aufgelesen von OAR Johann Bellositz
Ignaz Kossina – 85 Jahre in Guntramsdorf Eine bekannte Guntramsdorfer Persönlichkeit feierte vor wenigen Tagen ihren 85. Geburtstag. Ignaz Kossina wurde am 22. Jänner 1930 in dritter Generation in Guntramsdorf geboren. Sein Großvater und sein Vater wurden hier geboren. Ignaz Kossina besuchte die Volksschule und die 3. und 4. Klasse Hauptschule in Guntramsdorf. (Die 1. und die 2. Klasse in Wien, Hietzing) 1945/1946 absolvierte er die Weinbauschule in Gumpoldskirchen. (In den späten 1940er und frühen 1950er Jahren wurde kurzfristig Buschenschank betrieben). Mit Dispens legte er 1954 die Gesellenprüfung für das Bäckergewerbe, 1964 die Prüfung als Bäckermeister ab und übernahm die elterliche Bäckerei in der Hauptstraße 40. (Nach dem Tod des Vaters, 1939, führte seine Mutter den „Witwenfortbetrieb“ mit einem Geschäftsführer. Im 2. Weltkrieg führte die Schwester von Ignaz Kossina, im Besitz einer Meisterprüfung, den Betrieb, und danach bis 1964). Die Bäckerei bestand seit dem 19. Jahrhundert. 1909 wurde diese umgebaut und in den Straßentrakt des Hauses verlegt. (Bis 1909 gab es einen Lehmofen im Hof der Liegenschaft, das Verkaufslokal war immer straßenseitig. BILD!) Im 2. Weltkrieg, am 24. Mai 1944, wurde das Wohnhaus zu zwei Drittel, die Bäckerei vollständig zerbombt. 1949 wurde das wiederaufgebaute Gebäude mit einem Bäckereitrakt, mit zwei-lagigem Backofen, eröffnet. (Die damals ortsansässige Bank gab für den Wiederaufbau keinen Kredit, die auswärtige „Sparkasse Baden“ sprang ein.) In der Bäckerei wurden 4 Lehrlinge ausgebildet, einer davon, beim Vater von Ignaz Kossina, war der verstorbene GR. Josef Borsky, der noch lange nach seiner Pensionierung gerne in der Backstube aushalf. Drei Gesellen wurden beschäftigt, unter diesen Herr Norbert Losert, F. Moser-Gasse, und Herr Ludwig Reichhardt, derzeitiger Obmann des Filmklub Guntramsdorf. 1979 wurde die Bäckerei geschlossen. (Mit Wehmut erinnere ich mich an die ofenheißen Topfengolatschen, die ich in den 1970er Jahren oft frühmorgens gekauft habe). Nach der Schließung war jahrzehntelang die Filiale der Sparkasse Baden, kurze Zeit der „Blumenkönig“ im ehemaligen Verkaufslokal untergebracht. Zum 2. Weltkrieg: Während des Krieges war im 1. Stock des Wohnhauses ein Lazarett für deutsche Soldaten untergebracht. Gegen Kriegsende wurde Ignaz Kossina, 15-jährig, gemeinsam mit Fritz Vogelmayer und Herbert Landgraf, zum „Volkssturm“ einberufen. Dieser Einberufung folgte er nicht mehr. Vor dem Einmarsch der russischen Soldaten flüchtete die Familie mit ihrem Vieh (Ochsen, Pferde) nach Hollabrunn, durch Wald- und Mühlviertel nach Ried im Innkreis (Gutsverwaltung „RIEGERDING“). Im November 1945 erfolgte die Rückkehr nach Guntramsdorf. (Über die Demarkationslinie bei Enns, im Zug versteckt, gemeinsam mit Franz Holzinger, Hauptstraße). Für eventuelle jüngere Leser: Demarkationslinien nannte man die von den Siegermächten des 2. Weltkrieges (Amerikaner, Engländer, Franzosen, Russen) festgelegten Grenzen zur Aufteilung Österreichs auf diese. Die Familie von Ignaz Kossina: Schon der Vater von Ignaz Kossina besaß in Guntramsdorf das Heimatsrecht, bestätigt durch einen „Heimatschein“ aus 1905. Es gibt eine „Erbhöfe-Rolle (Blatt 14), die bestätigt, dass seit 1878 die Familie Kossina Landwirtschaft mit Weinbau betrieben hat. (Anerbengericht, Mödling, 1941) Nachweislich ist, dass der Urgroßvater von Ignaz Kossina Förster bei Fürst Esterhazy in Ungarn war. Seine Eltern waren Ignaz, geboren 1891, gestorben 1939, und Anna, geborene Wolfsgruber, geboren 1898,
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gestorben 1979. (wohnhaft gewesen in „GRUND“ bei Hollabrunn) Ignaz Kossina hatte zwei Schwestern, Herta Geiger und Eleonore Köckeis, die schon verstorben ist. 1955 heiratete Ignaz Friederike Hofstädter, die Tochter des Ehrenbürgers, Vizebürgermeisters und langjährigem Gemeinderat der Marktgemeinde Guntramsdorf, Komm Rat. Jakob Hofstädter, verstorben 1985. Ignaz und Friederike Kossina haben 3 Kinder, Dipl.-Ing. Gerhard Kossina, derzeit Obmann der Raiffeisen-Regionalbank Mödling, Elisabeth (Konecny) und Christiane (Tschank), weiters 6 Enkelkinder, Jennifer, Christoph, die Zwillinge Alexandra und Isabella, Stephanie, Martin,,und 2 Urenkelkinder, Jakob und Felix, der erst vor wenigen Tagen zur Welt kam. Ignaz Kossina ist seit 1947 Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Guntramsdorf, von 1972 bis 1976 war er Kommandant dieser Wehr, ab diesem Zeitpunkt ist er Ehrenkommandant. Er war und ist in Guntramsdorfer Vereinen und Institutionen vertreten. So im „Rinderzuchtverein“ (heute nicht mehr bestehend), im „Druschverein“ (gemeinsame Nutzung einer, später zweier Dreschmaschinen), dieser Verein wurde 1967 unter Federführung von Ignaz Kossina liquidiert und ging in den „Verein ehemaliger Druschgenossenschaftsmitglieder in Guntramsdorf“ über. Aus diesem Verein entstand die „Hallengemeinschaft“, die an der Münchendorferstraße landwirtschaftliche Hallen errichtete. Ignaz Kossina gehört auch dieser Hallengemeinschaft an. Neben diesen Vereinsinteressen widmet sich Ignaz Kossina dem Hochwasserschutz gegen die Schwechat. Bis heute ist er bemüht, sein pragmatisches Wissen in diesem Zusammenhang einzubringen, was bei den vielen handelnden „Theoretikern“ nicht immer einfach ist. Der Gemeinderat verlieh Ignaz Kossina für sein Wirken, insbesondere bei der Freiwilligen Feuerwehr, 1976 den Ehrenring der Marktgemeinde Guntramsdorf. Ignaz Kossina fuhr gerne Schi, beispielsweise in Zell am See oder in Schruns-Tschagguns. (Meist in einer 8er-Gruppe, unter anderen mit Kurt Acker, Hauptstraße). Gerne fährt er noch mit seinem Traktor, einem „LANZ-BULLDOG“ (Mitglied im Oldtimer Club Traiskirchen). Autodidaktisch lernte er die „Drechslerei“, manche Stunden verbringt er in seiner Werkstätte. In dieser baute er auch „Seifenkisten“, insgesamt fünf, und nahm auch, im leicht fortgeschrittenem Alter von 78 Jahren an einem Seifenkistenrennen in Mödling, Pfarrgasse, teil. Er vertrat dabei die verhinderte Frau Gabriele Fakler. Prompt ging die Seifenkiste im Rennen zu Bruch: gebrochenes Schlüsselbein und Schulterblatt, vier gebrochene Rippen. Anlässlich einer Lungenentzündung im vergangenem Dezember tätigte er den durchaus ernst gemeinten Ausspruch: „Wie wird das sein, wenn ich alt werde?“ Ein kleiner Nachtrag zur Drechslerei und zu seinem handwerklichen Geschick: Anlässlich seines 60. Geburtstages widmete er der Guntramsdorfer Jagdgesellschaft eine selbsterbaute „Hubertuskapelle“, die neben der Jagdhütte Nähe Autobahn, aufgestellt wurde. (Die Guntramsdorfer Jägerschaft möge mir verzeihen, das einzige Schöne an diesem Platz!) Zum Abschluss dieser paar Zeilen (der Chefredakteur möge mir auch verzeihen!) stelle ich fest, dass man das Leben und Wirken eines bedeutenden Guntramsdorfers im vorgegebenen Umfang nur ersatzweise streifen kann. Dafür bitte ich um Nachsicht. Ich wünsche Ignaz Kossina für sein zukünftiges Altwerden bestmögliche Gesundheit.