Ruedi Toldo
(1948-2023)
Ruedi Toldo wurde als Rennfahrer besonders bekannt, als er von 1971 bis 1976 sehr erfolgreich mit von Heidegger getunten BMWs Rennen bestritt. Ab 1973 fuhr Toldo den bärenstarken Heidegger-BMW 2002 Gruppe 2, befeuert von einem BMW-Formel-2-Motor mit 16 Ventilen und 270 PS Leistung. Von 0 auf 100 beschleunigte er in weniger als vier Sekunden. Dieses Auto wurde damals die «Bombe» aus dem Fürstentum Liechtenstein genannt. Der einmalige Sound dieses Tourenwagens erregte die Gefühle der Zuschauer dermassen, dass man heute noch davon spricht. Dazu kamen auf den Rennstrecken die ewigen Duelle der drei Ruedi: Ruedi Eggenberger, Ruedi Helbling und Ruedi Toldo.





Ruedi Toldo wuchs in Sevelen auf, wo seine Eltern das Unternehmen Toldo Strassenbau führten. Nach seiner Lehre zum Speditionskaufmann bei der Firma Vetsch AG in Buchs SG begann er im eigenen Familienunternehmen zu arbeiten. Bereits im Schulalter interessierte er sich für den Autorennsport. Denn sein fünf Jahre älterer Bruder
Fredy begann schon früh Autorennen mit einem Opel Commodore zu bestreiten. Zusammen mit Sepp Binder war Fredy auch Delegierter im Zentralvorstand der Formel V in Europa für die Schweiz. Danach war er als Instruktor bei den ACS-Lizenzkursen tätig. Ausserdem wohnte ein gewisser Ruedi Eggenberger ebenfalls in Sevelen…




und bewundert. Er gab auch Ruedi Toldo den Anstoss, sich näher mit dem Autorennsport zu befassen und stand ihm mit Rat und Tat zur Seite. Ausserdem fanden damals in der Gegend das über die Landesgrenzen hinaus bekannte Bergrennen Vaduz–Triesenberg statt sowie der Bergslalom Ruggell–Schellenberg. Im benachbarten Vorarlberg wurde am Gargellen das berühmte internationale Steinbock Bergrennen durchgeführt. Der ACFL Automobil-Club Fürstentum Liechtenstein und die Ecurie du Rhin waren die Clubs für die Rheintaler Rennfahrer und Fans. Im ACFL waren klingende Namen dabei wie Max Heidegger, Hans Zech, Manfred Schurti usw. Adolf Pöltinger, Jörg Fankhauser, Janos Kiss, Alois Viertl, Gino Fumagalli, und Armin Buschor gehörten zur Ecurie du Rhin.
Die Liebe zum Autorennsport
1969 startete Ruedi Toldo seine Autosport-Karriere. Im ersten Jahr absolvierte er gleich zwei Ausbildungskurse. Zuerst im VW 1500 beim AvD auf der Rennstrecke in Hockenheim und den zweiten beim ACFL im Cooper S, auch in Hockenheim. Der ehemalige Formel-V-Europa- und Weltmeister Manfred Schurti nahm ihn besonders unter seine Fittiche. Am gleichen Wochenende erzielte Ruedi Toldo auf der Formel-1-Rennstrecke von Hockenheim seinen ersten Klassensieg an einem Rundstreckenrennen. Danach kaufte er einen Steyr Puch von Ruedi Eggenberger. Das war der ehemalige Steyr Puch des schnellen Vorarlbergers Hans Kugel Fink; mit diesem Auto mit dem 650er-Motor brachte er der Konkurrenz, bis hinauf zur 1000er-Klasse, das Fürchten bei. Dieses kleine Auto entwickelte einen
unheimlichen Lärm. Das passte und gehörte zu Ruedi Toldo. Er erzielte bei Slaloms verschiedene Klassensiege. Im Steyr Puch startete er auch erstmals als «Local Hero» am Bergrennen Triesenberg, in Oberhallau, St. Peterzell – Hemberg und vielen weiteren Rennen in der Ostschweiz.
Ab 1971 im Heidegger-BMW
Nach zwei Jahren Club- und Sektionssport konnte Toldo in den nationalen Automobilsport auf nationaler Ebene einsteigen. Er kaufte sich einen Heidegger BMW 1600 TI. Dessen Kategorie wurde damals von den schnellen Lotus Cortina beherrscht.
1972 kaufte sich Toldo einen neuen BMW 2000 TII, aufgebaut nach Gruppe 1, der auf den Rennplätzen von Heidegger immer gut betreut wurde. Am 30 April feierte



Toldo beim Nationalen Rundstreckenrennen in Sembach bei Kaiserslautern seinen ersten Nationalen Sieg. Danach hatte Toldo genug von den Nationalen Klassen.
Für die Saison 1973 wählte er einen getunten BMW 2002 TII. Es war zwar kein neues Exemplar, denn es war von Ruedi Eggenberger aufgebaut und auch gefahren worden. Diese Bombe mit dem «schreienden» Formel-2-16V-Triebwerk mit knapp 300 PS stellte Heidegger dem jungen Toldo zu günstigen Konditionen zur Verfügung.
Damit wurde Ruedi Toldo zum Seriensieger, besonders in der Saison 1974. Es resultierten Siege in Hockenheim, beim Slalom Lodrino, Österreichring, Monte Ceneri, Wangen, Dijon, Misano – Santa Monica usw. Bergrennen mochte er nicht so, stattdessen fuhr er lieber Rundstreckenrennen in Deutschland. Diesen schönen Sound des HeideggerFormel-2-Triebwerks hörte man sofort, auch in einem Feld von 30 Autos. Die Zuschauer auf den Tribünen von Hockenheim riefen schon «Toldo», bevor sie ihn sehen
konnten, wenn er beim Anbremsen auf die Rechtskurve, im Eingang zum Motodrom, bei hoher Drehzahl zwei Gänge hinunter schaltete. Ruedi Toldo bedankte sich wiederholt bei Heidegger für diese spannenden Jahre im Motorsport.
Eigentlich hatte Ruedi Toldo die Idee, diesen Formel-2Motor in ein Formel-2-Chassis einzubauen. Er betrieb den Motorsport sehr professionell. Akribisch genau hat er sich alle Übersetzungen notiert. Doch dazu kam es leider nicht. Er konnte den Motorsport, wie auch sein Bruder Fredy, nur nebenbei, zum Ausgleich auf die harte Arbeit im familiären Strassenbau-Unternehmen betreiben. Und jetzt stand die Firma im Vordergrund. Nach dem Tod von Vater Heinrich und Bruder Hanspeter machten Fredy und Ruedi das Toldo-Strassenbau-Unternehmen zu einem der grössten Branchen-Unternehmen der Schweiz. Die beiden Brüder hatten aber gleichfalls ein grosses Kapitel Schweizer Motorsportgeschichte geschrieben. Und der Motorsport lebt weiter in der Familie Toldo: Der Sohn, wie auch die Enkel von Ruedi Toldo, übernahmen dessen Motorsport-Gene und betreiben den Autorennsport genauso leidenschaftlich. v

