Die Wirtschaft_02/2021

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Raus aus der Krise

Wirtschaftstalk

Ausgefallene Torten?

So steht es um den Auricher Windpionier Enercon.

Olaf Lies und Alexander Bonde reden über Energie und Umwelt.

Die Pandemie gibt Versandhandel aus Herzlake einen Schub.

Energie & Zukunft – Seite 17

Energie & Zukunft – Seiten 12 und 13

Leben & Leidenschaft – Seite 25

K Z ACer da iss

www.maler-schulte.de DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021 AUSGABE 01/21 | EINZELPREIS 1,90 €

OSNABRÜCK | EMSLAND | GRAFSCHAFT BENTHEIM

Kommt die Energiewende voran? Weg zur Klimaneutralität ist noch lang, doch die Beiträge dazu können ganz unterschiedliche Facetten haben Mehr als die Hälfte des Stroms kommt aus erneuerbaren Quellen. Ist die Politik in ihren Ausbauzielen mutig genug?

WIND ENERGIE

Verband: Solar muss wichtige Säule der Energiewende werden. VON NINA KALLMEIER

WASSER KRAFT

OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG/NORDHORN Die Euro-

päische Union hat ein klares Ziel: Bis zum Jahr 2050 will man klimaneutral sein. Doch bis dahin ist noch ein ganzes Stück Weg zu gehen – laut Umweltbundesamt haben die damaligen EU-27 im Jahr 2018 insgesamt fast 3,8 Milliarden Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben. Allein Deutschland steuerte davon fast 23 Prozent bei. Einen Anteil daran, die Klimaziele zu erreichen, hat die Energiewende, genauer gesagt, die Stromwende. Nach langem Ringen hat die Bundesregierung im vergangenen Jahr endgültig den Kohleausstieg beschlossen: Die klimaschädlichen Kraftwerke werden bis spätestens 2038 vom Netz gehen. In der Region hat der Anfang vom Ende des Kohlestroms mit der Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren zum Jahreswechsel bereits begonnen (Seite 20). Laut vorläufigen Zahlen hat die Anlage, die zuletzt lediglich noch in sechs von zwölf Monaten Strom produzierte, im vergangenen Jahr 877 594 Tonnen CO2 zu den Emissionen Deutschlands beigetragen. Mit dem Kernkraftwerk Emsland in Lingen geht Ende 2022 auch die Ära des Atomstroms in der Region zu Ende. Die Geschichte der Energiewende scheint also erfolgreich zu sein. Mit Blick auf die Erzeugungszahlen ist dem auch so: Im vergangenen Jahr haben erneuerbare Energien bundesweit erstmals mehr als die Hälfte des Stroms in Deutschland produziert und so 200 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart. Besonders hervor sticht die Windkraft – hier führt Deutschland sogar mit 62,7 Megawatt installierter Leistung das Länderranking in Europa an, und das obwohl der Ausbau seit Jahren stockt. Hinzu kommt, dass Tausenden Anlagen in Deutschland, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen, die Abschaltung droht. Beispiele wie der Windpark Bergedorf in der Gemeinde Ganderkesee, wo ein sogenanntes Repowering möglich ist, gibt es wenig (Seiten 18 und 19). Positiv ist für Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzenden des Oldenburger Energiedienstleisters EWE, zumindest das klare Bekenntnis der Politik zum Ausbau der Erneuerbaren in der jüngst verabschiedeten Novelle des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG). „Das ist wichtig, denn es ist das Fundament für fast alles, wenn wir über Energiewende sprechen.“ Für die Windenergie an Land sieht das EEG 2021 bis 2030

BIO ENERGIE

SOLAR ENERGIE

an Strom haben, und der soll deutlich grüner werden. Das heißt, es muss alles darangesetzt werden, in allen Bereichen mehr auszubauen.“ Entsprechend ist für Carsten Körnig die Situation auch eindeutig: „Das Ziel des European Green Deal, ein klimaneutrales Europa bis 2050, ist ohne einen massiven Ausbau der Fotovoltaik nicht zu erreichen. Die Fotovoltaik ist eine Hochtechnologie, deren Produktion, Forschung und Entwicklung als Schlüsseltechnologie der Energiewende auch in Deutschland und Europa einen Platz haben muss“, sagt er. Allerdings: Die Zahl der Arbeitsplätze in der Solarbranche ist seit 2011 massiv zurückgegangen. Einige von ihnen befinden sich unter anderem in Rahden (Landkreis Minden-Lübbecke) bei der Unternehmensgruppe Hilker. Dort werden pro Jahr rund 4000 Wechselrichter repariert (Seite 11). Doch nicht nur die Stromerzeugung mittels Windrädern, Solaranlagen, Biogasanlagen oder Wasserkraft spielt beim Thema Energie und Umwelt eine Rolle. Auch klimaneutrales Wirtschaften, wie es unter anderem Wernsing Feinkost (Seite 15) angestrebt hat, wird einen Anteil daran haben, dass der Emissionsausstoß zurückgeht. Die Industrie sucht ebenfalls nach Alternativen, um Produkte wie Stahl grüner werden zu lassen. Eine Hoffnung liegt auf Wasserstoff als Energieträger. RWE plant, in Lingen die größte Elektrolyseanlage der Welt zu bauen (Seite 10). Es muss jedoch gar nicht so groß gedacht werden, auch im Privaten kann ein Beitrag zum Klima geleistet werden. So wie von den Papenburgern Annelen und Manfred Bertelmann. Sie gehören zu den Passivhauspionieren und haben bereits 2001 ein solches gebaut, das sie bis heute bewohnen (Seite 16). Und auch Blockheizkraftwerke können ihren Anteil an der Energiewende in Deutschland leisten (Seite 21). Mehr dazu lesen Sie im Spezial dieser Ausgabe ab Seite 9.

WWW.DIEWIRTSCHAFT-GN.DE

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zum Beispiel ein Ausbauziel von 71 Gigawatt vor. Das Bekenntnis zum Ausbau ist das eine, der tatsächliche Ausbau jedoch das andere. „An dieser Stelle sind die Ziele der Politik mutlos“, so Dohler. Und er gibt zu bedenken: „Ich glaube nicht, dass die 580 Terawattstunden Gesamtstrommenge, die für 2030 prognostiziert werden und von denen 65 Prozent durch Erneuerbare erzeugt werden sollen, ausreichen werden. Mit der Elektrifizierung, die wir nicht nur im Bereich Mobilität vorantreiben, und der Produktion von Wasserstoff werden wir diesen Wert deutlich überschreiten.“ Entsprechend ambitionierter müssten die Ausbauziele der Politik sein. „Sonst ist es

„Es muss alles darangesetzt werden, in allen Bereichen mehr auszubauen.“ Stefan Dohler, Vorstandsvorsitzender EWE

irgendwann zu spät, um auf der Erzeugerseite gegenzusteuern.“ Neben der Windkraft sieht Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, die Fotovoltaik als zweite wichtige Säule der Energiewende. Sie hatte zuletzt 2020 einen Anteil von gut 10 Prozent am Strommix. Er sagt jedoch auch: „Um das Angebot von Windstrom in einem klimafreundlichen Energiemix sinnvoll und auf Augenhöhe zu ergänzen, besteht beim Fotovoltaik-Ausbau erheblicher Nachholbedarf.“ Das schließt auch Dohler nicht aus und ergänzt: „Die Erkenntnis ist: Man kann auf nichts verzichten. Entweder-oder funktioniert nicht. Wir werden einen massiven Mehrbedarf

www.assmann.de

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In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT GEMEINDE WESTERKAPPELN

Theresa Meyer komplettiert den Vorstand Der Vorstand des Osnabrücker Fashionlogistikers Meyer & Meyer ist seit Anfang des Jahres um ein Mitglied reicher: Theresa Meyer komplettiert als Chief Transformation Officer (CTO) das nun dreiköpfige Team. Sie wird laut Unternehmen schwerpunktmäßig den Transformationsprozess bei Meyer & Meyer verantworten. Dazu zählen insbesondere die Personal- und Organisationsentwicklung, Digitalisierung sowie die strategische Ausrichtung des seit 1902 bestehenden Unternehmens. Theresa Meyer ist das zweite Familienmitglied der vierten Generation im Vorstand. An ihrer Seite sind ihr Bruder und Vorstandsvorsitzender Maximilian Meyer sowie CFO Peter Schnitzler. Seit 2019 unterstützt die 30-jährige Wirtschaftswissenschaftlerin beide bereits. Zu dem Zeitpunkt ist sie nach Stationen bei einer internationalen Unternehmensberatung ins Unternehmen eingestiegen. „Wir freuen uns sehr, mit Theresa Meyer ein weiteres Familienmitglied in den Vorstand berufen zu können, das im Sinne der Gesellschafterfamilie mit klaren Werten und nah an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die zukünftige Ausrichtung von Meyer & Meyer gestalten wird“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Müllerschön. nika OSNABRÜCK

Theresa Meyer

E inrii c htungslösu u ngen f ü r d a s Homeoff f ice Illustrationen: Colourbox.de

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Foto:Meyer&Meyer


DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

MACHER & MÄRKTE

2 E D I TO R I A L

SPEZIAL

MACHER & MÄRKTE

ENERGIE & ZUKUNFT

ENERGIEWENDE IN DEUTSCHLAND

Die Zukunft konsequent gestalten

3 | Rente – und dann?

9 | Pioniere

Einen Nachfolger für sein Unternehmen zu finden ist nicht immer einfach – so lief es bei der Osnabrücker Firma OSG Office Sales.

Schon vor Klimaaktivistin Greta Thunberg haben sich ein Aktivist aus dem Emsland und eine Genossenschaft aus Bissendorf für das Klima und grüne Energie engagiert.

4/5 | Osteuropa

10 | Wasserstoff

Für Unternehmen in der Region war Polen im vergangenen Jahr Investitionsstandort Nummer eins – was macht ihn so interessant?

Die Produktion von grünem Wasserstoff ist im Emsland noch Zukunftsmusik, doch die „Wasserstoffregion“ hat mit dem IT-Zentrum in Lingen schon eine Adresse.

6 | Leerstand

11 | Solarbranche

So hat die Firma Schuko in einer Industriebrache im Ortskern von Bad Laer einen Produktionsstandort und ein Veranstaltungszentrum geschaffen.

Der Start der Reparaturwerkstatt für Wechselrichter der Unternehmensgruppe Hilker war eine Reaktion auf Insolvenzen in der Industrie. Kann diese wieder Fuß fassen?

7 | Perspektive

12/13 | Wirtschaftstalk

Unter dem Namen Kromschröder AG wurde das Unternehmen in der Region einst bekannt, jetzt wackeln viele Arbeitsplätze.

Umweltschutz und Energiewende, passt das in Niedersachsen zusammen? Darüber haben Umweltminister Olaf Lies und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde diskutiert.

VON NINA KALLMEIER

Ein Mädchen aus Schweden hat vor zwei Jahren eine junge Generation mit den Themen Klimaschutz und Energiewende politisiert. Weltweit hat Greta Jungen und Mädchen inspiriert, auf die Straße zu gehen, um für eine nachhaltigere Klima- und Energiepolitik zu demonstrieren. Unterstützt wurden sie auch von der Wissenschaft oder aus der Wirtschaft – auch wenn manch einer der älteren Generation die Aktion eher zum Anlass nahm zu fragen, inwieweit ein „Schulstreik fürs Klima“ jeden Freitag die Bildung der Kinder beeinträchtigt. Man mag unterschiedlicher Meinung darüber sein, wie nachhaltig die Fridays-for-Future-Bewegung ist. Fakt ist jedoch: Obwohl sich Menschen wie Karl-Heinz Augustin aus dem Emsland oder Wolfgang Driehaus aus Bissendorf schon seit Jahrzehnten für Klimaschutz einsetzen, hatte die Jugend ihren Anteil daran, das Thema ebenso wie die Energiewende wieder ganz oben auf die politische Agenda zu bringen. Da gehört es auch hin. Über den Weg hin zu weniger CO2-Emissionen und mehr grüner Energie, Mobilität und Industrie gehört diskutiert. Denn es gibt nicht nur den einen, um das Ziel zu erreichen. Und eine öffentliche Debatte steigert die Akzeptenz dessen, was letztlich entschieden wird. Denn – machen wir uns nichts vor – es ist einfacher, aus der Stadtwohnung in Berlin, Hamburg, München oder Osnabrück für die Errichtung neuer Windparks zu argumentieren, als wenn eben jene Windräder im ländlichen Raum direkt vor der Haustür gebaut werden sollen. Die Lebensräume der Bevölkerung sind in der Konsequenz unterschiedlich betroffen – auch, wenn es um Themen wie Mobilität und den Ausbau des ÖPNV geht. Das gilt es zu berücksichtigen, dafür braucht es Lösungen, die im Dialog entstehen können. Wenn ein Weg dann allerdings beschlossen wurde, sollte er auch konsequent und nicht nur halbherzig verfolgt werden. Für dieses Zögerliche – gepaart mit einem teils ungelösten Betroffenheitskonflikt – ist der Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland ein gutes Beispiel: Insbesondere der Zubau von Windrädern an Land stockt. Doch was ist die Alternative, wenn der Ausstieg aus der Kohle- und Kernenergie be-

14 | Bürgerwind

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Vor fünf Jahren begann der Bau der insgesamt zwölf Windräder des Windparks im ländlichen Kalkriese. Die Betreiber ziehen heute eine positive Bilanz.

23 | Lego

15 | Kein CO2?

Die „Hall of Bricks“ ist der Arbeitsplatz des Bünders Axel Zobel. Er fertigt individuelle Figuren oder Gegenstände, die es so von Lego nicht gibt.

Kann ein Unternehmen wirklich klimaneutral wirtschaften? Ja, heißt es bei Wernsing Feinkost. So hat der Betrieb es geschafft.

24 | Berufsausbildung

16 | Passivhaus

Absi Haj Hamdan hat sich seine Ausbildung zum Fachinformatiker in Deutschland anerkennen lassen. Heute ist er in den Niels-Stensen-Kliniken fest angestellt.

Die Papenburger Annelen und Manfred Bertelmann haben 2001 ein Passivhaus gebaut. Das sind die Erfahrungen der Pioniere.

17 | Enercon Hat der Auricher Windanlagenbauer seine Krise überwunden? Unternehmenschef Momme Janssen sieht Licht am Ende des Tunnels.

18/19 | Windbranche Wie steht es um die Windenergie in Deutschland? Ein Blick auf den Markt – und ein Repowering-Projekt in Bergedorf.

Foto: Gert Westdörp

25 | Online-Boom

20 | Kraftwerk

Die Firma Pati-Versand aus Herzlake gehört mit ihrem Onlineshop für Back- und Patisserie-Zutaten zu den Gewinnern der Corona-Krise. Die Anfragen steigen.

Mit der Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren hat der Anfang vom Ende des Kohleausstiegs begonnen. Das Kernkraftwerk Emsland geht Ende 2022 vom Netz.

26 | Smart

21 | BHKW

Mit Apple-Watch, Smartphone oder Geldkarte bezahlen? Seit Beginn der Pandemie kommt das auch in der Region öfter vor als vorher.

Die Energieversorgung der Zukunft soll auf regenerativen Energien basieren. Diesen Beitrag können Blockheizkraftwerke leisten.

Geschichten aus der Wirtschaftt im Norden – seit mehr als 50 Ausgaben

Fest oder Alltag

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So hat sich die Kaffeetafel mit der Zeit verände rt.

Leben & Leidensc haft – Seite 23

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Wirtschaftstalk

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Volle Kraft vora us

Von Meyer Werf t bis zu Reedern Schifffahrt ist das Rückgrat des Außenhande ls. Die Finanzkrise belastet die Branche bis heute.

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Wirtschaft ist ein wichtiger Wirts chaftsfaktor

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– Seite 9

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In dieser Ausgabe

E-Food-Handel bo oomt

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Wein aus Niede

Gewerblicher Anbau hierzulande wächst leicht.

Leben & Leidensc

hulte.de

DONNERSTAG, 17. DEZEMBER 2020 AUSGABE 06/20 | EINZELPREIS 1,90 €

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Wirtschaftstalk

Weihnachtsfeier

Z ACK

VW in Osnabrück

Interview mit Stando rt-Chef Jörn Hasenfuß – so soll es weiterg ehen.

Geld & Geschäft

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OSN ABR ÜCK

:

STANDORTPO RTRÄT SAMTGEMEIN DE HERZLAKE

Trump für die Wirtschaft

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IRTSCHAFT

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In dieser Ausgabe

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STANDORTPO RTRÄT WITTLAGER LAND S STADT NORDH UND ORN

Rosenbauer ist neuer Chef bei Reno

Seite 9

Wirtschaftstalk

Im Corona-Mod uss

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Samenbomber

Für die Nordho rner ist grüne Quenge „Stadtgärtner“ lware ein Geschä ft.

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Leben & Leidensc

haft – Seite 21

www.maler-sc

hulte.de

DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2020 AUSGABE 05/20 | EINZELPREIS 1,90 € WWW.NOZ.DE/W

modellee aus der Wachstumskur s.

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T BEN THE IM

eu geschmiedet

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nenstädtee, doch sie müssen sich entwickeln

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Wirtschaftstalk Kritiker überz eugt

IRTSCHAFT

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haft – Seite 21 Foto:Hiekmann

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In dieser Ausgabe

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Geldgeschäft im Fokus

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– Seite 3

Handwerk und Gott

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haft – Seite 22

www.maler-sc

IRTSCHAFT

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Jörn Hasenfuß leitet jetzt das VW-Werk

LAN D | GRA FSC HAF

T BEN THE IM

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die Finanzieru ng wegbrechen

Zu viele Krank enh häuser?

Z ACK

Hille de Maeyer ist Handwerkspfar rerin

Leben & Leidensc

hulte.de

DONNERSTAG, 25. JUNI 2020 AUSGABE 03/20 | EINZELPREIS 1,90 €

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ange vor der Coron a-Pandemie

STANDORTPO RTRÄT GEMEINDE TWIST S UND SAMTGEMEIN DE NEUENHAUS

Bauchgefühl zähllt

Z ACK

Mit Randy de Jong hat wieder einen Sternek Osnabrück och.

Leben & Leidensc

hulte.de

DONNERSTAG, 27. AUGUST 2020 AUSGABE 04/20 | EINZELPREIS 1,90 € WWW.NOZ.DE/W

afür sorg gt, dass Geld bekomme n.

– Seite 9

schlossene Sache ist? Jedem muss klar sein: Es braucht auch eine Alternative, einen Einstieg. Und das kann – ohne eine politische Kehrtwende zu vollziehen – nur heißen: mehr Energie aus Sonne, Wind, Biogas – und Forschung zu sowie Investition in Speichertechnologie. Denn ja, das merken Kritiker des zeitgleichen Ausstiegs aus der Kohle- und Atomverstromung zu Recht an: Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien ist volatil. Und der Import von Kohle- oder Atomstrom aus dem Ausland kann keine Alternative sein. Deutschland hat beim Klimaschutz in der Vergangenheit schon viel richtig gemacht. Allerdings wurde eben auch der eine oder andere Schritt in Richtung Energiewende durch Inkonsequenz politischer Rahmenbedingungen zunichtegemacht. Man nehme nur die Solarindustrie – früher war sie führend, heute ist eine Produktion in Deutschland kaum mehr vorhanden, sie war nicht mehr konkurrenzfähig, Tausende Arbeitsplätze gingen verloren. Dabei wäre der Dreiklang – Forschung, Erneuerbare, Wertschöpfung – auch ein Schritt in Richtung Akzeptanz. Jedem ist klar, dass fossile Rohstoffe begrenzt sind und irgendwann in ferner Zunft ohnehin eine Alternative her müsste. Für den einen mag diese Zukunft eine ferne bleiben. Für die Generation Fridays for Future wird sie schneller, als ihr lieb ist, zu einer nahen Zukunft. In gut einem halben Jahr ist Bundestagswahl. Man darf gespannt sein, welche Rolle Klimaschutz, Umwelt und Energie im bald beginnenden Wahlkampf spielen werden, welche Strategien und Lösungen die Parteien in ihren Wahlprogrammen aufzeigen werden – und welche Rolle die Jugend beim Ergebnis der Wahl spielen wird.

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ten 12 und d 13

Geschmack auf

der Spur

Z ACK

80 Testesser probier en sich pro Tag durch Dr.-Oetker-Pro dukte.

Leben & Leidensc

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haft – Seite 25

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DONNERSTAG, 30. APRIL 2020 AUSGABE 02/20 | EINZELPREIS 1,90 € WWW.NOZ.DE/W

bünde ufgestelllt.

IRTSCHAFT

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LAN D | GRA FSC HAF

Gescchäft? tschland sind privat

In dieser Ausgabe

:

STANDORTPO RTRÄT STADT HASEL ÜNNE

T BEN THE IM

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– was heißt das

für die Pflege?

W&H geht mit neuem Vorstand ins Jahr 2021

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Vierte Generation führt Meyer & Meyer

Martin Niemann leitet jetzt das Gründerhaus

WIE PERFEKT LOGISTIK WIRKLICH IST, MER ERST, WENN ETW KT MAN AS FEHLT.

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IRTSCHAFT

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In dieser Ausgabe:

STANDORTPORTRÄT GEMEINDE BISSEN S DORF UND GEMEINDE WIETMARSCHEN

BAUTRENDS kommen und Gute BERATUgehen. NG bleibt.

Schluss mit Wildkraut !

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DONNERSTAG, 27. FEBRUAR 2020 AUSGABE 01/20 | EINZELPREIS 1,90 €

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WWW.HAVE .de wirtwieENAU KG

Gibt es eine Zukunft für mittelständi sche Reeder?

„Unsere Schi ffe nachzurüsten können wir uns wirtschaftlich zurzeit nicht leisten.“

EIN PRODUKT DER

Mittelstand vor demAus?

Reeder an der Ems malen ein düsteres Bild der Zukunft.

Wasser & Wirtscha

Foto:MichaelGründel


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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

MACHER & MÄRKTE

Der geeignete Nachfolger steht nicht immer vor der Tür Kammern raten: Jahre vor Betriebsübergabe schon sondieren / Chefs von 3000 Handwerksbetrieben der Region älter als 50 Jahre VON ANDRÉ POTTEBAUM Einen Firmen-Nachfolger zu finden ist oft nicht einfach. Gerade kleinere und inhabergeführte Firmen tun sich damit häufig schwer. Das Osnabrücker Unternehmen OSG Office Sales hat den Wechsel geschafft und zeigt, worauf es bei der Suche nach einem Nachfolger ankommt. In Deutschland sind 1,5 Millionen Inhaber von Unternehmen 55 Jahre alt oder älter. Sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten frühzeitig um die Nachfolge zu kümmern ist nicht nur hilfreich, sondern sinnvoll. So zumindest formulierte es das Bundeswirtschaftsministerium in einer Stellungnahme vom Herbst des vergangenen Jahres. Nach Angaben des Ministeriums planen rund 500 000 Unternehmer, ihre Firma in den kommenden fünf Jahren an die nächste Generation zu übergeben. Doch vor allem kleine und familiengeführte Betriebe tun sich schwer, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Das Osnabrücker Unternehmen OSG Office Sales, das am 1. Januar 1997 gegründet wurde, hat diesen Prozess bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Seit Anfang des Jahres haben Geschäftsführer Andree Brase und Guido Lahrmann, zuständig für Ein- und Verkauf, die Verantwortung im Unternehmen übernommen. In den 24 Jahren zuvor war Unternehmensgründer Hans-Georg Altevolmer Chef der Firma. „Ich habe mir schon lange Gedanken darüber gemacht, das Unternehmen zu übergeben“, sagt Altevolmer, der dieses Jahr 69 Jahre alt wird. Mit Guido Lahrmann, der seit mehreren Jahren im Unternehmen tätig ist, sei die Idee konkreter geworden. Ende 2019 hätten die ersten Gespräche, gemeinsam mit Andree Brase, stattgefunden. Lahrmann und Brase, die sich bereits OSNABRÜCK

Nachfolge:Andree Brase(links)ist neuerGeschäftsführer der OSG OfficeSalesund hatdasUnternehmen gemeinsam mit GuidoLahrmann (Mitte)von VorgängerHansGeorgAltevolmer übernommen. Fotos:Michael Gründel

seit 25 Jahren kennen und die auch privat verbunden sind, hätten sehr schnell Interesse an der Firma gezeigt – und so einigten sich die drei Männer am Ende recht unkompliziert. „Mir war wichtig, dass sich für die Kunden nichts ändert“, so Altevolmer, „es gibt einen Inhaberwechsel, aber ansonsten bleibt alles, wie es war.“ Doch nicht immer läuft die Suche nach einem Nachfolger so reibungslos wie bei der OSG Office Sales. Sowohl die Industrie- und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim (IHK) als auch die Handwerkskammer Osnabrück (HWK) raten dazu, sich frühzeitig um die Nachfolge Gedanken zu machen. „Etwa drei bis zehn Jahre vor der geplanten Übergabe sollte der Inhaber damit beginnen, sein Unternehmen fit für die nächste Chef-Generation zu machen“, heißt es dazu von der IHK. Spätestens drei Jahre vor der Übergabe sollte mit der Suche nach einem Nachfolger begonnen werden. Denn gerade bei Kleinunternehmen im Einzelhandel sei es häufig schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden, auch weil die Renditen zum Teil sehr schmal seien. Laut einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer beschäftigt sich zurzeit jedes vierte Handwerksunternehmen mit der eigenen Nachfolgeregelung. Zum Stichtag 31. Dezember 2020 würden von den 11 000 Handwerksbetrieben im Geschäftsbereich 3000 von Inhabern geführt, die älter als 50 Jahre sind. Auch deshalb sei es sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken zu machen – am besten fünf Jahre im Voraus, so die HWK. Bei Familienunternehmen sei die Übernahme in der Regel einfacher und gehe schneller. Doch auch hier zeige sich, dass nachfolgende Generationen deutlich seltener in die Fußstapfen ihrer Vorgänger treten als noch vor zehn Jahren. Stattdes-

Beim UnternehmenOSG OfficeSaleswardie Nachfolgesuche erfolgreich.AlleinimHandwerkbeschäftigt sichderzeit jedesvierteUnternehmen damit,werdie Firmaeinmalweiterführen wird.

sen verstärke sich die Tendenz, dass langjährige Mitarbeiter Unternehmen weiterführen würden. Potenziellen Geschäftsführern rät die Handwerkskammer auch deshalb dazu, Unternehmen mit einem bestehenden Kundenstamm zu übernehmen – so wie bei der OSG Office Sales, die in der Region vorzugsweise Kopier- und Druckersysteme vertreibt und sich um die Instandhaltung kümmert. „Wir

wollen in den kommenden Jahren Wachstum generieren“, sagt NeuGeschäftsführer Brase selbstbewusst, auch weil die Druckbranche ein Markt sei, „der Potenzial habe“. Im Gegensatz zu seinem Geschäftspartner Guido Lahrmann sei ihm nicht direkt klar gewesen, in das Unternehmen einzusteigen. Doch auch die Perspektive, eine bestehende Firma fortzuführen und weiterzuentwickeln habe eine Rolle gespielt. „Wir wollen sinnvolle Dinge ergänzen“, sagt Brase. Neu erfinden müsse sich das Unternehmen nicht. Der Hauptschwerpunkt, der auf den genannten Drucker- und Kopiersystemen für Mittelständler und Industrie liege und sich durch Partnerschaften mit renommierten Anbietern wie Sharp, HP, Epson und Brother auszeichne, soll bestehen bleiben. An mehreren Hundert Standorten sind die Drucker und Kopierer aufgestellt, um die sich zwei Techniker des Vier-MannUnternehmens kümmern. Auch weil einige der Kunden systemrelevant seien und unter anderem in der Lebensmittelindustrie angesiedelt sind, sei das Unternehmen bisher recht schadlos durch die Corona-Phase gekommen.

Für die Zukunft wollen Brase und Lahrmann ihr Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 700 000 Euro dennoch breiter aufstellen. Das zweite Standbein, der Vertrieb von Bürobedarf – der mittlerweile auch über einen Online-Shop abgewickelt wird und in dem rund 17 000 Artikel innerhalb von 24 Stunden verfügbar sind – bleibe

„Das Herzblut, das darin steckt, das kann man nicht einfach verkaufen.“ Hans-Georg Altevolmer, ehemaliger Chef der OSG Office Sales

ebenfalls erhalten. Kunden können hier von Ordnern, Papier, Tinte und Co. bis hin zum Kaffee und Küchengeräten alles an einem Ort bestellen. Gleichzeitig soll der Verkauf von Büromöbeln, der nach Angaben von Brase bisher sehr „stiefmütterlich“ behandelt worden sei, ausgebaut werden. Auch die zunehmende Digitalisierung im Büro, die in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa noch nicht so weit fortgeschritten sei, soll mehr Aufmerksamkeit bekommen. Die Veränderungen werden dann ohne den alten Inhaber stattfinden. Wobei: Ganz verabschieden wird sich Altevolmer zunächst nicht. In Zukunft wolle er sich weiterhin um „sein Baby“ kümmern, wie er die OSG Office Sales liebevoll nennt. Vor allem die sogenannten Plotter, die auch als Kurvenschreiber bekannt sind, liegen ihm am Herzen. „Mich verbindet natürlich noch einiges mit dem Unternehmen. Das Herzblut, das darin steckt, das kann man nicht einfach verkaufen“, sagt er, „und man kann ja schlecht einfach so aufhören“. Das ist auch nicht im Sinne von Brase und Lahrmann, die vor allem die Expertise des ehemaligen Unternehmensbosses schätzen.

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

MACHER & MÄRKTE

MACHER & MÄRKTE

Was den polnischen Markt so attraktiv macht

Führungsrolle für Deutschland und Polen möglich

Für viele Firmen unangefochten die Nummer 1 in Mittel- und Osteuropa / Deutlich steigende Importe aus dem Nachbarland Wichtiger Logistikstandort innerhalb Europas. 58 Betriebe des IHK-Bezirks produzieren vor Ort. 2021 drei Prozent Wachstum der polnischen Wirtschaft? VON ANDRÉ POTTEBAUM Corona-Pandemie und Brexit haben der deutschen Wirtschaft einen herben Dämpfer verpasst. 2020 schrumpfte sie um 5 Prozent. Stärker war die Wirtschaftsleistung nur während der globalen Finanzkrise 2009 zurückgegangen – damals waren es 5,7 Prozent gewesen. Und doch gibt es auch positive Entwicklungen, die der Wirtschaft Mut machen dürften: Die Beziehungen zum osteuropäischen Nachbarn Polen sind trotz Pandemie im vergangenen Jahr stabil geblieben. So rangiert zum Beispiel der Handel seit August 2020 wieder über dem Niveau von 2019 – Tendenz: steigend. In den vergangenen Jahren ist Polen zum größten Handelspartner in Mittel- und Osteuropa aufgestiegen und hat inzwischen sogar Großbritannien als fünftwichtigsten Partner Deutschlands hinter sich gelassen. Nach Angaben des OstAusschusses der deutschen Wirtschaft in Berlin lag das Handelsvolumen im vergangenen Jahr, genauer gesagt zwischen Januar und November 2020, bei 122 Milliarden Euro – und damit gerade einmal weOSNABRÜCK

niger als zwei Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahres. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) rechnet für das laufende Jahr sogar mit einem Wachstum der polnischen Wirtschaft von drei Prozent, was wiederum den Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen zugutekommen könnte. Damit wäre Polen das einzige EULand, das bereits Ende 2021 das Vorkrisenniveau erreicht hätte. Dass die beiden Nachbarstaaten bei Export- und Importgeschäften eng miteinander verflochten sind, zeigen die jüngsten Beispiele. Große Unternehmen wie Bosch-Siemens, die etwa Hausgeräte und Waschmaschinen in Polen produzieren lassen, oder Daimler, das seine neu

„Polen ist bestimmt keine verlängerte Werkbank für uns.“ Martin Weßling, Produktionsleiter bei Kampmann

aufgebaute Motorenproduktion um ein zweites Batteriewerk erweitert hat, sehen Polen offensichtlich als Markt der Zukunft. Und auch das Osnabrücker Logistikunternehmen Hellmann Worldwide Logistics hatte erst Anfang des Jahres mitgeteilt, alle Anteile an der Hellmann East Europe (HEE) erworben zu haben – sie hat ihren Schwerpunkt auf dem Straßentransport in den osteuropäischen Ländern. Das Unternehmen will damit das operative Geschäft in den neun osteuropäischen Ländern, in denen die HEE über eigene Standorte verfügt, ausbauen. „Der osteuropäische Markt ist für uns von großer strategischer Bedeutung“, wird Hellmann-CEO Reiner Heiken in einer Mitteilung zitiert. Für Adrian Stadnicki, Regionaldirektor Mittelosteuropa beim OstAusschuss der deutschen Wirtschaft, kommen diese Entwicklungen wenig überraschend. „Was den deutschen Handel mit Staaten in Mittel- und Osteuropa angeht, ist Polen unangefochten die Nummer 1“, sagt er. „Im Vorjahr lag Polen bei den deutschen Einfuhren in manchen Monaten sogar vor den USA.“ Zum einen sei Polen ein strategischer Wachstumsmarkt in der EU, was sich daran zeige, dass das Wachstum zum Teil doppelt so hoch ausfalle wie in anderen Mitgliedsstaaten. Zum anderen sei der private Konsum deutlich ausgeprägter als beispielsweise in Deutschland. „In Polen ist die private Nachfrage ein starker Wachstumstreiber. Die Leute kaufen gerne ein. In Krisensituationen beobachten wir in Polen sogar ein antizyklisches Kaufverhalten: Dann wird erst recht eingekauft. Experten führen das auf das sozialistische Erbe zurück. Krise bedeutete früher, dass es keine Waren in den Geschäften

So hat sich Niedersachsens Außenhandel mit Polen entwickelt Angaben in Mio. Euro

Ausfuhr

Einfuhr

903,6 801,0 654,0

485,6 354,9

2013

572,4

510,2 399,7

2014

421,1

2015

568,0 407,7

2016

421,0

2017

423,6

2018

425,2

2019

Quelle: Statistisches Bundesamt · Grafik: Matthias Michel

Chef des Ost-Ausschusses im Interview

schon. Das hören wir im Kontakt mit den Unternehmen immer wieder.

VON ANDRÉ POTTEBAUM OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/

PAPENBURG Trotz eines wirtschaftlich angespannten Jahres hat sich Polen 2020 als verlässlicher Handelspartner für die deutsche Wirtschaft erwiesen. Oliver Hermes, Chef des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft, bekräftigt nicht nur die engen Beziehungen zwischen beiden Staaten. Er glaubt auch an ein deutsch-polnisches Führungsduo im Bereich der Digitalisierung.

Motiv:Colourbox.de Montage: Matthias Michel

zu kaufen gab“, so Stadnicki. Das kommt vor allem deutschen Unternehmen zugute, die ihre Produkte immer mehr auf den osteuropäischen Markt bringen. Nach Einschätzung von Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Niedersachsen, habe sich der Markt in Polen in den vergangenen Jahren sehr dynamisch entwickelt. Vor allem junge, innovative Unternehmen seien demnach „Treiber für diesen Trend“. Angaben der IHK Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim zufolge, steht Polen – wie im bundesweiten Vergleich – längst an der Spitze der bedeutendsten Investitionsstandorte für Unternehmen aus der Region. Rund 400 Betriebe aus dem Geschäftsbezirk unterhalten entsprechende Handelsbeziehungen nach Polen, 58 haben demnach eine eigene Niederlassung in dem Land.

Dazu gehört auch das Lingener Unternehmen Kampmann, Spezialist für Klima- und Lüftungstechnik. Seit mehr als 30 Jahren vertreibt die 1972 im Emsland gegründete Firma ihre Produkte in Polen, seit 2006 gibt es dort einen eigenen Fertigungsstandort. Nach Angaben von Martin Weßling, Produktionsleiter bei Kampmann, sei Polen für das Unternehmen zum größten und wichtigsten Markt in Osteuropa geworden. Neben dem Fertigungsstandort sei mittlerweile eine eigene Vertriebsgesellschaft in Polen gegründet worden. „Wir haben eine eigene Konstruktion vor Ort, nutzen die gleichen Anlagen wie in Lingen und produzie-

ren nach den gleichen Standards“, sagt er. „Polen hat mittlerweile einen großen Anteil an der Gesamtproduktion des Unternehmens und ist bestimmt keine verlängerte Werkbank für uns.“ Dass der polnische Markt für Kampmann so attraktiv sei, liege an den Gegebenheiten vor Ort, wie Maciej Danielak, Exportleiter des Unternehmens, weiter ausführt. Der Handel mit Polen sei deutlich einfacher, weil der Markt offen und liberal sei und weniger reguliert werde als in Deutschland. Außerdem sei Polen ein wichtiger Logistikpunkt innerhalb Europas sowie für Länder aus Asien. Gleichzeitig seien der Wettbewerb und der Preisdruck im Vergleich zum inländischen Markt höher, was wiederum auf fehlende Regularien zurückzuführen sei.

Das bestätigt auch Christian Vennemann, Geschäftsführer Produktion und Logistik beim Absaug- und Filteranlagenspezialisten Höcker Polytechnik mit Sitz in Hilter bei Osnabrück. Trotz des Preiskampfes und der Konkurrenz auf dem polnischen Markt sei der osteuropäische Nachbar ein wichtiger Vertriebs- und Handelspartner, so Vennemann. In diesem Jahr feiere die Niederlassung, die einst als reiner Zulieferer angedacht war, ihr 30-jähriges Bestehen. Mittlerweile werden dort ganze Baugruppen gebaut – mobile Entstauber, Ventilatoren oder Schleiftische. „Für uns ist Polen ein sehr wichtiger Produktionsstandort“, so Vennemann, „der Anteil am Umsatz ist erheblich.“ Große Küchenhersteller und andere Unternehmen aus der Holzverarbeitung, die zu den Hauptkunden des Unternehmens zählen, seien in Polen „sehr präsent“. Auch deshalb soll der Standort dort weiter ausgebaut werden. „Eine neue Produktionshalle ist in Planung und soll noch in diesem Jahr entstehen. Zudem haben wir erst vor fünf Jahren

eine neue Halle eingeweiht“, so Vennemann. „Wir investieren in diesen Standort.“ Ähnlich lief es auch bei der Firma Kampmann. Erst Ende des letzten

„Der osteuropäische Markt ist für uns von großer strategischer Bedeutung.“ Reiner Heiken, CEO Hellmann Worldwide Logistics

Jahres sei ein neues Verwaltungsgebäude am polnischen Standort gebaut worden, vor einigen Jahren wurde ebenfalls in einen neuen Maschinenpark investiert. Seit 2006 stieg die Zahl der Mitarbeiter zudem von 53 auf mittlerweile 129 an. „Unser Produktionsvolumen ist in den vergangenen 40 Jahren stetig gestiegen. Das liegt auch daran, dass wir den Standort in Polen haben“, sagt Martin Weßling. „Ich glaube, dass wir unser Engagement in den nächsten Jahren ausbauen werden.“ An ein Ende des deutsch-polnischen Wirtschaftsbooms glaubt auch Adrian Stadnicki nicht. Für ihn ist Polen der Markt der Zukunft, bezogen auf digitale Produkte. „Mittelosteuropa ist sehr affin, was digitale Entwicklungen angeht“, sagt er, „da ist die Region Deutschland voraus.“ Eine Einschätzung die auch Oliver Hermes, der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, teilt. Doch nicht nur das. Vor allem die Zunahme der Importe aus Polen, die im November 2020 um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen waren, würden zeigen, wie beliebt polnische Produkte auch dank deutscher Investitionen seien. „Deutschland und Polen sind gemeinsam ein Powerhouse für den EU-Binnenmarkt“, sagte er erst kürzlich. Das zeige sich auch daran, dass Polen im November erneut die USA als Nummer drei der deutschen Importländer überrundet habe – trotz der weltweiten Pandemie.

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Herr Hermes, Polen ist in den vergangenen Jahren immer bedeutender für deutsche Unternehmen geworden. Was macht den polnischen Markt so interessant? Die polnische Volkswirtschaft wuchs bis zur Corona-Krise 30 Jahre lang ununterbrochen. Das Land hat seit dem EU-Beitritt 2004 eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte geschrieben, wozu auch die umfangreichen Strukturhilfen aus Brüssel und die hohen Direktinvestitionen nicht zuletzt aus Deutschland beigetragen haben. Selbst in der aktuellen Krise schneidet Polen vergleichsweise gut ab. 2020 ist das polnische Bruttoinlandsprodukt zwar um 2,8 Prozent geschrumpft, das liegt aber deutlich über dem EU-Durchschnitt von minus 6,3 Prozent. Aktuell rechnen wir für das laufende Jahr mit einer deutlichen Erholung. Die polnische Wirtschaft ist weiter hungrig auf Erfolge. Digitalisierung, Automatisierung und die polnische Energiewende, die nun überraschend entschlossen in Angriff genommen wird, schaffen viele neue Wachstumsfelder. Diese Perspektiven machen den Markt so interessant für uns Unternehmer. Was ist aus Ihrer Sicht ausschlaggebend für ein Engagement in Polen? Die geografische Nähe zu Deutschland spielt neben den Wachstumsperspektiven eine zentrale Rolle. Dazu kommt, dass unser Nachbar mit seinen fast 40 Millionen Einwohnern der mit Abstand größte Absatzmarkt in Mittelosteuropa ist, mit einer sehr konsumfreudigen, jungen und leistungsbereiten Bevölkerung. Aber auch als Beschaffungsmarkt und Produktionsstandort ist Polen aufgrund der Kostenstruktur und gut ausgebildeter Arbeitskräfte sehr attraktiv. Dabei ist das Land schon lange keine verlängerte Werkbank mehr, sondern punktet als Innovationsstandort. Um es auf eine einfache Formel zu bringen: Es sind die drei „C“, die meist für ein Engagement ausschlaggebend sind. Polen ist close, cost-efficient und competitive.

Foto: Wilo

Die Intensität des deutschen Engagements verdeutlichen folgende Zahlen: Polen ist mit einem Volumen von 123 Milliarden Euro inzwischen der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands. Die Bundesbank schätzt die deutschen Investitionen in Polen auf mehr als 32 Milliarden Euro, und mehr als 5000 deutsche Unternehmen sind inzwischen in unserem Nachbarland aktiv. Die jüngsten Handelszahlen untermauern diesen positiven Trend – trotz des schwierigen letzten Jahres. Worauf führen Sie diese Entwicklung zurück? Polen begegnet den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise aus einer Position der Stärke heraus. In den beiden Jahren vor der Krise wuchs die polnische Wirtschaft um 4,5 bis 5,4 Prozent. Das Wachstum fußt auf drei Säulen: auf einer starken Binnennachfrage, einem auf EU-Fördermitteln basierenden Investitionsschub und florierenden Exporten. Die deutschen Importe aus Polen legten 2020 trotz der Corona-Krise sogar um ein Prozent zu. Die Wirtschaft unseres Nachbarlandes ist zudem stark diversifiziert. Sie ist damit nicht so abhängig von der Konjunktur in einer Branche, zum Beispiel der Automobilindustrie. Die Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sind auf politischer Ebene seit Jahren angespannt. Hat das Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen beider Staaten? Die wirtschaftlichen Beziehungen sind so gut, dass sie unabhängig von der Politik funktionieren. Wir sprechen hier wirklich eine gemeinsame Sprache. Im vergangenen Jahr konnte Polen sogar Italien und Großbritannien als Handelspartner überholen. Auch die Investitionen nehmen kontinuierlich zu. Aber die Angst, dass politische Probleme irgendwann auf die Wirtschaft abfärben könnten, gibt es

Das hat möglicherweise auch mit dem Image Osteuropas als digitaler Vorreiter zu tun. Eine Entwicklung, die auch deutschen Unternehmen nicht verborgen geblieben ist. Mittelosteuropa ist sehr affin, was digitale Entwicklungen angeht. Die Region ist da inzwischen Deutschland um einiges voraus. In Polen und von den Polen wird die Digitalisierung als Chance betrachtet und ist sehr positiv besetzt. In Polen werden im Rahmen der digitalen Transformation eher die Vertriebs- und Marketingprozesse fokussiert. Es wird vom Kunden und seiner Anwendung, also vom Frontend her gedacht, während in Deutschland im Rahmen von Industrie 4.0 eher die Produktions-und Logistikprozesse, also der Backend-Charakter, im Vordergrund stehen. Deswegen entwickeln schon viele deutsche Firmen ihre digitalen kundenorientierten Anwendungen erfolgreich im Nachbarland. Wir bei der Wilo Gruppe entscheiden uns beispielsweise bewusst dafür, Länder wie Polen als Testmärkte für neue digitale Produkte und Lösungen auszuwählen. Insbesondere im Bereich der Industrie 4.0, also der Implementierung von digitalen Lösungen in die Industrieproduktion, könnten Deutschland und Polen gemeinsam eine Führungsrolle in Europa übernehmen. Dies gilt übrigens auch für Fragen der digitalen kritischen Infrastruktur, also: Wie sichern wir unsere Daten aus der Industrieproduktion ab? Wie behalten wie die Daten in Europa? Und welche neuen digitalen Geschäftsmodelle können wir erschließen? Die deutsche Wirtschaft setzt auch bei diesen Themen auf eine ganz enge Zusammenarbeit mit Polen.

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

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Zweiter Frühling für alte Industriebrachen Chancen der Revitalisierung: Firma Schuko schafft Produktionsstandort und Veranstaltungszentrum im Ortskern von Bad Laer VON SEBASTIAN HAMEL BAD LAER Gewerbe- und Industriebauten besitzen nicht selten einen stadtbildprägenden Charakter. Doch was geschieht mit den Gebäuden, wenn der ursprüngliche Nutzen nicht mehr gegeben ist? Nicht immer müssen gleich die Abrissbagger anrücken. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die frühere Galeria-Kaufhof-Niederlassung im Stadtzentrum von Osnabrück. Dort soll durch eine Sanierung den alten Mauern neues Leben eingehaucht werden, wie das Immobilienunternehmen Imvest Anfang des Jahres mitteilte. Andernorts in der Region ist es bereits gelungen, Industriebrachen zu revitalisieren – wie etwa in Bad Laer: Mitten im Ortskern hat die Firma Schuko zwei leer stehende Hallen erworben und innerhalb weniger Jahre eine Kombination aus Produktionsstätte, Veranstaltungszentrum und Innovationswerkstatt realisiert. Schuko, geführt von den Brüdern Heiko und Andre Schulte-Südhoff, ist spezialisiert auf die Fertigung von Absaug- und Filteranalagen zur Luftreinigung in handwerklichen und industriellen Betrieben und wurde vor 53 Jahren von Heinz Schulte-Südhoff, dem Vater der heutigen Inhaber, in Bad Laer gegründet. Inzwischen verfügt das Unternehmen über sieben Standorte in Deutschland und Polen und beschäftigt 220 Mitarbeiter auf insgesamt 40 000 Quadratmeter Produktionsfläche. Während sich das Kerngeschäft auf die holzverarbeitende Branche in Europa konzentriert, wurden auch schon verschiedene Spezialaufträge ausgeführt – etwa eine Schredderanlage für ausgediente Solarpanels in Malaysia oder eine Absaugung für die Produktion der Bühnendeko des Staatstheaters in Peking. Vor rund sechs Jahren nahmen die Geschäftsführer den Stammsitz in Bad Laer in Augenschein: „Wir hatten zu diesem Zeitpunkt Platzprobleme mit dem Bau von Schaltschränken und wollten diesen Bereich daher ausgliedern“, berichtet Heiko Schulte-Südhoff. Folglich habe sich die Frage gestellt: Bauen wir neu „auf der grünen Wiese“? Der Blick fiel allerdings schnell auf die alten Hallen an der Südstraße. Diese standen

VomFeinsten: Backsteinarchitektur beherrschtdasConCello-VeranstaltungszentrumderBrüder HeikoundAndreSchulte-Südhoff (v.r.) in BadLaer.Untenlinksdie neu eingerichteteProduktionshalle. Fotos: S. Hamel

damals bereits zwei Jahre lang leer, nachdem sie zuvor der Lkw-Produktion gedient hatten. „Viele Leute fragten sich damals: Was passiert mit den Gebäuden?“, erinnert sich Andre Schulte-Südhoff. Die Unternehmer fassten sich schließlich ein Herz – und kauften das Ensemble im Jahr 2015. Nicht zuletzt die gute Anbindung und die Versorgungsmöglichkeiten im Ort hatten sie zu dem Schritt bewogen. Ihr Vorhaben verwirklichten sie in zwei Bauabschnitten: Bereits ein Jahr später konnte die kleinere der beiden Hallen als neuer Standort der Firma LS-Automation GmbH & Co. KG mit 23 hellen, freundlichen Arbeitsplätzen für den Schaltschrankbau eröffnet werden. Was aber sollte mit dem Nachbarbauwerk geschehen? Nach Informationen von Heiko und Andre Schulte-Südhoff handelt es sich dabei um einen ehemaligen Flugzeughangar, der einst im Ruhrgebiet gestanden hatte und nach dem Zweiten Weltkrieg in Bad Laer wieder aufgebaut wurde.

Der frühere Bürgermeister der Kurstadt im Osnabrücker Südkreis, Holger Richard, habe bereits seit Längerem gedacht: Das wäre was für Veranstaltungen. Diesen Gedanken griffen die Schuko-Inhaber auf und vollendeten 2019 ihren Plan. Das Ergebnis: die „ConCello“-Halle Bad Laer – ein Multifunktionsbau, der sich für Konzerte oder sonstige Zusammenkünfte eignet, aber auch über die nötige Infrastruktur verfügt, um bedarfsweise Schuko-Arbeitsplätze dort einzurichten. Genehmigt ist die Halle – abseits von Pandemiezeiten – für bis zu 724 Gäste. Durch die umfassenden Sanierungsarbeiten inklusive Dämmung und Fußbodenheizung konnte erreicht werden, dass das alte Bauwerk sogar einen Niedrigenergiestandard erfüllt. Es wurde jedoch Wert darauf gelegt, den Charme der industriellen Vergangenheit beizubehalten. So hängen noch immer die ursprünglichen Quecksilberdampflampen von der Decke, deren Leuchtkörper nun durch effiziente LED-Module ersetzt

wurden; für die Be- und Entlüftung sorgen Ventilatoren aus OriginalFlugzeugpropellern. Der Name „ConCello“ ist ein Wortspiel: der galizische Begriff „concello“ bedeutet zu

sicher zu sein. Insofern freuten sie sich über den großen Zuspruch aus Politik und Bevölkerung. Dass solche Projekte grundsätzlich gerne gesehen sind, bestätigt Siegfried Averhage, Geschäftsführer der Osnabrücker Land-Entwicklungsgesellschaft (OLEG): „Die Nachnutzung von Gewerbe- und Industriebauten ist ein zentraler Baustein in der Strategie des Landkreises Osnabrück. Der Flächenverbrauch muss im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und eines schonenden Umgangs mit Ressourcen reduziert werden“, sagt er und betont: „Ist der Erhalt alter Industriegebäude möglich, können dort neue Nutzungen in einem besonderen Ambiente imagewirksam verwirklicht werden. Die OLEG unterstützt dieses Ziel mit einem umfassenden Brachflächenmanagement.“ Das Projekt wurde bis Mitte 2020 drei Jahre gefördert und ist nun eine Daueraufgabe der OLEG. Inzwischen verfolgen Heiko und Andre Schulte-Südhoff schon eine nächste Idee: Auf der Empore der „ConCello“-Halle können sie sich die Einrichtung von Büros für die Kreativabteilung ihres Unternehmens vorstellen. Bisher ist in die Reaktivierung der Hallen nicht nur schon viel Geld, sondern auch eine Menge Herzblut geflossen. Und das auch, weil den beiden Brüdern als gebürtigen Bad Laerern an der Entwicklung ihres Ortes gelegen ist.

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Weitere Leuchtturmprojekte in der Region Landkreis Osnabrück: Das Automuseum Melle hat seinen Platz in der früheren Möbelfabrik Melchersmann gefunden. Das Museum – 1984 in Ibbenbüren gegründet – zeigt hier seit 1997 stets 200 bis 300 Fahrzeuge vom Beginn der Motorisierung bis zur jüngeren Vergangenheit. Die Exponate werden ständig gewechselt. Das Automuseum wird in Form einer

gGmbH betrieben; ausschließlich ehrenamtliche Mitarbeiter sind für die Einrichtung tätig. Landkreis Grafschaft Bentheim: Nach dem Niedergang der Textilindustrie in den 1990erJahren werden in Nordhorn verschiedene Gebäude neu genutzt: Unter anderem wurde die Alte Weberei der Firma Povel zum Kulturund Veranstaltungszentrum, der Spinnerei-

hochbau der Firma Nino zum Kompetenzzentrum Wirtschaft – und auch im ehemaligen Fabrikgebäude der Firma Rawe siedelten sich Firmen und Einrichtungen an. Landkreis Emsland: In direkter Nähe zum Stadtkern von Lingen liegt das ehemalige Eisenbahn-Ausbesserungswerk. Einst größter Arbeitgeber der Stadt, wurde das Werk

zu Beginn der 1990erJahre stillgelegt. Damit lagen 5,5 Hektar Fläche im Zentrum Lingens brach. Nachdem die Stadt das Gelände samt Gebäuden erwarb, beherbergen die Hallen I und II heute den Campus Lingen der Hochschule Osnabrück, in Halle IV entstand ein Dienstleistungszentrum für Kultur, Medien und Wirtschaft.

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Deutsch „Rathaus“ und spielt auf die örtliche Nähe zum Verwaltungssitz in Bad Laer an; gleichzeitig wird Bezug genommen auf das Streichinstrument Cello. Doch dann kam Corona – und größere Veranstaltungen waren erst einmal tabu. Gänzlich ungenutzt blieb die Halle aber nicht: Im Frühherbst richtete die DAA-Technikerschule Osnabrück ihre bundesweiten Abschlussprüfungen in der frisch hergerichteten Immobilie aus, über einen Zeitraum von drei Wochen mit jeweils 80 Prüflingen. Dies habe sich sogar positiv auf den ganzen Ort ausgewirkt, da die Absolventen aus ganz Deutschland in die Region kamen und somit auch in Hotels übernachteten, freuen sich Heiko und Andre Schulte-Südhoff. Auch in diesem Frühjahr sollen die Abschlussprüfungen wieder dort stattfinden. Neben Produktion und Veranstaltungen konnte sogar noch eine dritte Nutzung des Komplexes erzielt werden: In einem Nebenbau der „ConCello“-Halle hat sich das Schülerforschungszentrum Osnabrück etabliert. Dabei geht es insbesondere um die Programmierung von Robotern; im Sommer soll Bad Laer zudem Austragungsort des Regionalentscheids zur „World Robot Olympiad“ sein. Den Schuko-Geschäftsführern war es wichtig, ihr Vorhaben nicht einfach durchzusetzen, sondern sich auch des Rückhalts aus dem Umfeld

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Welchen Weg geht der Gaszähler-Hersteller Elster? Unter dem Namen Kromschröder AG wurde das Unternehmen in der Region einst bekannt, jetzt wackeln viele Arbeitsplätze VON MARCUS ALWES LOTTE/OSNABRÜCK 155 Jahre ist das Unternehmen inzwischen alt. Im Volksmund sprechen viele in Osnabrück weniger vom Honeywell-Konzern oder der Elster GmbH – sondern weiterhin von Kromschröder. Unter diesem Namen wurde der Gaszählerhersteller einst bekannt und schrieb ein Stück regionale Industriegeschichte. Doch Kostendruck in einem sich verändernden Marktumfeld und Nachfragerückgänge in den Hauptmärkten machen dem Traditionsunternehmen offenbar immer mehr zu schaffen. Gerade einmal ein Vierteljahr liegt es zurück, dass der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Stephan Soldanski, im Gespräch mit unserer Redaktion befürchtete, dass mittelund langfristig der gesamte Standort in Lotte-Büren infrage gestellt werden könnte. Die Manager des amerikanischen Honeywell-Konzerns hatten da gerade bekannt gegeben, unmittelbar vor den Toren von Osnabrück weitere 170 Arbeitsplätze bei ihrer „Tochter“ Elster abbauen zu wollen. Betriebsratsvorsitzender Andreas Hille zeigte sich „fassungslos und sauer“. Er selbst ist seit 37 Jahren im Betrieb beschäftigt, nach einer Ausbildung in Ibbenbüren heuerte er bei der Kromschröder AG an. „Es gibt hier eine hohe Betriebsidentifikation unter den Beschäftigten“, sagt Hille, „viele spätere Führungskräfte und selbst Geschäftsführer haben hier auch ihre Lehre gemacht.“ Eine Ausbildung beim Gaszählerhersteller zähle etwas, betont der Betriebsrat. Hille kennt auch noch jene Jahre, als an Strotheweg und Hansastraße

DiesealtePost-undGrußkartezeigtdasfrühereKromschröder-WerkamJahnplatzimOsnabrückerStadtteilWüste.DieProduktionsstättewarimJahre1897errichtetworden.UnsereRedaktionentdecktedieZeichnungineinemJubiläumsbanddes Unternehmens, der1990unter demTitel „125JahreKromschröder“erschien. Grafik/Foto: ElsterGmbH/KromschröderAG

in Lotte-Büren mehr als 1100 Menschen täglich zur Arbeit kamen. Sollte der angekündigte Stellenabbau tatsächlich wie geplant realisiert werden, werden demnächst nur noch 650 Beschäftigte bei Elster gezählt. Der weltweit agierende US-Konzern Honeywell lässt seine Pressestelle in Prag zu den Plänen an der niedersächsisch-westfälischen Lan-

DieZufahrtzumGeländederElsterGmbH inLotte-Büren.

Fotos: MarcusAlwes

Inder äußerstenEcke desZaunesander Hansastraßehängtnoch einKromschröder-Schild.

desgrenze sprechen. „Den Personalbestand in Lotte, Deutschland, an die aktuelle Geschäftsnachfrage anzupassen“, sei die Absicht, heißt es in einer Pressemitteilung. Und weiter: „Dieser Vorschlag wird nicht leichtfertig gemacht.“ Honeywell erklärt, „wir werden alle relevanten Arbeitsgesetze, gesetzlich vorgeschriebenen Kündigungsfristen, kollektiven Arbeits- und Konsultationspflichten vollständig einhalten“. Den betroffenen Arbeitnehmern werden „Abfindungen und Outplacement-Hilfe angeboten“ – also eine (finanzielle) Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung. Georg Kromschröder hätte solche Entwicklungen wohl nicht für möglich gehalten, als er 1857 aus Osnabrück nach England ging, um dort in der Gaszählerfertigung zu lernen. Einige Jahre später durfte er stolz das erste eigene Patent feiern, 1865 schließlich kehrt er mit einem trockenen Gaszähler mit Ledermembran an die Hase zurück. Unter Federführung der Brüder Fritz und Georg entstand die erste Produktionsstätte in Osnabrück. Als Kromschröder„Geburtstag“ gilt bis heute der 4. August 1865. Zwölf Beschäftigte fertigten damals laut einer Jubiläumsschrift des Unternehmens in kleinen Räumen am Barfüßerkloster an der Osnabrücker Katharinenkirche die Gasuhren. Aus dem Handwerksbetrieb wurde später ein Industriewerk, die

entsprechende Fabrik wurde 1897 am Jahnplatz im Osnabrücker Stadtteil Wüste errichtet. 1916 entstand schließlich die Aktiengesellschaft. Schon damals verließ der einmillionste Gaszähler die Kromschröder-Hallen, und die Zahl der Beschäftigten stieg auf 750. Es dauerte bis 1970, als Kromschröder in Lotte-Büren – an der Stadtgrenze zu Osnabrück – einen Firmenneubau einleitete. Da stellte das Unternehmen neben Gaszählern sogar noch für einige wenige Jahre Landmaschinen her. Mit der Ansiedlung in Osnabrücks westfälischer Nachbargemeinde begannen aber auch die Jahrzehnte der Besitzerwechsel. Pont-a-Mousson, Ruhrgas, die Finanzinvestoren CVC und Melrose sowie Honeywell sicherten sich bei Elster/Kromschröder jeweils für einige Zeit die Mehrheit. Teilweise sollen bei den Käufen und Verkäufen Milliardenbeträge über den Tisch gegangen sein. „In 2009 gab es in der Finanz- und Wirtschaftskrise schon einmal einen Sozialplan und eine fast dreistellige Zahl an Kündigungen“, erinnert sich Andreas Hille an eine ebenfalls nicht einfache Zeit. „Dann aber kam eine relativ schnelle Erholung, und es wurden fast alle betroffenen Kollegen wieder zurückgeholt“, so Hille. „Manche waren schon nach nur acht Wochen wieder da.“ Aktuell sind offenbar rund 170 Arbeitsplätze bei der Elster GmbH in

Büren in Gefahr. Unter anderem Produktionsverlagerungen ins Ausland, die Schließung von Werkzeugbau und Betriebsmittelkonstruktion, Umstrukturierungen der Vertriebsorganisation sowie eine Verlagerung der Systemtechnik seien durch den Arbeitgeber geplant, hieß es zuletzt in einem Flugblatt von Gewerkschaft und Betriebsrat. „Wir haben ein Alternativkonzept erarbeitet – auf 60 Seiten“, sagt Arbeitnehmervertreter

„Da muss was kommen, wir brauchen Perspektiven.“ Andreas Hille, Vorsitzender des Elster-Betriebsrates

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Hille, „es geht ohne betriebsbedingte Kündigungen“. Das Papier wurde Anfang Februar an die Elster-Geschäftsführung übergeben und an die Honeywell-Manager im US-Bundesstaat New Jersey adressiert. Das Marktumfeld beim Hersteller von Gaszählern, Sicherheitsarmaturen, Steuerungskomponenten für Heizungsanlagen sowie Messsystemen galt zuletzt als schwierig. Sogenannte Niedrigpreis-Konkurrenz macht Elster offenbar zu schaffen. Die Nachfrage aus der Auto-, Flugund Stahlindustrie nach Produkten wird von Fachleuten als rückläufig beschrieben. Bestimmte Märkte gelten als gesättigt, schildern Experten die Wettbewerbssituation in der Branche. Stephan Soldanksi von der IG Metall will das so nicht gelten lassen. „Der Standort Lotte ist im klassischen Sinne kein Restrukturierungsfall und weit weg von einer Krise“, sagt der Gewerkschafter. „Die ertragswirtschaftlichen und bilanziellen Verhältnisse der Elster GmbH sind sehr solide und äußerst stabil“, erklärt Soldanski. Die sich hier abzeichnende Kontroverse macht deutlich: Ein Stück Osnabrücker Industriegeschichte steht vor weichenstellenden Monaten. „Da muss was kommen, wir brauchen Perspektiven“, stellt in diesen Tagen nicht nur Betriebsrat Hille die Frage nach der langfrsitigen Zukunft.

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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

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Klima-Pioniere vor Greta In der Region engagieren sich viele schon seit Jahrzehnten für eine lebenswertere Welt / „Lippenbekenntnisse“ der Politik Aktivist aus dem Emsland seit 1977 dabei. Genossenschaft in Bissendorf kümmert sich um grüne Energie. Erleichterung nach neuem US-Engagement für Klimaabkommen. VON ANDRÉ POTTEBAUM OSNABRÜCK Seit Kurzem sind die Vereinigten Staaten von Amerika wieder Teil des Pariser Klimaabkommens. Am ersten Tag seiner Präsidentschaft hatte US-Präsident Joe Biden die Rückkehr in ebenjenes Abkommen eingeleitet und damit eine der umstrittensten Entscheidungen seines Vorgängers Donald Trump revidiert. Das Klimaabkommen sieht unter anderem eine deutliche Begrenzung der globalen Erwärmung und eine Reduzierung der CO2-Emissionen vor. Die Entscheidung der neuen USAdministration sorgte bei Beobachtern und Klimaschützern weltweit für Erleichterung. Auch KarlHeinz Augustin, der seit 40 Jahren etwa beim Naturschutzbund im Emsland aktiv ist, freut sich über diese Entscheidung. Angeregt durch die Studie „Global 2000“, die 1977 vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter in Auftrag gegeben wurde, habe er sich nach und nach immer mehr für die Grenzen der Natur interessiert, erklärt der heute 73-Jährige. „Für mich war damals klar: Wenn man weiterhin weltweit so viele Rohstoffe verbraucht, geht das nicht gut.“ Kurzerhand entschloss sich Augustin, selbst aktiv zu werden, vor allem als Teil der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte-Weser-Ems und des Naturschutzbundes (Nabu) im Emsland. „Wir kümmern uns beispielsweise um ein Baugebiet hier in Papenburg“, sagt Augustin, „das betrachten wir von der Naturschutzseite. Welche Rolle spielen Fledermäuse in so einem

Gebiet, oder welche Vogelarten sind besonders schützenswert.“ Auch der Boden, der jede Menge Kohlendioxid aufnehmen könne, sei ein bedeutender Faktor. Die Michaelschule, an der Augustin selbst als Lehrer tätig war, unterstützte er bei der Anlage eines 1,6 Hektar großen Schulwaldes, in dem 8000 heimische Bäume gepflanzt wurden. Und auch sonst ist der Mann, der seit Jahren nebenbei Galloway-Rinder züchtet, besorgt um Umwelt und Klima. Dass sich dafür seit Jahren immer mehr junge Menschen einsetzen, wertet er als positives Signal. Ausgelöst wurde die globale Bewegung im August 2018 durch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg, die mittlerweile zu einer Art Ikone ihrer Generation geworden ist. Aus ihren anfänglich initiierten „Schulstreiks für das Klima“ entstand die weltweite Bewegung Fridays for Future (FFF), die auch in dieser Region

„Jetzt sind die Jüngeren aufgestanden, weil sie gemerkt haben, dass es ihre Zukunft ist, die da flöten geht.“ Karl-Heinz Augustin, Umweltaktivist

viel Zuspruch erhält. „Dass diese Bewegung aus der Jugend heraus entstanden ist, ist wirklich positiv“, sagt Augustin. „Das Bewusstsein dafür war schon vorher da, aber jetzt sind die Jüngeren aufgestanden, weil sie gemerkt haben, dass es ihre Zukunft ist, die da flöten geht.“ Mit dieser Wahrnehmung ist der Emsländer nicht allein. Für Wolfgang Driehaus aus Bissendorf ist die Fridays-for-Future-Bewegung ein „absoluter Glücksfall“, vor allem, weil die Klimakrise und die Erderwärmung dadurch wieder mehr in den Fokus gerückt sind. „Ich bin schwer in Sorge,“, sagt er, „dass wir diese Entwicklungen nicht stoppen können. Das wäre ein Drama. Aber das ist dennoch kein Grund aufzuhören.“ Denn der ausgebildete Geologe ist selbst seit Jahren aktiv, vor allem im Bereich der regenerativen Energien. Driehaus ist unter anderem Mitglied der Bissendorfer Energiegenossenschaft (Bieneg), die 2013 entstanden ist und sich zum Ziel gesetzt hat, durch regionales und gemeinschaftliches Engagement in regenerative Energien „den Wechsel auf saubere Energien zu fördern“. Aus den rund 50 Gründungsmitgliedern sind mittlerweile 180 Mitglieder geworden; außerdem hält die Genossenschaft seit 2014 die Hälfte an einem Windrad in der Gemeinde. „Der Strom, der mit dem Windrad produziert wird, wird eingespeist“, erklärt der Bissendorfer. Außerdem gibt es ein Ökostrom-Angebot, dass nicht nur Kunden der Gemeinde nutzen können, sondern auch Interessierte in der Region. „Das, was uns antreibt, ist einerseits der Ausbau und der Erhalt der Genossenschaft“, sagt Stefan Heckmann, Vorsitzender der Bieneg, „andererseits aber auch der Idealismus und die Überzeugung, im Bereich der regenerativen Energien mehr machen zu müssen. Denn aktuell holen uns die Versäumnisse der Vergangenheit ein.“ Die beiden Aktivisten wissen aus ihrem langjährigen Engagement, dass die globalen Veränderungen alles andere als überraschend kommen. Schon in den 60er-Jahren, sagt Wolfgang Drie-

Rund 100Hektar hat dasFeuer im MoorinPapenburg verbrannt.NaturschützerKarl-Heinz Augustinistjedoch erleichtert,dassnur derOberboden betroffenist. Foto: KristinaMüller

Durch die Schwedin Greta Thunberg haben Klima- und Umweltschutz wieder an Bedeutung gewonnenn. Ein Thema war beides in der Region jedochschonlangevorher.

haus, konnte sehr genau prognostiziert werden, was aktuell passiert. „Die Frage ist doch: Wohin führt uns die jetzige Klimakrise?“ Eine Frage, auf die die beiden Bissendorfer allerdings keine grundlegende Antwort haben. Sie wissen nur, dass sie mehr machen könnten – und vor allem wollen, um das Klima zu schützen, nachhaltiger zu leben und zu wirtschaften. Mehr Fotovoltaikanlagen, mehr Windkraft, einfach mehr Investitionen in regenerative Energien, das ist ihr Wunsch. Doch seit gut zehn Jahren, vor allem durch die Überarbeitung des ErneuerbareEnergien-Gesetzes (EEG), seien die Hürden kontinuierlich gestiegen. „Dabei könnten wir viel weiter sein“, ist sich Driehaus sicher. „Wir bräuchten zum Beispiel einfache Möglichkeiten, um für den Nachbarn Strom mit produzieren zu können“, ergänzt Heckmann. Die Unterstützung innerhalb der Gemeinde für das genossenschaftliche Engagement ist in jedem Fall vorhanden. „Die Leute sind bereit und wollen sich beteiligen. Die Erderwärmung und die Klimakrise bekommt jeder mit. Fast jeder möchte auch etwas machen“, so Driehaus. Die Möglichkeiten, sich einzubringen, seien

Foto: imagoimages/imagebroker

dabei recht simpel. Man könne zum Beispiel Ökostrom beziehen oder selbst Fotovoltaikanlagen installieren. Auch der Emsländer Karl-Heinz Augustin ist sich dessen bewusst. „Jeder von uns kann eine ganze Menge machen“, sagt er. Büsche und Bäume pflanzen, die dafür sorgen, dass das Wasser nicht so schnell versickere oder, dass bedrohte Tierarten einen neuen Lebensraum bekommen. Doch nicht nur in diesem Punkt sind sich die drei Aktivisten einig: Das Engagement jedes Einzelnen

könne nur eine Initialzündung für ein globaleres und einheitlicheres Vorgehen beim Klimawandel sein. Aus dem Bewusstsein, das von der jüngeren Generation neu entfacht worden sei, müsse die Politik Lösungsansätze entwickeln und über ihre „Lippenbekenntnisse“ hinwegkommen. „Wir müssen schon gemeinsam etwas auf die Beine stellen und globale Schritte unternehmen“, sagt Karl-Heinz Augustin. Die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen könnte diesbezüglich ein erster, kleiner Schritt sein.

AlsdasBildentstand,wardieWindkraftanlagenochinPlanung.Zusehensindvonlinks:Wolfgang Driehaus,StefanHeckmann,ChristianKönigundAlbertBrunsmann. Foto: Bärbel Recker-Preuin


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Wasserstoff und der „grüne Fußabdruck“ im Emsland RWE möchte in Lingen die größte Elektrolyseanlage der Welt bauen / BP und der dänische Partner Ørsted planen kleinere Fabrik VON THOMAS PERTZ LINGEN Eine kleine Zeitreise gefällig? Auf dem Gelände der RWE an der Schüttorfer Straße in Lingen stehen große, leistungsstarke Elektrolyseure, die unter Einsatz von regenerativ erzeugtem, „grünem“ Strom von der Nordsee Wasserstoff produzieren. Eine 120 Kilometer lange Wasserstoffpipeline versorgt Industriebetriebe wie Thyssenkrupp in Duisburg, Salzgitter Stahl, aber auch Raffinerien der BP in Lingen und der H&R in Salzbergen mit dem Energieträger. Als Treibstoff für den Transport- und Schwerlastverkehr sorgt Wasserstoff außerdem für kohlendioxidfreie Bewegung auf den Straßen im Emsland. Die entstandene Abwärme bei der Produktion versorgt inzwischen große Teile der Stadt Lingen. Alles ferne Zukunftsmusik? Dann wäre eingangs von einer langen Zeitreise die Rede gewesen. Tatsächlich sprechen die Antreiber der „Wasserstoffregion Emsland“ von Zeiträumen, die sich lediglich an ein bis zwei Händen abzählen lassen. Das Gas, in Wasser gebunden, ist ein Multitalent. Es kann Energie speichern, Autos, Lastwagen und Schiffe klimaschonend per Brennstoffzelle antreiben, es kann der Herstellung synthetischer Kraftstoffe dienen, ölbasierte Paraffine in Cremes, Lotionen, Kosmetik und Salben ersetzen oder bei der dezentralen Strom- und Wärmeversorgung in Wohnungen eingesetzt werden. Bis 2050 will Deutschland den Klimaschutz massiv vorantreiben. Die deutschen Klimaziele sehen vor, dass die Emissionen von Treibhausgasen gegenüber 1990 um 80 bis 95 Prozent verringert werden. Dies erfordere grundlegende Umstellungen in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen, formuliert es das Deutsche Ökoinstitut. Hier verbinden sich die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Wasserstoff mit den Vorgaben des Klimaschutzes. Die „Wasserstoffregion Emsland“ hat auch bereits eine konkrete Adresse: das IT-Zentrum an der Kaiserstraße in Lingen mit der Stadt und dem Landkreis als gemeinsamen Gesellschaftern. Hier ist Tim Husmann der Ansprechpartner der Geschäftsstelle rund um das Thema H2, der chemischen Formel für Wasserstoff. Der Geschäftsführer kommt aus Werne in Nordrhein-Westfalen und ist promovierter Physiker. Zu seinen zentralen Aufgaben in der Geschäftsstelle gehört es unter anderem, ein umsetzungsfähiges Gesamtkonzept für den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft im Emsland zu entwickeln.

Noch Zukunftsmusik: Das Gelände des Erdgaskraftwerkes der RWE an der Schüttorfer Straße in Lingen. Auf der größeren Grünfläche oberhalb des alten Reaktors könnten die Elektrolyseanlagen entstehen. Die kleinere grüne Fläche wäre für Forschungs- undEntwicklungsprojektegeeignet. Foto: RWE-Grafik

Die Planungen im Emsland haben den Raum für Gedankenspiele bereits längst verlassen und werden konkreter, wie ein Blick auf zwei Akteure zeigt: Der RWE-Konzern mit Sitz in Essen und langjähriger Akteur am Energiestandort Lingen hat dort Großes vor. Der Energieriese plant eine Elektrolyseanlage in der Stadt, die es in einer solchen Größe weltweit noch nicht gibt. 100 Millionen Euro möchte das Unternehmen im ersten Schritt investieren. Der Hintergrund: RWE will bis 2040 ein klimaneutraler Konzern werden. Wasserstoff spielt in dieser Strategie eine wichtige Rolle: Die Erzeugung des Wasserstoffs aus regenerativen Energien, Speicherung und Transport des Energieträgers und die Umstellung der Gaskraftwerke auf Wasserstoff. Lingen als jahrzehntelanger Energiestandort mit entsprechender Infrastruktur

kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Auf dem Gelände des Gaskraftwerkes an der Schüttorfer Straße sind die benötigten Flächen vorhanden. Das erforderliche Wasser, das bei der Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wird, kann aus der Ems entnommen werden. Zudem bestehen Anschlüsse an ein Erdgas-Fernleitungsnetz, durch das der Wasserstoff transportiert werden könnte. Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung gibt es bereits. Ende November 2020 kündigte Heiko Eisert, zuständig für die Standortentwicklung von RWE in Lingen, zunächst den Bau einer Elektrolyseanlage mit 100 Megawatt (MW) Leistung an. „Diese kann zeitnah um weitere Anlagen mit 200 MW Leistung erweitert werden“, sagt Eisert. Anlagen in einer solchen Größenordnung gibt es weltweit bisher

Fachleute unter sich: Der Geschäftsstellenleiter der H2-Region Emsland, Tim Husmann (links), mit Eckhard Rahe von der Westfalen AG beim BesuchderWasserstofftankstelle desEnergiedienstleisters in Münster,

Foto: H2-Region Emsland

noch nicht. Diese Anlagen finden auf dem großen Gelände des Gaskraftwerks problemlos Platz. Perspektivisch könnten in Lingen Elektrolyseanlagen mit einer Leistung von zwei Gigawatt entstehen. Das entspräche einer Leistung von 2000 MW. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Emsland, das Ende 2022 vom Netz gehen wird, hat eine Leistung von 1400 Megawatt. RWE hat ein ehrgeiziges Ziel: „Wir möchten Ende 2023, Anfang 2024 in Betrieb gehen“, sagte Eisert bei einem Gespräch im Lingener Rathaus. Das Unternehmen befinde sich derzeit schon in der Genehmigungsplanung und wolle Mitte dieses Jahres die Anträge beim Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg einreichen. „Eine Elektrolyseanlage muss wie ein Kraftwerk nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt werden“, erläuterte der RWE-Mann. Mit dem Bau könne dann 2022 begonnen werden. Die Ausschreibung für die Elektrolyseanlage werde schon erstellt. Auch die BP-Raffinerie in Lingen plant den Bau einer Elektrolyseanlage, um den für die Produktion benötigten Wasserstoff aus grünem Strom zu gewinnen. Partner der Raffinerie bei diesem Vorhaben ist der dänische Energiekonzern Ørsted. Er betreibt weltweit Windparks, Solarparks und Energiespeicheranlagen. In der Nordsee gehören dem Unternehmen nach eigenen Angaben 231 Windkraftanlagen mit einer Leistung von mehr als 1,3 Gigawatt. Ein Teil dieses grünen Stroms soll genutzt werden, um in Lingen mittels Elektrolyse Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Geplant ist zunächst, eine Anlage mit einer Leistung von 50 Megawatt zu errichten. Damit können nach Angaben von Ørsted und BP 20 Prozent des derzeit in der Raffinerie aus fossilen Brennstoffen erzeugten Wasserstoffs ersetzt werden. Ziel ist

es, langfristig den bisher aus fossiler Energie erzeugten Wasserstoff der Raffinerie zu ersetzen und so zu einer deutlichen Senkung des CO2Ausstoßes in der Kraftstoffproduktion beizutragen. Die Wasserstoffregion Emsland könnte also, wenn es nach der Stadt, dem Landkreis und den Unternehmen geht, weiter Gestalt annehmen. Doch sind sie nicht die einzigen Akteure in diesem Umfeld, auf die es ankommt. Die politischen Rahmenbedingungen müssen auch stimmen. „Ein großer Brocken ist schon mal beiseitegeräumt“, spricht Lingens Netzwerkmanager Husmann die seit Jahresbeginn geltenden Veränderungen im „ErneuerbareEnergien-Gesetz“, kurz EEG, an. Danach werden Produzenten von grünem Wasserstoff – also Wasserstoff, der unter Einsatz erneuerbarer Energien hergestellt wird – von

„Ohne Fördermittel wird es nicht gehen.“ Tim Husmann, Geschäftsführer der „Wasserstoffregion Emsland“

der EEG-Umlage befreit. Die Umlage dient der Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Die Befreiung von der Umlage senkt für die Unternehmen die Kosten bei der Wasserstoffherstellung. Dies allein reicht aber nicht, um die Pläne von RWE etwa in die Tat umzusetzen. Dazu müssten bei der Europäischen Union beantragte Fördergelder im mittleren zweistelligen Millionenbereich bewilligt werden, heißt es bei dem Energiekonzern. Mit einer Entscheidung rechnet RWE bis Ende 2021. Die Anlagen seien noch so teuer, dass sie ohne die Fördergelder nicht gekauft und wirtschaftlich betrieben werden könnten. „Ohne Fördermittel wird es nicht gehen“, unterstreicht Husmann. Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone und der emsländische Landrat Marc-André Burgdorf sprechen von einem „grünen Fußabdruck“ im Emsland, der in der Wasserstoffregion entwickelt werden könne, wissenschaftlich begleitet unter anderem von der Technischen Universität (TU) in Clausthal. „Warum machen wir das alles?“, fasst Krone das Engagement der Region rund um das Thema Wasserstoff in einer Frage zusammen. Und beantwortet diese selbst: „Wir wollen uns CO2-frei aufstellen in einem industriellen Markt und einer nachgelagerten Industrie.“ Ein Elektrolyseur – in dem Wasser in seine Bestandteile zerlegt wird – mit einer Leistung von 325 MW zur Produktion von Wasserstoff könne in Lingen heute schon mit dem vorhandenen Leitungsnetz betrieben werden. „Das hat schon was mit Pionierstimmung zu tun“, sagt Burgdorf. Es gebe keine „Blaupause“. Der Chef der Kreisverwaltung ist sicher, dass die Mitfinanzierung der Elektrolyseure kommen wird. Klimaschutz sei als politisches Ziel definiert. „Also muss der Staat auch fördern.“


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Steigt die Solarindustrie wie ein Phönix aus der Asche? Verband sieht Zukunft / Hilker Solar ist mit Reparaturwerkstatt für Wechselrichter bundesweit eine Größe und wächst weiter VON NINA KALLMEIER RAHDEN/OSNABRÜCK/MEPPEN/

LINGEN/PAPENBURG Es gibt einen regelrechten Boom: Noch nie sind in Deutschland so viele Solaranlagen auf Eigenheimdächern gebaut worden wie im Jahr 2020. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich laut Bundesverband Solarwirtschaft ihre Zahl verdoppelt. Insgesamt gingen – inklusive Freiflächenkraftwerken – 184000 neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von knapp fünf Gigawatt (Vorjahr 3,8 Gigawatt) ans Netz. Das ist – gemessen an der installierten Leistung – fast das Dreifache des Neubaus von Windrädern an Land. Das Interesse von Privateigentümern und Wirtschaft schürt auch Hoffnungen auf einen Solarboom 2.0 in der Industrie. Von der einstigen Vorzeigebranche, die nach Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) um die Jahrtausendwende einen rasanten Aufstieg hinlegte, wo Firmen wie Q-Cells und Solarworld Milliardenumsätze machten und den Weltmarkt beherrschten, ist nicht viel geblieben. „Der Niedergang von Teilen der deutschen Photovoltaik-Industrie hatte seine Ursachen in einer ausgeprägten staatlichen Förderung chinesischer PV-Hersteller und einer Reihe politischer Fehlentscheidungen im Inland vor einigen Jahren“, fasst Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft, zusammen. Am Ende gingen die meisten deutschen Solarfirmen pleite oder wurden übernommen – wie zum Beispiel Q-Cells von der koreanischen Hanwha. Heute kommen mehr als 90 Prozent der Solarmodule aus China – doch obwohl die Preise immer weiter gefallen sind, hält Körnig eine erneute Produktion in Deutschland unter den richtigen Rahmenbedingungen wieder für wirtschaftlich. „Dazu zählt ein verlässlich wachsender Heimatmarkt, ausreichend große Produktionsanlagen, günstiger Zugang zu Kapital, faire Marktbedingungen sowie hohe Qualität und Innovationsvorsprung.“ In vielen dieser Punkte stehen die Zeichen für eine Industrie in Deutschland für Körnig gut. Den Bedarf nach hochwertiger Solartechnik sieht er in den kommenden Jahren weltweit steigen. Und noch einen weiteren Vorteil sieht der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft in einer Industrie vor Ort und in Europa. „Nicht nur in Zeiten weltweiter Pandemien und steigender Transportkosten und -risiken scheint es zudem sinnvoll, einen relevanten Anteil dieses Bedarfs nach einer zentralen Zukunftstechnologie auch heimisch und kontinental decken zu können.“ Aber auch geforscht werde in Deutschland weiter intensiv – sowohl im Grundlagenbereich als auch an der Produktionstechnik. „Es mangelt uns nicht an Know-how. In einigen Bereichen dürften Unternehmen sogar über einen Technologievorsprung verfügen“, sagt Körnig und nennt als Beispiel das Unternehmen Meyer Burger. „Dem Vernehmen nach trifft dies unter anderem für die Heterojunction-Technologie zu, mit der das Unternehmen noch in diesem Jahr in die Serienfertigung von Solarzellen am Standort Deutschland gehen wird.“ Dafür hat sich Meyer Burger – eigentlich Hersteller von Maschinen, auf denen Solarmodule und Zellen hergestellt werden – einen Standort mit Geschichte ausgesucht: die ehemaligen Produktionsstätten von Solarworld und Sovello im sächsischen Freiberg und in Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt. Laut Unternehmen soll die Technologie mindestens zehn Prozent mehr Leistung bringen als die der Konkurrenz. Ob das der Solarindustrie in Deutschland neuen Schub gibt? Bislang bleibt sie ein Schatten ihrer

Nochniesind so vieleSolaranlagenaufHausdächerngebautworden wieimJahr2020.Die Nachfrageboomt.Dochgibtesauch Chancen,dasseineSolarindustriewiederausgebautwird? Foto:imagoimages/Westend61

selbst. Im Jahr 2020 arbeiteten laut Bundesverband Solarwirtschaft rund 33000 Menschen in der PV-Branche, der überwiegende Teil in Installation und Wartung von PV-Anlagen. Zu ihnen zählt auch ein Großteil der rund 100 Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Hilker aus Rahden (Landkreis Minden-Lübbecke). Für sie hat der Niedergang der Solarbranche in Deutschland auch neue Chancen eröffnet. In den Boom-Jahren Anfang der 2000er-Jahre sind die Rahdener – eigentlich aus der Elektrotechnik kommend – in den Bereich der Fotovoltaik eingestiegen. „Das Unternehmen Hilker Solar GmbH übernimmt heute die Projektierung sowie vollständige Umsetzung von Anlagen vom typischen Einfamilienhaus bis zur großen Freiflächenanlage“, sagt Geschäftsführer Dennis Logemann. Im vergangenen Jahr haben man etwa 15000 Kilowatt Fotovoltaikleistung installiert. Logemann ist aber auch Geschäftsführer der Hilker Repair GmbH. Das Unternehmen umfasst die Reparaturwerkstatt für Wechselrichter, die 2015 eröffnet wurde und in der heute zehn Techniker arbeiten. Zusätzlich befinden sich in diesem Bereich zwei Auszubildende. Dass man sich in Rahden dazu entschlossen hat, nicht nur Installateur von Fotovoltaikanlagen zu sein, sondern auch Reparateur, war letztlich dem Niedergang der Solarbranche in Deutschland geschuldet.

„Bislang sind wir jedes Jahr zwischen 30 und 50 Prozent gewachsen.“ Dennis Logemann, Geschäftsführer Hilker Repair

„Der Start unserer Reparaturwerkstatt war eine Reaktion auf die Insolvenz diverser Hersteller“, sagt Logemann. „Wir mussten den Problemen unserer Kunden weiter begegnen und wollten uns nicht mehr ausschließlich von den Herstellern abhängig machen.“ Der Wechselrichter, so Logemann, sei das eigentliche Herzstück einer jeden Fotovoltaikanlage. „In den Solarmodulen selbst steckt kaum Technik.“ Der Wechselrichter sorge dafür, dass Gleichstrom in Wechselstrom umgewandelt wird. Verschleißkomponenten müssten da im Lebenszyklus einer Anlage schon mal ausgetauscht werden. 2015 – das war ein Jahr, in dem als Solar-Pioniere bekannte Unternehmen wie Q-Cells, SMA Solar und die Solar-Fabrik mit wachsenden Problemen kämpften und unter den zehn führenden Solarkonzernen der Welt kein deutscher mehr war. Das Bundeswirtschaftsministerium meldete für die Branche damals nur noch 31600 Beschäftigte – von ehemals 1,1 Millionen im Jahr 2011. Für die Unternehmensgruppe Hilker hat sich das Geschäft mit der Reparatur seither gut entwickelt. „Wir reparieren etwa 4000 Geräte pro Jahr“, sagt Dennis Logemann. Und die Zahl der Wechselrichter – die kleinsten etwa in der Größe eines halben Zigarettenautomaten mit einem Gewicht von rund 30 Kilo, sie können jedoch auch 100 Kilo und mehr wiegen – steigt weiter. „Bislang sind wir jedes Jahr zwischen 30 und 50 Prozent gewachsen.“ Mittlerweile gibt es einen zweiten Reparaturstandort, und auch in Rahden soll die Werkstatt in Kürze vergrößert werden. „Wir arbeiten räumlich am Limit und brauchen dringend mehr Platz.“ Bundesweit gebe es nicht viele Unternehmen, die Wechselrichter reparieren. „Am Anfang sind wir belächelt worden, denn auch in der Solarindustrie lassen sich Hersteller nicht gerne in die Karten schauen.“ Man habe viel Geld in die Hand genommen, um eine Struktur aufzubauen und Messgeräte zur Fehlersuche anzuschaffen. „Mittlerweile befinden wir uns in einer Größenordnung, dass auch immer mehr Hersteller mit uns zusammenarbeiten. Zum Teil lassen wir auch bei Vorlieferanten bestimmte Ersatzteile nachproduzieren“, so Logemann. Das Reparaturgeschäft dürfte auch in Zukunft lukrativ bleiben – die Zahl der Solaranlagen und damit auch der Wechselrichter, die über ihren Lebenszyklus einer Überholung bedür-

fen, steigt. Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, so soll die Leistung der Solarenergie bis 2030 verdoppelt werden. Für den Bundesverband Solarwirtschaft müsste das Ziel

noch höher gesteckt werden, denn: „Es wäre bereits ohne weiteres Fotovoltaik-Marktwachstum erreichbar“, so Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. „Zur Umsetzung der Klima-

ziele und zur Vermeidung einer Stromlücke infolge des Atom- und Kohleausstiegs müsste die installierte Solarstromleistung bis zum Ende dieses Jahrzehnts vielmehr verdrei- bis vervierfacht werden.“ Für Körnig ein erreichbares Ziel. Die Investitionsbereitschaft bei Unternehmen und Verbrauchern in die Fotovoltaik sei gewaltig und werde von der Politik „leider künstlich limitiert. Die kontinuierliche mehrfache Überzeichnung von staatlichen Solarauktionen belegt dies eindrucksvoll.“ Und das bei einer Einspeisevergütung bzw. Marktprämie für Solarstrom aus neuen Anlagen von 4 bis 8 Cent pro Kilowattstunde, je nach Anlagenleistung. „Die Stromerzeugungskosten der Fotovoltaik liegen inzwischen unter denen neu errichteter fossiler Kraftwerke, erst recht, wenn diese ihre Umwelt- und Klimafolgekosten vollständig einpreisen müssten.“ Auch für eine steigende Zahl an Arbeitsplätzen sieht Carsten Körnig Chancen. Im Falle eines PV-Zubaus von durchschnittlichen zehn Gigawatt pro Jahr könnte die Zahl der Mitarbeiter in der Branche einer Studie von EuPD Research zufolge auf 67000 Menschen steigen. „Im Falle einer erfolgreichen Reindustrialisierung unserer Branche und des inzwischen notwendigen noch stärkeren PV-Zubaus scheint mir auch die Marke von 100000 Beschäftigten nicht unerreichbar zu sein.“

Transformation ist kein Spaziergang, sondern eine Erstbesteigung. Besser, wir gehen zusammen. Trust in Transformation: Vertrauen Sie auf einen Partner, der auch in den schwierigsten Phasen der digitalen Transformation nicht von lhrer Seite weicht: Ihr Ansprechpartner für PwC Nord-West in Osnabrück: Georg Stegemann Tel.: +49 541 3304-558 georg.stegemann@pwc.com © Februar 2021 PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Konsequent Wirtschaftstalk zu Umweltschutz und Energiewende mit Geht die Politik von einem zu geringen Stromverbrauch aus? Bonde: Akzeptanz für Windenergie ist da, trotz vereinzelter Kritik. Lies: Ausstieg aus Kernenergie ist die richtige Entscheidung. VON NINA KALLMEIER OSNABRÜCK/MEPPEN/LINGEN/ PAPENBURG/NORDHORN Wie steht

Foto:imagoimages/JochenTack

es um Klimaschutz, erneuerbare Energie und den Zielkonflikt Artenschutz vs. Ausbau der Erneuerbaren? Und braucht es Atomkraft wirklich nicht? Darüber haben Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) und der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Alexander Bonde, im Wirtschaftstalk gesprochen. Niedersachen ist gleich doppelt spitze: Auf der einen Seite ist das Land mit 6352 installierten Windrädern mit großem Abstand vor Schleswig-Holstein, NordrheinWestfalen und Brandenburg Windland Nummer 1. Auf der anderen wird hier auch das meiste Erdgas gefördert, beim Erdöl liegt Niedersachsen hinter Schleswig-Holstein auf Rang 2. Ein Widerspruch mit Blick auf Umweltschutz und Energiewende? Für Umweltminister Olaf Lies ist die Sache eindeutig: „Wir wollen in Niedersachsen 2040 nur noch Energie aus Erneuerbaren nutzen. Das heißt: 2040 gibt es keine fossile Energie mehr in Niedersachsen. Das heißt aber auch: Bis dahin brauchen wir fossile Energie. “ Und mit Blick auf den Ausstieg aus der Energiegewinnung mittels Atom- und Kohlekraftwerken sei Gas als Brückentechnologie ein ganz wesentlicher Baustein. Dem widerspricht auch Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), nicht. „Auch wenn ich Niedersachsen natürlich naturgemäß lieber als Windland Nummer eins und nicht als Erdgasland Nummer eins sehe.“ Anspruch der DBU sei es, emissionsfreie Technologien zu unterstützen und voranzubringen. „Das tun wir auch in Niedersachsen sehr umfangreich. In den 30 Jahren ihres Bestehens hat die DBU von mehr als 300 Millionen Euro, die nach Niedersachsen geflossen sind, rund 40 Millionen Euro für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien ausgegeben.“ Unter anderem der Auricher Windanlagenbauer Enercon sei ein früher Projektpartner gewesen. Da fossile Energieträger als Brückentechnoligie weiter gebraucht werden, ist für Lies eine Förderung von Öl und Gas in Niedersachsen nur folgerichtig. „Natürlich können wir Öl und Gas auch in Gänze aus anderen Regionen Europas und der Welt importieren. Das ist für mich aber schwierig, denn es spiegelt den Anspruch wider, nicht zu sehen, wie Rohstoffe gefördert werden. Nach dem Motto: In Niedersachsen ist eine Förderung schlecht, wenn das Gas zum Beispiel aus Russland kommt, ist es jedoch in Ordnung, Gas zu nutzen.“ Wenn man aus der Erdgasförderung aussteige, dürfe sich die Debatte nicht auf Niedersachsen beschränken, sondern man müsse konsequenterweise auch aus der Erdgasnutzung aussteigen. „Das soll in Niedersachsen bis 2040 der Fall sein, wenn wir sowohl für industrielle Prozesse als auch im Privaten ausschließlich auf erneuerbare Energien zurückgreifen wollen. Aber bis dahin werden wir auch fossile Energien brauchen.“ Nicht nur die Erdgas- und Erdölförderung vor der Haustür wird jedoch kritisch beäugt, sondern vor allem auch die Aufstellung von Windrädern. „Das muss uns klar sein: Der Ausbau der Erneuerbaren bedeutet, dass sich unser Umfeld verändert. Die Infrastruktur der Windenergie kann man unweigerlich sehen. Wir müssen dahin kommen, dass wir das als etwas Gutes ansehen“, sagt Lies. „Mir ist klar, dass viele die-

STECKBRIEF

Olaf Lies, Umweltminister Niedersachsen

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PD-Politiker Olaf Lies gehört seit mehr als zehn Jahren dem Niedersächsischen Landtag an. Im ersten Kabinett von Ministerpräsident Stephan Weil war Lies fünf Jahre lang Minister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Nach der Landtagswahl im Jahr 2017 hat der stellvertretende Landesvorsitzende der SPD in Niedersachsen das Ressort gewechselt. Als Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz der aktuellen Großen Koalition

gehören Umweltschutz, erneuerbare Energien und Atomenergie zu seinen Zuständigkeitsbereichen. Lies hat Elektrotechnik an der Fachhochschule in Wilhelmshaven studiert und war zu Beginn seiner beruflichen Tätigkeit als Entwicklungsingenieur unter anderem am Institut für technischwissenschaftliche Innovation an Projekten im Bereich Hard- und Softwareentwicklung beteiligt. Später war er auch als Dozent an der heutigen Jadehochschule.

Foto:dpa/Holger Hollemann

ser Veränderungen gerade im ländlichen Raum stattfinden. Wo erneuerbare Energien aufgebaut werden, muss es auch Wertschöpfung, Wirtschaftskraft und Arbeitsplätze geben. Dann steigt auch die Akzeptanz“, ist sich der Umweltminister sicher. Generalsekretär Bonde ergänzt: „Spannenderweise herrscht an den meisten Standorten eine hohe Akzeptanz für die Windkraft. Daran ändert auch die Erfahrung nichts, dass es zuweilen auch Skepsis unter den Menschen gibt, die aber natürlich ernst zu nehmen ist, auch wenn sich Genehmigungsprozesse dadurch manchmal verzögern.“ „Die ist jedoch meist öffentlich lauter wahrnehmbar als die Mehrheit, die mit Windrädern kein Problem hat“, ergänzt Lies. Der Abstand von Windrädern zu Wohnhäusern sei dabei nicht

„Ich sehe Niedersachsen naturgemäß lieber als Windland Nummer eins und nicht als Erdgasland Nummer eins.“ Alexander Bonde, Generalsekretär Deutsche Bundesstiftung Umwelt

das ausschlaggebende Argument, so Bonde. „Das ist eher eine politische Diskussion.“ Über eine bessere Beteiligung sowohl im Genehmigungsprozess als auch am finanziellen Ertrag könne man eher für Akzeptanz werben. „Die Vorschläge zur kommunalen Beteiligung halte ich daher für den richtigen Weg. Ob man aber immer und überall jeden überzeugen kann, ist dennoch fraglich.“ So sieht es auch Olaf Lies. „Ich warne davor zu glauben, dass wir auch den Letzten von Windkraft überzeugen können. Damit müssen wir leben.“ Und dennoch müsse der Ausbau zügig vorangehen. „Angesichts der Herausforderungen, vor denen wir in Deutschland stehen, müssten wir eigentlich jedes Jahr fünf Gigawatt zubauen.“ Das beinhalte noch nicht die Mengen, die zusätzlich als Ersatz für alte Anlagen gebraucht würden, die vom Netz genommen würden. Als „völlig abenteuerlich“ bezeichnet der Minister vor diesem Hintergrund Pläne, die Ausschreibung für Windkraftanlagen zu reduzieren, wenn diese wie in der Vergangenheit unterzeichnet bleiben. „Wie sollen wir da unsere Ausbauziele erreichen? Das habe ich nicht verstanden. Umgekehrt wird ein Schuh draus, wir wollen ja mehr Windenergie. Die Ausschreibung zu reduzieren ist das völlig falsche Signal. Wir haben eine Verantwortung.“ Zumal Lies nicht nur den Ausbau selbst sieht, sondern auch Industriearbeitsplätze, die in der Energiebranche neu entstehen und eine qualifizierte Beschäftigung sichern. „Das hat die Branche lange Zeit ausgezeichnet.“ Alexander Bonde nennt die Solarindustrie als Beispiel: „Ich bedauere es sehr, dass auch ein Stück weit durch Rahmenbedingungen die Solarindustrie in Deutschland weitestgehend verschwunden ist.“ Anders sei es beim Thema Forschung und Entwicklung. „Hier sind wir nach wie vor spitze. Wenn wir die Stellung, die wir in der Forschung haben, auch wieder in der industriellen Fer gung erreichen würden, wäre Deutschland eine Hausnummer. “ An vielen Stellen passiere etwas – aber nicht genug.


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

genug? Umweltminister Olaf Lies und DBU-Generalsekretär Alexander Bonde STECKBRIEF

Alexander Bonde, Generalsekretär Deutsche Bundesstiftung Umwelt

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eit Februar 2018 ist Alexander Bonde Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück, der größten Umweltstiftung Europas. Der gebürtige Freiburger und ehemalige Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg (2011–2016) ist der Dritte auf diesem Posten. Vor seinem Eintritt in die Landespolitik war Bonde von 2002 bis 2011 Mitglied des Deutschen Bundestages,

unter anderem Mitglied im Haushaltsausschuss und haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Nach seinem Rückzug aus der Politik nach der Landtagswahl 2016 und einem Jahr Karenzzeit arbeitete er vor seinem Eintritt in die DBU als Senior Advisor bei DWR eco, einer Berliner Agentur für strategische Kommunikation, politische Positionierung und Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern im Umweltschutz.

Foto:GertWestdörp

Der Grund dafür liegt laut Lies darin, dass Unternehmen in Deutschland keinen gesicherten Markt vorfinden. „Und ich sorge mich, dass wir irgendwann an den Punkt kommen, wo wir gar keine Produktion mehr in Deutschland haben und in der Konsequenz auch die Forschung verlieren. Die Politik hat die entscheidenden Hebel in der Hand. Das gilt für Fotovoltaik und Wind.“ Vor allem die Länder sieht der Umweltminister in der Pflicht, den Ausbau der Erneuerbaren und damit auch einen gesicherten Markt zu fokussieren. „Dabei müssen wir uns auch Gedanken darüber machen, wie wir Länder verpflichten und in der Konsequenz sanktionieren können, wenn sie ihren Anteil an der Zielsetzung zum Ausbau nicht leisten.“ Mit Blick auf den Windausbau nennt Lies Bayern als Negativbeispiel, wo Abstandsgebote jegliche Form den Ausbau praktisch verhindern. „Es reicht nicht, sich für ambitionierte Ziele feiern zu lassen. Man muss auch jedes Jahr aufs Neue sehen, ob sie auch erreicht wurden, und nachjustieren. Das hat in der Vergangenheit gefehlt.“ Die derzeitige Ausbaugeschwindigkeit, so Alexander Bonde, reiche jedenfalls nicht. „Vor allem dann nicht, wenn wir aus Klimaschutzgründen mehr Strom brauchen als heute.“ Für den Generalsekretär der DBU ist die Frage, wie viel Strom künftig gebraucht werde, essenziell, um die notwendigen Klimaschutzprozesse anzupassen. „Wir haben eine massive Elektrifizierung von Bereichen, die heute nicht Teil des Strommarktes sind. Das bedeutet, dass wir jedes Szenario für den Ausbau der erneuerbaren Energien darauf ausrichten müssen.“ Wärme und vor allem Mobilität gehören zu diesen Bereichen. Das kennt Umweltminister Lies mittlerweile aus erster Hand. „Ich bin quasi der Praxistest für E-Mobilität. Obwohl ich immer große Distanzen fahre, möchte ich nicht zum Verbrenner zurückwechseln wollen. Aber ich sehe auch, wo es bei der Ladeinfrastruktur hakt.“

Braucht es möglicherweise doch länger zum Beispiel Atomkraftwerke, um gegebenenfalls eine Stromlücke zu schließend? Die Antwort von Umweltund Atomminister Olaf Lies ist eindeutig: „Dass wir aus der Kernenergie ausgestiegen sind, war eine gute und richtige Entscheidung, und es führt auch kein Weg zurück.“ Zumal beim Thema Endlager gelte: „Ich kann nur sagen: Es gibt viele, die kein Windrad wollen, aber ein Endlager vor der Haustür wollen noch weniger.“ Derart ungelöste Probleme wie die Entsorgung von Brennelementen in die Zukunft zu vertagen und ein derartiges Risiko einzugehen stehe in keinem Verhältnis. „Zumal es nicht einmal wirtschaftlich vernünftig ist. Strom aus Windenergieanlagen zu erzeugen ist deutlich günstiger“, so Lies. Bei Fotovoltaik lägen die Kosten für eine Kilowatt-

„Es gibt viele, die kein Windrad wollen, aber ein Endlager vor der Haustür wollen noch weniger.“ Umweltminister Olaf Lies

stunde in sonnenreichen Regionen sogar bei nur einigen wenigen Cent. „Bei Kernenergie sind es locker 25 Cent. Es gibt also auch wirtschaftlich nichts Klügeres, als die Energiewende konsequent voranzutreiben.“ „Es ist schon erstaunlich, wie der Diskurs zu Atomkraft immer ohne betriebswirtschaftliche Grundlagen stattfindet“, ergänzt auch Bonde. Am Beispiel Großbritannien lasse sich das gut sehen. „Dort wird für gigantische Kosten ein neues Kraftwerk gebaut. 35 Jahre lang braucht es pro Kilowattstunde erzeugten Strom eine Einspeisevergütung von 10,5 Cent. Im Vergleich zu solchen Subventionen ist jede Diskussion über eine angeblich zu hohe Förderung alter Solaranlagen in Deutschland ein Witz. Dass muss man mal in dieser Deutlichkeit sagen“, so der DBU-Generalsekretär. Lies verweist auch darauf, dass Deutschland bei Weitem nicht der Musterschüler in Sachen Erneuerbare ist, als den man sich gerne sieht. „Auch in Frankreich sehen wir keinen Einstieg in den Neuaufbau von Kernkraftwerken. Stattdessen wird in den Offshore-Wind investiert – und der Ausbau geht deutlich schneller voran als bei uns.“ Ist es der oft zitierte Artenschutz, der den Ausbau Erneuerbarer in Deutschland bremst? „Es gibt naturgemäß auch sich widerstreitende ökologische Interessen“, sagt Alexander Bonde. Jedoch keine, die aus seiner Sicht nicht zu lösen wären. Zumal: „Wenn wir uns anschauen, welche Gebiete in Deutschland tatsächlich aufgrund ökologischer Sensibilität für Windkraft nicht geeignet sind, dann sind das im Vergleich zu Flugsicherung und Ähnlichem wenige“, so der DBU-Generalsekretär. „Umweltschutz ist oft ein vorgeschobenes, weil emotionales Argument. Da werden wir als Umweltschützer ein Stück weit in die Verhinderer-Rolle geschoben.“ Dem kann Lies nur zustimmen. „Da wird manch einer über Nacht zum Umweltschützer. So ehrlich muss man sein.“ Dennoch: An einigen Stellen fehlt laut Bonde ein präzises Wissen über das Verhalten verschiedener Arten. „Und wir sind schlecht in der Kartierung“, ergänzt Lies. Und für Niedersachsens Umweltminister fehlt eine konkrete Handhabe, wie der Artenschutz im Genehmigungsverfahren neuer Windräder zu bewerten ist. „Es gibt leider keine technische Anleitung Artenschutz, die Gerichten bei etwaigen Klagen hilft, eine Entscheidung für oder gegen eine Anlage zu treffen.“ Hier sieht Lies die Notwendigkeit für die Politik, konsequenter zu werden. „Wir müssen klare Ziele benennen. Nur so können wir zum Beispiel klar definieren, was an grünem Wasserstoff produziert werden kann oder wie viel grünen Stahl die Stahlindustrie produzieren kann.“ Aus Sicht des Umweltministers wird die Ausbau-Debatte derzeit von der Industrie getrieben. „Das zeigt: Wir sind als Politik zu langsam.“ Den Eindruck hat auch Alexander Bonde. „Die Wirtschaft hat das Thema Energiewende genau im Blick und erkannt, dass man an die Rohstoffprozesse ranmuss.“ Und wie geht es jetzt weiter? Diskutiert wird über mehr Dezentralität im Stromnetz – Forschungsprojekte, die auch die DBU unterstützt. „Wir verfolgen aber nicht das Ziel, kleine autarke Inseln zu schaffen, sondern Dezentralität muss positiv auf das Gesamtnetz einzahlen. Autarke Netze allein sind nicht effizient.“ Übertragungsnetze werde man trotzdem noch brauchen, ergänzt Olaf Lies. Um einen Ausbau komme man nicht herum. Insgesamt sieht Alexander Bonde beim Thema Energiewende viel Bewegung. „Ich hatte Sorge, dass in der Pandemie weniger Mittelständler mit Projektideen auf uns zukommen. Das Gegenteil ist der Fall. Wir hatten vorheriges Jahr eines der antragstärksten Jahre.“ Die Herausforderungen seien groß – das Know-how jedoch ebenfalls.

Foto:imagoimages/FutureImage


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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Glückliche Betreiber: „Das Geld bleibt hier in Bramsche“ Vor fünf Jahren begann der Bau des Windparks im ländlichen Kalkriese – eine private Initiative von mehr als 60 Grundstücksbesitzern VON MARCUS ALWES Fünf Jahre ist es in diesen Wochen her, dass im ländlichen Bramscher Ortsteil Kalkriese die Schwerlasttransporte anrollten, um die großen Mastenteile und Flügel für insgesamt zwölf Windräder zu bringen. Die Turbinen lieferte dabei das dänische Spezialunternehmen Vestas Wind Systems A/S. Bis zu 200 Meter hohe Türme entstanden damals nahe den Straßen Zum Galgenhügel und Siemes Tannen. Heute – im Februar 2021 – sehen sich die Verantwortlichen der Betreibergesellschaft und der Bürgerwindgenossenschaft in ihrer Investitionsentscheidung bestätigt. „Das Geld bleibt hier in Bramsche. Das war genau das Richtige für Kalkriese und die Stadt“, bilanziert Ralf Große-Endebrock. Der Landwirt ist neben Ralf Finke einer der beiden Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Windpark 1 Kalkriese GmbH & Co. KG. Insgesamt mehr als 60 örtliche Grundstückseigentümer sowie die Stadtwerke Bramsche und die Volksbank Bramgau-Wittlage halten Anteile an dieser Kapitalgesellschaft. „Und es war auch eine gute Entscheidung, dass wir das in privater Eigenregie gemacht haben“, so Große-Endebrock weiter. Rund 65 Millionen Euro betrug die Gesamtinvestition in den Windpark Kalkriese damals. Beraten und BRAMSCHE

ImländlichgeprägtenOrtsteil Kalkriesestehtseit fünfJahren einWindpark.Rund65 MillionenEuro wurdeninsgsamt in dieErrichtungderbiszu 200Meter hohenRäderinvestiert.

begleiten ließen sich die Bramscher unter anderem von der Ingenieur Netzwerk Energie eG aus Bad Iburg. Bereits seit dem Jahr 2017 konnte die KG jährlich eine Divi-

dende an ihre Gesellschafter ausschütten. Auch die Bürgerwindgenossenschaft Kalkriese 1 eG – sie zeichnet für zwei der zwölf Räder verantwortlich – bediente ihre ins-

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gesamt 117 Mitglieder je nach Geschäftsergebnis. Beispielsweise mit einer Rendite von fünf Prozent, zwölf Monate später mit drei Prozent. Selbst im zurückliegenden Corona-Jahr 2020 war ohne einen Beschluss einer Mitgliederversammlung, aber unter Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen eine Ausschüttung von 1,5 Prozent möglich, erläutert Genossenschaftsvorstand Frank Rauschenbach. Dessen Mitstreiter Dieter Holzgrefe unterstreicht, die Betreibergesellschaft und die Genossenschaft seien „vollständig gleichgestellt“. Der Umgang mit Kosten und Erlösen sei ganz genau geregelt. Allerdings stellt der Co-Vorstand klar, dass sich Anleger „darüber im Klaren sein“ sollten, „dass es sich bei der Beteiligung am Bürgerwindpark Kalkriese um ein langfristiges Investment handelt“. Falls in 2021 wieder ein Präsenztreffen der Anteilseigner der eG stattfindet, dürfte auch die Dividende wieder höher ausfallen. Alle Genossenschaftler haben einst mindestens sechs Anteile gezeichnet – also 3000 Euro investiert. Das höchste Investment eines Anteilseigners liegt bei 75 000 Euro. Zudem erfüllen alle Mitglieder der Bürgerwindgenossenschaft zwingend die Vorgabe, in Bramsche zu wohnen. „Es läuft gut“, stellt Vorstand Rauschenbach mit Blick auf die Bürgerbeteiligung fest. Wer vor fünf Jahren im Rahmen eines vorgegebenen Zeitfensters mutig war und gezeichnet habe, dürfe sich heute bestätigt fühlen. Neueintritte in die Genossenschaft sind inzwischen nicht mehr möglich. Profiteur der positiven Entwicklung des Windparks Kalkriese ist übrigens auch die Stadt Bramsche. In deren Kasse fließen die Gewerbesteuereinnahmen. Und der Ortsrat wird alljährlich mit einer Spende der Betreiber-Gesellschaft bedacht. Dieses Geld wird dann unter Zustimmung der Kommunalpolitiker gezielt für anstehende Projekte der drei Kalkrieser Vereine – Schützengesellschaft, Heimatverein und Sportclub – verwendet. Deutlich vernehmbaren Widerspruch gegen den Windpark gibt es heute kaum noch. Die Kritiker melden sich öffentlich nur noch selten zu Wort. Ähnlich wie in Rieste und Vörden. Die meisten Skeptiker von einst haben sich offenbar irgendwie mit den Türmen aus Beton und Stahl arrangiert. Ohnehin waren

Foto:Archiv/MarcusAlwes

auf der anderen Seite der Landesstraße 78 – also in den Bramscher Ortsteilen Epe und Malgarten – die Proteste von Anwohnern deutlich lauter und emotionaler, als dort ähnlich hohe Windräder errichtet wurden. 13 Stück an der Zahl entstanden. Einsprüche und Klagen mehrerer Bürger dagegen scheiterten. Bei der Windpark-Betreiberge-

„Bei der Beteiligung handelt es sich um ein langfristiges Investment.“ Dieter Holzgrefe, Genossenschaftsvorstand Bürgerwindpark Kalkriese

sellschaft in Epe/Malgarten, der AW Windenergie Bramsche, handelt es sich übrigens ebenfalls um eine privatwirtschaftliche Initiative von regionalen Grundstücksbesitzern. In Kalkriese ist sich Ralf GroßeEndebrock unterdessen sicher, zusammen mit Ralf Finke die Entscheidungen rund um die Windräder in den zurückliegenden Jahren „gut erklärt“ und die Mitbürger „vernünftig informiert“ zu haben. Das habe mancher Gerüchteküche rasch den Nährboden entzogen. Probleme wurden in der Regel zeitnah geklärt. Auch die Bürgerwindgenossenschaft wurde rechtzeitig gegründet. So bleibt fünf Jahre nach den ersten großen Anlieferungen auf der Baustelle in Kalkriese für die beiden Geschäftsführer vor allem noch eine Aufgabe zu erledigen: Die Nacht-Befeuerung an den zwölf Türmen muss spätestens bis Ende 2022 von einem roten Dauerleuchten mittels einer Transponderlösung in ein zeitweises Leuchten bei Bedarf umgewandelt werden. Diese Umrüstung werde die Betreibergesellschaft noch einmal eine sechsstellige Summe kosten, so Große-Endebrock. Doch der Landwirt will das nicht als Klagen verstanden wissen. Ganz im Gegenteil. Mit einem Augenzwinkern, aber gewiss nicht ohne Stolz verrät er, „der Windpark war das Beste, was ich in meinem Leben bisher gemacht habe“.

ZUR SACHE

36 Windräder entlang der L 78 Wer auf der Landesstraße 78 von Bramsche-Engter oder Lappenstuhl bis ins südoldenburgische Vörden fährt, kommt an insgesamt 36 Windrädern vorbei. Viele von ihnen stehen „gefühlt“ dicht beieinander links und rechts der Straße. Mit dem bloßen Auge ist aus der Ferne nur schwer zu erkennen, dass es sich hier um vier verschiedene Windparks handelt. Alle

Windräder sind in den zurückliegenden fünf Jahren entstanden. Für insgesamt zwölf von ihnen zeichnen die Windpark 1 Kalkriese GmbH & Co. KG als Betreibergesellschaft und die Bürgerwindgenossenschaft Kalkriese 1 eG verantwortlich. Auf der anderen Straßenseite wuchsen in den Bramscher Ortsteilen Epe und Malgarten 13 Türme in die Hö-

he. Dieses Projekt verantwortet die AW Windenergie Bramsche GmbH & Co. KG. Im angrenzenden Rieste haben fast zeitgleich die Stadtwerke Osnabrück als Betreiber vier Windräder errichten lassen, während im Sektor Im Bernhorn in Neuenkirchen-Vörden sieben „Spargel“ auf Initiative der Firma Landwind Projekt GmbH & Co. KG gebaut wurden. maa


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Lange Kühltunnel für Pommes frites Wernsing Feinkost darf sich klimaneutral nennen / Eine Biogasanlage gab es schon Ende der 1970er-Jahre Ein aufwendiger Weg bis zur Zertifizierung Entstehender Dampf erhitzt Reinigungswasser Ausgleichszahlungen werden in nachhaltige Projekte gesteckt VON NINA STRAKELJAHN Klimaneutral wirtschaften, geht das überhaupt? Ja, sagt das Unternehmen Wernsing Feinkost aus Essen (Oldenburg). Seit Oktober 2020 darf sich die Firma klimaneutral nennen. Doch wie funktioniert das, und welche Rolle spielt die Kompensation von Emissionen dabei? „Pommes müssen erst frittiert, Suppe erst gekocht werden und nachher muss alles heruntergekühlt oder sogar tiefgekühlt werden“, erklärt Alfred Kessen, Geschäftsführer Einkauf und Logistik bei Wernsing Feinkost – und genau für diese Prozesse benötigt das Lebensmittelunternehmen, das sich auf Kartoffelprodukte, Salate und Soßen spezialisiert hat, sehr viel Energie. Demgegenüber steht das Ziel, klimaneutral zu wirtschaften, die in der Firma verbrauchten CO2Emissionen also auszugleichen. Das kann trotzdem funktionieren, sagt Kessen und erklärt, wie Wernsing Feinkost dieses Ziel in den vergangenen Jahren erreicht hat. „Man kann sich das theoretisch ganz einfach machen“, sagt Kessen. „Ich erstelle eine CO2-Bilanz und kompensiere die restlichen CO2Emissionen mit internationalen Klimaschutzprojekten.“ Rein rechtlich sei das in Ordnung, auch wenn manche das als „Ablasshandel“ bezeichnen würden. „Wir sehen das aber viel umfassender“, betont Kessen. Wernsing Feinkost sei schon seit vielen Jahren einen strukturierten Weg gegangen, um den Energiebedarf zu reduzieren. „Wir haben erst mal eine Analyse gemacht, wo stehen wir eigentlich, und dann die eigenen Hausaufgaben gemacht.“ Ein Baustein der „eigenen Hausaufgaben“ sind Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, mit denen das Unternehmen seinen eigenen Strom erzeugt. „Das hat eine sehr hohe Energieeffizienz von über 80 Prozent“, erklärt der Geschäftsführer. Im zweiten, großen Bereich geht es außerdem darum, Wärme zurückzugewinnen. „Die Abwärme, die bei Fritteusen oder in Kochprozessen entsteht, sammeln wir und gewinESSEN-ADDRUP

SeitJahren dabei:AlfredKessen,beiWernsing Feinkost GeschäftsführerEinkauf undLogistik

DernachhaltigeAnbauderProdukteistbeiWernsinginEssen-AddrupeinerderSchlüsselfürKlimaneutralität.

nen sie über Wärmetauscher zurück, sodass wir sehr effektiv werden“, erklärt Kessen. Aber auch die Kühlung ist deutlich verbessert worden. Kühltunnel hätten früher Temperaturen von minus 50 Grad Celsius und kälter gehabt, um dann die Pommes herunterzukühlen. Heutzutage baue man Tunnel, die viel länger sind, 40 bis 50 Meter lang. Dafür würden sie aber nicht so stark heruntergekühlt, und der Prozess dauere länger. „So kann ich wesentlich energieeffizienter arbeiten“, sagt Kessen. „Man muss schon Technik einsetzen.“ Und die nächsten Projekte stehen schon an. „Während man Kartoffeln schält, entsteht Dampf “, erklärt Kessen. „Diesen Dampf fangen wir auf und erhitzen damit Wasser, das wir am Wochenende für die Reinigung nutzen. Wichtig ist, dass die Energie von allem, was einmal heiß gemacht worden ist, wiedergewonnen wird.“ Aber auch mit Druckluft beschäftigt sich das Unternehmen gerade. „Wenn man Luft komprimiert, entsteht Wärme – und diese Wärme nutzen wir in Zukunft auch wiederum, um Wasser zu erwärmen, damit der Abtauprozess bei den Kälteanlagen optimiert werden kann.“ Insgesamt seien es viele Maßnahmen, die dazu führen, Energie einzusparen, betont der Geschäftsfüh-

rer. Dazu gehört zum Beispiel auch, dass die Firma mit LED-Lampen ausgestattet ist, oder auch, dass bei der Anschaffung neuer Maschinen der Energieverbrauch betrachtet wird. „Es gibt nicht diesen einen Baustein.“ Die Aufwendungen für die zahlreichen Maßnahmen zum nachhaltigeren Wirtschaften kosten das Unternehmen nach eigenen Angaben einen „höheren Millionenbetrag“. Das Unternehmen blickt aber nicht nur auf die Energiebilanz. „Nachhaltigkeit verstehen wir nicht nur in Bezug auf Energie“, betont Kessen. Zum Beispiel beziehe die Firma die Kartoffeln zu einem Großteil aus der Region, auch bei Verpackungen und anderen Materialien setze sie auf regionale Partner. Ein genauer Blick wird außerdem darauf gerichtet, wie und wie viel Müll produziert werde. Es gehe in all diesen Prozessen darum, die Wertschöpfungskette zu optimieren. Schon bevor der Zertifizierungsprozess gestartet wurde, um ein klimaneutrales Unternehmen zu werden, hätten diese Grundsätze eine Rolle gespielt. „Vermeiden, vermindern, verwerten“ habe damals der Slogan geheißen, erklärt Kessen. Eine Biogasanlage gab es schon Ende der 1970er-Jahre. Doch die Gründe, warum sich Wernsing Feinkost für diesen Weg entschieden hat, sind vielfältig. Die Lebensmittelpreise gehören auch dazu – und die seien in Deutschland sehr ambitioniert. Für das Unternehmen gehe es darum, wie man Lebensmittel herstelle und wie kostengünstig. „Energie ist in Deutschland sehr sehr teuer, und als Konsequenz müssen wir mit diesem Gut sehr sparsam umgehen“, erklärt Kessen daher, warum Energie so im Fokus ist. Aber die Familie Wernsing mache das auch aus Überzeugung und stelle die entsprechenden Mittel bereit. Das macht er auch an einem weiteren Beispiel fest. Das Unternehmen ist bereits klimaneutral. Das soll nun ab März auch für einen Großteil der Produkte gelten, und das bedeutet, sie müssen von der Erzeugung bis zur Auslieferung klimaneutral sein. Dafür werden

unter anderem Kompensationszahlungen geleistet. Die betroffenen Produkte gehen vor allem in die Gastronomie, wo der Kunde das nicht wahrnimmt. Dennoch sei es dem Unternehmen ein Anliegen, diesen Schritt zu gehen. „Wir glauben schon, dass der Markt sich auch entsprechend entwickeln wird“, ergänzt Kessen. In Schweden gebe es zum Beispiel Unternehmen, die nur noch klimaneutrale Produkte in ihr Portfolio aufnehmen. In Zukunft könne Wernsing Feinkost punkten. „Irgendwann wollen wir die Produkte damit vermarkten. Wenn ihr gute Lebensmittel haben wollt, die auch noch verantwortlich hergestellt werden, dann ist Wernsing die erste Adresse.“ Von 2012 bis 2018 hat es Wernsing nach eigenen Angaben geschafft, die CO2Emissionen um 42 Prozent zu reduzieren. Doch um klimaneutral zu sein, leistet auch Wernsing Feinkost trotz aller Bemühungen am Ende noch Kompensationszahlungen. „Das kann man durchaus kritisch sehen, das ist uns auch bewusst, aber es sollte auch immer nur der letzte Schritt sein, man muss vorher schon einige Schritte gegangen sein, um glaubwürdig zu sein“, betont Kessen. „Aber wir können auch nicht verhehlen, dass wir noch Gas brauchen, um unsere Fritteusen heiß zu bekommen, und wir können in der Situation nicht immer neutral arbeiten, aber dort, wo wir unseren Fußabdruck hinterlassen, investieren wir in Klimaschutzmaßnahmen.“ Die Entscheidung, welche Projekte unterstützt werden, hat Wernsing Feinkost gut durchdacht. „Wir haben danach ausgewählt, mit welchen Projekten wir uns identifizieren können und aus welchen Ländern unsere Rohstoffe kommen, die wir nicht in Deutschland beziehen können“, erklärt Nachhaltigkeitsmanagerin Jana Ecke. Ein Projekt ist der Waldschutz in Brasilien. Dann gibt es die sauberen Kochöfen in Ghana. „Was für uns auch Über-

Fotos:Wernsing

zeugung ist, denn Kochen und Essen, das sind wir.“ Als drittes Projekt wird die Solarenergie in Indien unterstützt, was ebenfalls zum Einsatz im Bereich Energie passt. Obwohl Projekte im Bereich Solar-

„Nachhaltigkeit verstehen wir nicht nur in Bezug auf Energie.“ Alfred Kessen, Geschäftsführer Einkauf und Logistik

energie mittlerweile kritisch gesehen werden, hat Wernsing sich dafür entschieden. „Solange in diesen Ländern ein Kohlekraftwerk nach dem anderen aufgebaut wird, finde ich solche Projekt, die dazu dienen, ökologische Energie zu nutzen, wichtig“, sagt Kessen. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Climatepartner werden mithilfe dieser drei Projekte so zum Beispiel von 1. Oktober 2020 bis 30. September 2021 etwa 50 000 Tonnen CO2 kompensiert. Auf dem bisher Erreichten will sich Wernsing Feinkost dennoch nicht ausruhen. Das nächste große Projekt ist der Bau eines Biomassekraftwerks, in dem Resthölzer verarbeitet werden, also Holz, das schon mal einen Verwertungsprozess durchlaufen hat. 2022 soll es fertig sein. „Damit möchten wir unsere CO2-Emissionen noch einmal um 50 Prozent senken“, sagt Kessen. Das seien ungefähr 30 000 Tonnen CO2. Außerdem reduziere man damit die Abhängigkeit vom Gas. Das nächste Ziel sei, die CO2-Emissionen um mehr als 70 Prozent je Tonne Fertigprodukt im Vergleich von 2012 zu 2025 zu reduzieren. Zum Unternehmen: Heinrich Wernsing brachte von seiner Tätigkeit als Konditor in Düsseldorf 1962 die Idee mit, Pommes frites zu produzieren. Kurz darauf startete man die Herstellung von Mayonnaise und Ketchup, dazu kamen Kartoffel- und Rohkostsalate sowie alle möglichen Kartoffelprodukte (Kroketten, Rösti, Wedges). Im Laufe der Jahrzehnte gab es mehrere Kapazitätserweiterungen, teils durch Neubauten, aber auch durch Teil-Übernahmen anderer Firmen. In EssenAddrup sind 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Zusammen mit Tochterfirmen betreibt die Wernsing Food Family allein in Deutschland sieben Werke, außerdem gibt es Standorte in Belgien, Dänemark, den Niederlanden, Polen, Schweden und Spanien – Gesamtumsatz: mehr als eine Milliarde Euro jährlich.


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„Damals war es echte Pionierarbeit“ Die Bertelmanns bewohnen seit fast 20 Jahren ein Passivhaus / Ihr Stolz sind vier Kinder mit ökologischem Bewusstsein VON HERMANN-JOSEF MAMMES PAPENBURG Beim Blick auf die Strom- und Gasrechnungen wird vielen Hausbesitzern angst und bange. Bei den Papenburgern Annelen und Manfred Bertelmann ist dies wesentlich entspannter. Sie haben schon 2001 ein Passivhaus gebaut. „Bis heute kapieren viele Menschen nicht, wie ein Passivhaus funktioniert“, ärgert sich der Diplom-Volkswirt. Schon am Eingang ihres Hauses fällt Besuchern ein Schild ins Auge: „Agenda 21 Wettbewerb – Preisträger 2002“. Die Kommunen Dörpen und Papenburg zeichneten sie für die ökologische Bauweise aus. „Damals war es echte Pionierarbeit“, sagt der 56-Jährige. In ganz Niedersachsen habe die Anzahl der Passivhäuser im niedrigen zweistelligen Bereich gelegen: „Wir wurden von vielen belächelt“, sagt der Papenburger. Viele seien sehr skeptisch gewesen und hätten ihn gewarnt: „Das klappt nie.“ Anfangs schienen die Nörgler sogar recht zu behalten. Die Firma, die im Garten die notwendigen Rohre zur Nutzung der Erdwärme verlegte, „hat handwerkliche Fehler begangen“. So drang Grundwasser in die Rohre, und der Erdwärmetauscher wurde stark beeinträchtigt – dieses Manko wurde später behoben. Leider habe sich die Passivhausbauweise bis heute nicht im gewünschten Maße durchgesetzt. Dabei würde der Bau eines solchen Hauses die Ziele des Klima- und Umweltschutzes wesentlich befördern. Nach Einschätzung von Bertelmann fehle es an staatlichen finanziellen Anreizen sowie an qualifizierter Beratung bei der Bauplanung. Das alles führe leider dazu, dass viele Menschen auch durch Unwissenheit erst gar nicht auf die Idee kämen, selbst einmal ein Passivhaus zu bauen. Bertelmann selbst ist froh, dass sich seine Frau und er damals gleich zu Beginn ihres Großprojektes zusätzlicher fachlicher Kompetenz bedient haben. „Zuerst haben wir uns im Vorfeld selbst intensiv mit der Passivbauweise beschäftigt.“ Dies habe die Fehlerquellen vorab schon einmal minimiert. Es begann bei der Wahl des Grundstückes. So sollten gerade die größeren Fensterfronten in Richtung Süden ausgerichtet sein. „Enorm wichtig war die fast täg-

Zufriedenmitihrer Entscheidung:DasEhepaarAnnelenundManfredBertelmannvorihremPassivhausim PapenburgerKapitänsviertel.–dortwohnensie seit fast 20Jahren.

liche Bauüberwachung durch einen Architekten.“ Denn die Bauweise unterscheide sich in vielen Punkten erheblich von einem standardisierten Einfamilienhaus. Zudem sprach der Architekt bei vielen Ausschreibungsvergaben gezielt Firmen mit entsprechendem Know-how an. „Es gab damals leider für unsere speziellen Anforderungen fast keine Materialien von der Stange“, so der 56-Jährige. Selbst die Bauhandwerker sahen es als überzogen an, dass sie unter der üblichen Betondecke eine 50 Millimeter dicke Styrodur-Schicht verlegen sollten. „Das dämmt aber

erheblich von unten“, weiß Bertelmann. Während der Rohbau in Holzrahmenbauweise im emsländischen Dersum erstellt wurde, gab es bei anderen Materialien seinerzeit große Lieferprobleme. Das gesonderte Lüftungssystem fertigte eine Firma aus Bitterfeld (Sachsen-Anhalt). Zudem baute zwar ein Papenburger Tischlerbetrieb die Holzfenster ein, aber die eigentliche Fertigung wurde in Wittlich bei Trier realisiert. „Es gab damals nur zwei bis drei Betriebe in ganz Deutschland, die die geforderten Normen erfüllten.“

Die fünf Grundprinzipien der Passivhaus-Bauweise

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Erdwärmeüberträger (optional) Quelle/Grafik: Passivhaus Institut

Dazu gehörten laut des umtriebigen Hausbesitzers eine Dreifach-Verglasung mit einem niedrigen U-Wert, damit der Wärmeverlust möglichst gering bleibt. Bei den sehr dicken Mauern ist aber auch die Positionierung der Fenster elementar. Jalousien verbieten sich ebenfalls, da Rollladenkästen Kälte- bzw. Wärmebrücken sind. Bevor die Maurer das Haus verklinkerten, wurden mit einem Luftdichtigkeitstest und einer Thermografieaufnahme „Schwachstellen“ ausgemacht und beseitigt. „Einige warnten uns damals sogar, dass wir ersticken würden, weil wir nicht lüften und das Haus nicht atmen kann“, erzählt Bertelmann. Tatsächlich lassen sich nur ganz wenige Fenster öffnen. Ehefrau Annelen kann damit eigentlich gut leben, „aber hin und wieder wäre es doch schön, wenn das Fenster in der Toilette sich öffnen ließe.“ Alles in allem beziffert das Ehepaar die Mehrkosten auf 15 bis 20 Prozent gegenüber einem üblichen Haus. Ein verbilligtes Darlehen der Förderbank Kfw mit einem Zinssatz von 4,5 Prozent habe ihnen damals die Entscheidung erleichtert. Und beide sagen heute unisono: „Wir würden es genauso wieder machen.“ Richtig stolz macht es die Eltern, dass ihre vier Kinder „ein ökologisches Bewusstsein“ entwickelt haben. Nach Einschätzung von Annelen und Manfred Bertelmann überwiegen ganz klar die Vorteile eines Passivhauses: Die dicken Fenster schützen vor Außenlärm. Der ständige Luftaustausch sei sogar in Zeiten von Corona eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, denn man spare das sonst notwendige Lüften. Anders als bei üblichen Heizungen gebe es keine „trockene Raumluft“, und Schimmelbefall sei so

gut wie ausgeschlossen. Zudem sei die Zimmertemperatur im Hochsommer im gut isolierten Haus angenehm kühl. Zu den Nachteilen zähle, dass die Raumtemperatur im Winter in den Schlafzimmern annähernd dieselbe sei wie in Wohnzimmer und Küche. Dafür arbeite die „Technik seit fast 20 Jahren einwandfrei“. Sie lässt sich

„Wir würden es genauso wieder machen.“ Annelen und Manfred Bertelmann, Passivhaus-Besitzer

Foto: Hermann-JosefMammes

mit etwas technischem Verständnis selbst warten. Zur Wahrheit gehört auch, dass kühle und sonnenarme Herbstund Wintermonate ihren Tribut fordern. Selbst im Passivhaus kommt dann zeitweise ein Gasbrenner zum Einsatz, um Raumluft und Badewasser zu erwärmen. Familie Bertelmann benutzt schon seit Jahren weitere „klimaund umweltschonende Ressourcen“. Es beginnt beim Dach mit Fotovoltaikanlage und Warmwasserkollektoren, führt über die Regenwasserzisterne und endet bei zwei Erdgas- bzw. Autogasautos, die schon bald durch E-Mobile ersetzt werden sollen. Auch die alte Fotovoltaikanlage soll demnächst um eine weitere, wesentlich leistungsfähigere Anlage ergänzt werden. Dann wollen die Bertelmanns nicht nur den Strom für das Haus, sondern auch für ihre E-Autos selbst produzieren und noch überschüssigen Strom ins öffentliche Netz einspeisen.

An derVorderfrontin RichtungNordenhatdasHaus nurwenigeFenster.


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„Dieses Jahr für uns ein entscheidendes“ Der Chef des Windanlagenherstellers Enercon, Momme Janssen, sieht für das angeschlagene Unternehmen Licht am Ende des Tunnels VON NINA KALLMEIER AURICH/OSNABRÜCK Die getriebelosen Windräder des ostfriesischen Windanlagenbauers Enercon waren einst das Maß aller Dinge, wenn es in Deutschland und weltweit um die Windenergie an Land ging. Enercon stand wie kaum jemand für den Aufstieg der Windbranche – mehr als die Hälfte aller neuen Windräder bundesweit kamen noch im ersten Halbjahr 2018 von den Auricher Windradbauern. Heute kämpft der einstige Pionier ums wirtschaftliche Überleben. Ganz so viele Stellen wie angekündigt sind bis heute nicht weggefallen, sagt Momme Janssen, seit Dezember Chef des Anlagenbauers und damit Nachfolger von HansDieter Kettwig. 3000 Mitarbeiter – so hieß es – könnten bei Enercon selbst und Zulieferern ihren Job verlieren. Da sei man knapp drunter geblieben. Überwunden ist die Krise jedoch noch nicht. Ende dieses Jahres könnte es so weit sein, dass sich der Windanlagenhersteller endgültig zurückmeldet. „Dieses Jahr wird für uns ein entscheidendes Jahr“, ist sich Momme Janssen sicher. Die Wortwahl zeigt, wie schlecht es um Enercon bestellt war. 2019 war mit einem Verlust von fast einer Milliarde Euro das wirtschaftlich schlechteste Jahr der Unternehmensgeschichte. „Auch unsere Finanzierung stand zur Disposition. Hinzu kommt der Markteinbruch der Windenergie, der uns mit unserem immer noch starken Fokus auf Deutschland und wenig Diversifizierung ungleich härter getroffen hat als andere Hersteller“, sagt Janssen. Policausale Krise nennt es der Enercon-Chef. Seit dem Frühjahr 2020 steht nun die Finanzierung, und Janssen schaut nach vorne. Auch hinsichtlich der Wirtschaftskraft des Unternehmens. „Wir haben uns im Ergebnis 2020 deutlich gefangen“, sagt er, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Schon in diesem Jahr soll das Unternehmen wieder ein moderat positive Ergebnisse vorweisen. Bis zu tiefschwarzen Zahlen sei es jedoch ein weiter Weg, betont Janssen. „Wir müssen es schaffen, unsere Projektmargen zu optimieren, um Geld zu verdienen. Hier lassen wir auf den Baustellen durch Fehlteile und nicht optimale Abläufe zu viel liegen. Erst dann, wenn die Margen stimmen, sind wir wirklich robust und gut aufgestellt.“ Die Probleme der Vergangenheit will Enercon hinter sich lassen. Angesetzt wird an den Stellen, die zur Krise des Herstellers geführt haben. Denn viele Probleme des Windanlagenbauers waren hausgemacht. Dazu zählt das jahrelange Festhalten an einer Fertigungstiefe im Hochlohnland Deutschland, sodass die Ostfriesen international nicht mehr konkurrenzfähig waren – auch nicht auf dem Heimatmarkt. Die Konsequenz: Enercon vergab an damalige Zulieferfirmen in der Region keine Aufträge mehr, was für viele von ihnen, die zwar rechtlich eigenständig waren, jedoch ausschließlich für Enercon produzierten, das Aus bedeutete. Auch die Politik schaltete sich ein, versuchte zu vermitteln und einen massiven Stellenabbau zu verhindern. „So hart es klingt: Für uns ist diese Umstrukturierung ein Erfolg. Wir wollen die Zuliefererstruktur, für die wir zu Recht stark kritisiert worden sind, nicht mehr“, sagt Momme Janssen. Die vielen negativen Schlagzeilen kommentiert er gelassen: „Dinge zu gestalten ist nicht immer popu-

ZUR SACHE

Vom Aufstieg und Fall: Eine Chronologie 1984: Der Elektroingenieur Aloys Wobben aus Rastdorf/Emsland gründet den Windenergieanlagen-Hersteller Enercon in Aurich mit drei Mitarbeitern. 1993: Mit der E-40-Windenergieanlage kommt die erste getriebelose Variante der Firma auf den Markt. Im selben Jahr startet die Fertigung von Rotorblättern in der extra in Aurich gegründeten Firma Aero. 1995: Die Weiterentwicklung E-66 verkauft Enercon insgesamt mehr als 2000-mal. 1996: Mit der neuen Fabrik im brasilianischen Sorocaba (Bundesstaat São Paulo) beginnt Enercons Engagement im Ausland. 2001: Enercon steigt in die Energiegewinnung durch Wasserkraft ein. Bis 2009 entstehen Pilotprojekte für Wasserkraftwerke nahe den Orten Raguhn (Sachsen-Anhalt) und Mulde (Sachsen). 2004: Nach angeblicher Industriespionage durch den US-Geheimdienst NSA und einen Patentstreit mit der Firma GE-Wind-Energy kann Enercon seine Anlagen auch in die USA liefern. 2011: Gemeinsam mit der Bremer swb wird in der Hansestadt der Probebetrieb des neuen Weserkraftwerkes gestartet. 2012: Aloys Wobben überträgt seine Anteile der AloysWobben-Stiftung, die damit alleiniger Gesellschafter der Enercon-Gruppe wird. 2019: Nach Auftragseinbrüchen speziell für Windkraftanlagen wird im November bekannt, dass Enercon in Aurich und Magdeburg jeweils 1500 Jobs abbauen will. 2020: Hans-Dieter Kettwig tritt als Chef ab, Momme Janssen übernimmt. gp Hochhinaus gehtes beimBaueinerWindkraftanlage wiehier in Österreich.

lär. Da muss man dann durch. Wir müssen uns gegenüber der Konkurrenz behaupten, nicht gegenüber der Politik.“ Das bedeutete, die Zahl der Partner zu reduzieren und Werke zu schließen. „Was wir automatisiert fertigen können und wo wir einen hohen Facharbeiteranteil in der Produktion haben, das können wir auch weiterhin wettbewerbsfähig in Deutschland produzieren“, ist sich Janssen sicher. Eine Gondel-Endfertigung – quasi das Maschinenhaus einer Windkraftanlage, in dem sich auch der Generator zur Stromerzeugung befindet – in Aurich gehört dazu. An dem Standort wird auch die neue E-Gondel gebaut werden. In Magdeburg werden auch weiterhin Generatoren produziert. „Darin steckt unser Know-how. Wird eine Windenergieanlage besser, dann aufgrund der Generatorentechnologie. Schon aus dem Grund wollen wir diese Produktion in Deutschland halten.“

Anders sieht es bei der Rotorblatt-Fertigung aus. Trotz vieler Versuche lasse sich die Produktion von Rotorblättern nicht in Gänze automatisieren – Versuche der Teilautomatisierung hatte es

„Wir müssen uns gegenüber der Konkurrenz behaupten, nicht gegenüber der Politik.“ Momme Janssen, Vorstandschef Enercon

Foto: imagoimages/Wolfgang Simlinger

durchaus gegeben, diese hatten aber nicht den erhofften Effekt, um eine wettbewerbsfähige Rotorblatt-Produktion am Standort Deutschland für das internationale Geschäft zu realisieren. „Zumal es vor dem Hintergrund der Internationalisierung unseres Geschäftes wenig Sinn macht, ein Rotorblatt aus Deutschland nach Vietnam zu transportieren. Das geschieht aus Indien oder China“, so Janssen. Gleiches gelte für Stahlrohrtürme. Die seien aus China nicht nur günstiger, sondern auch besser. Diese Internationalisierung der Produktion sieht der Enercon-Chef vor allem positiv – denn es sei auch eine Form der Standortsicherung für Aurich, wo weiterhin die Entwicklung angesiedelt ist. „Entweder man geht die Entwicklungen im Markt mit, oder man geht“, sagt Janssen. Neben der Strukturanpassung ist die Internationalisierung die zweite große Veränderung bei Enercon. Weltweit aktiv zu sein,

sieht Momme Janssen für das Unternehmen als unerlässlich an. „Die großen Energieversorger haben eine Riesen-Pipeline. Doch sie erwarten, dass Anlagenhersteller die Märkte, in denen sie Windparks verwirklichen wollen, kennen. Ist man vor Ort, hat man gute Chancen für eine Zusammenarbeit“, so der Vorstandschef. Ein Manko in der früheren Aufstellung des Anlagenbauers. Zwar blieb Deutschland zuletzt nach wie vor mit 168 Windrädern und und 538 Megawatt installierter Leistung innerhalb eines Jahres der wichtigste Absatzmarkt für die Auricher, doch die Bedeutung internationaler Märkte nimmt zu. Insgesamt 562 Windenergieanlagen (1649 MW) hat das Unternehmen 2020 weltweit installiert, vor allem in der Türkei (100 Anlagen/377 MW), in Frankreich (68 Anlagen/176 MW) und in Schweden (66 Anlagen/253 MW). „Auch Asien sehen wir künftig für uns als wichtigen Markt. In Vietnam zum

Beispiel haben wir im vergangenen Jahr nennenswerte Aufträge sichern können“, so Janssen. Dort soll es künftig auch eine eigene Organisation geben, um die Aufträge abzuwickeln. „Eine dreistellige Mitarbeiterzahl werden wir dort beschäftigen“, hebt der Chef hervor. Janssen geht davon aus: Vietnam wird in diesem Jahr einer der stärksten Märkte für das Unternehmen werden. Künftig schaut er auch auf die USA. „Dort soll massiv in erneuerbare Energien investiert werden, das beobachten wir. Auch Japan und Korea sind für uns interessant.“ Hat jemand wie Enercon, der spät ins Auslandsgeschäft einsteigt, überhaupt eine Chance? „Die Konkurrenz ist groß, und wir sind nicht mehr die Nummer eins im Markt, sondern deutlich kleiner als zum Beispiel Vestas“, sagt Janssen. Der Umsatz von Enercon liege derzeit bei rund 3,4 Milliarden Euro – zum Vergleich: Im BoomJahr 2017 waren es knapp 5,6 Milliarden. Trotz der Größe sieht der Enercon-Chef Chancen für den ostfriesischen Hersteller – zum Beispiel, wenn es um kleinere Anlagen geht, die die Konkurrenz gar nicht anbietet. „Das rettet Enercon nicht, aber es ist ein Baustein. Und wir empfehlen uns nach wie vor auch für große Windparks“, sagt der Vorstandschef. Und was ist mit dem deutschen Markt? „Das Geschäft zieht an. Mit den aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen werden wir jedoch nicht an alte Erfolge anknüpfen können.“ Janssen macht das an den Ausbauzahlen deutlich: Bundesweit wurden im vergangenen Jahr rund 1200 MW netto zugebaut. „Rund das Doppelte hat Enercon früher alleine aufgestellt. Da bleibt es nicht aus, dass wir als Unternehmen unsere Strukturen anpassen müssen.“ Auch wenn die Restrukturierung von Enercon noch nicht abgeschlossen ist, mit einer weiteren Entlassungswelle rechnet Momme Janssen nicht. „Wir werden in der Verwaltung unsere Strukturen an das geringere Volumen anpassen müssen – unter Nutzung von Fluktuation und Rentenzugängen.“ Es gebe auch Bereiche, in denen Enercon bereits wieder wachse und Mitarbeiter aufbaue. „Leiharbeitsquoten steigen. Das hat unter anderem mit dem Geschäft in Vietnam zu tun. Um die Spitze beim Produktionsanlauf auffangen zu können, brauchen wir Leiharbeit als Flexibilisierungsinstrument“, erklärt der Enercon-Chef. Positiv bleibt für den Auricher Anlagenproduzenten: Den Abstand zu Konkurrent Vestas konnte Enercon mit Blick auf den Marktanteil bei in Betrieb genommenen Windkraftanlagen in Deutschland im vergangenen Jahr etwas verringern. Nicht ganz so erfreulich für die Ostfriesen: Das lag weniger an der Stärke Enercons als vielmehr an der der Konkurrenz. Insbesondere Nordex und GE Wind Energie legten zu. Und auch Siemens Gamsea und eno energy – beide bislang nur einstellig vertreten – konnten ihren Marktanteil jeweils mindestens verdoppeln. In dem neuen Gemeinschaftsunternehmen der Enercon-Alleingesellschafterin, der Aloys-Wobben-Stiftung, und des Oldenburger Energiedienstleisters EWE sieht Janssen Chancen für einen neuen großen Kunden. „Aber auch hier müssen wir uns der Konkurrenz stellen, da es per se keine Herstellerbindung für Neuprojekte gibt – auch wenn die Bestandswindparks überwiegend mit Enercon-Anlagen laufen. Wir nehmen diese Herausforderung für uns an.“


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SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Windflaute in Deutschland? Der Ausbau der Windenergie stockt, alte Anlagen fallen aus der Förderung, und ein Repowering von Windparks ist oft schwierig. Ein Blick auf die Branche – und ein Projekt in Bergedorf.

So steht es um den Ausbau der Windenergie E

s ist früher Nachmittag, ein sonniger Tag, die Äste der Bäume wiegen sich im Wind. 66 Prozent des aktuellen Stromverbrauchs können laut elecricity map zu diesem Zeitpunkt regenerativ gedeckt werden. Daran hat die Windenergie einen Anteil von 21,2 Prozent – allerdings werden den Daten zufolge nicht einmal 23 Prozent der installierten Leistung genutzt. Diese liegt aktuell laut Bundesverband Windenergie (BWE) insgesamt bei mehr als 61 Gigawatt, davon sind 55 Gigawatt den fast 30 000 Windenergieanlagen an Land zuzuordnen. Bis 2030 soll deren installierte Leistung laut aktuellem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bei 71 Gigawatt liegen. Allerdings sind im vergangenen Jahr gerade einmal 1,4 Gigawatt brutto (1,2 Gigawatt netto) hinzugekommen. Das ist zwar mehr als noch 2019, dennoch erreichte der Zubau schon das dritte Jahr in Folge nicht die von der Bundesregierung als Zielmarke gesetzte Bruttoleistung von 2,8 Gigawatt. Der Ausbau der Windenergie auf dem Festland stockt. Und auch für das Jahr 2021 prognostizieren die Verbände lediglich einen Ausbau von 2 bis 2,5 Gigawatt. Für das Erreichen der Klimaziele müssten in Deutschland laut Experten allerdings 4,5 bis 5 Gigawatt jedes Jahr neu dazukommen. Wenn der Ausbau weiter so schleppend läuft, warnt die Windenergiebranche, reiche die Menge weder für das Erreichen der Klimaziele noch für den steigenden Bedarf der Industrie nach klimaneutraler Energie. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Es ist dieses Mal nicht Niedersachsen – mit deutlich mehr als 6000 Windrädern an Land Windland Num-

mer eins –, wo die meisten Windenergieanlagen neu entstanden sind. Es sind die Nachbarn, Nordrhein-Westfalen. Damit führt zum ersten Mal ein anderes Land als Brandenburg, Schleswig-Holstein oder Niedersachsen die Neubaustatistik an. Der Norden mit Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen kommt zusammen auf brutto 116 neue Windräder (netto 51) mit einer Leistung von 399 Megawatt (netto 298). Das Problem des langsamen Zubaus könnte sich in den nächsten Jahren noch verstärken. Denn wie sich der Windmarkt weiterentwickelt, hängt auch daran, wie viele alte Windräder auch nach Ablauf der staatlichen Förderung durch das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) weiterbetrieben werden. Das betrifft alleine in diesem Jahr bundesweit 4000 Anlagen mit insgesamt 3600 Megawatt Leistung. Und jedes Jahr kommen weitere hinzu. Der wirtschaftliche Weiterbetreib sei ohne Förderung fraglich, warnte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies vor einiger Zeit im Gespräch mit unserer Redaktion. Er sagte: „Allein in Niedersachsen erreichen bis Ende 2025 etwa 3500 Windenergieanlagen mit 4,3 Gigawatt Leistung ihr Förderende.“ Das entspreche etwa fünf Kohlekraftwerken, so der Minister. Für Schleswig-Holstein nennt eine Auswertung der Fachagentur Wind an Land eine Leistung von 408 Megawatt, für die bis Ende 2020 die Förderung ausgelaufen ist, bis Ende 2025 sind es sogar gut 1,2 Gigawatt. In Mecklenburg-Vorpommern beläuft sich die Leistung auf 340 Megawatt in diesem Jahr und insgesamt 953 bis Ende 2025.

Zwar hat die Bundesregierung bei der jüngsten EEG-Novelle eine befristete Zusatzzahlung für zunächst zwei Jahre beschlossen. Wie viele Anlagenbetreiber das Angebot nutzen wollen, ist allerdings noch nicht bekannt. Lohnt sich Windenergie ohne Subventionen? Für Peter Spengemann, Geschäftsführer Repowering bei wpd Windmanager, einem Bremer Unternehmen, das Windparks betreut, kommt das ganz auf den Standort der Windräder an. „In Schleswig-Holstein sind Windgeschwindigkeiten und die Ausbeute hoch. Hier ist es möglich, auch mit niedrigen Strompreisen Projekte zu realisieren.“ Ganz anders sähe die Situation zum Beispiel in Sachsen aus. „Die Erträge sind niedrig, und es gibt wenig Direktverbraucher an Windparks. Ganz ohne EEG wird es hier nicht gehen.“ Eine Alternative Weiterbetrieb oder ersatzloser Rückbau ist das sogenannte Repowering – also ein Ersatz der Windräder durch neue und oftmals höhere und leistungsstärkere Anlagen. Allerdings: Nur ein Bruchteil der Anlagen, die aus der Förderung fallen, wird in Niedersachsen für ein Repowering infrage kommen. Lies verweist auf ein Gutachten, das sein Ministerium in Auftrag gegeben hat. Die Gutachter haben untersucht, welches Potenzial die Windrad-Standorte in Niedersachsen für ein Repowering haben. Bei etwa der Hälfte der Standorte lohne es sich grundsätzlich nicht. Diesen Anlagen drohe der zeitnahe Rückbau, würden sie nicht weiter gefördert. Etwa 1700 Standorte in Niedersachsen wiesen zwar grundsätzlich Repowering-Potenzial auf. Allerdings könnten Auflagen den Neubau

hier in zahlreichen Fällen verhindern. So gebe es an 600 Standorten eine Höhenbegrenzung für Neubauten, die einen wirtschaftlichen Betrieb neuer Anlagen an dem Standort zweifelhaft erscheinen lassen. An 20 Prozent der Standorte könnten Belange der Flugsicherung einem Neubau im Wege stehen, etwa, weil Radaranlagen in der Nähe betrieben werden. Bislang gilt in Deutschland eine Abstandsregel von 15 Kilometern. Ein Teil der aus der Förderung fallenden Windräder wurde vor Inkrafttreten dieser Regel gebaut. Hinzu kämen Arten- und Lärmschutz, die Repowering verhindern könnten. Als weiteren Unsicherheitsfaktor bezeichnet das Gutachten die Tatsache, dass derzeit die Mehrheit der Raumordnungsprogramme in Niedersachsen neu aufgestellt werde. Darin werden noch einmal regionale Vorgaben für den Betrieb von Windparks gemacht – etwa ein größerer Abstand zu Wohnhäusern. Auch das könnte Neubauten unmöglich machen. Währenddessen läuft der Ausbau der Windkraft, global gesehen, gut: Mit rund 82 Gigawatt neu installierter Kapazität war 2020 trotz Krise ein Rekordjahr für die Branche. Vorreiter ist China, das mit 45 Gigawatt mehr als die Hälfte des weltweiten Windkraftzubaus stemmte. Trotz des stockenden Ausbaus wächst der Anteil der Windenergie an der Stromerzeugung in Deutschland kontinuierlich. Laut Bundesverband Windenergie lieferten Ende des Jahres 2020 gut 31000 Windenergieanlagen mehr als ein Viertel (27 Prozent) des in Deutschland erzeugten Stroms. Fast 132 Terawattstunden speisten sie ins Netz ein.

Den Betrieb der Anlagen über fast zwei Jahrzehnte beschreibt Spengemann als ruhig. Allerdings: „Wie bei vielen Projekten der damaligen Zeit lag die Windausbeute niedriger als berechnet.“ Das liege zum einen daran, dass das Windgutachten aus den 90ern von einer deutlich zu optimistischen Windsituation am Standort ausgegangen sei, und zum anderen auch an der Anlagentechnologie, so Spengemann. „Trotzdem konnte der Windpark 20 Jahre lang erfolgreich betrieben werden.“ Vergütet wurde der Strom über die Jahre mit einem Festpreis von 89 Euro pro Megawattstunde. Das heißt: Bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 7000

Megawattstunden über die Jahre hat der Windpark Einnahmen in Höhe von gut 12 Millionen Euro generiert. „Dem gegenüber stehen jedoch die Investitionskosten und laufenden Kosten wie Grundstückspacht, Wartung und Instandhaltung und natürlich Steuern“, so Spengemann. Wie hoch die Pacht war, verrät der Windmanager nicht. Nur so viel: Vergütet worden sei nach dem sogenannten Flächenpachtmodell. Damit profitieren nicht nur die Grundstückseigner, auf deren Feldern tatsächlich ein Windrad steht oder deren Flächen für Wege oder Netzanschluss benötigt werden, sondern alle Grundstückseigentümer im Windvorranggebiet.

Repowering: Aus fünf mach zwei A

uf der Baustelle herrscht geschäftiges Treiben. Mehrere Männer, mit Schutzhelm und Neonweste ausgestattet, stehen auf einem Betonkreis. Herauslugen hier und da Stahlstreben. Es wird das Fundament einer der neuen Windenergieanlagen, die im Ortsteil Bergedorf der Gemeinde Ganderkesee entstehen. Die Männer wirken fast winzig auf dem Betonplateau. Eines der alten Windräder steht noch in unmittelbarer Nähe der Baustelle, die Rotorblätter drehen sich jedoch nicht mehr. Als die Arbeiter das Fundament gegossen haben, war es Mitte Juni. Mittlerweile steht das Windrad: Die Nabenhöhe liegt mit 135 Metern rund doppelt so hoch wie zuvor. Inklusive der Rotorblätter mit einem Durchmesser von 126 statt zuvor 62 Metern kommt das erste von zwei Windrädern, die künftig den Windpark ausmachen werden, auf eine Höhe von knapp 200 Metern. Mit einer Leistung von vier Megawatt ist es ein Riese im Vergleich zu seinem Vorgänger. Das zweite Windrad soll Mitte März fertig sein, sagt Peter Spengemann. In Bergedorf heißt es also: aus fünf mach zwei. Dass der Windpark einmal repowert werden würde, sei zu Beginn kein Thema gewesen, so Spengemann. „Erstmals vorgefühlt, ob ein Repowering infrage kommen könnte, haben wir 2012. Bis zu konkreten Planungen sind noch einmal ein paar Jahre vergangen. Das Projekt hatte für uns keinen hohen Zeitdruck.“

Für den Standort Bergedorf nach 20 Jahren Betrieb und dem Ablauf der EEG-Förderung ein Repowering in Betracht zu ziehen sei jedoch ein logischer Schritt gewesen, sagt Peter Spengemann. Nicht nur hatte sich der Standort als gut erwiesen. Hinzu kam: „Der Windpark hatte immer ein gutes Image. Die Anwohner waren Windräder vor Ort gewöhnt, und so war die Chance, dass auch ein Repowering positiv angesehen wird, hoch.“ Auch die Gemeinde selbst stehe Windenergie neutral gegenüber. „An Standorten gar nicht so weit weg ist ein Repowering am Widerstand gescheitert.“ Als Betreiber habe wpd Windmanager frühzeitig Gemeinde und Anwohner über die Pläne informiert. Nach einem ersten Vorfühlen 2012 ist das Bremer Unternehmen vor fünf Jahren auf die Dorfgemeinschaft zugegangen. Damals standen noch drei oder vier Anlagen im Raum – kleinere, als sie nun gebaut wurden. Heute kommt der Windpark mit lediglich zwei Windrädern des Auricher Anlagenbauers Enercon aus, die pro Jahr im Schnitt netto 20 000 Megawattstunden Strom ins Netz einspeisen sollen – fast dreimal so viel wie die fünf Anlagen zusammengenommen zuvor. Ein Vorteil: „Zwei große Windräder hinzustellen ist deutlich wirtschaftlicher als zum Beispiel vier kleinere“, erklärt Peter Spengemann. Unter anderem aufgrund der anteilig geringeren Wartungskosten.

Auch mit der Flächensicherung begann das Unternehmen vor fünf Jahren. Denn auch wenn es mit den Grundeigentümern bereits Verträge für das Aufstellen der alten Windräder gibt, braucht es für RepoweringProjekte neue, erklärt Spengemann. Zumal sich die Pachtzahlungen nach dem Windertrag und der Größe der Anlagen richteten. Und nicht nur neue Pachtverträge mussten abgeschlossen werden. Spengemann kritisiert: „Wer heute einen Windpark repowern möchte, dem wird es seitens der Politik nicht einfach gemacht. Im Prinzip ist es so, als wenn man ein völlig neues Projekt angehen würde.“ Es braucht eine neue Umweltkartierung, ein neues Schallgutachten, gegebenenfalls wird im Zuge der Regionalplanung gegen das Vorhaben geklagt. „Man sollte doch froh sein, wenn sich trotz eines Windparks mehr Vögel in der Umgebung angesiedelt haben“, sagt Spengemann mit Blick auf den oft ungelösten Konflikt zwischen Artenschutz und Ausbau der Erneuerbaren. In Bergedorf gab es diese Konflikte nicht. Nach zwei Jahren Planung hat der Landkreis Oldenburg Anfang 2019 die Genehmigung für das Repowering des Windparks erteilt. Los gingen die Arbeiten im Ortsteil jedoch erst im Mai 2020 – zu dem Zeitpunkt sind die fünf Windkraftanlagen vom Netz gegangen, und der Rückbau der alten Anlagen sowie der Bau der neuen hat nach und nach begon-

nen. Unter anderem mussten die neuen Fundamente gegossen werden. Seit August wurden die alten Anlagen zurückgebaut. Zuständig dafür war ein Unternehmen aus den Niederlanden. „Eigentlich rechnet man zwei Tage, um ein bestehendes Windrad abzubauen“, sagt Peter Spengemann. In Bergedorf sei das deutlich schneller gegangen. „Innerhalb einer Woche waren alle fünf Windräder abgebaut.“ Dennoch verzögert sich die Inbetriebnahme leicht aufgrund der Wetterbedingungen, und auch aufgrund von Corona gab es Verzögerungen im Bauablauf. „Im ersten Quartal ist derzeit geplant, dass beide Windräder ans Netz gehen“, so der Windmanager. Was die Stromvergütung angeht, so muss sich der Windparkeigentümer künftig mit weniger zufriedengeben, als er für die Ausbeute des ersten Windparks bekommen hat. Mittlerweile wird die Vergütung durch ein Ausschreibungsverfahren festgelegt, an den Standort angepasst und ist damit flexibler. Eine feste Vergütung, wie sie gezahlt wurde, als der erste Park ans Netz ging, gibt es nicht mehr. Statt mit 89 Euro je Megawattstunde wird nun über den Betriebszeitraum von 20 Jahren mit im Schnitt 71 Euro pro Megawattstunde gerechnet. Möglicherweise, so Spengemann, lasse sich der neue Windpark aufgrund der guten Windbedingungen und Anlagentechnologie auch länger als zwei Jahrzehnte betreiben.

Anlagen abgebaut – und jetzt? E

s kommt der Zeitpunkt, an dem hat ein Windrad in Deutschland ausgedient. Für die Anlage gibt es dann zwei Möglichkeiten: Entweder sie wird ins Ausland verkauft, wenn sie noch funktionstüchtig ist, oder man recycelt sie. Peter Spengemann kennt beides: „Es gibt viele Projekte, bei denen alte Anlagen von uns betreuter Windparks in Polen, Weißrussland oder Kasachstan ein zweites Leben bekommen haben“, sagt er. Der Großteil der bisher von wpd repowerten Anlagen wurden laut Windmanager verkauft oder fungiert als Ersatzteillager. Als wpd in den Markt einstieg, habe es in manch einem Land, in dem alte Windräder sich noch heute drehen, gar keine andere Möglichkeit gegeben, als eine Windenergieanlage „secondhand“ zu kaufen. „Ein Grund war, dass Hersteller in dem Markt nicht vertreten waren“, sagt Peter Spengemann. Somit waren in Deutschland ausrangierte, aber noch voll funktionsfähige Windräder die einzige Möglichkeit. Ältere Anlagen hätten einen großen Vorteil. „Sie sind meist großflächig im Markt vertreten, sodass es einfacher ist, an Ersatzteile zu kommen. Und diese Anlagen lassen sich deutlich einfacher warten als neuere, weil sie in der Technik einfacher zu handhaben sind.“ Entsprechend sei der Markt für gebrauchte Windräder da. „Aufgrund der vielen Repowering-Projekte und des angestrebten Rückbaus alter Anlagen ist er aktuell jedoch über-

schwemmt.“ Gefragt seien zurzeit vor allem größere Anlagen mit einer Leistung von zwei Megawatt. Die Leistung der alten Windräder aus Bergedorf liegt da deutlich drunter. Diese Anlagen seien auch nicht weiterverkauft worden, sagt Spengemann. Was also tun mit den Tausenden Tonnen an Beton, Stahl, Metallen und Aluminium – und vor allem was tun mit den Rotorblättern? Immerhin 203 Windenergieanlagen (222 Megawatt) wurden im vergangenen Jahr zurückgebaut – dazu sind die Betreiber von Windrädern baurechtlich verpflichtet, wenn die Anlagen stillgelegt werden. Auf ihre Kosten. Die Türme eines Windrades sind überwiegend aus Stahlbeton oder wie am Standort in Bergedorf aus Stahl. Somit lassen sie sich problemlos und vollständig über bestehende Strukturen recyceln. Gleiches gilt für die Metalle, die für die Herstellung der Maschinengondel, des Generators, des Getriebes und für die Befestigung der einzelnen Bauelemente verwendet worden sind. Und die Materialien haben sogar noch einen Wert, auch wenn die Schrottpreise volatil sind. Etwa 20 000 Euro könnten aktuell pro Anlage erzielt werden. Anders sieht es bei den jeweils rund zehn Tonnen schweren Rotorblättern aus, sie bleiben bislang ein ungelöstes Recycling-Problem, gibt der wpd-Windmanager-Geschäftsführer zu. Der Grund: Sie bestehen aus glasfaserverstärkten

Kunststoffen (GFK). Die Rotorblätter einfach klein zu schreddern und neue daraus zu fertigen funktioniert nicht. Derzeit passiert mit der plastikgebackenen Verbindung vor allem eines: Sie wird thermisch verwertet. „Ein Teil des geschredderten Materials wird als Granulat auch in der Wegeplanung verbaut.“ Ein Unternehmen in Deutschland, die Bremer Firma Neocomp, hat indes ein Verfahren entwickelt, mit dem die Glasfasern aus den Rotorblättern zurückgewonnen werden können, sodass diese anschließend statt Sand bei der Herstellung von Zement eingesetzt werden können. Insgesamt steckt die Recycling-Industrie bem Thema Rotorblätter noch in den Kinderschuhen. Das Recycling-Problem hat sich auch mit den neuen Anlagen in Bergedorf nicht gelöst. „Die Rotorblätter sind aus dem gleichen Material gefertig wie die alten, und aufgrund der Größe werden sie in Summe etwa so viel ,Abfall‘ produzieren wie die fünf Windräder zuvor. Ob es in 20 Jahren, wenn diese Anlagen voraussichtlich vom Netz gehen, ein Verfahren gibt, die Rotorblätter zu recyceln, bleibt offen.“ Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigten, gebe es viele. Laut Spengemann ist in der Vergangenheit auch versucht worden, Rotorblätter aus anderen Materialien wie zum Beispiel Holz zu fertigen. „Diese Projekte sind aber über den Status einer Versuchsanlage nicht hinausgekommen.“

Der Windpark Bergedorf W

eit und breit ist nichts zu sehen, nur freies Feld. Wo die ehemals fünf Windenergieanlagen der sogenannten 1,3-Megawatt-Klasse des Windparks Bergedorf einmal gestanden haben, ist nicht mehr zu erahnen. Er war in die Jahre gekommen, der im Januar 2001 ans Netz gegangene, von der Firma Innovent entwickelte Park in der Gemeinde Ganderkesee. Betreiber ist mittlerweile ein privater Eigentümer, die kaufmännische und technische Betreuung des Projekts hat das Unternehmen wpd Windmanager aus Bremen inne. Auf 68 Meter Nabenhöhe kamen die Anlagen, bis zu den Rotorblattspitzen maßen die Windräder 100 Meter.

Foto:imagoimages/JochenEckel

Der Windstandort in Bergedorf in der Gemeinde Ganderkesee sei ein guter, sagt Peter Spengemann, Geschäftsführer Repowering bei wpd Windmanager. Rund 7000 Megawattstunden Windstrom ermüllerten die Windkraftanlagen im Schnitt pro Jahr – ein Drei-Personen-Haushalt verbraucht etwa 3,6 Megawattstunden. Damit konnte der Windpark rechnerisch knapp 2000 Haushalte versorgen. Hochgerechnet auf die 19,5 Jahre Betriebszeit, macht das einen Stromertrag des Windparks von 136 500 Megawattstunden, die ins Netz eingespeist wurden – zum Vergleich: Das Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren erzeugte zuletzt alleine im vergangenen Jahr netto 878 217 Megawattstunden Strom.

DEFINITION

Repowering Der Begriff „Repowering“ beschreibt den vollständigen Austausch älterer Windenergieanlagen eines bereits bestehenden Windparks gegen moderne, leistungsfähigere Modelle. Auch für diese Anlagen gilt jedoch: Sie müssen – wie bei einem neuen Windpark – neu genehmigt werden. Aufgrund der vielen älteren

Windenergieanlagen ist Repowering in aller Munde. Laut Bundesverband Windenergie erreichen in diesem Jahr Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von knapp 4000 Megawatt ihr Förderende. Bis 2025 folgen jährlich durchschnittlich bis zu 2400 Megawatt, insgesamt rund 16 000 Megawatt.


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Der Anfang vom Ende hat begonnen Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren ist bereits abgeschaltet, 2022 folgt das Kernkraftwerk Emsland – was heißt das?

VON NINA KALLMEIER LINGEN/IBBENBÜREN Dampfschwaden über den Kühltürmen des Steinkohlekraftwerks Ibbenbüren wird es nicht mehr geben. Unter anderem mit der Stilllegung der Anlage im Tecklenburger Land hat der Energiekonzern RWE den Anfang vom Ende der Kohlekraftwerke eingeleitet. Damit ist die Steinkohle-Ära des Standorts nach dem Aus der Zeche 2018 nun ganz beendet. Doch nicht nur der Ausstieg aus dem Kohlestrom, den die Bundesregierung bis spätestens 2038 vollzogen haben will, lässt sich an unserer Region gut nachzeichnen. Auch das Aus für die Kernenergie wird mit der Stilllegung des Kernkraftwerks Emsland in Lingen Ende 2022 greifbar. In Ibbenbüren zeigt sich: Die Nachfrage nach dem Kohlestrom aus dem Tecklenburger Land ist schon in den Jahren vor der Stilllegung deutlich gesunken. Lediglich sechs von zwölf Monaten war das Kraftwerk laut RWE in den Jahren 2019 und 2020 in Betrieb. Das hatte zur Folge: 2020 erzeugte die Anlage, die seinerzeit für die Verstromung der niederflüchtigen Anthrazitkohle aus der benachbarten Zeche ausgelegt worden war, netto lediglich 878 217

Megawattstunden Strom – genug, um mehr als 240 000 Drei-PersonenHaushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen. 2019 waren es sogar nur 742 545 Megawattstunden. Zum Vergleich: Als das Kraftwerk 2016 zwölf Monate in Betrieb war, lag die Nettostromerzeugung bei knapp 4,1 Millionen Megawattstunden. „Die Betriebszeit und Nettoerzeugung richten sich nach den Anforderungen des Strommarktes“, heißt es zur Erklärung seitens RWE. Für die zuletzt deutlich gesunkene Auslastung nennt der Essener Energiekonzern mehrere Gründe: niedrige Gaspreise, steigende CO2-Preise – und ausreichend Kapazitäten im Markt. Besser ist da die Auslastung des Kernkraftwerks Emsland gewesen. Diese lag laut RWE zuletzt 2020 bei 94 Prozent, sodass der Energiekonzern 11,4 Millionen Megawattstunden Strom am Markt anbieten konnte. Wie viel es noch bis zum Ende der Laufzeit im Dezember 2022 sein werden, kann RWE nicht genau beziffern – doch in den vergangenen fünf Jahren schwankte die Strommenge pro Jahr wenig. 2019 lag der Wert mit 10,7 Millionen Megawattstunden am niedrigsten. Das Aus gerade der Kohlekraftwerke in Deutschland soll maßgeb-

Grone WISSEN, DAS SIE WEITERBRINGT

Dampfschwadenüber denTürmendesSteinkohlekraftwerksIbbenbürengehörenderVergangenheit an.

lich zur CO2-Reduktion und damit dem Erreichen der Klimaziele beitragen. Am Steinkohlekraftwerk Ibbenbüren zeigt sich, dass das stimmt. Laut vorläufigen Zahlen lag der CO2Ausstoß dort 2020 zuletzt bei knapp 878 000 Tonnen. Als die Anlage 2016 deutlich länger am Netz war, waren es sogar knapp 3,9 Millionen Tonnen im Jahr. Zum Vergleich: Laut Umweltbundesamt lag der Pro-KopfAusstoß in Deutschland zuletzt bei 10,4 Tonnen jährlich.

Doch die frühe Stilllegung lässt sich RWE auch entschädigen. Während der Konzern für die Abschaltung seiner Braunkohlekraftwerke und die Schließung von Tagebauen – bis 2030 sollen zwei Drittel der Braunkohlekapazitäten vom Netz sein – eine feste Entschädigung von 2,6 Milliarden Euro erhält, ist die Situation bei Steinkohlekraftwerken wie Ibbenbüren eine andere. Hier hat sich RWE an einer Auktion der Bundesnetzagentur beteiligt. Dabei

Foto: imagoimages/RüdigerWölk

konnten Kraftwerksbetreiber mitbieten, indem sie Entschädigungen aufriefen, für die sie ihre Anlagen stilllegen. Die Obergrenze lag bei 165 000 Euro pro Megawatt. Laut Bundesnetzagentur ist die Ausschreibung „deutlich“ überzeichnet gewesen – der höchste Zuschlag lag bei 150 000 Euro. RWE bekam neben Ibbenbüren auch den Zuschlag für die Stilllegung des Kraftwerks in Hamm und erhält eigenen Angaben zufolge für die Stillegung beider

Kraftwerke insgesamt 216 Millionen Euro. Wie hoch die Entschädigung für die Abschaltung des Kernkraftwerks Emsland ausfallen wird, das laut RWE so gut wie CO2-frei Strom produziert, steht laut RWE indes noch nicht fest. Da die verbliebenen Reststrommengen erst nach Abschaltung der Anlagen feststünden, könne erst zu diesem Zeitpunkt für jedes Kraftwerk die Entschädigung definiert werden, heißt es aus Essen. Welche Mitarbeiter wie von der Stilllegung des Kernkraftwerks betroffen sein werden, bleibt ebenfalls offen. „Mithilfe unserer Abbauplanung werden wir zu gegebener Zeit ermitteln, wie viele Mitarbeiter wir mit welchen Qualifikationen zu welcher Zeit für den Nachbetrieb und Rückbau der Anlage benötigen“, teilt RWE auf Anfrage mit. Im Tecklenburger Land sind 88 Mitarbeiter von der Stilllegung des Steinkohlekraftwerks betroffen. Betriebsbedingte Kündigungen sind durch Tarifvertrag vom August 2020 ausgeschlossen. Ob das Kraftwerk Ibbenbüren nach 35 Jahren in Betrieb langfristig stillgelegt bleiben wird, steht noch nicht fest. Bis spätestens Ende Juni prüft die Bundesnetzagentur mit Übertragungsnetzbetreiber Amprion, ob die Anlage systemrelevant ist – bis dahin wird das Kraftwerk nicht abgebaut. Wenn es in sogenannter „kalter Bereitschaft“ bleibt – also bei Bedarf wieder hochgefahren werden kann, wenn es zu wenig Strom geben sollte – wird es vielleicht doch wieder Dampfschwaden über den Kühltürmen geben. Anders ist die Situation beim Kernkraftwerk Emsland in Lingen. „Im Dezember 2022 wird das Kernkraftwerk stillgelegt und abgebaut“, heißt es seitens RWE.

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

SPEZIAL ENERGIE & ZUKUNFT

Nur Brückentechnologie – oder mehr? Wie Blockheizkraftwerke zum Gelingen der Energiewende beitragen könnten / Heizen mit verschiedenen Gasen und Wasserstoff VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN Die Energiewende ist in aller Munde. Die Energieversorgung der Zukunft soll auf regenerativen Energien basieren. Oft ist in diesem Zusammenhang von der Kraft-Wärme-Kopplung die Rede. Diese Technologie setzt zwar fossile Brennstoffe ein, nutzt sie aber besonders effizient. In Tausenden sogenannter Blockheizkraftwerke (BHKW) mit sehr gutem Wirkungsgrad kommt die Kraft-WärmeKopplung zum Einsatz. Kann sie helfen, die Wende von der fossilen und atomaren zur regenerativen Energieversorgung zu gestalten? „In unserer aktuellen Energiewelt bieten uns Blockheizkraftwerke den großen Vorteil, dass sie konventionelle Kraftstoffe vergleichsweise effizient in Wärme und Strom umwandeln“, sagt Dirk Schötz, Leiter des Referats Klimaschutz und Energie bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Osnabrück. Besonders vorteilhaft sei dabei, dass die produzierte Wärme problemlos und kostengünstig gespeichert werden könne. Die Stadtwerke Bramsche etwa betreiben an fünf Standorten im Stadtgebiet Blockheizkraftwerke. Eine der fünf Anlagen steht im Ortsteil Hesepe. „Das Kraftwerk deckt die Wärmegrundlast für 28 Einfamilienhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser mit 18 Wohneinheiten“, sagt Frank Schulte, technischer Leiter der Stadtwerke. Es habe eine thermische Leistung von bis zu 100 Kilowatt (kW), die elektrische Leistung betrage bis zu 50 kW. „Unsere Anlage lieferte im Jahr 2020 insgesamt 400 000 Kilowattstunden (kWh) Wärme und 230 000 kWh Strom“, so Schulte weiter. Alle Blockheizkraftwerke der Stadtwerke Bramsche sind wärmegeführt, so Schulte. Sie kommen überall dort als Alternative zur konventionellen Heiztechnik zum Einsatz, wo höhere Temperaturen benötigt werden. „Blockheizkraftwerke sind aus unserer Sicht eine Brückentechnologie“, erklärt Frank Schulte: „Für ihren Betrieb als Wärmeerzeuger werden fossile Brennstoffe benötigt. Allerdings ist es vorstellbar, dass man Blockheizkraftwerke künftig mit sogenanntem „grünem“ Erdgas betreiben wird. Dieses wird durch den Einsatz erneuerbarer Energien erzeugt.“ Der Charakterisierung der Blockheizkraftwerke als Brückentechnologie stimmt auch Friedrich Pehle OSNABRÜCK

Die Pumpeist einesderwichtigstenTeile beieinem Blockheizkraftwerk.ImHintergrundFrankSchulte,technischerLeiterder Stadtwerke Bramsche. Foto: Christoph Lützenkirchen

zu. Er ist Finanzvorstand des börsennotierten Herstellers von Blockheizkraftwerken 2G Energy AG mit Sitz in Heek bei Ahaus. „Da Erdgas verfeuert wird, kann man schon von einer Brückentechnologie sprechen“, so Pehle: „Das Vorhandensein einer etablierten Gasversorgung ist ein wichtiger Faktor für uns.“ 2G Energy liefert Blockheizkraftwerke mit einer Leistung von 20 bis 4500 kW. Die Anlagen können nicht nur mit Erdgas, sondern auch mit Minengas, Klärgasen, Deponiegasen, Wasserstoff und Biogas betrieben werden. Erhebliches Potenzial sieht Pehle beim Wasserstoff. Dieser eigne sich dafür, Energie aus der Windstromerzeugung zu speichern. „Wir rechnen damit, dass es langfristig ein Pipelinenetz für Wasserstoff in Deutschland geben wird“, erklärt er: „Alle unsere Blockheizkraftwerke können auch nachträglich noch auf den Betrieb mit Wasserstoff umgerüstet werden, vorausgesetzt, die Motoren stammen von uns.“ Für Frank Schulte steht beim Ein-

satz der Blockheizkraftwerke (BHKW) die Wärmeerzeugung im Fokus. Er erwartet, dass die BHKW mittelfristig durch elektrisch betriebene Wärmepumpen abgelöst werden. Demgegenüber betont 2GFinanzvorstand Pehle die Bedeutung der Technologie für die Sicherung der Stromversorgung. „Wir sehen uns als Rückgrats-Technologie für die Energiewende“, sagt Pehle: „Deutschland wird in den nächsten Jahren circa acht Gigawatt (GW) Leistung bei der Atomkraft stilllegen und zehn GW bei der Kohle. Im Fall der Kohlekraftwerke entfallen dann zusätzlich 100 Terrawattstunden (TWh) Wärme pro Jahr.“ Die müsse in Zukunft anderweitig erzeugt werden. „Bei der gegebenen Leistung von Windrädern und Solaranlagen kann sie in kritischen Momenten nur aus Erdgas kommen. Wir rechnen damit, dass man letztlich immer beim Einsatz von Blockheizkraftwerken landen wird. Keine andere Technik kann so kurzfristig den notwendigen Ausgleich schaffen.“

Einen anderen Aspekt betont Dirk Schötz von der DBU. Bis etwa 2030 würden Blockheizkraftwerke als Brückentechnologie benötigt, um effizient Strom und Wärme bereitzustellen, so Schötz. „Im Verlauf der Energiewende werden sie an Bedeutung für die Bereitstellung von Systemdienstleistungen gewinnen, also zunehmend Regelenergie liefern“, erklärt er weiter: „Damit gleichen sie die schwankende Stromproduktion zum Beispiel von Wind- und Solaranlagen aus. Wir rechnen mit einem Zubau bis etwa 2030.“ Anschließend werde sich der Bedarf an Blockheizkraftwerken aufgrund des abnehmenden Wärmeverbrauchs unter anderem im Gebäudebereich verringern. Zudem würden vermehrt Wärmepumpen zum Einsatz kommen. Schötz sieht BHKWs sowohl als Brückentechnologie als auch als Teil der zukünftigen Energiewelt. Allerdings warnt der Experte, wo Licht sei, sei auch Schatten. Die Energieumwandlung finde nicht

ohne Schadstoffemissionen statt. Es entstünden Stickstoffoxide (NOx), unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Kohlenmonoxid. Gerade bei kleineren Anlagen ließen sich die Schadstoffe derzeit mit ver-

„Keine andere Technik kann so kurzfristig den notwendigen Ausgleich schaffen.“ Friedrich Pehle, Finanzvorstand 2G Energy AG

tretbaren Kosten nur schwer mindern. Besonders anspruchsvoll wird es laut Schötz, wenn Regelenergie bereitgestellt wird. Dann müssten die Anlagen sehr dynamisch arbeiten. Das bedeute, dass sie schnell angefahren und schnell wieder abgestellt werden. Die Abgasreinigung müsse beim Anfahren möglichst schnell greifen. Das sei eine große Herausforderung für die Luftreinigung, weil die Abgasreinigung für ihre Wirksamkeit hohe Temperaturen benötige. Die werden über das Abgas bereitgestellt. Dirk Schötz erwartet zudem, dass der Gesetzgeber die Schadstoffgrenzwerte perspektivisch weiter verschärfen wird. „Es müssen also Technologien entwickelt werden, die schon bei niedrigeren Temperaturen wirksam sind“, führt er weiter aus: „Die DBU-Förderstrategie zielt daher darauf ab, neue kostengünstige Abgasreinigungstechnologien zu entwickeln und gleichzeitig die Effizienz der Anlagen beizubehalten.“

ZUR SACHE

Wie funktioniert ein Blockheizkraftwerk?

Brennstoff-LuftGemisch

Abgas

Abgaswärmetauscher

kaltes Wasser

warmes Wasser

Motor

Quelle: technik-verstehen.de Grafik: Matthias Michel

Generator

Strom

In einem Blockheizkraftwerk (BHKW) liefert in der Regel ein angepasster Automobilmotor über einen Generator Strom. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Kraftwerk wird bei einem BHKW allerdings auch die Abwärme genutzt. Das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) unterscheidet es von anderen Kraftwerken. Es wird also nicht nur Strom – der bei einem wärmegeführten BHKW nur ein Nebenprodukt ist und vorzugsweise in den Stromkreislauf des Hauses oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist wird – erzeugt, sondern die beim Betrieb des Motors entstehende Wärme wird zur Beheizung des Gebäudes eingesetzt. Die heißen Motorabgase werden dabei über einen so-

genannten Wärmetauscher übertragen, ähnlich wie es bei luftgekühlten Automobilen seit den frühen 1960erJahren vorgeschrieben ist. Der Wärmetauscher besteht beim BHKW aus Metall, das die Temperaturen des Abgases sehr schnell aufnimmt und in diesem Fall auf das Wasser zur Heizung des Hauses oder auf das Brauchwasser überträgt. Zum Betrieb des Motors ist wie üblich Diesel, Heizöl, Benzin oder Gas vonnöten – ganz „grün“ lassen sich auch Wind- oder Wasserkraft bzw. Biomasse wie Pflanzenöl, Bioethanol, Biogas oder auch Pellets nutzen. Dadurch sinken die Emissionen natürlich drastisch ab. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftwerken wird Energie durch ein Blockheizkraft-

werk dort erzeugt, wo sie benötigt wird – vor Ort, direkt am oder im zu beheizenden Haus oder in der Nähe der Gebäudes. Dadurch werden Leistungsverluste durch Transport oder lange Wege vermieden. So ist der Wirkungsgrad eines BHKW mit dem von Wasserkraftwerken zu vergleichen – je nach verwendeter Technik liegt er bei 80 bis 95 Prozent. Bei einer Versorgung durch ein herkömmliches Kraftwerk liegt der Wirkungsgrad, der das Verhältnis von aufgewendeter zu nutzbarer Energie angibt, dagegen zwischen 33 und 50 Prozent. Ein BHKW arbeitet also sehr viel effektiver. Die relativ teure Anschaffung eines Blockheizkraftwerkes lohnt sich in der Regel nur, wenn möglichst viel

des produzierten Stroms selbst verbraucht wird. Ins öffentliche Netz eingespeister Energie wird in der Regel nicht sehr lukrativ vergütet. Experten raten, vor dem Entschluss für ein BHKW eine genaue Berechnung aller laufenden Kosten für Wartung und Instandhaltung für die erwartete Betriebsdauer zu erstellen. Je nach verwendetem Energieträger für das BHKW (fossile Brennstoffe/regenerative Energie) gibt es Fördermöglichkeiten für Bau und Betrieb eines Blockheizkraftwerkes. Zuständig sind das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und die staatliche Förderbank Kfw. Darüber hinaus bieten fast alle Bundesländer eigene Unterstützung an. gp


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EmslandTel.Net entwickelt gemeinsam mit seinen Firmenkunden individuelle Lösungen für die Standortvernetzung

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obiles Arbeiten und Homeoffice – die Corona-Krise hat vielen Unternehmen in Deutschland klargemacht, woran es beim Thema Digitalisierung mangelt. Die Unzufriedenheit mit der Umstellung auf digitale Arbeitsmodelle und Geschäftsprozesse ist groß. Laut einer Bitkom-Studie sehen sich mehr als 70 Prozent der befragten deutschen Unternehmen als Nachzügler in puncto Digitalisierung.

Der Lockdown zeigt es in aller Deutlichkeit: Funktionierende digitale Arbeitsprozesse brauchen eine reibungslose technische Infrastruktur. Ob Mittelständler oder Weltkonzern – die digitale Vernetzung von Firmenstandorten, Rechenzentren und mobil arbeitenden Beschäftigten steht auf der Prioritätenlisten spätestens seit Beginn der Corona-Krise ganz weit oben. Denn nun wird klar, dass es vor allem darauf ankommt, die infrastrukturelle Basis für eine intelligente Verbindung zwischen Firmensitzen, Produktionsstätten und mobilen Mitarbeitern zu legen. Vorbei die Zeiten, als es noch irgendwie ausreichte,

Daten in die Cloud zu laden und darauf zu hoffen, dass die Internetverbindung schnell und stabil läuft. „Vielen Unternehmen wurde schlagartig bewusst, wie störungsanfällig ihre Produktionsprozesse sind und wie kritisch die Kommunikation mit sensiblen Daten ist – gerade auch aus dem Homeoffice heraus“, so die Erfahrung von Sebastian Hoogland, technischer Geschäftsführer beim Netzwerk-Spezialisten EmslandTel.Net. Tatsächlich benötigen Unternehmen eine ebenso sichere wie hoch performante Anbindung aller Standorte und Mitarbeiter.

Standorte intelligent vernetzt

Worauf kommt es bei der Standortvernetzung für Unternehmen an? Entscheidend ist der sichere und stabile Transfer von Daten zwischen allen relevanten Beteiligten. Verwaltung und Lagerstätte, Rechenzentrum und Außendienstmitarbeiter – alle müssen immer und überall schnell und absolut sicher vor dem Zugriff Außenstehender auf alle Daten zugreifen können. Bei der smarten Vernetzung für Unternehmen ist ein erfahrener Partner entscheidend. Denn oft ste-

Quelle: iStockphoto/gorodenkof

hen die IT-Verantwortlichen /Netzwerkadministratoren in Unternehmen vor der Herausforderung, nicht nur verschiedenste Anforderungen an Sicherheit, Performance und Skalierbarkeit der Vernetzung zu berücksichtigen, sondern auch noch mit Providern, Systemanbietern und Co. zu verhandeln. Reicht uns ein VPN? Sollte meine Firma auf ein MPLS–Netzwerk setzen?

Alles aus einer Hand

Sebastian Hoogland, technischer Geschäftsführer beim Netzwerk–Spezialisten EmslandTel .Net kennt diese Situation: „Wir entwickeln gemeinsam mit unseren Firmenkunden individuelle Lösungen für die digitale Infrastruktur. Es gibt kein allgemeingültiges Modell für jedes Unternehmen. Daher schauen wir immer genau, was das Unternehmen exakt benötigt. Jeder Kunde hat bei EmslandTel.Net seinen persönlichen Ansprechpartner, der, anders als bei den großen Anbietern garantiert nah dran ist am Kunden – und das nicht nur räumlich.“ Ein weiterer Aspekt bei der Auswahl des richtigen Anbieters ist die Full-Service-Philosophie von EmslandTel.Net. „Wir können optimal bei der Lösungsfindung helfen, weil wir nicht nur Firmenstandorte vernetzen, sondern zugleich Provider sind. “ So baut EmslandTel.Net sichere und hoch performante Datenverbindungen für Unternehmens–Netzwerke auf und garantiert mit seiner eigenen Breitband–Infrastruktur zugleich die technische Verfügbarkeit zu nahezu 100 Prozent.

Perfekt angepasste Breitband–Infrastruktur

Michael Rücken, CEO der Rücken & Partner Gruppe, setzt auf die Expertise von EmslandTel.Net Quelle: Rücken & Partner Gruppe

Die Kunden von EmslandTel.Net schätzen diesen Rundum-Service sehr. Michael Rücken, CEO der Rücken & Partner Gruppe (Ingenieurbüros und Generalübernehmer) , setzt auf die Expertise von EmslandTel.Net: „Wir arbeiten parallel an überregionalen Bauprojekten und binden dabei immer mehrere unserer Standorte ein. Für uns ist es enorm wichtig, dass alle Niederlassungen und jeder unserer 110 Mitarbeiter auf den Baustellen und in den Niederlassungen durchweg eine stabile, schnelle und sichere Internet–Verbindung haben – auch und vor allem im ländlichen Raum.“ Die Fachingenieure, Techniker und Bauleiter der Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Meppen profitieren bei der Standortvernetzung vom Full-Service bei EmslandTel.Net. So garantiert EmslandTel.Net als Internet-Provider nicht nur eine schnelle Datenleitung dank seiner auf den ländlichen Raum perfekt angepassten

Breitband-Infrastruktur. EmslandTel.Net installierte für Rücken & Partner auch ein sicheres Backbone– System, das alle Standorte miteinander vernetzt und den schnellen Transfer auch großer Datenmengen ermöglicht. Für die Sicherheit der teils sehr sensiblen Daten sorgt eine gesicherte Cloud mit Server in Deutschland. „EmslandTel.Net ist unser zuverlässiger Partner bei der Vernetzung aller Unternehmensstandorte. Der Datentransfer ist 100-prozentig gesichert und es gibt keinerlei Ausfälle. Dies ist die Basis für unseren Projekterfolg“, erklärt Michael Rücken. Übrigens: Die Rücken & Partner Gruppe konnte zu Beginn der Corona-Krise innerhalb von nur zwei Tagen 80 Prozent ihrer Mitarbeiter problemlos aus dem Homeoffice arbeiten lassen – auch dank der Standortvernetzung von EmslandTel.Net.

Sebastian Hoogland, technischer Geschäftsführer des Meppener Unternehmens EmslandTel.Net Quelle: EmslandTel.Net

ETN EmslandTel.Net GmbH & CO. KG Daimlerstraße 1 49716 Meppen Telefon: 0 59 31/8 77 99-77 Fax: 0 59 31/8 77 99-78 E-Mail: info@emslandtel.net www.emslandtel.net


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LEBEN & LEIDENSCHAFT

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Aktuelle Ereignisse undAlltagssituationenspiegelnsichin denindividuellenMännlein ausBündewider:LinksderZombie-Trump,danebender Masken tragende Normalbürger.Zweiter vonrechtseinMatrosemit blauemAuge,danebeneinStrandurlauber.

Fotos:NadineSieker

Der Lego-Trump ist schon ausverkauft In Bünde fertigt ein Einzelhandelskaufmann individuelle kleine Figuren / Mindestens zwei neue Aufträge pro Tag Männchen als pädagogische Spielerei für Meetings. Ein Druckvorgang dauert mindestens 20 Minuten. Der Arbeitsplatz ist die heimische „Hall of Bricks“. VON NADINE SIEKER BÜNDE Graue Golfschläger, dünn wie Zahnstocher, braune Gitarren, so klein wie ein Fingerglied, Frisuren in unterschiedlichsten Farben und unzählige andere Legosteine: Was nach einem Spielparadies für Kinder klingt, ist der Arbeitsplatz von Axel Zobel. Dem Kindesalter ist der 44-Jährige längst entwachsen, doch sein Herz schlägt noch immer für Lego. In Spielwarengeschäften gibt es verschiedene Steine, Figuren und Sets zu kaufen. Doch der Bünder hat sich auf Figuren oder Gegenstände spezialisiert, die es von Lego in der Form nicht gibt. Bei ihm bekommt man auch Hooligans, Köpfe mit einem blauen Auge, mit einer Zigarre im Mund oder einer Schusswunde – Dinge, die der Hersteller aufgrund von political correctness nicht produziere, wie Zobel sagt. Lego selbst hat sich auf Nachfrage nicht dazu geäußert. Zobel kreiert und bedruckt die neutralen kleinen Männchen und deren Einzelteile und achtet dabei auf sämtliche Details. Da gibt es den typisch deutschen Sommerurlauber, natürlich mit weißen Tennissocken in Adiletten, mit Brustbehaarung und Sonnenbrand. Neu im Programm hat er ein ernst dreinblickendes Männchen mit Mund-Nasen-Schutz, auf dessen hellblauem Pullover der Schriftzug „Stay Home“ steht. Einen Oberkörper mit der Aufschrift „FCK CRN“ (Fuck Corona) hat er ebenfalls im Programm. „Der geht grade richtig gut“, sagt Zobel. Genau wie der neue US-Präsident Joe Biden. Schnell

ausverkauft sei auch der graue Zombie-Trump gewesen. Die meisten dieser Figuren gibt es nur in limitierter Auflage. Inspiriert wird der Bünder unter anderem vom aktuellen politischen Geschehen oder der medialen Berichterstattung. Zobel sind nur vier weitere Personen bekannt, die in Deutschland, England und Singapur etwas in dieser Art anbieten, wie er sagt. So außergewöhnlich wie seine Geschäftsidee zunächst klingen mag, ist auch sein Arbeitsplatz: Die „Hall of Bricks“ befindet sich im Modeladen seiner Frau. Unter dem Namen „Sweet Rockin 50s“ verkauft sie unter anderem Mode und Accessoires im Vintage Style. Auf einem alten Holzschreibtisch im hinteren Teil des Ladens stehen Kisten mit kleinen Legoteilen, eingerahmt von Regalen, in denen Männerhemden auf Kundschaft warten. In einem angrenzenden Raum bedruckt Zobel die Figuren und Steine. „Am liebsten designe ich Zombies“, erzählt Zobel. Kein Wunder, dass der Auftrag eines Kunden, der sich die Hauptdarsteller der NetflixSerie „The Walking Dead“ als LegoFiguren wünschte, ein besonderer für ihn war. Ein bekannter deutscher Fernsehmoderator habe Legofiguren mit den Namen seiner Kinder bei ihm bestellt. Mittlerweile produziert er jedoch keine Einzelfiguren mehr. „Das ist zu teuer und zu

zeitintensiv.“ Denn für jede Figur muss er zunächst unter anderem eine Druckvorlage produzieren und Probedrucke anfertigen. Die Herstellung der limitierten Figuren macht laut Zobel nur einen kleinen Teil seines Geschäfts aus. Der weitaus größere entfalle auf Aufträge von Firmen, für die er entweder nur Steine bedruckt oder gleich ganze Sets kreiert – als Werbegeschenke für Kunden, als kleine Aufmerksamkeit für die Mitarbeiter

„Anders als Kulis bleiben die Figuren im Haushalt des Beschenkten.“ Axel Zobel, Selfmademan

oder als pädagogische Spielerei für Meetings. Zwei bis drei Aufträge von Firmen bekomme er täglich. Die zum Teil namhaften Unternehmen kommen aus ganz Europa und den USA. „Für BMW habe ich kleine Kompetenzbausteine für Meetings bedruckt, und die Handball-Mannschaft von Paris Saint-Germain wollte das komplette Team mit passenden Trikots haben“, erzählt Zobel. Ein Magdeburger Verkehrsbetrieb habe für alle Busfahrer entsprechende Figuren bestellt, und ein Londoner Krankenhaus sei mit einem ganz besonders ausgefallenen Wunsch an ihn herangetreten: Der Bünder sollte jedes Belegschaftsmitglied als Legofigur liefern. Dafür habe er von jedem Mitarbeiter ein Foto bekommen, um die Figuren mit Gesichtern, Bärten und Brillen möglichst originalgetreu designen zu können. „Das waren 400 Figuren. Da jede anders war, habe ich drei Wochen plus Vorplanung benötigt.“ 100 Köpfe oder Oberkörper kann er gleichzeitig bedrucken, wie Zobel erklärt. Die einzelnen Teile spannt er dafür auf eine Platte im Drucker. 20 Minuten dauert ein Druckvorgang, wenn er helle Steine bedruckt. Dunkle Teile müssen zunächst weiß hinterlegt werden, hier dauert es doppelt so lange. Auch für Lego selbst habe der Bünder schon Aufträge gefertigt, beispielsweise für eine Fan-Messe. „Für Lego ist es nicht rentabel, wenn sie eine geringe Menge produzieren müssen“, erklärt der 44-Jährige. Gerade designt er am Computer nach dem Original-Vorbild eine Le-

DieGeistesblitze gehenAxelZobelnicht aus.Der MannausBünde gestaltet „seine“MännchennacheigenenIdeen oderimAuftragvonFirmenund Institutionen.Auch fürLego selbst hater schongearbeitet.

go-Kaffeemaschine für ein Hamburger Unternehmen. Der Nachbau besteht aus 72 Teilen und ist nur etwa zehn Zentimeter hoch. Die Knöpfe druckt er später auf die entsprechenden Teile. Doch warum bestellen zahlreiche Unternehmen gerade Lego-Figuren? „Es ist ein Produkt, das jeder kennt und mit Kindheitserinnerungen verbindet.“ Sollen Erwachsene in einem Meeting erstmal eine Figur zusammenbauen, sei sofort gute Stimmung. Lego selbst spricht in diesem Zusammenhang von AFOLs – Adult Fans of Lego, zu deutsch: erwachsene Lego-Fans. „Auch Erwachsene erleben das Bauen mit Lego-Steinen als „Kreativitätsbooster“ “, erklärt eine Sprecherin des Unternehmens. Die so genannten AFOLs würden sich für Produkte mit vielen Elementen und originalgetreuen Details begeistern. Aufgrund der hohen Nachfrage will Lego das Portfolio für diese Zielgruppe in diesem Jahr verdoppeln. Als Werbegeschenk hätten seine individuell hergestellten Figuren oder Elemente zudem einen entscheidenden Vorteil gegenüber den herkömmlichen Produkten, wie Zo-

bel sagt. „Anders als beispielsweise Kugelschreiber bleiben die Figuren im Haushalt des Beschenkten erhalten – egal ob in der Spielekiste der Kinder oder auf dem Küchenregal.“ Für Familie Zobel ist die Nachfrage gerade im Corona-Lockdown Gold wert. Während das Mode-Geschäft geschlossen ist, würden die Einnahmen der Lego-Manufaktur die Familie über Wasser halten. Doch bis das Unternehmen ins Rollen gekommen ist, sind einige Jahre vergangen. 2011 brachte der Sohn den Vater auf die Geschäftsidee. Er war enttäuscht, weil der Müllwagen von Lego ganz anders aussah als der der Bünder Müllabfuhr. So überlegte Zobel, wie er das Spielzeug samt des entsprechenden Schriftzugs umwandeln konnte. Der gelernte Einzelhandelskaufmann schaffte sich seinen ersten Drucker an und arbeitete sich in die Thematik ein. Mittlerweile sei er „auf einem hohen Level“. Sein Sohn habe zwar inzwischen das Interesse verloren. Dafür sei seine achtjährige Tochter Feuer und Flamme und frage häufig nach individuellen Teilen für ihre eigene Sammlung. Und Zobel selbst? „Das ist immer noch alles aufregend. Jeder Auftrag ist neu. Es sind ja alles Produkte, die es so nicht gibt“, sagt der Bünder, während er die kleinen grauen Golfschläger zurück in ein Tütchen packt. „Für die habe ich auch schon eine Idee.“


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LEBEN & LEIDENSCHAFT

„Ich wollte was tun“ Vom Flüchtling zum Fachinformatiker: Absi Haj Hamdan hat sich seinen syrischen Ausbildungsabschluss anerkennen lassen VON NINA KALLMEIER Lässig lehnt der junge Mann mit Vollbart und den kurzen dunkeln Haaren am Türrahmen zum Büro eines Kollegen. Small Talk kurz vor der Mittagspause ist Alltag in der IT-Abteilung der Niels-Stensen-Kliniken. Absi Haj Hamdan ist einer von ihnen. Seit mehr als einem Jahr war der 28-Jährige jetzt als Fachinformatiker angestellt – erst einmal von der Agentur für Arbeit unterstützt und befristet auf zwei Jahre. Gerade kam die gute Nachricht: Er wurde unbefristet übernommen. „Das ist eine große Chance für mich“, sagt der gebürtige Syrer und erzählt: „2016 bin ich über die Türkei nach Deutschland geflohen.“ Fünf Jahre ist das jetzt her, seither hat Absi Haj Hamdan fließend Deutsch gelernt – die Grundvoraussetzung, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Und genau das sei das Ziel gewesen, seit er in der Flüchtlingsunterkunft in Bramsche-Hesepe ankam, sagt Absi Haj Hamdan. „Ich wollte arbeiten. Bevor ich geflüchtet bin, habe ich in Syrien eine schulische Ausbildung in Informatik gemacht“, erzählt der junge Mann. In diesem Beruf wollte er – nach seinem Sprachkurs – auch in Deutschland arbeiten. Geholfen hat Absi Haj Hamdan der Berufsabschluss in seiner Heimat zunächst jedoch wenig, als Fachinformatiker anfangen konnte er in Deutschland deshalb ohne Weiteres nicht. Er musste sich seine Berufsausbildung anerkennen lassen. Dafür zuständig ist in seinem Fall eine Einrichtung mit dem klangvollen Namen IHK Foreign Skills Approval (IHK FOSA). Sie ist die zentrale Stelle für die Bewertung und Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse im Bereich der Industrieund Handelskammern. So wie Absi Haj Hamdan haben 2019 knapp 250 Menschen aus der Region eine solche Teilanerkennung bekommen. Sie ist jedoch erst der erste Schritt. Damit seine Ausbildung rund 4000 Kilometer von Osnabrück entfernt auch hier als gleichwertig akzeptiert wird, brauchte der 28-Jährige noch ein mindestens sechsmonatiges Praktikum. „Ich bin zum Arbeitsamt gegangen, die haben mir geholfen, einen Praktikumsplatz zu finden.“ Seinen heutigen Chef Guido Dunkel hat Absi Haj Hamdan beim Vorstellungsgespräch direkt überzeugt. „Man hat gemerkt, dass er das unbedingt wollte“, sagt der IT-Leiter der Niels-Stensen-Kliniken. Dennoch: Intern habe man natürlich kurz darüber diskutiert, ob man sich darauf einlassen sollte. „So etwas klappt nur, wenn die ganze Abteilung dahintersteht und man Zeit investiert“, so Dunkel. Überlegt wurde aber nicht lange. Absi Haj Hamdan erinnert sich noch gut an seine erste Zeit. „Alles war OSNABRÜCK

AlsGeflüchteteristAbsiHajHamdan–hierimServerraummitGuidoDunkel,AbteilungsleitungITundMedizintechnik–gekommen.NacheinemPraktikumbeidenNiels-Stensen-KlinikenhatersichseineAusbildungzumIT-Fachmannanerkennen lassen. Heuteist erdortfest angestellt.

neu, das System, die Sprache.“ Praktika – das gebe es in Syrien nicht. Und auch die Art der Arbeit war anders als das, was er aus seiner Ausbildung in der Heimat kannte. „Ich musste alles neu lernen, aber die Arbeit gefällt mir. Manches habe ich am Anfang falsch verstanden. Aber

„Manches habe ich am Anfang falsch verstanden. Aber die Kollegen haben mich viel unterstützt.“ Absi Haj Hamdan, Fachinformatiker

Foto: GertWestdörp

die Kollegen haben mich viel unterstützt“, blickt er zurück. Mit ihnen zusammen hat er beim E-MailSchreiben Fachvokabeln gepaukt. „Das lernt man nicht im Sprachkurs.“ Heute ist Absi Haj Hamdan im IT-Team der Niels-Stensen-Kliniken Hauptansprechpartner für Mitarbeiter am Standort Bramsche, wenn diese Probleme mit dem System haben. Einmal in der Woche ist er normalerweise auch dort vor Ort – ein Kollege nimmt ihn mit, bis er seinen Führerschein machen kann. Den Rest der Zeit arbeitet er aus Osnabrück. „Das läuft gut, die Geschäftsführung ist zufrieden“, sagt der junge Mann. Server-Updates, Server-Aufbau, Exchange und Outlook – das war von Anfang an in der IT-Abteilung das Metier des 28-Jährigen. Dass Absi Haj Hamdan eine Chance bekommen hat, hat für Guido Dunkel vor allem mit zwei Dingen zu tun: der hohen Eigeninitiative und der Lernbereitschaft. „Er ist aktiv auf die Kollegen zugegangen, hat interne Fortbildungen besucht. Er wollte von Anfang an Teil des Teams sein.“ Absi Haj Hamdan nickt und sagt: „Ich bin hier und möchte was machen, nicht nur rumsitzen.“

ZUR SACHE

Anerkennungen in Niedersachsen Die Zahl der Anträge zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen steigt. Laut Landesamt für Statistik lag die Zahl im Jahr 2018 – neuere Daten liegen noch nicht vor – in Niedersachsen bei insgesamt 4578 – das sind 27,6 Prozent mehr als im Jahr 2017. Dabei haben deutlich häufiger Frauen einen Antrag gestellt als Männer, ihr Anteil lag bei 53,9 Prozent. Ein Blick

auf die Zahlen zeigt: Ein Großteil der männlichen Antragsteller – 42,6 Prozent – hatte seine Ausbildung in Asien absolviert. Frauen hingegen haben zu 33,1 Prozent ihre Ausbildung im europäischen Ausland außerhalb der EU abgeschlossen. Die Zahl der Anträge ist das eine, die Zahl der abgeschlossenen Anerkennungsverfahren das andere. Hier lag die Zahl lediglich bei 3552 – ein

Anstieg um 705 oder knapp 25 Prozent gegenüber 2017. Von diesen abgeschlossenen Verfahren konnten 3429 Fällen der berufliche Abschlusse als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu einer in Deutschland erworbenen Qualifikation anerkannt werden, in 120 Fällen wurde der Antrag negativ beschieden. Die große Mehrheit der Verfahren kam – wie schon 2017 – aus dem

Bereich der medizinischen Gesundheitsberufe, dazu zählen Altenpfleger, Erzieher, Kinderpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger, aber auch Apotheker, Ärzte (Erteilung der Approbation), Tierärzte und Zahnärzte. Eine größere Gruppe betraf zudem die technische Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerung.

Dafür nimmt er in Kauf, dass nicht immer alles glattläuft. Das erste Telefonat, dass er – vier Monate nach Praktikumsbeginn – geführt hat, ist ihm gut in Erinnerung geblieben. „Das war nicht erfolgreich, ich habe nicht viel verstanden“, gibt er ehrlich zu. Für seinen Chef Guido Dunkel war das aber kein Misserfolg, sondern Ansporn – telefonieren könne man lernen. „Er selbst ist zu mir gekommen und bat um Hilfe. Wir haben immer offen über Probleme gesprochen und geübt“, erzählt Dunkel. „Und die Kollegen haben mir viel beigebracht“, ergänzt Absi Haj Hamdan. Insbesondere Guido Schulz sei für ihn wie ein Mentor gewesen. „Er hat mich vom ersten Tag an begleitet.“ Nach rund fünf Jahren in der Hasestadt steht für den 28-Jährigen fest: „Ich bin jetzt Osnabrücker.“ Mittlerweile ist auch sein jüngster Bruder in der Region. „Er war zwei Jahre als Flüchtling in Griechenland und durfte dann mit dem Familiennachzug zu mir kommen.“ Auch er will – ganz wie seine Brüder – in Deutschland Arbeit finden. Auch ein weiterer Bruder lebt in Deutschland und hat jüngst in Bayern seine Abschlussprüfung als Krankenpfleger bestanden. Eine Ausbildung oder einen Ausbildungsplatz hat der Jüngste, der als Minderjähriger aus Syrien floh, aber noch nicht. Mit seiner Geschichte will Absi Haj Hamdan anderen Mut machen. „Viele Flüchtlinge wissen gar nicht, dass sie sich ihre Ausbildung zumindest zum Teil anerkennen lassen und dann in dem Beruf arbeiten können“, sagt der 28-Jährige. Dabei wäre das für sie ein Vorteil, wie jüngst eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gezeigt hat: Die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse steigert die Beschäftigungswahrscheinlichkeit von Einwanderinnen und Einwanderen nach einem Jahr um 17 Prozentpunkte und nach drei Jahren um 25 Prozentpunkte im Vergleich zu Personen, die keine Anerkennung ihres Berufsabschlusses beantragt haben.

INTERVIEW

Beratung schon im Ausland stärken Frau Akhrif, nehmen wir an, ich habe im Ausland studiert oder meine Ausbildung gemacht – wie schwierig ist es, sich diese Leistung in Deutschland anerkennen zu lassen? Seit dem im Jahr 2012 in Kraft getretenen Anerkennungsgesetz hat sich viel getan. Die Verfahren sind sowohl bei Hochschulabschlüssen als auch bei beruflichen Qualifikationen etabliert. Über das Internet werden in den wichtigsten Sprachen viele Informationen bereitgestellt, sodass sich Interessenten unkompliziert auch in ihrem Herkunftsland informieren können. Wichtig ist, dass die entsprechenden Dokumente beigebracht werden können. Dann kann leicht geprüft werden, ob der ausländischen Qualifikation ein deutscher Abschluss eines Studiums oder eines Referenzberufes entspricht. Wenn keine Dokumente vorgelegt werden können, ist über eine Qualifikationsanalyse eine vollständige oder teilweise Anerkennung der Fähigkeiten möglich.

HalimaAkhrif

Die Kosten sind jeweils überschaubar, oft ist auch eine Förderung möglich. Aus welchen Regionen kommen Menschen vor allem, die sich mit Fragen an Sie wenden? In unserem Wirtschaftsraum haben wir aktuell viele Anfragen aus osteuropäischen Ländern wie Polen und Russland, aber auch aus der Türkei. Haben alle von ihnen ähnliche Probleme? Die Regelungen zum Berufszugang sind in Deutschland schon sehr komplex. So gibt es reglementierte Berufe z. B. im medizinischen oder juristischen Bereich mit besonderen Regularien. Bei den nicht reglementierten Berufen sind Anerkennungen oft nützlich, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ver-

bessern. Die Zuständigkeiten für beide Berufsgruppen liegen zum Teil beim Bund, zum Teil beim Land. Die Anerkennung der Qualifikation erfolgt durch Ämter und Kammern. Hinzu kommen die Regelungen des Arbeitsund Aufenthaltsrechts, die sich grob nach EU-/EWRLändern und anderen Staaten unterscheiden lassen. Diese Komplexität überfordert nicht selten schon Antragsteller aus dem europäischen Ausland. Interessenten aus Afrika oder Asien haben verständlicherweise oft einen höheren Informationsbedarf. In welchen Bereichen gibt es vor allem Nachbesserungsbedarf ? Mit dem im März 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetz gibt es Erleichterungen für Fachkräfte vor allem aus Nicht-EU-/EWRStaaten. Dies hat noch einmal zusätzliches Interesse geweckt. Auch vor diesem Hintergrund sollten die Beratungsangebote im Ausland verstärkt werden.


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LEBEN & LEIDENSCHAFT

Torten aus der eigenen „Konditorei“ – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt Firma aus Herzlake bietet seit zwölf Jahren Artikel für Leckermäulchen an

VON INA WEMHÖNER HERZLAKE Der Versandhandel mit Patisserie-Waren boomt derzeit in der Corona-Krise. Viele Hobby-Bäcker wagen sich nun in der eigenen Küche an spektakuläre Torten und verzieren künstlerisch ihre selbst gemachten Pralinen. Davon profitiert auch der Pati-Versand mit Stammsitz im emsländischen Herzlake. Das Unternehmen verkauft über seinen Onlineshop Back- und Patisserie-Zutaten wie beispielsweise Schokoladen-Hohlkörper, Tortenformen und verschiedenen Dekorationen für Süßspeisen. Die Firma gehört zu den wenigen Gewinnern in der Corona-Krise. Das Unternehmen ist bereits seit zwölf Jahren auf dem Markt etabliert. Konditormeister Alexander Müller leitet es gemeinsam mit seiner Ehefrau Jessica. Die Idee, sich mit einem eigenen Versandhandel für Patisserie-Zutaten selbstständig zu machen, entstand bei einer Suche im Internet. Der gebürtige Berliner fahndete damals auf Ebay nach Konditoreibedarf. Da er selbst aus der Branche kommt, schätzte er die Produktpreise jedoch als sehr teuer ein, und die Auswahl sei noch sehr begrenzt gewesen. Seine Idee für den eigenen Online-Versand war somit simpel: die Produkte günstiger verkaufen und mehr Auswahl anbieten. So entstand das erste Produktlager in den eigenen vier Wänden der Müllers. „Wir kauften verschiedenen Produkte ein und merkten schnell, dass die Nachfrage immer größer wurde“, erzählt der 38-jährige Geschäftsmann. Die Kisten stapelten sich bereits bei ihnen zu Hause, bis das Unternehmerpaar 2010 mit seiner Firma in das Gebäude an der Siemensstraße in Herzlake zog, wo es noch heute zu finden ist. Mittlerweile lagern hier Produkte in vier Hallen auf rund 5000 Quadratmetern. Inzwischen ist das Sortiment enorm ausgeweitet worden. 45 Mitarbeiter arbeiten derzeit in der Firma. Um die Nachfrage schnellstmöglich zu bearbeiten, ist das Unternehmen vor zwei Jahren auf Lagerroboter umgestiegen. Sie stellen die verschiedenen Produkte für den Versand zusammen. Ein Mitarbeiter muss somit nicht mehr lange Wege durch die Lagerhallen zurücklegen und kann die Bestellung gleich verpacken. Bis zu 3000 Pakete können so, erläutert der Firmenchef, pro Tag verschickt werden. Über 4000 Artikel verste-

Pralinenschachtel?Auch solcheeher außergewöhnlichen Tortengibtes ausHerzlake.

cken sich in den großen Paketen auf den Paletten in den Hallen. Von Pralinen-Zubehör bis zur Silikonform für Tortendekorationen, hier bliebt kein Bäckerwunsch unerfüllt. „Viele Produkte stellen wir selbst hier in Herzlake her wie Rollfondant, Marzipan, Glasuren, Backmischungen oder Lebensmittelfarben. Andere Lebensmittelartikel wie Schokolade kaufen wir europaweit ein oder lassen andere Produkte für uns herstellen. Backformen und Werkzeuge kaufen wir ebenfalls meist europaweit und sogar weltweit ein“, erzählt Müller. „Dabei gucken wir auch immer nach neuen Trends und versuchen, neue Rezepte auszuprobieren.“ Zu vielen Bestellungen erhalten die Kunden auch Tipps und Anleitungen zum Umgang mit Lebensmittel-Rohstoffen oder wie die perfekte Torte zu Hause überhaupt gelingen kann. Und wem dies noch nicht ausreicht, der kann bei den Seminaren von Konditoren des Unternehmens lernen, wie man Pralinen herstellt, aus Marzipan Blumen modelliert oder Torten dekoriert. Derzeit fallen die Kurse allerdings coronabedingt aus. Diverse Online-Tutorials sind jedoch auf der Internetseite des Unternehmens zu finden.

Nachdem im Jahr 2013 eine Firma in Stuttgart übernommen wurde, erwarb Pati-Versand im Februar 2015 einen weiteren Mitbewerber mit Sitz in Köln. Darüber hinaus wurde im ersten Quartal 2016 ein Verlag übernommen, der Bücher rund um die Tortendekora-

„Als der Lockdown ausgerufen wurde, stieg die Nachfrage enorm an.“ Alexander Müller, Geschäftsführer Pati-Versand

tion herausbringt. Bereits 2015 erzielten die Emsländer einen Gesamtumsatz von rund sechs Millionen Euro. 2020 konnte das Unternehmen wegen der großen Nachfrage sogar zweistellig wachsen. „Dies planen wir auch für 2021“, so Firmenchef Müller. In der Produktentwicklung kam das Unternehmen ebenfalls erfolgreich voran, indem es beispielsweise für seinen Onlineshop einen extra hohen, verstellbaren Tortenring (20 cm) entwickelte, eigene Ausstecher gestaltete sowie seine eigenen zertifizierten Lebensmitteldrucker anbietet. „Mit diesem Drucker kann nun ein Wunschfoto für Feiern oder Geburtstage die eigene Torte schmücken“, erklärt Müller. Die Back- und Kochshows im Fernsehen würden viel zum Erfolg beitragen, meint Müller. „Als zum Beispiel beim „Perfekten Dinner“ von einem Kandidaten ein Zitronendessert zubereitet wurde, hatten wir am nächsten Tag plötzlich über 40 Bestellungen mit dem Vellwet-Spray, das der Hobby-Koch am Abend zuvor bei der Zubereitung

verwendet hatte.“ Hochbetrieb läuft im Unternehmern besonders kurz vor Ostern, Weihnachten und Valentinstag. Sei es die Idee, eigene Schokoladen-Ostereier zu verschenken oder eine selbst gebackene Torte zum Fest mitzubringen – das süße Geschäft läuft von Jahr zu Jahr besser. Als Konditormeister schätzt Müller den Aufwand für eine verzierte Torte auf etwa zehn Stunden. „Ein Konditor braucht natürlich weniger Zeit, sie sind geübt in ihrem Handwerk und zudem natürlich schneller.“ Jedoch könne man so auch Geld sparen, es sei nur sehr zeitaufwendig. Als die ersten Corona-Lockerungen kamen, sei die Nachfrage nach Tortenfiguren und Formen wieder gestiegen, denn nun konnte man mit der Familie Geburtstage nachholen, Hochzeiten feiern – und dafür wurde dann erneut aufwendig gebacken. Besonders die Drachentorte ist bei vielen Käufern im vergangenen Jahr der Verkaufshit gewesen. Keine andere Torte sei so gut bei den Kunden angekommen, berichtet Müller. Aber auch Corona spielte dem Unternehmern in die Hände. „Als

der Lockdown im März ausgerufen wurde, stieg die Nachfrage nach Brotbackmischungen enorm an. Aber auch Mehl und Hefe waren extrem gefragt. Denn auch in den Supermärkten waren ja bereits viele Regale mit den Backprodukten leer geräumt.“ 30 Kilogramm Brotbackmischungen seien Anfang März rausgegangen, so Müller. Auch Tortenzubehör sei auffällig gut bestellt worden, denn viele Menschen hatten nun die Zeit, sich mit einer aufwendigen Torte zu beschäftigen. Nicht nur an Privatpersonen, sondern auch an verschiedene Torten-Geschäfte und Händler verkaufe das Unternehmen seine Produkte. Teilweise um das Bestellte zu verarbeiten oder um es weiterzuverkaufen. Das Unternehmen bietet auch anderen Firmen an, seine für den eigenen Online-Versandhandel nicht genutzte Lagerfläche an der Siemenstraße mit auszulasten. Start-ups, Online-Händler oder andere Firmen, die keine Lagerfläche oder eine eigene Logistikabteilung haben, können damit den Lagerund Versand-Service der Herzlaker Firma nutzen. Das emsländische Unternehmen arbeite derzeit mit zehn Kunden zusammen, die diesen Service nutzten, berichtet Müller abschließend.

Haben immer wiederneueIdeen

Seit2010 sitztdie ZentralederFirma Pati-Versand in der

fürihrUnternehmen:Jessicaund Alexander Müller.

Siemensstraße in Herzlake. Fotos: Pati-Versand


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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

LEBEN & LEIDENSCHAFT

Bares ist nicht allein mehr Wahres Unternehmen, Verbände und Banken in der Region bestätigen Trend – sehen aber nicht nur Vorteile in dieser Entwicklung

KontaktlosesBezahlen,auch perSmartwatchoderSmartphonebzw.perKarte, wirdvondenKunden immerhäufigerangewandt.

VON ANDRÉ POTTEBAUM OSNABRÜCK Der Einkauf liegt auf dem Band, ein Teil nach dem anderen zieht die Verkäuferin über den Scanner. „Das macht 21,32 Euro“, sagt sie freundlich zum Kunden gegenüber. Statt die Geldbörse zu zücken, schiebt dieser den Ärmel seines Pullovers hoch und hält seine Uhr an das Kartenterminal. Die Verkäuferin schaut etwas ungläubig, während ihr Gegenüber mit seinem Fingerabdruck die Zahlung bestätigt. Wenige Sekunden später wird der Kassenbon gedruckt. So problemlos wie an diesem Tag läuft es allerdings längst nicht immer. In vielen Fällen muss dann doch statt der Uhr die Karte gezückt werden. Möglich macht das kontaktlose Bezahlen die sogenannte NearField-Communications-Technologie, kurz NFC. Über einen Chip werden Daten per Funk an das Kartenlesegerät übertragen, was sowohl beim mobilen Bezahlen mit dem Handy oder der Smartwatch funktioniert als auch per Giro- oder Kreditkarte möglich ist. Beträge bis zu 50 Euro können so in der Regel ohne Pin-Eingabe und Unterschrift bezahlt werden. Experten sagen, dass etwa das Bezahlen mit dem Smartphone nicht nur schnell und einfach ist, sondern auch „höchste Sicherheit“ garantiere. Seit Jahren wird bargeldloses Bezahlen immer populärer. Die Corona-Pandemie hat dieser Entwicklung einen weiteren Schub verliehen. Dass das Zahlen mit Bargeld immer weiter zurückgedrängt wird, zeigt eine aktuelle Umfrage der Deutschen Bundesbank, die im Januar 2021 veröffentlicht wurde. Rund 30 Prozent aller Zahlungen an der Ladenkasse, in der Freizeit oder im Onlinehandel werden demnach mittlerweile mit einer Karte getätigt. Zum Vergleich: 2017 lag der Wert noch bei 21 Prozent. Gleichzeitig sank der Anteil der Barzahlungen von 74 Prozent in 2017 auf 60 Prozent im vergangenen Jahr.

Eine Entwicklung, die durch die Corona-Pandemie deutlich an Schwung gewonnen hat – darin sind sich Verbände, Unternehmen und Banken gleichermaßen einig. Vor allem das kontaktlose und mobile Bezahlen ist seitdem deutlich populärer geworden. Nach Angaben des Marktforschungsinstituts GfK zahlen inzwischen 58 Prozent der Deutschen kontaktlos – drei Viertel mindestens einmal die Woche, fast jeder Fünfte sogar einmal am Tag. Für Geldinstitute aus der Region kommt diese Entwicklung wenig überraschend. Nach Angaben des Sparkassenverbandes Niedersachsen sind deutschlandweit mehr als 90 Prozent der Kartenterminals für kontaktloses Bezahlen ausgerüstet. 60 Prozent der niedersächsischen Sparkassenkunden nutzen ihre Girokarte demnach kontaktlos, 52

„Mich kostet Kartenzahlung 200 bis 300 Euro an Gebühren – jeden Monat.“ Andreas Witte, Fleischermeister

Prozent sind es bei den Kreditkarteninhabern. Der Zuwachs im vergangenen Jahr sei auch auf das gestiegene Bedürfnis der Kunden zurückführen, aus Hygienegründen die Pin nicht mehr am Terminal eingeben zu wollen. Eine Tendenz, die auch die Volksbank Osnabrück bestätigt – unabhängig vom Einfluss der Pandemie. Mittlerweile, so heißt es auf Nachfrage, werde jede zweite Transaktion kontaktlos ausgeführt. 2019 seien es noch 35 Prozent gewesen. Zudem benutze jeder 50. Kunde, der eine Girokarte besitze, auch das Handy oder die Smartwatch als Bezahlmittel. 2019 war es noch jeder 170. Kunde. Das veränderte Zahlungsverhalten werde zudem an zwei Punkten besonders deutlich: Die Bargeldabhebungen sind nach Angaben der Volksbank innerhalb eines Jahres um knapp 40 Prozent zurückgegangen. Zudem werde in vier von fünf Fällen im Restaurant oder im Laden mit Karte bezahlt – auch immer kleinere Beträge, die sonst bar gezahlt worden seien. Das liege auch daran, dass das kontaktlose Zahlen schnell und bequem für die Kunden sei. Nach Einschätzung der Oldenburgischen Landesbank lohnt sich die Zahlung per Karte jedoch nicht nur für Kunden, sondern auch für Händler. „Wer Kartenzahlungen in seinem Geschäft anbietet, kann sich über steigende Umsätze freuen: Das liegt an mehr Spontankäufen und daran, dass auch neue Kunden gewonnen werden“, heißt es dazu. Außerdem könnten mehr Kunden in kürzerer Zeit bedient werden. Doch die Zunahme des bargeldlosen Zahlens kommt nicht bei jedem gut an. Andreas Witte, Fleischermeister aus Osnabrück, beklagt etwa die hohen Gebühren, die kleinere Unternehmer an Banken und Zahlungsmittelanbieter abgeben müssten, sobald Kunden bargeldlos bezahlen. Vor Corona, so Witte, wurden am Tag durchschnittlich zehn bis zwölf bargeldlose Zahlungen bei ihm vorgenommen. „Heute beträgt

Foto: imagoimages/Westend61

Und auch im Handwerk ist Bargeld nicht wegzudenken. „Bei kleineren Beträgen wird immer noch häufig bar bezahlt“, sagt Thomas Coch, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Osnabrück. „Aber wir haben im Handwerk ja nur wenige Gewerke, die tatsächlich noch einen täglichen Zahlungsverkehr haben.“ Bei Tischlern, Malern oder Dachdeckern gebe es diesen im Alltag so nicht mehr. Bei Friseuren, Bäckern, Konditoren und Fleischern würden hingegen mehr als 70 Prozent bargeldloses Zahlen ermöglichen, so die Kreishandwerkerschaft Osnabrück. Fast 14 Prozent der Unternehmen hätten zudem vor, ebenjene Zahlungsmöglichkeiten noch in diesem Jahr einzuführen. Bei den meisten Betrieben mache das Zahlen per Karte oder mit dem Smartphone

der Anteil am Umsatz fast 40 Prozent“, sagt er. „Aber mich kostet das 200 bis 300 Euro an Gebühren – jeden Monat.“ Zudem würden die Zahlungen erst einige Tage später verbucht werden, bei Kreditkartenzahlungen sogar erst am Ende des Monats. Dass Kartenzahlungen immer noch teuer sind, weiß auch Katja Calic vom Handelsverband Osnabrück-Emsland. Im Schnitt würden diese pro Transaktion 24 Cent kosten. Eine Menge Geld insbesondere für kleinere Unternehmen wie Bäckereien, Elektro- oder Spielwarengeschäfte. Und dennoch: „Beim Bäcker, auf dem Markt oder beim Blumenhändler – fast überall kann mittlerweile mit Karte gezahlt werden“, sagt sie. Lediglich im Lebensmitteleinzelhandel werde immer noch viel bar bezahlt.

schon jetzt einen Anteil von 30 bis 40 Prozent am Umsatz aus. In der Spitze liege der Anteil bei fast 85 Prozent. Durch Corona habe sich der Anteil der bargeldlosen Zahlungen bei einigen der Unternehmen sogar mehr als verdoppelt. Der Trend der vergangenen Monate und Jahre ist jedenfalls eindeutig: Kunden in Deutschland, ebenso wie jene aus der Region, verzichten immer häufiger auf das Zahlen mit Bargeld und nutzen die technischen Möglichkeiten, die sich in der heutigen Zeit bieten. Auch deshalb sind sich Verbände und Geldinstitute einig: Das bargeldlose Zahlen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen und das Bargeld immer weiter verdrängen – wenngleich ein Ende von Münzen und Geldscheinen keinesfalls in Sicht sei.

Zahlungsarten im Einzelhandel 1) Angaben in Prozent 63,6 59,9

57,2 52,4 46,5

34,6

24,0 21,1

19,4 15,4

5,0

2005 Bargeld

5,2

3,5

EC-Lastschrift

1) Apotheken, Tankstellen und Kfz-Werkstätten nicht berücksichtigt

5,3

3,4

2009 EC-Cash

14,2

12,6

12,2

11,5

3,1

2011 Kreditkarte

5,7

2015

7,8 7,6 3,1

3,0 2019

Rechnungskauf Quelle: Statista.de · Grafik: Matthias Michel


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PAPENBURG

Menke Objektbau heißt jetzt „StahlQuadrat Objektbau“ Neue Maßstäbe im Hallenbau

MEPPEN

LINGEN

Zustellstützpunkt Paket- und Briefversand in Wuppertal

Produktionshalle in Beesten

Lagerhalle mit Büro- und Aufenthaltsräumen in Münster

Lagerhalle mit Ausstellung in Meppen

Anbau einer Bereitstellungshalle in Schortens

Logistikhalle in Meppen

D

ie Inhaber Matthias Abel und Paul Determann führen seit 2016 das Unternehmen Menke Objektbau GmbH. Seit dem Jahreswechsel hat der erfolgreiche Mittelständler seinen Auftritt modernisiert und firmiert seither unter dem Namen „StahlQuadrat Objektbau GmbH“. Das Portfolio des Unternehmens ist breit gefächert. Es umfasst den Bau von Gewerbe-, Industrie- und landwirtschaftlichen Hallen. Auch Um- und Anbauten sowie Sanierungen bietet StahlQuadrat an. Neu im Programm sind auch die Erstellung von Stahlbetonhallen sowie deren Fassadenverkleidung. Das Unternehmen, das im Industriegebiet Meppen Nödike ansässig ist, beschäftigt derzeit zwölf Mitarbeiter und plant ab März noch personell aufzustocken. Paul Determann kennt die Branche seit über 20 Jahren. Seine Kunden schätzen die Zuverlässigkeit, die partnerschaftliche Zusammenarbeit sowie die Professionalität: „Wir bauen Stahlhallen im gesamten nordwestdeutschen Raum für die verschiedensten Branchen. Viele Kunden kennen wir bereits seit etlichen Jahren. Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, sehr eng mit ihnen zusammenzuarbeiten. Und auch unsere Kunden wissen die vertrauensvolle Zusammenarbeit sehr zu schätzen.“ Oberste Priorität im Hallenbau haben die Funktionalität sowie die maximale Wirtschaftlichkeit in Bezug auf Raum-, Nutzen- und Energieeffizienz. „Diese individuellen Ansprüche setzen wir mit fundiertem Fachwissen und Know-how in Zusammenarbeit mit unseren Kunden um. Wir setzen ausschließlich hochwertige Materialien ein. Unsere Zulieferer, mit denen wir bereits seit vielen Jahren partnerschaftlich zusammenarbeiten, erfüllen die gleichen Qualitätsansprüche, die wir uns auferlegt haben“, verspricht Matthias Abel. „Unsere Leistungen sind umfangreich: vom Entwurf bis zur Montage vor Ort. Wir kümmern uns um die Erstellung der Statik, den Bauantrag, Beton-/Rohbauarbeiten, die Fertigung und Montage der Stahlkonstruktion inkl. Dach und Fassade“, erläutert Determann die Unternehmensschwerpunkte. Für die Montagen an den Baustellen, wo

StahlQuadrat eigene Monteure einsetzt, besitzt das Unternehmen LKW-Kräne, wodurch eine hohe Flexibilität gewährleistet ist. „Wir stehen für Qualität, Erfahrung und Präzision. Alle Projekte werden individuell geplant, besondere Kundenwünsche immer berücksichtigt“, betont Abel. „Wir haben auch bereits eine Halle über ein Zelt gebaut. Damit ein Kunde seinen laufenden Betrieb weiterführen konnte, hat dieser sein Lager kurzfristig in einem Schützenfestzelt errichtet. Wir haben die Halle dann während des laufenden Betriebs um das Zelt herum gebaut. Alles ist möglich!“, erinnert sich Determann an ein ganz besonderes Projekt. Viele Mitarbeiter sind bereits sehr lange im Hallenbau tätig, so zum Beispiel Hermann Gerdes, der die Branche wie seine Westentasche kennt. Er schätzt bei StahlQuadrat sowohl das gute Betriebsklima als auch das freundschaftliche Miteinander: „Jeder kennt seine Aufgabe und kann sich auf die Kollegen verlassen. Das kommt auch beim Kunden gut an,“ zeigt sich Gerdes zufrieden.

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Gewerbehallen ∙ Standardhallen ∙ Reithallen ∙ Umbau + Sanierung Industriehallen ∙ Lagerhallen ∙ Anbauten ∙ Bedachungen StahlQuadrat Objektbau GmbH · Lilienthalstr. 28a 49716 Meppen · www.stahlquadrat.com


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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

LEBEN & LEIDENSCHAFT

TERMINE

12.04.2021 | 17.00 UHR Nebenberufliche Selbstständigkeit, Teil 1 (Teil 2 am 14.04.)

DER WIRTSCHAFT

EMSLAND GMBH/MEMA-TERMIN, ONLINE-SEMINAR MIT ANMELDUNG

02.03.2021 | 15.00 UHR Künstliche Intelligenz: Chancen für den Mittelstand

16.04.2021 | 09.00 UHR Marketing für kleine und mittelständische Unternehmen

ONLINE, EMSACHSE, MITTELSTAND 4.0-KOMPETENZZENTRUM LINGEN

04.03.2021 | 17.30 UHR Nebenberufliche Selbstständigkeit (Mema Netzwerk-Termin) STADT LINGEN UND VHS LINGEN GGMBH, AM PULVERTURM 3, LINGEN

04.03.2021 | 14.00 UHR Veränderungsprojekte zum Erfolg führen (Online-Webinar) MIT ANMELDUNG, WIGOS-SEMINAR, AM SCHÖLERBERG 1, OSNABRÜCK

VHS MEPPEN GGMBH, FREIHERRVOM-STEIN-STR. 1, MEPPEN

Das betriebliche Gesundheitsmanagement der Edeka Minden-Hannover wurde mit dem Corporate Health Award2020inderBrancheHandelausgezeichnet.DarüberfreutesichdasTeamfürMitarbeitergesundheit(von links):MarioGrotefeld,Sophia Leffringhausenund Fenja-CarinaLeib.

29.04.2021 | 14.00 UHR

Foto:EdekaMinden-Hannover

DIE GESICHTER DER WIRTSCHAFT

Erneute Auszeichnung „Top Ausbildung“ der IHK an die KesseböhmerBeschlagsystemeGmbH&Co.KG(vonlinks):AusbildungsleiterinAngelinaJanz,GeschäftsführerGerdLangenbergundMarcoGraf(IHK). Foto:Kesseböhmer

Moderne Kommunikation: Outlook 2019 – Grundkurs EMSACHSE, VHS MEPPEN, EDV-RAUM, FREIHERR-VOM-STEIN-STR. 1, MEPPEN

08.03.2021 | 17.00 UHR Gründen Frauen anders? (Online-Seminar, Gründerhaus)

11.03.2021 | 14.00 UHR

Freuen sich, mit dem Osnabrücker Friedensschinken auch im Jahr 2020 wieder viel Gutes tun zu können (von links): Bedford-Inhaber Bert Mutsaers, Marketingleiterin Nicole Elbracht und Geschäftsführer Carsten Leiber übergabendie SpendezurUnterstützungfür„terredeshommes“. Foto:Bedford

KREISHAUS OSNABRÜCK, AM SCHÖLERBERG 1, OSNABRÜCK

Bleiben Sie immer informiert

06.03.2021 | 09.00 UHR

INNOVATIONS CENTRUM OSNABRÜCK, ALBERT-EINSTEIN-STRASSE 1

Marketing mit Storytelling (WIGOS-Kompakt-Seminar)

StudentFelixWillerterhieltjetztdeninternationalenPreis„20 in Their Twenties“ als einer der besten Nachwuchskräfte der Veranstaltungsbranche. Foto: HochschuleOsnabrück

Über unseren Wirtschaftsnewsletter erhalten Sie auch zwischen den Ausgaben von „Die Wirtschaft“ dreimal die Woche einen Einblick in die regionale Wirtschaft sowie Wissenswertes zu allgemeinen Wirtschaftstrends direkt per Mail. Die Anmeldung ist kostenfrei über www.noz.de/newsletter. Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am Donnerstag, 29. April 2021. Anzeigenschluss für diese Ausgabe ist Freitag, 9. April 2021. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter der Adresse www.noz.de/wirtschaft.

So finden Sie den besten Preis (Gründerhaus, Online-Webinar) MIT ANMEDUNG, WIGOS MBH, AM SCHÖLERBERG 1, OSNABRÜCK

GESCHÄFTSFÜHRER: Axel Gleie und Jens Wegmann CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (Vertreter des Chefredakteurs), Burkhard Ewert (Stellvertretender Chefredakteur)

18.03.2021 | 09.00 UHR Instagram Workshop Level 1 (Workshop per Instagram)

KOORDINATION: Nina Kallmeier AUTOREN DIESER AUSGABE: Marcus Alwes, Sebastian Hamel, Nina Kallmeier, Christoph Lützenkirchen, Hermann-Josef Mammes, Thomas Pertz, André Pottebaum, Nadine Sieker, Nina Strakeljahn, Ina Wemhöner

EMSLAND GMBH/MEMA NETZWERK, MIT ONLINE-ANMELDUNG

24.03.2021 | 14.00 UHR Digitale Mitgliederversammlung für Vereine und Gesellschaften

Die Gemeinde Bissendorf wurde jetzt als „Ausgezeichneter Wohnort für Fachkräfte“ geehrt und ist damit die erste KommuneimIHK-Bezirkmit dem Qualitätszeichen. Foto:IHK

Das Seedhouse richtet sichunterdem Namen SeedhouseAccelerator GmbH als Innovationsplattform für Startups und Mittelstand imJahr 2021 neu aus. SiegfriedAverhage (Wigos), Florian Stöhr (Seedhouse) und Ralf Minning(WFO)machensichgemeinsamfürdieOsnabrückerStart-up-Szenestark(vonlinks.). Foto:ICO GmbH

24.03.2021 | 18.30 UHR

ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 0541 310-500, Geschäftsführer: Sven Balzer, Anzeigen-/ Werbeverkauf: Sven Balzer, Ansgar Hulsmeier, Dirk Riedesel, Marvin Waldrich

Der Weg in die Selbstständigkeit (Online-Seminar per MS Teams)

ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 0541 310-510, Telefax 0541 310-790; E-Mail: auftragsservice@mso-medien.de

EMSLAND GMBH/MEMA-TERMIN, (ANMELDUNG NOTWENDIG)

ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Coesfelder Hof 2, 48527 Nordhorn, Telefon 05921 707410, Verlagsleiter: Matthias Richter (V.i.S.d.P.)

25.03.2021 | 10.00 UHR

WFO OSNABRÜCK, ONLINE-VERANSTALTUNG MIT ANMELDUNG

FOTOGRAFEN: Markus Alwes, Michael Gründel, Sebastian Hamel, Christoph Lützenkirchen, Hermann-Josef Mammes, Kristina Müller, Bärbel Recker-Preuin, Nadine Sieker, Gerd Westdörp VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 0541 310-330, Telefax 0541 310-266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: diewirtschaft@ noz.de

IUK UNTERNEHMENSNETZWERK OSNABRÜCK E.V./WFO, ONLINE

TOS TALK: Fachkräfteeinwanderung und Corona (Webinar)

REDAKTION V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke

Der Georgsmarienhütter Dachdecker-Einkauf Nordwest eG feierte 2020 sein 100. Jubiläum.HierderaktuelleDENW-Vorstand (v.l.)mitJörgFlorian(Bremen),MartinWeniger(Weyhe), Stefan Krieger(Vechta),undAlbert Schneider (Papenburg). Foto:DENW

IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf (l.) übergab die Urkunde zum Qualitätssiegel „TopAusbildung“andieOsnabrückerBohnenkampAG.MitdabeiMichaelRieken(BohFoto:IHK nenkamp-Vorstand)undLauraHopp(PersonalleiterinbeiBohnenkamp).

ANZEIGENANNAHME für Ausgabe Grafschaft Bentheim: Grafschafter Nachrichten GmbH & Co. KG, Telefon 05921 707-410; E-Mail: gn.media@gn-online.de, Leitung Mediaverkauf: Jens Hartert TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4, Osnabrück (Ausgabe Osnabrück/Emsland); Grafschafter Nachrichten, Coesfelder Hof 2, Nordhorn (Ausgabe Grafschaft Bentheim)

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

FINANZEN & VERSICHERUNGEN

Fotos: iStock


DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

FINANZEN & VERSICHERUNGEN

„Bei Schwächen im Geschäftsmodell wirkt die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger“ Bankenfachleute aus der Region vorsichtig optimistisch / Starker Aufschwung nach Ende der Krise erwartet

VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN OSNABRÜCK Corona, Corona, Corona – das sehnlich erhoffte Ende der Krise ist noch nicht in Sicht. Gleichzeitig wachsen die Sorgen um Wirtschaft und Unternehmen. Ein Gradmesser für die Lage ist die Stimmung bei einem wichtigen Partner der Unternehmen, den Banken. Wir sprachen mit Vertretern von Geldinstituten in der Region über ihre Stimmung, die Situation ihrer Kunden und ihre Erwartungen für die nähere Zukunft. Es ist nicht so schlimm gekommen, wie befürchtet. Darin sind sich die Bankenvertreter einig. Die Stimmung ist aber nur vorsichtig optimistisch, weil eigentlich niemand glaubt, dass es das schon gewesen ist. „Wir sind gut durch das Jahr gekommen, aber angesichts der Pandemie gibt es natürlich auch viel Unsicherheit“, sagt Heiko Engelhard, Vorstand der Volksbank Osnabrück. Er könne zwar nur für die Volksbank Osnabrück sprechen, aber in der geschäftlichen Entwicklung sei die Volksbank insgesamt nicht so stark betroffen. Durch die zusätzlichen Anfragen für KfW-Förderkredite verzeichne man in einzelnen Bereichen sogar mehr Geschäft. „Alles in allem waren die Anfragen unserer Kunden für derartige Förderungen aber nicht so umfangreich, wie man vielleicht erwartet hätte“, so Engelhard. Vorläufige Entwarnung gibt der Banker mit Blick auf das Kreditportfolio seines Hauses. Es sei intensiv auf mögliche Pandemie-Auswirkungen geprüft worden, dabei habe man keine besonderen Belastungen festgestellt. Allerdings würden die Unternehmen derzeit noch durch Dinge wie Liquiditätszuschüsse und die Stundung von Sozialversicherungsbeiträgen entlastet, gibt er zu bedenken. Inwieweit die Pandemie nachhaltige Auswirkungen auf Geschäftsmodelle von Unternehmen hat, lasse sich aktuell noch nicht vollständig absehen. Im Geschäftsjahr 2020 reichte die Volksbank Osnabrück neue Kredite im Volumen

von über 150 Millionen Euro aus. Der Kreditbestand stieg um fünf Prozent, bei gewerblichen Krediten und auch bei Baufinanzierungen. „Auf der Einlagenseite verzeichnen wir über zehn Prozent Wachstum“, sagt Engelhard: „Das entspricht der allgemein gestiegenen Sparquote. Die Kunden parken ihr Geld im Moment verstärkt auf den Konten, weil die Konsummöglichkeiten eingeschränkt sind.“ Auch die Sparkasse Emsland meldet für das zurückliegende Pandemie-Jahr erfreuliche Zuwächse. Unter anderem habe man mit 337 Millionen Euro 16 Prozent mehr Wohnungsbaudarlehen zugesagt als im Vorjahr. Das gesamte Kreditvolumen wuchs um fünf Prozent auf 3,125 Milliarden Euro. Die Anzahl der Fondssparverträge hat sich gegenüber dem Vorjahr um 27 Prozent erhöht. „Vor dem Hintergrund der Pandemie, der heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und vor allem des Negativzinsumfeldes stellen wir fest, dass sich das klassische Sparverhalten der Menschen in unserer Region ändert“, sagt Ludwig Momann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Emsland. Auch er berichtet, dass die

„Die Stimmungslage ist nicht euphorisch, sondern eher durch eine gewisse Vorsicht geprägt.“ Ludwig Momann, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Emsland

HeikoEngelhard,VorstandderVolksbankOsnabrück. FotoVolksbankOsnabrück

Ludwig Momann, Vorstandsvorsitzender der SparkasseEmsland. FotoSparkasse Emsland

Heiko Braband, Geschäftsführer BankenverbandNiedersachsen. Foto:Bankenverband

„Worst-Case-Szenarien“ aus dem vergangenen Frühjahr bislang nicht eingetreten sind. Der Gesprächsbedarf der Kunden – besonders der gewerblichen Kreditnehmer – sei aber nach wie vor hoch. „Die Stimmungslage ist nicht euphorisch, sondern eher durch eine gewisse Vorsicht geprägt“, so Momann. Banken und Unternehmen hätten proaktiv auf die erste Welle reagiert, um keine bösen Überraschungen zu erleben, glaubt Heiko Braband, Geschäftsführer des Bankenverbands Niedersachsen in Hannover. Der Verband vertritt die gemeinsamen Interessen der privaten Banken in Niedersachsen. „Die Industrie ist ganz gut durch die Krise gekommen“, konstatiert Braband: „Es konnte weiter produziert werden, die globalen Lieferketten haben im Großen und Ganzen gehalten.“ Etwa 25 Prozent der Unternehmen konnten seinen Angaben zufolge von der Krise profitieren, beispielsweise aus den Branchen Chemie, Pharma und Medizintechnik. Für 50 Prozent habe sich geschäftlich nichts Wesentliches verändert; 25 Prozent stünden mit echten Problemen da. Da sei dann zu unterscheiden, ob das ursächlich mit der Pandemie zusammenhänge, betont Braband. Beispielsweise seien die Kennzahlen vieler deutscher Autozulieferer

schon 2019 nicht gut gewesen. Durch den Absatzrückgang während der Pandemie habe sich das Problem noch verschärft. Braband: „Bei Schwächen im Geschäftsmodell wirkt die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger. Wer im Handel nicht schon vorher auf Online-Vertrieb gesetzt hatte, hat jetzt während der Pandemie kaum Chancen auf Umsatz und danach deutliche Rückgänge zu verzeichnen, da sich Kunden daran gewöhnt haben.“ Das gelte im Übrigen auch für das Filialgeschäft von Banken, die auch nach der Pandemie immer weniger besucht würden. Corona habe zu einer Ausnahmesituation in der Wirtschaft geführt, wie es sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben habe, so Braband weiter: „Über uns Banken wurde ein Großteil der staatlichen Corona-Hilfskredite auf die Straße gebracht. Von den über 47 Milliarden Euro KfW-Corona-Hilfen, verteilt auf 110 000 Anträge, wurden 37 Prozent von privaten Banken als Kredit durchgeleitet.“ Große Erwartungen knüpfen der Sprecher der Privatbanken und seine Kollegen an den Neustart der Wirtschaft im Anschluss an die Pandemie. Im Fokus stehen dabei naturgemäß die Unternehmen; darüber hinaus aber auch die Anleger, die fieberhaft nach lohnenden Investitionsmöglich-

keiten suchen. „Aus Bankensicht kommen wir jetzt in die heiße Phase der Krise“, erklärt Heiko Braband. Einerseits erwartet er, dass auf die Sanierungsabteilungen der Banken viel Arbeit mit Unternehmenskunden zukommt, die durch die Pandemie in die Krise gekommen sind. Auf der anderen Seite stehe man vor einem historischen Aufschwung. Es werde Nachholeffekte bei Firmen geben, aber auch beim privaten Konsum. „Die Unternehmen, die diese Krise meistern, werden auch in Zukunft erfolgreich sein“, glaubt der Banker. Sparkassenvorstand Momann gibt zu bedenken, dass Kreditausfälle gerade in den besonders schwer getroffenen Branchen nicht auszuschließen sind. Er hat aber auch die gewerblichen Kunden im Blick, deren Aufträge man mit Finanzmitteln begleiten wolle. Die – auch krisenbedingt – im Überfluss zufließenden Einlagen der Kunden sollen laut Momann risikoorientiert in werthaltige Kapitalmarktanlagen gelenkt werden. Eine starke Konjunkturerholung erwartet Volksbankvorstand Engelhard von dem Moment an, wo die Einschränkungen durch die Pandemie vorbei sind. „Wir werden aber auch sehen, dass sich das Zinsniveau, das schon zuvor im negativen Bereich lag, weiter reduziert hat“, sagt er: „Durch die weiter steigenden Staatsschulden

wird sich das auch auf längere Sicht zementieren.“ Vor diesem Hintergrund rechnet er damit, dass die Banken die Belastung aus dem Negativzins nicht mehr alleine tragen können und diese zunehmend weiterreichen werden. Sorgen bereitet ihm die Zinssituation. „Der Negativzins löst auf dem Immobilienmarkt weitere Spekulationen aus“, befürchtet er. Es sei zu beobachten, dass sich Immobilien auch in der Pandemie verteuert haben. Die Mieten stiegen, und immer weniger Menschen könnten sich den Traum vom Eigenheim erfüllen. „Die Politik sollte die daraus resultierende Gefahr wachsender gesellschaftlicher Spannungen auf keinen Fall ignorieren“, warnt Engelhard. Banken und Sparkassen sollten von dem erwarteten Aufschwung profitieren. Doch Heiko Braband hat Zweifel, ob der europäische Kapitalmarkt den Zukunftsaufgaben gewachsen ist. „Wir benötigen in Europa eine breitere Finanzierungsbasis für die beiden Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung“, fordert er: „Bisher finanzieren sich Unternehmen bei uns zu 80 Prozent auf Basis von Krediten. Das wird bei Investitionen von Hunderten Milliarden Euro in den nächsten Jahren nicht mehr funktionieren. Die Bankbilanzen, über die die Kredite laufen, sind zu klein.“ Nach seinen Vorstellungen muss es stattdessen mehr Möglichkeiten für Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen geben. Vorbild seien Kapitalmärkte, wie man sie in den USA und Asien finde. Da der Banker erwartet, dass der Aufschwung nach Corona bald kommt, schlägt er für die Übergangszeit die Zusammenarbeit von staatlichen Förderbanken, öffentlichen Beteiligungsgesellschaften und den Banken vor. „Nur sollte im Gegensatz zur breit angelegten Förderung während der Corona-Pandemie, eine gezielte Förderung von Unternehmen mit Zukunftstechnologien einsetzen“, so Heiko Braband: „Das sichert deutschen Unternehmen und Arbeitnehmern eine langfristige Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich.“

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DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG

FINANZEN & VERSICHERUNGEN

Was bringt ein gutes Gewissen bei der Geldanlage? Das Prinzip der Nachhaltigkeit spielt auch bei Geldgeschäften eine immer größere Rolle VON FALK ZIELKE BERLIN Ein Begriff macht Karriere: Nachhaltigkeit ist in fast aller Munde. Spielte das Wort noch vor wenigen Jahren allenfalls in der Umweltbewegung eine Rolle, gewinnt es inzwischen für immer breitere Bevölkerungsteile an Bedeutung – egal ob beim Einkaufen, Essen, Reisen, Einkleiden oder bei der Geldanlage. Kein Wunder, denn beschrieben wird damit ein gutes Prinzip: Die eigenen Bedürfnisse befriedigen, ohne dabei zukünftigen Generationen die Lebensgrundlagen zu entziehen. Glaubt man Umfragen, wird genau das für viele Menschen immer wichtiger. Nicht zuletzt wegen Corona. Seit Beginn der Pandemie ist Nachhaltigkeit für 18 Prozent der Bundesbürger bedeutender geworden, wie eine Umfrage der Puls Marktforschung im Auftrag der Quirin Privatbank zeigt. Für fast 67 Prozent ist das Thema demnach noch genauso wichtig. Wachstumsraten sind enorm: „Das ist längst kein Nischenthema mehr“, sagt Carlo Funk, beim Vermögensverwalter State Street Global Advisors verantwortlich für nachhaltige Investmentstrategie. „Das Bewusstsein für das Thema ist da. Damit beschäftigen sich viele Kunden.“ Und der Markt wächst. Allein 2019 investierten Privatanle-

ger 18,3 Milliarden Euro in entsprechende Produkte, wie der letzte Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zeigt. Das entspricht einer Wachstumsrate von 96 Prozent. 2018 lag diese Summe noch bei rund 9,4 Milliarden Euro. Dass die Zahlen für 2020 schlechter ausgefallen sind, ist kaum zu erwarten. Im Gegenteil: „Auch im vergangenen Jahr war das Wachstum im Volumen nachhaltiger Anlagen rasant“, sagt Reinhard Pfingsten, Chief Investment Officer bei der Bethmann Bank. „Während in den Vorjahren der Markt im Wesentlichen von institutionellen Geldern geprägt war, spielt nun auch der Privatkundenmarkt eine immer

„Nachhaltige Kapitalanlagen sind der Megatrend auf dem globalen Börsenmarkt.“ Lena Lochner, Bayerische Vermögen Management AG

größere Rolle.“ „Nachhaltige Kapitalanlagen sind der Megatrend auf dem globalen Börsenmarkt“, erklärt Lena Lochner, Portfoliomanagerin Bayerische Vermögen Management AG. „Nachhaltige Fonds und ETFs haben 2020 nicht nur ihr Handelsvolumen ausbauen können, sondern auch eine außerordentlich positive Wertentwicklungen gezeigt.“ Trotz dieser guten Entwicklung gibt es ein Problem: Was als nachhaltig gilt, ist nicht einheitlich festgelegt. „Der Begriff verschwimmt zudem immer mit der Definition von ESG – also den Kriterien für eine gute Umwelt (E), für die Berücksichtigung sozialer Aspekte (S) und für eine gute Unternehmensführung (G)“, erklärt Frank Wieser, Geschäftsführer von PMP Vermögensmanagement. Gerade für Privatanleger ist es deshalb oft nicht einfach, passende Produkte zu finden. So nahm die Stiftung Warentest nachhaltige Fonds, die weltweit investieren, unter die Lupe. Die Tester wollten unter anderem wissen, welche Branchen und Geschäftspraktiken die Anbieter ausschließen und ob das auch für Töchter, Beteiligungen und Zulieferer der Firmen gilt. Ein Ergebnis: In ihrer Anlagestrategie unterscheiden sich die Fonds mitunter deutlich. Oft geben sich Firmen oder Anbieter nur einen nachhaltigen An-

Regionaldirektion Lingen

Regionaldirektion Osnabrück

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NachhaltigkeitundGeldanlagepassendurchauszusammen.AufRenditeverzichtenmüssenAnlegerjedenfallsnicht. Foto:dpa-tmn/F.Rumpenhorst

strich, weil sie sich davon bessere Chancen erhoffen. In Wirklichkeit arbeiten sie aber gar nicht so umweltbewusst oder sozial wie dargestellt. „Privatanleger haben kaum die Möglichkeit, dieses sogenannte ,greenwashing‘ zu durchschauen“, sagt Carlo Funk. Denn die Recherche ist sehr aufwendig: „Im Prinzip müssen Sie ihre klassische Wertpapieranalyse verdoppeln für die nachhaltige Analyse“, sagt Reinhard Pfingsten. Die allermeisten Kleinanleger sind hier vermutlich überfordert. Trotzdem wird der Markt nachhaltiger Anlagen weiter wachsen, da sind sich die viele Experten sicher. Dazu beitragen wird neben einem

gewachsenen Bewusstsein auch die Regulierung: Durch die neue Offenlegungsregulierung der EU soll das Thema nachhaltige Geldanlage für Anleger und ihre Berater in 2021 ein fester Bestandteil werden. „Hintergrund ist die Umsetzung des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, erklärt Mathias Lebtig, Geschäftsführer der FP Asset Management GmbH. „Wer künftig einen Kunden zur Geldanlage berät, muss seine Nachhaltigkeitspräferenzen abfragen.“ Für Carlo Funk steht fest: „Das wird die Landschaft verändern.“ Denn Nachhaltigkeit werde jetzt in jedem Beratungsgespräch ein Thema. dpa

Finanzen & Versicherungen Verlags-Sonderveröffentlichung Herausgeber: Verlag Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Breiter Gang 10–16, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/3100 Redaktion:Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG V.i.S.d.P.: Ralf Geisenhanslüke Konzeption und Umsetzung: NOW-Medien GmbH & Co. KG, Große Straße 17-19, 49074 Osnabrück, Jürgen Wallenhorst, Christoph Lützenkirchen Anzeigen-/Werbeverkauf: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück Geschäftsführer: Sven Balzer Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Marvin Waldrich (E-Mail: anzeigen@mso-medien.de) Druck: NOZ Druckzentrum, Weiße Breite 4, 49084 Osnabrück


DONNERSTAG, 25. FEBRUAR 2021

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FINANZEN & VERSICHERUNGEN

Streit um Betriebsschließungen wegen Corona Versicherer wollen nicht zahlen / Maklerverband kritisiert „Auskontern der Versicherungsnehmer“ VON CHRISTOPH LÜTZENKIRCHEN HAMBURG „Aktuell werden einzelne Versicherungsnehmer in eine Art juristischen Nahkampf geschickt.“ Hans-Georg Jenssen ist sauer. Der geschäftsführende Vorstand des Bundesverbands Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) in Hamburg vertritt circa 840 Mitglieder, die vor allem im gewerblichen und industriellen Geschäft tätig sind. Jenssens Ärger gilt den Anbietern von Betriebsschließungsversicherungen (BSV), die in der Corona-Pandemie die Ansprüche Tausender Gastwirte und Hoteliers abwehren. Während des ersten Lockdowns im März hätten die Makler die Betriebsschließungen an die Versicherer gemeldet, berichtet der Jurist. Diese hätten argumentiert, dass Covid nicht versichert sei oder aber nur dann versichert, wenn ein Betrieb aufgrund eines individuellen Verwaltungsaktes geschlossen wurde. „Die Gastronomen stehen sehr unter Druck“, sagt Jenssen: „Viele fühlen sich in ihrem Vorurteil bestärkt, dass Versicherer immer dann nicht zahlen, wenn es darauf ankommt. Unsere Mitglieder und ihre Kunden wollen wissen, woran sie sind.“ Allein die Tatsache, dass ein Betrieb geschlossen wurde, löse in der Regel den Versicherungsfall nicht aus, erklärt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Ein

Versicherungsfall sei gegeben, wenn die Behörde per Verwaltungsakt den einzelnen Betrieb schließe, um das Ausbreiten einer Krankheit oder von Krankheitserregern im betroffenen Betrieb zu stoppen. Aus Sicht vieler Versicherer seien die aktuellen Fälle daher nicht versichert. Hans-Georg Jenssen hält dem entgegen, dass es im Kern darum gehe, ob die Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) Auslegungsspielräume zuließen. Nur wenige Versicherer hätten ihren Verträgen klare AVB zugrunde gelegt. Vor zahlreichen Gerichten quer durch die Republik sind Klagen gegen die Bescheide der

„Viele fühlen sich in ihrem Vorurteil bestärkt, dass Versicherer immer dann nicht zahlen, wenn es darauf ankommt.“ Hans-Georg Jenssen, Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler

Versicherer anhängig. Ein Gericht in Mannheim habe den Anspruch eines Gastronomen dem Grunde nach bestätigt, berichtet der BDVM-Geschäftsführer. Auch in München und Hamburg hätten sich einzelne Kammern zugunsten der Versicherungsnehmer positioniert. „Bei fast identischen Versicherungsbedingungen haben andere Gerichte aber anders entschieden“, so Jenssen: „Insgesamt fielen die Entscheidungen bisher etwa im Verhältnis fünf zu eins zugunsten der Versicherer aus.“ Offenbar verließen sich die Versicherer nun darauf, vor Gericht am längeren Hebel zu sitzen. Für einzelne Kläger bedeute es eine erhebliche finanzielle Belastung, ein Verfahren durch mehrere Instanzen durchzuhalten. Die Versicherer hingegen hätten „Zeit ohne Ende“. „Ich sehe das als Auskontern der Versicherungsnehmer“, sagt Hans-Georg Jenssen. Beim GDV scheint man bemüht, das Problem kleinzureden. „In Hotellerie und Gastronomie verfügen nach unserer Einschätzung weniger als 25 Prozent der Betriebe über eine BSV“, so der Verband. Betroffenen riet man, eine freiwillige Entschädigung der Versicherer zu akzeptieren, die sogenannte „Bayerische Lösung“. Die Versicherer zahlten gut 15 Prozent der vertraglich vereinbarten Tagesentschädigung. Allerdings verzichteten die Versicherungsnehmer damit auf alle weiteren Ansprüche. Wolfgang Hackmann klingt nicht

Geschlossen wegen Covid-19:An sehr vielen Geschäftstüren hängen zurzeit diese Schilder.Zahlreiche Besitzer von Betriebsschließungsversicherungenfühlensichin derPandemievonihrenVersicherungenimStichgelassen. Foto:iStock

sonderlich glücklich über das Angebot der Versicherer. „Das war ein Angebot mit der Botschaft: Nimm es an oder verklage uns“, sagt der Vorsitzende des Dehoga-Bezirksverbands Osnabrück und Betreiber von sechs Hotels in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die wirtschaftliche Situation vieler Kollegen sei dramatisch, so Hackmann. Es gebe Betriebe, die Weltkriege überstanden haben und nun an der Corona-Krise scheitern. Nicht alle Versicherer haben die Ansprüche ihrer Kunden zurückgewiesen. So erklärte Wolfgang Hanssmann, Vorstandsvorsitzender der

HDI Vertriebs AG, in einem Interview mit dem Gastgewerbe Magazin: „Kunden, die bei der HDI Versicherung eine BSV mit Bezug auf das Infektionsschutzgesetz abgeschlossen haben, durften aufgrund unserer Bedingungen zu jeder Zeit darauf vertrauen, dass auch neuartige Krankheiten und Erreger von ihrem Versicherungsschutz erfasst sind. [...] Ich bin überzeugt: Wenn man Kundenorientierung ernst meint, kann man gar nicht anders handeln.“ Das ist Wasser auf die Mühlen von HansGeorg Jenssen. Er glaubt, dass das Verhalten der Versicherer das weitere Geschäft der Mitglieder des

BDVM mit ihren Kunden erheblich erschweren wird. „Das Vertrauen ist beschädigt“, so Jenssen. Der Verbandsvertreter setzt sich dafür ein, eine Pandemie-Absicherung zu schaffen, an der sich Versicherungsunternehmen gemeinsam mit dem Staat beteiligen. Ähnlich hat sich GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen positioniert. „Die massiven Schäden durch Corona zeigen, dass die finanziellen Folgen von Pandemien rein privatwirtschaftlich nicht versicherbar sind“, erklärt er. Pandemien könnten daher nur gemeinsam von Privatwirtschaft und Staat getragen werden.

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KOSTENGÜNSTIGE STÄRKUNG DER EIGENKAPITALBASIS Bei dem durch die Crowd eingeworbenem Kapital handelt es sich um sogenanntes „Mezzanine-Kapital“, das wirtschaftlich wie Eigenkapital behandelt wird.

STARKER KUNDENBEZUG Durch die Möglichkeit, die eigenen Kunden und Mitarbeiter am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben zu lassen, können diese noch enger an das Unternehmen gebunden werden.

STEIGERUNG DER MARKEN BEKANNTHEIT VR-Crowd vermarktet das Projekt medial, sodass ein positiver Marketingeffekt entsteht.

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Kenntnis. Die Anleger können sich bis zu max. 25.000 Euro beteiligen. Bei einer attraktiven Rendite von 4 bis 6 % sind die Finanzierungen schnell vergriffen. Da nur ein Teil durch VRCrowd finanziert wird, bleibt die Gesamtfinanzierung für das Projekt dennoch günstig. Welche Projekte eignen sich besonders gut? Es eignen sich Finanzierungen von Bestandsimmobilien, Neuentwicklung von Bauträgerimmobilien, Erneuerbare Energien Projekte (z.B. PV-Anlagen), landwirtschaftliche Projekte (z.B. Stallbau) oder Maschinen. Nicht nur neue Projekte, sondern auch bereits laufende Projekte (hier kann gebundenes Vermögen liquidiert wer-

den) eignen sich sehr gut. Es kann auch zur Kundenbindung eingesetzt werden oder um eine Vielzahl von Betroffenen (z.B. größere Nachbarschaft) einzubinden. Ebenfalls sind Mitarbeiterbeteiligungs-Modelle denkbar. Gut zu wissen: Der Finanzierungsprozess läuft weitgehend digital und ist sehr einfach. Die unternehmerische Freiheit bleibt erhalten, da es sich um ein Nachrangdarlehen handelt und nicht um eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung. Die Volksbank eG ist sehr stolz, diese Finanzinnovation in der Region anzubieten. Wer neugierig geworden ist, bekommt unter www.voba-eg.de/vr-crowd weitere Informationen.

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