Die Wirtschaft_03/2021

Page 1

Leben für den Film

Wirtschaftstalk

Kommando abgegeben

Schwestern führen Kinobetrieb mit vier Standorten weiter.

Diskussion über Nachfolge und Vereinbarkeit von Familie und Job

Torsten Bremer geht in den Ruhestand.

Leben & Leidenschaft – Seite 23

Eltern & Töchter – Seiten 18 und 19

Macher & Märkte – Seite 6

K Z ACer da iss

www.maler-schulte.de DONNERSTAG, 24. JUNI 2021 AUSGABE 03/21 | EINZELPREIS 1,90 €

OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM

Führung wird weiblicher

WWW.DIEWIRTSCHAFT-GN.DE

4

Bei Neubesetzung von Vorstandsposten werden mehr Frauen berücksichtigt / Rekordhoch im Herbst?

198252

601901

21003

In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT STADT MELLE Bei börsennotierten Familienunternehmen ist Führung weiblicher. Frauenanteil bei Übergaben zwischen 13 und 23 Prozent. Familien üben Einfluss vermehrt über Aufsichtsrat & Co. aus VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG/NORDHORN Erich Sixt

gibt die Unternehmensführung an seine Söhne ab, bei der Drogeriemarktkette dm geht der Chefsessel an Sohn Christoph Werner. Und beim Haushaltsgerätehersteller Miele sitzt mit Markus Miele ebenfalls ein männlicher Nachfahre mit in der Geschäftsführung. Wenn es um die Nachfolge in und Leitung von Familienunternehmen in Deutschland geht, haben Frauen oft das Nachsehen. Eine der Ausnahmen: der Medizintechnikkonzern B. Braun. Dort steht Anna Maria Braun an der Spitze des Vorstands. Familienunternehmen sind da jedoch keine Ausnahme. Zum Stichtag 1. März 2021 waren in den Vorständen der 160 deutschen Börsenunternehmen laut Allbright-Stiftung 613 Männer und 86 Frauen vertreten. Der Frauenanteil liegt damit bei 16,6 Prozent. Unter den Dax-Konzernen sind nun nur noch Delivery Hero, Deutsche Wohnen, HeidelbergCement, Linde und MTU Aero Engines ohne eine einzige Frau im Vorstand. Und seit Mai ist der Chemie- und Pharmariese Merck der einzige der 30 Dax-Konzerne mit einer Frau an der Vorstandsspitze. Allerdings: Damit liegt der Frauenanteil in der Führung der deutschen Dax-Konzerne sogar höher als in den 100 größten Familienunternehmen des Landes, die die Allbright-Stiftung zuletzt unter die Lupe genommen hatte. Bei Letzteren bezifferte die Stiftung, die regelmäßig mit Studien zu Frauen in Führungspositionen für das Thema sensibilisiert, die Quote mit knapp 7 Prozent – in absoluten Zahlen sind es 30 Frauen und 406 Männer. Und nur 29 der 100 Firmen haben überhaupt eine Frau in der Geschäftsführung. Männlich, deutsch, geboren 1965, Wirtschaftswissenschaftler oder Ingenieur und mit einer Ausbildung in Westdeutschland – das sind laut Allbright-Stiftung die Charakteristiken des durchschnittlichen Mitglieds der Geschäftsführung. Börsennotierte Familienunternehmen – 20 der 100 größten, darunter BMW, Continental, Henkel, Merck oder Volkswagen, sind an der Frankfurter Börse notiert – schneiden dabei besser ab als Privatunternehmen. Die Hälfte dieser börsennotierten Familienbetriebe hat eine Frau in der Geschäftsführung (10 von 20), bei den privaten Familienunterneh-

mann aus Bersenbrück, und Vera Butterweck-Kruse, die die Führung von Butterweck Rundholzlogistik innehat, im Wirtschaftstalk (Seiten 18/19). Kristin Landwehr hat vor zwei Jahren den Betrieb ihrer Eltern übernommen, Vera Butterweck-Kruse leitet die Firma seit elf Jahren. Dass die Firmenführung in der Familie bleibt, wird in den 100 größten deutschen Familienunternehmen indes seltener. Insgesamt 43 Familienmitglieder, drei von ihnen sind Frauen, arbeiten in den Geschäftsführungen. In 27 dieser Unternehmen liegt der Vorsitz der Geschäftsführung bei einem Familienmitglied, zwei davon sind Frauen. Für die Studienautoren ist das Teil einer Entwicklung: Es setze sich die Erkenntnis durch, dass die beste Expertise für die Weiterentwicklung der Betriebe nicht immer innerhalb der Familie zu finden ist. Stattdessen machten Unternehmerfamilien ihren Einfluss zunehmend über Positionen im Aufsichtsrat/Verwaltungsrat oder im Gesellschaftergremium geltend. In der Region ist der Landmaschinenhersteller Claas ein Beispiel – sogar mit einer Frau: Catharina Claas-Mühlhäuser hat den Aufsichtsratsvorsitz übernommen. In vielen anderen regionalen Familienunternehmen ist die Familie weiterhin im operativen Geschäft. Und auch wenn die Geschäftsführungen noch stark in Männerhand sind, die Generation der Töchter hat in Teilen bereits übernommen oder steht in den Startlöchern. Ein Schlaglicht auf (angehende) Firmenchefinnen wirft das Spezial dieser Ausgabe ab Seite 15

men ist es weniger als ein Viertel (19 von 80). Am schlechtesten schneiden der Allbright-Stiftung zufolge die Unternehmen ab, die sich zu 100 Prozent in Familienbesitz befinden, hier liegt der Frauenanteil in den Geschäftsführungen bei nur 4,8 Prozent. Ein Grund dafür ist laut Studie, dass allein durch die längere Verweildauer von Führungskräften an der Spitze von Familienunternehmen weniger Fluktuation herrscht. „Familienunternehmen in zweiter, vierter oder sechster Generation sind Anpassungskünstler, sie haben Jahrzehnte überlebt, weil sie immer rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und genutzt haben. Das ist eine große Stärke“, so Wiebke Ankersen und Christian Berg. Allerdings: „Beim Frauenanteil in der Unternehmensführung haben sie aber noch einen ,Blind Spot‘, den sie jetzt dringend angehen sollten“, stellten die Geschäftsführer mit Blick auf das Studienergebnis fest. Auch wenn es noch viel Luft nach oben gibt, in einigen Unternehmen kommt mittlerweile etwas Bewegung in die Sache. In Teilen wird der Vorstand weiblicher, wie ein Blick auf die Neubesetzung der Vorstandsposten zwischen März 2019 und März 2020 zeigt. Laut Studie waren 22 Prozent der Neurekrutierungen in den Geschäftsführungen der 100 größten deutschen Familienunternehmen Frauen. Damit liegen die Firmen bei der Neubesetzung der Posten etwa auf einer Höhe mit dem Frauenanteil bei Betriebsübernahmen. Dieser lag zuletzt zwischen 13 und 23 Prozent. Und die Führung wird internationaler. Die Geschäftsführer der AllBright-Stiftung Wiebke Ankersen und Christian Berg sind somit op-

Beim Thema Frauen in Führung haben Familienbetriebe laut AllbrightStiftung einen „Blind Spot“.

Simon Wassmer leitet BASF im Lemförde LEMFÖRDE Die

BASF Polyurethanes GmbH hat einen neuen Geschäftsführer: Seit 1. Mai hat Simon Wassmer diese Position übernommen. Er folgt auf Christiane Sajdak, die nach fünf Jahren als Geschäftsführerin in Lemförde bei der BASF SE in Ludwigshafen die Leitung der globalen Einheit. „Global Service Cluster People (GBH)“ übernimmt. Simon Wassmer hat seit seinem Einstieg in die BASF SE im Jahr 2002 verschiedene Positionen im Bereich Human Resources durchlaufen, unter anderem im Bereich Catalysts in den USA oder in verschiedenen Fach- und Servicebereichen. Bevor er nach Lemförde kam, war der Vater zweier Kinder bis 2018 im Bereich Global Senior Executive Development mit Sitz in Ludwigshafen tätig. Seit 2018 war Wassmer Personalleiter der BASF in Lemförde. In seine Lemförder Zeit fällt vor allem die strategische Steuerung der Personalsituation, besonders im pandemiebedingt schwierigen Jahr 2020, aber auch das Forcieren von Investitionen in die Ausbildung zur langfristigen Zukunftssicherung des Standortes. Die Nachfolge Wassmers in der Personalleitung ist noch nicht bekannt. nika

EINFACH SITZEN, EINFACH WOHLFÜHLEN! Stt reamo B ürodrehstuhl

Foto:Colourbox.de Montage:MatthiasMichel

timistisch: „Hält die Dynamik an, werden wir im kommenden Herbst den größten Zuwachs der letzten fünf Jahre verzeichnen.“ Allerdings haben deutsche Unternehmen ihrer Ansicht nach im internationalen Vergleich auch sehr viel aufzuholen. Ein ausgewogenes Verhältnis in der Führungsetage könne in absehbarer Zeit nur mit wesentlich mehr weiblichen Besetzungen erreicht werden.

Dabei sehen die Studienautoren durchaus Vorteile für Familienbetriebe, Frauen aus den Unternehmerfamilien mit einzubeziehen. „Sie können von Anfang an mehr gestalten und Karriere und Kinderbetreuung besser unter einen Hut bekommen als andere Frauen, die Karriere machen wollen“, heißt es. Ähnlich äußern sich auch Kristin Landwehr, Geschäftsführerin von Kunststofftechnik Borg-

www.assmann.de

Foto:BASF


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.