Die Wirtschaft_04/2020

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Wirtschaftstalk

E-Food-Handel boomt

Samenbomber

Wie steht es um die Innenstädte in der Region?

Zwei Geschäftsmodelle aus der Region sind auf Wachstumskurs.

Für die Nordhorner „Stadtgärtner“ ist grüne Quengelware ein Geschäft.

City & Handel – Seiten 16 und 17

Geld & Geschäft – Seite 9

Leben & Leidenschaft – Seite 21

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www.maler-schulte.de DONNERSTAG, 27. AUGUST 2020 AUSGABE 04/20 | EINZELPREIS 1,90 €

OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM

WWW.DIEWIRTSCHAFT-GN.DE

Zukunftspläne neu geschmiedet

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Die Fußgängerzonen sind ein Aushängeschild der Innenstädte, doch sie müssen sich entwickeln

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In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄTS GEMEINDE TWIST UND SAMTGEMEINDE NEUENHAUS

Bequemlichkeit ist für den Kunden ein entscheidender Faktor.

Vierte Generation führt Meyer & Meyer

Keine Denkverbote: Kitas und Schulen zurück in die Stadt? Nicht für jede City wird es ein Happy End geben. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK Muss heute noch jemand zwangsläufig in die Innenstadt, wenn er dort nicht wohnt oder arbeitet? Die deprimierende Antwort insbesondere für die vielen Händler in den Fußgängerzonen quer durchs Land lautet: nein. Auf die Spitze getrieben, könnte jeglicher Einkauf vom Obstsalat bis zum neuen Business-Outfit online erledigt werden. Und viele Kunden nutzen diese bequeme Art des Einkaufens, die Zuwächse im Onlinehandel steigen seit Jahren. Und doch: Wenn wieder einmal ein „zu vermieten“-Schild in einem Schaufenster hängt oder ein Traditionsgeschäft sich aus dem Markt verabschiedet, kommt die emotionale Bindung vieler an „ihre“ Stadt durch, und es wird die etwas zwiegespaltene Verbindung zur Innenstadt deutlich: Auch wenn für den einen oder anderen Einkauf nicht der Laden um die Ecke genutzt wird, sollen die Zentren nicht sterben. Man will beides: den Kauf bequem vom Sofa und gleichzeitig die Möglichkeit, doch in die Stadt gehen zu können, wenn man wollte. Wochenlang geschlossene Geschäfte – und auch Restaurants – in der Corona-Pandemie haben einen Vorgeschmack darauf gegeben, wie geisterhafte Fußgängerzonen, eigentlich die Aushängeschilder der Städte, künftig aussehen könnten. Für manch einen war das ein Weckruf – nicht umsonst hat auch in der Region Umfragen zufolge das Interesse an Regionalität im Handel wie in der Gastronomie deutlich zugenommen. Nur müssen den Absichtsbekundungen auch Taten folgen, sonst nützt das alles nichts. Probleme mit der Qualität des Aufenthaltserlebnisses in den Innenstädten gibt es zwar nicht erst seit Corona, auch wenn die Pandemie diese Schwierigkeiten noch einmal im Zeitraffer vor Augen geführt hat, wie Thorsten Bullerdiek, Sprecher des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, es formuliert. Die durch den Lockdown ausgelöste beziehungsweise verschärfte Krise im Handel und der Gastronomie hat die Situation der Innenstädte oben auf die Agenda gebracht. „Es ist wohl flächendeckend die schwerste Krise für unsere Innenstädte seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges“, sagt unter anderem Innenstadt-Experte Michael Reink vom Handelsverband Deutschland (HDE). Schon vor Corona hat der Verband einen Elf-Punkte-Plan zur Revitalisierung der City-

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Fotos: imagoimages/Ralph Peters, Colourbox.de;Montage: NOZ

Center vorgelegt. Einzelhandel, Gastromie, Kultur und Veranstaltungen jeglicher Art bereicherten sich gegenseitig, betont Reink nun erneut. „Wenn eine dieser die Innestadt tragenden Säulen wegbricht, wird das Gebäude insgesamt wackelig und reißt die anderen Säulen mit.“ Dabei ist es vor allem die Bequemlichkeit der Verbraucher, die die Säule „Handel“ seit Jahren bröckeln lässt – und über die die Konkurrenz den Innenstädten die Kunden abluchst. Das größte Warenlager haben Verbraucher mittlerweile immer bei sich, sagt Thorsten Bullerdiek: das Smartphone. Damit hat er recht. 24 Stunden, sieben Tage die Woche stehen jedem auf dem kleinen Gerät die

„Es gilt, einen attraktiven Raum zu bieten, der wesentlicher Bestandteil der Freizeitgestaltung ist.“ Thorsten Bullerdiek, Sprecher Städte- und Gemeindebund Niedersachsen

unendlichen Weiten des Handels offen. Shopping-Center und SB-Warenhäuser hingegen setzen beim „Malus der Innenstädte“ an, so Bullerdiek weiter: der Erreichbarkeit. Beziehungsweise der oftmals nervigen Suche nach einem Parkplatz, der noch dazu teuer werden kann. „Die Innenstadt muss mit der Attraktivität des Angebotes sowie einer guten Atmosphäre punkten – ein ungleicher Wettbewerb“, sagt der Sprecher des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes. Und dieser Wettbewerb wird – mit oder ohne Corona-Auswirkungen – nicht spurlos vorübergehen. Noch sind die 1-a-Lagen gut gefüllt, so HDE-Experte Reink. „Aber die Wirkungen kommen ja auch zeitversetzt. 2021 werden die Leerstände dann sichtbar“, ist er überzeugt. Und ob der Handel weiterhin bereit ist, die hohen Mieten der alten Verträge zu zahlen? Das ist zumindest fraglich. „Die Handelsmieten sind, wie auch die für Wohnraum, unangemessen explodiert und müssen dringend wieder auf ein deutlich niedrigeres Niveau zurück“, fordert Reink. Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, mit der Konkurrenz muss der Handel leben. Insofern ist die Frage, wie eine Innenstadt der Zukunft aussehen könnte. Für Bullerdiek wird es in etlichen Kommunen auch um die Konzentration von Handelsflächen gehen müssen. Und: „Um Urbanität auch in Zukunft zu garantieren, muss heute das Undenkbare wieder gedacht werden, zum Beispiel in Form von innerstädtischen Kinder-

gärten oder Schulen.“ Insbesondere bei den nachwachsenden Generationen würde das dafür sorgen, dass man die Innenstadt als Teil des eigenen Lebensumfeldes definiere, so Bullerdiek. Er nennt es „Wunschort“, das müsse die Innenstadt für die Bürger werden. „Es gilt, einen attraktiven Raum zu bieten, der wesentlicher Bestandteil der Freizeitgestaltung ist“, skizziert er. Der innerstädtische Einzelhandel ist da ein Teil der Inszenierung, aber nicht alles. Auch eine gemeinsame Vermarktung von Handel, Gastronomie, Museen und anderen öffentlichen Einrichtungen kann für Bullerdiek funktionieren, vorausgesetzt, es werde in kleineren Einheiten gedacht. Mit Blick auf den Handel bringt Michael Reink auch Kinderbetreuung und Erlebniswelten ins Spiel, ebenso wie einen Gepäckservice, um den Einkauf attraktiver zu machen. „Wir brauchen eine Servicekette, die genauso gut ist wie bei Amazon, Ebay oder Zalando. Am besten noch noch besser.“ Er sieht auch den Schulterschluss mit der Gastronomie, zum Beispiel in Form eines gemeinsamen Internetauftritts. Von der Politik wird die Digitalisierung des stationären Handels als ein Heilsbringer ins Feld geführt. „Die Schwierigkeit für den Handel besteht darin, die tatsächlich von den Kunden für einen langen Zeitraum nachgefragten Instrumente herauszufiltern“, sagt jedoch Thorsten Bullerdiek. Handelsverband wie Städte- und Gemeindebund fordern eine Unterstützung der Politik. „Mit

einem Digitalisierungsfonds von 100 Millionen Euro könnten Bedarfe ermittelt und sinnvolle Maßnahmen gefördert werden“, sagt Bullerdiek. Ein Happy End sieht er aber nicht für jede Innenstadt: „Teilweise auch heute noch funktionierende Mittelstädte werden zu reinen Versorgungszentren degradiert werden, wenn sie ihre Hausaufgaben heute nicht machen. Die Entwicklung vieler Grundzentren darf nicht zu einer bundesweiten Blaupause werden.“ Wie einige der Innenstädte in der Region aufgestellt sind, erfahren Sie in unserem Spezial ab Seite 13.

Keine offene Flamme!

OSNABRÜCK Die vierte Generation hat beim Osnabrücker Fashionlogistiker Meyer & Meyer die Führung übernommen: Nachdem bereits Ende 2015 der Generationenwechsel eingeleitet worden war, hat Maximilian Meyer, Urenkel des Firmengründers Adolf Maximilian Meyer, nun die Position des Chief Executive Officers (CEO) und Vorstandsvorsitzenden übernommen. Seit Juni 2019 ist der 32-Jährige bereits als Chief Sales Officer (CSO) Mitglied des Vorstands. Gemeinsam mit Chief Financial Officer (CFO) Peter Schnitzler, der seit Mai 2019 mit an Bord ist, leitet er seitdem die Geschäfte. Seine Schwester Theresa Meyer unterstützt das Vorstandsduo maßgeblich bei der strategischen Führung und Transformation des Familienunternehmens. „Es ehrt und freut mich sehr, dass ich nun – gemeinsam mit meiner Schwester Theresa und meinem Vorstandskollegen Peter Schnitzler – die Zukunft unseres Unternehmens mitgestalten kann“, sagt Wirtschaftswissenschaftler Maximilian Meyer, der vor vier Jahren als Key Account Manager und Vorstandsassistent seine Karriere im Familienunternehmen begann. nika

MaximilianMeyer

Foto:Meyer&Meyer

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