DIversity is the Key • Polychrom • Perspektiven zur Diversität in Start-ups

Page 23

Berlin Valley

und Ethereum sagt euch vielleicht etwas. Dabei geht es nicht nur um Kryptowährung, sondern auch darum ein dezentrales System aufzubauen. Da muss man gucken, dass da die Frauen an der Front mitmachen. Imke: Wenn Frauen starten, dann häufig mit wenig Geld, weil sie sich seltener als Männer über einen Business Angel oder Venture Capitalist finanzieren. Wir fragen uns, woher es kommt, dass sie mit weniger Geld starten. Erhalten Frauen weniger Förderung?

Ich glaube, es liegt an zwei Sachen. Einmal, wenn man sich die Gründungszahlen anschaut, sieht man, Frauen gründen nicht unbedingt weniger als Männer, aber wenn sie gründen, dann gehen sie mehr in die Selbstständigkeit. Sie werden dann Beratende oder machen einen Buchladen auf oder haben irgendeine coole, aber oft wenig technische Idee, wie organische Babymode. Dabei entsteht kein großes Team, sie machen das für sich selbst. Zudem lässt sich Beruf und Familie so gut vereinbaren. Außerdem zeigen sie nicht die Risikobereitschaft, die Männer haben, wollen nicht so dominant sein und haben, glaube ich nicht so einen starken Drang nach Macht. Ich habe mit einer Investorin gesprochen, die sagte, dass jede Frau, die sich bei ihr im Venture-Fond bewirbt, auch die Chance bekommt, sich vorzustellen, weil es generell so wenige Frauen sind. Also liegt es einmal an den Frauen selbst und dann natürlich auch daran, dass sie mit weniger hoher Wahrscheinlichkeit Kapital bekommen. Ich habe dazu mal eine Studie rausgesucht: »Bei identischen Inhalten und Präsentationen erhalten männliche Gründer mit einer 40 % höheren Wahrscheinlichkeit eine Wagniskapital Finanzierung als Frauen.« Das ist eine Studie von der National Academy of Science und dem MIT Cambridge.

Das eigentlich Witzige an dieser Studie ist, dass nicht nur Männer mehr Wagniskapital kriegen als Frauen, sondern dass gut aussehende weiße Männer mehr Wagniskapital kriegen. Es ist wahrscheinlich so, dass die Venture Capitalists sich eher mit jemandem identifizieren, der ihnen ähnlich ist, weil sie da eher das Gefühl haben, dass man den Gegenüber versteht, sich in ihn hineinversetzen kann oder ihm vertraut. Dieser ›unconscious bias‹ ändert sich nur langsam. Imke: Hast du den Eindruck, dass Frauen sich sonst unterschätzen? Dass sie ihr eigenes Innovationspotential nicht hoch genug einstufen?

Das glaube ich bestimmt. Männer zeigen viel mehr Ellenbogen und denken mehr an sich, nicht so sehr an die Anderen. Das ist etwas, was mir schon oft aufgefallen ist. Frauen wollen mehr alle mitnehmen, während Männer eher fokussiert an ihr Ziel denken und nicht so sehr daran, wen sie da beiseiteschieben. Flora: Gibt es zum Thema Frauen in Start-ups Dinge, Neuerungen, die den Weg ebnen, es leichter machen oder Motivation schaffen?

Es gibt wahnsinnig viele Netzwerke, die wie Pilze aus dem Boden schießen. Angefangen von der Weiberwirtschaft, einem der ältesten Netzwerke hier in Berlin, aber auch ganz vielen kleinen Initiativen. Die Frauen haben gemerkt, dass man sich gegenseitig unterstützen sollte.

021


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.