Prolog Weihnachten
Es war so weit.
Emily Anderson hatte ihr ganzes Leben lang auf diesen Augenblick gewartet. In der Kiste, die vor ihr auf dem Boden stand, befand sich ein ganzes Leben … ihr Leben. Der Inhalt konnte ein Fenster in die Vergangenheit sein, ein flüchtiger Blick in eine Zeit, zu der sie noch so viele Fragen hatte. Aber wenn sie nun enttäuscht würde? Was wäre, wenn der Inhalt sie nicht weiterbrachte? Einen Augenblick lang saß Emily reglos da und starrte die Kiste an. Zweifel ballten sich wie Gewitterwolken über ihr zusammen. Dies war ihre letzte Chance. Falls die Kiste nur Erinnerungsstücke aus der Schulzeit enthielt, gerahmte Fotos und alte Plüschtiere, würde sie wissen, dass sie wieder einmal in eine Sackgasse geraten war. Und wenn nicht noch ein Wunder geschah, dann wäre damit die Suche nach ihren Eltern endgültig zum Scheitern verurteilt. Sie legte ihre Hände auf den verstaubten Deckel der Kiste und strich mit den Fingern über die darauf geschriebenen Worte. Laurens Kiste. Das Behältnis musste mittlerweile fast neunzehn Jahre alt sein. Sie hatte einen Kloß im Hals und schluckte, um ihn hinunterzuzwingen. „Mom …“ Sie starrte auf den Namen ihrer Mutter. „Hast du mir vielleicht einen Hinweis hinterlassen?“ Sie schloss die Augen und legte die Arme um die Kiste. „Bitte, Gott, lass mich irgendetwas finden.“ Unten bereiteten ihre Großeltern gerade das Abendessen vor. Sie hatten ihr etwas Zeit gegeben. Ihr lieber alter Großvater 5