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Donnerstag, 26. Januar 2017 Freiburger Nachrichten
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Die Liebesgeschichte steht im Vordergrund Während kirchliche Trauungen weiter abnehmen, sind Hochzeitszeremonien ausserhalb der Kirchenmauern sehr gefragt. Die 14 freien Zeremonienleiterinnen und -leiter von «traumich.ch» sind auch 2017 wieder gut gebucht, darunter die Düdingerin Jrene Rolli. Karin Aebischer FREIBURG Einige Hochzeitspaare wünschen sich eine ganz schlichte Zeremonie mit einer schönen Rede und dem gegenseitigen Jawort, andere eine mit einer durchdachten Dramaturgie und ergreifenden Ritualen. Die Wünsche der Brautpaare sind verschieden, vielen ist jedoch gemein, dass sie nebst der zivilen Trauung nicht auf eine Zeremonie verzichten möchten, obwohl ihnen eine Heirat in der Kirche nicht zusagt. Aus diesem Grund werden immer öfters die Trauzeugen angefragt, ob sie für das Brautpaar eine persönliche Zeremonie gestalten könnten. Oder das Paar entscheidet sich dafür, eine Zeremonienleiterin oder einen Zeremonienleiter zu engagieren. Wer auf dem Internet danach sucht, wird schnell fündig. Auf «traumich. ch» etwa hat das Brautpaar die Wahl aus 14 Frauen und Männern aus der ganzen Schweiz, die solche freien Trauungen durchführen. Ein bunter Mix aus Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen. Auch die 30-jährige Düdingerin Jrene Rolli ist Teil des Traumich-Teams. Im vergangenen Jahr hat sie vier Hochzeitszeremonien geleitet. «Wir haben derart viele Anfragen, dass ich fast jedes Wochenende eine Zeremonie leiten könnte», sagt Rolli. Da sie in einem 80-Prozent-Pensum als Projektleiterin im Kommunikationsbereich arbeitet, liegt für sie ein grösseres Engagement aber nicht drin. «Denn ich will mir für jedes Paar genug Zeit nehmen können».
Liebesgeschichte im Zentrum Das Besondere an einer freien Trauung sei, dass diese sehr persönlich gestaltet werden könne. «Das Kernelement der Rede ist meist die gemeinsame Geschichte des Paares», sagt Jrene Rolli. Um diese Liebesgeschichte so gut wie möglich erfassen und wiedergeben zu können, kommen die Zeremonienleiter mit dem Paar im Vorfeld zu einem unverbindlichen Kennenlernen und einem intensiveren Planungstreffen zusammen. Einige Zeremonienleiter senden den Paaren zusätzlich einen Fragebogen zu. «Die Gespräche sind meist sehr intensiv. Man erfährt viel über
Zahlen und Fakten
Weniger Trauungen in der Kirche
Jrene Rolli führte letztes Jahr als Zeremonienleiterin durch vier Trauungen.
Die gemeinsame Geschichte des Brautpaares ist das Kernelement Bild zvg einer freien Trauung. das Paar, muss aber auch die richtigen Fragen stellen», erzählt Jrene Rolli. Deshalb sei es wichtig, ein gutes Gespür für das Gegenüber zu entwickeln und rasch zu erfassen, wie das Paar tickt. Eine besondere Ausbildung müsse ein Zeremonienleiter keine mitbringen. Beim Traumich-Team hätten jedoch alle irgendeinen professionellen Hintergrund, der mit Moderation, Rhetorik oder Texten zu tun habe, sagt Rolli. Traumich-Gründer Mike
Bucher bietet für Zeremonienleitende zudem diverse Weiterbildungskurse an und neu sogar einen Crash-Kurs für Personen, die im privaten Kreis eine Hochzeitszeremonie leiten möchten.» Von Mike Bucher war Jrene Rolli auch angefragt worden, ob sie nicht zum Traumich-Team dazustossen wolle. Meist entscheiden sich jene Paare für eine freie Trauung, die gar keinen oder keinen engen Bezug zur Kirche haben. «Viele Paare sagen mir beim
Bild Ruben Ung/zvg
Im Sommer finden die Zeremonien meist im Freien statt. Macht Bild zvg das Wetter mit, ist die Kulisse umso schöner. ersten Treffen, dass sie Mühe damit hätten, wenn Hochzeitszeremonien eine gewisse Schwere hätten. So, wie es eben bei kirchlichen Trauungen mit all den Bibeltexten der Fall sei», erzählt Jrene Rolli. «Stattdessen solle ihre Hochzeit fröhlich, leicht und beschwingt sein». Bei den freien Trauungen gehe es denn auch nicht darum, besonders ausgefallen, sondern besonders persönlich zu heiraten. «Der Grossteil heira-
Alle Hochzeitskomponenten am selben Ort Auf dem Bernexpo-Gelände in Bern findet vom 3. bis 5. Februar die 18. Ausgabe der Hochzeitsund Festmesse MariNatal statt. Wer ein Hochzeitsfest plant, kann sich dort inspirieren lassen. BERN Angehende Brautpaare können am ersten Februar wochenende an der Hochzeitsmesse MariNatal in Bern Hochzeitsprofis aus sämtlichen Sparten treffen und sich dabei für ihre eigene Hochzeit inspirieren lassen oder etwas buchen. Wie die Organisatoren mitteilen, präsentieren die Aussteller Produkte, Dienstleistungen, Unterstützung und Ideen «für den perfekten Tag»: Ausgefallene Locations, traumhafte Hochzeitsmode, kreative Tischdekorationen, lecker-opulentes Tortendesign, prächtiger Blumenschmuck, Flitterwochenziele,
die das Fernweh stillen, und vieles mehr. An der Brautmodenschau auf dem MariNatal-Laufsteg werden zudem die neuesten Trends in Sachen Hochzeitsmode für Sie und Ihn vorgeführt. Dreimal täglich präsentieren Models die neuesten Kreationen der internationalen Brautmodedesigner. Doch nicht nur angehende Brautpaare, auch wer Jubiläen und Feste zu feiern weiss, ist gemäss Mitteilung an der Hochzeits- und Festmesse MariNatal gut aufgehoben. ak
Welches Kleid darf es sein?
Bild zvg
Bernexpo, Halle 2.0 und Halle 2.1, Bern. Fr., 3. Februar, 16 bis 20 Uhr; Sa., 4. Februar, 10. 30 bis 18 Uhr; So., 5. Februar, 10. 30 bis 18 Uhr. www.hochzeitsmessen.ch
tet dann doch in Weiss und oftmals sehr traditionell». Deshalb seien das Ja-Wort und der Ringtausch Bestandteil der meisten Zeremonien. Eine persönliche Liebeserklärung gehöre für einige Paare klar dazu, für andere hingegen sei dies nichts. Im Sommer finden die Trauungen oft draussen statt: auf einem Gutshof etwa, in einem Schlossgarten, auf einem Bauernhof oder an einem Strand in Italien oder Südfrankreich. Den Standort
Seit Mitte der 1990er-Jahre liegt die Zahl der zivilen Eheschliessungen in der Schweiz bei etwa 40 000 pro Jahr. Im Jahr 2014 wurden 41 891 Ehen geschlossen, das sind 5,3 Prozent mehr als 2013. Wie aus einer Statistik des Schweizerischen Pastoralsoziologischen Instituts aus dem Jahr 2015 hervorgeht, bleiben die gut 40 000 zivilen Trauungen pro Jahr relativ stabil. Zu beachten ist allerdings, dass die Gesamtbevölkerung im gleichen Zeitraum um fast 50 Prozent zugenommen hat. Im Jahr 2014 wurden in der Schweiz 4085 Paare katholisch getraut. Das sind rund 500 Trauungen (– 11 Prozent) weniger als im Jahr 2012. Allein in den Bistümern Sitten, Lugano und St. Gallen sind die katholischen Trauungen zwischen 1997 und 2014 um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Einen ähnlich starken Einbruch erlebten auch die reformierten Trauungen: Im Jahr 2014 gab es noch 3969 Trauungen, das sind 14,6 Prozent weniger als 2012. Um 1970 war mit 18 529 Trauungen pro Jahr ein Spitzenwert erreicht worden. Der Einbruch seit damals liegt bei über 70 Prozent. Während somit die zivilen Trauungen seit den 1960er-Jahren unter Berücksichtigung eines Bevölkerungswachstums von 50 Prozent zahlenmässig relativ stabil blieben, haben die katholischen und die reformierten Trauungen einen massiven Einbruch erlitten. ak
wählt das Brautpaar. 40 Minuten dauert eine Zeremonie im Durchschnitt. Inklusive der Vor- und Nachbearbeitung kostet das Engagement eines Zeremonienleiters bei «traumich. ch» pauschal 1950 Franken. Für das laufende Jahr hat Jrene Rolli bereits wieder zwei Hochzeitsfeiern eingeplant, an denen sie die Zeremonie leiten wird. «Es ist eine Tätigkeit, die mir grosse Freude bereitet. Weitere Informationen: www.traumich.ch
Schweizer schenken zirka 140 Franken zur Hochzeit Über 1,3 Millionen Franken wurden 2015 via «hochzeitswunsch.ch» an Hochzeitspaare verschenkt. BERN Im Schnitt sammeln Hochzeitspaare 4770 Franken mit einer Hochzeitswunschliste. Es kann aber auch deutlich höher hinaus gehen: Sieben Prozent aller Paare sammelten über 10 000 Franken. Dies hat «hochzeitswunsch. ch», eine unabhängige Schweizer Hochzeitswunschliste, anhand ihrer Zahlen von 2015 herausgefunden. Hochzeitsgäste auf der anderen Seite zahlen pro Familie im Durchschnitt 140 Franken für Geschenke auf das Konto des Brautpaars ein.
Klassisch bleibt gemäss «hochzeitswunsch.ch», wofür der Betrag eingesetzt wird: Am beliebtesten waren 2015 Hochzeitsreisen, gefolgt von Haushalts- und Einrichtungsgegenständen für Kinderzimmer. Hinter dem 2012 gegründeten Portal stehen mit Manuel Reinhard und Marc Isler Spezialisten im Online-Marketing, die das Projekt in ihrer Freizeit betreiben. In User-Befragungen haben sie herausgefunden, dass vor allem die Einfachheit des Services und die Unabhängigkeit von Anbietern wie Reise-Veranstaltern oder Warenhäusern für den Erfolg einer Hochzeitswunschliste verantwortlich sind. ak www.hochzeitswunsch.ch