Finanz und Wirtschaft

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Bob Diamond

William White

Der frühere Barclays-Chef steigt über Fonds in Schwarzafrikas Wirtschaft ein, vielversprechend, doch hochriskant. 19

Der ehemalige Chefökonom der BIZ warnt im Interview vor den Folgen der ultralockeren Geldpolitik. 21

Fabian Picardo

Der Regierungschef von Gibraltar rollt unabhängigen Schweizer Vermögensverwaltern den roten Teppich aus. 15

www.fuw.ch

Samstag, 12. April 2014 Nr. 28 / 87. Jahrgang AZ 8021 Zürich

Fr. 5.80 | € 4.70 (im Ausland)

Gerade mal zehn Tage ist her, da sagte Fabio Cannavale: «Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, an die Börse zu gehen.» Ob sich der Mitgründer und Verwaltungsratspräsident des Börsenaspiranten Bravofly da mal nicht verspekuliert hat. Die Online-Reiseagentur hat nun Mitte der Woche erklärt, die Erstnotiz werde einen Tag vorverlegt, auf nächsten Dienstag. Ein Grund dafür, ist zu hören, sei das gestiegene Marktrisiko. Schneller als geplant – aber nicht schnell genug: Nach dem jüngsten Kursrutsch an der Tech-Börse Nasdaq (vgl. S. 8) vom Donnerstag und Freitag ist Investoren der Risikoappetit vergangen – mit Folgen für den Einstandspreis von Bravofly. Vor Ausübung einer Mehrzuteilungsoption will das Unternehmen durch den Gang an die Börse am 15. April 105 Mio. Fr. einnehmen. Das Geld soll in Zukäufe gesteckt werden. Kommt der Greenshoe voll zum Tragen und liegt der Ausgabepreis am oberen Ende, nimmt Bravofly gar 330 Mio. Fr. auf. Vom Überschuss würden Altaktionäre profitieren, allen voran die Gründer Cannavale und Marco Corradino. Die beiden werden sich mit weniger bescheiden müssen. Offiziell teilt Bravofly zwar mit: «Das öffentliche Angebot ist über die gesamte Preisspanne von 40 bis 52 Fr. bereits mehrfach überzeichnet.» Hinter den Kulissen heisst es aber, der Preis für Bravofly dürfte in der Mitte der Spanne liegen. Und das würde bereits als Erfolg gewertet. Denn Rivale eDreams Odigeo hatte diese Woche einen holprigen Start an die Börse. Die Spanier, die auch Reisen im Internet vermitteln, sind seit Dienstag notiert. Am Ende des ersten Handelstages lag der Kurs fünf Prozent unter dem Ausgabepreis von 10.25 €. Die Titel haben sich dann zwar erholt, sackten am Freitag nach der Schwäche in den USA aber mehr als 6% ab. In den Staaten fielen zuvor schon Expedia, Priceline und Tripadvisor. Bravofly verdient durchaus eine Prämie gegenüber Odigeo. Die Schweizer wachsen schneller und profitabel – mit einer Marge auf den Betriebsgewinn vor Amortisationen und Abschreibungen (Ebitda) von 18,5% im vergangenen Jahr. Die erhoffte Bewertung allerdings ist ambitioniert, angetrieben von den überzogenen Vorstellungen der Altaktionäre. In den ersten Wochen werden die BravoflyPapiere schwanken. Selbst risikofähige Anleger sollten sich zurücklehnen, bis die Turbulenzen ausgestanden sind. RK/TR

Derivatus

Stelldichein der Derivatbranche Seite 25

Monitor

Ein bisschen Risk off Seite 29

Börse Schweiz

UBS und CS zurückgestuft Seite 31

Favoritenwechsel

Die Werbevermarkterin verKurs: 127.50 Fr. fügt über beSPI-Gesamtindex angegl. trächtliche Substanz und 150 will damit etwas Sinnvol100 les machen – 70 angesichts 2013 2014 bisheriger Quelle: Thomson Reuters / FuW Misserfolge ist aber zu fragen, ob die Gruppenführung auch Mehrwert für die Aktionäre schaffen kann. SEITE 11

PubliGroupe N

Mit der Drosselung der Anleihenkäufe durch das Fed schlägt die Stunde der Nachzügler.

Mode-Imperium Der japanische Textilkonzern Fast Retailing strebt nach Europa. Expansionskosten lasten auf dem Gewinn und alamieren die Anleger. Mittelfristig sind die Wachstumspläne aber eine Kursstütze. SEITE 10 BILDER: AP PHTO/RICHARD DREW, IRIS C. RIT TER

Bravofly kommt einen Tag früher – und doch zu spät?

PubliGroupe will

Die Nervosität an der New Yorker Börse steigt. Besondere Vorsicht ist in den heissgelaufenen Segmenten angebracht.

M

anch ein Investor hat sich den Start ins neue Jahr wohl anders vorgestellt. Während sich die Prognostiker in ihren Jahresausblicken mit positiven Börsenkommentaren überboten, begann 2014 für die Aktienmärkte eher holprig. Höchste Zeit also für eine Bestandesaufnahme. Den Aktienkursen droht von der Geldpolitik her zwar nach wie vor kaum Ungemach, doch die schwache Gewinnentwicklung sowie die hohe Bewertung sprechen derzeit gegen amerikanische Di-

videndentitel. Positiv zu werten ist hingegen die jüngst aufgetretene Sektorrotation. Heissgelaufene Segmente wie Biotech- oder gewisse Technologiewerte haben korrigiert, Nachzügler wie Versorger-, Energie- und Rohstofftitel holen auf. Das ist ein gutes Zeichen, weil diese Sektoren aus Bewertungssicht noch Aufwertungspotenzial aufweisen, was die Lebensdauer der Hausse verlängern sollte. Eine Verbesserung der Marktbreite lässt sich auf Länderebene beobachten. Trotz negativer Schlagzeilen aus Emerging

Markets haben die dortigen Börsen zur Trendwende angesetzt. Vorsicht ist hingegen in den Segmenten angebracht, die am meisten von der Geldschwemme profitiert haben und die unter der EntwöhSEITE 23 nungskur des Fed leiden.

Griechenland feiert Rückkehr

Flaute im Bankensektor

Nach vier Jahren Abschottung kehrt Athen zurück an den Kapitalmarkt. Und wie: Die fünfjährigen Anleihen wurden dem Schatzamt förmlich aus den Händen gerissen. Die Emission war mehrfach überzeichnet, die Rendite betrug mit 4,95% weniger als erwartet. Noch vor kurzem wäre eine solches Comeback unvorstellbar gewesen. 2012 schien der Austritt Hellas aus der Eurozone nur eine Frage der Zeit zu sein. Nun profitiert es vom Anlagenotstand auf dem Bondmarkt; für ein wenig Zusatzrendite gehen Anleger riskante Wetten ein. Wirtschaftlich geht es in Griechenland nur langsam bergauf. SEITE 22

J.P. Morgan Chase Im amerikanischen Bankensektor kehrt Kurs: 57.40 $ Ernüchterung ein. S&P 500 angeglichen Fünf Jahre nach der Krise haben Finanz60 kolosse wie J. P. Morgan Chase nach 55 wie vor Mühe, sich 53 an das neue Umfeld 1. Jan.–11. April 14 anzupassen. Das Quelle: Thomson Reuters / FuW zeigt das enttäuschende Resultat des US-Branchenleaders für das erste Quartal. Harzig lief es J. P. Morgan vor allem im Investment Banking, wo im Geschäft mit festverzinslichen

Erst vor kurzem top, erleiden Biotechnologieaktien nun massenweise Kursverluste. Die Korrektur ist noch nicht ausgestanden. Aus Schweizer Sicht sind Anleger gut beraten, die Titel von Actelion genau SEITE 8 im Auge zu behalten.

Schwache Zahlen von J. P. Morgan sorgen für Ernüchterung. Anlagen Flaute herrscht. Die schwachen Zahlen geben einen Vorgeschmack auf die anstehenden Abschlüsse im Finanzsektor. Gerade im Fall von Credit Suisse dürfte der global schwache Geschäftsgang im Anleihenmarkt das Ergebnis belastet haben. Keine Entspannung gibt es zudem im regulatorischen Bereich. Wie die drei wichtigsten US-Aufsichtsbehörden diese Woche beschlossen haben, müssen J. P. Morgan und andere US-Grossbanken ihre Eigenkapitalquote bis 2018 auf mindestens 5% ausbauen. Feudale Gewinnausschüttungen wie vor der Krise können SEITE 5 Investoren damit vergessen.

Repower sagt nein Dem projektierten Wasserkraftwerk Chlus spricht das Bundesamt für Energie «nationale Bedeutung» zu. Doch Repower will es angesichts der gegenwärtigen Marktbedingungen vorerst nicht bauen. SEITE 13

Gibraltar lockt Der Kleinstaat an der Südspitze Spaniens will verunsicherten Schweizer Vermögensverwaltern eine neue Heimat bieten. Unversteuerte Kundengelder sind aber auch hier nicht mehr willkommen. SEITE 15

Vorsorge getrübt Die bundesrätliche Reform der Altersvorsorge sieht weitere Transferzahlungen vor. Wer seine berufliche Vorsorge bislang selbst reichlich genährt hat, müsste nun die weniger Sparenden unterstützen. SEITE 18

Unternehmen Actelion ................... 8 Inditex.....................10 Alpiq.........................31 J. P. Morgan ....... 5, 33 Bank of America ... 5 Kudelski .................16

Basilea........................ 8 Bankia ......................33 Bravofly ..................... 1 Carrefour ...............33 Citigroup .................. 5 Clariant ...................... 7 CS Group ....5, 15, 31 Daimler ..................33 Ems-Chemie........... 7 Fast Retailing .......10 Gap ..........................10 Gategroup..............11 Givaudan .................. 7 Goldcorp.................16 Gurit .........................13 H & M .......................10 Hochdorf ................11 Holcim .....................31

Kühne + Nagel ......31 Laird ........................16 LVMH........................33 Mobilezone..........31 Nationale Suisse ... 8 Novartis...................16 Osisko Mining .....16 PubliGroupe ........11 Repower ................13 Richemont .............31 Roche .......................31 RBS ............................33 Scania .....................33 Swatch Group .......31 UBS ..................... 5, 31 Vodafone ..............33 Wells Fargo ..... 5, 33 Züblin .....................10

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1. Quelle: Man. Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Der Fond ist zum Vertrieb in der Schweiz zugelassen. Der Schweizer Vertreter ist Man Investments (CH) AG, Huobstrasse 3, 8808 Pfäffikon SZ. Die Funktion der Zahlstelle in der Schweiz erfüllt RBC Dexia Investor Services Bank S.A., Zweigniederlassung Zürich, Zürich. Der Prospekt, das Key Investor Information Document (‘KIID’), die Gründungsurkunde, die Statuten sowie der Jahres- und Halbjahresbericht sind beim Schweizer Vertreter kostenlos erhältlich. Erfüllungsort und Gerichtsstand in Bezug auf Anteile, die in oder von der Schweiz aus vertrieben werden, ist Pfäffikon SZ, Schweiz. CH/14/0071-P


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