

JAHRESBERICHT
Wir präsentieren unseren diesjährigen Jahresbericht in neuem Gewand. Wir hoffen, dass Ihnen der neue interaktive Ansatz, der den Bericht mit unserem Webauftritt verbindet, und unser neues Design, das dem gesamten externen Auftritt von GESIS neuen Glanz verleiht, zusagt.
Editorial
Im Jahr 2023 hat sich bei GESIS in allen Bereichen viel getan. Wir haben zukunftsweisende Drittmittelprojekte eingeworben, unsere Organisationsstruktur weiterentwickelt, spannende Trainings organisiert und uns mit Trendthemen wie KI auseinandergesetzt. All das wäre ohne die Mitarbeitenden von GESIS nicht möglich gewesen. Deshalb möchte ich das Spotlight in diesem Editorial auf besondere Entwicklungen und Leistungen in diesem Bereich richten.
Auf Leitungsebene konnten wir neue Gesichter und bekannte Gesichter in neuen Funktionen begrüßen: Prof. Dr. Sebastian Stier ist der neue Co-Leiter der Abteilung Computational Social Science und wurde zum Professor für Computational Social Science an der Universität Mannheim ernannt. Dr. Gabriella Lapesa ist neue Teamleiterin bei GESIS und bekleidet eine Juniorprofessur für Responsible Data Science and Machine Learning an der Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf. Die Abteilung Knowledge Exchange and Outreach wird von einer neuen Doppelspitze geleitet: Dr. Agathe Gebert und Dr. Johannes Blumenberg.
Ganz besonders stolz auf ihre Leistungen können außerdem unsere Promovierenden sein. Sie bringen Innovationspotenzial und neue, hoch relevante Forschungsfragen mit – sie halten GESIS auf Trab. Im letzten Jahr haben zwölf Doktorand*innen bei GESIS ihre Promotion abgeschlossen, so viele wie noch nie. Sie alle können stolz auf sich sein und ich möchte allen herzlich zur Promotion gratulieren. Welche Leistungen sie erbringen, lässt sich exemplarisch am Research Award für herausragende wissenschaftliche Leistungen von Promovierenden erkennen, den unser Wissenschaftlicher Beirat 2023 an Indira Sen aus der Abteilung Computational Social Science verliehen hat.
Ich möchte an dieser Stelle nochmals alle neuen Mitarbeitenden bei GESIS begrüßen und allen Mitarbeitenden, Gremienmitgliedern und Kooperationspartner*innen einen großen Dank für die großartige Zusammenarbeit aussprechen. Ich freue mich auf das Jahr 2024 mit Ihnen und Euch!
Christof Wolf, Präsident

Januar
Start des Horizon Europe Projekts „Anti-Gender Backlash & Democratic Pushback (Push*Back*Lash)“.
Highlights
Februar
Start des Schulungsprogramms „SoSafe“ zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden vor Cyber-Angriffen.
März
Start der „Basisdienste für die NFDI“ (Base4NFDI).
April
Start „Deutschland-Monitor 2023 – 2025“ (Bundeskanzleramt).
Mai
Beginn der Etablierung von „Datenqualität“ als Querschnittsthema für das gesamte Institut.
Juni
Der Senat der DFG legt das Infrastrukturprogramm „New Data Spaces for the Social Sciences“ auf, an dem GESIS maßgeblich beteiligt ist.
Juli
Bundesinnenministerin Nancy Faeser übernimmt die Schirmherrschaft über FReDA.
August Summer School in Survey Methodology 2023 wieder on site.
September
Bezug der neu gestalteten Räumlichkeiten am Standort Köln.
Oktober
Bewilligung des „Community Datentreuhandmodells für die politische Online-Kommunikationsforschung“ (Com-DTM).
November
Start des „Kompetenzzentrums Datenqualität in den Sozialwissenschaften“ (KODAQS).
Dezember
Pre-Launch der „Guides to Digital Behavioral Data“.
ANGEBOTE

Wir unterstützen die empirische Sozialforschung mit unseren Angeboten rund um den Forschungsdatenzyklus
Phase 4
Archivieren & teilen
Wir sind dem Open Science Gedanken verpflichtet!
In diesem Sinne unterstützen wir Sie dabei, Ihre Forschungsdaten und Publikationen zu sichern und mit anderen Wissenschaftler*innen zu teilen. In unseren Repositorien können Sie Ihre Daten, Skripte, Messinstrumente und Publikationen langfristig archivieren, registrieren und anderen Forschenden zur Verfügung stellen.
Phase 1
Studien planen & Daten erheben
Wir unterstützen Sie mit unseren forschungsbasierten Angeboten, Beratungsleistungen und Ressourcen dabei, Ihre Umfragen auf dem neuesten Stand der Forschung erfolgreich zu planen und durchzuführen. Unser Ziel ist dabei, stets eine exzellente Datenqualität sicherzustellen.
Phase 3
Daten aufbereiten & analysieren
Wir unterstützen Sie beim richtigen Umgang mit unterschiedlichen Datenarten, insbesondere mit Daten der Amtlichen Statistik oder digitalen Verhaltensdaten. Wir bieten maßgeschneiderte Beratung bei der Gewichtung und Analyse komplexer Stichproben, der Datenharmonisierung sowie dem Umgang mit sensiblen Daten. Unsere Forschungsdatenzentren bieten Ihnen zusätzliche Services für besonders intensiv betreute Umfrageprogramme.
Phase 2
Daten finden & abrufen
Keine sozialwissenschaftliche Untersuchung ohne die richtigen Daten! Wir bieten Ihnen in unserem Datenarchiv mehr als 6.500 nationale und internationale Studien zur Sekundäranalyse. Dazu gehören unter vielen anderen auch digitale Verhaltensdaten.
Unser Angebot für die Sozialwissenschaften
Integrierte Erhebungs- und Dateninfrastruktur (IEDI)
IEDI stellt forschungsrelevante Daten in hoher Qualität dauerhaft zur Verfügung. Für diese Angebote übernehmen wir umfangreiche Aufgaben wie die Erhebung der (deutschen) Daten, deren Aufbereitung und Bereitstellung.
GESIS Panel
ALLBUS – Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften
ISSP – International Social Survey Programme
GLES – German Longitudinal Election Study
CSES – Comparative Study of Electoral Systems
EVS – European Values Study
ESS – European Social Survey
European Microdata
Mikrodaten Deutschland
Amtliche Daten zu Geschlecht & Wissenschaft
Amtliche Daten
Um Forscher*innen die Arbeit mit amtlichen Daten zu erleichtern, bereiten wir Daten der amtlichen Statistik auf und stellen Metadaten sowie Tools zur Aufbereitung und Auswertung zur Verfügung.
Eurobarometer
Politbarometer
PIAAC FDZ
Community Data Collection
Andere Survey-Daten
Für zahlreiche weitere Umfragedaten, deren Erhebung nicht in unserer Verantwortung liegt, ermöglichen wir einen sicheren Datenzugang und übernehmen in den meisten Fällen die Aufbereitung und Dokumentation.
Training Beratung
Survey Guidelines
Daten und Information zu Geschlecht & Wissenschaft
Wissensvermittlung
Unser Ziel ist es, Wissenschaftler*innen in allen Phasen des Forschungsprozesses zu unterstützen. Dazu vermitteln wir Wissen, das für unsere Zielgruppen besonders relevant ist, in unterschiedlichen Formaten: Trainings und Weiterbildungen, aufbereitete Informationen in schriftlicher Form sowie individuelle mündliche Beratung.
Studien planen
Mit unseren Angeboten unterstützen wir
Nutzer*innen bereits in der Frühphase ihres Umfrageprojektes. Der Fokus liegt dabei auf der Planung von Erhebungen und der Entwicklung von Erhebungsinstrumenten für Umfragedaten.
Kognitives Pretesting
Stichprobenziehung und Gewichtung
SQP – Survey Quality
Predictor
Publikationen
Wir ermöglichen Wissenschaftler*innen, ihre Forschungsergebnisse in einem passenden, professionellen und nicht-profitorientierten Rahmen zu publizieren und bieten der Scientific Community einen FAIRen Zugang zu diesen qualitätsgeprüften Artikeln. Ergänzend stellen wir Informationen zur Geschlechtergerechtigkeit in der Wissenschaft zur Verfügung.
Services für Open Science
Unsere Angebote ermöglichen Nutzer*innen, ihre Forschungsergebnisse, -daten und -instrumente für eine Nachnutzung bereitzustellen und zugänglich zu machen. Sie ermöglichen Reproduzierbarkeit und Transparenz.
Datenservices
SSOAR – Social Science Open Access Repository
ZIS – Open Access Repositorium für Messinstrumente
mda – methods, data, analyses
HSR – Historical Social Research
Publikationsreihen
CEWS journal
Zu unseren Angeboten: www.gesis.org/angebot
1.1
SQP 3.0 – Die Zukunft der Umfrageforschung
Mit dem „Survey Quality Predictor 3.0“ (SQP) haben wir erneut einen innovativen Schritt in Richtung Qualitätsverbesserung getan. SQP ist eine webbasierte Open-AccessSoftware zur Schätzung der Messqualität von Survey-Fragen, die kontinuierliche latente Variablen abbilden. Die Software erlaubt darüber hinaus, Fragen für Umfrageprojekte in einer durchsuchbaren Datenbank zu recherchieren. Außerdem können Nutzende im Rahmen von Übersetzungs-Checks verschiedene Sprachversionen einer Survey-Frage miteinander vergleichen, um Unterschiede aufzudecken.
Ursprünglich an der Universitat Pompeu Fabra entwickelt, wurde SQP von GESIS übernommen, kontinuierlich weiterentwickelt und an die hohen Standards von GESIS angepasst. Nachdem wir einen neuen Schätzalgorithmus entwickelt und in die Software integriert haben, wurde die technologisch und inhaltlich überarbeitete Version 3.0 veröffentlicht. Eine bedeutende Neuerung im Jahr 2023 war die „Copy & Paste“-Funktion, die es den Nutzenden ermöglicht, einmal eingegebene Informationen (Kodierungen) auf weitere Survey-Fragen zu übertragen.
Der Mehrwert und die Benutzerfreundlichkeit von SQP 3.0 wurden im Rahmen von Präsentationen und Workshops auf zahlreichen nationalen und internationalen Konferenzen vorgestellt. Die durchweg positive Resonanz lässt hoffen, dass SQP 3.0 die Art und Weise, wie Forschende Surveys konzipieren und die Qualität ihrer Daten sichern, verändern wird.
1.2
GLES – Kontinuität und Innovation durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz
Die German Longitudinal Election Study (GLES) ist das zentrale Umfrageprogramm in Deutschland zur kontinuierlichen Erhebung und Bereitstellung von hochqualitativen Daten für die nationale und internationale Wahlforschung. Durch ihre vielfältigen Erhebungsmethoden, die sowohl Quer- als auch Längsschnittdesigns umfassen, ermöglicht sie die Untersuchung von Forschungsfragen zu politischen Einstellungen und Verhaltensweisen der Wahlberechtigten und Kandidierenden bei Bundestagswahlen, zu Dynamiken während der Wahlkampagnen sowie zu längerfristigen Trends und intra-individuellem Einstellungsund Verhaltenswandel über mehrere Wahlen hinweg.
Im Jahr 2023 führte die GLES drei Tracking- sowie zwei Panel-Umfragen durch und publizierte über das FDZ Wahlen 18 Forschungsdatensätze, darunter Kumulationen von 48 Tracking-Umfragen aus dem Zeitraum 2009–2023 sowie 21 Panelwellen aus den Jahren 2016–2021. Eine besonders innovative Errungenschaft war die auf dem Large Language Model BERT basierende Entwicklung eines zeitsparenden und präzisen Ansatzes zur Codierung von fast 400.000 offenen Antworten zu den Fragen nach den wichtigsten politischen Problemen in Deutschland aus den Umfragen der GLES 2018–2022. Außerdem erschien ein Sonderheft der Politischen Vierteljahresschrift, das aus der GLES Open Science Challenge 2021 hervorging und ein Expert*innen-Workshop zur Frage, wie Verzerrungen in Umfrageergebnissen aufgrund einer selektiven Teilnahme von Nichtwählenden und bestimmten Gruppen von Wählenden vorgebeugt werden kann, wurde ausgerichtet.
1.3
ISSP –
45
Länder, eine Million Befragte. Eine Studie über soziale Einstellungen und Verhaltensweisen
1984 gegründet, zählt das International Social Survey Programme (ISSP) heute 45 Mitgliedsländer weltweit. Jedes Jahr erhebt das ISSP in einer Umfrage Daten zu einem sozialwissenschaftlich relevanten Thema. Bisher wurden Daten zu elf Themenmodulen erhoben, die in zum Teil unterschiedlichen Zeitabständen repliziert werden. Die Daten bieten hervorragende Möglichkeiten, um den sozialen Wandel zu untersuchen und das Verständnis für die Gesellschaften der Gegenwart zu vertiefen.
Wann immer es unsere Ressourcen erlauben, erstellen wir kumulierte Datensätze. Diese Daten enthalten alle Länder, die an mindestens zwei Modulen zu einem Thema teilgenommen haben, und alle Variablen, die mindestens zweimal erhoben wurden, sowie alle relevanten demographischen Informationen. Zurzeit existieren Kumulationen zu den Themen: National Identity, Religion, Social Inequality und Role of Government. Die Role of Government Kumulation wurde 2023 aktualisiert, so dass sie nun alle fünf Einzelmodule aus den Jahren 1985, 1990, 1996, 2006 und 2016 enthält. Der neue kumulierte Datensatz umfasst 31 Länder von fünf Kontinenten und ermöglicht kombinierte länderübergreifende und Trendanalysen über drei Jahrzehnte.
2023 haben wir außerdem die Daten des ISSP 2020Moduls „Environment“ mit Umfragedaten zu Umweltthemen veröffentlicht. Somit gibt es jetzt vier ISSP „Environment“ Module, die 2024 kumuliert werden.
1.4
FReDA – Daten zum Beziehungs- und Familienleben in Deutschland
Das „Familiendemografische Panel“ (FReDA) ist eine großangelegte Langzeitstudie, die sich mit den Dynamiken von Fertilität, Beziehungen und Familienleben in Deutschland beschäftigt.
Die jährlich zweimal stattfindende Befragung zielt darauf ab, die soziale und wirtschaftliche Lebenssituation der Menschen zu erfassen: das Leben als Single, in Partnerschaften oder in Familien mit Kindern. Dabei sollen Informationen zum Wandel des Beziehungs- und Familienlebens gewonnen, die Lebenszufriedenheit erforscht sowie die Werte und Bedürfnisse von Familien und Personen im jungen und mittleren Erwachsenenalter erfasst werden.
FReDA vereint dabei das „Generations and Gender Programme“ (GGP) und das „Beziehungs- und Familienpanel“ (pairfam) unter einem Dach, wodurch international vergleichende Analysen mit 19 Ländern und die Analyse langer Zeitreihen bis 2008 ermöglicht werden. Im Juli übernahm die Bundesinnenministerin Nancy Faeser die Schirmherrschaft über das Kooperationsprojekt, an dem auch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und die Universität zu Köln beteiligt sind.
Spend
Spend less or much less money
1.5
ALLBUS 2023 –Neuerungen im Erhebungsmodus
Im Jahr 2023 stand die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) ganz im Zeichen eines bedeutenden Wandels: dem Übergang von persönlichen mündlichen Befragungen hin zu online und postalischen Selbstausfüller-Verfahren. Angesichts der potenziellen Auswirkungen eines solchen Modewechsels auf die Vergleichbarkeit der Daten wurde in Absprache mit der Studienkoordinationsgruppe beschlossen, eine teilkontrollierte Übergangsstudie durchzuführen – nach dem Vorbild des erfolgreichen Übergangs von papierbasierten zu computergestützten Interviews im Jahr 2000.
Konkret erfolgte die Erhebung 2023 in zwei verschiedenen Designs: zum einen mittels computerunterstützter persönlicher Interviews (CAPI) und zum anderen durch selbstadministrierte Mixed-Mode-Verfahren, welche postalische und online Selbstausfüller-Komponenten umfassten. Um möglichst viele Zeitreihen aus den verschiedenen ALLBUS-Themenschwerpunkten in die Übergangsstudie aufzunehmen, wurde das turnusmäßig vorgesehene Schwerpunktmodul zu Religion und Weltanschauungen gekürzt. Die Erhebung 2023 bietet ALLBUS-Nutzer*innen die Möglichkeit, Modeeffekte auf die erhobenen Merkmale, Fragen und Fragebatterien zu untersuchen und gegebenenfalls zu korrigieren. Parallel dazu wurde die Optimierung der Erhebungsinstrumente für die neuen Selbstausfüller-Verfahren fortgesetzt, wobei insbesondere die Daten aus der Erhebung 2021 in die Forschung einbezogen wurden.
1.6
Community Data Collection
Unsere Community Data Collection beherbergt einen einzigartigen Bestand von derzeit 5.638 deutschen und internationalen Studien. Diese stehen unseren Nutzenden für Sekundäranalysen und akademische Lehrzwecke zur Verfügung. Die Daten werden von der wissenschaftlichen Community an GESIS übergeben und bei uns im Sinne des Open-Science-Gedankens aufbereitet, archiviert und verbreitet. Die Studien decken ein breites Spektrum an Inhalten und Methoden ab, darunter Kernthemen der sozialwissenschaftlichen Forschung wie politische Einstellungen, Bildung, Migration und Familie. Aktuell ist die Community-Datensammlung in 17 thematische Kollektionen unterteilt, um das Auffinden geeigneter Forschungsdaten für spezifische Communities zu erleichtern.
Im Jahr 2023 wurden zahlreiche neue Studien in die Community-Datensammlung aufgenommen, wodurch insgesamt 171 neue Datensätze für die Forschung zugänglich gemacht werden konnten. Besonders hervorzuheben ist eine vergleichende Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte, die Einblicke in die psychosoziale und ökonomische Situation von Menschen bietet, die aus der Ukraine vertrieben wurden. Ebenso herausragend ist eine umfangreiche Längsschnittstudie der Universitäten Lüneburg, Bremen, Magdeburg und Edinburgh, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die moralischen Wertvorstellungen der Deutschen und Briten untersucht hat. Des Weiteren wurden neue Wellen des ThüringenMonitors und des Wissenschaftsbarometers veröffentlicht. Schließlich wurden auch 39 neue Erhebungen des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung publiziert, wodurch der wissenschaftlichen Gemeinschaft nun Umfragedaten zu aktuellen politischen Themen wie Energiepolitik, künstliche Intelligenz oder Einstellungen zum Ukrainekonflikt zur Verfügung stehen.
1.7
GESIS Survey Guidelines – neue
Themen aus der Umfragepraxis
Die seit 2015 bestehenden GESIS Survey Guidelines bieten evidenzbasierte und praxisnahe Kurzdarstellungen zu Themen der Planung und Durchführung von standardisierten Befragungen. Sie behandeln wiederkehrende Inhalte der methodischen Beratung zur Entwicklung von Erhebungsinstrumenten (Survey Instruments), zur Implementierung von Umfragen (Survey Operations) und zur Umfragestatistik (Survey Statistics) und stellen diese strukturiert dar.
Im Jahr 2023 wurden fünf neue Survey Guidelines zu aktuellen Themen aus der Umfragepraxis veröffentlicht. Im Bereich der Erhebungsinstrumente wurden neue Guidelines zur Übersetzung von Fragebögen (Behr, 2023), zur Umstellung von Interviewer-basierten Fragebögen auf selbstadministrierte Befragungen (Nießen, Hadler & Neuert, 2023) sowie zur Messung von Bildung bei Migrant*innen (Schneider, Chincarini, Liebau, Ortmanns, Pagel und Schönmoser, 2023) publiziert. Im Bereich Umfragestatistik wurden Survey Guidelines zur Imputation von fehlenden Werten (Bruch, 2023) und zur Rekrutierung von Befragten für Onlinebefragungen über soziale Netzwerkseiten wie Facebook und Instagram veröffentlicht (Pötzschke, Weiß, Daikeler, Silber & Beuthner, 2023). Mit diesen neuen Guidelines stehen den Nutzenden nun insgesamt 46 Survey Guidelines zur Verfügung.



GESIS Jahresbericht 2023
1.8 Unsere Angebote in Zahlen
Umfragemethodische Beratung
Beratungssprache
Nutzerinnen und Nutzer unserer umfragemethodischen Beratung
Englisch
Deutsch
Universität/(Fach-)Hochschule
Außeruniversitäres Institut (Leibniz etc.)
Amt/Behörde
Keine Angabe
Kommerzielle Organisation/ Selbstständig
GESIS
z. Zt. nicht erwerbstätig
Training
GESIS Spring Seminar: Modeling Group Differences
3 einwöchige Kurse
92 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
GESIS Summer School in Survey Methodology
10 einwöchige Kurse
84 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
Teilnahmen 62 79
GESIS Fall Seminar in Computational Social Science
7 einwöchige Kurse
93 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
GESIS Workshops 2023
37 zwei- bis fünftägige Kurse
88 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
Datenvertrieb und Datennutzung Eurobarometer
Vertrieb unserer Daten – Downloads 2023 Downloads
Nutzung unserer Daten – erfasst in verlagsgebundenen Publikationen 2023
European Microdata
Publikationen

FORSCHUNG
Forschungsbereiche
Data Quality
Survey M e t hodology Research Data Management
Substantive Research
Unsere Forschung im Bereich Survey Methodology umfasst aktuelle Themen wie Online-Umfragen und gemischte Umfragemethoden. Wir erforschen außerdem Möglichkeiten, Teilnehmer*innen für Umfragen zu gewinnen und Anreize für attraktivere Umfragen zu schaffen. Wir entwickeln effektive Umfrageinstrumente, forschen zu Fragebogenübersetzung sowie der Formulierung präziser, leicht verständlicher Fragen und berücksichtigen Verzerrungen durch Nonresponse. Die einheitliche Erfassung soziodemografischer Merkmale ist ein weiteres Forschungsfeld.
Im Bereich Computational Methods entwickeln wir Methoden zur Verarbeitung und Analyse digitaler Verhaltensdaten. Besonders interessiert sind wir zudem an der Anwendung von Foundation Models in den Sozialwissenschaften und der Nutzung von Large Language Models (LLMs) zur Datenannotation, Kodierung, Generierung und Verbesserung der Datenqualität.
Unsere Forschung zu Research Data Management konzentriert sich auf die Rolle von Forschungsdaten und Open Science in den Sozialwissenschaften. Wir untersuchen Datenteilung, ethische und rechtliche Aspekte sowie praktische Herausforderungen von Forschungsdateninfrastrukturen.
Im Bereich Substantive Research nehmen wir relevante Themen unserer Fachcommunities auf. Wir analysieren beispielsweise Wahlen oder die Auswirkungen von Krisen. Des Weiteren beforschen wir Themen wie Geschlechterungleichheiten im Hochschulbereich, Bildungsgerechtigkeit und Benachteiligung von Migrant*innen sowie der automatisierten Verbreitung von Vorurteilen im digitalen Raum.
Seit 2023 etablieren wir „Datenqualität“ als Querschnittsthema im gesamten Institut: www.gesis.org/forschung
2.1
Neues DFG-Infrastrukturschwer-
punktprogramm „New
Data Spaces for the Social Sciences”
In den Sozialwissenschaften eröffnen sich zunehmend Möglichkeiten, durch neu erschließbare Datenbestände das Verständnis für gesellschaftliche und soziale Prozesse zu vertiefen. Angesichts der bevorstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen wie Digitalisierung, Klimawandel, Diversifizierung, Pandemien und konfliktbedingter Veränderungen ist dies von entscheidender Bedeutung. Obwohl Deutschland im Umfragebereich bereits eine Reihe etablierter Längsschnittprogramme aufweisen kann, sollte die sozialwissenschaftliche Forschung systematisch und vorausschauend auch auf neue Datenformen und -quellen zurückgreifen. Hierzu zählen u. a. digitale Verhaltensdaten aus Kommunikation und Mobilität, prozessbasierte Daten sowie Daten aus innovativen Erfassungsmethoden, wie beispielsweise virtuelle Interviews. Diese neuen Datenressourcen sind jedoch noch wenig etabliert und ihre Qualität sowie Aussagekraft sind nur begrenzt erforscht.
Um dieser Herausforderung in den Sozialwissenschaften im nächsten Jahrzehnt zu begegnen und neue Datenräume für ein tieferes Verständnis sozialer Prozesse zu erschließen, haben Cordula Artelt (LIfBi), Corinna Kleinert (LIfBi), Stefan Liebig (FU Berlin), Alexander Mehler (Uni Frankfurt) und Reinhard Pollak (GESIS) erfolgreich das langfristig angelegte DFG-Infrastrukturschwerpunktprogramm „New Data Spaces for the Social Sciences“ eingeworben.
Dieses Programm bietet über einen Zeitraum von zunächst sechs Jahren die Möglichkeit, neue Methoden und Verfahren der Datengenerierung und des Datenlinkage in verschiedenen Bereichen der empirischen Sozialwissenschaften und Informatik zu erforschen und zu testen. Es werden Prototypen für Datenbereitstellung und -erhebung entwickelt und die Qualität der Daten hinsichtlich möglicher Verzerrungen überprüft. Ziel dieser Bemühungen ist es, einen nachhaltigen Einfluss auf die Datenräume in den empirischen Sozialwissenschaften zu nehmen.
Weitere Informationen zu diesem Förderprogramm sowie eine Übersicht über die in der ersten Förderphase unterstützten Projekte finden Sie unter www.new-data-spaces.de
2.2
Theoretische und praktische Herausforderungen bei der Arbeit mit digitalen Verhaltensdaten aus Online-Plattformen
Den GESIS Research Award für Promovierende erhält im Jahr 2023 Indira Sen aus der Abteilung Computational Social Science. Damit wird ein zentraler Beitrag ihrer Dissertation gewürdigt: die Entwicklung eines Total Error Frameworks für digitale Spuren menschlichen Verhaltens auf Online-Plattformen. Das Framework, das 2021 gemeinsam mit Fabian Flöck, Katrin Weller, Bernd Weiß und Claudia Wagner veröffentlicht wurde, untersucht und systematisiert mögliche Fehlerquellen, die bei der Arbeit mit digitalen Verhaltensdaten aus Online-Plattformen eine Rolle spielen.
Die vorgeschlagene Methode basiert auf dem Total Survey Error (TSE) Framework, das ursprünglich für Befragungsmethoden entwickelt wurde und entwickelt dieses für den neuen Datentyp weiter. Obwohl es deutliche Parallelen zu den bekannten Fehlerquellen des TSE-Frameworks gibt, identifiziert das neue „Total Error Framework for Digital Traces of Human Behavior on Online Platforms“ (TED-On) mehrere Fehlertypen, die spezifisch für die Arbeit mit digitalen Verhaltensdaten von Online-Plattformen sind. Durch die Bereitstellung eines Standardvokabulars zur Beschreibung dieser Fehler soll das vorgeschlagene Framework die Kommunikation und Forschung über die Verwendung digitaler Spuren in der wissenschaftlichen Sozialforschung fördern. Während in verschiedenen Disziplinen, inklusive verschiedener sozialwissenschaftlicher Forschungsfelder, bereits intensiv mit Daten aus Online-Plattformen geforscht wird, rücken
in jüngster Zeit auch Diskussionen zu Datenqualität und möglichen Fehlerquellen dieser Daten mehr und mehr in den Blick der Forschenden.
Dazu leistet Indira Sen nicht nur mit dem TED-On Framework einen wichtigen Beitrag. Auch die weiteren Arbeiten ihrer kumulativen Dissertation widmen sich der Betrachtung der Datenqualität von Online-PlattformDaten. Ergänzend zum systematisch theoretischen Blick durch das Error Framework untersucht sie an konkreten Anwendungsfällen die praktischen Herausforderungen bei der Messung von Fehlerquellen, beispielsweise bezogen auf die Anwendung automatischer Verfahren für die Erkennung von Einstellungen (sentiment bzw. stance detection) für Texte in Online-Plattformen.
Indira Sen, Fabian Flöck, Katrin Weller, Bernd Weiß, Claudia Wagner, A Total Error Framework for Digital Traces of Human Behavior on Online Platforms, Public Opinion Quarterly, Volume 85, Issue S1, 2021, Pages 399–422, https://doi.org/10.1093/poq/nfab018
2.3
UniSAFE: Forschung zu geschlechtsbezogener Gewalt in der Wissenschaft offenbart frappierende Ergebnisse
Sexualisierte und geschlechtsbezogene Gewalt am Arbeitsplatz ist an Hochschulen und Forschungseinrichtungen keine Ausnahme und kommt auch in virtuellen Arbeits- und Studienkontexten in der Wissenschaft vor. Dennoch stand das Thema lange im Abseits des wissenschaftlichen Interesses. In der dreijährigen Kooperation im EU-geförderten Forschungsprojekt UniSAFE – Genderbased violence and institutional responses (UniSAFE –Geschlechtsbezogene Gewalt und institutionelle Antworten) leitete GESIS die bisher größte Online-Umfrage in 45 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Europa, an
Höchste Standards:
Datenqualität ist unser Fundament
welcher sich über 42.000 Beschäftigte und Studierende beteiligten. Die frappierenden Ergebnisse der Studie, an der auch die European Science Foundation, Complutense University Madrid, Örebro University, Yellow Window, Institute of Sociology of the Academy of Sciences of the Czech Republic, Jagiellonian University, Oxford Brookes University, Gothenburg University, und das Lithuanian Centre for Social Sciences beteiligt waren, zeigen, dass etwa zwei Drittel der Teilnehmenden Erfahrungen mit mindestens einer Gewaltform an der eigenen Hochschule oder Forschungseinrichtung machten. Psychische Gewalt (57%) und sexuelle Belästigung (31%) kommen am häufigsten vor. Beschäftigte sind insgesamt stärker betroffen als Studierende. Auffällige Häufungen von Gewalterfahrungen zeigen sich bei nicht-binären Menschen (74%), Menschen mit Behinderung oder chronischer Erkrankung (72%), Angehörigen einer ethnischen Minderheit (69%) sowie Personen, die sich als nicht-heterosexuell bezeichnen (68%).
Die meisten Vorfälle werden nicht gemeldet, weil es Unsicherheiten in der Interpretation des Erlebten gibt, das Verhalten erst im Nachhinein als gewaltvoll erkannt oder keine Konsequenzen erwartet werden. Häufig mangelt es an Handlungssicherheit in solchen Situationen.
Darum entwickelte das Projekt auf Grundlage dieser Ergebnisse einen praxisnahen Instrumentenkasten für Hochschulen und Forschungseinrichtungen, um sexualisierte und geschlechtsbezogene Übergriffe in der Wissenschaft zu reduzieren.
2.4
Programme für Gastforschende fördern die Internationalisierung
Als international tätige Forschungseinrichtung pflegen wir enge Beziehungen zu Forschenden aus aller Welt. Zur Förderung dieses Austauschs haben wir zwei Austauschprogramme entwickelt: das Senior Researcher Programm für erfahrene Forschende und Fachexpert*innen sowie das Junior Researcher Programm für Promovierende und Postdocs, die am Anfang ihrer Karriere stehen.
Ziel des Senior Researcher Programms ist es, internationale Forschungskooperationen aufzubauen und gemeinsame Forschungsprojekte und Publikationen voranzutreiben. Darüber hinaus arbeiten wir mit renommierten Fachexpert*innen zusammen, um Angebote, Expertise und Best-Practice-Empfehlungen im Bereich der sozialwissenschaftlichen Infrastrukturen weiterzuentwickeln. Das Junior Researcher Programm unterstützt Doktoranden und Postdocs am Anfang ihrer Karriere dabei, GESIS kennenzulernen und Einblicke in die vielfältigen Daten,
Angebote und Forschungsmöglichkeiten zu erhalten. Internationale Junior Researcher spielen eine wichtige Rolle als Multiplikatoren für unsere Forschungsdatenangebote. Darüber hinaus werden Nachwuchswissenschaftler*innen gezielt in GESIS-Dienstleistungen und gemeinsame Forschungsprojekte eingebunden.
Um herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen zu gewinnen, haben wir außerdem ein Ambassador-Programm ins Leben gerufen. Ein Gremium aus international renommierten Senior Researchers, den „Ambassadors“, stellt dabei sicher, dass besonders qualifizierte Kandidat*innen zu GESIS kommen. So fördern wir langfristig institutionelle Bindungen und nachhaltige Kooperationen mit internationalen Einrichtungen.
Im Jahr 2023 waren u. a. folgende Senior Researchers bei GESIS:
Von Bis Name Thema
30.01.2023 24.02.2023
24.07.2023 28.07.2023
06.08.2023 19.08.2023
04.09.2023 08.09.2023
24.09.2023 01.10.2023
25.09.2023 06.10.2023
15.11.2023 22.11.2023
27.11.2023 01.12.2023
28.11.2023 06.12.2023
05.12.2023 20.12.2023
Thomas Resch (University of Vienna, Austria)
Massimo La Morgia (Computer Science Department of Sapienza University of Rome, Italy)
Alberto López Ortega (Vrije Universiteit Amsterdam, The Netherlands)
Brian Kleiner (FORS, Switzerland)
Timothy Johnson (University of Illinois at Chicago, USA)
Alice Ramos (Instituto de Ciências Sociais –Univ. Lisboa, Portugal)
Libby Hemphill (University of Michigan, USA)
José-Luis Padilla (Universidad de Granada, Spain)
Katjana Gattermann (UVA Amsterdam, The Netherlands)
Sigrún Ólafsdóttir (University Iceland, Iceland)
Educational inequalities in Corona: comparative perspectives
Analyzing Telegram through the lens of the TGDataset
Sexual and gender minorities
Research Data Management
Public Perceptions of Pollsters
Anti-Immigrant Sentiments in the ESS
CHOC Konferenz – Approaches for understanding harmful online content: traditional, computational, mixed methods
The impact of web probing on psychometric data quality
European Election Study, gender, and legitimacy perceptions
Changing Attitudes Role of Government
Vollständige Übersicht über Forschende, die 2023 bei GESIS zu Gast waren: www.gesis.org/en/research/visitingresearch-stays/past-research-stays
Unsere Forschung in Zahlen
davon Open Access:
Anzahl neu gestarteter Drittmittel-Projekte 2023
Sonstige 9
Europe 4
5
davon begutachtete Tagungsbandbeiträge der Informatik: 12 Open Access 7
davon begutachtete Zeitschriftenaufsätze: 155 Open Access 117
davon eingeladen: 73
Sonstige 27
36
Anzahl laufender Drittmittel-Projekte 2023
Übersicht zu allen Publikationen, Vorträgen und Drittmittelprojekten: www.gesis.org/forschung

TRENDS
Um den Fortschritt und die Relevanz unserer Arbeit sicherzustellen, haben wir einen jährlichen institutsübergreifenden Prozess zur Identifizierung von Trends eingeführt. Durch regelmäßige Überprüfung und Anpassung bleiben unsere Angebote und Forschungsergebnisse stets zeitgemäß und den Bedürfnissen unserer Zielgruppen angepasst.
Der Hype um Künstliche Intelligenz und große Sprachmodelle
In den letzten zehn Jahren haben bedeutende Fortschritte im Bereich künstlicher Intelligenz wie „Deep Learning“ und „Transfer Learning“ zu beeindruckenden Entwicklungen geführt, insbesondere im Bereich der automatischen Verarbeitung natürlicher Sprache. Dies hat zur Entstehung großer generativer Sprachmodelle (Large Language Models, kurz LLMs) geführt, wie GPT4 und dem darauf basierenden Chatbot ChatGPT, der speziell auf die Interaktion mit Nutzenden ausgerichtet ist. Ein entscheidender Faktor für den steilen Anstieg der Leistungsfähigkeit von LLMs sind neue Trainingsmethoden, die weitgehend auf manuell annotierte Daten verzichten und stattdessen auf gigantische Datensätze setzen.
Künstliche Intelligenz in den Sozialwissenschaften und bei GESIS
Auch in den Sozialwissenschaften werden bereits verschiedene Anwendungsfelder und -möglichkeiten untersucht. In der Umfrageforschung können LLMs beispielsweise im Fragebogendesign für die Bewertung, Generierung, Übersetzung oder Vereinfachung von Fragen verwendet werden oder sogar zur Ergänzung fehlender Angaben. Bei GESIS wird KI, insbesondere LLMs, bereits erfolgreich im Rahmen von Forschung und Infrastrukturen eingesetzt. Dies umfasst die psychometrische Untersuchung von LLMs zur Bestimmung ihrer Wertorientierung, die Evaluation von KI-basierten Methoden für die Codierung von Texten oder das Verschlagworten von Items und Variablen sowie die statistische Analyse von Umfragedaten.
Bei der Auswertung von digitalen Verhaltensdaten, beispielsweise aus dem Web und den sozialen Medien, sind KI-basierte Verfahren bereits unverzichtbar geworden, um eine automatisierte Verarbeitung und Analyse von Inhalten und Texten zu ermöglichen. Auch hier haben vortrainierte Sprachmodelle signifikante Fortschritte ermöglicht, insbesondere bei Aufgaben wie Opinion Mining, der Erkennung von Fake News, Hate Speech oder politischen Verzerrungen und Einstellungen.
Im Zusammenhang mit den Forschungsdateninfrastrukturen von GESIS werden KI-basierte Methoden umfassend untersucht, um sie schrittweise in Portale wie die GESISSuche zu integrieren. Dies umfasst die Verbesserung von Suchalgorithmen oder das Verstehen von Nutzendeninteraktionen. Für die Suche nach Forschungsdaten oder Methoden werden beispielsweise KI-Verfahren zur Erkennung von zitierten Machine Learning-Modellen und die LLM-basierte Erstellung von vernetzten Forschungsinformationen in Form von Wissensgraphen entwickelt. Diese Methoden werden insbesondere auch im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) in verschiedenen Anwendungskontexten genutzt und evaluiert.
Herausforderungen für die breite Nutzung in den Sozialwissenschaften
Die wachsende Verfügbarkeit und Nutzbarkeit vortrainierter Sprachmodelle ermöglichen eine umfassende, interdisziplinäre und ambitionierte Nutzung. Gleichzeitig ist der Stand der LLM-Forschung noch sehr dynamisch und kontrovers. Zahlreiche Arbeiten zeigen, dass der Output generativer Modelle oft unvorhersehbar ist und von minimalen Variationen der Anweisungen und Verzerrungen in den Trainingsdaten stark beeinflusst wird, die sogar zur Reproduktion von Stereotypen führen können.
Datenschutz und Urheberrecht sind aktuell viel diskutierte Themen im Zusammenhang mit Trainingsdaten und die Bewertung und Reproduktion von LLM-basierten Verfahren ist prinzipiell schwierig. Eine praktische Herausforderung besteht in der Wartung und Aktualisierung großer vortrainierter Modelle, da sie mit umfangreichen Daten-
mengen trainiert werden, die im Laufe der Zeit veralten können. Daher müssen sie kontinuierlich mit neuen Daten aktualisiert werden. Da Sozialwissenschaftler*innen i. d. R. nicht über entsprechende Daten und Rechenleistung verfügen, sind effiziente Methoden für die Aktualisierung von Modellen unerlässlich, um Abhängigkeiten zu vermeiden.
KI & LLMs bei GESIS: ein Ausblick
GESIS wird die Potenziale KI-basierter Ansätze für seine eigenen Infrastrukturen und Angebote weiter erschließen und dabei besonderen Wert auf die Bewältigung der genannten Herausforderungen legen. In der Durchführung von Umfragen plant GESIS beispielsweise die Effizienzsteigerung durch die automatisierte Codierung von Texten mittels KI sowie die Chatbot-basierte Unterstützung bei der Suche nach Instrumenten (ZIS). Weitere Potenziale liegen in der Unterstützung von kognitivem Pretesting, beispielsweise durch die KI-basierte Erkennung von Verständnisproblemen oder die Simulation von Antworten. Derzeit werden bereits LLM-basierte Methoden zur Verschlagwortung von Items und Variablen, zur Aufbereitung von Metadaten, zur Imputation von Umfrageantworten und zur synthetischen Generierung von Social-Media-Inhalten und Konversationen untersucht.
Ein zentrales Ziel von GESIS ist es, Sozialwissenschaftler*innen ein angemessenes Verständnis für die Grenzen und Möglichkeiten von LLMs und KI-basierten Methoden zu vermitteln, um ihre adäquate Nutzung in den Sozialwissenschaften zu fördern. In diesem Zusammenhang plant GESIS für 2024 die Einführung eines neuen Angebots (Methods Hub), das sowohl Methoden wie vortrainierte LLMs als auch entsprechendes Methodenwissen bereitstellt, um Sozialwissenschaftler*innen zu unterstützen, die sich mit der Analyse von digitalen Verhaltensdaten befassen.
GESIS plant, einen zentralen Hub im Kontext digitaler Verhaltensdaten zu etablieren, der bewährte Ansätze aus dem Forschungsdatenmanagement der empirischen Sozialforschung auf KI-basierte Methoden überträgt.
Dabei sollen beispielsweise Erkenntnisse zur zitierfähigen, persistenten Archivierung adaptiert werden, um eine effiziente Suche nach Methoden für wiederkehrende Datenanalyse- und -aufbereitungsschritte digitaler Verhaltensdaten zu ermöglichen. In Zukunft sollen auch Methoden aus der GESIS-Forschung und der Datenaufbereitung, beispielsweise für die Analyse von Social-Media-Daten oder die Erkennung von Fehlinformationen, bereitgestellt werden. Begleitet und ermöglicht werden diese Angebote von einem breiten Forschungsportfolio, in dessen Rahmen sowohl die sozialwissenschaftlichen Anwendungsbereiche von KI als auch die methodische Weiterentwicklung und das Verständnis von KI untersucht und vorangetrieben werden.
Wichtige Publikationen 2023 in diesem Bereich:
Linzbach, S., Tressel, T., Kallmeyer, L., Dietze, S. & Jabeen, H. (2023). Decoding prompt syntax: Analysing its impact on knowledge retrieval in large language models. Companion Proceedings of the ACM Web Conference 2023, 1145–1149. https://doi.org/10.1145/3543873.3587655
Otto, W., Zloch, M., Gan, L., Karmakar, S. & Dietze, S., (2023). GSAP-NER: A novel task, corpus, and baseline for scholarly entity extraction focused on machine learning models and datasets. In H. Bouamor, J. Pino & K. Bali (Hrsg.), Findings of the Association for Computational Linguistics: EMNLP 2023 (S. 8166–8176). Association for Computational Linguistics. https://doi.org/10.18653/ v1/2023.findings-emnlp.548
Pan, J. Z., Razniewski, S., Kalo, J.-C., Singhania, S., Chen, J., Dietze, S., Jabeen, H., Omeliyanenko, J., Zhang, W., Lissandrini, M., Biswas, R., Melo, G., Bonifati, A., Vakaj, E., Dragoni, M. & Graux, D. (2023). Large language models and knowledge graphs: Opportunities and challenges. Transactions on Graph Data & Knowledge, 1(1). https://doi.org/10.4230/TGDK.1.1.2
Pellert, M., Lechner, C. M., Wagner, C., Rammstedt, B. & Strohmaier, M. (2024). AI psychometrics: Assessing the psychological profiles of large language models through psychometric inventories. Perspectives on Psychological Science. https://doi.org/10.1177/17456916231214460
Innovative Technologien: Chancen nutzen, Stereotypen überwinden, Datenschutz gewährleisten
Sen, I., Assenmacher, D., Samory, M., Augenstein, I., Aalst, W. & Wagner, C. (2023). People make better edits: Measuring the efficacy of LLM-generated counterfactually augmented data for harmful language detection. In H. Bouamor, J. Pino & K. Bali (Hrsg.), Proceedings of the 2023 Conference on Empirical Methods in Natural Language Processing (S. 10480–10504). Association for Computational Linguistics. https://doi.org/10.18653/ v1/2023.emnlp-main.649

BERD@NFDI
NFDI4DataScience
KonsortSWD
Base4NFDI
NFDI
ESS
CESSDA
ERICs
Bildungspotenziale
Umweltkrisen
Integrierte
Erdsystemforschung
Leibniz Data
Mathematische
Modellierung & Simulation
INFECTIONS
Leibniz
GESIS ist Teil der nationalen, europäischen und internationalen Forschungsgemeinschaft. In diese Gemeinschaft sind wir eingebunden über Kooperationen, Verbünde und Konsortien, in denen wir auf verschiedene Weise aktiv sind und über die wir unsere Arbeit über Grenzen hinweg anschlussfähig machen.
4.1
NFDI: Dienste der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur nehmen Form an
Nachdem im März 2023 sieben weitere Konsortien zur NFDI gestoßen sind, ist die Nationale Forschungsdateninfrastruktur nunmehr komplett. 26 Fachkonsortien vereinen insgesamt fast 300 Universitäten, Forschungs- und Infrastruktureinrichtungen unter der Vision „Daten als gemeinsames Gut für exzellente Forschung, organisiert durch die Wissenschaft in Deutschland“.
Mit KonsortSWD leitet GESIS bereits seit 2020 das Konsortium für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften in der NFDI. Dieses baut auf den wertvollen Datenbeständen von 41 Forschungsdatenzentren auf, vernetzt deren Daten und Angebote und baut neue Dienste auf.
Außerdem nimmt GESIS eine zentral gestaltende Rolle in BERD@NFDI, dem Konsortium mit Schwerpunkt auf betriebswissenschaftlichen Daten ein, ebenso wie in NFDI4DataScience.
2023 startete darüber hinaus als Verbund aus allen 26 Konsortien Base4NFDI, das GESIS u. a. mit zwei Projektsprecher*innen maßgeblich mitgestaltet. Der Verbund wird NFDI-weite Basisdienste, z. B. für ein einheitliches Login oder ein Helpdesk, voranbringen.
Wichtige Services wurden im KonsortSWD initiiert: Im Forum4MICA, das am Leibniz-Institut für Bildungsforschung (LIfBI) entwickelt wird, wird künftig auch die Expertise von Datenexpert*innen aus weiteren Forschungsdatenzentren eingebunden, z. B. vom ALLBUS bei GESIS, dem FDZ des Statistischen Bundesamtes, dem SOEP oder dem Deutschen Zentrum für Altersfragen.

QualidataNet bringt wiederum die qualitative Sozialforschung einen enormen Schritt nach vorne. Das Teilen von Daten ist, nicht zuletzt wegen des Vertrauensverhältnisses, das z. B. bei Interviews mit Befragten aufgebaut wird, oft mit großen Hürden verbunden. Das Interesse an Forschungsdatenmanagement (FDM) im qualitativen Bereich ist beträchtlich. So z. B. auch seitens des HelmholtzZentrums für Umweltforschung – UFZ. Für das FDM ihrer quantitativen Daten wollen sie, aus der Kooperation mit KonsortSWD heraus, künftig mit GESIS zusammenarbeiten.
Ab 2024 wird schließlich der Zertifikatskurs FDM an der TH Köln durch ein Modul zum Kompetenzaufbau im Bereich des sozialwissenschaftlichen Forschungsdatenmanagements ergänzt, ein Teil der Informations- und Trainingsplattform von KonsortSWD, RDMCompas.
4.2
CESSDA: Engagement in wichtigen europäischen Projekten
2023 konnten einige Projekte aus der CESSDA Agenda 2021–2022 abgeschlossen werden. So wurde ein von GESIS geleitetes Schulungsprojekt zur Erweiterung des Leitfadens zur Datenarchivierung fertiggestellt. Der Leitfaden deckt nun auch die Bereiche Guidelines, Pre-Ingest, Ingest und FAIR ab. Das Kapitel „Schnelleinstieg“ wurde bereits erfolgreich zur Einarbeitung mehrerer neuer GESIS-Mitarbeitenden eingesetzt. Ein zweites Projekt war die Integration von BinderHub in JupyterHub. Im Gegensatz zu JupyterHub ist BinderHub vor allem für kurzlebige Arbeiten konzipiert, die sofort geteilt werden sollen.
Darüber hinaus engagierte sich GESIS im Projekt Journals Outreach und in der Arbeit am Core Trust Seal. Im Rahmen der Key Topic Working Groups von CESSDA hat GESIS die Initiative ergriffen, eine Gruppe zum Thema „Sensitive Data“ zu organisieren. Hauptziel ist es, den Zugang zu sensiblen Daten auf eine größere Anzahl von CESSDA-Mitgliedern auszuweiten.
Auch im Jahr 2023 konnte CESSDA seine hohe Erfolgsquote bei der Einwerbung von Drittmitteln aus europäischen Quellen fortsetzen. In diesem Rahmen sind wir an zwei großen Projekten beteiligt: Zum einen am Projekt Infra4NextGen, das darauf abzielt, die Ergebnisse der wichtigsten sozialwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Europa und anderer vertrauenswürdiger Quellen zu nutzen, um die Ziele des Programms „Next Generation EU“ zu unterstützen und die EU-Jugendpolitik zu informieren.
Zum anderen sind wir an ENTRUST:
A European Network of TRUSTed Research Environments beteiligt, einem Projekt, das ein europäisches Netzwerk vertrauenswürdiger Forschungsumgebungen für sensible Daten aufbauen und die europäische Interoperabilität durch die Entwicklung eines gemeinsamen Ansatzes für den föderierten Datenzugriff und die Datenanalyse fördern soll.
Mit Blick auf die Zukunft enthält die CESSDA-Strategie 2023 – 2027 viele Themen, die sich mit den Interessen und Aktivitäten von GESIS überschneiden: Interoperabilität,
FAIR-Data, Auffindbarkeit von Daten und Dokumentation, europäisches Engagement, Zugang zu sensiblen Daten und weitere Möglichkeiten der Drittmittelfinanzierung.
2023 wurde GESIS zum regulären Mitglied von CESSDA. In diesem Rahmen werden wir eine große CESSDA-Veranstaltung sponsern, die im Juni 2024 in Split (Kroatien) stattfinden wird.
4.3
ESS: Erfolgreiche Erhebung für die 11. Runde und zukünftige Entwicklungen
Der European Social Survey (ESS) ist eine länderübergreifende Erhebung, die seit 2001 alle zwei Jahre durchgeführt wird. Der ESS erhebt Daten über Einstellungen und Verhaltensmuster der Bevölkerung in mehr als 30 europäischen Ländern. ESS-Daten aus Deutschland sind dabei nach wie vor die am häufigsten analysierten Daten im ESS, dessen Nutzendenzahl auf fast 230.000 registrierte Nutzende weltweit anstieg. In Zusammenarbeit mit Kantar Public führten wir 2023 erneut die Befragung für den ESS in Deutschland durch. Thematische Schwerpunkte dieser 11. Runde waren die Module „Soziale Ungleichheiten in der Gesundheit und ihre Determinanten“ sowie „Die Geschlechterfrage im heutigen Europa: Gleichstellung neu Denken“. Erste Datenveröffentlichungen werden ab Juni 2024 zur Verfügung stehen.
Im Rahmen des Core Scientific Team des ESS beteiligten wir uns darüber hinaus an der Betreuung der teilnehmenden Länder hinsichtlich Fragebogen-Übersetzung und Monitoring der Feldarbeit. Weiterhin wurde ein Qualitätsbericht über die Arbeit der Interviewer*innen in Runde 10 erstellt, bei der es um die Einhaltung der Vorgaben sowie um Interviewer*innen-Effekte in den Befragungsdaten geht.
Im EU-Projekt „Next Steps in Securing the Sustainability of the European Social Survey” (ESSSUSTAIN-2) beteiligten wir uns daran, die Verfahren zu Fragebogenübersetzung des European Social Survey und der European Value Study systematisch zu vergleichen. Außerdem wurden Online-Trainingskurse in ausgesuchten Teilnehmerländern zu Themen der Umfragemethodik und der komparativen Datenanalyse organisiert sowie Leitfadeninterviews mit Intensivnutzer*innen über die digitalen Angebote des ESS durchgeführt.
Aufgrund der zunehmenden Schwierigkeiten bei der Durchführung von persönlichen Befragungen in ganz Europa wurde im Herbst 2023 in den Gremien des ESS die Entscheidung getroffen, die 12. Befragungsrunde (2025) als Mixed-Mode-Befragung durchzuführen. Dabei wird GESIS insbesondere bei der Weiterentwicklung des Übersetzungstools, der Überarbeitung der Messung des Bildungsniveaus sowie der Anpassung von Kennzahlen der Datenqualität tätig sein. Des Weiteren ist eine Umstellung der Datenerhebung von der persönlichen Befragung zur selbstadministrierten Erhebung ab Runde 13 (2027) geplant.
4.4
Leibniz-Verbünde
Leibniz-Forschungsnetzwerke widmen sich einem besonderen Schwerpunktthema oder einer Schlüsseltechnologie. Ziel ist es, die fachlichen und methodisch-technischen Kompetenzen der beteiligten Leibniz-Institute zu bündeln, auszutauschen, weiterzuentwickeln und nach außen hin sichtbar zu machen. Leibniz-Forschungsnetzwerke werden auf Vorschlag aus der Leibniz-Gemeinschaft vom Leibniz-Präsidium eingerichtet.
Leibniz-Institute schließen sich in Leibniz-Forschungsverbünden zusammen, um aktuelle Themen von hoher wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz interund transdisziplinär zu bearbeiten.
Leibniz-Forschungsverbünde sind ein Instrument der internen Vernetzung und verfolgen das Ziel, komplementäre Kompetenzen der Institute zu bündeln und so besonders erfolgreichen Forschungsvorhaben mit hoher Strahlkraft den Weg zu bereiten.
Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale
Bildungschancen sind oft ungleich verteilt, Kinder und Erwachsene wissen nicht, wie sie mit der Informationsflut umgehen sollen, schulische und akademische Ziele sind nicht immer klar – im Bildungsbereich gibt es viele Herausforderungen. Um diesen zu begegnen und Lösungsansätze zu entwickeln, hat sich das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Bildungspotenziale (Leibniz Education Research Network – LERN)“ zusammengeschlossen.
Bildungspotenziale
Das Ziel des Forschungsnetzwerkes ist es, die Fachkenntnisse der einzelnen Institute im Hinblick auf Bildungsfragen zusammenzuführen und auszubauen, um Antworten auf die von Bildungspolitik und -verwaltung sowie anderen gesellschaftlichen Akteur*innen gestellten Fragen zu finden.
Leibniz-Forschungsnetzwerk Umweltkrisen – Krisenumwelten
Das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Umweltkrisen – Krisenumwelten“ untersucht die Wahrnehmung und Regulierung von Umweltveränderungen als Krisen. Krisen werden verstanden als Bedrohungen, die als dringlich, existentiell und in ihren politischen Folgen ungewiss erlebt werden und dadurch ein politisches Krisenmanagement auslösen. Vor diesem Hintergrund untersucht das Leibniz-Forschungsnetzwerk, unter welchen Bedingungen Umweltveränderungen als Krise wahrgenommen oder auch bestritten werden und welche Governance-Arrangements ein effektives und nachhaltiges Krisenmanagement fördern.
Umweltkrisen –Krisenumwelten
Leibniz-Forschungsnetzwerk Integrierte Erdsystemforschung
Die Menschheit nimmt zunehmend Einfluss auf das über Jahrmillionen entstandene Erdsystem. Sichtbare Anzeichen dieses „Anthropozäns“ sind die globale Klimaerwärmung, die Verschmutzung der Ozeane und der Rückgang der Biodiversität.
In den kommenden Jahren stehen deshalb gesellschaftliche Entscheidungen von zivilisationsgeschichtlicher Tragweite an. Eine fundamentale Frage lautet dabei: Wie lässt sich das Erdsystem ökologisch so stabilisieren, dass Wohlbefinden, Prosperität, Gerechtigkeit, Frieden und Sicherheit für alle Menschen gesichert oder überhaupt erreicht werden?
Das Leibniz-Forschungsnetzwerk „Integrierte Erdsystemforschung“ (iESF) stellt sich vor diesem Hintergrund die Aufgabe, für die Gesellschaft handlungsrelevante Erkenntnisse über die Menschen im Erdsystem zu gewinnen. Vor allem die ökologischen Tragfähigkeiten des Erdsystems sollen bestimmt und daraus nachhaltige Entwicklungspfade abgeleitet werden.
Integrierte Erdsystemforschung
LeibnizData
Leibniz-Forschungsnetzwerk
LeibnizData
Die Zielsetzung von LeibnizData besteht darin, die Antworten der Leibniz-Gemeinschaft auf die Anforderungen eines zukunftsgerichteten Umgangs mit Forschungsdaten zu bündeln. Disziplinübergreifend bündelt das LeibnizForschungsnetzwerk Serviceleistungen für das Datenmanagement sowie die notwendigen Forschungsdateninfrastrukturen und schafft Möglichkeiten für den fachlichen Austausch – sowohl innerhalb von LeibnizData als auch für die gesamte Leibniz-Gemeinschaft und darüber hinaus.
Leibniz-Forschungsnetzwerk
Mathematische Modellierung und Simulation (MMS)
Moderne Methoden der mathematischen Modellierung und Simulation haben sich als fundamentale Ressource des wissenschaftlich-technologischen Fortschritts erwiesen. Dabei werden Methoden aus sehr verschiedenen Bereichen der Mathematik angewendet, die sich oft nicht nur im jeweiligen Anwendungskontext einsetzen lassen, sondern auch in völlig anderen Wissenschaftszweigen. Ziel des Leibniz-Forschungsnetzwerks ist es, dieses Effektivitätspotenzial systematisch einzusetzen und für Synergien zu nutzen. Zentral ist dabei die Frage nach den jeweils passenden, schnellsten und fehlerresistentesten Methoden der aktuellen mathematischen Forschung und der nachhaltigen Nutzung vorhandener Softwareund Hardware-Ressourcen.

Leibniz-Forschungsverbund INFECTIONS in an Urbanizing World –Humans, Animals, Environments
Infektionskrankheiten können sich auf unterschiedlichste Weise verbreiten und auf den Menschen übertragen. Um diese Mechanismen zu verstehen und daraus Strategien für eine verbesserte Infektionskontrolle ableiten zu können, bedarf es einer gesamtheitlichen Betrachtung. Biomedizinische, ökologische, sozio-ökonomische und politische Aspekte müssen mit einbezogen werden.
Ziel des Forschungsverbunds „INFECTIONS in an Urbanizing World“ ist es, eine Kultur der interdisziplinären Forschung und Kommunikation über die Fachgrenzen hinweg zu etablieren und dadurch neue Strategien und Methoden für Frühwarnsysteme auch unter Beteiligung der Öffentlichkeit, ein verbessertes Management von Ausbrüchen und eine optimierte Eindämmung der Erregerausbreitung zu entwickeln.
Mathematische Modellierung und Simulation (MMS) INFECTIONS in an Urbanizing World –Humans, Animals, Environments
Weitere Informationen zu den Leibniz-Forschungsverbünden: www.gesis.org/forschung/leibnizforschungsverbuende
WIR SIND GESIS

Hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter*innen sind der Grundpfeiler für exzellente Forschung und herausragenden Service bei GESIS. Daher liegt uns die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die bedarfsorientierte Karriereentwicklung des Personals besonders am Herzen.
5.1
Karriere bei GESIS
Die diesjährigen GESIS Research Awards gingen an ...
2023 wurden zum zweiten Mal die GESIS Research Awards verliehen. In diesem Jahr wurde ein Award für die herausragende wissenschaftliche Leistung von Doktorand*innen vergeben. Außerdem wurden das beste Drittmittelprojekt sowie die beste abteilungsübergreifende Publikation mit jeweils einem Award ausgezeichnet.
Der Research Award für herausragende wissenschaftliche Leistung von Doktorand*innen, vergeben vom Wissenschaftlichen Beirat von GESIS, ging an:
Indira Sen, für die Publikation: Indira Sen, Fabian Flöck, Katrin Weller, Bernd Weiß, Claudia Wagner. 2021. A total error framework for digital traces of human behavior on online platforms. Public Opinion Quarterly, 85(S1), 399–422. https://doi.org/10.1093/poq/nfab018
Der Research Award für das beste Drittmittelprojekt, ausgelobt von der Institutsleitung von GESIS, ging an:
Dagmar Kern für das DFG-Projekt „Automatische Prüfung der Verständlichkeit von FragebogenItems mittels Eye-Tracking“ (TACT).
Den Research Award für abteilungsübergreifende Zusammenarbeit, der ebenfalls von der GESIS-Institutsleitung verliehen wurde, erhielten:
Henning Silber, Johannes Breuer, Christoph Beuthner, Tobias Gummer, Florian Keusch, Pascal Siegers, Sebastian Stier, Bernd Weiß 2022. Linking surveys and digital trace data: Insights from two studies on determinants of data sharing behaviour. Journal of the Royal Statistical Society, Series A: (Statistics in Society), 185(Suppl. 2), 387–407. https://doi.org/10.1111/rssa.12954
GESIS Doctoral Program, PostdocFörderung und GESIS Qualification Center
Seit 2018 wird die Fort- und Weiterbildung bei GESIS zentral, einheitlich und bedarfsgerecht durch das GESIS Qualification Center organisiert und durchgeführt. Dazu gehören auch die Veranstaltungen des GESIS Doctoral Programs und der Postdoc-Förderung. Die Veranstaltungen, die unter dem Dach des Qualification Center 2023 für beide Gruppen angeboten werden, umfassen Workshops zu zentralen Kompetenzen, die für eine erfolgreiche Promotion und die Entwicklung einer wissenschaftlichen Karriere notwendig sind. Für Promovierende waren dies Workshops zum Verfassen englischsprachiger Publikationen oder zu Präsentationstechniken, für Postdocs ein Workshop zu Leadership Skills for Scientists. Außerdem fand im Mai 2023 der Networking Day für Promovierende statt. Hier wurden Vorträge zu Wissenschaftskommunikation und Publikationsstrategien sowie allgemeine Informationen zur Promotionsphase bei GESIS angeboten.
Promotionen
Backes, Tobias (KTS): Partial orders and progressive blocking: A matching-based framework for largescale entity resolution in bibliographic data. Stefan Dietze. Stefan Conrad. Laura Dietz. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Boland, Katarina (KTS): From the ivory tower into the wild – Analysis of (mis)information in online discourses in the age of deep learning. Stefan Dietze. Martin Mauve. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Bucher, Hannah (DRS): (Non)probability sampling in survey research. Florian Keusch. Tobias Gummer. Universität Mannheim.
Großkurth, Katharina (SDM): Partial orders and progressive blocking: A matching-based framework for large-scale entity resolution in bibliographic data. Thorsten Meiser. Clemens Lechner. Universität Mannheim.
Hadler, Patricia (SDM): Context effects in question evaluation via web probing: Exploring the interaction of open-ended and closed survey questions. Natalja Menold. Herbert Bless. Universität Mannheim.
Heller, Ayline (SDM): Transgenerationale Erinnerungsprozesse in ihrem gesellschaftlichen Kontext. Über Nachkommen politischer NS-Verfolgter in Ost- und Westdeutschland. Oliver Decker. Sebastian Winter. Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.
Jadidi, Mohsen (CSS): Practices, networks and success in creative careers: Study of inequalities using large-scale digital behavioural data. Tobias Krämer. Claudia Wagner. Universität Koblenz-Landau.
Minderop, Isabella (SDM): Participation time in selfadministered panel surveys: Measurements and consequences. Tobias Gummer. Bella Struminskaya. Universität Mannheim.
Momeni, Fakhri (KTS): Exploring the dimensions of scientific impact: A comprehensive bibliometric analysis investigating the influence of gender, mobility, and open access. Stefan Dietze. Isabelle Peters. Heinrich-HeineUniversität Düsseldorf.
Schulze, Nicole (Präs): Wissens- und Technologietransfer im inter- und innerdisziplinären Vergleich. Uwe Schimank. Michael Hölscher. Universität Bremen.
Soldner, Felix (CSS): Combating online consumer fraud and counterfeits: A data science perspective. Bennet Kleinberg. Shane Johnson. University College London.
Wieland, Mareike (CSS): Smarte Medien, smarte Informationsverarbeitung? Rezeption und Wirkung nicht-intendierter Nachrichtenkontakte im Kontext einer Smartphone-basierten Social Media-Nutzung. Katharina Kleinen-von Königslow. Juliane Lischka. Universität Hamburg.
Rufe, Professuren und Habilitationen
Rufe
Marius Sältzer hat einen Ruf als Professor für Digital Social Science an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg angenommen.
Andreas Schmitz hat einen Ruf als Professor für Relationale Methodologien an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg angenommen.
Sebastian Stier hat einen Ruf als Professor für Computational Social Science an der Universität Mannheim angenommen.
Adrian Stanciu hat einen Ruf als Assistant Professor für Lifespan Developmental Psychology an der Universität Luxemburg angenommen.
Gabriella Lapesa hat einen Ruf als Juniorprofessorin für Responsible Data Science and Machine Learning an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angenommen.
Vertretungsprofessur
Constantin Wurthmann hat eine Vertretungsprofessur für vergleichende Politikwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg angenommen.
Habilitationen
Henning Silber erlangte die Habilitation für sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Universität Mannheim.
Ämter und Funktionen
Stefan Dietze ist Advisory Board Member am Leibniz Wissenschaftscampus PostDigital Participation und Wissenschaftliches Beiratsmitglied in NFDI4ING.
Reinhard Pollak ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Weizenbaum-Instituts und Mitglied der Scientific Committee European Value Study.
Beatrice Rammstedt ist Mitglied der Beratungsgruppe an der Entwicklung eines „Nationalen Leseplans“ (Stiftung Lesen).
Lena Weber ist Expertin der Scoping Group des Global Science Forum der OECD und im Kuratorium des Total E-Quality Awards.

5.2
Neues aus dem Institut
Gewinn für die Leitungsebene
Wir freuen uns, neue Gesichter in der Leitung von GESIS begrüßen zu dürfen, aber auch bekannte Gesichter in neuen Funktionen. Sebastian Stier hat 2023 die Leitung der Abteilung Computational Social Science (CSS) übernommen, die er sich mit Claudia Wagner teilt. Gleichzeitig wurde er zum Professor für Computational Social Science an der Universität Mannheim ernannt.
Auch die Abteilung Knowledge Exchange and Outreach wird künftig von einer Doppelspitze geleitet: Dr. Agathe Gebert und Dr. Johannes Blumenberg.
Darüber hinaus konnte Dr. Gabriella Lapesa als neue Teamleiterin für die GESIS gewonnen werden. Sie ist zugleich Juniorprofessorin für Responsible Data Science and Machine Learning an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Vom Wasserschaden zu kreativem Wandel: Neue Arbeitswelten bei GESIS
Nachdem bereits ähnliche Konzepte im Neubau B6 am Standort Mannheim und im Gebäude Gereonstraße am Standort Köln erfolgreich umgesetzt wurden, bot sich 2022/23 auch in den drei durch einen Wasserschaden im Gebäude Unter Sachsenhausen in Köln zerstörten Büroflügeln die Möglichkeit, innovative Bürokonzepte zu realisieren.
In den neu geschaffenen Räumlichkeiten erwarten die Mitarbeitenden nun Concentration-, Collaboration- und Community-Zonen. Eine feste Raumzuordnung für die Beschäftigten gibt es nicht mehr, stattdessen stehen jetzt Schließfächer zur Verfügung, um persönliche Gegenstände aufzubewahren. Der Gesamteindruck der Büros ist bunt und vielfältig. Besonders originell ist die auffällige Gestaltung der Wände mit Bildern im Comic-Stil von bekannten Wissenschaftler*innen, deren Arbeit für GESIS maßgeblich war. Seit September 2023 sind die Mitarbeitenden nunmehr in den neuen Räume tätig.
Ziel von GESIS wird es bleiben, die Nutzung der Räume im Institut so attraktiv wie möglich zu gestalten, denn eine Arbeitsumgebung, die Kreativität und Kommunikation fördert, ist und bleibt eine wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Wissenschaft.
Mitgliederversammlung
Abteilungen
CSS
Computational Social Science
Betriebsrat
Wissenschaftlicher Beirat
Datenschutzbeauftragte*r Gleichstellungsbeauftragte Ombudsperson
DRS Data and Research on Society
Präsident Stab
DSS Data Services for the Social Sciences
Nutzendenbeirat
KTS
IT Infrastructure and Services (IT)
Administration
Knowledge Exchange & Outreach
Knowledge Technologies for the Social Sciences SDC Survey Data Curation SDM Survey Design and Methodology
Forschungsdatenzentren
FDZ ALLBUS | FDZ German Mircodata Lab | FDZ Internationale Umfrageprogramme | FDZ PIAAC | FDZ Wahlen
Als größte europäische sozialwissenschaftliche Infrastruktureinrichtung ist GESIS inzwischen auf über 370 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den beiden Standorten Mannheim und Köln angewachsen und zählt damit weiterhin zu den größten Instituten der Leibniz-Gemeinschaft. Wir werden gemeinsam vom Bund und den Ländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen finanziert. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vernetzen sich zunehmend über den deutschsprachigen Raum hinaus in internationalen wissenschaftlichen Communities, um ak-
tuelle Forschungstrends und -bedarfe in die Entwicklung unserer und gemeinsamer Angebote einfließen zu lassen. Im Gegenzug bieten wir unseren Mitarbeitenden eine Unterstützungsstruktur in Form von Weiterbildungsangeboten und einer optimalen Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Mit dem Angebot unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements, der Möglichkeit, örtlich flexibel zu arbeiten sowie der Umsetzung einer betrieblichen Gleichstellungspolitik motivieren wir unsere Mitarbeitenden zu exzellenten Leistungen.
Mitarbeitende
Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal
Präsidialbereich
Prof. Dr. Christof Wolf ist Präsident von GESIS; stellvertretende Präsidentin ist Prof. Dr. Beatrice Rammstedt. Der Präsident wird durch das Sekretariat und fünf Referent*innen auf den Gebieten der Gremienbetreuung, der Strategie- und Organisationsentwicklung, der Koordination des Konsortiums für die Sozial-, Verhaltens-, Bildungs- und Wirtschaftswissenschaften (KonsortSWD) in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), der Implementierung des großen strategischen Sondertatbestands zu digitalen Verhaltensdaten und des Qualitätsmanagements unterstützt.

Christof Präsident

Erweiterung des Präsidialbereichs
Der Präsidialbereich wurde 2023 um zwei Teams erweitert: um das Team Portfoliomanagement und das Team Kommunikation und Transfer. Die Ansiedelung der Teams im Präsidialbereich trägt der institutsübergreifenden und zentralen Bedeutung der Themenbereiche Rechnung.
Das Team Kommunikation und Transfer kümmert sich um Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, unsere Social-Media-Kanäle sowie die Transferformate. Das Team Portfoliomanagement organisiert alle übergreifenden angebots-
bezogenen Prozesse. Diese umfassen die Präsentation der Angebote auf unserer Webseite, Planung und Controlling von Marketing-Maßnahmen und die Weiterentwicklung des Portfolios insgesamt. Diese Tätigkeiten wurden bisher dezentral im Institut bearbeitet. Durch das neue Team sollen die wissenschaftlichen Abteilungen optimal bei der Bereitstellung der Angebote unterstützt werden und unsere Nutzenden ein konsistentes, vernetztes und leicht zugängliches Angebot vorfinden.
Der Präsident – Gesamtverantwortung für Forschung, Service und wissenschaftliche Ausrichtung: www.gesis.org/institut/ueber-uns/vorstand
Computational Social Science (CSS)
Die Abteilung Computational Social Science (CSS) erhebt digitale Verhaltensdaten und stellt computerbasierte Methoden zur Erhebung und Analyse solcher Daten für die sozialwissenschaftliche Forschung bereit. Flankierend unterstützt sie Wissenschaftler*innen bei der Integration von digitalen Verhaltensdaten in ihre Forschungsdesigns. Forschungsschwerpunkte der Abteilung sind die Qualität digitaler Verhaltensdaten, die Entwicklung und Validierung von Computational Social Science-Methoden sowie der Wandel digitaler Gesellschaften.
Claudia Wagner, Abteilungsleiterin



Aufbau von neuen Services zu digitalen Verhaltensdaten
2023 lag der Schwerpunkt der Abteilung auf dem Ausbau des GESIS-Serviceportfolios zu digitalen Verhaltensdaten um drei neue Angebote: mit den GESIS Guides to Digital Behavioral Data startete ein neues Publikationsformat, das Forschenden Einführungen und strukturierte Übersichten zu methodischen Fragen rund um digitale Verhaltensdaten bietet. Mit dem GESIS AppKit und GESIS Web Tracking wurden zwei neue Services für die kombinierte Erhebung von digitalen Verhaltensdaten und Befragungen auf Smartphones und PCs geschaffen.
Erfolgreiche interdisziplinäre Forschung
Sebastian Stier, AbteilungsleiterZentrale Forschungsarbeiten befassten sich mit Large Language Models und KI-basierten Analysemethoden, der Integration unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher Datentypen sowie der Reproduzierbarkeit computerbasierter Forschung. Mitarbeitende der Abteilung haben drei Best Paper Awards der „Annual International ICA Conference“ und einen Best Paper Award des Workshops on „Novel Evaluation Approaches for Text Classification Systems“ auf der ICWSM-Konferenz erhalten. Zudem wurde der GESIS Research Award für die herausragende wissenschaftliche Leistung einer/s Doktorand*in an die CSS-Mitarbeiterin Indira Sen verliehen.
CSS – Methoden und Infrastrukturen für digitale Verhaltensdaten: www.gesis.org/institut/abteilungen/ computational-social-science
Data and Research on Society (DRS)
Die Abteilung Data and Research on Society (DRS) erhebt Umfragedaten für nationale wie internationale Umfrageprogramme und erschließt amtliche Mikrodaten. Diese Daten dienen der Beschreibung und Erklärung gesellschaftlicher Entwicklungen in international sowie zeitlich vergleichender Perspektive. Durch methodische und inhaltliche Forschung mit den Daten wird eine hohe Qualität der Angebote sichergestellt.


MIPCO: Ein innovatives Datenprodukt für die wissenschaftliche Community
In der German Longitudinal Election Study (GLES) wird regelmäßig die offene Frage nach dem aktuell wichtigsten politischen Problem gestellt, um nuancierte Antworten zu erhalten oder Trends zu erfassen. Allerdings ist die Kodierung der resultierenden Daten sehr aufwändig. In dem Projekt „Most Important Problem Coding“-Projekt (MIPCO) haben Julia Weiß und Jan Marquardt aus den GLES-Daten mittels der Anwendung des Large Language Models BERT einen innovativen Ansatz für die effiziente Verarbeitung von umfangreichen Datenmengen dieser Art entwickelt. Das daraus entstandene Datenprodukt umfasst fast 400.000 offene Antworten, die mithilfe des Ansatzes in das GLES-Codierschema kategorisiert wurden. Darüber hinaus wurde eine Vorgehensweise für die zukünftige Codierung entwickelt, die es ermöglicht, der Forschungscommunity die kategorisierten Antworten schneller als bisher und dennoch in höchster Qualität zur Verfügung zu stellen.
„Einfache Sprache“ in Online-Befragungen: Eine Untersuchung zur Verbesserung der Antwortqualität und des Umfrageerlebnisses
Die Bedeutung von Online-Befragungen in der sozialwissenschaftlichen Forschung nimmt stetig zu. In diesem Kontext könnte „Einfache Sprache“ helfen, komplexe Frageinhalte für Teilnehmende verständlich darzulegen, da sie auf komplexe Ausdrücke, Fachbegriffe und verschachtelte Sätze verzichtet. Somit könnten Menschen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund und sprachlichen Fähigkeiten die Inhalte leichter verstehen. Irina Bauer, Tanja Kunz und Tobias Gummer untersuchten in einem Aufsatz, inwieweit diese These im Rahmen von Online-Befragungen zutrifft und die Antwortqualität sowie das Umfrageerlebnis verbessern. Ihre Ergebnisse zeigen, dass das Umfrageerlebnis unverändert bleibt, sich jedoch eine positive Auswirkung auf die Antwortqualität bei Befragten feststellen lässt, die Deutsch als Zweitsprache sprechen, ohne dabei negative Auswirkungen auf andere Befragte zu haben.
DRS – gesellschaftliche Trends und Ungleichheitsdimensionen: www.gesis.org/institut/abteilungen/ data-and-research-on-society
Data
Services for the Social Sciences (DSS)
Die Abteilung Data Services for the Social Sciences (DSS) archiviert Forschungsdaten und stellt diese der sozialwissenschaftlichen Forschungsgemeinschaft bereit. Gemeinsam mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern baut DSS Forschungsdateninfrastrukturen auf und gewährleistet einen rechtssicheren und ethisch korrekten Datenzugang. DSS trägt mit eigner Forschung zum Forschungsdatenmanagement zur Profilierung dieses neuen Forschungszweiges bei.


Holger Döring, Abteilungsleiter
Forschungsdatenmanagement: Kompetenzen für die Datenkuratierung – RDM Compas
Die Open-Science-Bewegung und die Bereitstellung nachnutzbarer Daten erfordern spezifische Kompetenzen. Die Vermittlung dieser soll Infrastrukturmitarbeitende in die Lage versetzen, sich den wachsenden Anforderungen des Forschungsdatenmanagements (FDM; engl. Research Data Management RDM) anzupassen.
RDM Compas ist eine Online-Plattform, auf der Schulungs- und Informationsmaterialien der Forschungsdatenzentren (FDZ) gesammelt und zur Verfügung gestellt werden. Entlang des Datenkurationslebenszyklus können sich FDZ-Mitarbeitende dort über Inhalte informieren, die speziell auf ihre Arbeit und ihren Informationsbedarf zugeschnitten sind. Mit dem nächsten Release wird zusätzlich eine Trainingsplattform zur Verfügung stehen, über die neben den FDM-Materialien ein ganzheitliches Schulungsprogramm angeboten wird.
Secure Data Center – Zugang zu sensiblen Daten
Nachdem im April 2022 das Secure Data Center (SecDC) in Köln seinen Betrieb mit neuer IT-Infrastruktur wieder aufgenommen hat, konnten wir bis Ende 2023 39 Forschende begrüßen. Dabei war der ALLBUS die Studie mit den meisten Zugriffen. Mit dem UK Data Service (UKDS) wurde eine Vereinbarung über wechselseitige Zugänge zu sensiblen Daten im SecureLab des UKDS sowie den GESIS Safe Rooms in Köln und Mannheim getroffen. Ferner wurde der IAB-Zugangspunkt im SecDC wiedereröffnet und ein neuer Zugangspunkt für das Centre d’accès sécurisé aux données (CASD/Frankreich) eingerichtet. Das SecDC ist an zwei geförderten Projekten beteiligt: EOSC-ENTRUST und Assured, die sich in Zusammenarbeit mit Partner*innen auf die Ausbildung von Forschenden beim sicheren Umgang mit Forschungsdaten sowie auf die Authentifizierungs- und Autorisierungsinfrastruktur konzentrieren.
DSS – Sozialwissenschaftliche Daten und Services: www.gesis.org/institut/abteilungen/ data-services-for-the-social-sciences
Knowledge Technologies for the Social Sciences (KTS)
Die Abteilung Knowledge Technologies for the Social Sciences verbessert die Auffindbarkeit unserer Forschungsdaten. Dies geschieht unter anderem mithilfe einer integrierten Suche, automatisierten Aufbereitungsmethoden für digitale Verhaltensdaten und Metadaten wissenschaftlicher Ressourcen sowie deren Integration in innovative Forschungsdateninfrastrukturen. Hierfür forscht KTS an KI-basierten Methoden der Informatik für die Interpretation, Integration und Nutzung heterogener Daten. Stefan Dietze, Abteilungsleiter


Relaunch der GESIS Suche
Im Mai 2023 wurde die Suche im GESIS-Web in einer neuen Version mit barrierefreien Funktionen und responsivem Design veröffentlicht. Dies ermöglicht einen besseren Zugang zur Benutzeroberfläche und zur Funktionalität, zum Beispiel durch die Navigation über die Tastatur und durch an Smartphones und Tablets angepasste Oberflächenlayouts (Responsive Design). Die Suche bei großen Treffermengen wurde vereinfacht und mehr als 2 Mio. Referenzen auf Publikationen, die im DFG-Projekt OUTCITE aus SSOAR-Volltexten extrahiert wurden, in die GESIS-Suche integriert. Die Nutzungszahlen konnten kontinuierlich gesteigert werden: nach einem starken Anstieg der Zugriffe im Jahr 2022 stieg die Zahl der Unique User pro Monat im Jahr 2023 um weitere 18% auf ca. 23.000.
Interdisziplinäre Forschung zu Wissenschaftskommunikation im Web
In der KTS-Forschung haben methodische Fortschritte in der KI, insbesondere im Bereich des Natural Language Processing (NLP), für neue Impulse gesorgt und neue
interdisziplinäre Anwendungskontexte erschlossen. Im Mai 2023 startete das interdisziplinäre Projekt NEWORDER (Understanding the erosion of the traditional knowledge order in scientific online discourse and its impact in times of crisis), das von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen der Förderlinie „Kooperative Exzellenz“ gefördert wird. Das Projekt untersucht die sich verändernde Wissensordnung in der digitalen Gesellschaft durch die wachsende Zahl kontroverser Wissenschaftsdiskurse in Online-Nachrichten und sozialen Medien und die damit einhergehende Desinformation durch Vereinfachung und Instrumentalisierung wissenschaftlichen Wissens. Das Konsortium verbindet Expertise aus Wissenschaftskommunikation, Psychologie, Computerlinguistik und Informatik, um mithilfe von Methoden aus der KI und anhand großer Datenmengen aus dem Web Veränderungen in der Wissenschaftskommunikation zu untersuchen.
KTS – innovative Forschungsdateninfrastrukturen: www.gesis.org/institut/ abteilungen/knowledge-technologies-forthe-social-sciences
Survey Data Curation (SDC)
Die Abteilung Survey Data Curation (SDC) dokumentiert Umfragedaten und bereitet diese auf. Dadurch verbessert SDC die Qualität von Daten und erhöht deren analytisches Potential. SDC forscht zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen und im Bereich des Forschungsdatenmanagements.


Forschungsbasierter Service zur Verbesserung der Verlinkung von Umfragen und Geodaten
Unser Ziel ist es, die Verknüpfung von Erhebungsdaten mit kleinräumigen Kontextdaten kontinuierlich zu optimieren. Im Jahr 2023 verzeichneten wir bedeutende Fortschritte auf diesem Gebiet. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist das Pilotprojekt „GESIS meets Copernicus“, das Forschenden die Nutzung von Erdbeobachtungsdaten aus dem EU-Copernicus-Programm erleichtert. Die Erkenntnisse dieses Projekts werden in Form von Skripten für statistische Auswertungssoftware, Beratungsdiensten, GESIS-Richtlinien und Use Cases zur weiteren Verwendung in eigenen Forschungsprojekten bereitgestellt. Im Rahmen dieses Projekts organisierten wir den Workshop „Erdbeobachtungsdaten in den Sozialwissenschaften“, um die internationale Vernetzung zu fördern und den Bedarf der Forschenden an Unterstützung bei der Nutzung von Satellitendaten genauer zu erfassen. Unsere Dienstleistungen im Bereich Regional- und Geodaten werden maßgeblich durch eine äußerst erfolgreiche Forschungstätigkeit gestützt, die unserem Anspruch an forschungsbasierte Dienstleistungen gerecht wird. Im Jahr 2023 veröffentlichten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herausragende Publikationen, die das Potenzial kleinräumiger Daten verdeutlichen.
Push*Back*Lash: Forschungsschwerpunkt Demokratie
Unser Forschungsschwerpunkt Demokratie wurde im Jahr 2023 durch das Horizon Europe-Projekt „Push*Back*Lash“ weiter gestärkt. Das Projekt nutzt GESIS-Daten, um Geschlechtsunterschiede im demokratischen Prozess quantitativ sichtbar zu machen und besser zu verstehen. Dabei sind wir ein zentraler Datenpartner des Projekts und leisten wertvolle Arbeit bei der Harmonisierung vorhandener Umfragen zu geschlechtsbezogenen Einstellungen, der Kodierung von Textdokumenten aus Parteien und Parlamenten sowie der Erhebung neuer Daten zur Beziehung zwischen geschlechtsbezogenen und demokratiebezogenen Einstellungen.
SDC – Aufbereitung sozialwissenschaftlicher Forschungsdaten: www.gesis.org/institut/abteilungen/ survey-data-curation
Survey Design and Methodology (SDM)
Die Abteilung Survey Design and Methodology (SDM) unterstützt Forschende bei der Erhebung hochqualitativer Umfragedaten. Dazu berät SDM und stellt Methoden zur Erhebung und Beurteilung der Qualität dieser Daten bereit. Der Forschungsschwerpunkt von SDM liegt im Bereich Survey Methodology.


GESIS Panel Digital Behavioral Data Sample
Mit dem GESIS Panel Digital Behavioral Data Sample (GESIS Panel.dbd) bauen wir ein neues Angebot zur kombinierten Erhebung von Befragungs- und digitalen Verhaltensdaten auf, das in der zweiten Jahreshälfte 2024 für unsere Nutzenden bereitgestellt werden soll. Ein erster Schwerpunkt des neuen Panels wird auf der Sammlung von Web Tracking-Daten liegen. Mit diesem Ziel haben wir bereits im Jahr 2023 über verschiedene zufalls- und nichtzufallsbasierte Rekrutierungsstrategien eine Stichprobe von rund 5.600 Personen aufgebaut. Parallel dazu wurde die Durchführung von Web Tracking-Studien gemeinsam mit der Abteilung CSS erfolgreich pilotiert.
Ziehung von Personenstichproben
2023 haben wir erstmals eigenständig Einwohnermeldeamtsstichproben für GESIS-interne Umfragen gezogen. Diese Aufgabe hatten wir bislang kostenpflichtig extern vergeben. Von der eigenständigen Ziehung der Stichproben versprechen wir uns, die damit einhergehenden Prozesse und entstehende Kosten nachvollziehen zu können und so in der Lage zu sein, auch externen Studien entsprechende Empfehlungen geben zu können. Nach erfolgreicher Durchführung von Machbarkeitsstudien, bestehend aus einer deutschlandweiten und einer regionalen Erhebung, werden wir evaluieren, ob wir zukünftig die interne Adressziehung aufrechterhalten und gegebenenfalls sogar ausbauen werden.
SDM – Umfragedesign und -methoden: www.gesis.org/institut/abteilungen/ survey-design-and-methodology
Knowledge Exchange and Outreach (KEO)
Die Abteilung Knowledge Exchange and Outreach (KEO) verbreitet Wissen zum Umgang mit und dem Potenzial von Forschungsdaten. Zu diesem Zweck organisiert KEO wissenschaftliche Trainings, Publikationen und fördert Open Access in den Sozialwissenschaften.
Agathe Gebert, Abteilungsleiterin



Im Trend der Zeit – wissenschaftsgeleitetes Publizieren
Mit Beteiligung von Agathe Gebert veröffentlichte ein internationales Autor*innenkollektiv einen Leitfaden zum wissenschaftsgeleiteten Publizieren mit sechs Handreichungen, der die Bedeutung des scholar-led-Publizierens für die nachhaltige Umsetzung von Open Access herausstellt und gleichzeitig Perspektiven und Tipps für die Organisation, Infrastrukturen, Prozessgestaltung und gute Governance dieser OA-Zeitschriften herausarbeitet. Darüber hinaus warteten die wissenschaftsgeleiteten GESISZeitschriften selbst mit spannenden Forschungsergebnissen auf – Historical Social Research (HSR) realisierte fünf Ausgaben, methods, data, analyses (mda) zwei und das Transfer-Journal easy_social_sciences ebenfalls zwei Online-Issues. Hervorzuheben – da theoretisch besonders innovativ und zugleich politisch relevant – ist dabei das HSR-Special Issue zu „The Emergence and Effects of Nonhierarchical Collective Agency“. Alle Publikationen sind selbstverständlich im Open Access erreichbar.
GESIS Summer School wieder on site

Die seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführte GESIS Summer School in Survey Methodology konnte nach den Corona-Jahren und einem Wasserschaden am Standort Köln endlich wieder in den Räumlichkeiten von GESIS in Köln stattfinden. In insgesamt 14 Kursen lernten die 208 Teilnehmer*innen Themen von Pretesting Survey Questions über Causal Inference Using Survey Data bis zu (Non-) Probability Samples in the Social Sciences. Das englischsprachige Angebot wurde dabei von 93,5% der befragten Teilnehmer*innen weiterempfohlen.
KEO – Wissenslogistik für die Sozialwissenschaften: www.gesis.org/institut/abteilungen/ knowledge-exchange-and-outreach
IT-Infrastructure and Services
Die Abteilung IT Infrastruktur und Services stellt allen Mitarbeitenden von GESIS eine sichere, moderne und stabile IT-Arbeitsumgebung zur Verfügung. Der Betrieb der vielfältigen GESIS-Angebote wird über eine skalierbare und hochverfügbare, virtualisierte Server- und Speicherinfrastruktur sowohl im eigenen Rechenzentrum als auch in der Cloud realisiert.


IT-Sicherheit geht vor
Die Verbesserung der IT-Sicherheit im Institut war auch 2023 das beherrschende Thema für die IT-Abteilung, um die Verschlüsselung, die Zerstörung oder den Abfluss von Daten zu verhindern bzw. so weit wie wirtschaftlich vertretbar zu erschweren. Als wichtigste Präventivmaßnahme haben wir die Datensicherung konzeptionell neu organisiert, um die Daten auch im Katastrophenfall wiederherstellen zu können. Die entsprechende technische Umsetzung konnte erfolgreich abgeschlossen werden.
Da die Erlangung von Zugangsdaten oder das Einschleusen von Schadcode in der Regel durch entsprechende E-Mails vorbereitet wird, haben wir die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiviert und sowohl das E-Learning-Angebot mit begleitenden praktischen Maßnahmen kontinuierlich ausgebaut als auch den Schutz vor Ransomware und Zero-Day-Angriffen durch die Umstellung auf eine umfassende Antivirenlösung erhöht.
Flankiert wurden diese technischen Maßnahmen durch regelmäßige Informationsveranstaltungen mit offenen Fragerunden, um das Bewusstsein für das Thema IT-Sicherheit und die Bedrohungslage hochzuhalten. Außer-
dem haben wir uns durch die Kooperation mit einem externen Partner die professionelle Unterstützung bei der Analyse eines möglichen bzw. eingetretenen, gravierenden IT-Störvorfalls durch IT-Forensik und bei der IncidentResponse gesichert.
Ausbau der DVD-Hardware-Infrastruktur
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt im Jahr 2023 war der Ausbau der DVD-Hardware-Infrastruktur am Standort Mannheim. Nach der initialen Aufbauphase im Jahr 2022 ist es durch die Beschaffung weiterer Server- und Storagekomponenten gelungen, die für den Betrieb der DVD-Angebote notwendigen Server auf einer leistungsfähigen Infrastruktur bereitzustellen. Insbesondere die Integration leistungsfähiger Grafikprozessoren in die Systemarchitektur für das Training von Algorithmen zur Analyse großer Datenmengen ermöglicht es den Wissenschaftler*innen nun, KI-basierte Ansätze im eigenen Rechenzentrum zu verfolgen.
IT – Infrastruktur und Sicherheit: www.gesis.org/institut/abteilungen/ it-infrastructure-and-services
Verwaltung
Aufgabenbereiche der Verwaltung sind insbesondere Personal, Recht, Organisation, Finanzen, Vergabe, Hausverwaltung und Drittmittelmanagement. Die Verwaltung gliedert sich in die Teams Personal, Finanzen, Drittmittel und Hausverwaltung und wird vom Verwaltungsdirektor von GESIS geleitet.


Finanz- und Personalplanung im Zeichen von strategischer Erweiterung, Inflation und Drittmittelentwicklung
Besondere Herausforderungen für die Verwaltung und GESIS insgesamt ergaben sich 2023 durch die Inflation. Die 2022 begonnene Erhöhung der Preise auf breiter Front ließ erwarten, dass auch die Tarifsteigerungen deutlich höher ausfallen würden als die durch den Pakt für Forschung im Umfang von zwei Prozent finanzierten jährlichen Haushaltssteigerungen. Diese Erwartung hat der Tarifabschluss Ende 2023 erfüllt: Von 2023 bis 2025 werden die monatlichen Personalkosten pro Person bei GESIS im Schnitt um 10 Prozent steigen. Diese für alle Leibniz-Institute geltende Problematik wurde gegenüber der Wissenschaftspolitik thematisiert. Einen Inflationsausgleich hat diese bisher jedoch ausgeschlossen.
GESIS hatte den Umfang des geplanten Personals gegenüber den ursprünglichen Planungen bereits im Frühjahr 2023 um sechs Prozent reduziert, so dass die Tarifsteigerungen bis 2025 finanziert sind.
Vorher hat sich GESIS 2023 noch einmal deutlich vergrößert: Abgeschlossen wurde die zweijährige Aufbauphase der strategischen Erweiterung für eine Infrastruktur zur Forschung mit digitalen Verhaltensdaten. In der Verwal-
tung sind wir stolz darauf, dass es uns gelungen ist, diese beispiellose Veränderung des Institutes so geräuschlos umzusetzen, dass die meisten Kolleg*innen kaum wahrgenommen haben, was für eine große Aufgabe hier administrativ erfolgreich gestemmt wurde.
Fast unverändert auf dem 2022 erstmalig erreichten sehr hohen Niveau blieben die Drittmitteleinnahmen, die 2023 (ohne durchlaufende Mittel) 28,6 Prozent der Gesamteinnahmen ausmachten.
Das Arbeiten wird flexibler
Die nach dem Wasserschaden in Köln erfolgende Rückkehr der Beschäftigten ins Institut haben Präsident, Verwaltung und Gesamtbetriebsrat dazu genutzt, das mobile Arbeiten der Beschäftigten einfacher zu regeln. Gleichzeitig wurden fixe Arbeitsplatzzuordnungen, insbesondere in den neu konzipierten Flächen in Köln, aufgehoben.
Verwaltung – wissenschaftsnah, lösungsorientiert, kooperativ: www.gesis.org/institut/abteilungen/ administration
Finanzen
Erträge 2023
Betrag in Tausend € (Aufgerundet)

5.4 Forschungsdatenzentren
In unseren Forschungsdatenzentren (FDZ) beraten wir die Forschenden bei der Auswahl und Nutzung von Forschungsdaten. Gerade auch bei den besonders schützenswerten Daten sorgen wir für FAIRen und sicheren Datenzugang.
Das FDZ German Microdata Lab erbringt unterschiedliche Serviceleistungen für die empirische Sozialforschung und arbeitet u. a. an der Erstellung von Scientific Use Files (SUF) sowie deren Dokumentation.
Das Forschungsdatenzentrum ALLBUS stellt die Daten der „Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften“ für die wissenschaftliche Nutzung zur Verfügung und berät die Nutzenden bei der Auswertung der Daten.
Im Jahr 2023 konzentrierte sich das Forschungsdatenzentrum ALLBUS auf die Verbesserung der Übersichtlichkeit der Variablendokumentation. Aufgrund der Einführung der Mixed-Mode-Erhebung im Jahr 2021 war die Dokumentation der Erhebungsinstrumente unübersichtlich geworden, da alle modespezifischen Varianten erfasst wurden. Stattdessen werden nun modeneutrale Masterfragen dokumentiert, während zeit- oder modespezifische Abweichungen verbal zusammengefasst werden.
Gleichzeitig setzte das FDZ sein Engagement für die Integration in die Dienste von KonsortSWD, die seit 2021 entwickelt wurden, fort. Das FDZ richtete das ALLBUS-Nutzendenforum auf der KonsortSWD-Plattform Forum4Mica ein und nutzte das Maßnahmenpaket „Supporting RDC“, um die Zertifizierung als vertrauenswürdiges digitales Archiv zu unterstützen.
Zum 10-jährigen Jubiläum der Bereitstellung der ALLBUS-Regionaldaten wurde eine Übersicht über den Forschungsoutput erstellt. Fast 50 Forschende bzw. Forschungsgruppen haben 27 Publikationen veröffentlicht, von denen einige in den führenden Fachzeitschriften ihrer jeweiligen Disziplin erschienen sind. Das neue Datenangebot hat somit zu einer qualitativen Verbesserung des Forschungsoutputs beigetragen.
Mit der Neukonzeption des Mikrozensus (MZ) ab 2020, u. a. in Form der Integration spezifischer EU-Erhebungen in die MZ-Erhebung, stand 2023 (in Kooperation mit IT-NRW und Destatis) die forschungsnahe Aufbereitung dieser Daten als SUF im Fokus. Im Sinne der Forschung besonders hervorzuheben ist, dass der MZ-SUF erstmals zeitgleich mit den Onsite-Daten verfügbar gemacht werden konnte. Gleichfalls dürfte die Integration von ausgewählten (deutschen) EU-SILC Indices in das MZ-SUF bei der Forschung auf erhöhtes Interesse stoßen. Die Generierung eines Masterfragebogens, dem zu entnehmen ist, welche Fragen in welchen Unterstichproben gestellt wurden und welche Variablen zu den jeweiligen Fragen gehören, erleichtert die Datennutzung. Im Rahmen des IDAN-Projekts haben Forschende im Mannheimer Saferoom Zugang zu Mikrodaten des CASD, CBS, UKDS, IAB und seit 2023 auch zu Daten der deutschen Rentenversicherung.
Das FDZ International Survey Programs bündelt langlaufende international vergleichende Umfrageprogramme, zu denen GESIS durch Datenintegration, besonders intensive Kuratierung und teils auch durch Mitwirkung am Frageprogramm und an der Durchführung der Erhebung für Deutschland beiträgt. Namentlich sind dies die Comparative Study of Electoral Systems (CSES), das Eurobarometer, die European Values Study (EVS) und das International Social Survey Programme (ISSP).
2023 wurde eine Vielzahl neuer komparativer Datensätze zu unterschiedlichen Themen veröffentlicht. Besonders erwähnenswert sind darunter 27 Flash Eurobarometer (mit jeweils 27 Ländersamples), ein Full Release der CSES
(5. Modul, mit 45 Ländersamples), ein Release des ISSP zu Umweltthemen (mit 28 Ländersamples), sowie diverse Updates zuvor veröffentlichter Querschnitts- und Trendfiles.
Darüber hinaus wurde im FDZ ein Kurzprojekt im Rahmen des Infrastrukturprogramms KonsortSWD abgeschlossen, das auf die Verbesserung interner Dokumentations- und Trainingsprozesse zielt. Weiterhin wurden die Aktivitäten zur Datenharmonisierung auch über Umfrageprogramme hinweg fortgeführt, indem Mittel für die Mitarbeit in einem weiteren großen Horizon Europe-Projekt ab 2024 eingeworben wurden.
Das FDZ Wahlen ist die „Tür“ zum Bestand der deutschen Wahlstudien bei GESIS, der mittlerweile über 600 Umfragedatensätze zu Bundes- und Landtagswahlen sowie laufenden Erhebungen umfasst. Die bekanntesten hier betreuten Studien sind die nationale Wahlstudie GLES sowie die Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen.
Im Laufe des Jahres wuchs der Datenbestand weiter, es wurden insgesamt 51 neue Datensätze (u. a. GLES, Politbarometer, Landtagswahlenstudien der Forschungsgruppe Wahlen, ARD-DeutschlandTrend, Forsa-Bus, Umfragen der Bundesregierung im Auftrag des Presse- und Informationsamtes, Studien der Konrad-Adenauer-Stiftung) veröffentlicht. Von 18 Datensätzen wurden überarbeitete Versionen zur Verfügung gestellt.
Das FDZ PIAAC bietet der wissenschaftlichen Gemeinschaft Zugang und Beratung zu deutschen sowie internationalen Bildungsdaten im Erwachsenenbereich, insbesondere des „Programme for the International Assessment of Adult Competencies“.
Im Jahr 2023 wurde ein Sammelwerk zur Datenanalyse mit PIAAC-Daten veröffentlicht sowie eine umfangreiche Open-Access-Plattform aufgebaut. Diese bietet einen einfachen Zugang zu den verschiedenen Analysemöglichkeiten sowie ausgewählten Analyseskripten aus der bisherigen PIAAC-Forschung. Damit sollen Forschende bei der Transparenz sowie Replikation von Ergebnissen, beim Datenumgang und bei der Analyse der Daten unterstützt werden.
Die Nutzendenberatung ist ein integraler Bestandteil der Arbeit des FDZ, daher beteiligt sich das FDZ Wahlen seit 2023 am Forum4Mica des LIfBi, einer Plattform für den öffentlichen Austausch zwischen Forschenden und den Forschungsdatenzentren. Somit steht den Nutzenden nun neben direkten Anfragen an das FDZ und den umfangreichen Dokumentationen zu den Datensätzen eine weitere Informationsmöglichkeit zur Verfügung.
Unsere FDZ bieten optimalen Zugang zu unseren Forschungsdaten.

Zugang zu unseren Forschungsdatenzentren: www.gesis.org/institut/ forschungsdatenzentren
5.5 Gremien
Kuratorium
Das Kuratorium ist das Aufsichtsgremium von GESIS. Es bestellt den Vorstand, die Leitungen der wissenschaftlichen Abteilungen und der Verwaltung und überwacht die Rechtmäßigkeit, Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung.
Begrüßen durften wir 2023 Dr. Katharina Pijnenburg als neue Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Marius Busemeyer, neuer Vorsitzender des Nutzendenbeirats und Dr. Angelika Scheuer als Vertreterin der Mitarbeitenden.
2023 war ein besonderes Jahr: Gemeinsam mit GESIS hat das Kuratorium sich intensiv der Erarbeitung der neuen Satzung und Geschäftsordnung des zukünftigen Vorstands gewidmet. Dass beide Entwürfe Ende 2023 beschlossen wurden, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Mehrpersonenvorstand. Auf diesem Wege möchten wir einen großen Dank an das Kuratorium aussprechen!
Stimmberechtigte Mitglieder nach Satzung § 8 (1) a und b:
Dr. Katharina Pijnenburg – Vertreterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, stellvertretende Vorsitzende
Martina Ritter – Vertreterin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Dr. Michael H. Wappelhorst – Vertreter des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Stimmberechtigte Mitglieder nach Satzung § 8 (1) c:
Prof. Dr. Marianne Kneuer, TU Dresden, Vorsitzende
Dr. Ruth Brand, Statistisches Bundesamt
Prof. Dr. Marc Keuschnigg, Linköping University
Prof. Dr. Udo Kruschwitz, Universität Regensburg
Stimmberechtigte Mitglieder nach Satzung § 8 (1) d:
Prof. Dr. Thomas Grund, RWTH Aachen University
Prof. Dr. Karsten Hank, Universität zu Köln
Prof. Dr. Jutta Mata, Universität Mannheim
Prof. Dr. Annette Schnabel, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Beratende Mitglieder nach Satzung § 8 (4) a bis c:
Hannah Bucher, Mitarbeitendenvertreterin von GESIS (bis Juni)
Prof. Dr. Marius Busemeyer, Vorsitzender des Nutzendenbeirats, Universität Konstanz
Dipl.-Kfm. Jost Henze, Verwaltungsdirektor von GESIS
Prof. Dr. Bernhard Kittel, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats, Universität Wien
Dr. Angelika Scheuer, Mitarbeitendenvertreterin von GESIS (ab Juli)
Prof. Dr. Christof Wolf, Präsident von GESIS
Mitgliederversammlung
Die Mitgliederversammlung setzt sich aus Vertreter*innen von Mitgliedsuniversitäten zusammen. Sie beschließt Änderungen der Satzung und wählt die Mitglieder des Nutzendenbeirats.
Erstmals seit Ausbruch der Covid-19-Pandemie konnten wir die Mitgliederversammlung wieder vor Ort begrüßen und haben uns sehr über die rege Teilnahme gefreut. Auch die Mitgliederversammlung hat sich intensiv mit dem Satzungsentwurf befasst und diesen im Oktober verabschiedet.
Wissenschaftlicher Beirat
Der Wissenschaftliche Beirat nimmt zur langfristigen Entwicklung von GESIS Stellung und berät das Kuratorium im Sinne der Empfehlungen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft.
Besondere Themen, die der Beirat 2023 bearbeitet hat, waren das Forschungsprogramm von GESIS sowie die Begutachtung der Abteilung Survey Data Curation, gemeinsam mit dem Nutzendenbeirat. Zudem hat der Beirat das erste Mal den Research Award für Nachwuchswissenschaftler*innen vergeben.
Verabschieden mussten wir uns 2023 von Prof. Sandra González-Bailón und Prof. Dr. Annette Jäckle, deren Amtszeiten im Beirat zu Ende sind. Wir möchten dem gesamten Beirat herzlich für das Engagement für GESIS danken.
Die Expertise unserer Gremien unterstützt uns dabei, unsere Ziele zu erreichen.
Prof. Dr. Bernhard Kittel, Vorsitzender, Universität Wien
Prof. Dr. Annette Jäckle, Stellvertretende Vorsitzende, Institute for Social and Economic Research
Prof. Dr. Cordula Artelt, Leibniz-Institut für Bildungsverläufe
Prof. Dr. Martin Emmer, Freie Universität Berlin, Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft
Prof. Jessica Fortin-Rittberger, Ph.D., Universität Salzburg Associate
Prof. Sandra González-Bailón, Ph.D., Annenberg School for Communication (University of Pennsylvania) (bis August 2023)
Prof. Dr. Michael Granitzer, Universität Passau
Dr. Lilli Japec, Statistics Sweden
Prof. Dr. Georg Lutz, Universität Lausanne, FORS
Prof. Dr. Jürgen Pfeffer, Hochschule für Politik München an der TU München
Dr. Annette Scherpenzeel, Nivel (Utrecht)
Prof. Dr. Peter Winker, Justus-Liebig-Universität Gießen
Nutzendenbeirat
Der Nutzendenbeirat berät GESIS bei der Weiterentwicklung der Serviceleistungen. Dadurch sollen die Bedarfe der Nutzenden frühzeitig erkannt und bei der Ausgestaltung der Angebote berücksichtigt werden.
2023 hat der Beirat vier neue Mitglieder bekommen:
Prof. Dr. Bettina Langfeldt , Prof. Dr. Jan Delhey, Prof. Dr. Heike Klüver und Prof. Dr. Jochen Mayerl. Neuer Vorsitzender ist Prof. Dr. Marius Busemeyer. Verabschieden und besonders danken möchten wir Prof. Dr. Martin Diewald.
Der Nutzendenbeirat hatte 2023 viel zu tun: Er hat insgesamt zehn Angebote und drei Abteilungen von GESIS unter die Lupe genommen – wichtige Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung des Instituts. Wir möchten dem Nutzendenbeirat einen großen Dank für seine Arbeit aussprechen.

Prof. Dr. Marius Busemeyer, Vorsitzender, Universität Konstanz
Prof. Dr. Bettina Langfeldt, stellvertretende Vorsitzende, Universität Kassel
Prof. Dr. Jan Delhey, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Prof. Dr. Martin Diewald, Universität Bielefeld
Prof. Dr. Stefanie Eifler, Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Prof. Dr. Michael Gebel, Universität Bamberg
Prof. Dr. Martin Groß, Eberhard Karls Universität Tübingen
Prof. Dr. Heike Klüver, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Jochen Mayerl, TU Chemnitz
Prof. Dr. Elmar Schlüter, Justus-Liebig-Universität Gießen
Wir verabschieden uns
Brigitte Hausstein
Im Mai 2023 verabschiedeten wir Brigitte Hausstein nach 31 Jahren bei GESIS in die wohlverdiente Rente. Als Teil der GESIS-Außenstelle in Berlin leitete sie zuletzt das da|raKonsortium bei DataCite. In ihrer beruflichen Laufbahn bei GESIS arbeitete Brigitte u. a. als Teil der ehemaligen GESISAbteilung Datenarchiv für Sozialwissenschaften. Seit 2012 engagierte sie sich maßgeblich am Aufbau des da|ra-Konsortiums bei DataCite und somit bei der Etablierung von Digital Object Identifiern (DOI) als zentralen persistenten Identifikator (PID) für sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Forschungsdaten. GESIS verliert mit Brigitte nicht nur eine allseits geachtete Kollegin, sondern auch eine kompetente und engagierte Mitarbeiterin. Wir wünschen Brigitte für ihren Ruhestand alles Gute, viel Gesundheit und Zeit für sich.
Ute Koch
Nach vielen Jahren bei GESIS verabschiedeten wir am 01.04.2023 auch von Ute Koch in den wohlverdienten Ruhestand. In der Außenstelle Berlin arbeitete sie an vielen Projekten maßgeblich mit, u. a. an der KnowledgeBase Social Science in Eastern Europe oder dem Thesaurus-Server. Die Kolleginnen und Kollegen schätzten ihre fachliche und zielorientierte Kompetenz. Mit der Auflösung der Außenstelle in Berlin wechselte Ute Koch in das Team da|ra, das sie bis zu ihrer Verrentung im Jahr 2023 mit großer Energie und Leidenschaft unterstützte. Wir wünschen ihr alles Gute für den neuen Lebensabschnitt und hoffen, dass sie nun noch mehr Zeit für ihre Leidenschaft, das Reisen und Fahrradfahren, findet.
Wir bedanken uns bei Achim Koch für 37+ Jahre Umfrageforschung- und methodik „at the cutting edge“, zunächst bei ZUMA und dann bei GESIS. 1994 war er an zentraler Stelle im ALLBUS an der Registerstichprobe beteiligt, die damals erstmalig bei einer ZUMA-Studie gezogen wurde. Von 1995 bis 2004 leitete er den ALLBUS und war zudem ab 2001 federführend in die Entwicklung des European Social Survey (ESS) involviert, der 2005 sogar als einzige sozialwissenschaftliche Einrichtung den höchsten europäischen Wissenschaftspreis, den Descartes-Preis, erhielt. Unter seiner Leitung des Bereichs „Contract Adherence“ wurden die Leitlinien für die Datenerhebung im ESS konzipiert, die Länder bei der Umsetzung der Feldarbeit unterstützt und gemonitored und im Nachgang evaluiert; Prozesse, die seitdem in ihren Eckpfeilern fortbestehen und Geltung haben. Mit seinem Wissen über Feldarbeit hat er außerdem die deutsche PIAAC-Studie in zwei Zyklen der Datenerhebung erfolgreich begleitet. Achim war ein stets zugewandter, unterstützender, konstruktiv mitdenkender Kollege, Vorgesetzter, Mentor und Freund. Wir danken ihm für all seine geleistete Arbeit, für alle seine „Fußabdrücke“ in fachlicher und persönlicher Hinsicht, und wünschen ihm für seinen Ruhestand alles erdenklich Gute!

GESIS in Zahlen
Umfragemethodische Beratung
z. Zt. nicht erwerbstätig Beratungssprache
Universität/(Fach-)Hochschule
Außeruniversitäres Institut (Leibniz etc.) Amt/Behörde
Keine Angabe
Kommerzielle Organisation/ Selbstständig
GESIS
Datenvertrieb Eurobarometer
Vertrieb unserer Daten – Downloads 2023
Downloads
Training
GESIS Spring Seminar: Modeling Group Differences
3 einwöchige Kurse
92 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
GESIS Summer School in Survey Methodology
10 einwöchige Kurse
84 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
Datennutzung
Nutzung unserer Daten – erfasst in verlagsgebundenen Publikationen 2023
GESIS Fall Seminar in Computational Social Science
7 einwöchige Kurse
93 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
GESIS Workshops 2023
37 zwei- bis fünftägige Kurse
88 % der Teilnehmer*innen sind sehr zufrieden bis zufrieden
davon Open Access: 273
Anzahl neu gestarteter Drittmittel-Projekte 2023
9
davon begutachtete Tagungsbandbeiträge der Informatik: 12 Open Access 7
davon begutachtete Zeitschriftenaufsätze: 155 Open Access 117
Vorträge
davon eingeladen: 73
Anzahl laufender Drittmittel-Projekte 2023
Mitarbeitende
Gesamt 215 Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen 156 Wissenschaftsunterstützendes Personal
Frauenanteil am wissenschaftlichen Personal
Impressum
Herausgeber
GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften e. V. info@gesis.org www.gesis.org
Standort Mannheim (Vereinssitz)
Quadrat B6 4-5
68159 Mannheim
Tel.: +49 (0)621 1246-0
Standort Köln
Unter Sachsenhausen 6-8
50667 Köln
Tel.: +49 (0)221 47694-0
Redaktion, Text und Fotos Team Kommunikation & Transfer
Layout DITHO Design GmbH
