Die Wirtschaft_01/22

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Wirtschaftstalk

Atomkraft in Lingen

Was kommt nach dem Gas?

Quo vadis, Automobilindustrie in Niedersachsen?

Wie im Emsland das Zeitalter der Kernkraftwerke endet.

Ein Interview mit EWE-Chef Stefan Dohler.

Wandel & Vision – Seiten 18 und 19

Macher & Märkte – Seiten 4 und 5

Wandel & Vision – Seite 15

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www.maler-schulte.de DONNERSTAG, 24. FEBRUAR 2022 AUSGABE 01/22 | EINZELPREIS 1,90 €

OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM

Die Wirtschaft dreht sich weiter Auch wenn manche Branchen stärker im Fokus stehen, Transformation und Wandel treffen alle Handel, Industrie, Handwerk – alle sind betroffen.

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In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT GEMEINDE RHEDE (EMS)

Sebastian Kotte ist Sprecher des Vorstands

Klimaneutralität und Digitalisierung sind zwei wichtige Faktoren.

OSNABRÜCK Die Spiekermann & Co

Auch die Qualifikation von Mitarbeitern verändert sich.

AG hat einen neuen Vorstandssprecher. Die Aufgabe beim Vermögensberater mit Sitz in Osnabrück hat zum 1. Januar Sebastian Kotte übernommen. Thomas Acker, zuvor langjähriger Sprecher des Vorstands, wird zum 1. Juli in den Ruhestand gehen. „Ich habe die Entscheidung frühzeitig für mich und das Unternehmen getroffen“, kommentiert er diesen Schritt. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Dirk Scherz und Sebastian Kotte werden die Geschäfte weiterführen, einen neuen, zusätzlichen Vorstand wird es bei Spiekermann nicht geben. „Mit Dirk Scherz leiste ich seit 2012 gemeinsame Vorstandsarbeit. Wir ergänzen uns hervorragend“, so Kotte. Und wie blickt Thomas Acker auf die Zeit, die vor ihm liegt? „Ich freue mich auf das, was kommt. Ruhestand bedeutet mehr Zeit für die Familie und Freunde. Ich habe zudem unterschiedlichste Interessen, denen ich mich demnächst noch intensiver widmen kann, vor allem kulturell, aber auch reisetechnisch“, ist sich Thomas Acker sicher.

VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG/NORDHORN Nichts

ist so beständig wie der Wandel. Was sich nach Klischee anhört, könnte auf die Wirtschaft nicht besser zutreffen. Produktionsprozesse, Werkstoffe, ganze Unternehmen oder Berufsbilder – die Transformation gehört zum Geschäft. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob der Blick auf die Industrie, den Handel, das Handwerk oder die Landwirtschaft fällt. Allerdings: Manche Branchen stehen in der öffentlichen Wahrnehmung stärker im Fokus als andere, und eine florierende Wirtschaft ist kein Selbstläufer. Das zeigt sich nicht nur an drei Shopping-Centern im Emsland, die sich neu ausrichten, um auch künftig eine Rolle zu spielen (Seite 16), sondern auch in der Automobilindustrie. Sie ist eine dieser Branchen im Scheinwerferlicht, wenn es um Wandel und Transformation in der Arbeitswelt geht. Insbesondere im Fokus: der politisch gewollte Umstieg in der Antriebstechnologie, der Produktionsprozesse verändert und damit auch die Zahl der Mitarbeiter beeinflusst, die an der Herstellung von Komponenten beteiligt sind. „Eine Analyse mit dem Fraunhofer-Institut hat ergeben, dass allein im Bereich des Antriebsstrangs in Deutschland bis zu 100 000 Arbeitsplätze durch die Transformation der Industrie wegfallen könnten“, sagt Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen. Niedersachsen sei in dieser Hinsicht besonders betroffen, denn der Anteil der Industriearbeitsplätze, die an der Verbrenner-Technologie hingen, sei im Automobilland Nummer eins in Deutschland deutlich höher als in anderen Bundesländern. Das betont auch Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von Niedersachsenmetall, der im Wirtschaftstalk zusammen mit Peter Holdmann, Geschäftsführer der ZF-Division Pkw-Fahrwerktechnik, über die aktuelle Situation und Entwicklungen in der Automobil- und Zulieferindustrie gesprochen hat (Seiten 18/19). Ein Fazit: Es braucht – auch seitens der Politik – einen realistischeren Blick auf die Transformation der Branche. Die Automobilindustrie ist jedoch nicht der einzige Wirtschaftszweig, der mitten im Wandel ist.

WWW.DIEWIRTSCHAFT-GN.DE

Fotos: Colourbox.d de, imago/Panthermedia, STAR-M MEDIA, Westend61 (2)

Europa insgesamt muss in Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltiger werden – das geht nicht ohne Veränderungen in einer der Industrien, die bundesweit für einen Großteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich ist: der Stahlindustrie. Sie will „grüner“ werden – nicht nur um ihrer selbst willen, sondern auch, damit die aus Stahl gefertigten Produkte wie Windräder oder

„Es ist noch nicht zu spät, die eigene Rolle in der Transformation zu definieren.“ Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall Niedersachsen

Automobile in der Wertschöpfung in Konsequenz grüner werden. Unternehmen wie die GMH-Gruppe in Georgsmarienhütte oder Benteler Steel/Tube mit seinem Standort unter anderem in Lingen haben dabei einen Vorteil: Sie fertigen Stahl auf der sogenannten Elektroroute, die schon heute deutlich klimafreundlicher ist als die Produktion im Hochofen. Der größte Hebel, um den CO2-Ausstoß weiter zu senken, ist somit ein höherer Anteil von Öko-Strom für die Produktion. Hier hat die GMHGruppe auch eigene Pläne – und es gibt weitere Projekte, die zur Reduzierung von CO2 beitragen sollen (Seite 20). Damit fällt der Blick auf die Energiewirtschaft. Für sie geht es allerdings nicht nur um den Ausbau erneuerbarer Energien. Was hat es für Auswirkungen auf Energiedienstleister und Infrastrukturbetreiber, wenn die Politik einen Gas-Ausstieg beschließt und ab 2025 de facto ein Einbauverbot für Öl- und Gasheizungen in Deutschland besteht? Gibt es mehr Chancen oder Risiken? Und was wird aus der Infrastruktur? Darüber spricht EWEVorstandsvorsitzender Stefan Dohler im Interview (Seite 15). Neben diesen offensichtlichen Wirtschaftszeigen, die von Transformation und Wandel betroffen sind, gibt es jedoch auch Bereiche wie die Gesundheitswirtschaft, die oft nicht im Vordergrund stehen. Zu Unrecht, denn sie trifft zum Beispiel die Digitalisierung nicht weniger als andere. Infektionsnachverfolgung per App, Telemedizin, digi-

tale Terminvereinbarungen – die Digitalisierung verändert den Arztbesuch. Sie ist jedoch nur ein Faktor in der Transformation. Ein zweiter liegt in der Qualifikation von Mitarbeitern. Hier passiert, von der breiten Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen, schon viel: VERAH, die „Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis“, gilt etwa als Erfolgsmodell. Hoch qualifizierte Arzthelferinnen unterstützen – mit iPad ausgestattet – die Hausärzte speziell bei der Heimversorgung und bei bettlägerigen Patienten (Seite 17). In manch einer Branchen stellt sich jedoch auch die Frage: Braucht es den Mitarbeiter künftig noch? Robo-Advisor unterstützen bereits Anleger, einen Bankberater braucht es nicht – und das ist nur ein Beispiel. Manch einer sucht Rat bei der Agentur für Arbeit. Sie hat das Projekt „Berufsberatung im Erwerbsleben“ aufgesetzt und unterstützt unter anderem Menschen, die sich – aus ganz unterschiedlichen Gründen – umorientieren (Seite 21). Ob Arbeitnehmer oder Unternehmen – man ist dem Wandel also nicht hilflos ausgeliefert, sondern kann ihn gestalten. So sieht es auch IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger mit Blick auf die Automobilindustrie und insbesondere die Zulieferer in Deutschland und Niedersachsen. Er macht auch ein bisschen Mut und drängt gleichzeitig, sich über die eigene Zukunft Gedanken zu machen: „Es ist noch nicht zu spät, die eigene Rolle in der Transformation zu definieren. Doch das Zeitfenster dafür ist endlich.“

Die großen Hersteller seien dabei, ihre Prozesse auf neue Technologien umzustellen. „Ab einem bestimmten Zeitpunkt geht es nur noch darum, die Stückzahl zu erhöhen. Wer als Zulieferer bis dahin im Prozess keine Rolle spielt, der wird sie auch nicht mehr spielen.“ Mehr zu Transformation und Wandel der Wirtschaft in der Region lesen Sie im Spezial ab Seite 15.

SebastianKotte.

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www.assmann.de

Foto:Spiekermann


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