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unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #122 / 09.10 4 clubmed

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Prag ist eine Messe wert...

Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin zum Thema:

Cannabismedikamente:

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Die Mitteilung der FDP ist irreführend, denn für Patienten, die von einer Therapie mit Cannabisprodukten profitieren, ändert sich zunächst nichts. Das Bundeskabinett will keine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes, sondern hat lediglich beschlossen, dass Medikamente auf Cannabisbasis arzneimittelrechtlich zugelassen werden dürfen, wenn ein pharmazeutischer Unternehmer einen solchen Antrag stellt. Die Schaffung einer solchen Möglichkeit sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit für die Zulassungsbehörden sein. Ein Zulassungsantrag wurde nach Angaben des britischen Unternehmens GW Pharmaceuticals für seinen Cannabisextrakt Sativex in verschiedenen europäischen Ländern für die Behandlung der Spastik bei multipler Sklerose gestellt. Das Unternehmen rechnet mit einer Zulassung für diese Indikation in Deutschland im Jahr 2011. Patienten mit anderen Erkrankungen, wie chronische Schmerzen oder Appetitlosigkeit und Übelkeit bei Krebs haben auch dann keinen Zugang zu entsprechenden Medikamenten.

Das X ist ein U

Text: Michael Knodt

Röslers teure Mogelpackung Mitte August vermeldeten die Agenturen „Cannabismedizin sei einem Gesetzesentwurf der Bundesregierung zu Folge bald legal“. Dem ist mitnichten so, der Bundesgesundheitsminister hätte eventuell einen Klage auf EU-Ebene riskiert, wenn er sich weiterhin geweigert hätte, Sativex oder identische, in Lizenz hergestellte Präparate für den deutschen Markt zuzulassen. Die Zulassung ist ein weiterer Schritt weg von natürlicher Cannabismedizin, wie sie in anderen Ländern längst üblich, in Deutschland jedoch nicht erwünscht und immer noch illegal ist. Denn, anders als „Bild“ oder „Spiegel-online“ meldeten, ist mit der geplanten Zulassung von Sativex die Chance für „Cannabis auf Rezept“ für die Zukunft eher gesunken als gestiegen.

Cannabismedizin in Deutschland - was wirklich geschah: Um 1150: Hildegard von Bingen erwähnt erstmals die medizinischen Eigenschaften von Hanf: „Wer ein leeres Hirn hat, dem verursacht der Genuss des Hanfes einen Schmerz im Kopfe. Den, der aber gesund ist und ein volles Gehirn im Kopfe hat, schädigt er nicht.“ Cannabis wird seitdem in allen medizinischen Standardwerken erwähnt und ist fester Bestandteil der Volksmedizin sowie der neueren Medizin. 1927: Cannabisprodukte werden in Deutschland apothekenpflichtig und durch Opiate; Barbiturate und Co ersetzt. Cannabis verschwindet, wie viele andere Heilkräuter, ein paar Jahrzehnte fast vollständig aus der (Schul)-Medizin. Ab 1950: Durch die genaue Erforschung des THC-Moleküls interessieren sich immer mehr Wissenschaftler für das medizinische Potenzial von Cannabis.

1961: Die „Single Convention“ der UNO erklärt die medizinische Forschung und somit die Nutzung von Cannabinoiden für unnötig, Hanf habe keinen medizinischen Nutzen. In den USA und anderen westliche Ländern gibt es zu diesem Zeitpunkt viele positive Forschungsergebnisse. 1971: Durch die Einführung des BtmG werden die Beschlüsse der „Single Convention“ faktisch auch in Deutschland umgesetzt, Cannabis ist auch als Medizin nicht mehr verkehrsfähig (Anlage 3 BtmG, nicht verkehrs- oder verschreibungsfähig) . 1997: Nachdem schon mehrere Länder positive Erfahrungen mit medizinischen Cannabisblüten oder Medikamenten auf Cannabis-Basis gemacht haben, wird in Deutschland Dronabinol, ein halb-synthetisches THC-Fertigpräparat der Firma THC-Pharm, zugelassen. Die Kosten werden bis heute nicht von den Kassen übernommen. Andere cannabinoidhaltige Medizin oder natürliches Cannabiskraut bleiben illegal. 2007: Ein ungetesteter Cannabis-Extrakt auf Sesamölbasis wird auf Anweisung des BfArM an Patienten vergeben, die Dronabinol nicht vertragen und nach einem Richterspruch des Bundesverwaltungsgerichts eigentlich eine Ausnahmegenehmigung für natürliches Cannabis erhalten sollten. Das Sesamöl wird zum Desaster, vier von fünf Patienten klagen über mangelende Wirkung. Der Hersteller hatte das BfarM im Vorfeld auf eventuell fehlende Wirksamkeitsstudien hingewiesen. 2009: Nach jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzungen und dem Sesamöl-Reinfall erhalten sieben Patienten die Genehmigung, natürliches, nach medizinisches Standards angebautes Cannabis aus den Niederlanden zu importieren. Für „normale“ Cannabinoid-Patienten bleibt diese Weg versperrt, denn hierzu bedarf es einer Ausnahmegenehmigung, die wiederum einen weiter auf Seite 27

CANNABIZZ

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ieß es in unseren Exzessiv-Folgen 163 und 165. Wer diese aufmerksam verfolgt hat und der tschechischen Hauptstadt bisher noch keinen Besuch abgestattet hat, dem wird nicht entgangen sein, was diese schöne Stadt so alles zu bieten hat. Eine liberale Gesetzeslage sowie die medizinische Nutzung von Cannabis, mit der immer größere Erfolge erzielt werden, sind die Grundlage für eine nun schon seit Jahren boomende Hanf-Kultur in Tschechien. Selbst Samen werden in Radio-Spots beworben, und so dürfen die tschechischen Growshops inzwischen auch Samen verkaufen. Allerdings ist die Einfuhr in Länder mit restriktiver Gesetzeslage nach wie vor verboten. Seit dem 1.Januar 2010 besagt die neue Gesetzeslage, dass der Besitz bis zu 15 Gramm Marihuana, 5 Gramm Haschisch, 5 Pflanzen oder bis zu 1 Gramm THC in rauchbarer Form nur noch eine Ordnungswidrigkeit ist und nicht mehr strafrechtlich verfolgt sondern mit einem Bußgeld in Höhe von bis zu 570 Euro belegt wird. Damit wurde der Status Quo, der hier im Prinzip seit Anfang der Neunziger herrscht, gesetzlich festgeschrieben. Doch die EU macht den Behörden der Tschechische Republik Druck, um diese Regelung wieder zu verschärfen. Um sich dagegen zu wehren, werdet aktiv, meldet euch beim Hanfwerk und besucht die Cannabizz in Prag. In den altehrwürdigen Thámova-Hallen werden vom 17. – 19. September über 80 Aussteller aus der ganzen Welt erwartet, wenn hier die erste Hanfmesse in Tschechien stattfindet. In der ehemaligen Fabrik von „Dukla“, dem größten Landmaschinenhersteller der ehemaligen Tschechoslowakei, erwarten euch Hanffreundinnen- und Freunde, Cannabis-Patienten sowie die Créme de la Créme von Europas Head- und Grow(shop)szene, um euch die mittlerweile riesige Produktpalette aus den Bereichen Nutzhanf, Hanf als Medizin und Hanf-Kultur zu präsentieren. Die beeindruckende Halle liegt im Stadtteil Karlin direkt am Fuße des VeitsbergsParks und ist so mit dem Auto, dem Bus oder sogar zu Fuss schnell vom Prager Zentrum aus zu erreichen. Die Parkplatzsituation ist sehr entspannt, und auch die Nähe zum Stadtteil Zizkov mit all seinen Hotels und Kneipen ist nicht nur für den potentiellen Hanf-Messebesucher ein wichtiges Argument, das Wochenende vom 17.-19. September in Prag zu verbringen. Das Hanf Journal Team freut sich auf euch. Die Webseite der Cannabizz wird bis zur Messe ständig aktualisiert und bietet Informationen über das geplante Programm, die beteiligten Aussteller und vieles mehr. Hier findet ihr auch die Öffnungszeiten und seht, dass der Messeeintritt sehr günstig ist. Uvidíme se později!

www.cannabizz.cz


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