Grambow Jagd Aktuell Frühjahr / Sommer 2015

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GRAMBOW INTERNATIONAL

Keine Sorge - nicht als Handtasche gedacht!

von anderen Fischen, aber auch von Aas und sogar von Vögeln ernährt. Oft jagt er auch im Rudel, was ihm den Spitznamen „River Dog“ eingehandelt hat. Als Sportfisch ist er über alle Maßen geschätzt. Meines Wissens nach gibt es keinen Süßwasserfisch, der so vehement und mit solch einer Kraft und Ausdauer kämpft wie ein Tiger. Nach besagtem Abend in einer Safari Spelunke in Maun, Botswana, bot Lionel mir an, ihm für ein paar Wochen auf seinen Fishing Safaris im sogenannten Panhandle (Pfannenstiel) des Okavango Deltas auszuhelfen, und im Gegenzug würde er mir das Fischen beibringen. Da ich gerade auf die Erneuerung meiner Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Botswana wartete, was in Afrika sowohl zeitaufwendig als auch nervenaufreibend sein kann, kam mir diese Idee äußerst gelegen, und so machte ich mich ein paar Wochen später auf die Reise nach Samochima. Samochima Lagoon ist ein Stückchen Land zwölf Kilometer südlich von Shakawe und gehört dem in Botswana legendären Lloyd Wilmot, der dort ein Wäldchen von einheimischen Bäumen über die letzten Jahrzehnte vor der Rodung bewahrt hat. Nach zwei Tagen Fahrt von Mashatu nach Shakawe, die durch Salzpfannen, Sand- und Buschsavanne, von Ziegen, Rindern und Eseln völlig übergrast, führte, fühlte ich mich wie im Paradies. Im Schatten der Baumriesen, direkt am Ufer des Kavango, liegt Lloyds kleines, sehr spartanisches Zeltcamp, welches Lionel als Basis für seine Fishing Safaris benutzt.

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... ICH FING SO GUT WIE ALLES, NUR KEINEN FISCH ...

Kaum angekommen, stattete Lionel mich mit einer 9-weight Rute samt Leine aus und nahm mich mit seinem Boot mit auf den Fluss. Jeder, der schon einmal in Afrika war, weiß um die spektakulären afrikanischen Sonnenuntergänge – mich nach meiner langen Fahrt in einem Boot auf einem breitem Strom, eine Fliegenrute in der Hand und ein paar kühlen Bier in der Icebox wiederzufinden war die pure Glückseligkeit – selbstredend

war ich zunächst mit Rute, Leine und Fliege völlig überfordert. Ich fing so gut wie alles, nur keinen Fisch. Geknickt musste ich aufgeben, als die Dunkelheit hereinbrach und die Nilpferde zu unruhig wurden, aber Gott sei Dank hatte Lionel ein paar freie Tage, bevor die nächsten Gäste anreisen sollten, und so waren wir am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, wieder auf dem Fluss – auf der Jagd nach den Tigern. Mit Lionel als geschicktem und geduldigem Lehrer brachte ich dann auch endlich ein paar halbwegs akzeptable Würfe zustande und fing am späten Nachmittag sogar meinen ersten Tiger! Die Wucht, mit welcher der Tiger anbiss, traf mich völlig unvorbereitet, und ich vergaß alles, was ich bis dahin gelernt hatte. Die Leine surrte mir durch die Hand, und ich wurde fast panisch, so groß war die Angst, den Tiger zu verlieren. Die großen Tiger wissen ganz genau, dass sie sich mit einem beherzten Sprung aus dem Wasser, der die Leine für den Moment durchsacken lässt, oft der Fliege noch entledigen können. Endlich kam ich wieder zu mir und holte die Leine, so schnell ich konnte, ein. Lionel rief mir unentwegt zu, was ich zu tun hätte. So ließ ich immer wieder Leine raus, holte wieder ein und war der festen Überzeugung, einen mindestens 10 Kilogramm schweren Tiger am Haken zu haben, so schwer fühlte er sich am Ende meiner Leine an. Nicht weit vom Boot entfernt, sprang er endlich, sodass ich ihn sehen konnte! Von einem 10 Kilogramm-Tiger konnte natürlich nicht die Rede sein, aber ich hatte dennoch alle Hände voll zu tun, ihn ins Boot zu verfrachten! Immerhin 2 Kilogramm brachte er auf die Waage, und die Freude war groß! Nach dem Wiegen entfernte ich den Haken GRAMBOW • JAGD AKTUELL 81


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