unabhängig, überparteilich, legal hanfjournal.de / Ausgabe #118 / 05.10 2 news 4 clubmed
Ruhe in Frieden, Vater der Hanf-Renaissance
5 guerilla growing 10 anderswo 11 cooltour 15 fun&action In dieser Ausgabe:
GROWEN 5 Drinnen, draußen und fehlerfrei, ab Seite...
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JAMAICA 10
Schwarzer Afghane fürs Nato-Mandat
UNO: Statistik-Tuning für den „War on Drugs“
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ürzlich meldete die UNO, dass Afghanistan zum weltgrößten Haschisch-Produzenten aufgestiegen sei. Deshalb müsse man sich jetzt auf die Bekämpfung des Cannabisanbaus konzentrieren. Schaut man sich die Zahlen genauer an und vergleicht sie mit denen der Vorjahre1, so scheint der Rückgang von Marokkos Anbaufläche um mehr als die Hälfte eher Wunschdenken. Fährt man dann direkt vor Ort, um im beschaulichen ChefChaouen nach der Stimmung unter den in der Gegend ansässigen Hanfbauern zu fragen, erfährt man, dass der König zwar jedes Jahr ein wenig strenger werde, im Prinzip aber immer noch fleißig angebaut wird. Nach UNO Angaben erwirtschaften die Afghanen drei mal mehr pro Hektar als die Marokkaner, weshalb wird gar nicht erst erklärt. Wer die fruchtbaren Böden des RifGebirges, die seit Jahrzehnten gewachsene Infrastruktur mit bester Dünger-und Saatgutversorgung zwischen ChefChaouen und Al-Hoceima kennt, dem fällt es schwer zu glauben, dass erfahrene Bauern in einem Land, das ökonomisch und politisch Afghanistan weit voraus ist, so miese Erträge erwirtschaften sollen. Denn die Anbaufläche ist, das gibt auch die UN zu, in Marokko immer noch weitaus höher als in Afghanistan. Findet die Polizei in Europa Haschisch, so kommt es in 80 Prozent der Fälle aus Marokko, nur knapp 10 Prozent stammen aus Afghanistan. Wer sich dann schlussendlich in einen niederländischen Coffeeshop oder auf den deutschen Schwarzmarkt begibt, dem fällt es noch schwerer zu glauben, dass Afghanistan den Markt mit Haschisch überschwemmen soll. Zugegeben, im Coffeeshop gibt es wieder öfter guten Afghanen, auch haben uns Leser darauf hingewiesen, dass es, anders als in den vergangenen 20 Jahren, ab und zu guten Schwarzen gibt. Trotzdem wird der europäische Markt nach wie vor von marokkanischem Hasch dominiert, abgesehen mal vom hier produzierten Homegrown, was mittlerweile den Löwenanteil an verkonsumierten Hanfprodukten ausmacht. Erinnern wir uns zurück: UNO und somit auch Bundeswehr sind ausdrücklich nicht nach Afghanistan geschickt worden, um sich in die afghanische Drogenpolitik einzumischen.
Text: KIMO
Es ging angeblich um Dinge wie Achtung der Menschenrechte und Schutz vor Terroranschlägen. Das hat nicht so ganz funktioniert, weil die Afghanen Freiheit anders definieren als die meisten Völker, außerdem werden Terroranschläge auf westliche Ziele selbst nach Erkenntnissen der CIA schon längst nicht mehr von Afghanistan aus geplant. Mittlerweile sind die Fronten verschwommen, die Taliban kontrollieren immer mehr Provinzen und somit auch die Agrarprodukte des Landes. Der Preis für Opium fällt ob des Überangebots, was liegt da näher, als Weed anzubauen? Allzu oft wird vergessen, dass der Westen fast alle Drogen kauft, konsumiert und nicht selten direkt oder indirekt mit Waffen bezahlt. Den Westen präsentiert für einen Afghanischen Bauern neben den Nato-Truppen eben auch ein Heroin-Aufkäufer in Nadelstreifen aus New York oder Amsterdam. Unsere westliche Doppelmoral wird, anders als zu Hause, vor Ort viel direkter wahrgenommen, weil dort offen geschieht, was hier nur im Verborgenen passiert: Der Handel mit illegalisierten Drogen. Weiter auf Seite 2 >>>
Foto: Kasha, Reisebericht Seite 10
Kein Afghane, aber trotzdem gut
ack Herer * 18. Juni 1939 in New York City † 15. April 2010 in Eugene, Oregon „Es gibt nur eine Pflanze, die als nachwachsender Rohstoff in der Lage ist, den größten Teil an Papier, Textilien und Nahrungsmitteln sowie des Energieverbrauchs zu liefern und die zugleich die Umweltverschmutzung eindämmt, die Böden verbessert und unsere Luft reinigt: es ist eine alte Gefährtin, die dies schon immer getan hat: Cannabis, Hanf, Marihuana.“ So schrieb es Jack Herer in seinem wegweisenden Buch „The Emperor Wears No Clothes“, was 1993 erstmals in deutscher Sprache („Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“) erschien und quasi als Standardwerk für Hanfbauern und Legalisierungskämpfer gilt. Hier lieh er sich Andersen’s Märchen „Des Kaisers neue Kleider” aus, um seine Überzeugung zu erklären, dass die Regierung sich verschworen hat, um die Öffentlichkeit über die Gefahren von Cannabis zu täuschen, teilweise um die Investitionen in die „Pharma-, Energie- und Papierindustrie zu schützen bzw. den giftigen, synthetischen Industrien einen Vorteil gegenüber dem natürlichen Hanf zu geben”. Der „Hemperor“ glaubte, dass die moderne Landwirtschaftstechnologie „Hanf zur grössten landwirtschaftlichen Nutzpflanze der heutigen Welt“ machen und so eine grosse Bedrohung für die Interessen der Industrie werden könnte. Im Laufe seines Lebens propagierte er Hanf als eine erneuerbare Ressource, die in den Bereichen der Medizin, Energie und Lebensmittelherstellung sehr nützlich sein könnte. Im Jahre 1996 setzte er mit durch, dass in Kalifornien per Volkabstimmung Marihuana als Medizin wieder zugelassen wurde und leistete so einen großen Beitrag dazu, dass der Cannabis-Wirkstoff THC seit 1997 als Medikament und Arznei verabreicht werden darf. Die niederländische Cannabis-Samenbank Sensi Seeds benannte einen ihrer besten Stämme nach Jack Herer. So gewann „Jack Herer“ zahlreiche Preise bei Ernte-Festivals und wird von niederländischen Apotheken als anerkanntes Arzneimittel-Cannabis vertrieben. Im Jahr 2000 erlitt Herer einen Schlaganfall und Herzinfarkt, von dem er sich fast vollkommen erholte. Doch am 12. September 2009 brach Herer nach einer Rede beim „Hempstalk 2009“ in Portland, Oregon hinter der Bühne erneut zusammen. Am Donnerstag, den 15.April, ist Jack Herer, von der Zeitschrift „High Times“ zum „Hanfaktivisten des Jahrhunderts“ gekürt, im Alter von 70 Jahren in Eugene, Oregon gestorben. Sein unermüdliches Engagement und sein Meilenstein von Buch haben dazu beigetragen, dass Jack Herer am meisten Respekt gezollt wird, wenn es darum geht, die Welt daran zu erinnern, dass Cannabis in all seinen Formen schon immer eine der wertvollsten Ressourcen der Menschheit war. Text: Roland Grieshammer