Kollegiale Hilfe KoHi - Klinik Hietzing

Kollegiale

Kollegiale Hilfe (KoHi) Psychische Erste Hilfe durch Kolleginnen und Kollegen in der Klinik Hietzing Stärkung der Resilienz und psychosoziale Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Zeiten von Covid-19

Unser Leitbild Klinik Hietzing Wer wir sind, was wir erreichen wollen und wofür wir stehen.  Wir sind ein modernes Schwerpunktkrankenhaus mit lang jähriger Tradition innerhalb des Wiener Gesundheitsverbundes.  Die Qualität der Leistungen ist unser zentrales Anliegen.  Wir bieten Behandlung, Pflege und Betreuung entsprechend den letzten Erkenntnissen von Wissenschaft und Erfahrung.  Die Menschen, die wir behandeln und pflegen sind unsere Partnerinnen und Partner.  Wir binden Patientinnen und Patienten entsprechend ihren Möglichkeiten in den Behandlungsprozess ein.  Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist maßgeblich am Erfolg des Krankenhauses beteiligt. Wertschätzung und Respekt sind Grundlagen für den Umgang miteinander.  Wir pflegen fach- und abteilungsübergreifende Kommuni kation, sowohl nach innen als auch nach außen.  Wir nehmen Konflikte frühzeitig wahr und sehen diese als Chance zur Entwicklung einer konstruktiven Konfliktlösungs kultur.  Aus- und Weiterbildung für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter ist ein unverzichtbares Element für die gemeinsame und berufliche Entwicklung. Forschung als wissenschaftliches und reflektierendes Denken wird ebenso gefördert wie kontinuierlicher Erwerb von Wissen und Können.  Gesundheitsförderung und Risikominimierung für Patientinnen und Patienten sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen wir als wichtige Aufgabe wahr.

Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Eva Kelety

Aus dem Leitbild der Klinik Hietzing  Die Qualität der Leistungen ist unser zentrales Anliegen.  Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter ist maßgeblich am Erfolg des Krankenhauses beteiligt.

Wertschätzung und Respekt sind Grundlagen für den Umgang miteinander.  Gesundheitsförderung und Risiko minimierung für Patientinnen und Patienten sowie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen wir als wichtige Aufgabe wahr.

Strategische Ausrichtung der Klinik Hietzing  Herausforderung Patientensicherheit und Qualität der Behandlung bedingen Mitarbeiterinnen- bzw. Mitarbeiter sicherheit  Grundsätzliche Herangehensweise Organisationsentwicklung hin zu Resilienz und einer konstruktiven Fehlerkultur („just culture“)  Ineinandergreifende Maßnahmen, u. a.

• „Safety in all policies“ • Befähigung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch Ausbildung und Beauftragung • Wissenschaftliche Evaluierung (Evidenzbasiertes Management)

Rollen im Patientinnenbzw. PatientenSicherheitssystem Patientinnen- bzw. PatientenSicherheitsbeauftrage in der Klinik Hietzing – insgesamt 201 Personen mit mindestens einer Funktion  89 Ausgebildete

Zertifizierte Ausbildung Patientinnen- bzw.

Patientensicherheit • Klinische Risikomanagerin/Klinischer Risikomanager • Patient Safety Officer

 77 PaSA

• Patientinnen- bzw. PatientensicherheitsAnsprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Abteilungen

 25 CLA

• Checklisten-Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner

 29 CIRS-Beauftragte

• Meldekreis-Mangerinnen bzw. -Manager • bzw. Analyseteam

 100 KoHi

• Kollegiale Helferinnen bzw. Helfer Stand: Jänner 2021

Agenda 1. Das Second Victim Phänomen Die „zweiten Opfer“ der Covid-19 Pandemie 2. Psychosoziale Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinik Hietzing in Zeiten von Covid-19 3. Kollegiale Hilfe (KoHi) Psychische Erste Hilfe durch Kolleginnen und Kollegen in der Klinik Hietzing

Kapitel 1 Das Second Victim Phänomen Die „zweiten Opfer“ der Covid-19 Pandemie

Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Votava

Second Victim Phänomen  Spitalspersonal kann durch außer gewöhnliche Ereignisse bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten emotional traumatisiert werden.

(Wu 2000, Scott et al. 2009)

 Bis zu 2/3 der Betroffenen verarbeiten das traumatische Ereignis dysfunktional:

• Akute psychische Reaktionen (z. B. Schuldgefühle, Verlust des Selbstvertrauens, Schlafstörungen, Depression, Flashbacks) • Posttraumatische Belastungsstörung, bis hin zu Suizid • Krankenstände, Kündigungen, Berufsaufgabe • Defensives Verhalten, verminderte Leistungsfähigkeit • Erhöhtes Fehlerrisiko in der Patientinnen- bzw.

Patientenbehandlung

(Strametz et al. 2020)

 Nach der SARS‐Pandemie 2003 zeigten bis zur Hälfte der Behandelnden psychische Reaktionen, Burnout oder Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).

(Tam et al. 2004)

Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Steininger

Belastungen des Klinikpersonals durch die Covid-19 Pandemie  Informationsüberflutung  Erhöhtes Infektionsrisiko  Personalmangel, Mehrarbeit und Überstunden  Stundenlanges Arbeiten in persönlicher Schutzausrüstung  Kurzfristige Versetzungen an andere Abteilungen  Fachliche Überforderung  Konfrontation mit großer Anzahl an schwerwiegenden und letalen Verläufen  Ethische Konflikte in der Patientinnen bzw. Patientenbehandlung  Kompensieren der Besuchs einschränkungen

Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Votava

Auswirkungen der Covid-19 Pandemie  Das Klinikpersonal ist durch die Covid-19 Krise besonders belastet.  Krankenstände und Kündigungen verschärfen den Druck auf das Gesundheitssystem zusätzlich.  Es drohen ernstzunehmende Gefahren für die Sicherheit von Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Es braucht rasche, niederschwellige und abgestufte Unterstützungsangebote für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Kapitel 2 Psychosoziale Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Klinik Hietzing in Zeiten von Covid-19

Stressige Zeiten bewältige und gesund bleiben

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av ‐ Foto: © marid

stock.adobe.

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Psychosoziale Unterstützu und Mitarbeiter der Klinik Psychische Erste Hilfe an der Abteilung • Erkennen von Belastungssituationen und Hilfsbedarf • Vertrauliche Nachbesprechung noch vor Dienstende • Organisieren von Entlastung und ggf. professioneller Hilfe

 Kollegiale Hilfe (KoHi) Professionelle Krisenintervention in der Klinik Hietzing (24/7) • Akutintervention nach Krisenereignissen unmittelbar vor Ort • Direkte und vertrauliche Unterstützung • Auf Wunsch auch Weiterbetreuung an der 2. Psychiatrischen Abteilung möglich

 2. Psychiatrische Abteilung  Seelsorge Team

ung für Mitarbeiterinnen Hietzing Netzwerk professioneller Unterstützung (extern) • An unterschiedliche Bedürfnisse angepasste Angebote • Je nach Bedarf kurz- bis längerfristige Betreuung • Niederschwellig, kostenlos und streng vertraulich • Nach Vereinbarung auch in der Dienstzeit möglich • Auf Wunsch kontaktlos (per Telefon/Video)

 Psychologische Beratungsstelle  Kurzzeit-Coaching/Supervision  CORONA-Sorgenhotline Wien (Tel.: 01 4000 53000)

Kapitel 3 Kollegiale Hilfe (KoHi) Psychische Erste Hilfe durch Kolleginnen und Kollegen in der Klinik Hietzing

Foto: Wiener Gesundheitsverbund / Votava

Kollegiale Helferinnen und Helfer (KoHi)  Leisten Psychische Erste Hilfe  Unterstützen Kolleginnen und Kollegen bei der emotionalen Bewältigung kritischer Ereignisse am Arbeitsplatz

Vorteile der Kollegialen Hilfe  Niederschwellig und unmittelbar vor Ort verfügbar (kann auch von Nachbarabteilungen angefordert werden).  Ein KoHi-Gespräch gilt als Dienstzeit und ist streng vertraulich.  Das KoHi-Gespräch findet auf der fachlichen Ebene statt. KoHi können Betroffene oftmals besser verstehen, weil sie Kolleginnen bzw. Kollegen sind.  Die/der KoHi steht auf der gleichen Ebene, ist keine Vorgesetzte/kein Vorgesetzer.

Welche Aufgaben hat eine/ein KoHi?  Im Anlassfall Psychische Erste Hilfe leisten  Multiplikatorin bzw. Multiplikator und Ansprechpartnerin bzw. Ansprech partner an der eigenen Abteilung für Krisenintervention und Psychische Erste Hilfe  Teilnahme an KoHi-Vernetzungstreffen  Unterstützung beim Aufbau des KoHi-Netzwerks in der Klinik Hietzing

Wie wird man KoHi?  Nominierung über die Vorgesetzte/ den Vorgesetzten  Teilnahme an der Fortbildung „Kollegiale Hilfe“ (Dauer: 1 x 5 Stunden)  Aufnahme in die KoHi-Telefonliste im Intranet

Aktueller Projektstand  Projektstart: 07. August 2018  Mittlerweile sind 98 KoHi aus unter schiedlichen Berufsgruppen an der Klinik Hietzing vorhanden.  Seit der 1. Schulung am 15. Mai 2019 haben bereits 18 KoHi-Gespräche stattgefunden.

Stand: April 2021

Evaluierung der Fortbildung KoHi Auswertungszeitraum 15. Mai 2019 - 3. Dez. 2019 7 Termine 96 Teilnehmende

Motivation, Kollegiale Hilfe zu leisten Vor der Schulung: 60 % „sehr hoch“

Nach der Schulung: 69 % „sehr hoch“

Einschätzung der praktisch der Kollegialen Hilfe Vor der Schulung: 46 % „sehr hoch“

hen Relevanz Nach der Schulung: 66 % „sehr hoch“

Sicherheit im Umgang mit in kritischen Situationen 93 % fühlen sich nach der Schulung sicherer als vorher

t Personen

Evaluierung der KoHi-Einsätze Auswertungszeitraum 15. Mai 2019 - 10. März 2021 16 gemeldete KoHi-Einsätze

Welche Ereignisse lösten die KoHi-Gespräche aus?

Wie wurde die/der KoHi verständigt?

?

Fand das Gespräch noch v der betroffenen Person sta

vor Dienstende att?

Die meisten KoHiGespräche dauerten ca. 30 - 40 Minuten

War die Zeit für das Gespräch ausreichend?

Wie hilfreich war das Gesp für die betroffene Person?

Nach Einschätzung der/des KoHi Median: 9

präch ?

Belastung der/des KoHi nach dem Gespräch Bisher hat keine/kein KoHi nach dem Einsatz eine Supervision in Anspruch genommen. Median: 1

Fazit  Maßnahmen zur Stärkung der psychischen Resilienz des Spitalspersonals fördern auch die Sicherheit und Qualität der Behandlung.  Durch Covid-19 hat der Umgang mit Traumatisierungen im Sinne des Second Victim Phänomens zusätzlich an Bedeutung gewonnen.

 Kolleginnen und Kollegen sind nach traumatischen Ereignissen am Arbeitsplatz in der Regel die erste Anlaufstelle und es macht Sinn, diese in Psychischer Erster Hilfe zu schulen.  Kollegiale Hilfe bietet niederschwellige, rasche und hilfreiche Unterstützung nach traumatischen Ereignissen.

Sie ist eine sinnvolle Ergänzung zu professioneller Krisen intervention vor Ort.

Fragen?

Miriam Ablöscher, MA Gesundheitsmanagerin und KoHi-Projektleitung Stabsstelle Patientensicherheit und Qualität/ Karl Landsteiner Institut für Klinisches Risikomanagement Wiener Gesundheitsverbund - Klinik Hietzing Telefon: +43 664 885 240 99 E-Mail: miriam.abloescher@gesundheitsverbund.at

Univ.-Lektor Dr. Wolfgang Huf, MSc Arbeits- und Organisationsmediziner, Patientinnenbzw. Patientensicherheit-Sicherheitsbeauftragter Institut für Labormedizin / Karl Landsteiner Institut für Klinisches Risikomanagement Wiener Gesundheitsverbund - Klinik Hietzing Telefon: +43 664 60950 13009 E-Mail: wolfgang.huf@gesundheitsverbund.at

Literatur Strametz R, Raspe M, Ettl B, Huf W, Pitz A (2020): Handlungsempfehlung zu Stärkung der Resilienz von Behandelnden und Umgang mit Second Victims im Rahmen der Covid‐19‐Pandemie zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens. Aktionsbündnis Patientensicherheit, Plattform Patientensicherheit [Hrsg.]. DOI: 10.21960/202003 Strametz R, Koch P, Vogelgesang A, Burbridge A, Rösner H, Abloescher M, Huf W, Ettl B. Raspe M. (2021): Prevalence of second victims, risk factors and support strategies among young German physicians in internal medicine (SeViD-I survey). Journal of Occupational Medicine and Toxicology (2021) 16:11 https://doi.org/10.1186/s12995-021-00300-8 Scott, S. D.; Hirschinger, L. E.; Cox, K. R.; McCoig, M.; Brandt, J.; Hall, L. W. (2009): The natural history of recovery for the healthcare provider „second victim“ after adverse patient events. In: Quality & safety in health care 18 (5), S. 325-330. DOI: 10.1136/qshc.2009.032870.

Tam, Cindy W. C.; Pang, Edwin P. F.; Lam, Linda C. W.; Chiu, Helen F. K. (2004): Severe acute respiratory syndrome (SARS) in Hong Kong in 2003. Stress and psychological impact among frontline healthcare workers. In: Psychological medicine 34 (7), S. 1197–1204. DOI: 10.1017/ s0033291704002247.

Wu, A. W. (2000): Medical error. The second victim. In: BMJ 320 (7237), S. 726–27. DOI: 10.1136/bmj.320.7237.726.

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