Billeder Heimatblatt 2015 Vorschau

Page 1

. 28

Billeder Heimatblatt 2015

e ab sg Au

Billeder Heimatblatt 2015 heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


Streifzug durch das alte Billed Ausstellung der HOG Billed und des Forums der Billeder Deutschen im Heimathaus

Wärmebild der Billeder in Deutschland Konzept, Bildauswahl, Texte und Gestaltung Hans Rothgerber Übersetzung, geschichtliche Daten Hans Martini Lektorat, Übersetzung Elisabeth Martini Organisation, Technik Adam Csonti Roswitha Csonti Werner Gilde Peter Krier Josef Herbst Restauration Objekte Silke Csonti Heidi Müller Norbert Müller Josef Freer Barbara Wagner

Biled, Nr. 421, Rumänien Öffnungszeiten 13:00-15:00 Uhr Kontakt: 0040 727 667 887

Spenden Ausstellung Josef Breitenbach Elisabetha Buscha Adam Csonti Ingrid Csonti Josef Freer Irene Henz Josef Herbst Josef Hubert Brunhilde Klein Marliese Knöbl Matilde Mann Anna Mann Johann Martini Barbara Mutter Josef Pfeiffer Nikolaus Rennon Barbara Schwarzmann Elisabeth Thöresz Werner Tobias Hans Weber Theresa Weber Wilhelm Weber Helmuth Weinschrott


heimathaus-billed.de

Billeder Heimatblatt 2015 Dezember 2015 | 28. Ausgabe

Inhalt 2 3 4 24 26 50 57 65 66 70 72 74 76 78 90 93 100 101 108

In eigener Sache Vorwort, Werner Gilde Billeder Heimattag an Pfingsten 2015 Minister und Oberbürgermeister im Heimathaus, Roswitha Csonti Das Fest der Feste in Billed, Elisabeth Martini Ansprache zur Eröffnung der Heimatausstellung, Peter Krier Billeder Scholle, Heimatpfarrer Marius Frantescu In Memoriam an das Schicksal der Banater Schwaben, Marliese Knöbl Die Uhr tickt, Helmut Slavik Heimattage Baden-Württemberg in Bruchsal, Cornel Gruber Karlsruher aus dem Banat beim Stadtgeburtstag Tag der Heimat in Karlsruhe, Cornel Gruber Sommerfest 2015, Cornel Gruber Schlachtfest 2015, Adam Tobias Rentnertreffen in Karlsruhe, Jakob Muttar Allerheiligen 2015 am Denkmal der Billeder, Werner Tobias Broschüre über die Russlanddeportation, Werner Gilde In Frankfurt (Oder) auf den Spuren der Heimkehrer, Peter Krier Übergabe-Vertrag aus dem Jahr 1909, Hans Martini

113 Übergabe-Vertrag aus dem Jahr 1920, Hans Martini 116 Über den Billeder Kriegerverein, Hans und Elisabeth Martini 118 Dorfrundgang 1924, Peter Krier 120 Renovierung der Billeder Kirche, Peter Krier 124 Weitere Details zur Baragandeportation, Josef Herbst 126 Der grausame Lakl, Peter Krier 146 Kein goldener Oktober in der goldenen Stadt Prag, Elisabeth Martini 152 Peter Krier zum 80. Geburtstag, Elisabeth Martini 156 Auszeichnung für Heidi Müller 157 Anna Mahler, eine selbstlose Frau kommt zur Ruhe, Adam Csonti 158 Hundertjährige im Kommen, Maria Muhl 160 Wir erinnern uns an Peter Thöress, Peter Krier 161 Ein Hoch auf die 105-jährige Susanna Ballmann 162 Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal 164 Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst 166 Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst 172 Dem Alter die Ehre, Josef Herbst 190 Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur

Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Layout, Grafik und Satz: Hans Rothgerber | Auflage: 1.500 Stück Umschlaggestaltung: Hans Rothgerber


2

In eigener Sache

Unser Heimatblatt

G

rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zuge­stellt. Da wir für Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-überwei­sungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der E­he­frau), Fami­lienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleu­ten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zei­chen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Ge­genleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren An­schrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vor­behalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für

ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden. Mitteilung Banater Ahnenforscher: Das Familienbuch Hatzfeld kann auf Bestellung bei Josef Michels Tel. 07724 7122, email: jomichels@ gmx. de, geliefert werden.


Vorwort

3

Liebe Landsleute und Freunde

W

enn bei den Festumzügen der Heimattage BadenWürttemberg, an denen wir seit Jahren mit unserer Trachtengruppe und Blaskapelle teilnehmen, manch Neugieriger fragt: „Wer seid ihr Banater Schwaben denn“, würde ich am liebsten antworten: „Wir sind eigentlich von hier, wir waren nur kurz weg“. Denn in der jagenden Zeit ist eine Geschichte wie die unsere nicht so nebenbei zu vermitteln. Das Interesse an der alten Heimat und am Schicksal unserer Vorfahren hat indes nicht nachgelassen. Ihre Spuren sind im heutigen Dorfbild noch gut sichtbar. „Wie in einem lebendigen Museum“ wird in einer Banater Publikation ein Dorfrundgang bewertet. Obwohl der Exodus 25 Jahre zurückliegt, sammelten sich in diesem Jahr erstaunlich viele, bedeutende Tangenten zu unserer Vergangenheit, Kultur und Tradi­tion. Daher eine kurze Auflistung: Auftritte • 20 Auftritte der Trachtengruppe Karlsruhe, zwei davon wurden im Fernsehen gesendet • auf 6 Veranstaltungen spielte unsere Blaskapelle • 19 Auftritte des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, darunter seit Oktober 2014 allein 10 beim Badischen Staatstheater Reisen • Busreise nach Prag mit rund 100 Teilnehmern • Busreise nach Billed mit 50 Teilnehmern Veranstaltungen • Heimattreffen in Karlsruhe an Pfingsten • Sommerfest in Karlsruhe • 250-Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde in Billed mit über 100 Teilnehmern aus dem Westen • Schlachtfest in Frankenthal

• Zweimal Rentnertreffen in Karlsruhe • Allerheiligen am Denkmal in Karlsruhe Ausstellungen • Die Geschichte der Musik auf 50 großformatigen Abbildungen beim Pfingsttreffen in Karlsruhe • Dauerausstellung über die Geschichte der Gemeinde mit 34 bebilderten Großtafeln und zahlreichen Ausstellungsgegenständen im Heimathaus Veröffentlichungen • Broschüre über die Russlanddeportation ins Deutsche übersetzt und gestaltet von Billedern • Zweisprachige Festbroschüre zur 250-Jahrfeier • Heimatblatt in einer Auflage von 1.500 Stück • 40 Beiträge von 15 Autoren auf unserer Internetseite heimathaus-billed.de mit rund 13.000 Besuchern und 150.000 Seitenaufrufen in diesem Jahr Besucher im Heimathaus Innenminister von Baden-Württemberg Reinhard Gall, Oberbürgermeister von Karlsruhe Dr. Frank Mentrup, Kulturbürgermeisterin der Stadt Ulm Iris Mann, DZMDirektor Christian Glass, eine Delegation der Freiwilligen Feuerwehr aus Menzingen sowie Gäste aus Deutschland, Frankreich, Schweiz, USA. Es ist, als ob durch den zeitlichen Abstand die Einzigartigkeit unserer Geschichte mit ihren extremen, beispielhaften und beispiellosen Facetten uns bewusster und bedeutender geworden ist. Ich denke, das wird auch die 28. Ausgabe belegen können. Allen Lesern ein frohes Fest und einen Guten Rutsch! Werner Gilde, Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed


4

Heimattag 2015

Billeder Heimattag an Pfingsten 2015 Grußwort von Jürgen Stober, Ortsvorsteher von Neureut

S

ehr geehrter Herr Vorsitzender Gilde, sehr geehrter Herr Bürgermeister Obert, liebe Billeder Heimatortsgemeinschaft, werte Ehrengäste, meine sehr verehrten Damen und Herren, ja auch ich freue mich, dass ich Sie als Ortsvorsteher von Neureut, sozusagen als Hausherr, hier in unserer Badnerlandhalle Neureut begrüßen und willkommen heißen darf. Nach dem wiederum tollen Festumzug der Kirchweihpaare durch Neureut und dem anschließenden Gottesdienst in der Kirche St. Judas-Thaddäus möchte ich mich ganz herzlich für Ihre freundliche Einladung zu Ihrem Heimattreffen bedanken. Ich bin gerne Ihrer Einladung gefolgt und überbringe Ihnen auch die Grüße unseres Neureuter Ortschaftsrates sowie unserer Neureuter Einwohnerschaft, die zum Teil ja Jürgen Stober, Ortsvorsteher von Neureut auch wieder entlang der Straße gestanden haben, und die sich auch alle zwei Jahre schon auf Ihren Umzug freuen. mit auch seine stete Verbundenheit mit Ihnen unterstreicht. Ja, meine sehr verehrten Damen und Herren, das Jahr Im Jahre 1765 hatte Kaiserin Maria Theresia den 2015 ist – wir hörten es ja bereits – ein ganz besonderes Ort Billed gegründet, hat deutsche Siedler angezogen Jahr. Und zwar nicht nur für Karlsruhe, das in diesem und als Musterdorf angelegt. Billed hat sich über viele Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen seinen 300. Stadt- Jahrzehnte zu einer deutschen Großgemeinde weitergeburtstag feiert, sondern auch für Ihre Heimatgemeinde entwickelt. Sie alle kennen die Geschichte Ihrer HeiBilled, im Banat, im heutigen Rumänien. mat besser als ich sie jemals erfahren könnte. Sie haDenn Billed, Ihr Heimatort – Sie wissen es ja alle – be- ben die blühenden, die schönen Zeiten Ihrer Jugend geht in diesem Jahr ebenfalls ein ganz besonderes Jubilä- miterlebt, und Sie zehren noch heute davon. um: Sie feiern 250 Jahre seit der Gründung, seit der Ansiedlung im Banat. Ich freue mich deshalb auch über den Ihre Erinnerungen gehen aber auch zurück in die JahBesuch des Vorsitzenden des „Demokratischen Forums re des zweiten Weltkrieges, an 1944, an die Flucht von der Deutschen in Billed“, Herrn Csonti, der aus Ihrer zahlreichen Billeder Familien vor der Sowjetarmee. Heimatgemeinde Billed hierher gekommen ist und da- Für die damals in Rumänien Zurückgebliebenen


Heimattag 2015

5

1

Am 23. Mai 2015 im Foyer der Badnerlandhalle 1. Werner Gilde mit Bürgermeister Michael Obert und der Reporterin von den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) in der Ausstellung mit 50 großformatigen Fotos über die Musikgeschichte der Billeder. 2. Der 4jährige Adrian Schimpf (Mutter Henrike, geb. Holz, 188) vor dem von Hans Ballmann aus der Kirchengasse maßstabsgetreu gebastelten langen Billeder Pferdewagen. Im Hintergrund die Ausstellung mit Fotos der legendären Billeder Kapellmeister, die mit ihren Knabenkapellen vor über 100 Jahren vor Königen und Kaisern und quer durch Europa, Amerika und Südafrika konzertierten.

2


6

Heimattag 2015 1. Susanna Heinrich, geb. Blum, (764) im Alter von 96 Jahren eine der ältesten Teilnehmerinnen und ihre Tochter Barbara Schwarzmann (rechts) freuen sich, hier noch ein Stück alte Heimat erleben zu können. Susanna Heinrich musste ihre 3 Kleinkinder zurücklassen und ihr Mann war im Krieg gefallen, als sie 1945 zu 5 Jahren Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert wurde. Sie und ihre Kinder waren unter den Ersten, die in den 60er Jahren das Land verlassen hatten.

1 2

2. Hans Mathis ist mit Ehefrau aus Ried im Innkreis, Österreich, angereist. Er war 6 Jahre alt, als seine Mutter mit ihm 1944 vor der Roten Armee aus Billed flüchtete. Hans Mathis ist der erfolgreichste Texter und Komponist mit Billeder Wurzeln, für uns hat er das Billed-Lied geschrieben. Insgesamt sind rund 1.300 Lieder von ihm auf LP/CD erschienen. Sein größter Erfolg, „Der Abschied von der Mutter“, war in den 60er Jahren ein Dauerbrenner in den Hitparaden. 3.Transport und Arbeitsgeräte mit Pferdeantrieb im früheren Dorfleben in maßstabsgetreuen Modellen von Hans Ballmann. Sie werden danach einen Platz in der Heimatausstellung in Billed bekommen. Im Hintergrund das Ballmannhaus in der Billeder Kirchengasse 3


Heimattag 2015 begannen schlimme Jahre der Entrechtung, der Verschleppung und Diskriminierung, die ihren Willen, in den alten Siedlungsgebieten dennoch auszuharren, entscheidend geschwächt haben, und was in den folgenden Jahrzehnten zwangsläufig in einer Massenauswanderung endete. Sie haben hier bei uns wieder Fuß gefasst und damit auch wieder eine „neue Heimat“ gefunden. Ihre Ortsgemeinschaft Billed feiert dazu in 2-jährigem Rhythmus den inzwischen 21. Billeder Heimattag. Und dieser Heimattag hat für Sie ja eine ganz besondere Bedeutung. Er ist ein Fest der Herzen und vor allem der Erinnerung an Ihre alte Heimat. Er ist Ausdruck des Wiederfindens einer in aller Welt zersprengten Dorfgemeinschaft, deren ursprüngliche Heimat noch allen in guter Erinnerung ist. Sie konnten zwar aus dem Banat nicht viel mitbringen, aber Sie haben Ihr kulturelles Gut, sie haben Ihre Trachten, sie haben die alten Lieder, vor allem auch Ihre Blasmusik – der Sie heute ja eine eigene Ausstellung gewidmet haben – und vieles anderes mehr mitgebracht. Ihr Festhalten an der eigenen Identität und das Engagement, mit dem sie Ihren kulturellen Schatz pflegen, waren und sind eine enorme menschliche Leistung, vor der ich immer wieder großen Respekt habe. Und Heimat, das ist zunächst einmal der Lebensraum, in dem wir aufgewachsen sind und erste Erfahrungen sammeln konnten. Aber einen vertrauten Umkreis kann man immer wieder finden, wo wir Bindungen eingehen, wo wir gut aufgenommen und behandelt werden, wo wir einfach verwurzeln können. Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben hier bei uns Wurzeln geschlagen; immerhin gibt es im Raum Karlsruhe etliche Familien aus Billed, die sich

7 hier besonders wohl fühlen. Ganz besonders freue ich mich natürlich auch darüber, dass auch hier in unserer Ortschaft Neureut einige Familien aus ihrer Billeder Heimatortsgemeinschaft sesshaft geworden sind. Und Ihnen ging es anfangs ebenso, wie vielen anderen Heimatvertriebenen vor Ihnen. Der Start war nicht immer leicht, aber sie haben nicht resigniert. Sie hatten, ganz im Gegenteil, einen festen Willen, sich ein neues Leben aufzubauen. Sie wollten wieder Normalität herstellen, Sie wollten ein neues Heim, einen neuen Arbeitsplatz, Sie wollten in Frieden neuen Fuß fassen. Mit Fleiß, mit Strebsamkeit und vor allem auch mit dem Willen zur Integration haben Sie es letztlich geschafft und können stolz darauf sein. Um aber in unserer heutigen, immer schnelllebigeren Zeit, die Spuren der Herkunft und der Identität dennoch zu bewahren und an unsere Jugend weiterzugeben, bin ich froh, dass es Gemeinschaften, wie die Ihre gibt, die sich dieser sehr wichtigen und bereichernden Aufgabe verschrieben haben. Ich finde es geradezu beispielhaft, dass die Billeder Heimatortsgemeinschaft, dass Sie, meine Damen und Herren, Ihre Traditionen mit diesem alle zwei Jahre stattfindenden Heimattreffen immer wieder in Erinnerung rufen, dass Sie hier zusammenkommen, dass Sie hier Zusammengehörigkeit und Traditionsverbundenheit pflegen und somit auch weitergeben. In diesem Sinne wünsche ich Ihrer heutigen Veranstaltung einen weiterhin guten Verlauf, vergnügte Stunden, einen schönen Abend mit Ihrem Brauchtumsund Kulturprogramm und morgen früh eine schöne Gedenkfeier und eine gute Hauptversammlung.


8

Heimattag 2015

1 2


Heimattag 2015

9

3

Aus der Ausstellung über die Geschichte der Musik in Bildern 1. Die Blaskapelle gestaltet auch in den 80er Jahren bei allen Dorf- und Familienfesten wie Kirchweih, Fasching, Bälle, Taufe, Hochzeit, Begräbnis u.a. die festliche Umrahmung. 2. „Spritzpause“ bei einer Hochzeitsfeier in den 80er Jahren. Auf dem Tisch Hochzeitswein und Sodawasser. In der kleinen Flasche gab es Schnaps. Die Person mit der weißen Schürze war sozusagen als „Leibkellner“ der Blaskapelle abgestellt. 3. Die Hochzeitsfeier (1965) ging bis in den frühen Morgen. Wenn es besonders schön war, wurde, statt nach Hause zu gehen, noch einer drauf gesetzt. Die Musikanten waren gleichzeitig Entertainer. 4. Das Orchester Braun, auch „Streich“ genannt, in den 60er Jahren. Insgesamt waren sie 6 Musikanten (siehe Beschriftung Trommel).

4


10

Heimattag 2015

1


Heimattag 2015

11

2 3

4

1. Der Kirchweihzug auf dem Weg zur Feuerwehrremise in Karlsruhe-Neureut zum Einladen der Ehrengäste. 2. Mit den Ehrengästen in der Neureuter Feuerwehrremise. Im Vordergrund das Körbchen mit den mit Rosmarin und Bändern geschmückten Äpfeln für die Ehrengäste, wie es früher im alten Billed Brauchtum war. 3. und 4. Ursprünglich hatten die Auswanderer den Rosmarin vom Rhein mitgebracht. Fotos: Cornel Gruber


12

Heimattag 2015

1 2


Heimattag 2015

13

3 4

1. Der Trachtenzug auf dem Weg in die St. Judas Thaddäus Kirche in Karlsruhe-Neureut. Der Umzug der Trachtenpaare mit der Blaskapelle bildet jedesmal den Höhepunkt der Veranstaltung. 2. Peter Schweininger, Bildmitte, mit Kamera in Stellung. Kein einziges Treffen hat er verpasst, er ist aus dem Kirchweihgeschehen der Billeder nicht wegzudenken. 3. Festgottediens in der St. Judas Thaddäus Kirche in Karlsruhe-Neureut. 4. Links unten Kimberly mit Tante Carmen aus den USA, daneben Elisabeth Herbst. Ihr Billeder Hubert-Urgroßvater ist schon in den 30er Jahren als Jugendlicher in die USA ausgewandert, als er zum rumänischen Militärdienst sollte. Denn dort gab es damals die für ihn unerträgliche Prügelstrafe. Bei ihrem 10-tägigen Besuch hatten sie sich noch alles angesehen, was Deutschlandbesucher aus den USA so auf ihrer Agenda haben.


14

Heimattag 2015

1 2


Heimattag 2015

15

3

1. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe umrahmt musikalisch den Festgottesdienst 2. Unter den Anwesenden befinden sich auch zahlreiche Banater Landsleute.

3. Festgottesdienst mit Heimatpfarrer Robert D체rbach, selbst Banater Schwabe aus Hatzfeld, bei einer unter die Haut gehenden Predigt in der St. Judas Thadd채us Kirche in Karlsruhe-Neureut.


16

Heimattag 2015

Gruppenbild der Trachtenguppen der Banater Schwaben Karlsruhe vor der Badnerlandhalle beim Billeder Heimattag 2015.


Heimattag 2015

17

Gruppenbild mit der Trachtenguppen der Banater Schwaben Karlsruhe, der Blaskapelle Billed-Alexan­derhausen und den Ehrengästen vor der Badnerlandhalle beim Billeder Heimattag 2015.


18

Heimattag 2015


Heimattag 2015

A

19 Grußwort von Adam Csonti, Vorsitzender des Forums der Billeder Deutschen

ls Erstes möchte ich mich für die Einladung zum heutigen Treffen bedanken. 250 Jahre sind seit der Gründung unserer Heimatgemeinde vergangen. Es war eine geschichtlich bewegte Zeit, die so manches Opfer von unseren Vorfahren abverlangt hat. Nach den ersten 150 Jahren des Aufbaus, als der Leidensweg mehrerer Generationen ein Ende zu nehmen schien und das Streben nach Wohlstand und Zukunft seine Früchte tragen sollte, wurden sie von den Kriegen und Ereignissen des 20. Jahrhunderts belastet. Die heile Welt der schwäbischen Dorfgemeinschaft war auf einmal durcheinander. Was dann geschah, ist jedem von uns bekannt. Bis zur Zersplitterung und letztendlich zur Auflösung unserer Billeder Dorfgemeinschaft war es nicht mehr weit. Als einer, der die letzten 50 Jahre miterlebte, erinnere ich mich noch an den Beginn der Auswanderung, wie traurig es war, als Kind, Spielfreunde, Klassenkollegen und später Sport- oder Jugendfreunde zu verabschieden. Dann der große Schock 1990, als in kurzer Zeit 500 Landsleute Billed verließen. Ich versuchte, gegen den Strom zu schwimmen und als Mitbegründer des deutschen Forums und der Sozialstation jenen nützlich zu sein, die ihre Heimat nicht verlassen wollten oder aus Altersgründen ein Neuanfang nicht Foto: Festansprachen in der Badnerlandhalle, eine der schönsten Festhallen in der Region. Ganze Tischreihen sind jedoch unbesetzt geblieben.

mehr wagten. Zu ihnen entstand eine fast familiäre Beziehung, die jedoch durch ihr Ableben eine weitere schmerzhafte Trennung nach sich zog. Auch für die Ausgewanderten war es sicherlich nicht einfach, sich an ein neues Umfeld anzupassen, Misstrauen auszuräumen, Heimweh zu überwinden u.a. Trotz allem ist uns die Zusammengehörigkeit zur Billeder Ortsgemeinschaft erhalten geblieben. Kirche, Friedhof, Schule oder Elternhaus sind unauslöschlich in der Erinnerung eines jeden Einzelnen. Da wir Billeder heute in der ganzen Welt zerstreut leben, sind wir dankbar, dass es die Heimatortsgemeinschat gibt, die, durch ihr Wirken über die Bindeglieder Heimatblatt und die Internetseite heimathaus-billed.de, die Erinnerung an unsere Geschichte lebendig hält. Die Sozialstation und das Forum erfreuen sich ebenfalls ihrer großzügigen Unterstützung. Dafür ein herzliches Dankeschön. Die 250 Jahre seit der Ortsgründung wollen wir auch in Billed feiern. Das Fest, welches zwischen dem 28.08.2015-30.08.2015 stattfinden wird, soll ein Fest der Erinnerung und des Wiedersehens, oder für die junge Generation, ein Spurensuchen werden. Der Billeder Gemeinderat und das Forum der Billeder Deutschen freut sich auf Euer kommen. Abschließend möchte ich noch die Grüße des Billeder Bürgermeisters Cristian Felician David, des Gemeinderates sowie der noch in Billed verbliebenen Landsleute überbringen. Und dem heutigen Fest ein Gutes Gelingen wünschen.


20

Heimattag 2015

1 2


Heimattag 2015

21

3

1. Einmarsch der Jugend- und Erwachsenen-Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe in die Badnerlandhalle. 2. Kulturprogramm mit Tanzvorführungen auf zwei Ebenen, es singen Dietmar und Melitta Giel. 3. Edi Thöress singt das von Hans Mathis komponierte Billed-Lied. 4. Josef Herbst, unser lebendes Einwohnermeldeamt, kennt nicht nur alle in über 500 Ortschaften zerstreuten Billeder, er ist auch Entertainer. Sein hier vorgetragenes Kurzgedicht nennt sich Abschied und besteht aus einem einzigen Satz: Auf Wiedersehen!

4


22

Heimattag 2015

2

Gedenkfeier an Pfingstsonntag 1. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Hannelore Slavik singt seit Jahrzehnten bei den Feierlichkeiten vor der Billeder Gedenkstätte. 2. Peter Krier während seiner Ansprache vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof an Pfingstsonntag 3. Ein Bläsersextett unter der Leitung von Adam Tobias umrahmte die Veranstaltung auf dem Hauptfriedhof

1

4. Bei der Hauptversammlung der Billeder Heimatortsgemeinschaft am 24.05.2015 wurde der alte Vorstand neu gewählt. Fotos: Norbert Müller


Heimattag 2015

3 4

23


24

Besucher im Heimathaus

Minister und Oberbürgermeister im Heimathaus

Roswitha Csonti

I

nnenminister Gall besuchte vom 30. Juli bis 2. August das Banat in Begleitung einer Delegation, der Dr. Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Peter-Dietmar Leber, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Banater Schwaben, Vertreter des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Tübingen (Prof. Dr. Reinhard Johler, Leiter und Dr. Mathias Beer, Geschäftsführer), der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg (Vorstandsvorsitzender Hans Beerstecher und Geschäftsführer Dr. Eugen Christ) und des Innenministeriums (Thomas Berger, Leiter der Zentralstelle und Herbert Hellstern, Leiter der Abteilung 4) sowie Tom Høyem, Direktor der Europäischen Schule Karslruhe, angehörten. Es war der erste Besuch von Innenminister Reinhold Gall im Banat. Vor dem Start ihrer Agenda besuchten sie am Donnerstag Abend noch die Billeder. Am Freitag standen Gespräche mit Bischof Martin Roos und den Vertretern der deutschen Minderheit im Banat auf dem Programm. Am Samstag traf er den Temeswarer Bürgermeister Nicolae Robu, den Kreisratsvorsitzenden Titu Bojin und den Präfekten Eugen Dogariu. Unterzeichnet wurde ein Doppelabschlussprogramm „Bachelor Wirtschaftsinformatik“ zwischen der WestUniversität Temeswar und der Hochschuhe Karlsruhe – Technik und Wirtschaft. Danach ging es zur Kirchweih nach Sanktanna und zur Segnung der Renovierungsarbeiten der Wallfahrtskirche in Maria Radna, zu der auch Bundesbeauftragter Koschyk angereist war.

1

1. v.l.n.r. Adam Csonti, Reinhold Gall MdL, Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und Tom Høyem, Direktor der Europäischen Schule Karslruhe vor dem Billeder Heimathaus. 2. Werner Gilde hat für die hohen Gäste eine kleine Ersatzausstellung vorbereitet, die eigentliche Heimatausstellung für die 250-Jahrfeier befindet sich noch in Arbeit. 3. Ansprache von Frank Mentrup, Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, der auch schon letztes Jahr das Heimathaus besucht hatte. Über 500 Karlsruher haben Billeder Wurzeln.


Besucher im Heimathaus

2 3

25


26

Das Fest der Feste in Billed

Billed feierte vom 28. bis 30. August seinen 250. Geburtstag Elisabeth Martini

A

dam Csonti fand, dass es wahrscheinlich das größte Fest war, dass die Billeder erleben können. „Ein dreitägiges Fest mit Dutzenden Jugendlichen in banatschwäbischen Trachten, mit echter Blasmusik, die die alte und neue Bewohnerschaft der Gemeinde gemeinsam in festliche Stimmung brachte, im Gleichklang veranstaltet von der Kommunalverwaltung, dem DFD Biled und der HOG Deutschland“, schrieb Balthasar Waitz in der Banater Zeitung. 1765 unter Maria Theresia angesiedelt, haben Billed und die Billeder Höhen und Tiefen erlebt in seiner 250jährigen Existenz; es war Musterdorf von Anfang an, blieb es auch im Kommunismus. Das 1990 unter Adam Csonti gegründete Ortsforum gehört seit Jahren mit seiner regen Gemeinschaftstätigkeit zu den Musterforen des DFD im Banat, durch die Sozialstation mit Küche, das moderne Heimathaus, die Kulturveranstaltungen, die vorbildhafte Friedhofspflege usw.

Dem dreitägigen Fest gingen langwierige Vorbereitungen voraus: bauliche Veränderungen an der Heimatstube, das Sammeln, Reinigen und Gruppieren der Ausstellungsobjekte, das Anfertigen der ausdrucksstarken Fotos, ihre zweisprachige Beschriftung, das Erstellen einer Billed-Geschichte und einer Geschichte des historischen „Kastells“, die gutdurchdachte, bebilderte Einladungsbroschüre mit Programmablauf des Festes usw. Die per Bus angereisten Musiker, Trachtenpaare und Mithelfer aus Deutschland trafen schon Mittwoch in Billed ein, wurden gut bewirtet, bevor sie – ohne Trachten und Instrumente – in den Temeswarer Hotels Central und Timisoara untergebracht wurden. Hier gab‘s StadtBesichtigungen und kulinarische Genüsse. Trotz großer Hitze machten die Meisten Donnerstag die Fahrt zum Wallfahrtsort Maria Radna mit, waren von der Außenrenovierung der Kirche und des Museums tief beeindruckt, vor allem auch von den erläuternden Worte


Das Fest der Feste in Billed des Pfarrers Reinholz, der auf alle ihm gestellten Fragen kompetent und geduldig antwortete, viel Wissen vermittelte. Weniger überzeugend war sein junger Kollege, der durch das weitläufige, dreistöckige, teilweise fertig renovierte Museum – das vormalige Altenheim – führte. Zum Glück ist der größte Teil der Renovierung geschafft, doch bleibt noch manches zu tun, auch was das Innere der Kirche betrifft sowie das Umfeld. Bei der anschließenden Besichtigung eines Weinguts in Paulisch gab es Informationen der verschiedensten Art, die Organisator Werner Gilde für die des Rumänischen Unkundigen gekonnt ins Deutsche übersetzte. Äußerst gelungen war der anschließende Gulasch-Abend mit Weinprobe. Schon jetzt erwiesen sich die angereisten Billed-Gäste als lustige, prompt auf Wein und Musik reagierende Menschen, besonders Werner Gilde tat sich als „Entertainer“ hervor, indem er sang, animierte und unterwegs Witze zum Besten gab, im Wechsel mit dem Busunternehmer Helmut Feil. Kein Wunder, dass es sehr spät war, als die Gruppe in Temeswar ankam. Am Freitag, dem 28. August, erfolgte eine Busfahrt zum Jäger- Gedenkhaus in Hatzfeld, zum Lenau- und Puppen-

27


28

Das Fest der Feste in Billed

1

1. Vorbereitungen für viele Gäste: Uzu Gorea lässt bei seinem Nachbarn Erwin, links, ein Schwein nach traditioneller Art schlachten. Mit von der Partie sind unter anderen Sepp und Wali, bekannt aus den Gai-Videos. 2. Zwei Tage vor den Veranstaltungen ist der Feil-Bus mit den Festteilnehmern aus Deutschland eingetroffen. Adi Csonti begrüßt den 82-jährigen Josef Herbst, den eine Fußverletzung nicht von der Reise abhalten konnte.

3. Silke Csonti, rechts, mit ihren Freundinnen Laura Galateanu und Raluca Stoica haben einen alten, schwäbischen Pferdewagen nach tagelangem Schrubben und Streichen für die Feier auf Hochglanz gebracht. Darauf ein Paar in der letzten Billeder Tracht vor 100 Jahren. Zusammen mit dem Pferdewagen bilden die Trachtenpuppen sozusagen das Wahrzeichen der 250-Jahrfeier im Heimathaus. Sie werden danach die Heimatausstellunge hüten.


Das Fest der Feste in Billed

2 3

29


30

Das Fest der Feste in Billed

1

Trachten-Museum in Lenauheim, über Groß- und KleinJetscha nach Billed zurück. Am Nachmittag fand der Besuch der Ahnengräber statt, zuerst auf dem Neugässer und dann auf dem Sauerländer Friedhof. Die Prozession – voraus die Tanzgruppe - ging jeweils vom Friedhofseingang zum Trauermarsch der Blasmusik zu den jeweiligen Kreuzen, wo Kränze niedergelegt, Gebete gesprochen, Gedichte vorgetragen und Chorlieder gesungen wurden. Berührende Reden hielten auf dem Neugässer Friedhof Heide Müller, auf dem Sauerländer Friedhof Werner Gilde. Anzumerken ist, dass

beide Friedhöfe gehegt und gepflegt aussehen, viele Grabsteine von Moos und Schmutz gereinigt sind, so als hätten auch unsere Vorfahren ihr Festtagskleid angelegt. Es wäre schön, wenn auch andere Nachfahren – selbst oder vermittels anderer – ihren Vorfahren alle 5-10 Jahre das Festtagskleid anlegen würden. Der Transfer von einem zum anderen Friedhof erfolgte per Bus auf der zu diesem Anlass noch kurz vorher geteerten Bahnhofsgasse. Im Anschluss an den Friedhofsbesuch fand in der gutbesuchten katholischen Kirche eine ökumenische An-


Das Fest der Feste in Billed dacht statt mit Dorfpfarrer Bonaventura Dumea, Gastpriester Marius Frantescu – Sohn Billeds – und Pope Marius Ruscu. Das angekündigte Festkonzert beeindruckte sehr: Der orthodoxe Mädchenchor unter der Leitung von Frau Dana Ruscu sang sehr schön wie auch Melitta und Dietmar Giel. Das Streichquartett „Con anima“ der Musikfakultät Temeswar unter der Leitung von Dr. Johann Fernbach entlockte den andächtig Zuhörenden stürmischen Applaus – ungewohnt in der Billeder Kirche. An allen 3 Jubiläumstagen war Mihaela Sandor – Billederin, an der Temeswarer Uni tätig - eine dezente, überaus adäquate Übersetzerin der deutschen Aussagen ins Rumänische. Der Kirchenbesuch und das Konzert waren für viele ein Höhepunkt der Feier, ein Genuss. Der Grill-Abend brachte Stärkung, Unterhaltung, Tanz, Wiedersehensfreude. Und es wurde wieder spät. Natürlich hatte das Fest auch seine sportliche Seite: Das Handballturnier zwischen 6 Mannschaften um den Pipatschpokal gewann nach zähen Kämpfen Vointa II Biled.

31

1. Die Mädels der Jugendtanzgruppe aus Karlsruhe beim Abendessen im Hof. Sie kennen die alte Heimat aus den Erzählungen ihrer Eltern, nun ist sie zum Anfassen. 2. Am wahrscheinlichsten würden die Trachtenträger Hans (insgesamt 2798 mal in Billed) und Kathi (1907 mal) heißen. Melitta (Tochter der Familie Adam Csonti) pinselt dem Schwaben-Model im edlen Schurak, gespendet von Mathilde Mann, zeitgemäße Schminke. Die Haare wurden von Heidi Müller frisiert.

2


32

Das Fest der Feste in Billed

Nische in der Heimataustellung: Stuhl-, Tisch- und Bettmรถbel aus den 1930er Jahren, ein alter Schubladenkasten mit Hausaltar, ein alter Kleiderschrank, eine Frauentracht und eine Kirchweihtracht.


Das Fest der Feste in Billed Die Abordnung von 6 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Kraichgau Abt. Menzingen wurde vom Bürgermeister Cristian David mit Brot und Salz empfangen, konnte sich ins goldene Buch der Gemeinde eintragen; im angrenzenden Feuerwehrhaus erfolgte die feierliche Übergabe der gespendeten Ausrüstungsgegenstände und der dringend benötigten Funkgeräte. Nach Danksagung und dem Wunsch nach noch engerer Zusammenarbeit wurde das neueingerichtete Feuerwehrmuseum besichtigt und anschließend der Pensionistenklub mit rumänischer Spinnstube und Gesang. Als weiterer Höhepunkt des Geburtstagsfestes fand die feierliche Eröffnung der Heimatstube im Forumshaus statt, wo es nun, außer der Sozialstation, den Gästezimmern, auch einen Rundgang durch das alte Billed anhand von Bildern und Gegenständen zu besichtigen gibt. Einführende Worte zur Eröffnung gab es vom Ehrenvorsitzenden der HOG Billed, Peter Krier, der auf die Einzigartigkeit der Heimatstube verwies, deren Verwirklichung großen Aufwand erforderte, vor allem das so anschaulich gestaltete Bildmaterial aus den verschiedensten Zeiten und Bereichen durch Hans Rothgerber und Mitgestalter im Parterre und die vielen, von unsren Vorfahren benutzten Möbel, Gebrauchsgegenstände u.a. im Obergeschoss, geordnet nach Bereichen, zum Teil auch beschriftet, beim Eingang auch eine Liste der Spender. Es liegt auch eine zweisprachige Liste der ausgestellten Objekte im Ordner vor. Außerdem liegt ein Dorfplan vor und historisches Dokumentationsmaterial über das Banat, die Gemeinde Billed, das vom totalen Ruin gerettete Kastell, erstellt wurde das Material von Hans Martini. Das Trachtenpaar auf dem frisch gestrichenen Bauernwagen vor dem Eingang zur Heimatstube wirkte authentisch: sie mit Schurak und hochgestecktem Zopf, er mit

33 silbernen Leibelsknöpfen und Hut, beide beeindruckten und luden zur Besichtigung ein. Die Stellwände – chronologisch angeordnet – von der Ansiedlung 1765 – mit Porträts und Rolle von Maria Theresia, Prinz Eugen, Graf Mercy; Aussiedlungsgebieten, mit dem Weg auf der Donau ins Banat, erste Häuser, Dorf- und Flurplan, die unvorstellbar hohe Todesrate der Erstansiedler. Sehr anschaulich dargestellt durch Hans Rothgerber die Rolle und Funktion der Arbeit der Billeder im Laufe der Zeit, ihr Verhältnis zum Tierbestand. Kirche und Schule werden in ihrer Bedeutung und Entwicklung gezeigt, als Ergänzung des mühevollen Lebens die Kirchweih, die veschiedenen Bälle, Vereine und natürlich die Musik mit den berühmten Knaben-Kapellen der Vergangenheit sowie ihr Werdegang bis heute. Im Mittelteil der Bildpräsentation wird auf die Selbstbewusstwerdung der Banater verwiesen, auch auf die Wirren des Zweiten Weltkrieges und seiner katastrophalen Auswirkungen: Verschleppung in die Sowjetunion und den Baragan. Die Fotos veranschaulichen auch die Ceausescu-Ära mit Überlebensstrategien, Freikauf von staatlicher und privater Seite. Die Ausstellung veranschaulicht auch die Sport- und Chortätigkeit, die der freiwilligen Feuerwehr, den Hanfund Tabakanbau. Die im Obergeschoss ausgestellten Gebrauchsgegenstände haben eher historischen Wert, sind heute meist nicht mehr im Gebrauch. Die meisten Besucher, denen Kenner der Ausstellung zusätzliche Erläuterungen gaben, waren beeindruckt, freuten sich über noch Bekanntes, fragten nach scheinbar Unbekanntem, lobten über alles den Gestalter Hans Rothgerber und alle Helfer, versprachen wiederzukommen, um sich gründlicher über die Geschichte Billeds zu


34 informieren, die vorläufig nur in rumänischer Sprache als Lesematerial vorliegt, aber bald auch in Deutsch zu lesen ist, wie auch die Geschichte des Kastells, beide von Hans Martini erarbeitet. Am Samstagnachmittag war der Festumzug der Trachtentanzgruppe aus Karlsruhe, der Billeder Trachtentanzgruppe als auch der rumänischen Volkstanzgruppe aus Billed, die vom Handballplatz bis zur Altgasse zur Blechmusik marschierten. Am Nachmittag fand die Festversammlung im Kulturheim statt, umrahmt von der Musik der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle, die auch die rumänische und deutsche Hymne spielte. Es begrüßten recht herzlich Bürgermeister Cristian David und DFDB-Vorsitzender Adam Csonti all die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens aus Rumänien und Deutschland. Auch Werner Gilde begrüßte die Gäste und verwies auf wichtige, den Meisten unbekannte historische Tatsachen, sodann ergriffen das Wort: Im Auftrag des Bundesvorstandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben überreichte die stellvertretende Bundesvorsitzende Christine Neu und Bundesvorstandsmitglied Werner Gilde dem Forumsvorsitzenden Adam Csonti, mit Frau Roswitha, für unermüdliches Wirken zum Wohle der Landsleute die Adam-Müller-Guttenbrunn-Medaille, die höchste Auszeichnung für Nicht-Mitglieder der Landsmannschaft der Banater Schwaben; Peter Krier wurde von Marliese Knöbl für seine Verdienste zum 80. Geburtstag der Maria-TheresiaTaler überreicht. Die Ernennung der Ehrenbürger Billeds: 1. Sebastian Florin Cean: nach Amerika ausgewandert, hat er Spenden für den Bau der orthodoxen Kirche in Billed gesammelt

Das Fest der Feste in Billed 2. Marius Ruscu, Pope, unterstützt nach Kräften den Kirchenbau 3. Rade Reja, war Pope in Billed, Buchautor 4. Josef Herbst, geehrt für seine Tätigkeit zum Wohle der Banater Schwaben 5. Werner Gilde, Vorsitzender der HOG Billed, Mitorganisator der Jubiläumsfeier 6. Adam Csonti, Vorsitzender des DFDB, Mitbegründer der Sozialstation Biled, Mitglied des Gemeinderats, Vermittler zwischen Rumänien und Deutschland. Jubiläums-Plaketten gingen an: Ralph Maruhn, Ovidiu Gant, Calin Ionel Dobra, Marian Constantin Vasile, Adrian Negoita, Florin Ravasila, Sorin Supuran, Luchian Savu, Bonaventura Dumea, Johann Fernbach, Erwin Josef Tigla, Michael Szellner, Dagmar Siclovan, Christine Neu, Peter Krier, Werner Gilde, Josef Herbst, Nikolaus Rennon, Helmut Weinschrott, Norbert Hansmann, Horst Martin, Adam Tobias, Heidi Müller, die Feuerwehr von Kraichgau, Elisabeth Martini, Johann Rothgerber, Dietmar Giel, Gitu Vasiu, Marius Frantescu, Mihaela Sandor, Bute Moisuc. Das für die Gäste im Forums-Hof aufgebaute Buffet war überwältigend, da kam jeder zu Genuss und Sättigung, an Getränk fehlte es auch nicht, auch nicht an guter Laune. Diese gab es hier zum dazu parallel verlaufenden Tanzabend im Kulturheim. Zuerst zur Blasmusik, danach übernahmen die Brüder Gitu und Petru Vasiu mit Retro-Musik aus der „Luceafarul“-Zeit. Und zeitgleich gab es auf dem Handballplatz für die Jugend Disco-Musik. Auch wieder späte Rückkehr ins Temeswarer Hotel. Und Sonntagmorgen dafür schon früh Frühstück, Auschecken und Fahrt nach Billed, Trachten anlegen, Einladen der Ehrengäste: des Bürgermeisters Cristian David, Grigore Goreas und des Sponsoren Eugen Supuran.


Das Fest der Feste in Billed

35

1

Vom Ökohaus zum Barockgiebel 1. Kolonistenhaus von Franz Ferch. Die Siedlerhäuser waren alle gleich. Baumaterialien waren Lehm, Rohr und Holz aus der Umgebung. Heute würde man die Bauweise als „ökologisch-fortschrittlich“ bezeichnen. 2. Die meisten Bauernhäuser hatten klare Proportionen, im

2

Giebelfeld stand die Jahreszahl der Fertigstellung und der Name der Bauherren. Der Wohlstand zwischen den beiden Weltkriegen ermöglichte Neubauten. Die Fassade widerspiegelt nun die gesellschaftliche Stellung. 3. Aufnahme 1993. Ursprünglich gab es nur je 6 Siedlerhäuser auf 2 gegenüberliegenden Seiten der Quadrate. 3


36

Das Fest der Feste in Billed

1

Kirchweihbilder in der Heimatausstellung 1. Das 채lteste bekannte Kirchweihbild aus dem Jahr 1903 2. Feld, Arbeitsger채te, Vieh und H채user hatte man ihnen genommen, und, was noch schmerzlicher war, 556 Billeder, darunter ihre Geschwister oder Eltern, waren Zwangsarbeiter in der Sowjetunion auf unbe2

stimmte Zeit. Die Kirchweih ist ihnen jedoch geblieben. 23 Kirchweihpaare der herangewachsenen Jungend veranstalteten im Oktober 1948 nach langer Zeit wieder ein Fest. F체r einen geputzten Kirchweihhut hat es allerdings nicht gereicht, die bescheidene Feier war im Stefi-Kino. (Einsender Hans Eichert)


Das Fest der Feste in Billed Überall wurde reichlich Speis und Trank angeboten, zur Blechmusik getanzt. Es war Festtagsstimmung und alles Volk lief den Trachtenträgern und der Musikkapelle unter der Leitung von Adam Tobias hinterher zur Kirche. Inzwischen fand auch das Mini-Fußballturnier zwischen 6 Mannschaften statt, das mit dem Sieg der Billeder „Maracana“-Mannschaft endete. Ein besonderer Höhepunkt der 3-tägigen Feier war die Festmesse in der dem heiligen Michael gewidmeten Billeder Kirche, an der auch Bürgermeister Cristian David und Ovidiu Gant, die Trachtenträger und viele Gläubige teilgenommen haben. Tief berührt hat durch Art und Sprache das Dorfkind – jetzt Pfarrer – Marius Frantescu, der genau wusste, wie man Heimat definieren, näher bringen kann. Schon unsere Vorfahren – unterstrich er – haben im Herzen ihre Heimat mitgebracht und hier wieder ausgepackt, was lange gedauert hat, aber zielstrebig erreicht wurde. Bereitgestellt hatte der Pfarrer eine Schüssel mit Billeder Erde, von ihm „Billeder Scholle“ genannt: kostbar, schwarz, entstanden durch Arbeit und Liebe, durch den Fleiß der Ahnen, und er schloss mit den Worten: „Hab‘ Dank, Billeder Scholle, für deine Treue!“ Auch der Kirchenchor hat unter der Leitung von Brunhilde Klein sowohl in der Kirche als auch auf den Friedhöfen Meisterhaftes geleistet, vor allem durch die „Glocken der Heimat“ manche Träne fließen lassen. Danke. Nach der Festmesse erfolgte im Beisein der erwähnten Obrigkeiten die feierliche Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal, das 1924 vom Schwabenbischof Augustin Pacha eingeweiht und im Jahre 2000 für die Opfer des II. Weltkrieges und der beiden Deportationen erweitert wurde. Der Ehrenvorsitzende der HOG Billed, Peter Krier, der viel für die hilfs- und pflegebedürftigen Landsleute

37 getan hat, unterstrich in seiner Rede die Idee des Gedenkens als Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: „Das Gedenken an die Toten ist ein Aufruf für Frieden.“ Die Kranzniederlegung nahmen Bürgermeister Cristian David und Werner Gilde zu den Klängen der Bläsergruppe - Geschwister Tröster - „Ich hatt‘ einen Kameraden“ vor und beide verließen symbolhaft, wie ein Versprechen, Hand in Hand, die Gedenkstätte. Zur Mittagszeit gab es zur Stärkung im Kulturheim ein 3-Gänge-Menü, wohlschmeckend, reichlich, Dobosch und Kaffee dazu. Geschmeckt hat es bestimmt allen. Nach dem Festessen fand zum ersten Mal in Billed eine Auto-Rallye und Karting- Show statt, an der sich 10 Champions aus dem Kreis Temesch beteiligten – auch zwei weibliche, die alle viel Applaus ernteten, sodass es auch den Vorschlag gab, diese Sportart in Billed zur Tradition zu machen. Trotz großer Hitze war am Nachmittag viel Publikum auf dem Handballplatz, im Schulhof, zum Festprogramm der Kultur- und Trachtengruppen erschienen. Diese boten zum Abschluss typisch deutsche (Rosmareiner, Warjascher Spatzen, Billeder Heiderose), rumänische (Billed), serbische (Kleinbetschkerek) Tänze dar, wobei die deutschen zuletzt gemeinsam zum Kathiländler und den Veilchenblauen Augen nur so über den Platz gewirbelten. Das mehtfache An- und Umziehen der Trachtengruppen erfolgte in einem Klassenraum der renovierten Alten Schule und erforderte Routine, um termingerecht erscheinen zu können zu den zahlreichen Auftritten. Gegen Abend nahmen die Busfahrt-Gäste, nach Festtagen mit prall gefülltem Programm, müde, aber auch zufrieden, dabei gewesen zu sein, Abschied von den anderen Gästen, vom Kalvarienberg (was schon Tradition


38

Das Fest der Feste in Billed

Hinter dem eisernen Vorhang 1945-1989

Abschied im Kalten Krieg 1965 (Aus der Heimatausstellung) Sensationelle Aufnahme von Johann Keller aus den USA beim Abschied auf dem Bahnhof nach seinem Billedbesuch. Hunderte Familien sind durch Krieg und Kriegsfolgen von ihren Angehรถrigen durch den Eisernen Vorhang getrennt. Wie soll es weitergehen? Die Einen hatten die Heimat, aber keine Freiheit, die Anderen die Freiheit, aber keine Heimat.


Das Fest der Feste in Billed

geworden ist), vom 250-jährigen Heimatdorf, das weiterhin gedeihen und Jubiläen feiern soll. Damit war für die Dorfbewohner das Fest noch nicht zu Ende. Es gab am Himmel eine Flug-Show, wonach der Bürgermeister die Hora eröffnete mit bekannten Solisten. Bis spät in die Nacht herrschte Hochstimmung und als endgültiger Abschluss gab es um Mitternacht ein großartiges Feuerwerk. Dass es ein positives Miteinander von Deutschen und Rumänen in Billed gibt, bewies die Jubiläumsfeier, was auch Hartmut Koschyk, der Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten der Bundesregierung, in seinem Grußwort unterstrich, nachdem er 2014 Billed besucht hatte. Gewiss war diese Feier eine Gemeinschaftsleistung aller Billeder - ganz gleich, ob im Ausland oder in Rumänien - ein Zusammenwirken vieler Köpfe, Hände und Mittel, denen allen herzlich gedankt sei. Auch denen, die öffent-

39

lich nicht genannt wurden, aber Tolles geleistet haben: Edith Barta und ihre Schwester, die alle Trachten der Billeder Kinder und den Strauß vorbereitet haben und Leiterin der Jugendtanzgruppe war; Hansi Müller, Choreograph; Hans Martini, der die Geschichte des Banats, Billeds und des Kastells zur Verfügung gestellt hat; Mariana Oprisa, Kulturheim-Direktorin, die seitens der Gemeinde für den reibungslosen Ablauf des Festes sorgte; Silke Csonti, Laura Galateanu, Raluca Stoica, die den alten schwäbischen Pferdewagen geschrubbt und gestrichen, auf Hochglanz gebracht haben; Barbara Wagner, Marliese Knöbl, Barbara Krier, die die Gebrauchsgegenstände der oberen Etage der Heimatstube gereinigt und ansehnlich gemacht haben, dem Küchenpersonal und allen, die ihren Beitrag geleistet haben: Vergelt‘s Gott! Auch Australier, Hans Blum und seine Frau, waren dabei! Es war ein denkwürdiges Fest.


40

Das Fest der Feste in Billed

1 2


Das Fest der Feste in Billed

41

3

Am Freitag, dem 28.08.2015, auf den Friedhöfen 1. Prozession zur Kapelle auf dem Neugässer Friedhof mit Pfarrer Bonaventura Dumea und Pfarrer Marius Frantescu. 2. Gebete und Kranzniederlegung im Gedenken an die Vorfahren, Heidi Müller hält eine Ansprache.

3. Die Gedenkveranstaltung vom Neugässer Friedhof wurde auf dem Sauerländer Friedhof wiederholt. Links im Bild der niedergelegte Kranz am Obelisk für die fern der Heimat Verstorbenen. Werner Gilde hält eine Ansprache über die 250 Jahre bewegte Geschichte unserer Vorfahren. Der Billeder Kirchenchor und die Blaskapelle gestalten die musikalische Umrahmung. Foto: Cornel Gruber


42

Das Fest der Feste in Billed

2

1

Veranstaltungen am Freitagabend in der katholischen Kirche 1. Ă–kumenische Andacht mit den Pfarrern Bonaventura Dumea, Marius Frantescu und Marius Ruscu 2. Der Chor der Billeder orthodoxen Kirche unter der Leitung von Dana Ruscu

3. Das Streichquartett der Temeswarer Musikhochschule unter der Leitung von Professor Johann Fernbach 4. Drei der vier mit der Geschichte der Gemeinde und der Kirchengeschichte beschriftete Marmortafeln 5. Melitta und Dietmar Giel während ihres Auftrittes auf dem Chor der Kirche


Das Fest der Feste in Billed

43

2

3

4

5


44

Das Fest der Feste in Billed

1 2


Das Fest der Feste in Billed

45

4 3

1. Grillparty am Freitag im Heimathaus mit Bier und Blasmusik in einer warmen Sommernacht. 2. Viele der G채ste, die hier zusammengekommen sind, hatten sich seit Jahrzehnten aus den Augen verloren. 3. Wiedersehen am Bierausschank: Michael Jung aus Karlsruhe und Hans Blum aus Australien. 4. Ein Ringelspiel aus vergangenen Zeiten auf der Festmeile scheint heute eine Mutprobe f체r Jugendliche zu sein. Im Hintergrund die orthodoxe Kirche im Bau.


46

Das Fest der Feste in Billed

1 2


Das Fest der Feste in Billed

47

3 4

Veranstaltungen am Samstag, dem 29.08.2015 1. Ständchen der Blaskapelle vor dem Gemeindehaus. Foto: Cornel Gruber 2. Nach dem traditionellen Empfang mit Salz und Brot begrüßt der Bürgermeister die Ehrengäste aus dem In- und Ausland. 3. Die Delegation der offiziellen Gastgeber und Ehrengäste besucht die mit viel Herzblut eingerichtete Ausstellung des Rentnervereins mit Gebrauchsgegenständen aus dem früheren Dorfleben sowie die Vorführung einer rumänischen Spinnstube im Rentnervereinslokal. Foto: Cornel Gruber 4. Besichtigung der Feuerwehrausstellung, die Delega­tion der Freiwilligen Feuerwerhr aus Menzingen übergibt den Billedern feuerwehrtechnische Ausrüstungen. Foto: Cornel Gruber


48

Das Fest der Feste in Billed

1

Veranstaltungen am Samstag, dem 29.08.2015 1. Peter Krier bei seiner Ansprache im Forum der Billeder Deutschen.

2. Erรถffnung der Heimatausstellung im Heimathaus. Fotos: Cornel Gruber 2


Das Fest der Feste in Billed

3. Die offizielle Festsitzung am Samstagnachmittag im Kulturheim. Ansprachen hielten der deutsche Konsul in Temeswar Ralf Maruhn, Ovidiu Gant, Abgeordneter im rum채3

49

nischen Parlament, Prof. Dr. Johann Fernbach, Vorsitzender des DFDB. Die Festrede der HOG Billed hielt Peter Krier.


50

Das Fest der Feste in Billed

Ansprache zur Eröffnung der Heimatausstellung

N

amens der Veranstalter, des demokratischen Forums der Deutschen in Billed und der Billeder Heimatgemeinschaft begrüße ich Sie alle recht herzlich zur Eröffnung der Heimatausstellung – so haben die Veranstalter, wie ich meine zutreffend, die hier vorgestellte Ausstellung genannt. Heimatausstellung über Billed, aus Anlass der 250-Jahrfeier der Gründung der Gemeinde. Die hier im Wirtschaftsgebäude eines ehemaligen Bauerhofes eingerichtete Ausstellung präsentiert über zwei Geschosse die Gründung der Gemeinde Billed durch deutsche Siedler vor 250 Jahren und ihre Entwicklung, mit ausgewählten Ansichten bis zur heutigen Zeit. Wobei im Erdgeschoss eine Bild- und Textpräsentation versucht, diese Entwicklung der Gemeinde darzustellen, während im Obergeschoss eine gegenständliche Ausstellung die Lebensweise der Deutschen in Billed versucht darzustellen. Es handelt sich hier nicht um eine historisch-wissenschaftliche Ausstellung über die politische Gemeinde Billed, sondern um die Entwicklung der Gemeinde im Blickwinkel auf die deutsche Bevölkerung, ihren Weg, ihre Kultur, ihren Werdegang, ihre Heimat. Meine Damen und Herren, wir Europäer unterscheiden uns kaum oder nur gering durch äußerliche Merkmale. Was Völker und Volksgruppen unterscheidet, ist ihre Kultur. Hier Kultur nach der Definition des deutschen Philosophen Johann Gottfried Herder, gemeint als Summe der typisch feststellbaren Lebensformen einer Bevölkerung, einer Volksgruppe oder eines Volkes, wie: Sprache, Glaubenskultur, Familie, Arbeitskultur, Feldund Tierpflege mit dem reichen Schatz an Volkskultur, Musik, Liedern, Tänze und vielfältigem Brauchtum. Dies

Peter Krier

haben die „Macher“ der Ausstellung versucht darzustellen, mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Ausstellungsmaterial in dem vorhandenen Raum. Wer sich heute als Geschichts- und Heimatforscher mit einer Landschaft befasst, wird immer mehr Abstand zur nur Staats-Fürstengeschichte nehmen und sich zunehmend mit der Geschichte des Volkes in allen Lebensbereichen zu befassen haben. Bedenken wir, dass Billed in diesen 250 Jahren fünf Staaten angehörte und zeitweise von fremden Mächten besetzt war. Die Geschichte der Menschen ist verbunden und erkennbar an und mit der Geschichte der Dinge. Mit den Dingen, die sie geschaffen haben, die ihren Alltag geprägt haben. So ordnen wir z.B. anhand gefundener Tonscherben eine Menschengruppe einer Kulturstufe zu. So werden sie zum Beispiel unter den Exponaten eine Tabaksnadel finden, die zum Aufschnüren - Einreihen der geernteten Tabaksblätter benutzt wurde. Sie erinnert uns an die Tabakkultur, mit der sich ein Großteil der Billeder Kleinbauern befasste. Die Arbeit mit dem Tabak begann am Ende des Winters mit dem Ausstreuen der Samen auf das Mistbeet und endete mit dem Glätten und Binden der Blätter, dem „Bischeln“, wieder im Winter. Die Arbeit dauerte das ganze Jahr, die ganze Familie war damit beschäftigt, auch die Kinder halfen mit. Erst an den letzten Jahrestagen wurde geliefert und der Jahresverdienst der Familie ausbezahlt. So hat jeder ausgestellte Gegenstand seine Geschichte. Designer der Ausstellung, Bild- und Textgestalter ist Johann Rothgerber, die Tabelle mit den bedeutenden Ereignissen aus der Geschichte der Gemeinde hat Hans Mar-


Das Fest der Feste in Billed tini geliefert, während Elisabeth Martini für die Übersetzungen zeichnet. Den volkskundlichen Teil der Ausstellung haben weitgehend Roswitha und Adam Csonti gestaltet, technische Arbeiten, Beleuchtung usw. ha-

51 ben Werner Gilde und Norbert Müller geleistet. Unter den vielen Leihgebern von Exponaten, sie sind auf einer Tafel aufgelistet, erwähnen wir die Familie Weinschrott vom AMG-Haus.

Am 23. und 24. Oktober waren Iris Mann, Bürgermeisterin für die Fachbereiche Soziales, Bildung und Kultur bei der Stadt Ulm, zusammen mit dem Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums (DZM) in Billed. Familie Csonti führte durch das Heimathaus und die Ausstellung zum 250jährigen Ansiedlungsjubiläum. Frau Mann, die auch

Vorstandsvorsitzende des DZM ist, war von der materialreichen Dokumentation und von den vielen Billeder Exponaten beeindruckt: Beides gibt einen guten Überblick über die Entwicklung dieser deutschen Gemeinde im Banat. Iris Mann und Christian Glass waren auf einer dreitätigen Informationsreise in der Batschka und im Banat. Christian Glass, Direktor des DZM


52

Das Fest der Feste in Billed

1


Das Fest der Feste in Billed

53

2

Veranstaltungen am Samstagabend 1. Buffet für die geladenen Gäste im Heimathaus 2. Tanzabend im Kulturheim mit der Blaskapelle 3

3. Abschließend spielen Petre und Georg Vasiu von den ehemaligen Luceafarul. Zeitgleich gibt es Disco auf dem Sportplatz der Schule.


54

Das Fest der Feste in Billed Veranstaltungen am Sonntagvormittag Der Umzug der Trachtenpaare aus Billed und Deutschland zum Einladen der Ehreng채ste auf dem Weg zum Gemeindehaus


Das Fest der Feste in Billed

55

Bild oben: Einladen und Ehrentanz bei der Familie Gorea, sie hatten über die Festtage die meisten Gäste aus dem Westen. Bild unten: Einladen und Ehrentanz bei der Unternehmerfamilie Supuran, die auch Förderer der Veranstaltung ist.


56

Das Fest der Feste in Billed

Festgottesdienst in der Kirche. Ansprache von Heimatpfarrer Marius Frantescu, Priester in der Pfarreiengemeinschaft Griesbach-Oberhausen-Englmannsberg.


Das Fest der Feste in Billed

57

Billeder Scholle

von Heimatpfarrer Marius Frantescu

Billeder Scholle - wenn ich dich mit offenen Augen betrachte, ist es kaum zum Glauben, dass du schon 250 Jahre alt bist. Billeder Scholle – so schwarz wie Ebenholz und so kostbar wie abertausende von Tränen. Vieles könntest „Du“ uns erzählen über deine Entstehung und deinen Werdegang. Billeder Scholle – entstanden durch den Fleiß unserer Vorfahren. Getränkt mit vielen Schweißperlen der Mittagssonne und umhüllt von herzlichem Kinderlachen. Billeder Scholle – schwer erkauft mit Blut und Liebe. Viele Opfer hast du verlangt, bis aus deinem Inneren reiche Frucht hervorkam. Billeder Scholle – bei deinem Anblick erblühte jedes Herz, sogar das unseres Herrn erfreute sich, wenn die Kornblumen und die Pipatsch in voller Pracht zu seiner Ehre blühten. Billeder Scholle – du Begleiter unserer Ahnen. Aus deiner Mitte ist viel Leben hervorgegangen und oft hast du dich geöffnet, um unsere Lieben zu bergen. Billeder Scholle – so darf ich dich heute nochmal sehen – auf der meine Wiege stand. Dich nochmal durch meine Hand gleiten lassen und deinen Duft in mir aufnehmen. Billeder Scholle – hab Dank für deine Treue.


58

Das Fest der Feste in Billed

1

1. Links unten im Bild die Ehrengäste aus Deutschland. Für die Feuerwehrleute aus Menzingen, die Trachtenpaare und die Ehrengäste in ihren offiziellen Garderoben ist der Aufenthalt im kühlen Gotteshaus, draußen sind es 36° im Schatten, sicherlich ein Segen. 2. Nach der Festmesse erfolgte die feierliche Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal, das 1924 vom Schwabenbischof Augustin Pacha eingeweiht und im Jahre 2000 für die Opfer des II. Weltkrieges und der beiden Deportationen erweitert wurde.

3. Die Kranzniederlegung nahmen Bürgermeister Cris­tian David und Werner Gilde zu den Klängen der Bläsergruppe - Geschwister Tröster - „Ich hatt‘ einen Kameraden“ vor. Danach hält Peter Krier, Ehrenvorsitzende der HOG Billed, eine Gedenkansprache. Umrahmt wurde die Gedenkveranstaltung vom Billeder Kirchenchor. Zum Mittagessen gibt es anschließend im Kulturheim ein 3-Gänge-Menü. Fotos: Cornel Gruber


Das Fest der Feste in Billed

2 3

59


60

Das Fest der Feste in Billed

1

1. Umzug der Billeder und Karlsruher Trachtenpaare in schwäbischer Kirchweihtracht durch die Hauptgasse. Veranstaltungen am Sonntagnachmittag 2. Ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeier war das Kulturprogramm am Sonntagnachmittag auf dem Sportplatz der Schule mit Tanzvorführungen von insgesamt 10 Trachten- und Tanzgruppen in schwäbischen, rumänischen und serbischen Trachten. 3. Schwerpunkt des Kulturprogrammes war eine Choreographie der 4 schwäbischen Trachtengruppen. Die Gemeindeverwaltung hatte dafür extra einen Tanzlehrer aus Temeswar beauftragt. 4. Die Trachtengruppen Karlsruhe und Banat gemixt beim großflächigen Aufmarsch, im Hintergrund warten weitere Tanzgruppen auf ihren Einsatz.

2


Das Fest der Feste in Billed

3 4

61


62 Veranstaltungen am Sonntagabend 1. Gruppenbild in der Abendsonne am Kalvarienberg, dem Wahrzeichen der Gemeinde Billed. 2. Feierlicher Abschied der Jubiläumsteilnehmer auf dem Kalvarienberg bei einem Sonnenuntergang, der seit der Dorfgründung vor 250 Jahren derselbe geblieben ist. 1

Das Fest der Feste in Billed 3. Unterhaltungsabend mit Stars der rumänischen Volksmusikszene der Region auf der Bühne in der Dorfmitte. Fotos: Cornel Gruber Das Dorf „Billiet“ wurde sozusagen aus dem Boden gestampft, die ersten 32 Häuser wurden ab Oktober 1765 errichtet, die restlichen 220 ein Jahr darauf.


Das Fest der Feste in Billed

2 3

63


64

R端ckblick

Sonnenuntergang am Kalvarienberg im August 2015


Rückblick

65

In Memoriam an das Schicksal der Banater Schwaben

Marliese Knöbl

Vor 250 Jahren zogen unsere Ahnen wagemutig ins Unbekannt‘, in Wahrheit: ein versumpftes, armselig Land. Doch es gab für sie kein Zurück, es blieb nur die Hoffnung auf künftiges Glück. Aber Hunger und Seuchen in größter Not brachten Unzähligen von ihnen den Tod. Mit viel Ausdauer und Fleiß wurde dieses Stückchen Welt zu einem blühenden, reichen Feld. Ihr Dorf - musterhaft, sauber gepflegt und schön niemand gedachte, von hier einst wegzugehen... Dann, auf Grund des Zweiten Weltkrieges, erfreuten sich andere des großen Sieges. Der stolze Schwabe wurde entwürdigt, geknechtet, beraubt, den Siegern war ja alles erlaubt... Man nahm ihm sein Hab und Gut, sein Feld, das er so vorbildlich fast zwei Jahrhunderte hat bestellt. Als Taglöhner sollte er sich hier nun plagen: All das wollte er nicht weiter ertragen. Er hat Mittel und Wege ersonnen, bis er der sozialistischen Willkür entronnen. Schweren Herzens kehrte er zum einstigen Ursprung zurück, erhoffte sich bei Seinesgleichen mehr Zukunftsglück. Wiedermal war er auf sich, seine Ausdauer, seinen Fleiß gestellt: So kennt man den Banater Schwaben in der ganzen Welt! Da, wo er seine Ziele mit Ehrgeiz erreichen kann, da steht er überall vorbildlich seinen Mann. Aber wird nicht auch er vom Völkergemisch irgendwann aufgesogen werden? Verschwinden dann Ausdauer, Fleiß und Ordnung für immer auf Erden? Mein schon oft wiederholter Satz dazu: „Mit ihm verschwindet – Gott sei Dank – auch die Melkkuh!“ Es wäre heute aber falsch nur an uns, die weggingen, zu denken, wir würden Unrecht tun und die Hiergebliebenen kränken. Manch alter Mensch sah im Weggehen keinen Sinn und Zweck. Hätten sie es geschafft, wären Junge wie Kleins oder Csontis weg? Sie kümmern sich um deren tägliche Belange und vieles mehr, das schätzen wir bestimmt alle sehr. Sie sind das Aushängeschild der Billeder Schwaben. Wir sind froh und dankbar, dass wir sie haben! (August 2015)


66

Auftritte

Das Badische Staatstheater am in Karlsruhe am Ettlinger Tor

Die Uhr tickt Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe beim Badischen Staatstheater Helmut Slavik

Z

urückblickend war es eine wunderbare Erfahrung, die der Chor im Rahmen der Aufführung des Theaterstücks „Die Uhr tickt“ des rumänischen Dramaturgen Stefan Peca machen durfte. Dieser hatte dafür an beiden Orten, sowohl in Deutschland als auch in Rumänien, recherchiert und ein humorvolles sowie virtuoses Stück für zwei rumänische und zwei deutsche Schauspieler geschaffen, welches über Grenzen hinweg Generationen miteinander verbindet. In einer einzigartigen Kooperation haben sich das Ba-

dische Staatstheater Karlsruhe und das Temeswarer Nationaltheater zusammengetan, um das Stück, das eine der größten Herausforderungen Europas behandelt, die kontinuierliche Überalterung der Bevölkerung, zu beleuchten. Darsteller waren Sabina Bijan und Colin Buzoianu vom Nationaltheater Temeswar sowie Sophia Löffler und Jan Andreesen vom Badischen Staatstheater Karlsruhe. Die Sängerinnen und Sänger des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe, mit ihrer Dirigentin Hannelore Slavik, waren in


Auftritte

67

Gruppenbild im Studio des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Foto: Dietmar Giel dem Stück nicht nur Mitwirkende, sondern vielmehr auch Vertreter einer Personengruppe, um welche es handelt. Die anfänglichen Zweifel, eine Zusammenarbeit mit Profis überhaupt zu wagen, wurden durch die innigen Bitten und Zureden des Dramaturgen Michael Gmaj und des Regisseurs Malte Lachmann vom Badischen Staatstheater Karlsruhe, letztendlich verworfen. Und so kam es, dass der Chor in zehn Vorstellungen, von Oktober bis Februar dieses Jahres, den Anfang sowie das Ende des Theaterstücks mitgestaltete. „Die Uhr tickt“ ist ein modernes Stück, eine interaktive Vorstellung. Innerhalb von 60 Minuten altert das Publikum zusammen mit den Darstellern. Es wird mit diversen Entscheidungen konfrontiert, über die es befinden muss.

Über Fragen, die das Altern betreffen, wie z. B.: „Wollen Sie noch im hohen Alter arbeiten?“, entscheidet das Publikum mit seinen Antworten darüber, welche Szene gespielt wird. Peca Stefan hat neben Prolog und Epilog neun Szenen geschrieben, die aber nie alle in einer Aufführung gezeigt werden konnten. Somit wurde durch die Wahl der Zuschauer jede Vorstellung einzigartig. Aufgeführt wurde das Theaterstück im Studio des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, vor einem zahlenmäßig begrenzten Publikum, welches jedoch durchaus begeistert war, von der interessanten Mischung sprachlicher und musikalischer Passagen des Stücks, sowie der Mitwirkung von jungen Profis und Laien reiferen Alters. Eröffnet wurde die Vorstellung durch den Chor mit Liedern unserer Banater Komponisten „Schöne Rosen“


68

Auftritte

1

von Hans Walter und „So jung wie heute“ von Walter Michael Klepper. Danach verlässt der Chor die Bühne, um erst wieder zum Ende des Stücks die Besucher mit dem Abba-Song „Mich trägt mein Traum“ zu erfreuen. Bei den Klavierklängen des Schauspielers Jan Andreesen erscheint der Chor erneut auf der Bühne. Solistisch unterstützt wurde er, jeweils in wechselnder Besetzung, von Melitta Giel, Irmgard Holzinger-Fröhr, Isolde Reitz und Eva Wasmer, die durch ihre wunderbaren Stimmen dem

Schluss des Theaterstücks zu einem Glanzpunkt verhalfen. Während der letzten Strophe animierte unsere Dirigentin das Publikum zum Mitsingen. Darauf folgte die Einladung durch die Schauspieler an alle, sich bei einem Gläschen Sekt und einer Schwarzwälder Torte auszutauschen und zu unterhalten. Unsere Sängerinnen wollten es jedoch nicht bei der einen Schwarzwälder Torte belassen und dem Publikum ein wenig den kulinarischen Geschmack des Banats ver-


Auftritte

69

2

mitteln, indem einige von ihnen für jede Vorstellung ca. 150 Kipfel gebacken haben. Für die letzte Vorstellung kamen dann noch einige unserer Banater Kuchen und Torten dazu, so dass es ein richtiges Abschlussfest wurde. Auch wir, die Sängerinnen und Sänger wurden seitens der Schauspieler und des Theaterpersonals sehr aufmerksam und freundlich behandelt, so dass immer eine sehr gute und freundschaftliche Atmosphäre herrschte und alle mit Begeisterung auch weitermachen würden. Nach dieser gemeinsamen Erfahrung wäre man auch sei-

tens des Theaters nicht abgeneigt, auch in Zukunft wieder in einem gemeinsamen Projekt aufzutreten. Abbildungen 1. Der „Musengaul“ vor dem Badischen Staatstheater. Geschaffen ursprünglich unter dem Titel „Trojanisches Pferd“ von Jürgen Goertz, steht die Skulptur heute sinnbildlich für das Staatstheater. Unscheinbar von außen, gefüllt mit einer explosiven Kulturmischung. 2. Das Karlsruher Schloss ín der Adventszeit


70

Auftritte

Heimattage Baden-Württemberg in Bruchsal

D

ie Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen befanden sich unter den rund 90 Gruppen aus Fahnenschwingern, Trachtenverbänden, Musikkapellen und Wägen mit 2800 Aktiven, die auf einer 2 Kilometer langen Zugstrecke durch die Innenstadt bis zum Schloss zo-

gen. Unter den Gästen auf der Tribüne vor dem Rathaus befand sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Veranstaltung wurde auch im SWR übertragen, die Banater sind in der SWR-Mediathek ab Minute 13 zu sehen.

Heimattage Baden-Württemberg in Bruchsal

D

ie Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe mit der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen befanden sich unter den rund 90 Gruppen aus Fahnenschwingern, Trachtenverbänden, Musikkapellen und Wägen mit 2800 Aktiven, die auf einer 2 Kilometer langen Zugstrecke durch die Innenstadt bis zum Schloss zo-

Cornel Gruber

Cornel Gruber

gen. Unter den Gästen auf der Tribüne vor dem Rathaus befand sich auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Die Veranstaltung wurde auch im SWR übertragen, die Banater sind in der SWR-Mediathek ab Minute 13 zu sehen.


Auftritte

71


72

Auftritte

1

Karlsruher aus dem Banat beim Stadtgeburtstag

K

arlsruhe ist 300 Jahre alt. Diesen runden Geburtstag feierte die Stadt mit einem 15-wöchigen Festivalsommer mit insgesamt 500 Veranstaltungen. Eine dieser Veranstaltungen wurde am 11.08. vom Bund der Vertriebenen gestaltet. Die Banater Schwaben Karlsruhe mit Chor, Solistinnen und Tanzgruppen waren dabei die Hauptakteure im für das Fest errichteten VeranstaltungsPavillon im Schlossgarten. Pfarrer Hermann Kraus machte die Moderation mit geschichtlichem Hintergrund, die Banater Schwaben wurden von Dietmar Giel vorgestellt. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von der Heilbronner Trachtenkapelle der Siebenbürger Sachsen.

1. Spektakuläre Lichtshow vor dem Karlsruher Schloss am Abend der großen Eröffnungsshow und im gesamten Festivalsommer. Ein Partnerprojekt von KA300 und dem ZKM waren sie das Highlight des Karlsruher Stadtgeburtstages. 2. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Hannelore Slavik 3. Die Tanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Heidi Müller und Werner Gilde 4. Potpourri mit den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr, Bruno Scarambone und den „Banater Schwabenkindern“.


Auftritte

73

2 3 4


162

Statistik

Schachmeisterschaft der Banater Schwaben

M

ittlerweile wurden Schachgruppen in den Kreisverbänden Ingolstadt, Karlsruhe und Nürn­berg gegründet. Schachliebhaber werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter:

Alfred Selpal

Tel. 08459/593660 oder 08459/332088 oder per E-Mail alfred-selpal@t-online.de zu melden damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können.

2015 wurden über 120 Partien ausgetragen, darunter drei Turniere mit folgenden Platzierungen Turnier am 16.05.2015 im Senio­renzentrum Josef Nischbach in Ingolstadt 1. Peter Michel 2. Werner Staar 3. Jakob Lulay 4. Gerhard Keller 5. Alfred Selpal 6. Martin Herr 7. Werner Keller

Turnier am 10.10.2015 im Senio­renzentrum Josef Nischbach in Ingolstadt 1. Werner Staar 2. Josef Lowas 3. Herbert Reb 4. Alfred Selpal 5. Ronnie Szeiler 6. Martin Herr

Turnier am 31.10.2015 in Nürnberg 1. Helmuth Hintyes 7,0 Pkt 2. Fabian Kowatsch 5,5 3. Peter Michel 4,0 4. Radu Bala-Holiga 4,0 5. Friedrich Holiga 3,0 6. Josef Lowas 2,5 7. Johann Hehn 1,5 8. Werner Staar 0,5

Online Schachmeisterschaft, Abschlusstabelle-2015 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Name Josef Vollmer Harald Lenhardt Walter Hackbeil Werner Staar Alfred Herbst Reinhard Kaiser Franz Labling Ronnie Szeiler Günther Hirth Alfred Selpal

Heimatort Nitzkydorf Billed (438) Grabatz, Temeswar Birda, Liebling (511) Billed (117) Kleinjetscha (21) Temeswar Bogarosch (74) Billed (528) Billed (192)

Account JV24705_Nit_BAN HL24255_Bil_BAN WH1554X_Tem_BAN WS1960Y_Lie_BAN AH23570_Bil_BAN RK23377_Klj_BAN FL16656_Tem_BAN RS31889_Bog_BAN GH23100_Bil_BAN AS23209_Bil_BAN

Elo-Punkte 1595 1547 1519 1515 1509 1497 1490 1471 1441 1415


Statistik

163 Allgemeine Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Abschlusstabelle 2015

Name

Heimatort

Wohnort/Kreisverband

1. Helmut Hintyes 2. Peter Michel 3. Fabian Kowatsch 4. Josef Lowas 5. Josef Vollmer 6. Radu Bala-Holiga 7. Tim Niklas Bingert 8. Johann Hehn 9. Friedrich Holiga 10. Günther Hirth 11. Reinhard Kaiser 12. Werner Staar 13. Herbert Reb 14. Harald Lenhardt 15. Hans Stuhl 16. Walter Hackbeil 17. Franz Labling 18. Siegfried Athes 19. Alfred Selpal 20. Jakob Lulay 21. Gerhard Keller 22. Ronnie Szeiler 23. Martin Herr 24. Edgar Baumgartner 25. Norbert Selpal 26. Werner Keller 27. Michael Butto

Giulwess Nürnberg Bogarosch (326) Bayreuth Temeswar Bamberg Arad Ingolstadt Nitzkydorf Rastatt Reschitz Nürnberg Blumenthal, Königshof Langen / Darmstadt Billed (819) Schwabach Reschitz Nürnberg Billed (528) Frankenthal Kleinjetscha (21) Karlsruhe Birda, Liebling (511) Lauf an der Pegnitz / Nürnberg Jahrmarkt (371) Bad Gögging / Ingolstadt Billed (438) Karlsruhe Neupetsch, Temeswar Neuss Grabatz, Temeswar Heilbronn Temeswar Heilbronn Neu-Arad, Lenauheim Ingolstadt Billed (192) Manching / Ingolstadt Guttenbrunn (333), Temeswar Ingolstadt Billed (270) Geisenfeld / Ingolstadt Bogarosch (74) Reichertshofen / Ingolstadt Blumenthal, Neu-Arad Ingolstadt Bogarosch (560) Ingolstadt Billed (192) Ingolstadt Billed (270) Geisenfeld / Ingolstadt Bethausen (163), Lugosch Ingolstadt


192

Inhaltsverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

In eigener Sache.................................................................................................................................2 Vorwort, Werner Gilde........................................................................................................................3 Billeder Heimattag an Pfingsten 2015...............................................................................................4 Minister und Oberbürgermeister im Heimathaus, Roswitha Csonti.................................................24 Das Fest der Feste in Billed, Elisabeth Martini..................................................................................26 Ansprache zur Eröffnung der Heimatausstellung, Peter Krier...........................................................50 Billeder Scholle, Heimatpfarrer Marius Frantescu..............................................................................57 In Memoriam an das Schicksal der Banater Schwaben, Marliese Knöbl............................................65 Die Uhr tickt, Helmut Slavik............................................................................................................66 Heimattage Baden-Württemberg in Bruchsal, Cornel Gruber...........................................................70 Karlsruher aus dem Banat beim Stadtgeburtstag..............................................................................72 Tag der Heimat in Karlsruhe, Cornel Gruber....................................................................................74 Sommerfest 2015, Cornel Gruber.....................................................................................................76 Schlachtfest 2015, Adam Tobias.......................................................................................................78 Rentnertreffen in Karlsruhe, Jakob Muttar.......................................................................................90 Allerheiligen 2015 am Denkmal der Billeder, Werner Tobias............................................................93 Broschüre über die Russlanddeportation, Werner Gilde.................................................................. .100 In Frankfurt (Oder) auf den Spuren der Heimkehrer, Peter Krier................................................... .101 Übergabe-Vertrag aus dem Jahr 1909, Hans Martini..................................................................... .108 Übergabe-Vertrag aus dem Jahr 1920, Hans Martini..................................................................... .113 Über den Billeder Kriegerverein, Hans und Elisabeth Martini........................................................ .116 Dorfrundgang 1924, Peter Krier..................................................................................................... .118 Renovierung der Billeder Kirche, Peter Krier.................................................................................. .120 Weitere Details zur Baragandeportation, Josef Herbst...................................................................... .124 Der grausame Lakl, Peter Krier....................................................................................................... .126 Kein goldener Oktober in der goldenen Stadt Prag, Elisabeth Martini........................................... .146 Peter Krier zum 80. Geburtstag, Elisabeth Martini......................................................................... .152 Auszeichnung für Heidi Müller. .................................................................................................... .156 Anna Mahler, eine selbstlose Frau kommt zur Ruhe, Adam Csonti................................................ .157 Hundertjährige im Kommen, Maria Muhl.................................................................................... .158 Wir erinnern uns an Peter Thöress, Peter Krier............................................................................... .160 Ein Hoch auf die 105-jährige Susanna Ballmann. ......................................................................... .161 Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal.............................................................. .162 Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst...................................................... .164 Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst........................................................................... .166 Dem Alter die Ehre, Josef Herbst..................................................................................................... .172 Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur.......................................................................................... .190


Streifzug durch das alte Billed Ausstellung der HOG Billed und des Forums der Billeder Deutschen im Heimathaus

Wärmebild der Billeder in Deutschland Konzept, Bildauswahl, Texte und Gestaltung Hans Rothgerber Übersetzung, geschichtliche Daten Hans Martini Lektorat, Übersetzung Elisabeth Martini Organisation, Technik Adam Csonti Roswitha Csonti Werner Gilde Peter Krier Josef Herbst Restauration Objekte Silke Csonti Heidi Müller Norbert Müller Josef Freer Barbara Wagner

Biled, Nr. 421, Rumänien Öffnungszeiten 13:00-15:00 Uhr Kontakt: 0040 727 667 887

Spenden Ausstellung Josef Breitenbach Elisabetha Buscha Adam Csonti Ingrid Csonti Josef Freer Irene Henz Josef Herbst Josef Hubert Brunhilde Klein Marliese Knöbl Matilde Mann Anna Mann Johann Martini Barbara Mutter Josef Pfeiffer Nikolaus Rennon Barbara Schwarzmann Elisabeth Thöresz Werner Tobias Hans Weber Theresa Weber Wilhelm Weber Helmuth Weinschrott


. 28

Billeder Heimatblatt 2015

e ab sg Au

Billeder Heimatblatt 2015 heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.