Schwesterherz - 9783865916846

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„Auf keinen Fall!“, rief Esther in einem erneuten Anfall von Panik. „Gehen Sie weg!“ „Schon gut!“, beschwichtigte Markus. „Regen Sie sich nicht auf. Ich gehe, ja? Ich verlasse die Wohnung und schließe die Tür von außen. Einverstanden?“ Esther antwortete nicht und lauschte stattdessen jedem Geräusch, das sie von draußen vernehmen konnte. Sie hörte, wie jemand davonging, wie dessen Schritte immer leiser wurden, dann vernahm sie das unverkennbare Klappen der Wohnungstür. Anschließend war Ruhe. Trotzdem konnte Esther noch nicht aufatmen. Sie war nicht sicher, ob sie dieser Situation trauen konnte. Was war, wenn Markus sie reinlegen wollte? Wenn er die Tür von innen geschlossen und sich anschließend wieder herangeschlichen hatte? Nicht, dass er einen hinterhältigen Eindruck vermittelt hätte. Aber man wusste ja schließlich nie! Aufgrund dieser Befürchtung blieb Esther weiter auf den kalten Badezimmerfliesen sitzen und lauschte in die Stille ihrer Wohnung hinein. Die Minuten verrannen und aus der Wohnung war kein Geräusch zu hören. Nur das leise Ticken der Badezimmeruhr drang zu Esthers Ohren vor und schien eine fast hypnotisierende Wirkung auf sie auszuüben. Sie wurde müde. Außerdem war ihr kalt. Sie verkroch sich immer tiefer in ihren Bademantel, aber auch das half nur begrenzt. Irgendwann zitterte sie vor Kälte fast so stark wie vorhin vor Angst. Sie sehnte sich nach ihrem Bett. Sie konnte doch nicht die ganze Nacht im Badezimmer verbringen! Sie rappelte sich mühsam hoch, bezwang ihre schlotternden Knie und ging langsam zur Tür. Fast beschwörend starrte sie auf das Schloss. Sollte sie es wagen? Sie drückte ihr Ohr an das Türblatt und horchte. Es war nichts zu hören. Also gab sie sich einen Ruck, drehte vorsichtig den Schlüssel im Schloss herum und drückte die Türklinke herunter. 15


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