Untrennbar_Lesprobe

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Thomas Cogdell mit Amy Cogdell

UNTRENNBAR

Wie Gott zusammenführt, was zusammengehört

Die Reise von „Wittenberg 2017“

Übersetzt von Christian Rendel

Impressum

1. Auflage 2024

© Copyright 2024

GGE-Verlag,

Geistliche Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirche e. V. Schlesierplatz 16, 34346 Hann. Münden

All rights reserved.

Originaltitel: Unity through repentance – The journey to Wittenberg 2017

Originalverlag: William Carey Publishing, Littleton, CO 80120

Deutsche Übersetzung: Christian Rendel

Bibelzitate aus: BasisBibel, © 2021 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

Umschlaggestaltung und Satz: Michael Lyngbye, www.common-room.de

Tür-Image: Jason Peters, Pearpod Design

Druck: Finidr, CZ

Printed in the EU

ISBN 978-3-9818340-6-2

Thomas Cogdell mit Amy Cogdell

Wie Gott zusammen führt

UNT RE NNB AR

was zusammen gehört

Die Reise von „Wittenberg 2017“

GGE verlag

Geistliche Gemeinde -Erneuerung in der Evangelischen Kirche

Teil IV: Das 500. Jubiläum, 2016 – 2017

Kapitel 19 500 Tage zuvor, 2016

Kapitel 20 Tod eines Vaters

Kapitel 21 Tod einer Mutter

Kapitel 22 Auf der Suche nach Täufern

Kapitel 23 Ein Gebetstreffen, gelegentlich unterbrochen durch Vorträge

Kapitel 24 Die Freude der Buße

Teil V: Schabbat und neues Leben

Kapitel 25 Die Schönheit der Erfüllbarkeit

Kapitel 26 „Das Weizenkorn muss in die Erde fallen“

von Hanna Zack Miley

1: Die Prinzipien von Wittenberg 2017

Anhang 2: Historische Schlussfolgerungen über die Reformation

Anhang 3: Wittenberg als Muster für die Leitung einer Versöhnungsinitiative

Anhang 4: Identifizierende Buße, von Helmuth Eiwen

Anhang 5: Ein evangelischer Pastor denkt über Rom nach, von Hans Scholz

Anhang 6: Judensau-Klagelied von Richard Harvey

Handelnde Personen

Viele Menschen haben wichtige Beiträge zu Wittenberg 2017 geleistet! Um

Ihnen den Überblick zu erleichtern, habe ich diese Liste mit allen Personen erstellt, die in mehreren Kapiteln des Buches vorkommen, mit Angabe ihres Wohnorts.1

Friedrich Aschoff

Evangelischer Pastor, Deutschland (Klosterlechfeld)

Ludwig & Cecily Benecke

Deutscher Protestant/Katholikin, Deutschland (Lichtenfels)

Benjamin Berger

Amerikanischer messianischer Jude, Israel (Jerusalem)

Br. Pietro Bergerhofer

Deutscher Katholik, Deutschland (Darmstadt)

Keith Blank

Mennonitischer Bischof, USA (Pennsylvania)

John & Ann † 2017 Cogdell

Amerikanische Anglikaner, USA (Texas)

Dan Davis

Freikirchlicher Amerikaner, USA (Washington)

John Dawson

Neuseeländischer Evangelikaler, USA (California)

Jochen & Miriam Debus

Evangelischer Pastor, deutsche Protestantin, Deutschland (Eimeldingen)

Henning Dobers

Evangelischer Pastor, Deutschland (Hann. Münden)

Franziskus Eisenbach † 2024

Katholischer Weihbischof, Deutschland (Bad Wimpfen)

Johannes Fichtenbauer

Katholischer Theologe, Österreich (Wien)

1

Natürlich gibt es noch viele andere, die nur in einem Kapitel auftauchen, und noch viel mehr, die in diesem Buch leider nicht namentlich erwähnt werden konnten, da es relativ kurzgehalten werden musste. Aber seien Sie nicht enttäuscht, wenn Sie Ihren Namen hier nicht finden – Sie sind nicht vergessen!

Ben Girod

Amischer Bischof, USA (Wyoming)

Marianna Gol

Messianische Jüdin, Israel (Beersheba)

Richard Harvey

Messianisch-jüdischer Theologe, England (London)

Father Peter Hocken † 2017

Katholischer Theologe, England/Österreich (Hainburg)

Lloyd Hoover

Mennonitischer Bischof, USA (Pennsylvania)

Burkhard Hotz

Evangelischer Pastor, Deutschland (Darmstadt)

Jayson Knox

Freikirchlicher Amerikaner, USA (Texas)

Schwester Joela Krüger

Deutsche Protestantin, Deutschland (Darmstadt)

Hans-Peter & Verena Lang

Österreichische Katholiken, Österreich (Wieselburg)

Father Larry Mattingly

Amerikanischer Katholik, USA (Texas) / Himmel

Michael & Joelene Michel

Freikirchliche Amerikaner, USA (Texas)

George & Hanna Miley

Amerikaner/Deutscher Anglikaner/messianische Jüdin, USA (Arizona)

Phillip & Caroline Owens

Amerikanischer Katholik, USA (Texas)

Sandi Pedrotti

Freikirchliche Amerikanerin, USA (Texas)

Franz Rathmair

Österreichischer Anabaptist/Pfingstler, Österreich (Steyr)

Prinz Michael & Prinzessin Philippa zu Salm-Salm

Deutscher Katholik/Protestantin, Deutschland (Walhausen)

David & Greetje † 2023 Sanders

Engländer/Niederländerin, freikirchlich, Deutschland (Berlin)

Hans Scholz

Deutscher Protestant, Deutschland (Straubenhardt)

Kardinal Christoph Schönborn

Katholischer Erzbischof, Österreich (Wien)

Gabriela Schubert

Österreichische Katholikin, Österreich (Wien)

Julia Stone

Englische messianische Jüdin/freikirchlich, Deutschland (Berlin)

Ryan Thurman

Amerikanischer Anglikaner, USA (Arizona)

Pater Drtad Uzunyan

Armenisch-Orthodoxer, Türkei (Istanbul)

Hans Wiedenmann

Deutscher Protestant, Deutschland (Königswinter-Oberpleis)

Chris & Bea Zimmerman

Amerikaner, Bruderhof, USA (New York)

Geleitwort

Father Peter Hocken war ein englischer katholischer Priester, der in der Messe im Vatikan, einer ungestümen Versammlung von Pfingstlern in einem Lagerhaus in Los Angeles oder einer messianisch-jüdischen Synagoge in Jerusalem gleichermaßen zu Hause war. Sein scharfes Gedächtnis und seine profunde Gelehrsamkeit haben immens zur Sache der Versöhnung und Einheit im Leib Christi beigetragen. Er starb am 10. Juni 2017, vor der letzten Versammlung von Wittenberg 2017 und natürlich bevor ich mit der Arbeit an diesem Buch begann. Mein Wunsch, ihn das Vorwort schreiben zu lassen, ließ sich nun nicht mehr erfüllen, doch bei unserer Versammlung 2016 hatte Father Peter über Wittenberg 2017 gesprochen. Also habe ich mir erlaubt, bei Mysterium Christi, dem österreichischen Verein, dem er die Verwaltung seines Nachlasses übertragen hat, anzufragen, ob ich seine Worte als Geleitwort für dieses Buch übernehmen darf. Sie gaben mir freundlicherweise die Erlaubnis dazu, wofür ich sehr dankbar bin.

Als Initiative des Heiligen Geistes wird Wittenberg 2017 sich von allen anderen Veranstaltungen unterscheiden, die nächstes Jahr in Wittenberg stattfinden werden. Ich denke, wir müssen sicherstellen, dass diese Initiative im Heiligen Geist, in der Kraft des Heiligen Geistes und unter der Führung des Heiligen Geistes voranschreitet.

Das ist das Besondere an Wittenberg 2017. Damit ist uns, so glaube ich, eine besondere Verantwortung auferlegt.

Sehen Sie, ich glaube, dass die gesamte charismatische Bewegung und die geistliche Erneuerungsbewegung für Gottes Ziele enorm wichtig waren. Wir scheuen uns oft davor, allzu vollmundige Ansprüche zu erheben. Einerseits ist das gut so, denn manchmal beruhen große Ansprüche nur auf Arroganz – wir halten uns für ach so wichtig. Andererseits müssen wir angesichts der Geschehnisse in der christlichen Welt in den letzten hundert Jahren feststellen, dass die ganze pfingstliche und charismatische Bewegung eine enorme Bedeutung hat. Und wir dürfen Gott nicht unter Wert verkaufen, nur weil wir von anderen Leuten kritisiert werden, denen das nicht gefällt.

Ich denke, eine Folge des pfingstlichen und charismatischen Wirkens des Geistes ist, dass wir in der Lage sind, Mitgläubige als ebenso „begabt“

anzuerkennen – Menschen aus allen möglichen anderen Kirchen und Konfessionen und Strömungen. Es ermöglicht uns, gemeinsam anzubeten, gemeinsam auf den Herrn zu hören, gemeinsam auf den Herrn zu antworten und gemeinsam zu dienen, wie es früher nicht möglich war.

Sehen Sie, als charismatische Initiative können wir der Ordnung Gottes folgen – der Ordnung des Heiligen Geistes.

Sehen Sie, als charismatische Initiative können wir der Ordnung Gottes folgen – der Ordnung des Heiligen Geistes. Ich denke, Gottes Ordnung beginnt normalerweise mit dem charismatischen, dem kreativen Wirken des Geistes. Alles muss mit dem schöpferischen Wirken des Geistes beginnen. So heißt es in Genesis 1,1-2:

Am Anfang erschuf Gott Himmel und Erde. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer.

Über dem Wasser schwebte Gottes Geist.

Es hört sich an, als ob am Anfang ein Chaos herrscht, über dem der Geist schwebt. Dieses Bild des Schwebens erinnert an eine Vogelmutter mit ihren Küken. Das kommt zuerst, glaube ich.

Und dann beginnt sich eine Ordnung zu bilden, die Dinge kommen in Einklang, und eine Struktur bildet sich aus.

Der schöpferische Akt – und ich verbinde das mit dem Charismatischen – kommt also zuerst. Und an zweiter Stelle kommen Ordnung und Struktur.

In der katholischen Kirche zum Beispiel [...] wird oft der Eindruck erweckt, dass die Struktur zuerst kommt und man dann einen Platz für das Charismatische findet. Pater Raniero Cantalamessa war der erste, den ich sagen hörte, dass das Charismatische zuerst kommt und der Geist erst danach die Ordnung schafft.1 Er sagte, zuerst kommt das Charismatische, zuerst kommt der Geist, der Schöpfergeist, und dann ist auch die Ordnung und Struktur das Werk des Geistes.

Das hilft uns, nicht in den Fehler zu verfallen, Struktur und Geist gegeneinander auszuspielen.

Father Peter merkt an, dass er dies von Cantalamessa 1991 auf einer Konferenz charismatischer Christen in Brighton, England (Father Peters Heimatstadt), gehört hatte.

Wenn Sie sich die Geschichte Israels anschauen, sehen Sie das – zuerst wird Abraham berufen, und darauf folgend entwickeln sich später Reflexion und Verständnis.

Sehr deutlich lässt sich das im Neuen Testament beobachten. Zuerst das Ereignis – das Ereignis der Inkarnation, das Ereignis der Berufung der Zwölf durch Jesus, das Ereignis seines Todes, das Ereignis seiner Auferstehung, das Ereignis von Pfingsten. Diese Dinge geschehen. Dann folgt die Formulierung einer Botschaft oder ein Verständnis des Ereignisses – wie in 1. Korinther 15 zu Beginn, oder in Römer 4,25. Ich denke also, dass die Theologie, die Formulierung der Lehre, später kommt. Es gibt hier einen Prozess.

Ich bin wirklich verärgert über Leute, die nichts für die ökumenische Bewegung des zwanzigsten Jahrhunderts übrighaben. Diese war wirklich entscheidend, auch wenn sie eine Reihe von Fehlern aufweist. Zum Beispiel war die Gemeinsame Erklärung über die Rechtfertigung durch den Glauben das Ergebnis jahrelanger Arbeit innerhalb des Bereichs „Glauben und Kirchenverfassung“ der ökumenischen Bewegung. Dieser Aspekt der ökumenischen Bewegung begann offensichtlich damit, dass Theologen die Entwicklung der evangelischen und der katholischen Lehre (oft als Reaktion aufeinander) untersuchten und nach Konvergenz oder Klarheit suchten und so weiter.

Zuerst ermöglicht uns das Wirken des Geistes, unsere Einheit zu erkennen, und dann müssen wir anfangen, darüber nachzudenken, was dies in Bezug auf unsere überlieferten Lehren bedeutet.

Aber das ist ein anderer Ansatz als der, mit dem alles begann. Zuerst ermöglicht uns das Wirken des Geistes, unsere Einheit zu erkennen, und dann müssen wir anfangen, darüber nachzudenken, was dies in Bezug auf unsere überlieferten Lehren bedeutet.

Deshalb ist diese Initiative für das nächste Jahr so wichtig – weil sie in Gottes Reihenfolge beginnt: Das Ereignis kommt zuerst, nämlich die Ausgießung des Geistes.

Aber dann müssen sich auch Reflexion und Lehre anschließen.

Das bedeutet nicht, dass es [für uns] keine theologische Arbeit zu tun gibt – das wäre naiv. Aber es zeigt die einzigartige Chance, die eine solche Initiative hat, um etwas zu erreichen – vor dem nächsten Jahr und auch danach.

Sehen Sie, jede christliche Aktivität ohne den Heiligen Geist – oder jeder Versuch, treue Christen zu sein, ohne die Rolle des Geistes, die kreative Rolle des Geistes, zu verstehen – führt zu einer Kirche, die sich auf die Vergangenheit konzentriert: „Unsere Tradition bewahren“, die Reinheit unserer Lehre bewahren und so weiter. Sie hat kaum Vision. Nun ist es wahr, dass Gott den Israeliten sagt, sie sollen sich an alles erinnern. Wir müssen uns an die Ereignisse erinnern, an die Gründungsereignisse. Wir müssen uns auch an die Verheißungen erinnern, die uns in Gottes Zukunft führen. Die Erneuerung durch den Heiligen Geist wird immer all diese Elemente hervorbringen:

Kein „Hintersichlassen“ der Vergangenheit, keine Missachtung der Vergangenheit, aber eine Ausrichtung auf Zukunft und Erfüllung.

Das ist der Punkt, an dem uns die Begegnung mit Israel korrigiert, denn wir haben uns daran gewöhnt, die Juden als ein Volk zu sehen, dem die Verheißungen gegeben wurden (wie Paulus in Römer 9 sagt). Wenn wir also messianischen Juden begegnen, bringen sie die Verheißungen, die Israel gegeben wurden, direkt zur Sprache, und die Erfüllung dieser Verheißungen steht im Mittelpunkt. Für viele Christen hingegen sind diese Verheißungen eher ein Anhängsel am Ende, auf das man hin und wieder einen Blick wirft. Das wird der Sache einfach nicht gerecht.

So können wir durch das Wirken des Heiligen Geistes in uns, vor allem, indem er uns zur Buße führt, den 500. Jahrestag in Einheit feiern.

So können wir durch das Wirken des Heiligen Geistes in uns, vor allem, indem er uns zur Buße führt, den 500. Jahrestag in Einheit feiern. Ich denke, hier liegt vielleicht der Durchbruch, dass wir in der Lage sein werden, ihn in echter Einheit des Geistes im Band des Friedens zu feiern – dem Herrn in Einheit zu danken, vor dem Herrn in Einheit zu trauern, mit einer gemeinsamen Vision und einer gemeinsamen Hoffnung. Das bedeutet nicht, dass die Differenzen zwischen Katholiken und Protestanten keine Bedeutung mehr hätten. Da gibt es noch einiges aufzuarbeiten. Aber der Heilige Geist macht uns fähig, in diesen Dingen eins zu sein, sodass wir gemeinsam anbeten, gemeinsam verkündigen und gemeinsam dienen können. Ich glaube, […] der Heilige

Geist nimmt unsere Identitäten oder unsere konfessionelle Identität nicht von uns – er läutert sie und hebt die Grundidentität des Christseins hervor. Dann finden unsere konfessionellen kirchlichen Identitäten ihren rechten Platz innerhalb unserer tiefsten Identität als Christen und – eng verbunden mit dem Christsein – als Menschen.

Wir alle wissen, dass wir mehr Heilung in diesen Identitäten brauchen. Aber wissen Sie, wenn wir nächstes Jahr hier in dieser Initiative zusammenkommen, werden wir nicht denken: „Oh, wir sind eine katholische Delegation, die an dieser protestantischen Feier teilnimmt“ – nicht, dass wir die anderen, die auf diese Weise zusammenkommen, verurteilen würden. Und wir werden nicht denken: „Ich bin katholisch und unterscheide mich von ihnen, aber wir können trotzdem gemeinsam beten“ oder so etwas. Wir werden als Christen und als Gläubige an Jeschua geeint sein. Das ist es, was uns verbindet. Das bedeutet, dass wir uns nicht in erster Linie der Dinge, die uns bisher getrennt haben, oder unserer konfessionellen Identität bewusst sein werden – obwohl wir diese nicht leugnen und nicht sagen, dass sie keine Rolle mehr spielen, denn es gibt weitere Reichtümer, die der Herr zusammenführen will. Es ist der Heilige Geist, der in dieser Bewegung ausgegossen wurde, der dies möglich macht, und wir müssen uns ganz auf ihn einlassen und erkennen, was für eine erstaunliche Sache das ist.

Da ich in diesen Tagen mehr und mehr auf die Rolle des Heiligen Geistes aufmerksam gemacht wurde, denke ich, dass es genau darauf hinausläuft:

Diese Initiative muss ganz und gar im Heiligen Geist vorbereitet werden.

Und das muss ohne jede Prahlerei geschehen, ohne dass wir irgendwelche Ansprüche stellen oder uns für besonders wichtig halten. Es muss eine radikale Demut dabei herrschen – denn die charismatischen Bewegungen, nun ja – Skandale haben auch wir nicht zu knapp. Große Demut ist also angebracht.

Aber ich glaube auch, wir müssen die Möglichkeiten ergreifen, die durch diese Ausgießung des Heiligen Geistes im zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhundert entstehen.

Ich danke Ihnen vielmals.

Scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie https://bit.ly/w17fore, um sich Father Peters vollständige Ansprache von 2016 anzuhören, der dieses Geleitwort entnommen ist.

Vorwort

Wittenberg 2017 ist die Geschichte einer Person. Das lässt sich vielleicht mit einem einfachen Gleichnis erklären.

Stellen Sie sich einen Vater vor, der ein Kind hat – eine Tochter. Er ist die seltene Kombination aus wohlhabend und gutherzig. Das Mädchen ist vier oder fünf Jahre alt, also alt genug, um zu wissen, was sie will. Sie wünscht sich ein Playmobil-Puppenhaus zu ihrem Geburtstag. „Papa, ich möchte ein Playmobil-Puppenhaus zum Geburtstag. Bitte!“

Wie wird der Vater darauf antworten?

Stellen Sie sich die beiden einige Jahre später vor. Die Tochter wendet sich an ihren Vater mit einer etwas anspruchsvolleren Bitte. „Papa, mir ist in der Schule ein Junge in meiner Klasse aufgefallen, der einsam zu sein scheint. Niemand spricht mit ihm. Ich habe herausgefunden, dass sein Geburtstag nur ein paar Tage von meinem entfernt ist. Können wir eine gemeinsame Geburtstagsfeier veranstalten, damit er viele Freunde und Geschenke hat? Bitte!“

Wie wird der Vater darauf antworten?

Lassen Sie Ihre Fantasie noch einmal ein paar Jahre nach vorne springen. Das Mädchen ist inzwischen eine junge Frau, und ihr Vater beginnt zu ergrauen. Sie wendet sich mit einer neuen Bitte an ihn. „Vater, ich habe mir deine alten Tagebücher durchgelesen – entschuldige bitte, aber du lässt sie einfach so herumliegen. Ich habe gelesen, dass du immer davon geträumt hast, den Grand Canyon zu besuchen, aber nie die Zeit dafür gefunden hast. Und, nun ja, mein 18. Geburtstag steht vor der Tür, und du hattest mich doch gefragt, was für eine besondere Party ich mir wünsche, und, nun ja, da habe ich mich gefragt, ob wir beide vielleicht zusammen zum Grand Canyon fahren könnten? Bitte!“

Wie wird der Vater darauf antworten?

Wir müssen ein letztes Mal unsere Fantasie bemühen, auch wenn die Szene schwieriger ist. Die Tochter, inzwischen eine reife Frau, hat sich eine tödliche Krankheit zugezogen und hat nur noch wenige Monate zu leben. Sie kommt zu ihrem Vater, der von der grausamen Aussicht, sein eigenes

Kind zu begraben, überwältigt ist. „Ich habe nur noch eine Bitte“, sagt sie: „__________________? Bitte!“

Spielt es eine Rolle, worum sie bittet? Was auch immer es ist, Sie kennen die Antwort des Vaters. Dieser Mann wird Himmel und Erde in Bewegung setzen, um den letzten Wunsch seines geliebten Kindes zu erfüllen.

Das Neue Testament offenbart uns, dass Gott, der einzigartige Schöpfer des Universums, irgendwie auch drei verschiedene Personen ist. Gott ist der Vater; Gott ist Jesus, der eingeborene Sohn des Vaters; Gott ist der Heilige Geist, der vom Vater auf Wunsch des Sohnes gesandt wurde. Gott hatte schon immer eine Beziehung zu sich selbst, eine Einheit innerhalb der Dreifaltigkeit.

Aus diesen Schriften lernen wir auch, dass unsere irdischen Beziehungen im besten Fall ein schwaches und verschwommenes Bild der Herrlichkeit der Beziehungen innerhalb der Dreifaltigkeit vermitteln. Jesus lehrt uns: „Wenn nun irdische Väter – die Böses in ihrem Herzen haben – ihren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!“ (Lukas 11,13)

Und im Johannesevangelium erfahren wir, dass Jesus, der eingeborene Sohn Gottes, tatsächlich eine letzte Bitte an seinen Vater im Himmel richtete!

In der Nacht, in der er verhaftet und gekreuzigt werden sollte, betete Jesus für seine Jünger. „Ich bete für sie.“ (Johannes 17,9) Sie wussten nicht, dass sie Gebet brauchten. Jesus wusste es.

Und dann wendet Jesus seine Aufmerksamkeit uns zu. „Ich bete nicht nur für sie. Sondern ich bete auch für alle, die durch ihr Wort zum Glauben an mich kommen“ (Johannes 17,20). Wissen wir, dass wir Gebet brauchen? Vielleicht nicht – aber Jesus wusste es. Er weiß es immer noch, und „er lebt immer und tritt bei Gott für sie ein“ (Hebräer 7,25).

Was hat Jesus für uns gebetet?

Er hätte für alles Mögliche beten können.

Er hätte beten können, dass seine Anhänger über die Jahrhunderte stark im Glauben sind. Oder seine Gebote gewissenhaft befolgen. Oder immer den Armen dienen. Oder die richtige Lehre bewahren. Oder moralisch untadelig sind. Oder im Geist und in der Wahrheit anbeten. All diese Dinge sind gut und richtig und wurden uns von Jesus ans Herz gelegt.

All diese Dinge sind ihm wichtig. Aber nichts davon fließt in sein Gebet ein.

Was hat Jesus für uns gebetet?

„Sie sollen alle untrennbar eins sein, so wie du, Vater, mit mir verbunden bist und ich mit dir“ (Johannes 17,21).

Jesus betete für unsere Einheit.

Jesus betete, dass unsere Einheit untereinander genauso sein würde, wie die Einheit der Dreifaltigkeit. Wie wird der Vater darauf antworten?

Denken Sie zurück an unser schlichtes Gleichnis. Wenn der irdische Vater in diesem Gleichnis, der böse ist, Himmel und Erde in Bewegung setzen würde, um den letzten Wunsch seiner Tochter zu erfüllen – nun, wie viel mehr wird dann der himmlische Vater, der alle Macht und Autorität besitzt, alles daransetzen, den letzten Wunsch seines Sohnes zu erfüllen?

Wenn Sie die Geschichte von Wittenberg 2017 lesen, dann werden Sie diesen Vater ein Wunder nach dem anderen bewirken sehen. Sie werden sehen, wie sein Wille sich sanft seinen Weg bahnt. Sie werden sehen, wie geduldig er an der Seite schwacher, fehlbarer Leute bleibt, die mühsam vorwärtsstolpern.

Sie werden sehen, wie er Katholiken, Protestanten, messianische Juden und orthodoxe Christen zum 500. Jahrestag der protestantischen Reformation zusammenbrachte, um die Spaltungen des Leibes Christi zu beklagen, die Überraschungen des Heiligen Geistes zu feiern und mit Jesus für die kommende vollständige Einheit des Volkes Gottes zu beten.

Ich habe zu Anfang gesagt, dass Wittenberg 2017 die Geschichte einer Person ist. Diese Person ist der himmlische Vater. Wittenberg 2017 ist eine Geschichte über die Entschlossenheit des Vaters, das Gebet seines Sohnes zu erhören. Es ist nur eine von vielen solcher Geschichten – aus der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Vielleicht wird eine davon die Ihre sein.

Wittenberg 2017 ist die Geschichte einer Person. Diese Person ist der himmlische Vater.

Teil I

Hintergrund und Vision

1980er – 2000

Kapitel 1 Hope Chapel

Dies war sicherlich eine der denkwürdigsten Konferenzen, an denen wir je teilgenommen haben, und wir waren im Laufe der Jahre schon auf vielen. Was wir erlebten, war Ökumene im tiefsten, wahrsten Sinne des Wortes. Es wurde aus vollem Herzen gesungen, Katholiken und Protestanten baten sich gegenseitig und die Täufer um Vergebung und umgekehrt! Es gab umfangreiche Seminare zu historischen und theologischen Themen, die uns zum Nachdenken anregten und uns die Augen öffneten, aber auch zutiefst bewegende Momente, in denen Menschen ihre Seelen offenlegten. Zwischen den größeren Versammlungen gab es immer wieder anregende Begegnungen mit anderen Suchenden, die sich mit der Frage beschäftigten, was es bedeutet, Christus nachzufolgen. Keiner der Anwesenden verfolgte eine bestimmte Agenda, kochte sein eigenes Süppchen oder betrieb Identitätspolitik. Stattdessen war die Konferenz von einem Geist des wahren Miteinanders, der Erwartung und der FREUDE beseelt.

Chris und Bea Zimmerman, Bruderhof (Täufer), USA

Der Herr brachte Thomas und Amy in mein Leben, als sie in der HighschoolJugendgruppe von Hope Chapel waren. Sie waren Teil der außergewöhnlichsten Gruppe junger Menschen, die ich je getroffen habe. Als sie heirateten und in den Jahren seither war es offensichtlich für mich, dass der Herr es besonders gut mit ihnen meinte. Als Thomas mir von ihrer Vision für das Treffen in Wittenberg erzählte, stand sie vollkommen im Einklang mit dem Weg, den Gott die beiden bis dahin geführt hatte. Aber es war ein großer Traum. Viel zu groß, als dass sie ihn hätten verwirklichen können, ohne dass die Gnade des Heiligen Geistes schon im Voraus in den Herzen der führenden Leute in den vielen verschiedenen Strömungen wirkte, aus denen seine Kirche besteht.

Dan Davis, Gründungspastor von Hope Chapel (evangelisch/überkonfessionell), Austin, Texas, USA

„Diese Geschichte der Versöhnung muss aufgeschrieben werden.“

Diese Worte erfüllten mich mit Freude und Staunen, denn sie kamen von John Dawson, dem Leiter von Jugend mit einer Mission (JMEM) und einer meiner persönlichen Glaubenshelden. Nie hätte ich damit gerechnet, je auch nur ein einziges Mal mit diesem Mann sprechen zu können. Doch 2015 führte uns der Herr während einer Gebetsreise nach Prag zusammen. Während dieser Reise erzählte ich ihm von der Vision der Wittenberg-2017-Initiative. Die Folge dieses Gesprächs war, dass er als einer der Referenten daran teilnahm. Einige Monate nach der Veranstaltung rief er mich an und drängte mich, dieses Buch zu schreiben. So ermutigend Johns Worte auch waren: Die erstaunliche, demütigende Wahrheit ist, dass der Herr diese Geschichte – und alle unsere Geschichten – bereits zu seinem eigenen Gedächtnis geschrieben hat. So sagt es der Prophet Maleachi:

Das hatten all diejenigen zueinander gesagt, die den HERRN fürchteten. Der HERR bemerkte es und hörte zu. Und vor ihm wurde ein Buch geschrieben – zur Erinnerung an alle, die den HERRN fürchten und seinen Namen achten. (Maleachi 3,16)

Das impliziert, dass Gott sich erinnert an:

jedes Gespräch, das ihm Ehre macht. jede Erzählung von seiner Güte. jeden Austausch über seine Barmherzigkeit. jeden schüchternen Anruf bei einem verletzten Freund. jedes demütige Wort der Reue und Buße und jede vergebende Antwort.

All das wird für die Ewigkeit festgehalten.

Auf jeden Fall hat der Himmel im Herbst 2017 zugehört, als sich in der mittelalterlichen Stadt Wittenberg in Deutschland eine bemerkenswerte Gruppe von Leuten versammelte. Sie kamen in Zweier-, Dreier- und Vierergruppen in das ehemalige Priesterseminar, in dem Martin Luther 1517 lehrte, dem Jahr, in dem er seine 95 Thesen formulierte. Sie reisten aus vielen Nationen an, um den 500. Jahrestag der Reformation zu feiern. Niemandem war jedoch nach triumphalem Feiern zumute – nicht einmal den

Protestanten. Stattdessen versammelten sie sich in Trauer über die feindseligen Spaltungen im Leib Christi, getrieben von dem Wunsch, sich dem Gebet Jesu aus Johannes 17 anzuschließen: „Sie sollen alle untrennbar eins sein, so wie du, Vater, mit mir verbunden bist und ich mit dir.“ Sie kamen, um zu singen, um zu lehren, um nachzudenken, um zu diskutieren und um zuzuhören.

Wer waren diese Leute, die da durch die Türen hereinströmten?

Es waren Deutsche, Österreicher, Schweizer, Polen, Holländer, Briten, Norweger, Ungarn, Slowaken, Serben, Australier, Neuseeländer, Israelis, Mexikaner, Kanadier und Amerikaner.

Es waren Katholiken, Lutheraner, Presbyterianer, Baptisten, Anglikaner, Pfingstler, konfessionell ungebundene Evangelikale, Mennoniten, Bruderhöfer, Amische, Orthodoxe und messianische Juden.

Es waren Geistliche und Laien, Missionare und Nonnen.

Es waren Adlige und einfache Leute, Gelehrte und Studenten.

Es waren Junge und Alte, Babys und Achtzigjährige, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen.

Es war wirklich eine erstaunliche Versammlung – divers, lebendig, erhaben, weise.

Der Aussendungsgottesdienst am Ende der Versammlung 2017 wurde von sieben Geistlichen und Leitern aus (von links nach rechts) der pfingstkirchlichen, orthodoxen, anglikanischen, täuferischen, lutherischen, katholischen und messianisch-jüdischen Tradition geleitet. Foto von Ryan und Noleen Thurman. Abdruck mit Erlaubnis.

Und die Leute, die am Mikrofon standen, um die Ankömmlinge zu begrüßen, waren – meine Frau Amy und ich.

Wie waren wir zu dieser Ehre gekommen?

Wie kamen zwei Laien aus Texas dazu, bei einer durch und durch deut-

schen Veranstaltung die teilnehmenden Priester und Pastoren willkommen zu heißen?

Das ist eine der vielen „Überraschungen des Heiligen Geistes“ in dieser Geschichte – der Geschichte von Wittenberg 2017.1

Um die Geschichte zu erzählen, müssen wir in der Zeit weit zurückgehen. Bis ins Jahr 1980. Zurück zu einer Folge von Ereignissen, die vielleicht unauffällig und scheinbar alltäglich, aber dennoch bedeutsam waren. Als meine damals noch zukünftige Frau Amy die Mittelschule besuchte, stand ihre Familie vor einer Entscheidung. Sie hatten vor, von ihrem Wohnort in New Mexico entweder nach Colorado Springs oder zurück in ihren Heimatstaat Texas zu ziehen. Colorado Springs war verlockend, zumal sie bislang in einem Skiort mit atemberaubenden Aussichten lebten. Es fiel schwer, die Schönheit der Berge hinter sich zu lassen.

Ihre Familie unternahm eine Erkundungsreise nach Colorado, um sich nach einem Haus und nach Arbeitsmöglichkeiten umzuschauen. Kaum angekommen, brach ein Schneesturm über sie herein, obwohl gar nicht Winter war. Hätte ich Amy sonst je getroffen? Das weiß natürlich nur Gott, aber ich glaube gerne, dass er 1980 diesen verrückten Schneesturm geschickt hat. Als ihre ganze Familie vor Kälte zitternd in Colorado Springs saß, hörte sich Texas mit seinem heißen Klima schon viel verlockender an!

Die Familie Craver zog nach Austin, die Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Mitte der 1970er Jahre verließen meine Eltern dort eine Jesus-People-Gemeinde namens „The Well“. Für mich als kleines Kind war das eine wunderbare Umgebung gewesen. Ich hatte dort mein Leben Jesus übergeben und mich mit sieben Jahren taufen lassen. Leider löste sich „The Well“ auf, als das Leitungsteam auseinanderbrach. Gemeinsam mit einer Gruppe anderer Gemeindemitglieder wechselte meine Familie zur St. David’s Episcopal Church, einer historischen Kirche in der Innenstadt. Bald darauf kam ich in die Junior Highschool, mit allem, was dazugehört. Pubertät, Hormone, Versuchungen und Gruppenzwang brachen mit Macht über mich herein. Während der Gottesdienste in St. David’s

Mein ursprünglicher Titel für das Buch war „Überraschungen des Geistes“, eine Formulierung, die Father Peter Hocken oft verwendete – und mit der er die Initiative zu Wittenberg 2017 charakterisierte.

saß ich gelangweilt auf der Kirchenbank, bis ich mir irgendeinen plausiblen Grund ausdenken konnte, den Gottesdienst zu verlassen, durch das Gebäude oder die umliegenden Straßen zu streifen und allen möglichen Unfug anzustellen.

In ihrer Verzweiflung lockten mich meine Eltern in ein christliches Sommercamp, indem sie mir sagten, es sei ein Sportcamp. In der Tat spielten wir tagsüber Basketball und Tennis, aber abends sangen wir Lieder, beteten und hörten evangelistische Ansprachen von den Betreuern. An einen Abend erinnere ich mich lebhaft. Ich ging zum Fußballtor, schaute zu den Sternen und sagte zu Jesus, dass ich nur für ihn leben wollte. Mit sieben Jahren war ich also von Jesus gerettet worden, aber sein Jünger wurde ich mit vierzehn.

Kurz nach meiner Rückkehr nach Austin rief mein bester Freund an. „Thomas, ich habe eine tolle Jugendgruppe gefunden – willst du nächste Woche mitkommen?“ Natürlich wollte ich! Und ich liebte sie. Nach dem ersten Jugendtreffen am Mittwochabend sagte ich zu meinen Eltern: „Ihr könnt in St. David’s bleiben, aber ich gehe zur Hope Chapel!“ 2

In der Hope Chapel lernte ich dann auch Amy kennen. Hier schloss ich auch andere lebenslange Freundschaften, die in der Geschichte von Wittenberg 2017 eine Rolle spielen würden. Wenn ich auf diese Entscheidung und alles, was daraus geworden ist, zurückblicke, bin ich voller Ehrfurcht –und ein wenig erschrocken. Gott vertraute einem unreifen Halbwüchsigen eine lebensverändernde Entscheidung an. Ich weiß nicht, ob ich das getan hätte. Gott scheint mir erheblich risikofreudiger zu sein als wir.

Deutlich sichtbar war diese Charaktereigenschaft Gottes – seine Risikotoleranz – in der Hope Chapel, einer kleinen unabhängigen, nicht konfessionsgebundenen Gemeinde. Sie wurde 1977 von Dan Davis gegründet.

Dan hatte seine Position als Marketingmanager bei Intel aufgegeben, um die Gemeinde zu gründen. Da er nicht Theologie studiert, sondern eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte, vertrat Dan manche Führungswerte, die man in Gemeindeleitungen eher selten findet. Einer dieser Werte war die positive Haltung zu Misserfolgen. Wenn jemand in der Gemeinde etwas Neues ausprobierte und damit scheiterte, gab er eine Party, um es zu feiern! So wurden alle Mitglieder der Gemeinde zur Risikofreude ermuntert. Infolgedessen wurde Hope Chapel zu einer Gemeinde, in

Meine Eltern nahmen es gütig, schlossen sich mir an und integrierten sich in das Gemeindeleben der Hope Chapel.

Dan Davis mit seiner Frau Joann in der Frühzeit der Hope Chapel. Foto von Dan und Joann Davis. Abdruck mit Genehmigung.

der ständig neue Initiativen gestartet wurden, mit voller Unterstützung der Gemeindeleitung.

Eine weitere Gabe von Dan war seine Vision für die Einheit der Kirche. Dan erkannte, dass viele leitende Pastoren als Folge des Wettbewerbs unter Einsamkeit litten. Er sah auch, wie viel Schaden durch diesen Wettbewerb für das Reich Gottes in einer Stadt entstand. Gegen diese Spaltung stemmte sich Dan, indem er seiner Gemeinde immer wieder einbläute: „Es gibt nur eine Kirche in der Stadt! Sie trifft sich an vielen Orten, aber es ist nur eine Kirche.“ Als sein Einfluss unter den anderen Pastoren in Austin zunahm, begann sich diese Idee durchzusetzen. Heute ist Austin mit einer bemerkenswerten Einheit unter den protestantischen Pastoren gesegnet, und es wird weithin anerkannt, dass Dan dabei voranging, Beziehungen aufzubauen, Zusammenarbeit zu fördern und die Pastoren der Stadt zu ehrenvollem Verhalten zu ermuntern.

Ich bin unter Dans Predigten aufgewachsen, und dieser zweifache Gedanke der Risikofreude und der Einheit wurde für mich Teil meines normalen christlichen Lebens. Auch die Jugendgruppe der Hope Chapel unter der Leitung von Jayson Knox spiegelte diese Werte wider. Wir Jugendlichen schlugen immer wieder verrückte Unternehmungen vor, und Jaysons Antwort lautete stets: „Klar, probieren wir es aus!“ Jayson knüpfte Beziehungen zu anderen Jugendleitern in der Stadt, und wir gingen zusammen auf Freizeiten oder tauschten uns auf andere Weise aus. Einer seiner Freunde war zufällig der Jugendleiter der katholischen Kirche St. Ignatius in South Austin – und ich erinnere mich, wie ich unbekümmert und ahnungslos, was katholisch überhaupt bedeutete, dort die Jugendgruppe besuchte! Ich erinnere mich auch an den Tag, an dem Amy Craver bei einem unserer Jugendgruppentreffen auftauchte. Ich fühlte mich sofort zu diesem intelligenten blonden Mädchen hingezogen, das den Herrn liebte, aber ich kam nicht zum Zuge, weil sie einen Freund nach dem anderen hatte. Sobald ich herausfand, dass sie sich von einem getrennt hatte, war sie schon

wieder mit einem anderen zusammen! Nun ja ... wer zuletzt lacht, lacht am besten.

Am 21. Juli 1990 heirateten Amy und ich in der Hope Chapel. Wir hatten vor, als Missionare ins Ausland zu gehen. Schon 1986 hatten wir gemeinsam einen der ersten Kurse des inzwischen legendären Lehrgangs Perspectives on the World Christian Movement besucht. Die Hope Chapel schickte Teams in das „10/40-Fenster“. Amy studierte dann Sprachwissenschaft, und ich machte meinen Abschluss in Betriebswirtschaft, beide mit dem gleichen Ziel – einem fruchtbaren missionarischen Dienst. In den späten 1990er Jahren zogen wir mit unseren beiden kleinen Kindern in ein überwiegend lateinamerikanisches Viertel in Ost-Austin, um schon einmal das Leben zwischen den Kulturen einzuüben, bis wir in den Nahen Osten gehen konnten.

Und dann überrumpelte Gott unsere glückliche kleine Familie mit einer Reihe von Überraschungen. Der Weg, den er uns vor die Füße legte, führte stattdessen nach Wittenberg in Deutschland – und ins Jahr 2017.

Scannen Sie den QR-Code oder besuchen Sie https://bit.ly/w17ch01 für weitere Bilder und zusätzliche Materialien zu diesem Kapitel, unter anderem auch zu der Frage, warum niemand unseren Brautkuss gesehen hat.

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