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ZU BESUCH:

Bundesforschungsministerin

Bettina Stark-Watzinger (FDP) und die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin

Ina Brandes (CDU) informieren sich über Forschung und Transfer an der H-BRS

IN KRAFT:

Das Promotionskolleg NRW hat seit November 2022 das eigenständige Promotionsrecht.

IM GESPRÄCH:

Alexander Graf Lambsdorff (FDP), künftiger deutscher Botschafter in Moskau, diskutiert mit Hochschulpräsident Hartmut Ihne über die Rolle der Wissenschaftsdiplomatie.

„Voraussehen“ heißt, in die Zukunft zu blicken oder besser: blicken zu wollen. Die Qualität des Blicks differiert: Ahnung, Intuition, methodische Extrapolation, logische Konsequenz. Der Wunsch, in die Zukunft schauen zu können, begleitet die Menschheit seit jeher, in jeder Epoche, jeder Kultur und in nahezu allen Bereichen – angefangen beim Orakel von Delphi über den blinden Seher bei Homer, die religiöse Mystik des Mittelalters, den Wissenschaftsoptimismus seit der europäischen Aufklärung bis heute, wo Zukunftsforschung unter Einbezug von KI Trends und Megatrends prognostiziert. ScienceFiction spielt übrigens auch eine Rolle.

Es geht dabei immer auch um Visionen. Visionen sind wichtig. Sie bauen eine Spannung zwischen jetzt und später auf. Ohne sie gibt es keine Veränderung. Aber Visionen allein führen nicht zum Ziel. Ein qualitativer Blick in die Zukunft ist heute nicht mehr futuristisches Wunschdenken, sondern eng verknüpft mit Methoden und konkreten Fakten aus der Wissenschaft. Forscherinnen und Forscher aus den unterschiedlichen Bereichen versuchen herauszufinden, welche möglichen Zukunftsszenarien in den nächsten Jahrzehnten am wahrscheinlichsten sind. Sie können dazu Handlungsfelder aufzeigen und Empfehlungen ableiten, an denen sich die Politik im Dialog mit der Gesellschaft orientieren und Maßnahmen einleiten kann.

Welche Rolle übernehmen hierbei wissenschaftliche Bildungseinrichtungen wie die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg?

Hochschulen als Teil der Allianz der Wissenschaftsorganisationen nehmen eine wichtige Funktion ein. Anders als reine Forschungsinstitute sind sie vor allem auch Talentschmieden. Hier inkubieren die Köpfe der Zukunft. Studierende erwerben an der Hochschule neben fachlichem Wissen auch Kompetenzen, ihr Wissen, ihre Ideen, aber auch ihre Persönlichkeit einzusetzen, um die Gesellschaft heute und in der Zukunft zu gestalten. Die Herausforderungen und die damit verbundene Verantwortung sind groß.

Hinzu kommt, dass Hochschulen sich stets im Wandel befinden. Sie folgen der Wirklichkeit und prägen sie zugleich. Denn sie sind nicht nur Teil des Wissenschaftssystems, sondern auch Teil der Gesellschaft; sie werden direkt von den Entwicklungen der Transformations- und Veränderungsprozesse, in denen sich Gesellschaften befinden, beeinflusst; gleichzeitig schaffen sie ständig Neues.

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg hat die Zeichen früh erkannt und mit ihren letzten drei Hochschulentwicklungsplänen auf herausfordernde wissenschaftliche Entwicklungen und gesellschaftlichen Dynamiken reagiert, hat strategische Leitplanken, Zielsetzungen und Maßnahmen formuliert. Ein wichtiges Thema im Hochschulentwicklungsplan 2020 bis 2025 ist neben der Digitalisierung die Nachhaltigkeit. So hat die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg als eine der ersten Hochschulen in NRW 2022 eine alle Bereiche umfassende Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen – als gültiger Rahmen für die Umsetzung, die Evaluation und die Optimierung ihrer Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist für uns als Hochschule nicht nur ein Wort. Wir nehmen die Herausforderungen ernst. Hochschulen haben die Aufgabe, die Gesellschaft und ihre Akteure auf dem Weg in eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft wissenschaftlich aktiv zu begleiten. Dafür werden die Studierenden als Fach- und Führungskräfte von morgen in allen Studiengängen sensibilisiert. Das Präsidium der Hochschule hat deshalb beschlossen, dass zehn Prozent aller Studiengangsinhalte überfachlicher Natur sein werden, sich etwa mit Fragen ethischer Verantwortung in Gesellschaft und Unternehmen beschäftigen müssen.

Niemand darf sich heute angesichts der gigantischen ökologischen, sozialen, ökonomischen, technologischen und geopolitischen Herausforderungen in seine Komfortzone zurückziehen. Wir spüren mehr denn je, dass wir alle im gleichen Boot sitzen: Wissenschaft, Unternehmen, Politik, die vielen gesellschaftlichen Kräfte, wir als Individuen. Wir müssen neu miteinander kooperieren lernen, lösungsorientierter. Uns vernetzen, austauschen, miteinander kommunizieren – und uns in wechselseitigem Respekt und der Erkenntnis unserer tiefen Vulnerabilität ernst nehmen. Dann kann es gelingen, mögliche Zukunftsoptionen auszuloten und so etwas wie Zukunftsgestaltungskompetenz (Future Literacy) für unsere gemeinsame Zukunft zu entwickeln.

Die Zukunft beginnt beginnt immer schon sofort. Gute Ideen sind da, Handlungsoptionen auch. Das gesellschaftliche Klima schwankt, ist manchmal veränderungsmüde, aber in großen Teilen lösungsgeneigt. Lassen wir bitte nicht nach, unsere Pflicht zu tun und die Zukunft positiv mitzugestalten!

Prof. Dr. Hartmut Ihne Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

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