Heft 173
30.07. - 29.08.2013
Seenotrettung gestern und heute
Grafik Joachim Weyrich Schwere Schiffsunglücke vor deutschen Küsten – so 1854 vor Spiekeroog und 1860 am Borkum Riff – führten letztendlich am 29.05.1865 in Kiel zur Gründung der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger" ( DGzRS ) . Der Sitz der Gesellschaft wurde nach Bremen verlegt, wo er heute noch ist. Bereits bestehende Rettungsstationen wie in Stralsund, Wustrow und auf Arkona schlossen sich der DGzRS an. 1875 unterhielt die Gesellschaft bereits 91 Rettungsstationen an Nord - und Ostsee, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert waren es über 130 Stationen. Durch Kriegsauswirkungen und
wegen heutiger Geschwindigkeiten der Rettungseinheiten sind es heute noch 54 Stationen. Während in den ersten 50 Jahren vorwiegend mit Ruderrettungsboot, Raketenapparat und Hosenboje nur in Strandnähe Rettungsaktionen durchgeführt werden konnten, erweiterte sich das Einzugsgebiet mit dem Einsatz des Dieselmotors auf die hohe See. Bei jedem Wetter Seenotretter! Das ist heute gelebte Praxis. In den Statuten der DGzRS , die noch heute gelten, ist festgelegt: Die Rettung von Menschenleben ist immer kostenfrei. Die Finanzierung erfolgt ausschließlich aus Spenden und Zu-
wendungen. Der Einsatz der Seenotretter erfolgt immer freiwillig. Auf dieser Grundlage haben die 185 Festangestellten auf den 20 Seenotkreuzern und die 800 Freiwilligen auf den 40 Seenotrettungsbooten auf Nord und Ostsee im Jahr 2012 60 Menschen aus Seenot gerettet, 1.075 Personen aus drohender Gefahr befreit und über 1.000 Wasserfahrzeugen Hilfeleistung gebracht. Seit der Gründung hat die DGzRS insgesamt 80.198 Menschen aus Seenot gerettet oder drohender Gefahr befreit. In Mecklenburg-Vorpommern wurden nach dem Anschluß der
DDR an die BRD alle 15 Festangestellten und 135 Freiwillige des Seefahrtsamtes der DDR mit 2 Seenotkreuzern und 9 Seenotrettungsbooten übernommen. Ein Programm zur Bootserneuerung wurde bereits Mitter der 90er Jahre erfolgreich abgeschlossen. Heute sind die 4 Seenotkreuzer und 15 Seenotrettungsboote in unserem Bundesland Bestandteil einer der modernsten Rettungsflotten der Welt mit Bordhospital, Feuerlöschkanone und Tochterboot auf den Seenotkreuzern. In wenigen Minuten legen die Seenotretter ab, koordiniert von der Seenotzentrale in Bremen.