Servitization in der Automobilindustrie Servitization – worum geht es dabei? Servitization beschreibt den Prozess einer zunehmenden Serviceorientierung bei – insbesondere produzierenden – Unternehmen. Diese ergänzen ihre Produkte durch Serviceangebote oder tauschen sie sogar komplett durch Services aus. Ein Unternehmen verkauft also beispielsweise nicht die Lampe, sondern das Licht. Das bekannteste Beispiel ist gleichzeitig das älteste: Der Triebwerkhersteller Bristol Siddeley führte mit dem „Power by the Hour“-Modell bereits in den 1960er Jahren ein ServitizationModell ein. Nach der Übernahme durch Rolls Royce (1968) wurde das Konzept ausgebaut und seitdem als Service namens TotalCare angeboten, bis heute. Bei diesem Vertriebsmodell werden die Motoren für Flugzeuge nicht mehr im klassischen Sinne an Flugzeugbauer verkauft. Diese bezahlen nur für die tatsächlichen Betriebsstunden des Triebwerks. Das Gerät bleibt Eigentum von Rolls Royce, die sich dann auch um Wartung und Reparatur kümmern. Rolls Royce stabilisiert auf diese Weise seine Erlösströme und erzielte höhere Umsätze. Der Kunde profitiert bei dem Modell von planbaren Betriebskosten, reduzierten finanziellen Risiken und einem zuverlässigeren Produkt.
Auch wenn das Modell schon relativ alt ist, gewinnt es dennoch aktuell an Relevanz. Gerade die rasch voranschreitende Digitalisierung bewirkt einen großen Push für das „alte“ Geschäftsfeld der Dienstleistungsorientierung. Servitization profitiert von den gleichen Technologien, die auch Internet-of-Things-Anwendungen (IoT) oder Industrie 4.0 zugrunde liegen: Sammlung, Übermittlung, Speicherung und Analyse von Daten. Gleichzeitig bietet Servitization vor dem Hintergrund neuer technologischer Möglichkeiten und veränderter Kundenbedürfnisse neue Geschäftsmodelle: Beim „Power by the Hour“-Beispiel bleibt das Produkt an sich noch erhalten, wird aber in Form einer Dienstleistung angeboten. Beim Carsharing hingegen wird ein Produkt – das Auto – komplett durch eine Dienstleistung ersetzt: flexible Mobilität. Anders als bei einer normalen Autovermietung ist es hier durch Vernetzung und digitales Bezahlen potenziell möglich, Kunden dieselbe Verfügbarkeit zu bieten, wie bei einem eigenen Auto. Durch die wachsenden und vielfältigen Informationen, die durch GPS-Nutzung, Suchmaschinen und andere Big-Data-Quellen gewonnen und analysiert werden, entstehen außerdem völlig neue Dienstleistungen ohne Produktaspekt, wie zum Beispiel Smart Apps.
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