Lydia 03/2013 - 448892

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w w w . l y dia . n e t

Persönlich. Echt. Lebensnah. D 12013 ISSN 0939-138X

3/2013 sfr 5,60  3,20 (A)

 3,10

i d e n t i tät

geborgenheit

Liebe das Leben!

Mehr als nur eine Nummer depression

Wenn dunkle Wolken aufziehen kinder

„Mama, tanzt du mit mir?“ Claudia Mühlan

Team fürs Leben Was kommt nach der Großfamilie?


„Jeden Tag eine gute Tat zu tun heißt, jedem Tag einen Sinn zu geben.“ Theresa Voigt

(G e r t h M e d i e n )

„Jeden Tag eine gute Tat zu tun heißt, jedem Tag einen Sinn zu geben.“

A u s : „V o n

einer, die auszog,

G u te s

zu tun.

Wie 365

g u te

T ate n

mein

Leben

ve r ä n d e r te n .“

(B e s tell n u m m e r 816906)

Aus: Ein Tr aum

w i r d wa h r

Theresa Voigt


Ganz persönlich Elisabeth Mittelstädt

„Ich verstehe dich!“ Ich war müde und es schien, als ob alle Freude verschwunden wäre. Ein Verlust hatte mich mitten ins Herz getroffen. Angst klopfte an meine Tür. Ich versuchte den Schmerz zu ignorieren, aber die Angst, ich könnte diese Situation nicht überstehen, war zu groß und ließ mich fast verzweifeln. Gab es überhaupt eine größere Angst als die, dass alles hoffnungslos war? Gott schien so fern. Das war das Schlimmste für mich: der Verlust von Gottes spürbarer Nähe. Wenn ich nur spüren könnte, dass er bei mir ist, so dachte ich, dann würde ich diese Zeit überstehen. Trost fand ich in der Bibel. Denn dort las ich von einigen Menschen, die auch durch manches Tal gewandert waren: Mose, Elia und andere. Der Apostel Paulus schreibt, er wäre fast am Leben verzweifelt. In Zeitschriften und Büchern begegnete ich außerdem Frauen, die Gott von Herzen liebten und dennoch dunkle Zeiten durchlitten. Während ich ihre Worte las, wie sie die „große Traurigkeit“ erlebten, entdeckte ich etwas Erstaunliches: Ihre Worte und die Art, wie sie Gott vertrauten, besaßen eine kostbare Schönheit. In dunklen Zeiten suchen wir wohl alle nach dem Rettungsseil aus der Traurigkeit. Wir wünschen uns schnell zurück in ein Leben voller Freude. Wie können wir mit depressiven Gedanken umgehen? Dazu haben Sie, liebe Leserinnen, uns in dieser Ausgabe Ihre Beiträge zu unserer Rubrik „Meine Meinung“ geschickt. Wir waren überrascht, wie viele Zuschriften wir erhielten: Obwohl wir zwei Extraseiten eingeplant haben, konnten wir nicht alle Beiträge abdrucken. Herzlichen Dank, dass Sie LYDIA Ihre Geschichten anvertraut haben. In so vielen Beiträgen klingt ein tröstlicher Gedanke mit: „Ich verstehe deinen Schmerz. Ich habe es selbst erlebt.“ Und wie wunderbar ist es zu lesen, wie Frauen Hoffnung gefunden haben – mitten im Dunkel. Wie sie nicht aufgeben, sich von der Angst nicht einschüchtern lassen, sondern Hilfe suchen. Wie ermutigend ist es, dass die tiefe Traurigkeit nicht für immer bleibt! Der Psychologe Dr. Archibald Hart schreibt: „Depressionen sind eine heilbare Krankheit.“ Manchmal sind sie schwer zu überwinden, und der Weg ist nicht einfach. Aber

früher oder später geht es den allermeisten besser, wenn sie Hilfe suchen. Wenn wir enttäuscht, betrogen oder beraubt werden, tut das schrecklich weh. Gott verurteilt uns nicht wegen unserer Gefühle. Er ruft uns jedoch auf, an unserem Schmerz zu wachsen und zu reifen. Zu lernen, wie wir mit Verlusten umgehen können. Und so kehrt auch die Freude wieder zurück. Denn das ist ein entscheidender Schlüssel zu einem Leben der Freude und geistlichen Reife: Verluste in Würde anzunehmen, mit Gott darüber zu trauern und an einem Punkt anzukommen, an dem wir ihm vertrauen. Oftmals lernen wir gerade im Leid unsere wertvollsten Lektionen: sowohl über Gott, als auch über uns selbst. Und immer wieder erleben wir: Gott verwandelt unsere Traurigkeit in Freude – aber nur zu seiner Zeit. Jesus, Gott der das Kreuz erduldete um der verurteilt uns zukünftigen Freude willen, versteht unseren Schmerz. Er geht nicht wegen unserer mit uns durch die dunklen Gefühle. Er ruft uns Stunden, das weiß ich genau. Es gibt ein Leben jenseits von jedoch auf, an unserem Verlust, Trauer und VerzweifSchmerz zu wachsen lung. Die Sonne wird immer und zu wieder aufgehen und Hoffnung reifen. bringen. Ab und zu mögen ungebetene Gäste auftauchen wie Angst oder Traurigkeit. Aber mit Gottes Hilfe können Sie sie schnell wieder zur Tür hinauswerfen! Gottes Gedanken für uns sind gut, wie es in seinem Wort steht: „Ich wünsche, dass es dir in allen Dingen gut gehe und du gesund seist, so wie es deiner Seele gut geht“ (3. Johannes 2). Die Bibel hat viel über Freude zu sagen. Allein das Wort kommt sehr, sehr oft vor. Es besteht kein Zweifel daran, dass Gott uns ein Leben voller Freude schenken möchte. Und während wir warten, können wir sicher sein: Allein seine Gnade genügt. Es grüßt Sie herzlich Ihre Elisabeth Mittelstädt

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{persönlich} 3 Ganz persönlich „Ich verstehe dich!“ Elisabeth Mittelstädt 14 Friederike Garbe „Ich will Leben bewahren“ Ellen Nieswiodek-Martin 22 Liebe das Leben! – Karin Schmid 24 „Was tun Sie gerne?“ – Lynne Hybels 28 „Ich lasse mir die Freude nicht stehlen!“ Darlene Zschech 40 Der lange Abschied von meinem Vater … und wie ich innere Heilung fand. – Jeanette Scheuernstuhl 52 Mehr als nur eine Nummer – Christine Caine

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„Ich will Leben bewahren“

62 Nie zu spät Der Kapitän, das Affenbaby und mein Herzenswunsch – Anita Povalec 68 Meine Geschichte Der Überfall – Barbara Kipper

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Team fürs Leben Was kommt nach der Großfamilie?

Interview mit Eberhard und Claudia Mühlan T i tel f o t o : J a n i n e G u l d e n e r

{echt} 12 Die Reife des Herbstes 19 Kindern Flügel geben – Petra Bauer 20 Girl Talk Du bist begabt! – Melissa C. Feurer 30 Abschied vom Perfektionismus Wie Gott mir in der Depression begegnet ist – Petra Fromme 34 Meine Meinung Wie gehen Sie mit depressiven Gedanken um? 44 „Kommt Mama in den Himmel?“ Mit Eltern und Großeltern über Gott sprechen – Emily Ackerman 56 5 Irrtümer über Vergebung … und die befreiende Wahrheit – D. Easterday 81 Sag mal, ... Fragen an die Witwe von Nain 82 Nachgedacht Die Kraft der Vergebung – Delia Holtus

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Wenn dunkle Wolken aufziehen


{inhalt}

Lydia

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Die Reife des Herbstes

{lebensnah} 18 Nachgefragt Mein Mann ist depressiv – Annemarie Pfeifer 36 Wenn dunkle Wolken aufziehen Leide ich an einer Depression? – Richard Serbin 46 Meine schrecklich nette Familie Warum ich gern in einem Mehr-Generationen-Haus lebe – Theresa Voigt 50 Unter uns Müttern „Mama, tanzt du mit mir?“ Saskia Barthelmeß

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Abschied vom Perfektionismus

64 „Du schnarchst!“ „Das kann gar nicht sein“, antwortet mein Mann empört, „ich habe noch gar nicht geschlafen!“ Rosel Westermann 66 Überall diese Socken! – Irmgard Kornmann 72 Heilige heute Frauen wie wir • Gottes Führung entdecken Bettina Cornelia Schmidt • Gott braucht keine Hormontabletten! Marion Meusel • Trauer verwandelt in Freude Maritta Geschwandtner • Der Regenbogen Elke Ottensmann

„Ich lasse mir die Freude nicht stehlen!“

{service} 10 Für Sie gelesen 48 Schmunzeln mit LYDIA 60 LYDIA kreativ – Imke Johannson 71 Liebe Leser 76 Gut informiert, Neu inspiriert 80 Leserbriefe 81 Impressum

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L y dia

Interview

Leben mit Claudia und Eberhard Mühlan:

Team fürs Leben Was kommt nach der Großfamilie?

Sie haben Eltern im Chaos den Rücken gestärkt und unzähligen Familien und Paaren aus Krisen geholfen: Claudia und Eberhard Mühlan sind christliche Ehe- und Familienexperten und Mitbegründer des Werkes Team F. Seit über 30 Jahren vertrauen sich ihnen Menschen an mit den persön-

lichsten Fragen und Problemen. Denn Mühlans reden nicht nur aus der Theorie, sondern aus der

Praxis: Sie selbst sind seit 43 Jahren verheiratet. Sie haben 13 Kinder – sieben eigene und sechs angenommene – großgezogen und sind stolze Großeltern von 23 Enkeln. Wer ihnen begegnet, merkt, dass sie ein echtes „Team fürs Leben“ sind. Mit LYDIA blicken Claudia (62) und Eberhard (66) zurück: Was macht Kinder und Familien stark? Wie haben ihre eigenen Krisen sie geprägt und so manche Sicht verändert? Gleichzeitig blicken sie nach vorn: Was bewegt Familien heute, und welche Trends sehen sie? Außerdem erzählen sie, warum sie heute mehr unterwegs sind als je zuvor. Denn Mühlans setzen sich nicht zur Ruhe, sondern geben alles, um Familien zu stärken – weit über deutsche Grenzen hinaus.

Liebe Claudia, als ich euch vor 22 Jahren besucht habe, wohnten noch alle Kinder zu Hause. Marie war ein Baby und Tirza in der Trotzphase. Mittlerweile sind alle ausgezogen. Wie fühlt ihr euch im „leeren Nest“?

Claudia: Ein „Leeres-Nest-Syndrom“ kenne ich nicht. Wir sind zu zweit sehr glücklich. 38 Jahre haben wir ständig mit Kindern im Haus gelebt.

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Über 25 Jahre mit einem Pulk von Teenagern, was für mich die schönste Zeit war. In den letzten Jahren habe ich mich auf die neue Lebensphase vorbereitet: Ich bin mehr unterwegs gewesen mit Eberhard zu Seminaren und Vorträgen und habe mich weitergebildet. Außerdem besuchen uns unsere Kinder häufig. Von daher haben wir oft noch ein volles Haus!


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Foto: Janine Guldener


Jahreszeiten des

Lebens

friederike garbe

„Ich will

leben bewahren“

Friederike Garbe hat erst jenseits der 50 ihre Lebensaufgabe gefunden. Vor 13 Jahren hat sie an ihrem Haus die bundesweit zweite Babyklappe in Deutschland ein-

gerichtet. Im Lübecker „Agape Haus“ nimmt sie alleinstehende junge Mütter auf, aber auch Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Nebenbei arbeitet die 68-Jährige als Model – nicht zuletzt, um die Lebensgemeinschaft zu finanzieren.

D

er Alarm schrillt durch das weitläufige Treppenhaus im Lübecker „Agape Haus“. Er schmerzt in den Ohren – unmöglich, ihn zu überhören. Auch das Handy von Friederike Garbe gibt ein lautes Signal von sich. Sobald die Babyklappe geöffnet und ein Kind in das Wärmebett dahinter gelegt wird, springt ein ausgeklügeltes Warnsystem an. Die Klappe in der Fassade des Lübecker Kaufmannshauses ähnelt auf den ersten Blick einem Briefkasten. Dahinter verbirgt sich ein Wärmebettchen. „Moses“ steht auf der Rückseite des Bettes. Wird die Klappe geschlossen, lässt sie sich von außen nicht mehr öffnen. Erst eine Minute später ertönt der Alarm – so lange hat die Mutter Zeit, wegzugehen. Heute liegt allerdings kein Findelkind im Bettchen, sondern Friederike Garbe demonstriert einer Gruppe von Erzieherinnen, was passiert, wenn eine Mutter ihr Kind hinter der Klappe ablegt. 14 Kinder hat Friederike Garbe schon aus diesem Bettchen geholt. Das älteste war 15 Monate, das jüngste wenige Stunden alt.

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„Die Idee, eine Babyklappe einzurichten, kam mir, als die Polizei auf der Müllkippe ein totes Baby gefunden hatte. Kurz zuvor war in Hamburg die erste Babyklappe in Deutschland eröffnet worden. Da wusste ich, dass wir so etwas auch in Lübeck brauchen“, erinnert sie sich. Die damals 55-Jährige setzte alle Hebel in Bewegung und holte die Erlaubnis der Senatorin ein. Im Jahr 2000 durfte sie die Babyklappe am „Agape Haus“ installieren. Es war bundesweit die zweite Babyklappe. Liebe zu Findelkindern An einem Sonntagabend schrillte der Alarm das erste Mal. Die kleine Sarah lag im Bettchen. Wenn eine Mutter die Babyklappe von außen öffnet, findet sie einen Brief. Darin informiert Friederike Garbe die Mutter über ihre Rechte, bietet Hilfe an und sichert ihr zu, dass das Baby in gute Hände kommt. Sie bittet auch darum, dass sie ihrem Kind einen persönlichen Gruß schickt. Sarahs Mutter schrieb: „Ich habe viele Probleme. Sarah passt nicht in mein Leben. Bei euch wird sie ein besseres Leben

haben. Es tut mir sehr, sehr leid.“ Eine andere Frau drückte es so aus: „Ich habe es getan, weil du es bei einer anderen Familie besser haben wirst. Ich bete zu Gott, dass wir uns eines Tages wiedersehen. Ich liebe dich. Deine Mama.“ Eine Mutter brachte es nicht über sich, das Baby in die Klappe zu legen. Sie klingelte und drückte Friederike Garbe ihr Kind in den Arm. „Sie hatte um 15 Uhr entbunden, brachte den Säugling abends ins ,Agape Haus‘, um dann am nächsten Tag wieder arbeiten zu gehen“, erzählt Friederike Garbe. Sie ist davon überzeugt, dass sowohl die anonyme Geburt als auch die Babyklappen das Leben von Neugeborenen retten können. Sie sieht darin eine legale Möglichkeit für Frauen, die nicht abtreiben wollen, aber auch nicht für das Kind sorgen können: „Frauen, die ihre Kinder abgeben, sind keine Rabenmütter, sondern handeln aus großem Verantwortungsgefühl heraus.“ Jedes Baby wird zuerst von einem Arzt untersucht und von der Hebamme versorgt. Die erste Nacht schläft es dann im Ehebett der Garbes, am nächsten Tag schalten sie


F o t o s : P r i vat

Viele lernen hier zum ersten Mal die Geborgenheit einer Familie kennen. Friederike Garbe spielt mit einem Kind im „Agape Haus“ das Jugendamt ein. Alle abgegebenen Babys wurden nach der gesetzlich vorgegebenen Wartefrist adoptiert. Bis das Kind zu den Adoptiveltern kommt, versorgt Friederike Garbe es persönlich. „Ich war eine Last“ Friederike Garbe weiß, was es bedeutet, einsam und ungewollt zu sein. „Ohne meine eigene Geschichte gäbe es dieses Haus nicht“, sagt sie. „Als ich im Januar 1945 auf die Welt kam, war ich ein unerwünschtes Kind.“ Während die Menschen vor der Roten Armee flohen, kam die kleine Friederike Christine im Breslauer Krankenhaus auf die Welt. „Ich war eine Last für meine Mutter. Gerade 25 Jahre alt, musste sie die Flucht organisieren und für mich, meine Schwester und die hilflose Großmutter sorgen. Mein Vater war gefallen, der Großvater gestorben. Niemand rechnete damit, dass ich die Reise überlebte.“ Die Familie erreicht Lübeck. Irgendwann heiratet die Mutter wieder: Die Ehe entwickelt sich unglücklich. Friederike bezeichnet den Mann als aggressiv. Als die Mutter

die Scheidung durchkämpft, schickt sie die Siebenjährige zu einem „Landaufenthalt für unterernährte Kinder“ in die Schweiz. Die vier Monate bei der Schweizer Familie sind für die kleine Friederike eine schwere Zeit. „Ich war dort eine billige Hilfskraft und arbeitete hart. Ich bekam zwar genug zu essen, aber niemand kümmerte sich darum, wie es dem kleinen Mädchen seelisch ging. Ich war einsam, hatte großes Heimweh.“ Sie vermisst ihre Oma, die wichtigste Bezugsperson in ihrem jungen Leben. Als sie vier Monate später nach Hause zurückkehren darf, war die Oma gestorben. „Danach quälten mich Ängste. Ich konnte es nicht aushalten, alleine zu sein“, erinnert sie sich. Der Alltag im Nachkriegsdeutschland ist hart, die Familie hatte wenig Geld. „Meine Füße waren ständig wund und aufgeplatzt, weil ich immer barfuß laufen musste“, sagt sie. Um sich Schuhe kaufen zu können, arbeitet sie auf dem Feld. „Wahrscheinlich habe ich seitdem einen Schuhtick“, schmunzelt sie. Sie trägt rote Stiefeletten mit passenden Stulpen über den schmalen Hosen. Die zierliche Frau

mit den langen hellgrauen Haaren und dem strahlenden Lächeln erzählt ruhig von ihrer schwierigen Kindheit. Heute kann sie darüber reden. Lange Zeit war das unmöglich. Sehnsucht nach Geborgenheit Als junges Mädchen will sie Schauspielerin und Sängerin werden. Das erlaubt die Mutter nicht. Mit 19 lernt Friederike den Architekten Günter Garbe kennen. In seinem Büro beginnt sie eine Ausbildung zur Bauzeichnerin. „Es war eine Katastrophe! Ich dachte, das sei ein kreativer Beruf, aber ich war völlig fehl am Platz“, erinnert sie sich. Heirat und eine eigene Familie schienen der Ausweg zu sein. „Ich sehnte mich nach Geborgenheit, nach einem Zuhause.“ Mit 20 heiratet sie den sechs Jahre älteren Günter. Er stammt aus einer gläubigen Familie, hat sich allerdings als Jugendlicher vom Glauben abgewandt. Für Friederike ist er der Halt in ihrem unruhigen Leben. Mit 21 bringt sie ihren Sohn Michael zur Welt. Drei Jahre später folgt Tochter Julia. „Nun war ich am Ziel meiner Träume angekommen. Aber ich wusste nicht, wie Familienleben

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interview mit darlene zschech

„Ich lasse mir die

Freude nicht stehlen!“

Das Leben lieben und Gott loben – geht das auch mitten im Alltagsstress oder in schweren Zeiten? Für Darlene Zschech (47), weltbekannte Lobpreisleiterin und Songwriterin, ist Glaube genau dann erfahrbar. Im exklusiven LYDIA-Interview erzählt sie von persönlichen Tälern, aber auch, wie sie Kraft findet und sich die Freude nicht rauben lässt.

Liebe Darlene, nach vielen Jahren als Lobpreisleiterin singen Sie heute vor allem von Gottes Sieg. Warum?

Es gibt Zeiten im Leben, in denen wir diesen Sieg nicht sehen. Wir leiden, und Gott scheint nichts zu tun. Was dann?

Mitten im Schmerz von Gottes Sieg zu singen – das ist Glaube. Und die Substanz des Glaubens ist sehr real, auch wenn wir die Auswirkungen nicht immer sehen. In der Bibel finden wir viele Beispiele, etwa die unfruchtbare Frau in Jesaja. Sie sollte singen, bevor sie das Wunder erlebt. Das ist Glaube!

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F o t o : D av i d A n d e r s o n P h o t o g r ap h y

Weil die Menschen genau das brauchen! Es gibt so viel Schweres auf der Welt. Da will ich aufstehen und sagen: „Aber schau, Gott ist da! Er liebt dich, und du bist ihm nicht egal. Das Kreuz ist so viel mehr als ein Halsschmuck. Am Kreuz hat sich alles verändert für dich und mich. Jesus hat gesiegt. Es ist vollbracht. Deshalb brauchst du nicht mehr mit Angst, Scham oder Selbstverurteilung zu leben.“


Wir lernen nicht nur auf dem Berggipfel, wie wir Gott loben und mit ihm leben können. Nein, auch im tiefsten Tal können wir ihn erleben und ihm vertrauen. Das ist die Schönheit des Glaubens an Christus. Er ist so anders als alles, was die Welt uns bietet. Gottes Licht verlöscht nie. Während ich in den letzten Jahren durch einige tiefe Täler ging, habe ich viel in den Psalmen gelesen. Besonders von König David kann ich lernen, mitten im Schmerz zu singen. Singen in der Dunkelheit. Er drückt seinen Schmerz deutlich aus. Aber er kommt auch weg von „Ich Armer!“ hin zu „Wie groß ist Gott!“ Das ist Glaube.

gefunden, die mir niemand mehr nehmen kann. In ihm habe ich ein Zuhause gefunden, und die Freude darüber ist immer da, egal, wohin ich gehe. Sie hängt nicht davon ab, ob ich mich gut oder schlecht fühle oder alles glattgeht. Niemand kann sie mir nehmen. Nur ich selbst. Ich kann mich vor ihr verschließen. Aber ich habe beschlossen, mich für sie zu öffnen. Denn dann geht es mir (und meiner Familie!) besser. Schließlich haben wir Frauen großen Einfluss auf

auch Freundinnen, denn Gott hat besonders uns Frauen für Beziehungen geschaffen. Manche Menschen sagen, sie hätten viele Freunde. Das glaube ich nicht so ganz. Die meisten haben nur ein oder zwei echte Freunde, die auf lange Sicht durch dick und dünn an ihrer Seite bleiben. Ja, das hilft mir: Im Alltag mit anderen verbunden bleiben. Ehrlich und offen sein. Wir müssen uns nicht allein durchs Leben kämpfen ...

Durch welche Täler sind Sie gegangen?

Oh, viele. In unserer Familie sind einige an Krebs erkrankt. Mein Mann und ich haben dadurch in den letzten Jahren beide unseren Vater verloren. Durch eine Fehlgeburt verloren wir ein Kind. Außerdem mussten wir mit falschen Anschuldigungen umgehen. Alles Dinge, die viele Menschen kennen. Dinge, die sehr herausfordern. Familien sind nicht perfekt. Gemeinden sind nicht perfekt. Und wir selbst sind es auch nicht. Manchmal sind wir bitter enttäuscht von uns selbst: „Müsste ich dies oder jenes nicht unter Kontrolle haben und schon viel weiter sein?“

Foto: Sam Noerr

Obwohl Sie Schweres erleben, klingen Sie fröhlich. Wie schützen Sie die Freude in Ihrem Herzen in harten Zeiten?

Als ich Jesus begegnet bin, habe ich eine Freude gefunden, die mir niemand mehr nehmen kann. In ihm habe ich ein Zuhause gefunden, und die Freude darüber ist immer da, egal, wohin ich gehe.

Ich bin allgemein ein fröhlicher Mensch. Aber ich glaube auch, dass Freude eine Frucht des Heiligen Geistes ist. Deshalb hängt sie nicht von Umständen ab. Ich schätze, ich habe irgendwann auch eine Entscheidung getroffen: Ich lasse mir die Freude nicht stehlen! Ich bin bereits mit 15 Jahren von zu Hause ausgezogen und musste mich durchschlagen. Innerlich war ich gebrochen. Doch als ich Jesus begegnet bin, habe ich eine Freude

die Stimmung zu Hause. Ich will nicht launisch sein, sondern mich vom Heiligen Geist leiten lassen. Viele Frauen fühlen sich überlastet, weil das Leben so viel von ihnen fordert. Wie finden Sie im Alltag Stärke und Mut?

Zuallererst muss ich wissen, woher meine Hilfe kommt: von Gott. Das ist der Schlüssel. Ich wünsche mir, dass Gottes Kraft in meinem Leben sichtbar wird. Ich brauche

Nein! Ich glaube, wir Frauen erleben oft viel Druck, dass wir perfekt sein sollen. Nicht nur wir, sondern auch unser Zuhause, unsere Kinder und alles andere. Nach dem Motto: „Sei perfekt in allem und streite dich nie!“ Aber das ist völliger Quatsch. Da kann ich nur sagen: Entspannt euch! Nehmt den Druck raus. Lasst uns einander einfach lieben. Ehrlich und echt. Das ist alles, was Gott uns aufträgt. Er sagt: „Komm so zu mir, wie du bist. Komm mit der Wahrheit und lass dich von mir verändern. Wenn du versuchst, dich selbst zu verändern, richtest du nur ein Durcheinander an. Erlaube mir, dich zu verändern. Konzentriere dich ganz auf mich, und erinnere dich daran, wie sehr ich dich liebe.“

Darlene Zschech lebt mit ihrem Mann Mark, drei Töchtern und zwei Enkelkindern in Australien. Gemeinsam mit ihrem Mann leitet sie die „Hope Unlimited“-Gemeinde in New South Wales sowie die internationale Hilfsorganisation HOPE:Global. Darlene ist vor allem bekannt durch ihre langjährige Mitarbeit in der Hillsong Church in Sydney. Seit über 20 Jahren schreibt sie Lieder, die Menschen rund um den Globus singen. Eines ihrer bekanntesten Lieder ist „Shout to the Lord“ („Ruft zu dem Herrn“). Ihr aktuelles Album heißt „Revealing Jesus“ (Gerth Medien). 2004 erschien ihr Interview in LYDIA „Der Kuss des Himmels“. Ines Maynard

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Burn-out

Petr a Fromme

Abschied vom Perfektionismus

Wie Gott mir in der Depression begegnet ist

Gerade war unser drittes Kind geboren. Alles schien perfekt. Doch zwei Monate nach der Geburt bekam ich eine schwere Infektion. Ich musste ein Antibiotikum einnehmen, und der Arzt erklärte mir: „Das Medikament kann in die Muttermilch übergehen und dem Kind schaden. Deshalb sollten Sie ab sofort mit der Flasche füttern.“ Durch das abrupte Abstillen geriet mein Hormonhaushalt völlig durcheinander. Laut den Laborwerten befand ich mich hormonell in den Wechseljahren! Diese zusätzliche Belastung war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte – ich fiel in eine schwere Depression.

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S

chon seit Jahren hatte mich mein Lebensstil viel Kraft gekostet. Überall war ich aktiv. Es gab ja so viele Gelegenheiten, sich für das Gute einzusetzen! Da ich meinen eigenen Ansprüchen aber meist nicht genügte, begleiteten mich oft Schuldgefühle und eine diffuse Angst, dass Gott und Menschen von mir enttäuscht sein könnten. Aufgrund dieses Verhaltensmusters fiel es mir schwer, zur Ruhe zu kommen und mich zu entspannen. Ich wollte Gott und den Menschen gefallen, es allen recht machen, von allen geliebt werden. Gott sollte stolz auf mich sein. Im Grunde aber trieb mich Furcht: Obwohl ich bestimmt schon über hundert Mal gehört hatte, dass Gott mich liebt, war ich überzeugt davon, dass ich nicht genügte. Jahrelang hatte ich immer „alles geschafft“, möglichst perfekte Leistungen erbracht. Doch nun ging gar nichts mehr. Zum ersten Mal in meinem Leben scheiterte ich an den Anforderungen, die ich zu bewältigen hatte. Die Erschöpfung war so groß, dass ich mich fragte, wie ich es eigentlich geschafft hatte, jeden Morgen aufzustehen. Ich erschrak über meine eigenen Gedanken und Gefühle. Angst, ja Panik vor dem Sterben und auch vor dem Leben stieg in mir auf. Innere Schmerzen quälten meine Seele, die wie sonnenverbrannte Haut bei jeder Berührung mit einem Problem oder Leid in dieser Welt zusammenzuckte. Verletzungen aus der Vergangenheit kamen an die Oberfläche. Selbstanklagen und Zweifel erfassten mich und legten mich lahm. Was sollte aus meinem Leben werden? Würde ich jemals wieder für meine Familie da sein und meine Kinder versorgen können? Nicht alleine Es ging immer weiter bergab mit mir. Irgendetwas war nicht mehr wie sonst, und das machte mir große Angst. Vor lauter Kopfschmerzen konnte ich kaum noch schlafen, und so überwies mich meine Hausärztin in eine Klinik. Mein Mann brachte mich dorthin. Wir weinten beide. Die Ärzte sollten eine genaue Diagnose meines Leidens stellen, und ich wollte zur Ruhe kommen. Doch dieser Aufenthalt war eine einzige Katastrophe. Ich konnte mich überhaupt nicht entspannen und kaum schlafen. Schuldgefühle überfielen mich, und ich schämte mich. Was in aller Welt machte ich hier? Sollte ich

nicht zu Hause bei meiner Familie sein? Vor allem bei meinem süßen kleinen Baby, das ich noch Wochen zuvor selig gestillt hatte? Warum war das alles geschehen? In dieser Zeit hielten einige treue Freunde zu mir Kontakt. Meine Eltern und Schwiegereltern kümmerten sich um die Kinder. In der Gemeinde beteten Menschen für mich. Es war ein starker Trost, nicht alleine zu sein. Ich versuchte mich durch Spazierengehen und Schwimmen zu entspannen, aber das funktionierte nicht. Mein Gedankenkarussell nahm ich ja immer mit. Doch auf einem Spaziergang war es mir plötzlich, als flüsterte Jesus mir im Herzen zu: „Ich bin der Hirte für deine Kinder!“ Das tröstete mich ein wenig. Ja, er würde sie auf seinen Schultern tragen. Gott passt auf Meine Schwägerin fand eine christliche Klinik für mich: das Diakonie-Krankenhaus Elbingerode im Harz. Nur eine Woche nach der Entlassung aus der ersten Klinik konnte ich dort aufgenommen werden. Im Aufnahmegespräch sagte mir die Oberärztin: „Vertrauen Sie Ihre Kinder Gott an! Er passt jetzt auf sie auf.“ Wie tröstlich war das für mich! So begann mein Aufenthalt in der christlichen Klinik. Trotz vieler ermutigender Erlebnisse war es eine schwere Zeit. Eines Morgens, als ich niedergeschlagen zum Frühstück kam, fragte mich eine Mitpatientin aufmunternd: „Hast du schon die Losung gelesen?“ Sie meinte den Tagesvers der Herrnhuter Losungen, die viele Christen weltweit lesen.

Ich schüttelte den Kopf. Aber im nächsten Moment las eine Krankenschwester den Vers auch schon vor: „Dein Schaden ist verzweifelt böse, und deine Wunden sind unheilbar. Aber ich will dich wieder gesund machen und deine Wunden heilen, spricht der Herr“ ( Jeremia 30,12.17). Was für ein Hoffnung spendendes Wort! Ich hatte das Gefühl, dass Gott diesen Vers extra für mich ausgesucht hatte. In der folgenden Zeit wurde er zu einem Anker, an dem ich mich festmachte, wenn die Stürme und Strudel mich in die Tiefe reißen wollten. Trotz meiner Probleme und Schwächen fühlte ich mich in der Klinik wertgeschätzt und angenommen. An jedem Werktag gab es eine Andacht, die mich oft persönlich ansprach. Aussagen Gottes wie „Fürchte dich nicht!“ und „Ich liebe dich!“ sickerten langsam in mein Herz und erreichten trotz mancher Empfangsschwierigkeiten meine Seele. Gleichzeitig forderten die Mitarbeiter mich heraus, mein Leben anzuschauen, Schmerzen zuzulassen und neue Schritte zu gehen. Viele Gefühle hatte ich einfach in meiner Seele weggeschlossen. Nun kamen sie an die Oberfläche, zum Beispiel Wut und Groll gegenüber Menschen, die mich verletzt hatten und denen ich noch nicht vergeben hatte. Ich erkannte, dass ich mich diesen Gefühlen nicht gestellt, sondern sie einfach hinuntergeschluckt hatte. Schmerz zulassen Ich merkte: Allzu oft hatte ich nur oberflächlich vergeben, weil ich dachte, als Christ müsste ich das tun. Ich hatte mich

Schwäche ist kein Hindernis, sondern eine segensreiche Grenze, die mich daran erinnert, wer Gott ist und wer nicht.

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Identität

C h r istine C aine

Ungewollt. Namenlos. Vater unbekannt. So kam Christine zur Welt: als Baby Nummer 2508. Sie kämpfte mit Selbstwertproblemen, Ängsten und Zweifeln – bis sie ihrer wahren Identität auf die Spur kam ... Und diese Erkenntnis veränderte ihr Leben: Heute setzt sie sich für andere ein, die sich wertlos fühlen, vor allem für solche Menschen, die scheinbar nur eine Nummer sind.

Mehr als nur eine

Nummer „Christine?“, fragte Mama. „Möchtest du die ganze Wahrheit wissen?“ Mein Herz setzte einen Schlag aus. So wie sie diese Frage gestellt hatte, konnte das nur eins bedeuten. Ich blickte ihr forschend in die Augen. Gerade eben hatte mein Bruder erfahren, dass er nicht das leibliche Kind unserer Eltern war. Schließlich sagte ich mit erstickter Stimme: „Ich bin auch adoptiert.“ Ein einziges erdbebenartiges Gespräch hatte alles, was ich über meine Familie zu wissen glaubte, auf den Kopf gestellt. Fast ein Jahr lang rang ich mit mir, ob ich mehr über meine Adoption erfahren wollte. Sollte ich Näheres über meine leiblichen Eltern wissen? War das in Gottes Sinne? Unter der Oberfläche brodelten viele Fragen in mir.

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Baby Nummer 2508 Monate später gab der Postbote einen Umschlag vom Amt für Soziale Dienste ab. Ich holte tief Luft und riss ihn auf. Unter der Überschrift „Nähere Angaben zum Kind vor der Adoption“ stand der Name meiner leiblichen Mutter. Hinter „Name des Vaters“ stand nur ein Wort: UNBEKANNT. Ich schluckte. Mein Blick rutschte zur nächsten Zeile. Ich hatte das Gefühl, als hätte mir jemand in den Magen geboxt. Bei „Name des Kindes“ stand ein einziges Wort in fett gedruckten Buchstaben: NAMENLOS. ‚Das bin ich also‘, dachte ich. ‚Namenlos, von Unbekannt und ungewollt – hier ist es schwarz auf weiß beurkundet.‘ Diese Vorstellung schmerzte mich mehr als die

Tatsache, dass ich zur Adoption freigegeben worden war. Keinen Namen zu haben, war genauso schlimm, als wenn man mich irgendetwas Schreckliches genannt hätte: wertlos oder misslungen, unbrauchbar, ungenügend. Die Worte hagelten wie Steine auf mich ein. Ist es nicht seltsam, zu welchen Schlussfolgerungen wir kommen, wenn wir bestürzt und voller Zweifel sind? Wie schnell akzeptieren wir, was jemand anderes gesagt hat, und ziehen falsche Schlüsse über uns selbst! Warum ist es so schwer, zuerst auf das zu hören, was Gott über uns sagt? Warum hören wir mehr auf die Stimmen anderer Menschen als auf seine? Wenn es zu einem Kampf zwischen Herz und Kopf kommt, ist es das Beste, sich


Fotos: Equip & Empower Ministries

bewusst zu machen, was Gott sagt. Das hat mich die Erfahrung gelehrt. Also schnappte ich mir meine Bibel und die Adoptionsunterlagen und setzte mich auf die Couch. Ich fühlte ein Drängen, das ganz klar von Gott kam: Öffne mein Wort und lies Jesaja 49! Dort las ich: „Als ich noch im Mutterleib war, hat er meinen Namen genannt.“ Meine wahre Identität Das war die Wahrheit: Gott hatte mich schon beim Namen gerufen, als ich noch im Bauch meiner Mutter war – bevor diese Akte mich als „namenlos“ abstempelte! Ich spürte, wie Gott mir zuflüsterte: „Für mich bist du keine Nummer. Diese Unterlagen hier sagen nichts über dich oder deine Bestimmung aus. Deine Freiheit hängt

davon ab, ob du zulässt, dass dir das, was ich über dich denke und sage, wichtiger ist als alles, was andere Menschen über dich denken und sagen. Du bist nach meinem Bild geschaffen, nicht nach ihrem.“ Gottes Wort war wie frische Luft. Es gab mir Auftrieb. Gott würde mir helfen, diese Mitteilung zu verarbeiten. Und er würde mir Wege aufzeigen, wie diese Offenbarung, die mein Selbstbild auf den Kopf stellte, zu seiner Ehre dienen konnte. Seit jenem Tag habe ich in unzähligen Vorträgen anderen davon erzählt, wie ich meine wahre Identität in Christus gefunden habe. Warum ich tief in mir die Gewissheit habe, dass er mich berufen und beim Namen genannt hat. Mit der Zeit fiel mir auf, dass die Menschen hinterher jedes Mal Schlange

standen, um mir ihre eigenen Adoptionsgeschichten zu erzählen. Mit jedem Gespräch, mit jeder Träne, die über eine Adoption vergossen wurde, erkannte ich: Ich konnte anderen helfen zu entdecken, dass sie von Gott erwählt waren! Vom Fliegen und Vertrauen Obwohl ich jahrzehntelang erlebt habe, dass Gott mich nie im Stich, sondern mir alles zum Besten dienen lässt, muss ich mich immer wieder dafür entscheiden, ihm zu vertrauen. Früher gehörte ich zum Beispiel zu den Menschen, die nur dann in ein Flugzeug steigen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Das Risiko zu verunglücken ängstigte mich schrecklich. Das Fliegen strapazierte

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D 1 2 0 1 3 / Post ver triebsstück/Gebühr bezahlt/Lydia Verlag/Ger th Medien GmbH/Dillerberg 1/D -35614 Asslar-Berghausen

„Lieber Herr, durch dein Wort willst du mich so durch mein Leben führen, dass ich auf vieles zurückblicken kann, was durch deine Gnade gelungen ist – nicht nur am Abend eines Tages, sondern auch am Abend meines Lebens.“

Photo: Ge t t yimages

S a bi n e B o c k e l

A u s : „E i n P s a l m

in meinem

Herzen. Mit

den

Psalmen

durch das

J a h r . A b e n d g e b e t e .“ H r s g . v . E l i s a b e t h M i t t e l s tä d t (B e s t e l l n u m m e r 816909)


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