der angebo­ tenen Biersorten. Am nächsten Morgen starten wir zu unserer ersten Rundfahrt. Es gießt, aber

Die Welt der Marionetten

Nur für Schlanke: Holzpfad im Erlebnispark des Museums „Nocturnia“. Mitarbeitern des Museums von Vend­ resse recht nett ins Gespräch. Aber auch später stellen wir immer wieder fest: Ganz ohne Französisch geht es nicht! Ein paar Worte, liebe Leser, sollten Sie schon parat haben, dann werden Sie aufs Herzlichste begrüßt und man ist gerne bereit, mit Händen und Füßen weitergehende Gespräche mit Ihnen zu führen.

Natur und Hightech-Spektakel Charleville-Mézières, Welthauptstadt des Marionettenspiels, veranstaltet alle drei Jahre das Weltfestival der Marionettentheater. In dieser Zeit verwandelt sich die Provinzstadt in eine einzige Bühne mit internationaler Atmosphäre. Stets gegenwärtig sind die Marionettentheater und -schulen und der „Grand Marionnettiste“, ein riesiger Mechanismus, der täglich Szenen einer Legende aufführt. Auch in anderen Orten und Museen der Region widmet man sich gerne dem Marionettenspiel.

was soll’s? Auf kleinen Landstraßen fahren wir durch eine ruhige, ländliche Hügellandschaft. Weitere Verkehrsteil­ nehmer sind nicht zu sehen. Es scheint tatsächlich so, dass dieses ursprüngliche Land der Göttin Arduenna, der kelti­ schen Schutzpatronin des Waldes und der Jagd, noch entdeckt werden will. Dann erreichen wir unser erstes Besich­ tigungsziel, den Hochofen Vendresse. Am gestrigen Abend mit Jörg Hartwig konnten wir uns noch auf Deutsch unterhalten, nun aber sind wir auf uns allein gestellt. Mithilfe meiner Franzö­ sisch­Kenntnisse kommen wir mit den 34 REISE MOTORRAD 2007/6

Nun stehen wir also in dem riesen­ haften, aus dem 19. Jahrhundert stam­ menden Hochofen. Da es durch den Regen ziemlich abgekühlt hat, genießen wir den Besuch im wärmenden Ge­ mäuer. Eine mit modernsten Mitteln inszenierte Light­Sound­Show demons­ triert uns nicht nur die Geschichte der Ardenner Metallverarbeitung, sondern

setzt auf spannende Weise einen Metall­ guss in Szene. Wir sind richtig beein­ druckt. Die Fahrt geht weiter durch eine wiesenreiche Heckenlandschaft, vorbei an Seen und alten, noch bewirt­ schafteten Gutshöfen. Allmählich lässt der Regen nach, die Wolkendecke reißt auf und bis wir unser nächstes Ziel, das Naturzentrum Nocturnia, erreicht ha­ ben, beschert uns die Sonne einige Strahlen. Wunderbar, dann können wir uns auch im Freigelände des Natur­ parks vergnügen, die schmalen Holz­ stege testen, bevor wir den Besuch des Museums antreten: „Nocturnia – die Natur bei Nacht“ – was uns wohl erwartet? Auch hier wieder ein mit Spe­ zialefekten demonstriertes Spektakel, das uns zeigt, was die Tierwelt bei Nacht im Wald so alles treibt. Und dazu die Sonderausstellung „Alles rund um Exkremente“, aber gar nicht eklig, sondern appetitlich aufbereitet. Da geht es um die Geschichte des Stuhlgangs oder darum, dass Tannenhonig aus den Exkrementen von Blattläusen gewon­ nen wird. Ein informativer und zugleich amüsanter Besuch. Das Wetter hat sich deutlich beru­ higt, aber die Straßen sind noch feucht vom großen Regen. Da lernen wir unsere BMWs so richtig zu schätzen. Nichts schmiert weg, die Reifen haben absoluten Gripp auf dem Asphalt. So fahren wir entspannt durch die sanfte Hügellandschaft der südlichen Arden­ nen. Die kleinen Landstraßen schlän­ geln sich auf und ab an Wiesen und Feldern vorbei. Hier und da kleine Dörfer und Weiler, keine Menschen­ seele weit und breit – die Zeit scheint still zu stehen. Dieses Grenzland der Dicke Mauern, enge Fenster: Die wehrhafte Kirche Saint Juvin ist eine der zahlreichen Abteienfestungen an der „Straße der Wälder, Seen und Abteien“. Sie zeugt noch heute von den einst unsicheren Zeiten im südlichen Grenzland der Ardennen.


Ardennen war in früheren Zeiten ein unsicheres Gebiet für Bevölkerung und Mönchsgemeinschaften, da sie ein be­ vorzugtes Ziel von Plünderern und bewafneten Räuberbanden waren. So kam es zum Bau von befestigten Kir­ chen und Abteien, die heute romantisch anzuschauen sind mit ihren Bergfrieden, Schießscharten und dicken Mauern. In jeder kleinen Ortschaft ließe sich an­ halten, um die burgähnlichen Gemäuer zu bewundern. Apropos Burg: die von Sedan ist ein Muss. Angeblich ist sie mit 35.000 qm bebauter Fläche die größte Festungsanlage Europas.

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m dritten Reisetag zieht es uns nach Norden. Wieder beginnt der Tag mit Regen und Nebel, die den gesamten Vormittag anhalten sollen. Das Waldmuseum in Renwez steht auf dem Programm. Dem Frei­ gelände statten wir nur einen kurzen Besuch ab, lieber halten wir uns in den warmen Museumsräumen auf. Erstaun­ lich, wie spannend einem die Ge­ schichte, die Mythen, Legenden und die wirtschaftliche Rolle des Ardenner Waldes nahe gebracht wird. Sogar das Mittel des Marionettentheaters wird bemüht, um Geschichten rund um den Wald darzustellen. Mittags in Rocroi, einige Kilometer weiter, gönnen wir uns eine ausgiebige Pause. Die sternförmig befestigte Stadt, ein Meisterwerk der Verteidigungs­ festungen des 16. Jahrhunderts, trumpft mit massigen, heute begrünten Bastio­ nen auf. Innen beindet sich ein strah­ lenförmig auf den zentralen Platz zu­ laufendes Straßennetz mit hübschen, bunt dekorierten Häusern. Das Städt­

chen macht einen heimeligen Eindruck, insbesondere das Restaurant „Le Com­ merce“, in dem wir uns mit einem deftigen ardennischen Mahl stärken: Mit Speck und Frischkäse überbackene Kartofeln, Forelle gebacken in Créme, Speck und Pilzen machen uns Laune für das nächste Abenteuer.

Abenteuer Flug

Meisterwerk der Militärarchitektur: Rocroi mit den imposanten Wallanlagen.

Fliegen heißt es dann an diesem Nach­ mittag. Über die bewaldete Hochebene fahren wir hinab ins kurvenreiche Maas­ Tal, wo wir den vielen Schleifen des Flusses bis Fumay folgen. Die absolute Sensation des neuen Freizeitgeländes „Parc Aventure en Forêt“ ist die Seil­ schwinge über der Maas. Auf schlam­

Abwechslungsreiches Maastal: Fahrten entlang des Flusses locken nicht nur Motorradfahrer. Wasserfreunde schätzen das beschauliche Reisen auf Hausbooten (oben). Abenteuerlustige überfliegen die Maas bei Fumay per Seilschwinge (links).

migen und serpentinenreichen Wald­ pfaden – für Motorradfahrer nur mit Enduros zu empfehlen – werden wir zum 250 Meter hohen Startpunkt ge­ fahren, wo sich ein einzigartiger Aus­ blick auf die Maas­Schleife bietet. Einige Wagemutige rüsten sich bereits zum Flug. Und dann geht es los: Fest verankert in Haltegurten, schwingen sie sich wie Vögel in die Tiefe. Mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von bis zu 100 km/h geht es auf 1.200 Meter Länge 110 Meter hinab zum Flussufer, begleitet vom fröhlichen Jauchzen und Juchzen der Flieger. REISE MOTORRAD 2007/6

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FRANKREICH: ARDENNEN Tag vier unserer Reise: Nachdem wir die Zeit bisher mit vielen Besichtigun­ gen verbracht haben, wollen wir sie nun richtig zum Motorradfahren nutzen. Das Wetter hat umgeschlagen, es ist wieder wohlig warm, Sonnenstrahlen blitzen durch den gelegentlichen Dunst – dann kann es ja losgehen! Als erstes nehmen wir den Süden unter die Räder. Drei touristische, ausgeschilderte Rou­ ten kreuzen wir heute immer wieder, die „Straße des Porcien“, die „Rimbaud­ Verlaine­Straße“ und vorne weg die „Straße der Wälder, Seen und Abteien“. Dem Tourismusverband der Ardennen zollen wir viel Beifall für die durch­ dachten, touristischen Bemühungen, denn alle Routen sind sorgfältig ausge­ schildert und beschrieben. Die hügelige

Mouzon, geschichtsträchtiger Ort an der „Straße der Festungen“.

darstellen: Von der Niederlage des kaiserlichen Frankreichs 1870, über die Besatzung 1914­18 bis zur deutschen Belagerung 1939­45, einer Zeit, in der die Ardennen den Status einer verbote­ nen Zone innehatten. Das Krieg­ und Friedenmuseum liegt in einer einsamen, gottverlassenen Gegend. Und auch bei unserer Weiterfahrt überwiegt der Ein­ druck menschenleerer Weite, die Sicht scheint grenzenlos zu sein. Dann er­ blickt man plötzlich am Horizont die Silhouetten von hohen Kirchtürmen und bald taucht man in die Ortschaften ein. Das etwas größere Rethel besticht mit seiner dominanten Kirche Saint­ Nicolas im gotischen Spitzbogenstil. Weiter im Süden bewundern wir die befestigte Kirche in Saint Juvin mit ihren hohen dicken Mauern. Und später die Abteikirche von Mouzon, ein herrliches gotisches Bauwerk, das den französischen Kathedralen ähnelt. Wir beinden uns auf der Route „foréts, lacs et abbayes“. Eine idyllische Gegend, die kleinen Landstraßen, die sich über die Hügel schlängeln, begeistern uns, jede Menge Kurven und stille Dörfer, in deren Nähe weiße Kühe friedlich weiden.

Mäander, Schiefer, Steilfelsen Ganz anders am fünften Tag, denn hier haben wir es mit sichtbar mehr Verkehr zu tun. Dennoch ist es der Höhepunkt unserer Rundfahrten, der uns entlang der „Straße der Festungen“ und vor allem der „Straße der Legenden von Maas und Semoy“ führt. Die beiden Flüsse bilden zwei malerische, touris­ tisch attraktive Täler. Sie haben sich bis Feld­ und Wiesenlandschaft empfängt uns heute viel freundlicher. Überall spielen Sonnenstrahlen durch die Bäume, Seen und Flüsse glitzern. Die leeren Straßen machen uns so richtig Laune, eine sanfte Kurve folgt der anderen und dazu gibt es weite Land­ schaftsausblicke! Eine Besichtigung lassen wir uns aber doch nicht entgehen: Das Museum „Guerre et Paix en Ardennes“ in Novion­ Porcien setzt sich sehr anschaulich mit den drei deutsch­französischen Kriegen auseinander. Wieder sind es szenische Darstellungen, welche die Ereignisse 36 REISE MOTORRAD 2007/6

Das anschauliche Musée „Guerre et Paix en Ardennes“ in NovionPorcien: Szenische Darstellung des Rückzuges deutscher Truppen nach dem Einmarsch der Amerikaner 1944 in der „verbotenen Zone“ der französischen Ardennen (links).


zu 300 Meter tief in das Ardennen­ massiv gegraben. Unterhalb der dicht bewaldeten Hänge windet sich die Maas in beeindruckenden Mäandern durch das Schiefergebirge. Kurve um Kurve, dann wieder ein Stück gerade aus, folgen wir ihrem breiten Lauf, begleitet von gemächlich dahin ziehenden Frachtkähnen und Hausbooten. Ent­ lang des stillen, einst von der Industrie geprägten Tales reihen sich historische, idyllisch anzusehende Städtchen: Revin, Fumay, Vireux und Givet mit ihren schieferverkleideten, dekorierten und blumengeschmückten Häusern. Über Givet, am Rande der französischen Ardennen, prangt die uneinnehmbare Festung Charlemont, die Karl V. als Bollwerk gegen das französische König­ reich erbauen ließ. Nicht weniger beein­ druckend ist das Schieferabbaugebiet. Einer Festung gleich, erheben sich die massigen Schieferwände an den Ufern der Maas. Wir beinden uns nahe der belgi­ schen Grenze und so unternehmen wir einen Abstecher ins Nachbarland bis Dinant, einem der bekanntesten Anzie­ hungspunkte der belgischen Ardennen. Landschaftlich folgt eine wunderschöne Route, doch sie ist deutlich touristischer und wird von zahlreichen Souvenir­ shops und Werbetafeln begleitet, vor allem der Auslugsverkehr ist sehr stark. Dinant ist ein sehenswertes Städtchen, malerische Häuser zieren die Uferpro­ menade, vor einer steilen Felswand er­ hebt sich majestätisch die Kirche Notre­ Dame und darüber thront beherrschend die Zitadelle. Aber auch hier viele Touristen! So ist es wenig später eine Wohltat, wieder über die einsamen Stra­

Kathedralenähnliche gotische Kirchen zieren Städtchen wie z. B. Rethel.

ßen der Anhöhen des Ardenner Waldes Richtung Süden zu fahren. Bei Monthermé gibt es einen beson­ ders spektakulären Panoramablick auf eine Flussschleife der Maas und dann erfolgt der Zusammenluss mit der Semoy. Die kleinere Semoy ließt ruhig in großen Bögen zwischen schrofen Steilfelsen dahin, die Anhöhen bieten großartige Ausblicke ins Tal. Die Fahrt macht jede Menge Laune: rauf – runter – Kurve links – Kurve rechts – ein toller Abschluss des heutigen Tages. Über Nohan, einen Abstecher nach Belgien und über Gespunsart, geleitet uns die kurvenreiche Landstraße wieder Rich­ tung Charleville­Mézières und zu unse­ rem letzten Abend in den französischen Ardennen.

Dinant in den belgischen Ardennen mit seinen schmucken Häusern und der dominanten Kirche Notre-Dame ist ein lebendiges Touristenstädtchen (oben). Das Tal der Semoy hingegen lockt mit Ruhe und Beschaulichkeit (links).

Noch während der Rückfahrt lassen wir unsere Reise Revue passieren – es lohnt sich, diese noch kaum entdeckte Region zu erkunden. Sicher wird es uns nochmals in die französischen Arden­ nen ziehen – und dann werden wir mit der Hochseilschwinge von Fumay auch den Flug in die Tiefe wagen! Für diese erlebnisreiche Motorradreise gilt unser Dank Jörg Hartwig sowie allen Gast­ gebern in Museen und Restaurants, die uns so überaus freundlich empfangen haben, und nicht zuletzt dem „BMW Motorrad Zentrum Nürnberg“ für die tollen Bikes. REISE MOTORRAD 2007/6

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FRANKREICH: ARDENNEN Das Gebiet der französischen Ardennen befindet sich im Nordosten Frankreichs an der belgischen Grenze und umfasst eine Fläche von 5.256 qkm, auf der etwa 290.000 Einwohner leben. Das dünn besiedelte Gebiet wird im Norden durch ausgedehnte, dichte Wälder und die tief in die Landschaft eingeschnittenen Täler der Maas und der Semoy geprägt, im Süden durch eine überwiegend landwirtschaftlich genutzte Hügellandschaft mit kleinen Dörfern und Weilern. Die regionale Wirtschaft wird vor allem durch die Metall verarbeitende Industrie im Maastal, durch Landwirtschaft und Viehzucht sowie durch Waldwirtschaft getragen. Die Hauptstadt der französischen Ardennen, ziemlich zentral gelegen, ist Charleville-Mézières mit 56.000 Einwohnern. Insbesondere entlang der Maas und der Semoy reihen sich attraktive alte Ortschaften mit oft schiefergedeckten Steinhäusern aneinander. Im Gegensatz zu den belgischen Ardennen ist das französische Gebiet touristisch noch wenig erschlossen, Begleiterscheinungen wie Souvenirläden, Werbetafeln und Touristenbusse begegnen einem erfreulicherweise kaum. So erlebt man diese Region noch als sehr ursprünglich und die Bevölkerung als überaus nett und gastfreundlich. Klima und Reisezeit Die Ardennen weisen ein gemäßigtes Klima mit nicht zu heißen Sommern und milden Wintern auf. Als Reisezeit für Motorradfahrer kann man Frühjahr bis Herbst empfehlen. Es heißt – zumindest statistisch betrachtet – das Frühjahr bis Mai sei trockener als die Sommermonate Juni und Juli. Aber abhängig von der jeweiligen Wetterlage kann es auch mal anders ausfallen. Bei trockenem Wetter und Sonnenschein steigen die Temperaturen sehr rasch an. Bei feuchter Witterung hält sich durch den hohen Waldbestand in den Tälern und in Bodennähe allerdings lange die Feuchtigkeit, was Dunst und Nebel mit sich bringt. Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten Charleville-Mézières ist die Welthauptstadt des Marionettenspiels. Die attraktive Stadt besteht aus dem älteren Mézières und dem schachbrettartig als

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Idealstadt im 17. Jahrhundert erbauten Charleville. Der „Place Ducale“ im historischen Zentrum ist ein Meisterwerk der Architektur. Relativ lebendig, bietet die Stadt auch bei einem längeren Aufenthalt gute Ausgeh- und Unterhaltungsmöglichkeiten. Sehenswert ist die Burg von Sedan. Mit einer bebauten Fläche von 35.000 qm gilt sie als größte Festungsanlage Europas ihrer Epoche. Es gibt einen spannenden Besichtigungsweg durch die Burg. Moderne Technik und Wachsfiguren setzen dabei Geschichte sehr anschaulich in Szene. Nicht entgehen lassen, sollte man sich auch den Besuch der befestigten Stadt Rocroi mit ihren mächtigen Bastionen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Die von den tiefen, windungsreichen Tälern der Maas und der Semoy zerfurchte Landschaft ist ein Paradies, auch für Motorradfahrer. Man kann mit dem Kajak auf den Ardennenlüssen paddeln oder im Hausboot geruhsam die Maas entlang schippern. Für Radfahrer sind die wenig befahrenen Landstraßen und Forstwege sowie ein asphaltierter Treidelpfad an der Maas ideale Strecken. Auch für Naturliebhaber und Wanderer ist mit zahlreichen gekennzeichneten Wanderwegen gesorgt. Abenteuerparks bieten Freizeitaktivitäten der besonderen Art. In Fumay gibt es eine riesige Seilschwinge über das Tal der Maas. Der Ablugpunkt ist in 250 m Höhe und auf 1.200 m Länge geht es mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h 110 m tief ins Tal. Nebenan befindet sich ein Wald-Hochseilgarten mit vier Parcours unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade (Auskünfte gibt das Fremdenverkehrsamt Val d´Ardenne unter +33(0)810-81 09 75, www.aventureparc.fr. Juli-August täglich 1019 Uhr, im September an den Wochenenden 10-18 Uhr). Ein weiterer Abenteuerpark befindet sich in Signy l‘Abbaye, ein Wald-Hochseilgarten, bestehend aus fünf Parcours, wobei einer aus einer Abfolge von sechs Seilschwingen besteht. Die Hauptattraktion sind zwei modern eingerichtete Baumhäuser, in denen man in 10 und 15 m Höhe übernachtet (Ü/F für 2 Personen ab e 65. Le Chêne Perché, Domaine de la Vénerie, F-08460 Signy l‘Abbaye, Tel. +33-(0)679-73 52 73, E-Mail lecheneperche@yahoo.fr, www. lecheneperche.com). Ein dritter Hoch-Seilgarten liegt in Les Mazures, direkt an einem

4 Tage · ca. 750 km Laden Sie alle Wegpunkte dieser Tour auf Ihr GPS-Gerät – kostenlos unter www.reisemotorrad.de.

Stausee. 50 Hindernisse, darunter vier Seilschwingen, ein Tarzansprung, eine Überraschungsbrücke und vieles mehr warten auf die Teilnehmer (Terre d‘Aventure, Les Vielles Forges, F-08500 Les Mazures, Tel. +33-(0)32453 18 43, E-Mail terreaventures@ hotmail.fr). Von besonderem Interesse sind verschiedene, groß angelegte Museumslandschaften, die in den letzten Jahren eröffnet worden sind: • „Nocturnia – Die Natur bei Nacht“. Das Museum in OlizyPrimat ermöglicht am Tag zu entdecken, was bei Nacht in unseren heimischen Wäldern passiert (www.nocturnia.fr, Tel. +33(0)324-71 07 38. Juli-August täglich, in den anderen Monaten reduzierte Öffnungszeiten). • Das „Waldmuseum“ in Renwez erklärt verschiedene Forstwirtschaftsansätze, Modelle des Ardenner Waldes, seine Geschichte, Mythen und Legenden (www. renwez.com, Tel. +33-(0)324548266. Geöffnet täglich). • „Domäne von Vendresse“. Der Hochofen von Vendresse ist ein

Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts. Hier erlebt man einen Hochofenabstich und die Geschichte der Metallurgie (www.paysdescretes. com, Tel. +33-(0)324-35 57 73. Juli-August täglich 10-20 Uhr, in den anderen Monaten etwas reduzierte Öffnungszeiten). • Das Museum „Krieg und Frieden in den Ardennen“ in Novion Porcien beschreibt anhand einer umfangreichen Sammlung und mit szenischen Darstellungen die letzten drei Konlikte, welche die Ardennen gekennzeichnet haben (www.cg08.fr, Tel. +33(0)324-72 69 50. Geöffnet täglich 10-19 Uhr). Besonders für Motorradfahrer interessant sind sechs touristische Straßen, da sie auch fahrerisch sehr reizvoll sind. Die Routen sind auf sechseckigen weißen Täfelchen ausgeschildert. Beim Fremdenverkehrsamt der französischen Ardennen kann man dazu eine Broschüre beziehen: • Straße der Festungen, 140 km, von Givet nach Signy-Montlibert • Straße der Legenden von Maas und Semoy, 65 km, durch den


Ardenner Wald, entlang der Maas und der Semoy • Rimbaud-Verlaine-Straße, 150 km, eine „Dichterwallfahrt“ von Givet über die Hügel des Ardenner Waldes bis in den Süden des Départements • Straße der Wälder, Seen und Abteien, 260 km, große Rundfahrt im südlichen Ardennengebiet • Straße der befestigten Kirchen der Thiérache, 150 km, Rundfahrt durch den mittleren Westen der Ardennen, die Thiérache, eine Hügellandschaft mit jeder Menge Kulturgütern • Straße des Porcien, 110 km, Rundfahrt an der Grenze zur Champagne mit historischen Sehenswürdigkeiten

Geld und Kosten Das Preisniveau entspricht in etwa demjenigen in Deutschland. Das Benzin ist etwas günstiger, an Supermarkt-Tankstellen nochmals billiger. Nicht selten liegt das Hotelniveau unter dem deutschen. Oft wird das Frühstück separat und recht teuer berechnet. Es lohnt sich, das Frühstück lieber in einem Bistro einzunehmen. In den Restaurants wird das Abendessen meist als Menue angeboten: Drei üppige Gänge, oft mit einem Getränk und Kaffee, kosten 20 bis 25 Euro. Bestellt man Gerichte einzeln, so sind die Preise, je nach Qualität des Lokals, den unseren vergleichbar.

Anreise Der Weg in die Ardennen ist einfach und je nach Geschmack zu wählen. Die schnellste Variante ist die Anfahrt über die Autobahn bis Luxemburg und dann auf der E 44 oder E 46 Richtung Westen Sedan/ Charleville-Mézières. Verschönern kann man sich die Anreise, von Südosten kommend, durch die Fahrt über die Nordvogesen (Karlsruhe-Metz-Verdun), oder von Norden kommend, durch die Fahrt über die belgischen Ardennen (Liège-Dinant). Beides sind landschaftlich sehr schöne, aber zeitaufwändigere Routen.

Motorrad fahren Die französischen Ardennen bringen dem Motorradfahrer auf gut asphaltierten, kleinen Landstraßen mit schönen Kurven und wenig Verkehr viel Fahrspaß. Abwechslung wird geboten zwischen kurvigen Flusstälern und ländlicher Hügellandschaft mit oft weiten Ausblicken. Auch Auslüge in die belgischen Ardennen sind sehr zu empfehlen; allerdings wird man rasch feststellen, dass der Verkehr hier deutlich dichter ist. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen sollte man befolgen: in geschlossenen Ortschaften 50 km/h, auf Landstraßen 90 km/h, auf Autobahnen 130 km/h. Bei Nässe gelten oft andere Tempolimits.

Essen und Unterkunft Deftige und reichhaltige Speisen kennzeichnen die ardennische Küche. Eine Besonderheit ist der Ardenner Schinken. Weitere regionale Spezialitäten sind Weißwurst, Wildgerichte, Roter Truthahn, Ardenner Specksalat und „Cacasse à cul nu“ (Nachtarschtopf). Dazu gesellen sich Cidre und hervorragend gebrautes Bier. Sehr zu empfehlen sind auch die leckeren Süßspeisen wie Schieferplättchen aus Karamell und Schokolade. Die Köstlichkeiten probieren kann man gut in folgenden Restaurants: „Lard des Mets“ und „L´Eau à la Bouche“ in Charleville-Mézières sowie Restaurant „Le Commerce“ in Rocroi. Das Angebot an Hotelzimmern verschiedener Kategorien ist relativ gut. Auch Campingplätze sind reichhaltig vorhanden. Ein Unterkunftsverzeichnis (Hotels, Camping, Feriendörfer) lässt sich über das Fremdenverkehrsamt der französischen Ardennen beziehen. Neu ist ein 3-Sterne-Erlebnishotel in der Burganlage von Sedan (www.hotelfp-sedan.com).

Literatur und Karten • Christoph Wendt, Unterwegs in den Ardennen und den • angrenzenden Landschaften, GEV-Verlag, ISBN 978-905433-170-4, e 19,80 • Michelin Carte routière touristique Nr. 241, 1:200.000, ISBN 2-06-700241-4, e 7,50 • Belgien-Luxemburg, Mair Dumont Generalkarte, 1:200.000, ISBN 3-89525094-5, e 8,50 Wichtige Adressen • Comité Départemental du Tourisme des Ardennes, 22-24 place Ducale, B.P. 419, 08107 Charleville-Mézières, Frankreich, Tel. +33-(0)324-56 67 77 oder +33-(0)324-56 06 08, Fax +33-(0)324-59 20 10, E-Mail info@ardennes.com, www.ardennes.com. Hier kann man Infomaterial über die französischen Ardennen bestellen, inklusive Unterkunftsverzeichnis und touristischer Karte.

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