Weber, Die Sprache des Papiers

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13.02.2009

10:20 Uhr

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Die Sprache des Papiers

Ming-Dynastie (1368 –1644) hielt am gleichen Währungssystem fest. Die älteste erhaltene Geldnote dieser Zeit war 34 ⫻22,5 cm groß. 10 Um 1455 hörte die Verwendung von Papiergeld zeitweilig auf, da infolge massiver Inflation das Papiergeld kein Vertrauen mehr genoss. Die «neue» Referenzwährung war Silber, in Form von Münzen oder Barren. Die Verbreitung des Papiergeldes nach Osten nahm den gleichen Verlauf wie die des Papiers. 1296 gelangten die Geldscheine nach Korea, 1334 wurde erstmals in Japan Papiergeld do cho in kleinen Summen als Zahlungsmittel verwendet, und in Vietnam existiert Papiergeld seit 1396. Die ersten Noten mit Wasserzeichen in Form von Symbolen, anderen Zeichen, Nummern oder Anfangsbuchstaben von Wörtern entstanden erst 1732 in Japan, in Bitchu in der Okayama-Präfektur. 11 Die Verbreitung des Papiergeldes in den islamischen Ländern Die Herrschaft der Mongolen in Iran unter der «Il-KhaneDynastie» (1258 – 1335) hatte neben wirtschaftlichem Aufschwung auch große Inflationen zur Folge. Die Handelspreise stiegen und parallel nahm die Geldentwertung ihren Lauf. Unter Khan Gaikatu, der von 1291 bis 1295, einer Zeit der großen Geldnot, regierte, wurde das Papiergeld ts’au nach chinesischem Vorbild durch Sadr ad-Din Zanjani eingeführt. 1294 kam es in Täbris und in verschiedenen Städten des iranischen Reiches zur Ausgabe der Papiernoten. Gleichzeitig wurde der Handel mit Geldmünzen untersagt, und zwischen dem 23. September und dem 22. Oktober war das ganze Gold und Silber ablieferungspflichtig. Auf den Besitz dieser Edelmetalle stand die Todesstrafe. Diese gewaltsame

Maßnahme hatte verhängnisvolle Auswirkungen: Gewerbe und Handel erlahmten komplett, die Städte entvölkerten sich, da Nahrungsmittel nicht mehr gekauft werden konnten und die Bevölkerung ihre Überlebensration auf den Feldern >nden musste. Das Land drohte im vollkommenen Ruin zu versinken und das Dekret des Münzverbotes musste nach zwei Monaten wieder aufgehoben werden. Die schwache Regierung hatte geho=t, durch die Einführung des Papiergeldes die Möglichkeit zu erhalten, ö=entliche Mittel ohne Rücksicht auf die Staatseinnahmen bescha=en zu können. Das untergrabene Vertrauen gegenüber dem Finanzgebaren der Herrschenden und die fehlende Kenntnis über den Wert des Papiergeldes hatten das Gegenteil bewirkt. Dies, obwohl der chinesischen Geldaufschrift das islamische Glaubensbekenntnis in arabischer Sprache beigefügt worden war. Der Weg des Geldes nach Europa Im 13. Jahrhundert führte Friedrich ii. (1194–1250) bedrucktes Leder als Handelswährung in Europa ein. Die kleinen Lederstücke mit Goldprägung erfreuten sich besonders in Italien großer Beliebtheit. Zu dieser Zeit wurde in Spanien und Italien zwar bereits Papier hergestellt, doch noch nicht als Geld verwendet. Im späten Mittelalter führten auch europäische Handelshäuser private Wechsel ein und in Krisenzeiten wurden zur Bescha=ung von Devisen eine Art Notgeldscheine ausgegeben. So ließ beispielsweise der Stadthalter von Leyden während der Belagerung im Jahre 1574 eine geprägte Münze aus Pappe, mit einem Durchmesser von 38 mm, in Umlauf bringen. In der Übergangszeit zum ersten echten Papiergeld existierten in Westeuropa auch so genannte «Vertrauensscheine» als Währungseinheit. In Schweden wurde 1644 Geld aus Kupferplatten hergestellt. Durch die Inflationen während des Dreißigjährigen Krieges (1618 –1648) war das schwere Geld jedoch in kurzer Zeit entwertet. Das durch Johan Palmstruch gegründete schwedische Bankinstitut führte im Jahr 1661 erstmals Papiergeld ein. Wie bereits in China wurden auch in Schweden zu viele Scheine ausgestellt; der Bankgründer Palmstruch wurde dafür haftbar gemacht und büßte mit einer Gefängnisstrafe. Wenige Jahre später, 1690, existierte Papiergeld bereits in den amerikanischen Kolonien. 1694 wurde die Bank of England gegründet, die sich im Laufe der Zeit zur «Bank der Banken» entwickelte. Unter

Geld-Opfergabe auf einem dreidimensionalen GetreidekornMandala in einem buddhistischen Tempel in China.

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