Heimfocus #04 - 01/2011

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02 / 2011

Ein ermutigendes Projekt Das HEIMCAFÉ ist ein Schwesternprojekt des Heimfocus-Magazins, das sich zum Ziel gesetzt hat, den Flüchtlingen in der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Würzburg die Hand zu reichen, sie in ihrer Isolation zu erreichen und ihnen die Möglichkeit direkter Begegnung zu bieten. Die Betreuung der Cafeteria und vor allem auch das Angebot der Begegnung von Mensch zu Mensch wird durch den Einsatz von Freiwilligen ermöglicht. Zwei weitere engagierte Gruppen bieten ebenfalls ähnliche Treffen an, die Teestuben. Eingedenk der Tatsache, dass in der GU keine offenen Gemeinschaftsräume zur Verfügung stehen, freuen sich die Bewohner natürlich über jede Möglichkeit, sich außerhalb ihrer Zimmer aufhalten werden lassen, wie auch plötzlich Men- meinschaft zu sein, auf Augenhöhe, als zu können. Derzeit leben in der GU Würzburg mehr schen miteinander an einem Tisch sitzen, Mensch und Mitmensch. als 450 Menschen aus ca. 40 Nationen. die sich draußen vielleicht gerade mal Eine wichtige und ermutigende ErfahFür die meisten von ihnen ist der Tages- gegrüßt haben oder sich nur vom Sehen rung. ablauf immer gleich, essen, schlafen und her kennen. Bei Musik, im gemeinsamen Die einheimischen Freiwilligen, die dienichts tun; der Tag bietet kaum Mög- Tischtennis- oder Kickerspiel entsteht ses Angebot überhaupt erst möglich malichkeiten, ihn sinnvoll auszufüllen. Vom Kommunikation wie von selbst, auch chen, spüren bei uns, dass wir Flüchtlinge Leben „draußen“ sind sie in den meisten über Sprachbarrieren hinweg. Da ist es aus allen Teilen der Welt eigentlich gar plötzlich nicht mehr wichtig, wer woher nicht so anders sind als sie, dass wir alle Fällen vollständig abgeschnitten. Der Mangel an Begegnung, an Kommu- kommt und es macht keinen Unterschied, gerne miteinander reden, Spaß haben nikation, an wirklicher Kommunikation, wer sich nun über seinen Punktestand und feiern, dass wir ihre Gastfreundist offensichtlich und vielschichtig: un- am Tischkicker freut oder beim Tischten- schaft schätzen und selbst viel an Herztereinander, mit den für sie zuständigen nis mit den Zuschauern scherzt. Momen- lichkeit und Interesse zu geben haben. Behörden und mit der einheimischen Be- te der Unbeschwertheit, Fröhlichkeit und Und so mancher persönliche Kontakt, so unkomplizierter Lebensfreude - eigent- manches Vertrauensverhältnis trägt über völkerung. Die bereits mit Erfolg laufenden „Teestu- lich sollten sie einfach so zum Leben ge- dieses Treffen hinaus, wächst zu einer ben“ und das ergänzende und hoffent- hören, selbstverständlich sein; hier aber freundschaftlichen Beziehung oder einer lich wachsende Heimcafé wollen also sind sie eine Ausnahme, eine Sternstun- Art Lebensbegleitung. So eröffnen sich zunächst am Montag- und Mittwoch- de. So sind die Teestuben und das Heim- für die Menschen hier und dort neue Einabend für wenigstens zwei Stunden ein café nicht nur eine wertvolle Möglichkeit, sichten und Erkenntnisse, die auch ihr LeHoffnungszeichen setzen und signalisie- sich auszutauschen, mitzuteilen, Freund- ben beeinflussen und bereichern können. ren, wenn wir alle es wollen, wenn genug schaften und Beziehungen anzubahnen, Im Rückblick auf die positive Erfahrung Menschen „von draußen“ mitarbeiten, sondern auch Oasen, Quellen der Kraft, der letzten Heimcafé-Abende und auch können wir doch alle gemeinsam Begeg- um seine psychischen Belastungen für der anderen Angebote hoffe ich, dass sie nungsräume schaffen, die allen zugute eine kurze Zeit zu vergessen und wieder auch weiter als Lichtblicke im Alltag der kommen. Denn Begegnung ist nie nur ein paar Augenblicke Leichtigkeit und Flüchtlinge bestehen bleiben und dass Lebenslust zu erleben. Sie sind wichtig sie wachsen, indem noch mehr Mitbüreine Einbahnstraße. An den letzten Heimcafé-Abenden war und wertvoll. Und sie machen nachdenk- ger aus der Stadt erkennen, dass sie hier ich selbst dabei, als Helfer und Gast zu- lich, sie lassen erahnen, was der Sinn von gebraucht werden und dass ihr Einsatz gleich. Ich war begeistert von der Atmo- Gemeinschaft, von Verständnis, Freund- willkommen ist. sphäre und davon, wie solche positiven schaft und Solidarität ist. Gemeinsames Abay Kiros Angebote und Erfahrungen so manchen Tun und Erleben schafft Befriedigung und Freude, das Gefühl, Teil einer GeFlüchtling hier langsam gesprächiger


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