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Ausgabe 02, Dezember 2010

gesundheitsmagazin.in GESUNDES LICHT

FIT DURCH DEN WINTER

WOHLFÜHL - OASEN

Schluss mit den trüben Gedanken. Erfahren Sie, wie Licht die Stimmung heben kann. Depressionen haben hier keine Chance mehr!

Geplagt von Grippe oder Erkältung? Hier die wesentlichen Unterschiede und wie Sie sich schützen können. Lesen Sie mehr ab Seite

Schokolade und herrliche Düfte. Wellness-Oasen der ganz besonderen Art und Weise. Lesen Sie alles, was Körper, Geist und Seele jetzt in der kalten Jahreszeit gut tut.

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VOLKSKRANKHEIT DEPRESSION Im Interview: Frau Dr. Dabitz, Fachärztin für Psychiatrie vom Klinikum Ingolstadt Seite 2

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TITELTHEMA DEPRESSION

Depressiv oder „nur mal schlecht drauf“?

Wenn die Seele leidet und der Körper spricht Frau Heike Dabitz, Fachärztin für Psychiatrie vom Klinikum Ingolstadt, über die „Volkskrankheit“ Depression Woran erkenne ich, ob ich an einer depressiven Verstimmung leide oder an einer Depression? Was sind jeweils die spezifischen Symptome? Eine depressive Verstimmung ist jedem Menschen bekannt. Es

entschieden werden, wann eine depressive Verstimmung vorliegt und wann eine behandlungsbedürftige Depression. Eine wirkliche Depression äußert sich im Gegensatz dazu folgen-

„Eine Depression kann eine tödlich endende Erkrankung sein.“

Frau Dabitz, Fachärztin für Psychiatrie vom Klinikum Ingolstadt, im Interview.

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handelt sich dabei um ein zeitlich begrenztes Stimmungstief im Rahmen des normalen menschlichen Erlebens, zum Beispiel als Reaktion auf Belastung, Partnerschaftsprobleme oder auch einen Trauerfall. Diese Verstimmungen sind selbstlimitierend, d.h. sie müssen nicht medikamentös behandelt werden. Oft kann aber zusammen mit dem Fachmann

dermaßen. Sie hat viele unterschiedliche Gesichter und es gibt eine Vielzahl verschiedener Formen. Häufig beginnt die Erkrankung

mit unspezifischen Beschwerden. Der Kranke leidet unter Konzentrationsstörungen, einem Gefühl der inneren Leere sowie Schwierigkeiten bei der Bewältigung der alltäglichen Arbeit im Haushalt oder Beruf. Oft kommen körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen sowie Veränderungen des Appetits und Schlafstörungen hinzu. Fast immer kommt es ganz früh, noch bevor die Stimmung betroffen ist, zu Schlafstörungen. Der Betroffene fühlt sich nicht mehr leistungsfähig, fühlt sich matt und niedergeschlagen.

„Es gibt eine vererbte Neigung, an einer Depression zu erkranken.“ gesundheitsmagazin.in, Dez. 10


TITELTHEMA DEPRESSION Selbst für Dinge, die Freude machen, fehlt die notwendige Energie. Insgesamt gesagt kann man psychische Symptome wie beispielsweise gedrückte Stimmung, Antriebsarmut oder Interessenverlust von körperlichen Symptomen unterscheiden. Zu Letzteren gehören zum Beispiel

Arztbesuch und oft äußert sich bei ihnen eine Depression auch eher in Unruhe und Gereiztheit als in einer Verschlechterung der Stimmung. Daher wird bei Frauen häufiger die Depression diagnostiziert. Gibt es eine vermutete Anzahl an Erkrankungen, die unerkannt bleibt?

„50 Prozent aller Depressiven suchen keinen Arzt auf und nochmals ca. 50 Prozent werden vom Arzt nicht als depressiv erkannt.“ Schlafstörungen, Appetitveränderungen sowie Schmerzen. Sind Depressionen vererbbar? Es gibt eine vererbte Neigung, an einer Depression zu erkranken, allerdings haben Depressionen meist mehr als eine Ursache. Körperliche und genetische Einflüsse treten mit psychischen und psychosozialen Auslösern in Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig. Ein einzelnes Depressionsgen ist nicht bekannt. Sind Depressionen heilbar? Grundsätzlich sind Depressionen heilbar. Meistens verlaufen sie phasenhaft, das heißt, sie treten in Episoden auf, die meist vollständig ausheilen. Wie oft treten Depressionen in der Bevölkerung auf? Die Depression ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen. In Deutschland erkranken etwa 15 Prozent der Bundesbürger einmal in ihrem Leben an einer Depression. Wie ist die geschlechtsspezifische Verteilung? Frauen erkranken mehr als doppelt so oft an einer Depression als Männer. Allerdings wird bei Männern von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Frauen gehen schneller zum Arzt und äußern sich konkret über ihr psychisches Befinden. Männer hingegen verweigern sich oft einem

Ja, man schätzt, dass 50 Prozent aller Depressiven keinen Arzt aufsuchen und etwa die Hälfte der Depressionen vom Allgemeinarzt nicht erkannt werden, weil sich die Depression oft in körperlichen Symptomen wie Kopf-, Rücken- oder Bauchschmerzen sowie Gewichtsabnahme im Rahmen eines Appetitverlusts äußert. Was ist die häufigste Ursache für Depressionen? Bei der Entstehung der Depression spielen vermutlich immer verschiedene Faktoren eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel eine vererbte Anfälligkeit für Depressionen, negative Erfahrungen in der Kindheit und daraus resultierende depressionsfördernde Einstellungen, kritische Lebensereignisse wie ein Trauerfall, Arbeitsplatzverlust oder Scheidung. Aber auch langfristiger Stress, die Einnahme bestimmter Medikamente, eine Schilddrüsenunterfunktion und viele andere körperliche Erkrankungen können zu einer Depression führen. Letztendlich kommt es aber immer zu einer Veränderung des Stoffwechsels im Gehirn. Bestimmte Botenstoffe, die u.a. für die Regulierung der Stimmung verantwortlich sind, werden nicht mehr in ausreichender Menge bereitgestellt. Das Ziel einer medikamentösen Therapie ist es also, die richtige Konzentration dieser

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Stoffe wieder herzustellen. Aber auch Gesprächs- und Psychotherapie können helfen das Gleichgewicht der Botenstoffe wieder aufzubauen. Besteht ein Zusammenhang mit einem Burn-out? Burn-out bedeutet „ausgebrannt sein“. Es handelt sich um depressive Erkrankungen, die im Zusammenhang mit einer, zumindest subjektiv empfundenen, beruflichen Überforderung und Dauerstress bei gleichzeitig fehlendem Ausgleich auftreten. Dies führt zu einer körperlichen und psychischen Erschöpfung. Die Veränderungen kommen meist schleichend über einen Zeitraum von oft vielen Jahren. Nicht immer kommt ihm Krankheitswert zu, die Behandlung ist der einer klassischen Depression aber sehr ähnlich. Ab wann sollte man zum Arzt gehen? Man sollte den Rat eines Arztes aufsuchen, wenn man nicht mehr in der Lage ist, seinen Alltag zu

der Anwendung mehrerer Verfahren. Am wichtigsten sind Psychotherapie, meist in Form von Verhaltens- oder Gesprächstherapie und die Gabe von Medikamenten. Häufig werden diese beiden Ansätze kombiniert. Sport und Bewegung, Ergotherapie, Kunstund Körpertherapie tragen ebenfalls zu einer Besserung bei. In besonderen Fällen können aber auch noch andere Verfahren wie Lichttherapie, Schlafentzug und die Elektrokrampftherapie sinnvoll sein. Was kann ich selbst gegen eine Depression tun? Der wichtigste Punkt ist, dass dem Patienten klar werden muss, das eine Depression eine Krankheit ist wie jede andere auch und nichts mit dem eigenen Versagen zu tun hat. Man sollte versuchen, aktiv zu bleiben, allerdings sich auch nicht überfordern, kleine Ziele setzen. Entscheidend ist auch, den Kontakt zur Familie und den Freunden zu halten, der offene Umgang mit der Erkrankung sowie das Gespräch

„Floskeln wie ‚Reiß dich doch mal zusammen‘ sollten unbedingt vermieden werden.“ meistern oder Gedanken auftreten, nicht mehr leben zu wollen.

mit Vertrauten über Gefühle und Empfindungen.

Wie viele Menschen, die an einer Depression leiden, begehen Suizid? Bei Depressiven besteht häufig ein deutliches Suizidrisiko. Ein Großteil der Patienten leidet während der Erkrankung unter Selbstmordgedanken, 15 Prozent der schwer Depressiven sterben letztendlich durch Suizid. Das „Nichtmehrlebenwollen“ ist also ein nicht zu unterschätzender Gedanke und macht die Depression manchmal durchaus zu einer potentiell tödlich endenden Erkrankung.

Was können Angehörige von Depressiven tun, wie sollen sie sich verhalten? Ein sehr wichtiger Punkt erscheint mir, dass auch die Angehörigen über die Erkrankung aufgeklärt werden müssen. Es muss ihnen klar sein, dass eine mögliche Abweisung oder Aggression des Partners mit der Erkrankung zusammenhängt und keine persönliche Kränkung bedeutet. Die Familie sollte offen über die Krankheit reden, den Kranken zu kleinen Aktivitäten motivieren, einen geregelten Tagesablauf aufrecht erhalten und Hoffnung vermitteln, dass die Depression wieder vergeht. Floskeln wie „Reiß dich doch

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Die Behandlung besteht meist aus

mal zusammen!“ sollten unbedingt vermieden werden. Wichtig finde ich es auch, dass die im Haushalt lebenden Kinder über die Krankheit aufgeklärt werden. Selbstmordgedanken sollten immer ernst genommen werden, man sollte zuhören, Alternative aufzeigen und in jedem Fall den behandelnden Arzt aufsuchen. Was kann ich selbst gegen eine Depression tun? Der wichtigste Punkt ist, dass dem Patienten klar werden muss, dass eine Depression eine Krankheit ist wie jede andere auch und nichts mit dem eigenen Versagen zu tun hat. Man sollte versuchen, aktiv zu bleiben, allerdings sich auch nicht überfordern, sondern kleine Ziele setzen. Entscheidend ist auch, den Kontakt zur Familie und den Freunden zu halten, der offene Umgang mit der Erkrankung sowie das Gespräch mit Vertrauten über Gefühle und Empfindungen. Was können Angehörige von Depressiven tun, wie sollen sie sich verhalten? Ein sehr wichtiger Punkt erscheint mir, dass auch die Angehörigen über die Erkrankung aufgeklärt werden müssen. Es muss ihnen klar sein, dass eine mögliche Abweisung oder Aggression des Partners mit der Erkrankung zusammenhängt und keine persönliche Kränkung bedeutet. Die Familie sollte offen über die Krankheit reden, den Kranken zu kleinen Aktivitäten motivieren, einen geregelten Tagesablauf aufrecht erhalten und Hoffnung vermitteln, dass die Depression wieder vergeht. Floskeln wie „Reiß dich doch mal zusammen!“ sollten unbedingt vermieden werden. Wichtig finde ich es auch, dass die im Haushalt lebenden Kinder über die Krankheit aufgeklärt werden. Selbstmordgedanken sollten immer ernst genommen werden, man sollte zuhören, Alternativen aufzeigen und in jedem Fall den behandelnden Arzt aufsuchen. Vielen dank für das Interview! (Interview: Andrea Münnighoff)

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GESUNDES LICHT

Licht in der Nacht begünstigt Depressionen Auswirkungen bereits durch laufenden Fernseher im dunklen Zimmer

Wenn die Sonne nicht mehr scheint

Gerade in den Wintermonaten breitet sich das Seelentief aus Depressionen gibt es in vielen Arten und Formen. Die Ursachen sind vielseitig. Oft liegen körperliche Krankheiten zu Grunde, die die Betroffenen verzweifeln lassen, ihnen jeden Lebenswillen nehmen. Doch auch psychische Krankheiten können ein Seelentief auslösen. Andere Depressionsarten treten hingegen nur in bestimmten Lebensabschnitten bzw. Lebensaltern auf oder in bestimmten Jahreszeiten. Eine besonders häufig vorkommende Art der Depression ist die sogenannte Herbst- / Winterdepression, auch saisonal - affektive Störung genannt. Diese ist eine leichte bis mittelschwere Depression, die bei den Betroffenen in den „trüben Monaten“ des Jahres vorkommt. Immer dann, wenn die Sonne nur noch wenige Stunden am Tag scheint, dann geht es wieder los. Keine Lust auf irgendetwas mehr. Antriebslos. Hoffnungslos. Bedrückt. Das Selbstwertgefühl im Keller. Verzweifelt und mutlos, und bereit, sein Leben aufzugeben

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und die Welt stillschweigend zu verlassen... Wer ist schuld daran? Vermutete Ursache: Die veränderte Melatonin-Ausschüttung. Melatonin ist ein Hormon, das den TagNacht-Rhythmus steuert. Je mehr Licht unser Körper aufnimmt, desto mehr wird die MelatoninAusschüttung gehemmt. Das bedeutet, dass es gerade in den lichtarmen Wintermonaten zu einer verstärkten Freigabe von Melatonin kommt, die wiederum in Verdacht steht, Depressionen zu begünstigen. Licht beeinflusst nicht nur unsere „innere Uhr“, sondern zudem unser gesamtes Wohlbefinden, unseren Appetit und unseren Schlaf. Wenn die Tage im Herbst kürzer werden, fühlen wir uns allgemein müder, haben weniger Energie und sind leichter niedergeschlagen. Beste Abwehr also: Raus in die Natur und ins Sonnenlicht und somit der Melatonin-Ausschüt-

tung entgegen wirken. Meist hilft schon ein täglicher Spaziergang, die trübe Stimmung beiseite zu schaffen und antriebsfreudiger ins Leben zu gehen. Bei einer Winterdepression wird oft auch eine Lichttherapie eingesetzt, um dem Patienten zu helfen. Diese wird jedoch als Unterstützung herangezogen, kann aber das Tageslicht natürlich nicht ersetzen. Freilich ist nicht jeder, der mal schlechte Laune hat, gleich depressiv. Erste Anzeichen für eine jahreszeitliche Depression können jedoch anhaltender und zunehmender Heißhunger, Gewichtszunahme und ein erhöhtes Schlafbedürfnis sein. Dies ist auch ein Unterschied zu einigen anderen Depressionskrankheiten, bei denen Patienten oft über Appetitlosigkeit und Schlaflosigkeit klagen. Im Ernstfall gilt jedoch immer einen Facharzt zu Rate zu ziehen und sich gegebenenfalls an seinen Arzt zu wenden.

Wer nachts dauernd mit Licht schläft, hat ein höheres Risiko für eine Depression. Das berichten nun Forscher am Jahrestreffen der US-Neurowissenschaftler. Ihre Tierexperimente zeigten erstmals, dass nächtliches Licht zu Veränderungen im Hippocampus führt. Dieser spielt wiederum eine wichtige Rolle in der Entwicklung von Depressionen. Negative Folgen treten bereits bei sehr schwachem Licht von der Stärke eines laufenden Fernsehbildschirms im dunklen Zimmer ein, konnten die Wissenschaftler zeigen. Auch wenig Licht schadet in der Nacht Dass helles Licht in der Nacht depressiv machen kann und zudem Übergewicht begünstigt, hat das Forscherteam bereits in früheren Studien gezeigt. Nun beobachteten sie ihre Versuchstiere - die Wahl fiel auf Dsungarische Zwerghamster - acht Wochen lang. Beleuchtet wurden sie tagsüber mit einer gewöhnlichen Lichtstärke von 150 Lux, nachts mit Dämmerlicht von fünf Lux. Die Tiere entwickelten in dieser Zeit bestimmte Hinweiszeichen auf Depressionen wie etwa nachlassende Lust am Zuckerwasser-Trinken. „Bereits ein schwaches Licht im Schlaf kann bei Hamstern depressionsähnliches Verhalten auslösen. Eine Erklärung dafür fanden wir in den Veränderungen im Gehirn“, so die Studienautorin. Die NachtlichtTiere wiesen nach dem Versuch im Vergleich zu einer Kontrollgruppe weniger dendritische Dornfortsätze im Hippocampus auf, die für die Kommunikation zwischen Gehirnzellen zuständig sind. Da es keine Unterschiede im Stresshormon Cortisol gab, glauben die Forscher, dass das Schläfrigkeitshormon Melatonin die Schlüsselrolle spielt. Sein Zusammenhang

In der Nacht sollte das Licht besser ausgeschaltet werden.

mit der Depression wird derzeit näher erforscht. Beim Aufstehen auf Licht verzichten Gut nachvollziehen kann die Psychiaterin Gerda Saletu Zyhlatz von der österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin dieses Ergebnis. „Einer der wesentlichen Faktoren einer Depression ist der unterbrochene Schlaf. Zu diesem kommt es unter anderem durch fehlendes Melatonin.“ Bei Schlaf mit Licht werden Melanopsin-Rezeptoren auf der Netzhaut des Auges angeregt. Diese setzen über den zentralen Zeitgeber des Gehirns (Nucleus suprachiasmaticus) Aktionspotenziale frei und beeinflussen dadurch auch die innere Uhr des Menschen. Nachts im Dunkeln zu schlafen ist somit auch aus Sicht der Schlafmedizin sehr zu empfehlen. „Ein nicht abgedrehter Bildschirm oder die Straßenbeleuchtung von draußen können sich bereits negativ auswirken“, so Saletu Zyhlatz. Doch auch fürs nächtliche Aufstehen bei kurzen Schlafunterbrechungen sollte man so weit als möglich auf Licht verzichten. „Je heller und länger die Lichteinwirkung, desto eher wird der Schlaf unterbrochen“, betont die Expertin. (pte/ml)

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GESUNDES LICHT

Licht - Ursprung allen Lebens Lichttherapien ohne Nebenwirkungen Das Licht ist bekanntlich der Ursprung allen Lebens. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es gerade in der dunklen Jahreszeit bei „Lichtmangel“ zu vielfältigen Symptomen kommen kann. Wissenschaftlich anerkannt ist die positive Wirkung von Sonnenlicht auf Körper und Seele. Die „innere Uhr“ wird vom Tageslicht

gesteuert und dadurch auch die Ausschüttung von Botenstoffen/ Hormonen im Gehirn, die wiederum unseren Schlaf, unser Wohlbefinden und unseren Appetit beeinflussen. Eine durch Lichtmangel verursachte Überproduktion des Botenstoffes Melatonin führt zu vermehrtem Schlafbedarf, gesteigerter Müdigkeit und gelegentlich auch

zu vermehrtem Appetit. Hierfür sensible Menschen haben weniger Energie und sind leichter niedergeschlagen. Bei stärkerer Ausprägung entwickelt sich hieraus sogar eine saisonale Depression. Zur Behandlung der oben genannten Symptome steht unter anderem die Lichttherapie zur Verfügung. Hierfür wird eine fluoreszierende sehr helle Lampe verwendet, deren

Licht ca. 200-mal heller ist als eine übliche Zimmerbeleuchtung. Die verwendeten Lichttherapiegeräte haben eine Intensität von 2500-10000 Lux. Schon eine Behandlung von ca. 30 Minuten, 3-4x pro Woche bringt einen positiven Effekt. Die Wirkung des Lichts wird wahrscheinlich ausschließlich über das Auge vermittelt. Die Patienten werden angehalten, jede Minute für wenige Sekunden in

das Licht zu schauen. Der Melatoninspiegel wird gesenkt, die innere Uhr findet wieder zu ihrem Takt und es kommt zu einer vermehrten Serotoninausschüttung. Das ist ein Botenstoff, der nachweislich antidepressiv wirkt.

„Johanniskraut kann schädliche Bodengifte aufnehmen. Man sollte immer darauf achten, wo man das Kraut pflückt und in welcher Umgebung es sich befindet. Außerdem schwankt der Wirkstoffgehalt doch beträchtlich.“

vermehrten Abbau diverser Stoffe führt. Auch erhöhte UV-Empfindlichkeit, Kopfschmerzen oder Schwindel sind bei Johanniskraut als Nebenwirkungen bekannt.

Somit ist die Lichttherapie eine einfache und sichere Behandlungsmethode ohne bekannte ernsthafte Nebenwirkungen.

„Sonne für die Seele“

Johanniskraut bringt wieder Licht in die Dunkelheit ter an uns Menschen mit seiner heilenden Wirkung abzugeben. Warum eigentlich Johannis? Das Johanniskraut hat seine Blütezeit im Frühsommer, genauer gesagt, um den 24. Juni. Da dieser Tag als Johannistag bekannt ist, erhielt auch das Kraut seinen ebenbürtigen Namen.

Wolfgang Grayer, Heilpraktiker in Ingolstadt

Gewachsen, um die Sonne zu ersetzen? So stimmt das natürlich nicht ganz. Aber dennoch, Johanniskraut ist bekannt dafür, gegen leichte bis mittlere Depressionen zu helfen. Im Sommer nimmt das Kraut über seine leuchtend gelben Blüten die Sonnenstrahlen auf, um sie im Win-

Doch wie wirkt das Kraut denn genau? Wolfgang Grayer, Heilpraktiker in Ingolstadt, erklärt: „Johanniskraut wirkt antibakteriell, antientzündlich und antidepressiv. Viele Menschen wissen gar nicht, dass man Johanniskraut auch gegen Sonnenbrand, bei Entzündungen oder gegen Nervenschmerzen verwenden kann. Das Johanniskraut sorgt zudem für eine veränderte Botenstoff-Konzentration im Gehirn und hat somit auch eine antidepressive Wirkung.“ Bis das Kraut wirkt, kann es jedoch

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einige Zeit dauern. „Zwei bis vier Wochen dauert es in der Regel, bis der Patient eine Wirkung verspürt, bei Hinzunahme von der sogenannten Passionsblume, auch Passiflora, genannt, kann man aber mit einem rascheren Wirkungseintritt rechnen und auch, wenn Johanniskraut intravenös verabreicht wird, tritt die Wirkung schon am selben Tag ein. Abhängig kann man von Johanniskraut nicht werden. „Pflanzliche Mittel sollten dennoch nicht permanent eingenommen werden. Je nach Bedarf sollte es nach maximal sechs Monaten wieder abgesetzt werden.“, so Grayer. Johanniskraut ist in Form von Dragees, Tee, Öl (sogenanntes Rotöl) und als Tinktur relativ kostengünstig erhältlich. Man könnte es auch selbst an Wegrändern in unserer Gegend finden. Jedoch warnt der Experte, das Kraut einfach mal eben so mitzunehmen:

Bei Kindern unter 12 Jahren sollte man das Kraut jedoch nicht selbst anwenden, da hier noch keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen. Als Tee kann der Stimmungsaufheller jedoch in einer milden Form verabreicht werden. Ganz ohne Nebenwirkungen ist Johanniskraut allerdings nicht. Einige Patienten klagen über Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Mit der Antibabypille, diversen Antibiotika und Psychopharmaka sowie Blutgerinnungsmitteln sind ebenso Wechselwirkungen bekannt. Schuld daran ist ein Stoff namens Cytochrom P, der im Leberstoffwechsel vorkommt und somit zu einem

Bis jetzt kann noch jeder in die Apotheke gehen und sich ein Johanniskraut-Präparat bis zu einer bestimmten Dosierung verschaffen. Doch bald könnte das Sonnenkraut verschreibungspflichtig werden und dann ist das nicht mehr so einfach möglich. „Auch der Preis wird dann diktierbar und die chemische Industrie könnte dann stärker mit ihren Psychopharmaka in den Mittelpunkt geraten.“, befürchtet Grayer. Für die Naturheilmedizin wäre das dann eine große Beeinträchtigung. Doch noch ist das nicht der Fall und das Johanniskraut auch noch für uns alle zugänglich. Sonnenstrahlen lassen sich eben nicht verbieten. Egal in welcher Form. (Interview: ml)

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GESUNDER KLANG

Musikalische Medizin gegen Depression Studie bestätigt langfristige Wirkung von Audiotherapie Kopfhörer ins Ohr und weg mit der Depression - klingt fast zu einfach, aber eine aktuelle Studie aus Salzburg bestätigt es. Depression kann man auch durch Musikhören behandeln. Eine neu entwickelte Form der Musiktherapie eignet sich als alleinige Behandlungsform bei leichten und mittleren Formen der Depression. Bei schweren und lange anhaltenden Erkrankungen wirkt sie als zusätzliche Maßnahme positiv. Musik kann Veränderungen im Hirn auslösen, die über andere Wege nicht gelingen, betont Vera Brandes, Leiterin der Studie sowie des Forschungsprogramms Musik-Medizin der Paracelsus Privatuniversität Salzburg. Erfolg auch bei Oftbehandelten 203 Patienten mit Depression wurden dazu fünf Wochen lang mit einer auf Musik basierenden Therapie behandelt. In dieser Placebogeprüften Doppelblind-Studie waren teils Patienten vertreten, die zuvor nie in einer Therapie waren, sowie solche, die bereits viele

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Versuche hinter sich hatten ohne zufriedenstellendem Ergebnis. Bei 89 Prozent der mit Audiotherapie Behandelten besserte sich der Schweregrad ihrer Depression um durchschnittlich 60 Prozent, nimmt man die Hamilton-Skala als Maßstab. „Beide Gruppen haben von Musiktherapie in gleichem Maß und auf lange Sicht profitiert“, berichtet die Forscherin. Die Befunde stabilisierten oder verbesserten sich durchgehend und auch die Nachwirkungen waren langfristig. Das Ergebnis dieser bisher größten Studie zu Musiktherapie bei Depressionen wird Brandes Ende November beim Kongress der deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde präsentieren. Heilung braucht neue Musik Arzt und Patient führen zunächst ein Erstgespräch nach vorgegebenem Schema. Auf Grundlage dieser Angaben und eines ausführlichen Fragebogens stellen Psycho-

logen ein individuelles Musiktherapie-Programm zusammen. Der Patient erhält nach Einführung durch den Arzt ein Audiotherapie-Leihgerät mit nach Hause und durchläuft das Programm fünf Wochen lang zwei halbe Stunden pro Tag. Hinter dem System steckt enorme Entwicklungsarbeit. Die Musikstücke wurden eigens zu diesem Zweck komponiert und entfalten durch Frequenzspektrum und Rhythmus eine jeweils spezifische Wirkung. „Musik wirkt dann am besten, wenn man sie zum ersten Mal hört. Bei bekannter Musik schwingen immer Assoziationen mit, die physiologisch ungünstig sind und nicht dieselbe Wirkung erzielen“, erklärt die Expertin. Auch ein spezielles Abspielgerät wurde entwickelt. „Es greift auf ein Audioformat zurück, das keine Qualitätseinbußen durch Kompression bringt, die etwa das mp3-Format zeigt.“ Musik verändert den Körper Die Musik spricht eine große Bandbreite von Körperfunktionen

an - darunter auch Hirnareale, die mit anderen Mitteln nicht erreicht werden können. „Ein wichtiger Schlüssel ist das autonome Nervensystem, jedoch sind auch im Dopaminkreislauf des Belohnungssystems, bei der Muskelaktivität und Körpertemperatur, in zirkumdiären Blutdruckschwankungen, im EEG sowie in Stressparametern deutliche Änderungen messbar“, so Brandes. Derzeitige Studien zur Depressionsbehandlung konzentrieren sich vor allem auf die Parameter, die auch Psychopharmaka-Hersteller verwenden. „Das bringt den Vorteil des besseren Vergleichs.“ Depressive brauchen niederschwellige Angebote, betont Brandes. Viele sind von existierenden Therapien nicht überzeugt, bei manchen funktionieren sie nicht. „Gerade die Restsymptome sind oft ein Problem. Denn Patienten kommen zwar oft mit unvollständiger Heilung klar, richtig gut leben können sie damit jedoch nicht. Die Folge

sind hohe Rückfallquoten und eine jedes Mal größere Hürde, sich wieder zur Behandlung zu motivieren“, erklärt die Wissenschaftlerin. Krankenkassen überlegen noch Anwendung findet die Audiotherapie bisher bei mehreren Leiden - außer bei Depression auch beim Burnout-Syndrom, bei Schlafstörungen sowie auch für die Steigerung der Herzfrequenz-Variabilität bei Hypertonikern. „Erfolgsberichte gibt es auch bei bipolaren Störungen. Bei Schizophrenie oder Psychosen haben wir noch keine Erfahrungen“, erklärt die Expertin. Das Programm kostet 1.500 Euro, wobei derzeit in Europa und auch in den USA Verhandlungen mit Krankenkassen bezüglich eines Kostenersatzes laufen. „Immer mehr Ärzte nehmen die Musiktherapie ernst, zudem sind auch viele Betriebe interessiert, die mit Burnout oder Burnout-gefährdeten Mitarbeitern konfrontiert sind.“ (pte)

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GESUNDER VORTRAG

Nur kein Stress!

Dr. med. Marco Münnighoff referierte am 2. Dezember über das Thema „Stress“ Am 2. Dezember startete Dr. med. Marco Münnighoff (ab 19:00 Uhr) im espresso Forum in der Theresienstraße das gesundheitsmagazin.in Vortrags-Forum. Der Arzt für Allgemeinmedizin aus Ingolstadt hielt unter dem Titel „Stress - Verarbeitung und Bewältigung“ einen interessanten Vortrag.

„Ich rate zu möglichst viel Bewegung an der frischen Luft und gesundem Essen,“ sagt Dr. med. Marco Münnighoff, Allgemeinmediziner aus Ingolstadt. „Wichtig ist Licht, deshalb sind Spaziergänge sehr gut.“ Alles über das Thema Licht finden Sie auch ab Seite 4 dieser OnlineAusgabe.

Fühlen Sie sich auch schlapp und träge – vielleicht sogar müde? Dann leiden Sie vielleicht an der so genannten „NovemberDepression“. Doch keine Angst, es gibt einfache Mittel dagegen.

Aber auch der bevorstehende Weihnachtsrummel kann zu echtem Stress werden und so unter anderem zu Depressionen führen. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Münnighoff rät

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14.04.2008

deshalb: „Wichtig ist eine rechtzeitige Planung – und zwar eine realistische Planung!“ Man solle sich nicht zu viel vornehmen und nicht perfektionistisch sein, sondern viel mehr die schönste Zeit des Jahres mit der Familie und Bekannten genießen. Wollen Sie auch einmal an einem Gesundheits-Vortrag teilnehmen? Weitere Termine finden Sie auf der Seite 9. Für einen Unkostenbeitrag von 3,- Euro können Sie die Eintrittskarten im Vorverkauf im espresso - Café in der Theresienstraße 11 erwerben. 11:19 Uhr

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FIT DURCH DEN WINTER

Wenn das große Niesen wieder beginnt... Wir haben in der Ingolstädter Fußgängerzone nachgefragt, was die Menschen von einer Grippeschutzimpfung halten Der Winter rückt immer näher, es wird kälter und das Wetter wird immer grauenhafter. Somit stehen auch schon bald die ersten unerwünschten Besucher vor unserer Tür, die Viren und Bakterien, die uns lästige Grippen und Erkältungen bringen. Schützen uns Grippeschutzimpfungen oder sind die einfachen „Hausmittel“ von Großmutter viel effektiver?

Renate ist gegen die Grippe geimpft. „Ich habe nur positive Erfahrungen damit gemacht und kann sie auch nur jedem weiterempfehlen.“

vertraut Markus lieber den altbewährten „Heilmittelchen“ wie beispielsweise Grog.

Würden Sie sich impfen lassen? „Besonders älteren oder kranken Menschen kann so eine Impfung durchaus helfen, nicht an einer Grippe zu erkranken. Auch für Menschen, die oft in Kontakt mit solchen Personen kommen, finde ich die Impfung gut.“

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Ob geimpft oder nicht, diese Frage muss sich jeder selbst beantworten. Neben der Impfung gegen die saisonale Grippe gibt es auch noch diverse andere Möglichkeiten, sich gegen eine Infektion zu schützen. Auf die Frage nach ihren „ganz persönlichen Wundermitteln“ bekamen wir Antworten wie ein heißes Kamillendampfbad, kühlende Quarkwickel, das Einreben mit Schweinefett, Lindenblütentee, Spitzwegerich und ausreichend Bettruhe. Eine kleine Zusammenstellung von natürlichen Heilmitteln und anderen wertvollen Tipps gegen eine Erkrankung finden Sie auch auf den folgenden Seiten dieses Magazins. Wir wünschen beste Gesundheit! (Umfrage: ml)

Michael, 25, selbst gerade unterwegs mit einer Packung Papiertaschentüchern unter dem Arm geklemmt, ist Gegner der Grippeschutzimpfungen. „Davon halte ich nichts. Danach ist das Immunsystem meistens geschwächt und man ist erst recht anfällig für Infektionen.“

Auch Rentner Markus kann mit einer Grippeschutzimpfung nichts anfangen. „1962 wurden bei uns alle Abteilungsleiter geimpft. Diese sind im Gegensatz zu uns krank geworden – wir nicht. Für mich steht fest: Die Impfung bringt nichts.“ Bei Erkrankungen

Welches Mittel nun am effektivsten ist und ob eine Impfung für sich selbst sinnvoll ist, muss man selbst für sich entscheiden. Egal ob geimpft oder nicht, ob mit Wadenwickeln oder Tee. Hauptsache die Krankheit wird bekämpft, sodass man die vorweihnachtliche Winterzeit und alle Tage danach in Ruhe genießen kann.

Lachen ist gesund Hanna (oben) und Monika, beide Mütter, halten ebenso nicht viel von einer Impfung und würden sich auch selbst nicht einer Impfung gegen die Grippe unterziehen. „Meine Arbeitskollegen waren oft nach einer solchen Impfung krank, hatten Müdigkeitserscheinungen und starke Übelkeit.“, berichtet Hanna. Monika empfiehlt Nasenspülungen und Inhalationen. „Das ist für mich der bessere Weg, um einer Grippe entgegenzuwirken.“ „Ich finde die Grippeschutzimpfung teilweise durchaus sinnvoll.“ äußert sich Margot, Mutter mit zwei Kindern, zu dem Thema.

Eine ältere Dame kommt zum Arzt und sagt: "Doktor, ich habe diese Blähungen, obwohl sie mich nicht so sehr stören. Sie stinken nie, und sie gehen immer leise ab. Wirklich, ich hatte bestimmt schon zwanzig Blähungen, seit ich hier im Raum bin, obwohl sie das nicht bemerken konnten, weil das ohne Geruch oder Geräusch passiert." Der Doktor: "Nehmen Sie diese Tabletten und kommen Sie in einer Woche wieder." Nach einer Woche erscheint sie erneut und sagt: "Doktor, was zum Teufel haben Sie mir da gegeben? Meine Blähungen, obwohl sie immer noch leise sind, sie stinken fürchterlich!" "Sehr gut. Jetzt, wo Ihre Nase wieder funktioniert, wollen wir uns um Ihr Gehör kümmern..."

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FIT DURCH DEN WINTER

„Ohne Arzt eine Woche, mit Arzt sieben Tage“ Frau Maier, Fachärztin für Allgemeinmedizin, berichtet über Erkältungen und Grippeviren Zur Behandlung Es werden vor allem Naturheilmittel eingesetzt. Bettruhe, Vitamin C, Zink, heiße Getränke (Lindenblütentee, Holunderblütentee, Hagebuttentee, Tee mit Rum, heißes Bier,…), frische Obstsäfte, Zwiebelsäckchen, Wickel, leichte Kost, reichlich Flüssigkeit und häufiges Lüften, fertige Pflanzensäfte aus der Apotheke (mit Pelargonum, Echinacea, …), homöopathische Mittel und vieles mehr wird geraten und eignet sich auch, um die Symptome zu lindern.

„Sie dauert ohne Arzt eine Woche, und mit Arzt sieben Tage.“ ein trockener Husten. In diesem Fall muss unbedingt ein Arzt kontaktiert werden. Dieser kann die Schwere der Erkrankung oft schon durch die Schilderung der Symptome gut einschätzen und weiß, ob Blutuntersuchungen notwendig sind und spezifische Medikamente eingenommen werden sollen.

Therapiemöglichkeiten Wie kann ich vorbeugen?

Zahnbürste wechseln Vergessen sollte man nicht, dass man nach Überstehen der Erkrankung die Zahnbürste wechseln sollte, da sonst die Keime uns immer wieder von neuem belasten.

Wenn der Körper schwitzt

Elke Maier, Fachärztin für Allgemeinmedizin von der Gemeinschaftspraxis Maier/Dr. Habeck/Dr. Georg

Frau Maier, Fachärztin für Allgemeinmedizin von der Gemeinschaftspraxis Maier/Dr. Habeck/ Dr. Georg gibt aufschlussreiche Tipps zu Grippe und Erkältung. Wenn es nass, kalt und neblig wird und es uns fröstelt, dann werden wir bald mit Erkältungskrankheiten konfrontiert. Die Menschen

schniefen, husten und fühlen sich krank. Bei einer sogenannten „banalen Erkältung“ gilt immer noch der Satz: Jeder hat die Erkrankung schon mal durchgemacht – viele zwei bis drei mal pro Jahr. Fieber, Muskel-, Gelenk- und Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und Husten sind die typischen Symptome.

Ein Spruch fürs

Her

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Die Zukunft gehört denen, die an die Schönheit ihrer Träume glauben. Eleanor Rosevelt

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Steigt das Fieber über 39,5 Grad oder hält es längere Zeit über 38 Grad aus, dann sollte man sicherheitshalber doch einen Arzt aufsuchen, der dann die „banale Erkältung“ von anderen Erkrankungen abgrenzen kann. Vor allem ist es wichtig, diese Form der Erkrankung von der „echten Grippe“ oder „Influenza“ zu unterscheiden.

Echte Grippe oder nur ein bisschen Schnupfen? Im Prinzip sind die Symptome ähnlich, nur bei der Grippe heftiger. Der entscheidende Hinweis ist die Plötzlichkeit des Auftretens. Die Menschen berichten, dass sie minutengenau den Beginn festlegen können, da die Erkrankung plötzlich hereinbricht und hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen verursacht und einen richtig „flachlegt“. Hinzu kommt

so störend). Kraftvolle tägliche Spaziergänge oder ähnliche sportliche Übungen reduzieren Erkältungen auf ein Drittel, regelmäßiges Abhärten (z.B. Kneippen, Sauna,…), Nasenduschen in den „Monaten mit R“ und vieles andere.

Für den Schutz vor der seltenen, aber heftigen Influenza gibt es die Grippeschutzimpfung in der Arztpraxis – für den Schutz vor der Erkältung gibt es eine Vielzahl von „Hausmittelchen“ und Tipps. Durch Studien belegt sind z.B. die gute Laune (wer guter Laune ist, bekommt seltener eine Erkältung und wenn, dann verläuft sie nicht

Spezifische Therapien für Menschen, die mehrmals Erkältungen bekommen, sollte man auch mit dem Hausarzt besprechen. Er kennt die gesamte Krankheitsstruktur der Person und kann individuelle Therapien wie Eigenblut, Bakterienlysate, Akupunktur, Homöopathie, Bachblüten oder andere Therapieformen anordnen oder durchführen.

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Einladung zum Vortrags-Forum Donnerstag, 9. Dezember um 19 Uhr

„In Morpheus Armen vom Wachen und Schlafen“ Referent: Prof. Dr. Thomas Pollmächer, Leiter des Zentrums für psychische Gesundheit im Klinikum Ingolstadt Donnerstag, 10. Februar um 19 Uhr

„Migräne“ Referent: Dr. Ulrich Selz, Integrative Medizin, Privatpraxis & Physiotherapie, Ingolstadt Die Veranstaltungen finden im espresso Forum, Theresienstraße 11, Ingolstadt statt. Unkostenbeitrag: 3,- Euro Eintrittskarten im Vorverkauf sind im espresso Café, Theresienstraße 11, erhältlich.

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FIT DURCH DEN WINTER

Lieber Abwarten und Tee trinken Infektionen: Antibiotika oft sinnlos eingesetzt Gegen Viren sind Antibiotika die falsche Wahl. Sie helfen nicht bei Virusinfektionen wie etwa Grippe, Erkältung oder akuter Bronchitis. Dennoch kommen sie gerade hier immer wieder in Einsatz, was sowohl finanzielle als auch gesundheitliche Schäden auslöst. Die Pharmaindustrie, die Ärzte- und die Apothekerkammer sowie der Hauptverband der Sozialversicherungsträger kämpfen derzeit in Österreich in der Initiative "Arznei und Vernunft" gemeinsam gegen dieses Problem. Deren Vertreter präsentierten die Neuauflage einer Leitlinie zu Arzneien gegen Entzündungen, den sogenannten Antiinfektiva. Auch in Deutschland sieht dieses Problem nicht anders aus.

Überlegter Einsatz nötig Entzündungen sind hierzulande die häufigste Ursache für Krankenstand. Sie betreffen in den meisten Fällen den oberen und unteren Respirationstrakt, den Harnweg, den Darm oder auch die Haut. Die Möglichkeiten zur Behandlung hängen vom jeweiligen Erreger ab - während gegen Bakterien Antibiotika zum Einsatz kommen, sind es gegen Viren Virostatika, gegen Pilze Antimykotika und gegen Würmer Antihelminthika. Drei Viertel der Antiinfektiva werden im niedergelassenen Bereich verschrieben. Hauptanliegen der Experten ist der überlegte Einsatz von Diagnose und Therapie. "Viel Geld wird verbrannt für Maßnahmen ohne Nutzen", betont Florian Thalhammer, Präsentator der

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Leitlinien und Präsident der Gesellschaft für Infektionskrankheiten. So haben etwa laut deutschen Erhebungen 70 Prozent der angeforderten Antikörper-Tests auf Borrelien keine Auswirkung für die Behandlung von Patienten und könnten ohne weiteres ersatzlos gestrichen werden, ähnliches gilt für Chlamydien-Serologien.

Falsche Einnahme züchtet Resistenzen Noch ausgeprägter ist das Problem allerdings bei der Therapie, speziell wenn ungerechtfertigt Antibiotika verschrieben werden. Das ist etwa in rund der Hälfte aller Antibiotika-Behandlungen von Infektionen der Nasennebenhöhlen, des Rachens oder Mittelohres der Fall, in Folge normaler Erkältungen sogar bei 100 Prozent. "Antibiotika gegen Viren verfehlen ihre Wirkung, sind daher sinnlos eingesetzt und bereiten neben direkten Kosten auch Mehrkosten für Resistenzentwicklungen", so HauptverbandsSprecher Josef Probst. Besonders die Resistenzen - die Fähigkeit der Bakterienerreger, mit Antibiotika zurechtzukommen machen der Medizin große Sorgen und verursachen zudem hohe Kosten. Ein Harnwegsinfekt ist etwa mit Resistenz um 70 Prozent teurer als ohne, zeigen englische Studien, und 25.000 Menschen sterben in Europa jährlich in Folge einer Infektion mit multiresistenten Bakterienstämmen. "Das goldene Zeitalter der Antiinfektiva-Therapien ist vorbei. Es gibt kaum mehr AntibiotikaPräparate m i t neuen Wirkmechanismen, und speziell gegen bakterielle Infektionen gab es heuer kein

einziges neues Präparat", warnt Thalhammer. Abwarten statt Antibiotika Teils "hausgemacht" sei dieses Problem durch die zu großzügige oder übermäßige Verschreibung. Dahinter stehe auch der hohe Druck der Patienten. "Für viele ist nach wie vor nur der ein guter Arzt, der Pillen verschreibt. Es braucht Zeit um dem Patient zu erklären, dass ein „Ausheilenlassen“ oft besser ist. Damit sinkt jedoch der Antibiotika-Verbrauch." Pharmig-Präsident Robin Rumler bringt auch die Scheinmündigkeit von Patienten ins Spiel, die sich durch das Internet noch zuspitzt. Mitschuld an der Lage sind jedoch auch Verbilligungen durch Generika, die den Antibiotika-Verbrauch sprunghaft steigen lassen, sowie Hamsterkäufe ohne ärztlichem Rezept im Ausland. Die aktuelle Leitlinie, die von einer Patientenbroschüre begleitet wird, soll Ärzten den Rücken stärken, um Patienten auch von einer Therapie abzuraten. Sie bietet einen evidenzbasierten Überblick der Diagnostik und Therapie von leichten und mittelschweren Infektionen im ambulanten Bereich. Erstellt wurde das Nachschlagewerk ohne Einfluss von Interessensgruppen, betonen die Experten.

Kinderärzte überdenken Antibiotika zunehmend Der ärztliche Reflex, Kindern bei Beschwerden aller Art Antibiotika zu verschreiben, ist zunehmend gebremst. Immer mehr richtet sich der Blick auf den Allgemeinzustand des Kindes und ob Abwarten die bessere Alternative darstellt. Das berichten Experten anlässlich des dritten europäischen Antibiotika-Tages, der am 18. November stattfand. „Der Tag sollte vor allem

Bewusstsein schaffen, dass man durch unkritische Antibiotikagabe nur Resistenzen Auftrieb gibt, die sich durch mangelnde Hygiene verbreiten“, erklärt Petra Apfalter vom Referenzzentrum für nosokomiale Infektionen und Antibiotikaresistenzen.

Abschied von alter Sicherheit Über Jahrzehnte bedeuteten Antibiotika Sicherheit für Eltern und Ärzte, zudem war ihre Verschreibung stets billig, schnell und einfacher als das Erklären anderer Therapien zur Abwehrstärkung. Aus dieser Sicherheit werde man nun unangenehm herausgeholt. „Antibiotika-Resistenzen sind auch in der Kindermedizin ein großes Thema geworden. Griff man früher bei jedem Fieber zum Antibiotikum, sieht man heute genauer nach“, so Karl Zwiauer, ein Experte vom Landesklinikum St. Pölten. Antibiotika haben bei Virusinfekten keine Wirkung. Zudem versagen besonders d i e

entscheidet.“

Pflanzenmedizin und Hühnersuppe Hilfreich für dieses Vorgehen seien Erregertests. „Bei Kindern, deren Allgemeinzustand gut und der Sinn von Antibiotika zweifelhaft ist, sind Abstriche oder der zweiminütige CRP-Schnelltest sinnvoll. Letzteren gibt es mittlerweile in jeder Praxis, doch nicht überall bezahlt die Krankenkasse“, so der Mediziner. Abwarten bedeute nicht Nichtstun. „Sinnvoll ist in vielen Fällen eine frühzeitige Basistherapie, die das lokale Immunsystem stärkt. Dazu gehören hochwe rtige Phytotherapeutika, die antiviral und antimikrobiell wirken und künftig mehr Bedeutung bekommen werden, jedoch auch Bettruhe und Fiebernlassen.“ Selbst die Hühnersuppe werde medizinisch zunehmend anerkannt.

Händewaschen stoppt die Übertragung breit wirke nde n Mittel auch bei bakteriellen Erregern. „Der Trend geht deshalb in Richtung Abwarten, ob man die Selbstheilung durch ein Antibiotikum überhaupt unterstützen muss oder nicht“, so Zwiauer. Für die Ärzte bedeutet das in der Praxis eine Herausforderung. „Viel Aufklärungsarbeit ist somit nötig, denn die Eltern müssen ins Boot geholt werden. Zudem benötigt das Zuwarten auch mehr Zeit, etwa für Nachuntersuchungen 24 oder 48 Stunden später, bevor man sich für eine etwaige Behandlung

Eine Maßnahme, die als Folge der Resistenzen gemeinsam mit dem kritischen Antibiotikaeinsatz einen erneuten Aufschwung erleben wird, ist das Händewaschen. Die Hände gehören zu den wichtigsten Übertragungswegen resistenter Keime. Die Qualität des Händewaschens im Spital und auch zuhause wurde infolge der Schweinegrippe wiederentdeckt. Studien zeigen, dass Seife und Wasser vergleichbar gut wirksam sind wie konventionelle Antiseptika mit Alkohol. Beide können die Erreger zu 100 Prozent eliminieren. (pte)

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FIT DURCH DEN WINTER

Es müssen nicht immer Tabletten sein

Zwiebeln, Kartoffeln und Co. - Zehn Hausmittel gegen lästige Grippebeschwerden Es ist nicht immer notwendig, teure Medikamente aus der Apotheke zu besorgen. In vielen Fällen helfen auch Omas Hausmittel weiter. Da bei einer ordentlichen Grippe verschiedene Beschwerden auftreten können, haben wir hier einige Rezeptsammlungen zusammengestellt. Bedenken Sie bitte, daß Omas Hausmittelchen zwar gut dafür geeignet sind, leichte GrippeBeschwerden zu lindern, im Zweifelsfall aber immer einen Arzt um Rat gefragt werden muss.

Salzwasserspülungen gegen verstopfte Nase Endlich wieder frei durchatmen! Einfach, preiswert und natürlich. Lauwarmes Salzwasser eignet sich besonders gut, das Nasensekret in der Nase zu verflüssigen und zu lösen. So kann es mit einer sogenannten Nasendusche (erhältlich in der Apotheke, ca. 10€, mehrmals verwendbar) leicht herausgespült werden. Schluss mit verstopfter Nase!

Zwiebel tut den Ohren gut Bei Ohrenschmerzen können Ihnen Zwiebelwickel von Nutzen sein. Eine Zwiebel fein hacken und zerdrücken, Masse auf einem Tuch verteilen und anschließend auf die Ohren legen. Damit die Zwiebelwickel halten, kann man sie mit einer Mütze oder einem Schal am Kopf fixieren. Wer den Zwiebelduft nicht ganz so gut erträgt, kann zudem eine Duftkerze anzünden. Diese vertreibt nicht nur den störenden Geruch, sondern sorgt auch noch für ein wohliges und gemütliches Ambiente.

Kartoffelwickel bei Husten und Halsweh Pellkatroffeln schmecken nicht nur gut, sondern lindern als Wickel auch den Husten und Halsschmerzen. Gekocht und zerdrückt werden sie noch warm (aber nicht zu heiß!) in ein Handtuch gewickelt und auf der Brust bzw. dem Halsbereich fixiert. Sie speichern die Wärme und geben sie kontinuierlich ab. Das Ganze können Sie beispielsweise mit einem Wollschal befestigen. Kartoffelwickel entfernen, sobald sie nicht mehr warm sind.

Gegen Bronchitis hilft Schmalzwickel 50 bis 100 g Schweineschmalz werden auf dem Herd erhitzt. Angenehm warm (nicht zu heiß!) soll es auf der Brust verteilt werden. Mit einem Handtuch oder einem alten T-Shirt bedeckt, kann sich ausgeruht werden. Sobald die Schmalzwickel ausgekühlt sind, sollten sie wieder entfernt werden.

Schwache Glieder - starke Brühe Bei einer Grippe hilft eine heiße Hühnerbrühe wieder auf die Beine. Sie ist leicht verdaulich und wirkt wohltuend, kräftigend und antibakteriell zugleich. Selbst gekocht mit einem ganzen Huhn oder Hühnerklein ist die Brühe natürlich am besten. Je nach Geschmack kann mit Knoblauch, Chili, Salz und Zitronengras nachgewürzt werden.

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Befeuchten Sie die Luft! Heizungsluft und weniger Lüften sorgt im Winter für sinkende Luftfeuchtigkeit. Das belastet die Schleimhäute zusätzlich. Schon ein Schälchen Wasser auf der Heizung oder dem Kachelofen sorgt dafür, dass die Raumluft nicht zu trocken wird.

Kalte Wickel gegen heißen Kopf Fieber, eine Reaktion des Körpers, die durchaus seinen Sinn hat: Es hilft bei der Heilung, denn viele Erreger können bei über 38,5 Grad nicht mehr überleben. Fieber sollte deshalb nicht unterdrückt werden, allerdings auch nicht zu hoch steigen. Durch Verdunstungskälte helfen kalte Wadenwickel die Hitze aus dem Körper zu vertreiben. Der ganze Körper einschließlich der Füße sollte jedoch bei der Behandlung nicht zu sehr abkühlen. Obstessig wird zu gleichen Teilen mit kaltem Wasser gemischt. Geschirrtücher darin tränken, auswringen und um die Waden wickeln. Darum sollte ein trockenes Handtuch geschlungen werden.

Warmes Bier - Greifen Sie zur Flasche Tatsächlich empfehlenswert. Das alte Hausmittel lindert nicht nur den Schnupfen, sondern enthält auch ätherische Öle und Bitterstoffe, die einen stark beruhigenden und Schlaf fördernden Effekt haben. Die Bitterstoffe wirken zudem antibakteriell und bekämpften Krankheitserreger. Der Körper beginnt zu schwitzen und scheidet Giftstoffe schneller aus. Über 40 Grad erwärmt, werden allerdings die wertvollen Inhaltsstoffe zerstört. Ein Zusatz von Zucker fördert die Aufnahme ins Blut zusätzlich und damit auch den Schlaf, der bei Erkältungen äußerst wichtig ist. In ähnlicher Form wirkt auch Grog (Rum mit heißem Wasser gemischt). Aber Vorsicht: Alkohol entzieht dem Körper auch Wasser, und zu viel davon schwächt das Immunsystem. Völlig ungeeignet ist das Hausmittel natürlich für Kinder und bei Alkoholproblemen.

Ingwer sorgt für warme Tage Ingwer hilft in jeglicher Form. Bei Infektionen eignet sich die Wurzel besonders gut als Tee. Hierzu einige Ingwerscheiben ins kochende Wasser geben und mindestens 20 Minuten köcheln lassen, da die wirksamen ätherischen Öle erst nach dieser Zeit aus der Wurzel gelöst werden. Ingwer enthält viele Vitamine und Mineralien, z.B. Eisen, Kalzium und Kalium. Durch die scharfen, ätherischen Öle wird die Durchblutung im Körper stark angeregt und der Körper von innen erwärmt. Zudem wirkt Ingwer schleimlösend und entzündungshemmend. Wer den scharfen Geschmack des Ingwers nicht mag, der kann mit ein wenig Honig den Tee versüßen.

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Heilpflanzenverbot abgewehrt Ein Drittel der

Toten sind Kinder

THMPD wurde nicht durchgesetzt

600 000 erliegen dem blauen Dunst pro Jahr THMPD - was ist das? THMPD (Traditional Herbal Medical Product Directive) ist eine Richtlinie der EU zur Vereinheitlichung des Zulassungsverfahrens für traditionelle Kräuterzubereitungen, die medizinisch eingesetzt werden.

zu aufwendig ist, ist die Verfügbarkeit von Kräuterzubereitungen in Gefahr. Die Innovationsmöglichkeiten werden damit im Bereich der Kräuterheilkunde erheblich eingeschränkt. Der Einsatz von Kräu-

Was bedeutet das? Viele Heilkräuter, die medizinisch eingesetzt werden und teilweise als Nahrungsergänzungsmittel dienen oder als Nahrungsmittel kategorisiert sind, werden nun zu medizinischen Produkten „umkategorisiert“, die eine Zulassung benötigen. Diese Zulassung wird nur erteilt, sofern eine aufwendige Forschung stattgefunden hat. Da dies oft teuer und

te r n mit Vitaminen

und Mineralstoffen wird limitiert. Die Pharmaindustrie würde die Naturheilkunde somit „Schachmatt“ setzen.

THMPD abgelehnt. 50.000 Unterschriften waren nötig, um das Aus für Heilpflanzen zu verhindern. Die Petition musste nach Registrierung auf der Internetseite des deutschen Bundestages unterzeichnet werden. Dank erfolgreicher Unterschriftensammlung wurde die Richtlinie abgelehnt. Entscheidungstag war der 11.11.2010.

Jährlich sterben 600.000 Menschen an den Folgen von Passivrauchen. Das hat die erste weltweite Studie zu diesem Thema ergeben. Ein Drittel der Getöteten sind laut Weltgesundheitsorganisation WHO Kinder, die dem Rauch vielfach zu Hause ausgesetzt sind. Auch Frauen, 281.000 sollen laut BBC weltweit bereits an den Folgen gestorben sein. Frauen sind dem Passivrauchen um 50 Prozent wahrscheinlicher ausgesetzt als Männer. Kinder sind einem höheren Risiko eines plötzlichen Kindstodes, Lungenentzündung und Asthma ausgesetzt. Passivrauchen kann zu Herzerkrankungen, Erkrankungen der Atemwege und Lungenkrebs führen. Die Lungen der betroffenen Kinder könnten sich auch langsamer entwickeln als in einem

rauchfreien Umfeld. Die WHO ist vor allem wegen jener 165.000 Kinder besorgt, die in Südostasien und Afrika an Atemwegsinfektionen gestorben sind. Sie waren dem Passivrauchen vor allem zu Hause mehr als alle anderen ausgesetzt. Laut Peruga ist die Kombination von Infektionskrankheiten und Passivrauchen tödlich. Weltweit waren im Jahr 2004 rund 40 Prozent der Kinder, 33 Prozent der nichtrauchenden Männer und 35 Prozent der nichtrauchenden Frauen dem Passivrauchen ausgesetzt. Die Wissenschaftler schätzen, dass dadurch 379.000 Todesfälle durch Herzerkrankungen, 165.000 durch Infektionen der unteren Atemwege, 39.000 durch Asthma und 21.400 durch Lungenkrebs verursacht wurden. (pte)

Gummi gerissen, was nun?!

Aids-Prävention ist IN APIN veranstaltet Aids-Informationstag mit Petroplus Auszubildenden „Wie kann ich mich vor AIDS schützen? Was ist eigentlich der Unterschied zwischen HIV und AIDS? Was kann ich tun, wenn das Kondom gerissen ist?“ Diese und viele weitere Fragen wurden von den Auszubildenden der Petroplus Raffinerie bei einem von APIN durchgeführten Infotag besprochen. Für die knapp 20 Auszubildenden von Petroplus war der vergangene Freitag eine interessante Abwechslung in ihrer Ausbildung zum Chemiker und Industriekaufmann/ frau: Die Jugendlichen nahmen an einem Infotag rund um das Thema AIDS/HIV teil. Hierbei konnten die Auszubildenden im Alter von 16-18 Jahren ihr Wissen erweitern und zeigten besonders bei Gruppenspielen und Diskussionsrun-

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den großes Engagement. „Besonders toll war es auch, dass wir direkt mit jemandem reden konnten, der den HI-Virus hat.“, sagte Rebecca Spies, die bei Petroplus eine Ausbildung zur Industriekauffrau macht. Der Leiter der Selbsthilfegruppe HIV - Ingolstadt, Andre Rebesky, erzählte anschaulich wie es ist, mit dem Virus zu leben. So war der Infotag für die Auszubildenden eine tolle Erfahrung. Sie hatten Spaß und zeigten großes Interesse; dabei kam es auch zu nachdenklichen Momenten

und Diskussionen untereinander. Genau das wollten die Initiatoren erreichen. Die Präventionsarbeit von APIN wird bereits seit der letzten Aktion „Greif zu“ von Petroplus unterstützt. Auch die nächste Aktion steht schon in den Startlöchern. „Am 1.12 ist Welt-Aids-Tag, dies werden wir nutzen, um möglichst viele Menschen auf die Gefahren von AIDS aufmerksam zu machen“, erklärt David Göbler, der als Student der Hochschule Ingolstadt Mitglied bei APIN ist.

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Dicke riechen Nahrung besser Feinerer Geruchssinn verleitet zum Weiteressen Auch wenn sie satt sind, riechen Übergewichtige Nahrung besser und verfügen über einen besseren Geruchssinn für Nahrung. Wissenschaftler gehen davon aus, dass diese ersten Hinweise helfen könnten zu erklären, warum manche Menschen mit ihrem Gewicht kämpfen. Es ist bereits bekannt, dass der Teil des Gehirns, der Informationen über Gerüche verarbeitet, mit jenen verbunden ist, die über die Ernährung bestimmen. Ärzte befürchten, dass in Zukunft noch mehr Menschen übergewichtig sein werden. Zu einem großen

Teil dürften dafür zuviel Essen und zu wenig Bewegung verantwortlich sein. Wissenschaftler erforschen jedoch auch seit einiger Zeit die dieser Epidemie zugrunde liegenden Ursachen.

ben und nicht, wenn sie hungrig sind. Die genauen Ursachen dafür sind bisher unbekannt. Man vermutet,

dass der Körper so erkennt, dass keine weitere Nahrung mehr aufgenommen werden muss und damit verhindert, dass zu viel gegessen wird. Übergewichtige haben einen

deutlich besseren Geruchssinn für Lebensmittel als Schlanke. Das gilt vor allem dann, wenn sie eine vollständige Mahlzeit zu sich genommen haben. Hang zum Zunehmen

Veränderter Geruchssinn Dass dieser feinere Geruchssinn die Menschen dazu verleiten könnte weiterzuessen, auch wenn sie längst satt sind, sei möglich. Es sei sogar denkbar, dass diese Wahrnehmung bei Menschen mit einem Hang zum Zunehmen eine aktivere Rolle spielt. Die Wissenschaftler hoffen, dass diese Forschungsergebnisse weitere Studien in diesem Bereich anregen werden. (pte)

Zur Untersuchung stand, ob nicht auch ein veränderter Geruchssinn teilweise verantwortlich sein könnte. 64 Freiwillige wurden ersucht, an einer Reihe von Experimenten teilzunehmen, die ihre Fähigkeit zu riechen testeten. Es scheint so zu sein, dass Menschen Essensgerüche besser wahrnehmen können, nachdem sie gegessen ha-

Verzicht auf Ohren schärft Augen Ausfall eines Sinnes wird von anderer Fähigkeit kompensiert Der Ausfall eines Sinnes bei Menschen wird durch einen anderen Sinn teilweise kompensiert. Das beweisen zwei aktuelle Studien bei Gehörlosen und Blinden. Taube sehen besser und können auf Objekte am Rand ihres Sehfeldes weit schneller reagieren als Hörende. Blinde übertreffen Sehende hingegen deutlich in der Fähigkeit, Dinge zu ertasten. Gehörlose holen Sehrückstand auf

deren Position anzugeben. Der Test offenbarte deutliche Altersunterschiede. Taubgeborene Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren reagierten langsamer als sehende Gleichaltrige, Elf- bis Zwölfjährige lagen gleichauf. Im Jugend- und Erwachsenenalter waren die Gehörlosen den Hörenden in der Reaktionszeit eindeutig überlegen. Das deutet laut

Für die erste Studie wurden gehörlose und hörende Kinder verschiedenen Alters vor eine mit 96 kleinen Lichtern ausgestattete Halbkugel gesetzt. Sie sollten sich auf einen Ring im Zentrum konzentrieren, in dem zugleich eine Kamera zur Augenbeobachtung installiert war. Die Lichter leuchteten nach dem Zufallsprinzip kurz auf und die Aufgabe lautete, mit einem Joystick möglichst schnell

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der Studienleiterin Charlotte Codina auf eine besondere Reifung des Sehens bei Gehörlosen. "Eltern gehörloser Kinder sollten jedoch auch wissen, dass die Reaktionszeit bei gehörlosen Kindern etwa im Straßenverkehr länger ist", so die Forscherin. Vorteil für bestimmte Berufe Für erwachsene Gehörlose könnte dies jedoch

auch Vorteile bedeuten, etwa in Berufen, in denen schnell auf Situationen reagiert werden muss, beispielsweise bei Schiedsrichtern, Lehrern oder bei Videoüberwachungen. In einer ganzen Reihe von Berufen ist die visuelle Wahrnehmung besonders entscheidend. Das ist zum Beispiel in der Architektur, darstellenden Kunst, Bildhauerei, Malerei, Theater, Film, Video, Regie, Schauspiel und in der Moderation, aber auch in Pädagogik und in der Gebärdensprache der Fall. Sehsinn und visuelle Wahrnehmung sind bei Menschen ohne intaktem Hörsinn allgemein intensiver, wird betont. Die Augen werden kaum von Höreindrücken gestört oder abgelenkt, was bei der Wahrnehmung durchaus ein Vorteil sein kann. Zurück gehen dürfte dies auf die Lernentwicklung und Umbildung des Gehirns. Man darf aber nicht vergessen, dass Gehör-

lose auch sehr gut spüren und Situationen erfassen können, ohne Inhalte zu hören. Blindgeborene sind Meister der Blindenschrift Erst vor wenigen Wochen präsentierten andere Forscher ein sehr ähnliches Ergebnis, allerdings bei Blindgeborenen. Laut ihrer Studie verarbeiten Blinde haptische Informationen - also jene des Tastsinns deutlich schneller als Sehende oder Personen, die das Augenlicht erst später verloren haben. Wer von Geburt an blind ist, ertastet daher Blindenschrift am besten. Die Wissenschaftler liefern dafür zwei mögliche Erklärungen. Entweder hat das lebenslange Erlernen von Blindenschrift die Sensibilität deutlich erhöht - oder das Gehirn nutzt Teile des Sehzentrums, um Informationen von anderen Sinnen zu verarbeiten. (pte)

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viaVitae: Kinderzentrum und Ärztehaus Neueröffnung des viaVitae mit Tag der offenen Tür am folgenden Tag

Am Tag der offenen Tür kamen hunderte von Eltern und Kindern, um das neu eröffnete Kinderzentrum und Ärztehaus zu besichtigen. Geboten war von 13 bis 17 Uhr volles Programm: In einem Parcour mit acht Stationen konnten die Kinder ein ADAC Verkehrstraining absolvieren, Golf-erfahrungen mit Golf Pro David Grasskamp sammeln, an der Müslitheke der Audi BKK und am Kuchenbuffet gab es Stärkungen, in der Ergotherapie war Schatzsuche angesagt, bei den Logopäden mussten die Kinder Indianer-Sprechübungen absolvieren, in der Kinderarztpraxis lernten sie, wie ein Finger fachgerecht verbunden wird und bei den Physiotherapeuten konnten sie Beweglichkeitsübungen machen und Sportspiele auf der Wii erleben. Ein Kasperltheater der IG Eltern rundete das Programm ab. Am Glücksrad von

Oberbürgermeister Alfred Lehmann mit Praxisteam Seidel

Novotergum warteten über 500 Preise auf die Kinder, die ihren ausgefüllten Parcours-Pass vorlegen konnten.

Mit einem Grußwort und einem Rundgang durchs Haus hatte der Oberbürgermeister das neue Gebäude offiziell eröffnet.

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GESUNDHEIT AKTUELL

Starke Zähne

Elterngeld gekürzt?

Gegen Karies: Neue kostenlose Broschüre der Informationsstelle für

Sozialdienst katholischer Frauen e. V. Ingol-

Kariesprophylaxe

stadt informiert so der Experte.

Über die Hälfte der Eltern von Kindern zwischen null und zwei Jahren putzen ihrem Nachwuchs nur einmal täglich die Zähne, so die Daten der aktuellen Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). „Eltern sollten aber rechtzeitig mit dem Durchbruch des ersten

Milchzahns gegen Karies vorbeugen“, rät Professor Stefan Zimmer, Sprecher der Informationsstelle für Kariesprophylaxe und Lehrstuhlinhaber der Universität Witten/ Herdecke. „Das Milchgebiss ist besonders pflegebedürftig. Denn gesunde Milchzähne sind nicht nur für die Nahrungsaufnahme wichtig. Sie dienen auch als Platzhalter für die bleibenden Zähne“,

Mit der neuen Broschüre „Starke Zähne! Der Karies keine Chance geben“ gibt die Informationsstelle für Kariesprophylaxe Eltern Tipps für die richtige Mundhygiene von Sprösslingen zwischen Säuglingsund Grundschulalter. Neben Informationen zur richtigen Putztechnik beantwortet der Ratgeber auch Fragen zur zahngesunden Ernährung, zum Zahnarztbesuch und zur preiswerten und effektiven Kariesvorbeugung mit fluoridiertem Speisesalz. Die neue Broschüre sowie weiteres Informationsmaterial können kostenlos bei der Organisationsstelle der Informationsstelle für Kariesprophylaxe unter www.kariesvorbeugung.de angefordert werden. (IfK)

Machen Sie den Mund auf! Lachforscher zeigen: Lachen mit offenem Mund ist am lustigsten Das Lachen, das andere am meisten ansteckt, ist ein lautes, lange anhaltendes und stimmhaftes Lachen mit offenem Mund. Das berichten nun Psychologen. In früheren Tests wurde bereits gezeigt, dass Lachen mit lauter Stimme - sog. "stimmhaftes" Lachen - als lustiger empfunden wird als jenes, bei dem man durch die Nase prustet oder grunzt. Experten spielten ihren Probanden Tonbeispiele von Menschen vor, die mit geschlossenem oder geöffnetem Mund stimmhaft lachen. Beide Varianten werden positiv beurteilt, so das Ergebnis. Am lustigsten ist jedoch das Lachen mit offenem Mund. Zudem ist der ansteckende Effekt umso größer, je länger das Lachen dauert. Kino lustiger als Fernsehen "Um den Sinn des Lachens zu ver-

stehen, muss man es in größeren Zusammenhängen betrachten", betont der Kulturtheoretiker Rainer Stollmann von der Universität Bremen. Dazu gehöre erstens das Publikum, denn Lachen sei immer ein Moment der Öffentlichkeit. "Deshalb ist ein Film in einem vollen Kinosaal in der Regel auch viel lustiger als alleine vor dem Fernseher", erklärt der Lachforscher. Kitzlige Stellen Weiter wird bei jedem spontanen Lachen eine kitzlige Stelle berührt, ist Stollmann überzeugt. Denn die Reaktion auf das Kitzeln stelle die ursprünglichste Form des Lachen dar. "Kitzeln wurde von den Müttern erfunden, um dem Kind die Angst vor der Entwöhnung zu nehmen. Lachen erleichtert somit die Trennung." Dieses acht Mio. Jahre alte Grundprinzip, das auch bei

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den Menschenaffen zu beobachten ist, erkennt Stollmann auch beim Witz. "Das Lachen nach einem Witz hilft, sich von Vorurteilen, Klischees oder vereinfachten Wahrheiten zu trennen. Diese haben einen zuvor wie kitzlige Hautstellen umschlossen." Suche nach Ansteckung Dass Lachen andere ansteckt, erklärt sich durch die Vorliebe des Menschen der Imitation. "Ein ähnliches Prinzip gibt es auch beim Gähnen, beim Weinen oder beim Essen. Beim Lachen ist die Nachahmung noch stärker ausgeprägt, da der Mensch ein ewiger Lustsucher ist, wie Nietzsche sagte. Hören wir jemanden lachen, wittern wir eine leichte Lustquelle und lassen uns gerne anstecken. Der eigentliche Auslöser für das Lachen muss dabei gar nicht bekannt sein", so Stollmann. (pte)

Die katholische Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. Ingolstadt möchte alle Bezieher/ -innen von Elterngeld auf folgendes hinweisen: Mit Beschluss des Haushaltsbegleitgesetzes, das zum neuen Jahr in Kraft treten soll, wird das Elterngeld voraussichtlich bei allen, die Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe beziehen, künftig als Einkommen angerechnet und mit den Sozialleistungen verrechnet. Davon ausgenommen sind höchst wahrscheinlich die Eltern, die vor Geburt des Kindes ein Einkommen aus Erwerbsarbeit erzielt haben und ergänzende SGB II Leistungen beziehen. Für diese ist nach wie vor ein Elterngeldfreibetrag vorgesehen. Besonders betroffen und benachteiligt durch die vorgesehene Gesetzesänderung sind Eltern, deren Kind bereits 2009/10 geboren ist, die aber die Verlängerungsoption gewählt haben: Sie lassen sich das halbe Elterngeld in einer doppelten Laufzeit auszahlen. Auch diese Auszahlungen sollen, wenn sie in 2011 fallen, ab Januar 2011 vollständig als Einkommen beim Arbeitslosengeld II angerechnet werden. Diese Verlängerungsoption kann allerdings jederzeit formlos, schriftlich bei der Elterngeld-Stelle widerrufen werden. Die ElterngeldStelle, das Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS), zahlt dann das aufgrund der Verlängerung bisher nicht gezahlte halbe Elterngeld in einem Betrag nach.

nen, wenn die Verlängerungsoption jetzt widerrufen wird. Das heißt die Nachzahlungsbeträge werden dann nicht als Einkommen gewertet. Aus diesem Grund zählt jeder Tag für Arbeitslosengeld II Bezieher mit halbem Elterngeld, die eigene Sachlage zu klären. Das Jobcenter Ingolstadt hat mitgeteilt, dass Nachzahlungen von Elterngeld, die für 2010 wegen eines Widerrufs der Verlängerungsoption gezahlt werden, nicht als Einkommen angerechnet werden. Die ARGEn Eichstätt und Pfaffenhofen haben sich in dieser Klarheit nicht geäußert. Es wäre deshalb lohnenswert für Arbeitslosengeld II- und Sozialhilfeempfänger, die Elterngeld mit einer Verlängerungsoption gewählt haben, mit der ARGE wegen einer Anrechnung der Nachzahlung, wie auch mit der Elterngeldstelle wegen eines Widerrufs der Verlängerungsoption, Kontakt aufzunehmen. Ein Formulierungsvorschlag für ein persönliches Anschreiben an die zuständige Elterngeldstelle steht bei der Katholischen Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen, die auch gerne für Rückfragen bereitsteht, zur Verfügung: Schrannenstr. 1a , 85049 Ingolstadt, Tel: 0841 / 9 37 55 0, Mail: schwangerenberatung@skf-ingolstadt.de

Die Bundesagentur für Arbeit hat die ARGEn am 04.11.2010 angewiesen, Nachzahlungs-Beträge von monatlich 150 € nicht anzurech-

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WOHLFÜHL - OASEN

Sinnliche Düfte

Aromatherapie - Entspannung mit Gerüchen So mancher Duft lässt unser Herz gleich höher schlagen. Wir verbinden mit einem bestimmten Geruch eine bestimmte Erinnerung. Sei es der herrlich duftende Schokoladenkuchen, der gerade frisch aus dem Ofen geholt wurde, sei es der Duft der frischen Schnittblumen aus unserem Garten oder sei es ein bestimmtes Parfum, das uns an einen

ganz besonderen Menschen erinnert. Ganz prinzipiell gesehen, sind wir hier bereits einer Aromatherapie ausgesetzt. Wir können unseren Körper ganz bewusst einem bestimmten Duft aussetzen und dadurch eine ganz bestimmte Wirkung erzielen, dem hektischen Alltag entfliehen und uns einer sinnlichen Duftprobe hinge-

ben. Dies alles ist in einer Aromatherapie möglich. Hier werden die Wirkungen der ätherischen Öle gezielt eingesetzt und zielgerichtet angewendet, je nachdem, welche Aufgabe sie erfüllen sollen. Hunderte von Essenzen gibt es mittlerweile, die alle jeweils eine bestimmte Wirkung erzielen. Vorsichtig sollte man jedoch bei der Dosierung sein.

Fenchel Man kennt ihn als Tee oder Honig, doch auch sein Duft ist heilend. Er hilft gegen Husten und ist schleimlösend. Zudem wirk er kraftspendend. Rosenblüten Rosenöl und Rosenwasser ist früher wie heute noch als Heilmittel bekannt. Rosen gibt es mittlerweile in vielen Variationen und Sorten. Etwa 30 vollaufgeblühte Rosenblüten ergeben 1 Tropfen des kostbaren Rosenöls. Daher zählt das Öl der Rosenblüten mit zu den teuersten ätherischen Ölen. Der Duft des Öls wirkt entspannend und beruhigend, sogar antidepressiv und harmonisierend. Körper und Seele kommen zur Ruhe und schöpfen neue Kraft.

Oregano Weihnachtsgans, Weihnachtsstollen, Plätzchen, Lebkuchen, ... - viele, viele Weihnachtsfeiern mit ganz besonders viel leckerem Essen. Kein Wunder, wenn man da einmal zu viel zugreift. Völlegefühl und Blähungen sind oft die Folge. Hier hilft Oregano, bekannt vor allem auf italienischer Pizza und Nudelgerichten. Es lindert Blähungen und wirkt dem Völlegefühl entgegen, damit Sie ganz getrost wieder herzhaft weiter schlemmen können.

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Ätherische Öle sind hochkonzentriert und bereits eine geringe Menge ist ausreichend für einen intensiven Geruch. Hier einige ätherische Öle, die uns besonders im Winter viel Wohlbehagen spenden und so manch trüben Gedanken ganz einfach „verduften“ lassen:

Lavendel Lavendel sieht nicht nur gut im Garten aus und hilft gegen Motten, sondern eignet sich auch, um ersten Grippeanzeichen vorzubeugen und ersten depressiven Anzeichen entgegenzuwirken. Mit seiner beruhigenden und schlaffördernden Eigenschaft hilft der Lavendel, das innere Gleichgewicht zu finden und besonders in den stressigen Wintermonaten, die gefüllt sind mit hektischem GeschenkeSuchen und kalten, grauen Tagen, auch einmal die Seele baumeln zu lassen.

Rosmarin und Zimt Ein altbekanntes Frauenleiden, das besonders im Winter häufig auftritt. Kalte, zitternde Hände und Füße können unangenehm sein und einem den ganzen Tag vermiesen. Häufig ist dies auf einen niedrigen Blutdruck zurückzuführen. Schluss damit! Rosmarin und Zimt kurbeln die Durchblutung an und machen wohlig warme Füße und Hände, damit sie die kalte Jahreszeit so richtig genießen können.

Zitrone Ihr Duft vertreibt negative Stimmung und wirkt auch auf den Geist. Die Leistungsfähigkeit wird dadurch gesteigert.

Pfefferminze Das Öl der Pfefferminze wirkt krampflösend und entspannend. So setzt man es zur Behandlung von Verspannungen und Krämpfen ein. Nicht nur bei Kopfschmerzen, sondern auch bei Konzentrationsstörungen kann sich die Pfefferminze positiv auswirken.

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WOHLFÜHL- OASEN

Winterzeit - Kalte Zeit

In der kalten Jahreszeit Körper, Geist und Seele entspannen November ist die graue, kühle Zeit für grippale Infekte, Stimmungstiefs bis hin zu Depressionen. Die Tage sind verkürzt, die Menschen zu viel in geschlossenen Räumen und leiden unter Mangel an natürlichem Licht. Das Immunsystem ist demzufolge geschwächt und die Ansteckungsgefahr erhöht. Aus meiner Sicht empfehle ich für diese „dunkle“ Zeit möglichst viel Aufenthalt im Freien mit ausreichender Bewegung im natürlichen und gesunden Licht. Aus meinem Tätigkeitsbereich lässt sich der Effekt durch spezielle Augenentspannungsübungen im Freien noch steigern.

Sehr empfehlenswert auch für die Arbeit am Computer. Sehlust = Lebenslust! Desweiteren kann ich die craniosacrale Therapie empfehlen, die als feine und doch tiefwirksame osteopatische Behandlung eine gute Möglichkeit darstellt, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren, das Immunsystem und das Wohlbefinden zu steigern. Dabei können durch unterstützende sanfte Bewegungen an Schädel, Wirbelsäule und Kreuzbein Spannungen gelöst und das Allgemeinbefinden gebessert werden.

Auch unsere Liebsten wollen es in der kalten Jahreszeit besonders kuschelig und warm.

wünscht Ihnen

Petra Schmidt-Rüdiger, Heilpraktikerin, Ingolstadt

Kommen Sie gut durch den Winter!

Kalt wird es wieder draußen. Dazu kommt die trockene Heizungsluft in den Räumen. Das kann unser Immunsystem schon mal schwächen. Auf den folgenden Seiten finden Sie hilfreiche Tipps, wie sie Ihren Körper immun gegen die Eiseskälte machen können und was uns jetzt besonders gut tut.

Ob Schokolade zum Schlemmen, herrliche Duft-Oasen, kräftigende Massagen oder gesunde Zitrusfrüchte - unterstützen Sie Ihren Körper und gönnen Sie sich selbst einmal eine Erholungs- und Entspannungspause. Wir wünschen Ihnen angenehme und erholsame Wintertage.

Schokolade - eine Speise der Götter Verwöhnen Sie sich mit einer Extra Portion der süßen Schlemmerei Die süßeste Sünde und zarteste Versuchung, sie macht uns glücklich und zufrieden, vertreibt all unsere Sorgen. Es gibt sie in unzählbaren Arten und Sorten, vollmilchig süß oder zart bitter, gefüllt oder pur, flüssig oder in fester Form, warm, kalt oder heiß, im Sommer und im Winter - wir lieben jede Variante von ihr und kommen nicht mehr von ihr los...

Im Winter brauchen wir sie besonders häufig. In der Advents- und Weihnachtszeit wird sie von jedermann genascht und verzehrt. Und das hat auch seinen Grund. Wie schon zu Beginn dieses Magazins berichtet, senkt sich unsere Stimmung aufgrund geringeren Lichteinfalls. Und ja, es ist wahr: Schokolade macht uns glücklich! Sie hebt unseren Serotonin-Spiegel im Gehirn an und sorgt für eine Ausschüttung von Endorphinen, unseren Glückshormonen. Somit auch eines der natürlichen und zugleich besonders leckeren Anti-Depressiva. Zucker und Fett enthält Schokolade. Ein einfacher Aufbau und eine große Wirkung, besonders zu sehen, wenn sich die süße Leckerei auf unsere Hüften niederlässt. Nicht immer muss die zarte Versuchung auch verzehrt wer-

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den. Man kann auch in ihr baden, damit beträufelt, bestrichen oder massiert werden. Oder so manch einer möge behaupten, dass dies fast noch glücklicher macht, als sie zu genießen - es ist auf alle Fälle die kalorienbewusstere Variante. Allein der sinnliche Duft der Schokolade kann uns regelrecht dahinschmelzen lassen.

Radikale kann dadurch reduziert werden. Die pflegende und straffende Wirkung der warmen Schokoladenmassage macht unsere Haut streichelzart und wunderbar schön. Zum Anbeißen! (ml)

Viele positive Wirkstoffe, Vitamine und Mineralien, die der Kakao enthält und die wir über unsere Haut aufnehmen können, tuen unserem Körper gut. Ein Wirkstoff, Theobromin, der mit Koffein vergleichbar ist, regt unseren Körper an. Polyhenol, ebenso ein Wirkstoff des Kakaos, neutralisiert freie Radikale im menschlichen Körper. Faltenbildung durch die freien

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WOHLFÜHL - OASEN

Kalte Füße?

Fußreflexzonen-Therapie bringt nicht nur das Blut in den Füßen wieder zum Fließen Altes Wissen Die Reflexzonentherapie am Fuß ist eine Behandlungsform, die sich im Laufe von vielen Jahren aus altem Volkswissen zu einer exakt ausgearbeiteten Therapie entwickelt hat. Die seit langer Zeit vorhandenen Erfahrungen belegen, dass sich durch eine gezielte Behandlung dieser Zonen der Gesundheitszustand des Menschen verbessert und vorhandene Symptome und Beschwerden verschwinden können. In den letzten Jahrzehnten konnten diese Beobachtungen auch durch klinische Studien bestätigt werden. Mehr als „nur Massage“ Sie hat zwar ihren Ausgangspunkt am Fuß, bewirkt jedoch mehr als eine übliche Fußmassage. Durch

die Therapie wird im Gesamten eine Verbesserung gestörter Organ- und Gewebefunktionen des Menschen erreicht. Sie gehört in den Bereich der Komplementärmedizin, die die Selbstheilungskräfte des Menschen fördert und nicht einseitig seine Symptome und Krankheiten bekämpft. Sie kann als eigenständige Behandlung oder in Kombination mit anderen Methoden angewendet werden. Wie wirkt eine solche Therapie? Wie andere Stellen (z.B. das Ohr) „reflektiert“ auch der Fuß im verkleinerten Maßstab den Zustand des ganzen Menschen. Ein gesunder Mensch hat üblicherweise einen schmerzfreien Fuß, der sich warm und elastisch anfühlt und

gut durchblutet ist. Wenn sich bestimmte Bereiche im Gewebe des Fußes, die sog. Reflexzonen, durch die speziellen Griffe dieser Therapie als schmerzhaft erweisen, sagt dies aus, dass das zugeordnete Organ oder System behandlungsbedürftig ist. Der Schmerz in den Reflexzonen ist somit eine Art „Wegweiser“ auf der „Landkarte“ der Füße, denn er führt uns zu den behandlungsbedürftigen Bereichen. Üblicherweise wird Schmerz als „Feind“ angesehen, den es zu bekämpfen gilt. Schmerz - Zeichen für notwendige Hilfe Die Reflexzonentherapie am Fuß geht als Ordnungs- und Regulationstherapie einen anderen Weg. Sie versteht ihn als Hinweis, dass

die Heil-und Regenerationskraft des Menschen Hilfe und Unterstützung braucht. Einsatzgebiete Eingesetzt wird die Massage nicht nur bei Durchblutungsstörungen im Fußbereich, sondern auch bei Schmerzen und Erkrankungen der Wirbelsäule, der Gelenke und der Muskulatur. Auch bei Kopfschmerzen, akuten und chronischen Störungen im Verdauungstrakt, Erkrankungen und Belastungen der Nieren und der Blase, akuten und chronischen Erkrankungen der Atemwege und Unterleibsbeschwerden, z.B. Schmerzen vor und während der Menstruation, kann die Therapie eine positive Wirkung erzielen. Zudem wird das körpereigene Immunsystem gestärkt.

Bei Fragen steht Ihnen Manuela Schef, Heilpraktikerin in Ingolstadt, gerne zur Verfügung.

Neueröffnung von Sunshine Healing Mit etwa 150 Leuten wurde gefeiert

Nach einem Sektempfang um 10:00 Uhr morgens wurden die ersten Besucher um 10:30 Uhr von Moderatorin Naoli begrüßt. Danach hielt der Gemeindepfarrer Herr Trollmann aus Buxheim eine kleine Predigt. Anschließend wurde das Band zur Praxis durchschnitten. Diese ehrenvolle Aufgabe wurde den Kindern der Inhaberinnen Rebea, Merlin, Jacqueline und Daniel aufgetragen.

Zwei strahlende Powerfrauen: Inhaberinnen Astrid Volkmer und Yvonne Ackermann

Am 20. November war es so weit. Die neuen Räume des Competence-Center Ingolstadt im blauen Ärztehaus wurden eröffnet. Das Konzept von Sunshine Healing ist einfach und genial zugleich: Mehrere Heilpraktiker

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nutzen die Praxisräume und arbeiten - jeder als Spezialist in seinem Fach - im Team unterstützend. Für die Patienten kann so eine Rundum-Betreuung gewährleistet werden.

Nach dieser gebührenden Eröffnung, segnete der Gemeindepfarrer die Räumlichkeiten. Insgesamt feierten rund 150 Leute mit Sunshine Healing, darunter neben Familienmitgliedern und Freunden auch einige Interessierte. Ganz nach dem Motto Gesundheit gab es leckere und schmackhafte Gemüsedips, VitaminShakes, angefertigt von Frau Claudia Müller, Repräsentantin von Thermomix. Einen großen

Insgesamt kamen zu der Eröffnungsfeier rund 150 Leute. Neben Familie und Freunde kamen auch viele Interessierte.

Ansturm gab es auch bei der Aura Fotographie, sowie bei der Klangmassage, Liema, Naturkosmetik und der Babymassage. Auch die Tombola fand großen Anklang. Viele Spender waren darunter zu begrüßen. Unter anderem machte die Bärenapotheke und das Seminar Treff Meier mit. Auch Gutscheine von der Klang-

massage waren unter den möglichen Gewinnen dabei. Ebenso gab es eine private Yogastunde, eine Balance Massage, eine Babymassage und viele andere Preise. Der Hauptgewinn war ein Gutschein von 100 Euro, den Herr und Frau Meier vom Optikstudio Meier im Blauen Ärztehaus zur Verfügung stellte.

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MEDIZINRECHT

Arzthaftungsrecht

Die ärztliche Schweigepflicht

Ein Leitfaden für Patienten (Teil 2)

Rechtsanwältin Arabella Mattes, Kanzlei Risch, Gietl & Kollegen

Wann liegt ein Behandlungsfehler vor und wie definiert man ihn? Der Arzt schuldet dem Patienten eine dem ärztlichen Standard entsprechende Behandlung. Zur Behandlung zählen insbesondere die Untersuchung, Befunderhebung, Diagnose und Wahl der Therapie. Nach gefestigter Rechtsprechung spricht man von einem Behandlungsfehler, wenn der ärztliche Eingriff nicht angemessen, falsch oder nicht nach dem Stand der Wissenschaft vorgenommen wurde und somit unsachgemäß erscheint. Diese Definition ist für Patienten schwer greifbar, da für sie regelmäßig nur der Misserfolg der Behandlung oder die Verschlechterung des Gesundheitszustandes im Mittelpunkt stehen. Aber nicht immer dann, wenn der gewünschte Handlungserfolg ausbleibt, liegt auch ein verschuldeter ärztlicher Behandlungsfehler vor. Hier die wichtigsten Fallgruppen: 1) Übernahmeverschulden:

Ein Arzt ist verpflichtet, sich auf seinem Fachgebiet ständig auf dem neuesten Stand zu halten und sich fortwährend beruflich fortzubilden. Er darf nur solche Behandlungen durchführen, deren Standards er kennt und beherrscht. Fehlt ihm für eine bestimmte Behandlung die erforderliche Fachkenntnis oder ist er räumlich, sachlich oder personell unzureichend ausgestattet, darf er die Behandlung nicht durchführen, übernimmt er sie trotzdem, trifft ihn ein sog. Übernahmeverschulden. (2) Organisations- und Koordinationsverschulden: Arzt und Krankenhaus sind verpflichtet die Behandlungsabläufe sachgerecht zu organisieren, zu koordinieren und zu überwachen. Damit soll gewährleistet werden, dass der Patient jederzeit und überall entsprechend des anzulegenden Facharztstandards behandelt wird. Ärztliches und nichtärztliches Personal ist sorgfältig auszuwählen, anzulernen und zu überwachen. Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten des Personals müssen durch Einsatzpläne und Vertreterregelungen koordiniert werden. Auch allgemeine Verkehrssicherungspflichten sind einzuhalten. Bei Mängeln der Organisation kommt eine Haftung aus dem Gesichtspunkt „Organisationsverschulden“ (gem. § 823 BGB und § 831 I BGB ) in Betracht. (3) Therapiefehler: Nachdem der Arzt eine Diagnose erstellt hat, ist in der Regel eine Therapie erforderlich. Grundsätzlich hat der Arzt Entscheidungsfreiheit über die Auswahl und konkrete Durchführung der

Therapie (Art 12 GG). Dies gilt aber nur bei den Therapiemethoden, deren Heilungschancen, Eingriffsbelastungen und Risiken im Wesentlichen gleichwertig sind. Unterscheiden sich die Methoden in Risiken, Erfolgsaussichten oder Eingriffsintensität muss der Arzt den Patienten über Behandlungsalternativen informieren und aufklären (sog. therapeutische Aufklärung). Bei der Ausführung der Therapie hat der Arzt die notwendige Sorgfalt einzuhalten. Die gewählte Behandlung muss nach dem geltenden medizinischen Standard erfolgen. (4) Diagnosefehler: Der Arzt ist verpflichtet, alle ihm zur Verfügung stehenden Erkenntnisquellen auszunutzen, ggf. einen Spezialisten hinzuziehen. Diagnosefehler sind Versäumnisse bzw. Fehler bei der Befunderhebung trotz Inanspruchnahme aller Erkenntnismöglichkeiten. Aufgrund der nicht immer eindeutigen Symptome einer Erkrankung, kann dem Arzt ein Diagnosefehler nur dann als Behandlungsfehler vorgeworfen werden, wenn sich die Diagnose entweder als völlig unvertretbarer Fehler darstellt, wenn sie auf die Unterlassung elementarer Befunderhebung beruht oder die erste Diagnose nicht durch Kontrollbefunde überprüft wird. Hat sich herausgestellt, dass dem Arzt ein Behandlungsfehler unterlaufen ist, ist in einem nächsten Schritt zu klären, ob der Arzt für diesen Behandlungsfehler rechtlich einstehen muss und zum Ersatz des Schadens verpflichtet ist. - Näheres dazu lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Gesundheitsmagazins -

Rechtsanwälte Risch, Gietl und Kollegen Gynmasiumstraße 25, 85049 Ingolstadt Tel. 08 41/9 35 13-0 gesundheitsmagazin.in, Dez. 10

Ein Wegweiser für Ärzte

Reichweite der ärztlichen Schweigepflicht fällt. Eine Ausnahme besteht nach der Bayerischen Berufsordnung für Ärzte dann, wenn der Patient eingewilligt hat, also den Arzt von der Schweigepflicht entbunden hat, oder eine gesetzliche Offenbarungspflicht besteht bzw. die Offenbarung zum Schutz eines höherwertigen Rechtsguts erforderlich ist.

Andrea Münnighoff, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Medizinrecht

Die ärztliche Schweigepflicht, geregelt in § 9 der BayBO bzw. § 9 der Musterberufsordnung, ist eine der zentralen Vorschriften des ärztlichen Berufsrechts. Ihr Korrelat findet sie in § 203 Strafgesetzbuch. In der täglichen Praxis des Arztes spiegelt sich diese Verpflichtung zur Verschwiegenheit und die Frage nach der Offenbarungspflicht oder dem Offenbarungsrecht ständig wider. Bedeutung und Inhalt der Norm Nach der Bayerischen Berufsordnung ist der Arzt verpflichtet, über das gesamte Behandlungsgeschehen zu schweigen, also über all das, was ihm in seiner Eigenschaft als Arzt anvertraut oder bekannt geworden ist, auch schriftliche Mitteilungen der Patienten, Aufzeichnungen über diese, Röntgenaufnahmen und sonstige Untersuchungsbefunde zählen hierzu. Hier ist zu beachten, dass nach der Rechtssprechung überwiegend auch schon für den Namen des Patienten sowie für die Tatsache, dass jemand überhaupt einen Arzt konsultiert hat, ein schutzwürdiges Geheimhaltungsinteresse bejaht wird und bereits dies unter die

Ferner sind davon unabhängig die gesetzlichen Aussage- und Anzeigepflichten zu beachten. Der Umfang der ärztlichen Schweigepflicht Grundsätzlich besteht die Geheimhaltungspflicht des Arztes gegenüber jedermann, der nicht in das Arzt-Patienten-Verhältnis einbezogen ist. Angehörige. So ist die ärztliche Schweigepflicht gegenüber den Familienangehörigen des Patienten zu beachten. Oftmals begleiten Angehörige die Patienten zum Arzttermin, allein deswegen darf jedoch nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass diese Angehörigen auch vom behandelnden Arzt Informationen über die ärztliche Behandlung erhalten und / oder erfragen sollen / dürfen. In der täglichen Praxis soll sich daher der Arzt, bevor er Informationen an Angehörige weiterleitet oder über die ärztliche Behandlung des Patienten spricht, von diesem die Einwilligung hierzu – schriftlich – einholen. Minderjährige. Oftmals stellt sich auch die Frage nach der Schweigepflicht bei Behandlung Minderjähriger. Hier hängt der Umfang der ärztlichen Schweigepflicht von der Einsichtsfähigkeit der minderjährigen Kinder – und damit in der Re-

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MEDIZINRECHT gel auch von deren Alter – ab. In der Regel geht man davon aus, dass bei Minderjährigen unter 14 / 15 Jahren noch keine Einsichtsfähigkeit gegeben ist, also der Arzt berechtigt ist, die Eltern in vollem Umfang über die Behandlung zu unterrichten. Bei Minderjährigen über 14 / 15 Jahren, wenn also in der Regel von einer Einsichtsfähigkeit ausgegangen werden kann, ist jedoch das Patientengeheimnis zu wahren und der Arzt nicht berechtigt, die Eltern über das Behandlungsgeschehen zu unterrichten. Etwas anderes kann allerdings dann gelten, wenn eine erfolgreiche Behandlung und Heilung des Kindes nur im Zusammenwirken mit den Eltern sicher gestellt ist. Arbeitnehmer. Ist der Patient als Arbeitnehmer arbeitsunfähig erkrankt, so darf der Arzt etwaige Anfragen des Arbeitgebers nach dessen Erkrankung – auch unabhängig von arbeitsunfähigen Erkrankung – nicht mitteilen. Der Arbeitgeber erhält lediglich die Mitteilung, dass der Arbeitnehmer während eines bestimmten Zeitraums arbeitsunfähig erkrankt ist, den Befund und weitere Auskünfte darf und muss der Arzt nicht mitteilen. Für diese Auskunftserteilung gegenüber dem Arbeitgeber sehen die gesetzlichen Krankenkassen die Formblätter bzw. Durchschreibevordrucke vor, gegenüber den privaten Krankenkassen ist die Bestätigung der Arbeitsunfähigkeit formfrei zulässig, aber auch hier wird dem Arbeitgeber nicht die Diagnose oder der Befund mitgeteilt. Private Versicherungsgesellschaften. Oftmals erhält der Arzt Anfragen von privaten Versicherungsgesellschaften, beispielsweise von privaten Kranken-, Unfall oder Lebensversicherungen. Diese Versicherungen haben großes Interesse am Gesundheitszustand des Versicherungsnehmers, also des Patienten, um das jeweilige Vertragsrisiko ausreichend kalkulieren zu können. Hier enthalten dann die Versicherungsanträge formularmäßige Einwilligungserklärungen der Versicherungsnehmer, also der Patienten, alle derzeit und künftigen Ärzte von der Schweigepflicht zu

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entbinden. Zu beachten ist jedoch, dass in der Regel die Herausgabe von Krankenunterlagen von dieser Einwilligung nicht gedeckt ist. Der Arzt sollte jedenfalls, wenn er vom Versicherer unter Hinweis auf das Vorliegen einer solchen Klausel um Auskunftserteilung angeschrieben wird, sich die Entbindungserklärung vorlegen lassen, damit er sich nicht später dem Vorwurf der Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht ausgesetzt sieht – gerade wenn die von ihm erteilte Auskunft sich im Rahmen des Versicherungsverhältnisses nachteilig für den Patienten als Versicherungsnehmer auswirkt oder auswirken kann. Darauf hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang, dass es keine gesetzliche oder höchstrichterliche Pflicht des Arztes gibt, Anfragen von privaten Versicherungsgesellschaften zu beantworten. Der Arzt ist lediglich Vertragspartner des Patienten, nicht aber der Versicherung. Fordert allerdings der Patient den Arzt selbst auf, gegenüber einer Privatversicherung Anfragen zu beantworten, so trifft den Arzt aus dem Behandlungsvertrag heraus die Nebenpflicht, diese Anfragen zu beantworten. Für beide Fälle ist es jedoch ratsam, dass der Arzt den Patienten vorab darüber informiert, wenn durch seine Auskunftserteilung Nachteile von Seiten der Versicherungsgesellschaft für den Patienten als Versicherungsnehmer zu erwarten sind. Wird vom behandelnden Arzt eine Auskunftserteilung von der Haftpflichtversicherung des Unfallgegners angefordert, muss eine wirksame, auf den konkreten Einzelfall bezogene Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht vorliegen, die der Arzt im Original sich von seinem Patienten einholen sollte, wenn nicht die Versicherung eine solche bereits an den Arzt übersendet. Sozialleistungsträger. Die ärztliche Schweigepflicht gilt grundsätzlich auch gegenüber den Sozialleistun-

gsträgern, wobei hierzu gesetzliche Auskunftspflichten zu beachten sind, die auf der folgenden Seite dargestellt werden. Polizeibehörden, Staatsanwaltschaften und Gerichte. Auch gegenüber den Fragen der Polizeibehörden, Staatsanwaltschaften und Gerichte hat die ärztliche Schweigepflicht Vorrang, zu Auskünften ist der Arzt nur berechtigt, wenn der Patient ihn von der ärztlichen Schweigepflicht entbindet, der Arzt im mutmaßlichen Interesse des Patienten handelt oder eine Offenbarungspflicht besteht. Privatärztliche Verrechnungsstelle. Oftmals nimmt der Arzt seine Abrechnungen nicht selbst vor, sondern er überlässt die Rechnungsstellung einer privatärztlichen Verrechungsstelle. Hier ist zwingend zu beachten, dass die Weitergabe der Befunde der Patienten zur Abrechnung der Einwilligung der Patienten bedarf. Der Patient ist hierzu vor seiner Behandlung über die Weitergabe seiner Abrechnungsunterlagen an die Verrechnungsstelle zu informieren und er hat hierin einzuwilligen. Diese Einwilligungserklärung sollte dem Arzt schriftlich vorliegen und in den Behandlungsunterlagen aufbewahrt werden. Problematisch ist, ob ein allgemeiner Hinweis im Wartezimmer auf die Beauftragung einer privaten Verrechnungsstelle für eine stillschweigende Einwilligung des Patienten ausreicht. Dies wurde vom BGH abgelehnt, und zudem relativ hohe Anforderungen an die Einwilligung eines Patienten gestellt, der Patient müsse vor allem wissen, worin er einwillige, er muss also die Bedeutung seiner Entscheidung überblicken können. Andere Ärzte. Auch gegenüber anderen Ärzten gilt die ärztliche Schweigepflicht. Eine Ausnahme besteht dann, dies bereits zum Wohl des Patienten, wenn andere Ärzte an der Behandlung des Patienten beteiligt sind, also zum Beispiel der mitoder nachbehandelnde Arzt. Auch kann in solchen Fällen regelmäßig von einem mutmaßlichen Einverständnis des Patienten ausgegangen

Betreuer, einwilligen.

werden. Dauer ärztlichen Schweigepflicht Die ärztliche Schweigepflicht, auch die nach dem Strafgesetzbuch, endet nicht mit dem Tod des Patienten, sondern dauert fort, so genannte postmortale Schweigepflicht. Zu beachten ist hier, dass nach dem Tod des Patienten auch dessen Erben den Arzt nicht (mehr) von der Schweigepflicht entbinden können. Damit verstößt aber auch die Erteilung von Auskünften an Erben, Angehörige oder sonstige Dritte gegen die ärztliche Schweigepflicht. Es obliegt jedoch nach dem Tode des Patienten letztlich dem Arzt, zu entscheiden, ob er Auskünfte erteilen will oder kann, oder eben nicht. Wenn ein eindeutiger Wille des verstorbenen Patienten dem Arzt nicht bekannt ist, so hat der Arzt nach dem mutmaßlichen Willen des Patienten zu entscheiden, wobei dem Arzt hier ein gewisser Entscheidungsspielraum verbleibt, der von den Gerichten auch nur eingeschränkt überprüfbar ist. Offenbarungsbefugnis und Offenbarungspflichten Wie oben ausgeführt, spricht § 9 Absatz 2 der Bayerischen Berufsordnung für Ärzte davon, dass ein Arzt zur Offenbarung befugt ist, wenn er von der Schweigepflicht entbunden ist oder soweit die Offenbarung zum Schutz eines höherwertigen Rechtsguts erforderlich ist. Daneben gibt es auch gesetzliche Aussage- und Anzeigepflichten. a) Der Arzt ist demnach grundsätzlich an seine Schweigepflicht dann nicht gebunden, wenn der Patient ihn von der Schweigepflicht entbindet. Diese Erklärung des Patienten, wie auch die Einwilligung in die Behandlung, setzt keine Geschäftsfähigkeit des Patienten voraus, sondern nur dessen Einsichtsfähigkeit. Damit können auch zum Beispiel psychisch Kranke, wenn sie einsichtsfähig sind, den Arzt von der Schweigepflicht wirksam entbinden. Fehlt eine solche Einsichtsfähigkeit, wie oftmals zum Beispiel bei Betreuten, so muss der gesetzliche Vertreter, in diesen Fällen der

b) Wenn der Patient nicht bei Bewusstsein ist, oder bereits verstorben ist, kann die Offenbarung vom mutmaßlichen Willen des Patienten gedeckt sein. c) Es gibt jedoch auch Situationen, in denen der Arzt nach den gesetzlichen Vorschriften zur Auskunft oder Meldung berechtigt oder verpflichtet ist. So ergeben sich für den Arzt Meldepflichten beispielsweise aus dem Infektionsschutzgesetz, eine Offenbarungsbefugnis ergibt sich zum Beispiel aus dem Bundeskrebszentralregistergesetz. d) Aber auch aufgrund einer Güterabwägung kann sich für den Arzt eine Befugnis zur Offenbarung ergeben (sog. Güterabwägungsprinzip). Der Arzt darf nämlich dann ein Patientengeheimnis offenbaren, wenn das Vertrauen des Patienten in die Schweigepflicht des Arztes wesentlich weniger wiegt als das andere Rechtsinteresse, das der Arzt in die Güterabwägung miteinzubeziehen hat. Wenn zum Beispiel ein Patient als Autofahrer am Straßenverkehr teilnimmt, obwohl er wegen einer bestehenden Erkrankung (z.B. Epilepsie) oder wegen der Einnahme von Medikamenten sich und andere gefährdet und der Patient trotz mehrfacher Einwirkungsversuche des Arztes weiterhin am Straßenverkehr als Autofahrer teilnimmt, so hat der Arzt eine Risikoabwägung vorzunehmen, und kann als ultima ratio berechtigt sein, die Schweigepflicht zu verletzen – erforderlich ist aber eine sorgfältige Güterabwägung. e) Wenn der Patient an einer übertragbaren Krankheit leidet und nicht bereit ist, seinen (Ehe-) Partner diese Erkrankung mitzuteilen, so kann der Arzt den Befund dem Partner offenbaren, wenn die ernsthafte Gefahr der Ansteckung besteht und der Patient von sich aus trotz Ausschöpfen aller dem Arzt zustehenden Mittel weder dem Part-

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MEDIZINRECHT ner dies mitteilen noch den Arzt von der Schweigepflicht entbinden möchte. Das OLG Frankfurt zum Beispiel sprach hier sogar von einer Verpflichtung des Arztes, die Lebenspartnerin eines HIV-Infizierten zu informieren, wenn sie auch Patientin des behandelnden Arztes sei. f) Aber auch aus berechtigtem Eigeninteresse darf der Arzt die Schweigepflicht brechen, so zum Beispiel bei Geltendmachung von Honorarforderungen im Wege der Klage oder bei der Verteidigung gegen den Vorwurf von Behandlungsfehlern. g) Wie oben ausgeführt, gilt die Schweigepflicht in der Regel auch gegenüber dem Strafverfolgungsinteresse des Staates. Eine Befugnis zum Bruch der Schweigepflicht kann sich jedoch ergeben bei besonders schweren Verbrechen und / oder Wiederholungsgefahr, aber auch hier sollte eine Güterabwägung wie oben dargestellt voran gehen. Wenn dagegen der Arzt von einem geplanten Verbrechen erfährt, ist er nach dem Strafgesetzbuch ohnehin verpflichtet, den Strafverfolgungsbehörden dies mitzuteilen. Von Bedeutung sind diese Güterabwägungen für die Frage der Strafbarkeit, wenn sich keine Offenbarungspflicht des Arztes ergibt und auch keine ausdrückliche Entbindung von der Schweigepflicht vorliegt. Liegt nämlich ein so genannter rechtfertigender Notstand vor, so wäre der Bruch der ärztlichen Schweigepflicht nicht rechtswidrig und der Arzt könnte damit nicht bestraft werden. Diese strafrechtlichen Konsequenzen des Bruchs der ärztlichen Schweigepflicht und die Einzelheiten zum rechtfertigenden Notstand sollen jedoch nicht Gegenstand dieser Abhandlung sein. Sonderfälle 1. Wie oben ausgeführt, gilt die ärztliche Schweigepflicht zunächst einmal auch gegenüber den Trägern der Sozialhilfebehörden. Allerdings ist hier die Offenbarungspflicht desjenigen zu nennen, der Leistungen in Anspruch nehmen will (also z.B.

der Patient), dieser Offenbarungspflicht korreliert daher mit der gesetzlichen Auskunftspflicht des Arztes gegenüber den Trägern der Systeme der Sozialversicherung. Nach § 100 SGB X ist der Arzt verpflichtet, den Leistungsträgern im Einzelfall auf Anfrage hin Auskunft zu erteilen, soweit dies für die Durchführung von Aufgaben nach dem Sozialgesetzbuch erforderlich und es entweder gesetzlich zugelassen ist oder der Betroffene im Einzelfall eingewilligt hat. a) Eine gesetzliche Pflicht des Arztes zur Auskunftserteilung besteht gegenüber den Trägern der gesetzlichen Unfallversicherung, den Berufsgenossenschaften. Die Ärzte, die an der Entscheidung einer Unfallheilbehandlung beteiligt sind, sind verpflichtet, den Berufsgenossenschaften die maßgeblichen Patientendaten zu übermitteln. Allerdings muss der Arzt auch den Versicherten über seine gesetzliche Auskunftspflicht informieren. Ärzte, die hingegen nicht an der Unfallheilbehandlung beteiligt waren, sind verpflichtet, auf Verlangen den Berufsgenossenschaften Auskunft über Behandlung, Zustand etc. zu erteilen, soweit dies für die Heilbehandlung erforderlich ist. b) Oftmals fragen auch die gesetzlichen Rentenversicherungsträger bei den behandelnden Ärzten an. Zwar gibt es hier keine gesetzliche Pflicht zur Auskunftserteilung, stellt jedoch der Patient einen Rentenantrag, so wird oftmals die Auffassung vertreten, dass darin die konkludente Einwilligung des Versicherten liegt, die maßgeblichen Behandlungsunterlagen beizuziehen. Sicherheitshalber sollte der Arzt sich jedoch eine ausdrückliche Einwilligungserklärung des Patienten vor Auskunftserteilung einholen. c) Wie verhält es sich nun bei Anfragen der gesetzlichen Krankenkassen und des MDK ? Dieser Bereich ist unter anderem in den Vorschriften des SGB V durchaus komplex geregelt, nachfolgend werden daher nur einzelne

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Auskunftspflichten exemplarisch aufgeführt. Wenn die gesetzlichen Krankenkassen eine gutachterliche Stellungnahme oder Prüfung durch den MDK veranlasst haben, sind die Leistungserbringer, also insbesondere die Vertragsärzte, verpflichtet, auf Anforderung des MDK unmittelbar an dieses die Sozialdaten zu übermitteln, soweit dies für die gutachterliche Stellungnahme und Prüfung erforderlich ist. Hierbei ist umstritten, ob diese Herausgabe durch den niedergelassenen Arzt auch den gesamten Entlassungsbericht des Patienten bei stationärem Aufenthalt umfasst. Im Hinblick auf den Wortlaut des § 276 SGB V und die Möglichkeit, diesen Bericht durch den MDK direkt beim Krankenhaus anzufordern, wird dies oftmals verneint. Des Weiteren sei beispielsweise darauf hingewiesen, dass nach den Vorschriften des SGB V auch der Vertragsarzt die Verpflichtung hat, Krankheitsursachen und den möglichen Verursacher sowie drittverursachte Gesundheitsschäden den Krankenkassen mitzuteilen, wenn er Anhaltspunkt dafür hat, dass eine Krankheit eine Berufskrankheit im Sinne der gesetzlichen Unfallversicherung, Folge eines Arbeitsunfalls, Impfschadens etc. sein kann. Ebenso muss der Vertragsarzt bei der Abrechnung in den Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen gegenüber der gesetzlichen Krankenkasse auch die Diagnose angeben, die zu verschlüsseln ist. 2. Weiterhin zu nennen sind die Übermittlungsbefugnisse und Übermittlungspflichten des Vertragsarztes zum Zweck der Qualitätssicherung, Wirtschaftlichkeitsprüfung und Abrechnung gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung. Des Weiteren ist bei Patienten, für die ein Betreuer bestellt ist, zu prüfen, ob die Auskunftserteilung an den Betreuer einen Bruch der ärztlichen Schweigepflicht darstellt. Im Einzelfall hängt dies davon ab, ob der Betreuer befugt ist, die gewünschten Auskünfte zu erhalten.

Zunächst ist darauf zu achten, für welchen Aufgabenkreis der Betreuer bestellt ist, denn nur in diesem Aufgabenkreis hat er die Stellung eines gesetzlichen Vertreters des Betreuten. Lediglich dann, wenn der Betreuer (auch) für den Aufgabenkreis „Gesundheitsfürsorge“ bestellt ist, ist für die Erfüllung dieses Aufgabenkreises auch die umfassende Kenntnis des Betreuers über den Gesundheitszustand des Betreuten erforderlich, weshalb der Betreuer in diesen Fällen auch befugt ist, Informationen über den Gesundheitszustand des Betreuten – jedenfalls soweit erforderlich – zu erfahren. Wenn hingegen die Gesundheitsfürsorge nicht zum Aufgabenkreis des Betreuers gehört, dann liegt eine gesetzliche Befugnis des Betreuers zur Auskunftserlangung nicht vor, eine Offenbarung durch den Arzt würde daher eine Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht darstellen. In diesen Fällen müsste sich der Arzt an den Betreuten, also seinen Patienten, wenden, um dessen Einwilligung zur Auskunftserteilung an den Betreuer einzuholen. Der Arzt sollte sich daher in jedem Falle den Betreuerausweis vorlegen lassen und eine Kopie zu den Behandlungsunterlagen nehmen. 3. Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht Unabhängig von der Strafbarkeit des Bruchs der ärztlichen Schweigepflicht nach § 203 StGB kann die Verletzung des § 9 der Bayerischen Berufsordnung für Ärzte auch zivilrechtliche und berufsrechtliche Konsequenzen für den Arzt haben. Aber auch aus dem Datenschutzrecht ergeben sich Sanktionen für den Arzt. Zivilrechtlich kann sich der Arzt Schmerzensgeldansprüchen und Schadensersatzansprüchen ausgesetzt sehen, da zum einen die

Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht auch eine Verletzung des Persönlichkeitsrechts des Patienten darstellt, zum anderen durch die Verletzung der Schweigepflicht dem Patienten auch materielle Schäden entstehen können. Berufsrechtlich liegt im Falle des Bruchs der Verschwiegenheit eine Berufswidrigkeit vor, die letztlich durch die Berufsgerichtsbarkeit der Ärzte geahndet werden kann, über Warnung, Verweis, Geldbuße, Entzug des aktiven und passiven Wahlrechts. 4. Zeugnisverweigerungsrecht Abschließend ist noch darauf hinzuweisen, dass sich aus der Pflicht des Arztes zur Verschwiegenheit ein Zeugnisverweigerungsrecht nach der Zivilprozessordnung und Strafprozessordnung ergibt. Der Arzt ist zur Verschwiegenheit auch vor Gericht – als Zeuge – verpflichtet, solange er nicht von seiner Schweigepflicht entbunden ist, es sei denn, es liegt eine der oben genannten gesetzlichen Offenbarungspflichten vor. Wenn allerdings der Patient den Arzt von der Schweigepflicht entbunden hat, ist dieser aussageberechtigt bzw. sogar verpflichtet. Da wie oben ausgeführt die ärztliche Schweigepflicht auch nach dem Tode des Patienten fortbesteht, bleibt auch das Zeugnisverweigerungsrecht nach dem Tode des Patienten weiter bestehen. Der Arzt kann in solchen Fällen lediglich die oben dargestellte Güterabwägung vornehmen und die Schweigepflicht brechen, dies stellt jedoch wie dargestellt eine persönliche Entscheidung des Arztes dar, gleiches gilt für die Bejahung einer mutmaßlichen Einwilligung des Patienten. Insgesamt empfiehlt sich auch anbetrachts der Konsequenzen für den Arzt bei Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht ein sorgsamer Umgang hiermit.

Rechtsanwältin Andrea Münnighoff auch Fachanwältin für Medizinrecht Rechtsanwaltskanzlei Münnighoff Gymnasiumstr. 23, 85049 Ingolstadt Seite 21


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