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Karate

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Geburtstage

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Training – Wettkampf –Wertschätzung

In dieser Reihenfolge laufen die meisten sportliche Erfolge ab, gefolgt von medialem Interesse, was zugegebener Maßen in einer Randsportart überschaubar ist. Wir suchen auch nicht die Ö entlichkeit, manchmal lässt es sich aber auch nicht vermeiden und wenn die Sportgala Hamburg einlädt, wer lässt sich sowas entgehen? Aber auch hier gilt es, die Reihenfolge zu beachten: Intensive Trainingseinheiten bilden bekannterweise die Grundlage des sportlichen Erfolges, eine gesunde Lebensweise, eine sportliche Heimat, ein freundschaftliches Umfeld und gute Trainingspartner tun ihr übriges, und wenn man dann noch gesund bleibt und „richtig Bock“ auf seinen Sport hat, dann passt alles irgendwie zusammen und die Puzzelteile des Erfolges stellen sich eindrucksvoll zusammen und ergeben das fertige Bild eines erfolgreichen Sportlers oder in diesem Fall einer erfolgreichen Sportlerin. Unsere jetzt 19jährige Reem kam im Alter von 13 Jahren aus Kairo nach Harburg und sprach 2015 insgesamt 4 Worte deutsch: „Guten Tag, Danke und Bitte“. Sie besuchte ein Jahr lang eine Integrationsklasse in Hamburg-Hamm und wechselte danach auf das Immanuel-Kant-Gymnasium nach Sinstorf, aufgrund eines Abitur-Profilwechsels besuchte sie anschließend die Goethe Schule in Harburg und schloss diese mit dem 12jährigen Abitur und der Note 1,4 ab. Im Anschluss an das Abitur studiert Reem aktuell an der TU HamburgHarburg Allgemeine Ingenieurwissenschaften. Reem wurde nach einem vierjährigen Behördenmarathon und unserer tatkräftigen Unterstützung im Juli 2021 eingebürgert und ist seitdem deutsche Staatsangehörige. In den vergangenen 4 Jahren wurde sie insgesamt 5 x Deutsche Karatemeisterin (Junioren, 2 x U21 und 2 x Erwachsene). Hervorzuheben ist, dass Reem sich als 17jährige erstmals den Deutschen Meistertitel bei den Erwachsenen erkämpft hat. Sie ist aktuell die Deutsche Meisterin U21 und Leistungsklasse (Erwachsene). Durch ihre Einbürgerung ist sie seit Juli 2021 o ziell für die Bundesrepublik Deutschland startberechtigt. Bereits vor der Einbürgerung hatte der Bundestrainer Reem zum Training in den Bundeskader eingeladen, da sie ein wirkliches Ausnahmetalent ist. Sie wird Ende Juni für Deutschland an der U21 Europameisterschaft in Prag teilnehmen und (so die Planung) an der Weltmeisterschaft im Oktober in der Türkei. Sie wird aufgrund einiger beachtenswerter internationaler Erfolge mittlerweile auf Platz 92 der Weltrangliste geführt.

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Reem verfügt über kein eigenes geregeltes Einkommen und fi nanziert ihren Sport und das Studium selbst, indem sie in ihrer eng begrenzten Freizeit in einem Fitness-Center Kurse anbietet. Ihr ca. 10-12maliges wöchentliches Training absolviert sie ohne weitere fi nanzielle Unterstützung.

Sie hat im norddeutschen Raum keine adäquaten Trainingspartner, fährt für Trainingseinheiten am Wochenende unregelmäßig in das Ruhrgebiet bzw. in das benachbarte Ausland, um an Lehrgängen teilzunehmen. Ihr erklärtes Ziel ist, für unseren HTB und für Deutschland Europameisterin und Weltmeisterin zu werden und an den World Games teilzunehmen.

Da der Verein verständlicherweise nicht alle Kosten übernehmen kann, benötigt Reem dringend fi nanzielle Unterstützung für Lehrgangs-und Reisekosten. Wir können nicht jeden Leser persönlich ansprechen und haben uns deshalb zu diesem Artikel entschlossen. Unterstützer haben die Chance, einer jungen Sportlerin direkt zu helfen und internationale Erfolge im Namen des HTB nach Harburg zu holen. Interessierte Unterstützer/Förderer unseres Ausnahme-Talents mögen bitte direkt mit Karate-Abteilungsleiter Ralf Becker oder Geschäftsführer Torsten Schlage Kontakt aufnehmen. Danke. Aber jetzt sind wir etwas von der Reihenfolge abgekommen, der rote Faden wird wieder aufgenommen... Die zuvor beschriebenen Erfolge waren dann auch Grundlage, um erstmalig eine Einladung zur Hamburger Sportgala zu erhalten. Reem, Torsten Schlage und Ralf Becker waren Gäste dieser Sportgala in der Handelskammer Hamburg und repräsentierten dort unseren Verein. Eingerahmt von Welt-und Europameistern, Olympiasiegern und Ehrengästen aus Politik und Wirtschaft fühlten wir uns gut aufgehoben und man kam schnell ins Gespräch in einem stilvollen Ambiente und einer lockeren Atmosphäre. Halt etwas anderes als Schweiß und Schmerz im allgemeinen Trainingsalltag, man könnte es auch als sehr gelungene Wertschätzung betrachten. Es wurde ein langer Abend, der, bedingt durch die einzuhaltene Reihenfolge, aber vor Mitternacht beendet werden musste, weil morgens früh um 7 Uhr die nächste Trainingseinheit – vor Uni-Beginn – anstand, diesmal dann ohne Torsten und Ralf. // RB

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„Nach dem Alten forschen heißt, das Neue verstehen.“ Gichin Funakoshi

Damals galt Karate ausschließlich zur Selbstverteidigung, dann zur Perfektion des menschlichen Charakters und heute ist der Sport fast olympisch. Der Weg der leeren Hand ist vielseitig und wir verbinden das moderne Karate mit dem traditionellen.

Während unsere Anfänger Blocktechniken nur zum Schutz vor einem einfachen Angri nutzen, betrachten unsere fortgeschrittenen Karatekas alles aus einem anderen Blickwinkel. Wie können wir unsere Techniken auf realistische Angri e anpassen und anwenden? Diese Frage stellen wir uns oft, denn kaum jemand greift mit einem geraden Fauststoß nach vorne an. In Realität sieht die Anwendung ganz anders aus, als im Training. Natürlich will man einen Kampf immer vermeiden und einen Konfl ikt friedlich lösen, aber sollte eine Auseinandersetzung unumgänglich sein, müssen wir uns schnell und e ektiv verteidigen können.

In unserer Gruppe lernen wir, dass jede Bewegung unzählige Interpretationen hat. Zum Beispiel kann ein Block über den Kopf zwar einen Angri zum Gesicht vermeiden, aber die Bewegung kann auch ein direkter Gegenangri sein. Hier kann man kreativ werden und im Training verschiedene Anwendungen ausprobieren und selber zu neuen Erkenntnissen kommen. Die Trainer helfen dabei selbstverständlich und erklären die Grundlagen der Selbstverteidigung, damit alle wissen, worauf sie achten müssen.

Um eine Technik umzuwandeln, muss man sie erst in ihrer Grundform verstehen und beherrschen. Deshalb trainieren wir immer wieder die Grundlagen, damit sich unser Körper an die Bewegungen gewöhnt und sie verinnerlicht.

„Erkenne zuerst dich selbst, dann den anderen.“

Gichin Funakoshi

Wir beginnen und beenden jedes Training mit einer kurzen Meditation, um den Kopf vom Alltag zu befreien, denn ein starker Schlag fängt mit der Entspannung an. Wer innerlich noch bei der Arbeit ist, kann sich nicht auf das Training fokussieren und seine Energie nicht richtig einsetzen.

Die Atmung spielt hier eine wichtige Rolle. Mit der Zwerchfellatmung erreichen wir unsere Körpermitte, wodurch man sich entspannen und sich selber besser kontrollieren kann. Das gilt nicht nur im Karate, denn jeder kann das immer und überall probieren. Wenn man gestresst ist, kann jeder ein paar mal tief durchatmen, um wieder runterzukommen. Durch die richtige Atmung gelingt uns der Wechsel zwische Anspannung und Entspannung viel einfacher und wir können unsere ganze Energie gezielt einsetzen. Je besser wir uns selber unter Kontrolle haben, desto einfacher fällt es uns, unseren Gegner zu lesen.

Um nun die Balance zwischen den traditionellen und dem modernen Karate zu behalten, sprechen sich die Trainer zwischen den Trainingseinheiten ab und passen sich gegenseitig an. So können wir das neu erlernte beim nächsten Training direkt anwenden. Um Karate zu erlernen, reicht ein Leben nicht aus, dennoch lernen wir jede Stunde etwas neues und unterstützen uns als homogene Gruppe gegenseitig. Oss! // MS

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