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UMFANGREICHE UMSTRUKTURIERUNG
Änderungen im Normenausschuss Radiologie
Der DIN-Normenausschuss Radiologie (NAR) ist ein Ausschuss, der im Jahre 1927 von der Deutschen Röntgengesellschaft, Gesellschaft für medizinische Radiologie e. V., gegründet wurde. Er arbeitet eng mit der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Physik, der Deutschen Gesellschaft für Nuklearmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie zusammen.
Der NAR ist der für die Normungsarbeit auf dem Gebiet der Radiologie zuständige DIN-Normenausschuss. Der Tätigkeitsbereich umfasst die Erzeugung und Anwendung ionisierender Strahlung und kernphysikalischer Verfahren zu medizinischen und biologischen Zwecken, die ergänzenden Methoden sowie den Strahlenschutz, wozu auch die Gebiete diagnostische Radiologie, Strahlentherapie und Nuklearmedizin gehören. Im NAR arbeiten 128 ehrenamtlichen Mitglieder; die fachspezifische Normungsarbeit erfolgt in den sieben Arbeitsausschüssen:
• AA1 Dosimetrie
• AA3 Strahlenschutz
• AA3 Nuklearmedizin
• AA4 Informationsverarbeitung
• AA5 Strahlentherapie
• AA6 Bildgebende Systeme
• AA8 Magnetresonanzverfahren
Der Normenausschuss Radiologie erarbeitet nationale Normen mit Schwerpunkt der Entlastung der staatlichen Regelsetzer bei der Umsetzung des neuen Strahlenschutzgesetzes und der Strahlenschutzverordnung und vertritt die deutschen Interessen auf internationaler Ebene bei ISO und gemeinsam mit der DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik im DIN und VDE bei IEC.
Umzug der Geschäftsstelle
Zum 1. Januar 2020 ist der Normenausschuss Radiologie tiefgreifend umorganisiert worden. In Folge der Aufkündigung des Vertrags zwischen DIN und der DRG über die Zusammenarbeit des externen Normenausschusses lief der Vertrag zum Ende 2019 aus. Um dennoch der Funktion als Normenausschuss zur Erarbeitung von DIN-Normen gerecht werden zu können, ist die Geschäftsstelle des NAR seit dem 1. Januar 2020 in die Außenstelle von DIN nach Pforzheim verlegt und der NAR als interner Normenausschuss im DIN integriert.
Der Übergang zur neuen Geschäftsstelle verlief nach einer kurzen Einarbeitungszeit reibungslos und die Normenausschüsse arbeiten in gleicher Art und Weise wie früher weiter. Nach den bisherigen Erfahrungen kann in der neuen Struktur sehr gut auf die im DIN vorhandenen Ressourcen und Prozesse zurückgegriffen werden, sodass bisher alle anfallenden Arbeiten zügig voranschreiten.
Welche Effekte die mit dem Übergang zum internen Normenausschuss verbundenen Änderungen auf die langfristige Arbeitsweise des NAR haben, muss noch abgewartet werden, insbesondere, wenn es um den Start neuer Projekte geht, bei denen jetzt eine Finanzierung vorab sichergestellt sein muss. >>

Prof. Dr. Martin Fiebich, Institut für Medizinische Physik und Strahlenschutz, Technische Hochschule Mittelhessen
Die Kosten werden geteilt
DIN ist ein gemeinnütziger Verein, der sich aus dem Verkauf von Normen, anderen Verlagsprodukten und Dienstleistungen finanziert. Hinzu kommen Projektmittel der Wirtschaft, Mitgliedsbeiträge und projektbezogene Mittel der öffentlichen Hand. Die Technische Normung in Deutschland ist eine Selbstverwaltungsaufgabe der interessierten Kreise unter Einbeziehung des Staates. Dies erfordert, dass die an dieser Aufgabe Interessierten sie finanzieren. Dazu werden sie zur Finanzierung der direkten Kosten der Normenausschüsse unmittelbar und fachbezogen herangezogen.
Der NAR besteht aus unterschiedlichen interessierten Kreisen, die für die fachliche Arbeit in den Gremien zuständig sind: Dies sind Ärzte, Behördenvertreter, Hersteller, Medizinphysiker, Medizinisch-Technische Assistenten, Sachverständige, sowie Vertreter aus Forschungseinrichtungen. Wie jeder andere Normenausschuss hat auch der NAR einen eigenen Haushaltsplan, dem sein jährliches Arbeitsprogramm zu Grunde liegt. Dieses Arbeitsprogramm setzt sich aus den zu bearbeitenden Norm-Projekten zusammen.
Zunehmende Internationalität
Neben Änderungen bei der Geschäftsstelle, den Prozessen und der Finanzierung gibt es große Veränderungen bei der Arbeit der Normung dahingehend, dass die internationale Normung immer stärker in den Vordergrund rückt. Wie bei allen DIN-Normenausschüssen ist es insbesondere im Rahmen der europäischen Harmonisierung vorgesehen, dass, wenn es europäische Normen zu einem Thema gibt, es keine konkurrierenden nationalen Normen mehr geben darf. Dadurch werden mehr der Projekte international vorangetrieben und es wird versucht, bereits existierende nationale Normen als internationale Normen zu etablieren.
Der NAR ist auf internationalen Ebenen aktiv, da er Spiegelgremium ist zu:
• IEC/TC 62/SC 62 B „Systeme für die diagnostische Bildgebung“
• IEC/TC 62/SC 62 C „Einrichtungen für Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Dosimetrie“
• SO/TC 85/SC 2 „Strahlenschutz“
Des Weiteren bestehen intensive Kontakte zu • CENELEC/TC 62 „Elektrische Geräte in medizinischer Anwendung“
• IEC/SC 45 B „Strahlenschutz-Instrumentierung“
• ISO/TC 42/WG 3 „Sensitometrie, Bildauswertung und -betrachtung“
Der NAR arbeitet auch als Spiegelgremium für die internationalen Normungsgremien IEC/TC 45 „Nukleare Instrumentierung“, IEC/TC 62 „Elektrische medizinische Geräte“ und ISO/TC 85 „Kernenergie“ sowie für die europäischen Normungsgremien CEN TC 430 „Kernenergie, Kerntechnik und Strahlenschutz“ und CENELEC TC 62 „Elektrische Geräte in medizinischer Anwendung“. >>
Zu den Sitzungen der internationalen „Standardization Committees“ (SC’s) werden aus den nationalen Arbeitskreisen Vertreter entsandt, die bei den internationalen Normensitzungen teilnehmen und den nationalen Vertretern die Beratungsergebnisse berichten und diese diskutieren. Mittels dieses Verfahrens haben die NAR-Mitglieder die Möglichkeit, die internationale Normung mitzugestalten. Wer bei der Normung mitarbeiten möchte, hat mehrere Möglichkeiten: Jeder kann ein Antrag zu einer bestimmten Normungsaufgabe beim Normenausschuss stellen, es gibt die Möglichkeit der Mitarbeit in Arbeitskreisen und über die Webseiten des DIN können Normenentwürfe gelesen und kommentiert werden.
Autor: Prof. Dr. Martin Fiebich Institut für Medizinische Physik und Strahlenschutz Technische Hochschule Mittelhessen
Drei Fragen an Anna Perbliess M.Sc., Projektmanagerin im DIN-Normenausschuss Radiologie (NAR)

Anna Perbliess, M.Sc., organisiert als Projektmanagerin im DIN unter anderem im Normenausschuss Radiologie (NAR) den Arbeitsausschuss „06 – Bildgebende Systeme“. Im Gespräch mit Guido Gebhardt erläutert sie aktuelle Themen und Vorgehensweisen nach der Umstrukturierung. Außerdem gibt sie einen Überblick, welche Normen im AA 06 in 2020 bereits veröffentlicht wurden und welche in der zweiten Jahreshälfte noch anstehen.
Welche Aufgaben haben Sie im NAR nach der Umstrukturierung übernommen?
Ich arbeite bei DIN als zuständige Projektmanagerin im NAR. In diesem Zusammenhang organisiere und steuere ich mit meinen DIN-Kollegen den gesamten Prozess der Erarbeitung von Normen auf nationaler Ebene, dokumentiere die Arbeitsfortschritte, organisiere die Sitzungen und bereite die Ergebnisse für die Veröffentlichung als fertige Normen auf. Außerdem leite ich u.a. deutsche Stellungnahmen zu internationalen Entwürfe an CEN/CENELEC und ISO/IEC weiter, indem ich den Informationsaustausch zwischen den Normungsorganisationen koordiniere. Diese Aufgaben sind nur realisierbar, indem eine enge Zusammenarbeit mit den Experten des NAR sichergestellt ist. Mit meinem Prozesswissen über die Zusammenhänge der Normung kann ich die Experten aus den Arbeitsausschüssen hier unterstützen. Die Experten sind für die inhaltliche Ausarbeitung der Normen zuständig. Wir von DIN bieten den runden Tisch zum Austausch und übernehmen das Projektmanagement.
Seit einigen Monaten sind einige Normen aufgelaufen, die auf eine Veröffentlichung warten. Welche Prioritäten setzen Sie bei der Erledigung dieser „Mammut-Aufgabe“?
Es gilt derzeit, die Normen schnellstmöglich zu veröffentlichen. Der Arbeitsausschuss NA 080-00-06 AA „Bildgebende Systeme“ ist einer von insgesamt sieben Arbeitsausschüssen des NAR, welcher aktuell insgesamt 32 nationale DIN-Normen betreut, wovon 16 überarbeitet werden. Neben der nationalen Normung, sind aber auch die Bereitstellung deutscher Sprachfassungen sowie die fachkundige Begleitung zu den internationalen Projekten wichtig. Aktuell gibt es hier im NA 080-00-06 AA insgesamt 40 deutsche Sprachfassungen zu internationalen Normen, wovon sich aktuell 16 in Erarbeitung befinden. In den jeweiligen Arbeitsausschüssen wurden gemeinsam mit den verantwortlichen Experten die offenen Normungsprojekte anhand der Dringlichkeit für den Markt priorisiert und werden nun sukzessive abgearbeitet.
Im NAR gab es in den letzten Monaten einige Veränderungen. Wie sieht der weitere Fahrplan aus?
Die Hauptveränderung ist, dass der NAR seit dem 1. Januar 2020 ein interner Normenausschuss bei DIN ist. Das heißt, das Projektmanagement aller Normungsprojekte wird von mir als DIN-Mitarbeiterin übernommen. Meine Aufgabe ist es, eine qualitativ hochwertige Projektarbeit sicherzustellen und die Experten, die die fachliche Ausarbeitung der Normen übernehmen, bestmöglich zu unterstützen. Für die Experten, die im NAR tätig sind, sollte sich so wenig wie möglich ändern. Sie sind weiterhin für die technischen Inhalte der Normen zuständig und durch eine enge Zusammenarbeit mit der DIN-Geschäftsstelle werden in Zukunft die Normen schnell dem Markt zugängig gemacht. Der weitere Fahrplan sieht vorerst das zielgerichtete und zeitnahe Veröffentlichen der anstehenden Normen vor. Es ist aber auch u.a. Öffentlichkeitsarbeit durch die Vorstellung spezieller NAR Themen und die Umstrukturierung des Normenausschusses im Allgemeinen auf Kongressen wie die DRG im nächsten Jahr denkbar.
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