Heft 169
26.02. - 30.04.2013
Vor 75 Jahren Vereinigung von Graal und Müritz Im „Regierungsblatt für Mecklenburg“ Freitag, den 12.April 1938 gab es eine Bekanntmachung vom 5. August 1938 über Änderung von Gemeindegebieten. „Durch Erlass des Herrn Reichsstatthalters vom 10.06. 1938 ist die Gemeinde Graal, Kreis Rostock, in die Gemeinde Ostseebad Müritz, Kreis Rostock, mit Wirkung vom 01. Oktober 1938 eingegliedert worden. Müritz hatte den Zusatznamen „Ostseebad“ am 05. Mai 1919 erhalten, damals gehörte der Ort zum Dominalamt Ribnitz. Ein kurzer Blick zurück: Die Geburtsstunde von Graal ist für den 21.10.1752 zu benennen. Damals wurde Graal bis Ende des 18. Jahrhunderts in den Amtsstuben mit „Grahl“ geschrieben. 1815 wurden in Müritz 12 Parzellen für Büdnereien westlich des Müritzer Hofes angelegt. Das war die Gründung des Dorfes Müritz. 1819 trafen in Müritz die ersten Badegäste ein, damit begann die Geschichte des Seebades Müritz. Ein bedeutendes Datum für diesen Ortsteil war der Bau des Hotels „Anastasia“ um 1880. Graal blieb wegen seiner größeren Entfernung zur See zunächst unbeachtet. Die Büdner hatten fast alle ihre Stammgäste und waren nicht mehr allein von der Landwirtschaft abhängig, der Lebensstandard war gestiegen. Die bestehende Selbstständigkeit der beiden Nachbarorte und der dadurch bedingte Konkurrenzkampf verhinderte jegliche Annäherung unter den Einwohnern. Dies zeigt auch das da-
mals kursierende Sprichwort: „In Graal versteht man zu leben und in Müritz hat man zu leben!“ Das Verhältnis zwischen Graal und Müritz zeigte sich auch in der Verkehrserschließung. Verschiedene Projekte, von Ribnitzer oder Rostocker Stellen vorgeschlagen, die Verkehrserschließung mittels einer Sekundärbahn bzw. Straßenbahn
Grafik Joachim Weyrich zu entwickeln, scheiterte regelmäßig an der Engstirnigkeit der beiden Gemeinden Graal und Müritz. Eine gemeinsame Schule war auch nicht möglich. In Müritz wuchs das „organisierte
Kurwesen“ immer stärker, so dass dieser Ortsteil wirtschaftlich nach oben steuerte. Der weitere Bau von Logierhäusern und Hotels, deren Besitzer wurden als „Häusler“ bezeichnet,
wurde von Graaler Büdnern argwöhnisch betrachtet. Man bezweifelte auch, das dieses Gewerbe überhaupt eine Familie ernähren konnte. Es waren lästige Konkurrenten, denen man