Einleitung 1. Von Gott und den Menschen Es gibt im Alten Testament eine gewaltige Verheißung für die Zeit, in der Gott etwas Neues beginnt, das alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Diese Verheißung greift eine uralte Sehnsucht im Volk Gottes auf, die einmal mit folgenden Worten beschrieben wird: Wenn nur das ganze Volk des Herrn zu Propheten würde, wenn nur der Herr seinen Geist auf sie alle legte! (4. Mose 11,29) Von Anfang an wird deutlich, dass das Volk Gottes immer wieder ins Stolpern kommt und scheitert, weil es Gott nicht reden hört – oder nicht hören will. Deshalb beruft Gott im Alten Testament immer wieder Einzelne dazu, ihm ihr Leben ganz zu weihen, um sein Reden zu hören und das Gehörte zu verkünden. Ein Großteil des Alten Testaments besteht aus den Worten und Bildern, die diese Menschen wahrgenommen haben. Gewöhnlich werden sie „Propheten“ genannt, ein Begriff, der für viele von uns etwas ganz Außergewöhnliches bezeichnet. Doch eigentlich handelt es sich dabei um etwas ganz Schlichtes: ein Mensch „hört“ Gottes Stimme, und sagt dann das, was er gehört hat, den anderen weiter. Das Wesen von „Prophetie“ hat also zunächst einmal überhaupt nichts mit der Zukunft zu tun, wie man sich das landläufig gerne vorstellt, sondern damit, dass jemand wahrnimmt, was Gott redet, und dann den Mut aufbringt, das seiner Umgebung weiterzusagen, selbst wenn es ihn persönlich Opfer kostet.
Hörendes Gebet | 13