Freizeitsport
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In den Reisekoffer gehören immer auch Laufschuhe
Die LieblingsSiebenkilometerRunde in der Mittagspause, für die Wochenenden die etwas längere Strecke im Wald, und wenn es abends dämmert knackige fünf Kilometer durchs Quartier. Der eintönige Alltag macht sich auch beim Laufen bemerkbar. Für Abwechslung kann die nächste Reise sorgen. Was liegt näher, als joggend die neue Umgebung zu erkunden oder, für besonders Abenteuerlustige, sich sogar für eine Lauf veranstaltung in der Ferne anzumelden. So monoton der Vorgang des Laufens ist – der Sport zeigt sich je nach Destination facet tenreich. Das Klima kann eine Herausforde rung sein. So liefen die Beine zuerst herrlich locker entlang des weissen Sandstrandes in Florida. Allerdings nur bis zum Wendepunkt: Der bisher unbemerkt starke Rückenwind peitschte nun die salzigsandige Meeresluft mitten ins Gesicht. Aber auch das Meer selber kann in die Quere kommen. Als wir an der Küste Neuenglands auf eine Halbinsel liefen, überspülte das Meer die Sandbank dorthin wenige Minuten später. Mit grossen Schritten rannten wir noch rechtzeitig vor der Flut zurück aufs Festland. In Denver ging uns beim Joggen die Puste aus, was wir uns zuerst mit dem Jetlag erklärten. Bis wir erfuhren, dass Einheimische die Grossstadt auch «mile high city» nennen, weil sie auf 1609 Meter über Meer liegt. Die Luft war so dünn wie in Zermatt.
Cognac und Austern Besonders aufregend ist die Teilnahme an einer offiziellen Laufveranstaltung im Aus land. Manuela Richter aus Deutschland über querte bereits in 36 Ländern die Ziellinie und berichtet auf ihrem Blog «Laufwelt» regel mässig über ihre Erlebnisse. In Marrakesch sahen die Einheimischen zum allerersten Mal eine solche Menschenmenge durch die Stadt rennen. Fasziniert zückten sie ihre Handykameras. In Asien hätte die Bloggerin am liebsten selber gefilmt: Teilnehmende liefen teils mit Handtaschen und Frottee tüchern auf der Zehnkilometerstrecke durch Bangkok, und in Singapur setzten sich viele vor dem Start gemütlich auf den Boden. Die passionierte Läuferin stellt immer wieder fest, dass an Laufveranstaltungen im Ausland der Spass oft stärker im Mittelpunkt steht und es auch weniger leistungsorientiert zugeht. Hierzulande beissen die Teilneh menden eines Halbmarathons unterwegs in der Regel nicht genüsslich in einen Dough nut, und eine Läuferin rennt auch nicht min destens acht Kilometer mit StarbucksKaffee in der Hand. Die unterschiedliche Verpfle
Sightseeing mit dem Velo
GUILLAUME BESNARD / FOTOLIA
Ferien bieten die Gelegenheit, laufend Neues zu erfahren. Warum man sich das Frühstück vor dem Joggen im Ausland besser aufs Zimmer bestellt und andere Tipps. Von Jrene Rolli
Sportberatung Rubén Oliver
Was nützen spezielle Strümpfe wirklich?
K
Schwitzen am Ätna-Marathon: Die Kulisse entschädigt für die Strapazen am Vulkan.
Wer nicht gerne joggt, kann in den Ferien trotzdem etwas Bewegung integrieren. Besonders bei Städtereisen ist das Mieten eines Fahrrads empfehlenswert und oft total unkompliziert. Vielerorts gibt es automati sierte Verleihstationen, wo man sich rund um die Uhr ein Velo schnappen und los sausen kann. Meistens braucht es dazu nur eine Kreditkarte für Zahlung und Garantie. Ein besonderes Vergnügen ist das Stram pelSightseeing in Kopenhagen, der Velo stadt schlechthin. Durchgehende und mit Bedacht angelegte Velowege inklusive eige ner Ampeln sind hier selbstverständlich – kein Wunder, fährt rund die Hälfte der Bevölkerung Rad. Das führt jedoch zu einem kleinen Problem für Touristen: Zu Pendler zeiten kommt man sich vor wie im Stossver kehr, verträumtes Herumgondeln ist dann schwer. Ähnliches gilt beispielsweise für Stockholm oder Göteborg. Aber wer fern der Stosszeiten die Städte erkundet, wird ob der schönen Velowege und der guten Beschilde rung verzückt sein. Doch nicht nur die Skandinavier locken Velofans an. Viele andere europäische Städte bieten ebenfalls eine hervorragende Infra
gung gilt es unbedingt vorab zu beachten. So verteilen die Freiwilligen am TokioMara thon zwar auch Bananen, aber am liebsten reichen sie den Teilnehmern haufenweise kleine Tomaten. Wer es gehobener mag, verköstigt sich am CognacMarathon in Frankreich mit Cognac und Austern. Weniger opulent ging es am ÄtnaMarathon zu. Ein befreundeter Läufer war einer der lediglich 85 Teilnehmer, die sich am einzigen Verpflegungsstand auf den 42 Kilometern einen der rationierten Wasser becher schnappen durften.
Zielsicher zu Sehenswürdigkeiten Wer im Ausland an einem Lauf teilnimmt, sollte sich vorab über Klima, Strecke und Verpflegung informieren. Ein Hotel in der Nähe des Zielgeländes zu buchen, ist ratsam. Damit vermeidet man bei längeren Läufen nach dem Ziel unnötige Zusatzkilometer. Wer sich morgens beim Buffet nicht mit anderen Läufern um die Bananen streiten will, der bestellt das Frühstück aufs Zimmer. Damit ist nicht nur eine gelbe Wunderwaffe garantiert, sondern auch ein entspannter Start in den Tag. Wer nicht an einem Lauf
teilnimmt und die Strecke selber bestimmt, der verzichtet auf die unbrauchbaren Tipps an der Hotelreception und fragt dort ledig lich nach dem WLAN-Code. Läuferinnen und Läufer auf der ganzen Welt teilen ihre Lieb lingsstrecken in OnlineCommunities wie Strava und «Map my run». Ein Klick – und zig Routen in der Umgebung stehen zur Aus wahl. Wer lieber mit Begleitung rennt, infor miert sich über Laufgruppen oder findet mancherorts sogar Anbieter von «Sight Jog ging»Touren. Zurück aus den Ferien, laufe ich wieder meine üblichen Strecken. Dank neu gewecktem Entdeckergeist nehme ich die Umgebung deutlich aufmerksamer wahr als vorher. Das bewusste Laufen hält aber leider nicht ewig an. Schnell werden die Standard strecken wieder zum Alltag, ohne dass ich das Rundherum bewusst wahrnehme. Spä testens wenn ein leichtes Ziehen in der Wade die einzige Entdeckung ist, die ich während des Laufens auf der Hausstrecke mache, dann diagnostiziere ich akutes Fernweh. Dagegen hilft nur eines: Koffer packen und verreisen. Natürlich mit Joggingschuhen im Gepäck.
struktur für Velofahrer, etwa Paris, Mont-
pellier, Brüssel, Antwerpen, Berlin, Wien, Budapest und so weiter.
Gemütliche Fahrt über die Brooklyn Bridge.
Und sogar enorm verkehrsreiche Gross städte wie London oder New York haben in den vergangenen Jahren ordentlich aus gebaut und bieten ein breites Angebot an Mietvelos und speziellen SightseeingRou ten. In New York etwa sind Touren durch den Central Park, über die Brooklyn Bridge oder entlang des Hudson Rivers besonders beliebt. Doch auch wenn es ein grosses und recht gut signalisiertes Wegnetz gibt: Besonders in Manhattan stehen oft par kierte Autos, Taxis oder andere Hindernisse auf den eigentlich für die Radler vorgesehe nen Flächen herum und zwingen zum Durchschlängeln. Für Ausflüge abseits der gängigen Touristenrouten empfiehlt sich darum das Tragen eines Helms. Das gilt auch für Städte, die (noch) nicht um Radtouristen buhlen, wie Tokio oder Buenos Aires. Velomieten ist bei einzelnen Anbietern möglich, und das Zurechtfinden für erfahrene Velofahrer gut machbar. Aber es braucht etwas mehr Orientierungssinn und Nerven. Anja Knabenhans
ompressions bekleidung hat seit einem Jahrzehnt Einzug im Sport gehalten und soll uns seitdem schnel ler machen und Verletzungen vorbeugen. Doch bringt sie auch das, was sie verspricht? Der KompressionsTrend beschränkt sich mehrheitlich auf die untere Extremität. Knieso cken bieten eine konstante flä chige Kompression, womit sich der Druck von unten nach oben verteilt. Dabei ist der Druck am Knöchel am höchsten, nimmt gegen das Knie kontinuierlich ab und unterstützt so den von der Schwerkraft erschwerten Rück fluss von venösem Blut und Lymphflüssigkeit zum Herzen. Dadurch lagert sich weniger Milchsäure im Muskel an. Die Folge soll eine raschere Regene ration und eine Verringerung von Muskelschmerzen während und nach der Belastungsphase sein. Dabei verbessert sich auch der Blutfluss des sauerstoff reichen arteriellen Blutes in den Muskeln. Zusätzlich verlangsamt die Kompression die Vibration in den Muskeln und reduziert die Ermüdung, indem sie die Muskeln komprimiert und ihnen einen festen Halt gibt. Neben Kniestrümpfen werden häufig Stulpen, Sleeves genannt, verwendet. Sie bringen eine maximale Wirkung auf die Mus kulatur. Da sie die Bewegungs freiheit nicht einschränken, sind Sleeves auch bei Barfuss und Wassersportarten wie Triathlon verwendbar. Insbesondere im Trailrunning sind Kombinatio nen von Strümpfen und Kom pressionsshorts beliebt, das soll bei Langstreckenläufen eine optimale Unterstützung bieten. All dies soll zu einer Leis tungssteigerung von bis zu zwei Prozent führen. Doch Kompres sionsstrümpfe sind umstritten, eine deutliche Leistungsverbes serung konnte in keiner seriösen Studie nachgewiesen werden. Im Blut von Sportlern mit Kom pressionsstrümpfen wurde aber der Biomarker Myokin gefunden, der als Botenstoff für die Erho lung der Muskulatur gilt. Daraus wurde gefolgert, dass die Zeit bis zur Muskelermüdung mit Kom pressionstextilien verlängert wird. Auch das Tragen nach dem Sport kann belastungsbedingte Muskelschmerzen und Schwel lungen verhindern sowie die Maximalleistung schneller wie derherstellen. Die subjektive Wahrnehmung vieler Sportler bestätigt die positive Wirkung auf den Bewe gungsapparat und das Wohl befinden, und wer schon einmal Kompressionsbekleidung getra gen hat, der weiss, dass sich die Muskeln schneller regeneriert fühlen. So werden die knallbun ten Kompressionskleider auch in Zukunft das Bild von Sport veranstaltungen mitprägen. Rubén Oliver ist Sportarzt in Zürich und Winterthur, Lauf trainer beim TV Oerlikon und passionierter Läufer.